Titel: | Ueber Fälschungen der Lebensmittel und über Küchengifte; als: Brod, Bier, Wein, Thee, Kaffee, Rahm und Milch, der geistigen Getränke, Käse, Senf, Baumöl, Weinessig, Pfeffer, Salz, Konfekt und andern Artikeln, welche man im Hauswesen braucht, und die Mittel, sie zu entdecken. |
Autor: | Friedrich Accum [GND] |
Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. XLV., S. 440 |
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XLV.
Ueber Fälschungen der Lebensmittel und über Küchengifte; als: Brod, Bier, Wein, Thee, Kaffee, Rahm und Milch, der geistigen
Getränke, Käse, Senf, Baumöl, Weinessig, Pfeffer, Salz, Konfekt und andern Artikeln, welche man im Hauswesen braucht, und
die Mittel, sie zu entdecken.
Von
Friedrich Accum
(Fortsezung.)
Accum über Verfälschung der Lebensmittel.
Nicht einmal einige der gewoͤhnlichsten und
wohlfeilsten Apothekerwaaren koͤnnen der faͤlschenden Hand der
gewissenlosen Droguisten entgehen. So wird z.B. der Kreuzdorn-Syrup, anstatt
von dem Safte der Kreuzdornbeere (rhamnus catharticus)
bereitet zu werden, aus der Frucht der Erle, welche schwarze Beeren traͤgt,
und von der Frucht der Duͤrrlizenbaͤumen, Cornelkirschenbaͤumen
gemacht. Man kann sogar eine Mischung von den Beeren der Kreuzdornen, den schwarzen
Erlenbeeren und den Duͤrrlizen bei einzelnen Verkaͤufern von
medizinischen Kraͤutern oͤffentlich ausgeboten sehen. Dieser Betrug
ist jedoch durch Oeffnen der Beere leicht zu entdecken; die Kreuzdornbeere hat
meistens vier Samenkoͤrner, die von der Erle zwei; die Duͤrlizbeere
aber nur einen; und wenn man die Kreuzdornbeere auf weißem Papier zerdruͤckt,
so entstehen gruͤnfaͤrbige Flecken, was bei den andern Beeren der Fall
nicht ist.
Anstatt des Wurmsamen (artemisia santonica) wird
haͤufig der Saame von Rainfarn, oder doch beides gemischt, zum Verkaufe
gebracht.
Eine große Zahl der kostbarsten Spezerei-Artikel wird so haͤufig
gefaͤlscht, daß es schwer ist, aͤchte, zum Gebrauche sich eignende zu
finden; auch laͤßt sich die Faͤlschung eben nicht leicht entdecken.
Die groͤbern Mißbraͤuche moͤgen freilich bald aufgedeckt
werden. Wenn z.B. aͤtherisches Oel mit Alkohol gefaͤlscht ist, so wird
dasselbe bei einem Zugusse von Wasser milchig; – bei einer Faͤlschung
mit ausgepreßten Oelen wird der Alkohol die fluͤchtigen Theile
aufloͤßen, und das Uebrige zuruͤcklassen; bei Mischung mit
Terpentinoͤl wird, wenn man ein in diese Mischung getauchtes
Stuͤckchen Papier bei einer maͤßigen Waͤrme trocknet, der
Terpentin sich bald durch den Geruch verrathen. Aber die feinsten Artisten haben
andere Methoden hinsichtlich des Faͤlschens erfunden, welche ieder
Untersuchung Hohn sprechen. Denn da die fluͤchtigen Oele in den allgemeinen
Eigenschaften der Aufloͤßbarkeit in Weingeist und der Verfluͤchtigung
bei der Siedhize uͤbereinstimmen, so ist es klar, daß verschiedene Mischungen
unter denselben statt haben, und die theuerern mit den wohlfeilern vermengt werden
koͤnnen, ohne daß es moͤglich waͤre, durch eine der
erwaͤhnten Untersuchungen den Mißbrauch aufzudecken. Die Parfumeurs
versichern, daß allein der Geruch und Geschmack die eigentliche Beschaffenheit des
Dinges zu erproben vermoͤge, wenn z.B. sagen sie, eine Rinde in jeder
Hinsicht guter Zimmtrinde gleicht, auch woͤrtlich als die aͤchte Rinde
des Zimmetbaumes auf eine unbestreitbare Art erwiesen waͤre, so verwerfen wir
sie doch, wenn sie nicht den Zimmet-Geschmack, oder diesen nur sehr schwach
haben sollte. Dasselbe ist der Fall mit wahrem Zimmet-Oel. Der Gebrauch und
die Gewohnheit, oder die Vergleichung mit bekannten Mustern (Proben) lehrt uns
allein richtig uͤber die Guͤte der Spezereiwaare oder ihrer Oele
urtheilen.
Die Pfeilwurz, die fecula der Maranta
arudinacea, welche die Drogisten verkaufen, ist meistens
eine Mischung von Kartoffelstaͤrke und Pfeilwurz.
Dieses Faͤlschungs-System erstreckt sich auch uͤber die in
verschiedenen Handels- und Manufakturzweigen vorkommenden Artikel: z.B.
Leinenbaͤnder und verschiedene andere Waaren dieser Art fuͤr die
Haushaltung sind nicht von Leinenfaden allein, sondern von Leinen und Wolle gemacht.
Die Malerfarben, und nicht blos solche, welche die Kunstmaler brauchen, wie
UltramarinAechter Ultramarin wird in konzentrirter Salpetersaͤure farbenlos., KarminAechter Karmin loͤset sich im fluͤssigen Ammonium ganz auf., LackAechter Krapp- und Karmin-Lack werden sich beim Abkochen in
einer konzentrirten Aufloͤsung von Soda oder Pottasche
aufloͤsen., Antwerper BlauAechtes Antwerper Blau wird die Farbe im fluͤßigen
Florine
fluͤßigen Florine nicht verlieren., ChromgelbAechterAechtes Chromgelb soll mit
Salpetersaͤure nicht aufbrausen., und TuschDer beste Tusch bricht splitterich, zeigt einen sanften glatten Bruch, und
fuͤhlt sich beim Reiben gegen den Zahn, sanft, nicht sandig an., sondern auch die geringern Farben, deren sich die Anstreicher bedienen,
sind mehr oder minder verfaͤlscht. So ist bei der leztern Art BleiweisAechtes Bleiweis soll sich in Salpetersaͤure ganz aufloͤsen,
und die Aufloͤsung durchsichtig bleiben, wenn man sie mit einer
Aufloͤsung von schwefesaurer Soda vermischt. mit kohlensauren oder schwefelsauren Baryt, ebenso KarmesinAechter Vermilion soll sich, der Gluͤhhize ausgesezt, ganz
verfluͤchtigen, auch dem Weingeiste beim Digeriren keine rothe Farbe
mittheilen. mit Mennig vermischt.
Die in der Haushaltung gewoͤhnliche Seife ist haͤufig mit einer
ansehnlichen Portion von weißem Lehm aus St. Stephane in Cornwall
verfaͤlscht. In der Druckpapier-Manufaktur wird eine bedeutende
Quantitaͤt Gypsmoͤrtel zum Papierstoffe gemengt, um das Gewicht des
Manufaktur-Artikels zu vergroͤßern. – Das Sahlband von Tuch ist
haͤufig mit dauernden Farben gefaͤrbt, und kuͤnstlich an das
Ende von schlechtgefaͤrbtem Tuche angestoßen. Die Betruͤgereien, die
bei Gaͤrbung der Haͤute, in den Manufakturen der Messerschmiede, der
Edelsteinschneiderei veruͤbt werden, uͤbersteigen allen Glauben. Der
Zweck aller solcher gewissenlosen modernen Manufakturen scheint zu seyn, Zeit und
Arbeit so viel als moͤglich zu ersparen, und die Quantitaͤt der
Erzeugnisse, ohne Ruͤcksicht auf deren Qualitaͤt moͤglichst zu
vermehren. – Scharfsinn und Beharrlichkeit behaupten sich gegen alle Verbote,
und sind im Stande die hoͤchste Aufmerksamkeit der Regierung zu
taͤuschen. Der heftige und unersaͤttliche Durst nach Gewinn, welcher
die gegenwaͤrtige Zeit vorzuͤglich charakterisirt, sezt jede
menschliche Kraft in Thaͤtigkeit, und treibt unwiderstehlich zum Erfinden
fort; und, wo der Gewinn das herrschende Prinzip wird, da kommt sogar das
moͤgliche Opfer von eines Mitmenschen Leben zulezt in Betrachtung; man kann
daher wegen der Verschlechterung fast aller Lebensbeduͤrfnisse und
Annehmlichkeiten, sowohl im buͤrgerlichen als religioͤsen Sinne mit
Recht sagen: daß wir mitten im Leben doch im Tode uns
befinden.
Nachgemachter PfefferThe philosophical Magazine. February 1820..
Schwarzer Pfeffer ist die Frucht einer staudenartigen
kriechenden Pflanze, welche in Ostindien wild waͤchst, und wegen ihrer Beere
in Java und Malabar mit Vortheil gebaut wird. Die Beeren sammelt man vor
eingetretener Reife, und trocknet sie an der Sonne. – Sie werden schwarz und
runzlicht an der Oberflaͤche.
Daß man nachgemachte Pfefferkoͤrner mit aͤchtem Pfeffer vermengt
entdeckt habe, ist eine genug bekannte ThatsacheThomsons Annals of Chemistry 1816, Repository of Arts vol. 1. 1816.. Eine solche Verfaͤlschung kann in der Haushaltung beim Gebrauche
dieser Artikeln große Unannehmlichkeiten und Nachtheile verursachen. Ich habe auf
Verlangen des Acciseamtes bedeutende Ladungen von schwarzem und weißem Pfeffer
untersucht, und als Resultat gefunden, daß dieselben ungefaͤhr 16 per Cent. von dieser Art enthielt. Der falsche Pfeffer
wird von Oelkuchen (dem Residium des Leinsamens, aus welchem das Oel gepreßt worden
ist), von gewoͤhnlichem Lehm und einer Portion Cayennischem Pfeffer bereitet,
zu einer Masse gebildet, mittelst Durchtreiben durch ein Sieb gekoͤrnt, und
dann in einem Gefaͤße gerollt. Die Methode, diesen Betrug zu entdecken, ist
mit keiner besondern Beschwerde verbunden. Man darf nur ein Muster von diesem
verdaͤchtigen Pfeffer in ein Geschirr mit Wasser werfen; die
kuͤnstlich gemachten Pfefferkoͤrner werden zerfallen, der
aͤchte Pfeffer aber bleibt ganz.
Der gemahlene Pfeffer wird sehr oft dadurch verfaͤlscht, daß man zu einer
Portion aͤchten Pfeffers eine Quantitaͤt von Pfefferstaub oder den
Kehrig von dem Pfeffer-Niederlags-Plaͤzen mit etwas
cayennischem Pfeffer hinzuthut. Diesen Abfall verkauft man bekanntlich auf dem
Markte unter der Benennung P. D. (Pfefferstaub, pepper
dust.) Eine noch schlechtere Sorte dieses elenden
Unrathes oder Abfalles bezeichnen die Verkaͤufer durch die Abkuͤrzung
(D. P. D.
dust dirt. of pepper dust der Abfall oder Mist von
Pfefferstaub).
Die Verfaͤlschung des Pfeffers und die Bereitung oder Veraͤußerung
solcher Waaren, welche dessen Stelle vertreten sollen, ist unter schwerer StrafeGeorge III. c. 53. §. 21. 1819. verboten. Folgendes sind die Worte des Gesezes:
„Da kuͤrzlich nachgemachter Pfeffer verkauft, und bei verschiedenen
Pfefferhaͤndlern sowohl als bei andern Personen in Großbrittannien
gefunden worden; so wird anmit verordnet, daß vom und nach dem genannten 5. Juli
1819, wenn eine Waare oder eine Substanz, um Pfeffer nachzumachen, durch irgend
Jemand bereitet, mit Pfeffer vermischt, oder als solcher oder statt solchem,
oder als Surrogat desselben verkauft oder abgegeben, oder wenn eine solche Waare
oder Substanz, allein oder gemischt, als Verkaufsartikel gehalten, verkauft oder
abgegeben, oder zum Verkaufe dargeboten oder ausgesezt, oder in der Verwahrung
oder im Besize eines Pfefferhaͤndlers oder Verkaͤufers angetroffen
wird, dieselbe mit allem Pfeffer, mit welchem die Vermischung geschehen, mit
allem, worein dieselbe gepackt ist, verfallen sey, und von jedem
Accise-Beamten in Beschlag genommen werden koͤnne und solle, und
daß die Person, welche solche Waare, macht, bereitet, wie vorher gesagt,
vermischt, verkauft, dem Verkaufe aussezt, oder dieselbe abgiebt, oder in der
eigenen oder der Ihrigen Gewahrsame oder Besiz hat, die Strafsumme von
einhundert Pfund verwirkt haben solleMoͤchte doch anderwaͤrts, wo man nicht selten wegen
Bestrafung unbedeutender Diebstaͤhle etc. eine Reihe der
kuͤnstlichsten Gesezen schafft, waͤhrend der Mangel eines
Polizeistrafgesezbuches der Willkuͤhr Spielraum laͤßt, in
so bestimmten und klaren Ausspruͤchen dem fernern Betruge, die
wohlverdiente Strafe angekuͤndet werden! Anm. d. Uebers..
Weißer Pfeffer. Der gewoͤhnliche weiße Pfeffer
ist nachgemacht, und zwar aus schwarzem Pfeffer auf folgende Art bereitet. Man
legt den Pfeffer zuerst in Seewasser und Urin, stellt ihn dann mehrere Tage hindurch an die
Sonnenhize, bis die Rinde oder aͤußere Schale abfaͤllt; und nimmt
nun den Pfeffer aus dieser Beize, und reibt ihn mit der Hand, bis die Rinde ganz
abgehet. Die weiße Frucht wird vollstaͤndig getrocknet, und die Reste der
Rinde wie Spreu hinweggeblasen. Durch dieses Verfahren verschwindet ein großer
Theil der besondern Eigenthuͤmlichkeit, nemlich des stehenden scharfen
Geschmackes. Hinsichtlich des Wohlgeschmackes und der Qualitaͤt stehet
der weiße Pfeffer dem schwarzen Pfeffer immer nach.
Doch giebt es auch natuͤrlichen weißen Pfeffer, welchen eine Art von
Pfeffer-Pflanze liefert; dieser ist besser als der nachgemachte Pfeffer,
und nur sehr wenig von dem gewoͤhnlichen schwarzen Pfeffer
unterschieden.
Schaͤdlicher Cayenner-Pfeffer. Der
Cayenner Pfeffer ist ohne Unterschied eine Mischung von Pulver der getrockneten
Schoten von verschiedenen Arten des Capsicum, besonders des capsicum frutescens oder Vogel-Pfeffers,
welcher der allerschaͤrfste ist.
Diese jaͤhrige einheimische Pflanze wird in Suͤdamerika, auch auf
unsern westindischen Inseln haͤufig gezogen, und kommt selbst in unsern
Gaͤrten nicht selten vor, wegen der Schoͤnheit ihrer Schoten, die
lang, gespizt, haͤngend, anfaͤnglich von gruͤner Farbe, und
zur Zeit der Reise glaͤnzend orangeroth sind. Sie sind mit einem trocknen
lockern Mark gefuͤllt, und enthalten mehrere gleiche, flache,
bohnenfoͤrmige Samenkoͤrner. Der Geschmack des Capsicum ist
ausserordentlich stechend und scharf, als wenn man den Mund an Feuer
braͤchte.
Der Bestandtheil, welcher demselben diese stechende Eigenschaft giebt, ist in
Wasser und Alkohol aufloͤsbar.
Bisweilen wird dieser Pfeffer mit Mennig gefaͤlscht, damit ihn nicht das
Einwirken des Lichtes bleiche. – Diesen Betrug kann man auf der
Stelle entdecken, indem man in einer verschlossenen Flasche, die Wasser mit
geschwefelten Wasserstofgase enthaͤlt, ein Stuͤck dieses Pfeffers
schuͤttelt; denn es wird sogleich eine dunkle, unreine, schwarze Farbe
annehmen. Man kann auch die Pflanzenmaterie des Pfeffers zerstoͤren, wenn
man eine Mischung von einem Theile des verdaͤchtigen Pfeffers und drei
Theile salpetersaures Kali (Salpeter, oder von zwei Theilen salzsaurem Kali) in
kleinen Quantitaͤten gleichzeitig in einen gluͤhheißen
Schmelztiegel bringt. Die zuruͤckgebliebene Masse kann dann in schwacher
Salpetersaͤure digerirt, und die Aufloͤsungen auf den Bleigehalt
mit Wasser, das mit geschwefeltem Wasserstofgase geschwaͤngert ist,
versucht werden.
Schaͤdliches Poͤkel (Eingemachtes).
Vegetabilische Substanzen, welche man eingepoͤkelt aufbewahrt mittelst
der antiseptischen (der Faͤulniß widerstehenden) Kraft des Weinessigs,
deren Verkauf haͤufig von einer feinen lebhaft gruͤnen Farbe
abhaͤngig ist, und die besonders von den Seefahrern in Ungeheuern
Quantitaͤten verbraucht werden, sind oͤfter absichtlich mit Kupfer
gefaͤrbt. Gurken, franzoͤsische Bohnen, Meerfenchel, die
gruͤnen Schoten vom spanischen Pfeffer und viele andere
eingepoͤkelte Substanzen sind wider alle Erwartung oft mit diesem Metall
verunreiniget. Zahllose Ungluͤcksfaͤlle ruͤhren bekanntlich
von dem Gebrauche dieser zum Gaumen Reize gewaͤhlten Gegenstaͤnde
her, welchen die frische gefaͤllige Farbe, nach den in einigen neuern
Kochbuͤchern niedergelegten toͤdtlichen Formeln, mittelst Kochen
der Poͤkelbruͤhe mit Kupferstuͤcken oder durch langes
Stehenlassen in Metall-Geschirren ertheilt werde.
Dr. PercivalMedical transactions vol. w.p. 80. hat uns Nachricht von einem jungen Frauenzimmer gegeben, daß sie sich
waͤhrend der Anordnung ihrer Haare geluͤsten ließ, eingemachten
Meerfenchel zu essen, der mit Kupfer verunreiniget war. Sie klagte bald
uͤber Magenbeschwerden; nach fuͤnf Tag kam Erbrechen, welches zwei
Tage hindurch anhielt. Hierauf dehnte sich ihr Magen auf eine ungeheure Weise
aus, und neun Tage nach dem erwaͤhnten Genusse befreite sie der Tod von
ihren Leiden.“
Unter den vielen in neuern Kochbuͤchern gegebenen Rezepten beym gruͤne
Farbe zu geben, verdient nachstehendes besondere Ruͤge; es ist zu hoffen, daß
dasselbe bei neuen Ausgaben unterdruͤckt werde.
Gurken EinzumachenThe Ladies Library vol. 11. p. 203.. Man koche Weinessig in Glockenmetall oder einem kupfernen Geschirr, und
schuͤtte denselben, wenn es heiß siedet, auf die Kukummern.“
Gruͤn zu machenModern cookery or the English Housewife 2. edition. p. 94.. Man nehme etwas Gruͤnspan in der Dicke einer Haselnuß, fein
gepulvert, eine halbe Pint destillirten Weinessig und etwas Alaunpulver mit wenig
Seesalz. Man bringe alles in eine Bouteille, schuͤttle es, und lasse es
stehen, bis es hell wird. Man schuͤtte einen kleinen Theeloͤffel voll
an die Kochaͤpfel oder was man sonst gruͤn haben will.“
Mrs. E. RaffeldThe English Housekeeper. p. 352. 354. sagt: „um Poͤkel gruͤn zu machen, koche man
dieselben mit Kupferstuͤcken, oder lasse sie vierundzwanzig Stunden in
kupfernen oder metallnen Pfannen stehen.“
Um zu erfahren, ob Kupfer vorhanden ist, darf man die Poͤkel blos
verduͤnnen, und fluͤßiges Ammonium, mit einer gleichen Menge Wasser,
in einem verschlossenen Gefaͤße daruͤber schuͤtten; wenn der
Poͤkel das mindeste von Kupfer enthaͤlt, nimmt das Ammonium eine blaue
Farbe an.
Verfaͤlschung des Rahmes.
Der Rahm wird oft mit Reis-Pulver oder Pfeilwurz gefaͤlscht. Ersteres
wird haͤufig von Pastetenbaͤckern genommen, um Krem und
Eierkaͤse zu Torten und andern Pastetenbaͤckereien zu bereiten.
Leztere wird in den Milchkammem zu London haͤufig gebraucht. Die Pfeilwurz
verdient den Vorzug vor dem Reis-Pulver; denn, wenn man dieselbe mit Milch
durch eine maͤßige Aufwallung in einen dicken Schleim umwandelt, so theilt
sie nach Verduͤnnung mit Milch dem Rahm eine Konsistenz und eine scheinbare
Fuͤlle mit, die gar nicht unschmackhaft ist, ohne dem eigentlichen
Rahmgeschmack wesentlich Eintrag zu thun. Das Pfeilwurz-Pulver wird mit etwas
abgerahmter Milch in eine vollkommne, feine, gleichartige Mischung verwandelt; man
sezt noch mehr Milch bei; das Ganze wird einige Minuten lang, um die
Aufloͤsung der Pfeilwurz zu bewirken, abgekocht, und dann nach genugsamer
Abkuͤhlung mit dem Rahm vermischt. 220 bis 230 Koͤrner (oder drei gute
Theeloͤffel voll) Pfeilwurz reichen auf eine Pint Milch hin; und ein Theil
dieser Aufloͤsung wird mit drei Theilen Rahm vereiniget. Es darf kaum bemerkt
werden, daß diese Veraͤnderungen unschaͤdlich sind.
Uebrigens ist die Sache leicht zu entdecken. Gießt man auf einen Theeloͤffel
solchen Rahmes einige Tropfen von einer von Iodine in Weingeist gemachten
Aufloͤsung, so kommt sogleich eine dunkelblaue Farbe zum Vorschein; dagegen
aͤchter Rahm durch diesen Zuguß einen matten gelben Anstrich bekommt.
Schaͤdliches Zuckerwerk.
Bei Bereitung der Zuckerbohnen, des Konfekts, und anderer Arten von Zuckerwerk,
besonders der gewoͤhnlichen auf offener Straße zum Verkaufe ausgesezten
Zuckerwaare fuͤr Kinder, werden die groͤbsten Mißbraͤuche
begangen. Die weißen Zuckergebaͤcke, Zucker-Schoten genannt, sind gewoͤhnlich
aus einer Mischung Zucker, Staͤrke und Cornis-Lehm (einer Art sehr
weißer Pfeifen-Erde) verfertiget, so wie der rothe Streuzucker meistens mit
Vermilion gefaͤrbt wird. Dieses Pigment ist in der Regel mit Mennig
gefaͤlscht. Andere Zuckerwaaren werden oft durch das Faͤrben mit
Kupfer-Praͤparat verderblich. Dies mag folgende Erzaͤhlung des
Herrn Miler
Phil. Mag. N. 258. vol.
liv. 1819. p. 317. bestaͤttigen.
Ich habe in dem philosophischen Magazin fuͤr den Monat September einen Artikel
uͤber vergiftete Theeblaͤtter gefunden; dies erinnert mich an eine
hoͤchst tadelnswerthe Gewohnheit, den Zuckerliquor mit einer der Gesundheit
sehr nachtheiligen Substanz zu verunreinigen. Da ich seit einiger Zeit im Hause
eines Zuckerbaͤckers wohne, so bemerkte ich, wie die gruͤnen
Phantasie-Zuckerwerke gefaͤrbt werden; es geschieht durch eine
Aufloͤsung von Saftgruͤn in Branntwein. Das Saftgruͤn selbst,
welches aus dem Safte der Kreuzbeere bereitet wird, ist an und fuͤr sich ohne
Zweifel eine ganz unschaͤdliche Substanz; allein die Farbenmacher haben schon
seit mehreren Jahren verschiedene Abstufungen (Nuͤancen) dieser Farbe
bereitet, wovon einige aͤußerst glaͤnzend sind, was zuverlaͤßig
blos durch Beimischung von einem Kupfer-Praͤparat bewirkt wird.
Das Zuckerwerk, welches hiebei folgt, hat, wie Sie finden werden, unverkennbare
Spuren einer solchen Verunreinigung mit Kupfer. Es sollte daher die Gewohnheit,
solche Zuckerwerksachen zu faͤrben, ganz abgeschafft werden, da die
Verfertiger nicht auf die Gefahr bringende Eigenschaft der dabei angewendeten
Substanzen achten.
Die vom Auslande kommenden eingemachten, gewoͤhnlich in runden
hoͤlzernen Schachteln verkauften Sachen sind haͤufig mit Kupfer
verdorben.
Die Verfaͤlschung der Zuckerwaare durch Lehm laͤßt sich mittelst des
bloßen Aufloͤsens des Konfektes in einer großen Quantitaͤt kochenden
Wassers wahrnehmen. Wenn der Lehm nach dieser Mischung einige Tage ruhig bleibt, so
faͤllt er auf den Boden des Geschirres; und hat man dann das klare
Fluͤssige durchseihet, und das Sodiment allmaͤhlig trocken werden
lassen, so kann man dieses ganz gesondert erhalten. War die Verfaͤlschung
durch Lehm geschehen, so wird das Praͤzipitat bei einer Gluͤhhize im
Kopfe einer gewoͤhnlichen Tabakspfeife eine Ziegelhaͤrte annehmen.
Die Anwesenheit von Kupfer entdeckt man durch Uebergießen des Konfektes mit
fluͤßigem Ammonium, welches beim Vorhandenseyn jenes Metalls ohne Verzug eine
blaue Farbe annimmt. Eine Zumischung von Blei offenbart sich, wenn Wasser, welches
schwefelsaueres Wasserstoffgas mit Salzsaͤure enthaͤlt, auf das
Zuckerwerk gebracht wird; denn ist wirklich Blei zugegen, so entsteht schnell eine
dunkelbraune oder schwarze Farbe.
Schaͤdliche Schwaͤmme in Salzbruͤhe (Poͤkel).
Dieser Artikel wird sehr oft auf die ausgesonnenste und tadelnswertheste Weise
verfaͤlscht. Taͤglich kann man ansehnliche Quantitaͤten finden,
welche bei einer chemischen Probe die staͤrkste Kupferbeimischung nachweisen.
Ja, diese Bruͤhe ist nicht selten gar nichts anderes, als das Residuum,
welches nach dem zur Gewinnung des destillirten Weinessigs vorgenommenen Prozesse
zuruͤckbleibt; es ist folglich mit einer Abkochung von der aͤußern
gruͤnen Wallnußschale verduͤnnt, und mit Gewuͤrznelken,
Cayennischen Pfeffer, Piment, Zwiebel und gewoͤhnlichen Salz versezt.
Die Quantitaͤt Kupfer, welche wir mehr als einmal in dieser Bruͤhe, die
so gerne wegen der Wohlfeilheit vom groͤßern Haufen gebraucht wird, entdeckt
haben, ist betraͤchtlicher, als jene des Bleies in andern bei der Haushaltung
vorkommenden Artikeln.
Folgende Schilderung des Herrn Lewis
Literary Chronicle. N. 24. p. 379. wird hinreichend seyn, das Publikum auf diese Sache aufmerksam zu
machen.
„Ich kaufe haͤufig bedeutende Quantitaͤten
von Poͤkel und andern Kuͤchen-Saucen, theils fuͤr
mein eigenes Etablissement, theils auch zum weiter senden. So kaufte ich neulich
von einem Saucen-Verfertiger eine Quantitaͤt von
Wallnuß-Schwaͤmmen (Catsup), welche
dem Anscheine nach vortrefflich waren; allein bald mußte ich zu meinem Erstaunen
der Vermuthung bei mir Raum geben, daß der Artikel mit schaͤdlichen
Substanzen vermischt seyn mochte, und zwar sahe ich mich dazu durch die
Beobachtungen veranlaßt, die ich als Gastwirth zu machen gewohnt bin,
woruͤber ich mich jedoch nicht weiter herauslassen will. Ich wollte nun
dieses Gemisch von verdaͤchtiger Waare naͤher
untersuchen.“
„Da diese Schwaͤmme, wie gewoͤhnlich, und zwar so zubereitet
waren, daß die aͤußere gruͤne Wallnußschale nach der
gehoͤrig an der Sonne erlangten Schwaͤrzung in Verbindung mit
ordinaͤrem Salze, einer Portion Piment und Pfefferstaub, in
gewoͤhnlichem, jedoch mit Weinessig-Extrakt, der in den
Brennkolben der Weinessigsieder zuruͤck zu bleiben pflegt,
gestaͤrktem Weinessig in Kupfer abgekocht worden, so glaubte ich, daß
diese eingemachten Schwaͤmme durch Kupfer verunreiniget waͤren. Um
mich hievon ganz zu uͤberzeugen, kochte ich ein Quart in einem steinernen
Topfe bis zur Trockne ab, wodurch sich eine dunkelbraune Masse bildete. Diese
brachte ich in einen Schmelztiegel, den ich uͤber dem Kohlfeuer der
Gluͤhhize aussezte, bis das Ganze sich in eine poroͤse schwarze
Kohle verwandelt hatte. Durch Steigerung der Hize mittelst des Blasebalges,
waͤhrend ich die Masse im Schmelztiegel mit einem Tabakspfeifenstiel
aufruͤhrte, gieng diese Masse nach zweistuͤndiger Einwirkung
verstaͤrkter Hize in graulichweiße Asche uͤber; Metall konnte man
jedoch nicht wahrnehmen. Nun, goß ich etwas Scheidewasser darauf, wodurch sich
fast das Ganze und zwar mit Aufbrausen aufloͤste. Nachdem es so lange
ruhig gestanden hatte, als nothwendig war, damit sich der unaufloͤsliche
Theil sezen konnte, erschien eine glaͤnzend graßgruͤne
Aufloͤsung, die einen starken Metallgeschmack hatte. Kaum hatte ich in
dieselbe eine Messerklinge getaucht, als diese schon eine glaͤnzende
Kupfer-Bedeckung erhielt.
„Offenbar waren also diese Wallnuß-Schwaͤmme mit vielen
Kupfer verunreiniget. Da ich dem Saucenmacher hievon Kenntniß gab, versicherte
mich derselbe, es sey diese Methode, Saucen zu bereiten, allgemein, und er
selbst habe wohl schon seit zwanzig Jahren die Saucen auf solche Art
zubereitet.
„So verhaͤlt sich die Sache, die ich oͤffentlich bekannt
machen wollte. Goͤnnen Sie daher derselben einen Plaz in ihrem
literaͤrischen Zeitblatte; es kann vielleicht dadurch Mancher, der sich
sonst um die gewoͤhnliche Saucen-Bereitung mittelst Absieden in
Kupfer, wodurch das Fluͤssige verunreiniget und vergiftet wird, nichts
bekuͤmmerte, fuͤr die Zukunft darauf aufmerksam gemacht
werden.“
Vergifteter Eierrahm.
Die Blaͤtter der Kirschlorbeer, prunus
lauro-cerasus, einer giftigen Pflanze, haben einen Nußgeschmack,
aͤhnlich dem der Koͤrner von Pfirsichsteinen oder der bittern Mandeln,
welcher gewoͤhnlich dem Gaumen behaglich ist. Diese Blaͤtter wurden seit
mehreren Jahren von Koͤchen angewendet, um dem Eierrahm, Pudding, Krem, und
andern Tafel-Leckerbissen einen Mandel oder Koͤrner aͤhnlichen
Geschmack zu geben.
Man hat behauptet, daß das Lorbeergift bei Eierrahm und andern Kochartikeln wegen der
Unbedeutenheit seiner Quantitaͤt in denselben durchaus unschaͤdlich
sey. Es lassen sich uͤber viele Beweise vom Gegentheil und ein ganz neuer
Vorfall anfuͤhren, wo vier Kinder, welche einen auf solche Art zubereiteten
Eierrahm genossen hatten, sehr schwer leiden mußten.
„Mehrere kinder in einer Kostschule, nahe bei Richmond, genossen von einem
Eierrahm, der mit Blaͤttern von der Kirschlorbeer zugerichtet war, wie
die Koͤche haͤufig thun; vier dieser armen unschuldigen Kleinen
litten dadurch außerordentlich. Zwei, ein Maͤdchen von sechs und ein
Knabe von fuͤnf Jahren fielen in tiefen Schlaf, aus dem man sie
schlechterdings nicht wecken konnte. Aller angewendeten aͤrztlichen
Bemuͤhungen ungeachtet, blieb der Junge gegen zehn Stunden, und das
Maͤdchen neun Stunden lang in einem Zustande der Erstarrung. Ein anderes
Maͤdchen von sieben Jahren klagte uͤber heftige Schmerzen im
Unterleibe. Sie genaßen endlich nach dreitaͤgigem Uebelbefinden. Mit
wahrer Theilnahme gebe ich Ihnen hievon Nachricht, um Sorglose auf die
verderblichen Wirkungen der Kuͤchengerichte, die mit dem heillosen Kraut,
der Kirschlorbeer, bereitet werden, aufmerksam zu machen. Ich bin Thomas Lidiard
Literary Chronicle. N. 22. p. 348. 1819..“
Welcher Mensch mit Sinn und Verstand wird es der Willkuͤhr eines unwissenden
Koches uͤberlassen, so verderbliche Ingredienzien in Pudding und Krem zu
mengen? Wer anders als
ein Wahnsinniger kann seine Lebensmittel mit Gift wuͤrzen? –
Wasser von Kirschlorbeer-Blaͤtter destillirt, wird haͤufig mit
Branntwein und andern geistigen Getraͤnken vermischt, um denselben den
Geschmack der Magenstaͤrkung, Noyau genannt,
mitzutheilen. Die Schaͤdlichkeit dieses so lange zur
Geschmack-Erhoͤhung gebrauchten Fluidums war bis zum Jahre 1728 gar
nicht gekannt; damals aber hatte der ploͤzlich nach dem Trinken von
destillirtem Kirschlorbeer-Wasser erfolgte Tod zweier Frauenspersonen in
Dublin die verderbliche Eigenschaft desselben gezeigt.
Schaͤdliche Sardellen Sauce.
Verschiedene Muster von Fisch-Saucen haben bei der Untersuchung Bleigehalt
gehabt. Die Fisch-Sauce macht man gewoͤhnlich so, daß man die
zerbrochene Sardelle in einem Moͤrser zerreibt, und der zerriebenen Masse,
welche eine dunkelbraune Farbe hat, ohne besondere Gefahr vor Entdeckung, etwas
venetianisches Roth zur Faͤrbung zugiebt, was auch, wenn es aͤcht ist,
als ein unschaͤdlicher Faͤrbestoff gelten kann; es sind aber auch
Beispiele vorhanden, daß dieses Pigment mit Rotherz, welches nichts als eine bessere
Art von Mennig oder rothem Bleioxyd ist, verfaͤlscht war, was sich nach der
oben angegebenen Methode (S. 107.) entdecken laͤßt. Der gewissenhafte
Handelsmann, dem es weniger um die Farbe zu thun ist, gebraucht statt dieses Giftes
ein unschaͤdliches Pigment, armenischen Bolus.
Ueber die Wirkung der verschiedenen Wasserarten, in der
Anwendung zum Hauswesen oder auf Kunstgeschaͤfte, und der Methode sich von
der Reinheit derselben zu versichern
Aus Accums Schrift „Ueber Faͤlschung der Lebensmittel.
Uebersezt aus Repository of Arts, Literature, Fashions
April 1820. No. 411.
Es bedarf keiner besondern Forschung, um die Ueberzeugung zu gewinnen, daß die
verschiedenen Wasser, welche aus den Erdtiefen, oder aus Quellen, Fluͤssen
oder Seen kommen, sich sowohl durch die Eigenheit des Geschmackes, als durch andere
Beschaffenheiten nicht selten bedeutend von einander unterscheiden. Wenigen wird
unbemerkt geblieben seyn, wie verschieden das zu haͤuslichen und zu
Kunstzwecken gebrauchte Wasser sey; die Unterscheidung zwischen hartem und weichem Wasser ist
Jedermann bekannt.
Ganz reines Wasser trifft man selten in der Natur an.
Gesundheit und Wohlbehagen im Familien-Kreise und manche erwuͤnschte
Vortheile fuͤr das haͤusliche Leben haͤngen gar sehr davon ab,
daß man gutes und gesundes Wasser erlangen koͤnne. Daher ist denn auch eine
genauere Kenntniß der Beschaffenheit und Heilsamkeit der verschiedenen
taͤglich und haͤufig zur Speisebereitung gebrauchten Wasserarten
unbestreitbar ein wichtiger, ein der Aufmerksamkeit wuͤrdiger Gegenstand.
Die Wirkung, welche fremdartige im Wasser befindliche Stoffe erzeugen, sind bei
weiten bedeutender, als man bei der ersten Ansicht glauben moͤchte. Es kann
nicht gelaͤugnet werden, daß sogenanntes hartes
oder mit Erdtheilen geschwaͤngertes Wasser einen entschiedenen Einfluß auf
einige sehr wichtige
Funktionen des menschlichen Koͤrpers habe. Es werden dadurch die traurigen
Symptome, uͤber welche die mit Sand und Gries geplagten Personen
gewoͤhnlich klagen, vermehrt; und man koͤnnte noch manche andere
Krankheiten nennen, welche durch den Gebrauch eines Wassers, in dem sich viele
salzige oder erdige Substanzen befinden, immer noch mehr gesteigert werden.
Nicht minder ist die Reinheit des Wassers, welches zu vielen Kunstgeschaͤften
und Manufakturen gebraucht wird, von großem Belange. Bei Erzeugung des
Malz-Auszugs ziehet man das weiche Wasser dem harten vor, Jeder
Braͤuer weiß, daß die moͤglich groͤßte Quantitaͤt von
Malz–Extraktiv-Stoff in der moͤglich kuͤrzesten Zeit und
mit den geringsten Kosten, mittelst des weichen Wassers erlangt werde.
In der Faͤrbekunst hindert hartes Wasser die Aufloͤsung mancher
Farbstoffe, und aͤndert sogar den natuͤrlichen Ton mancher zarten
Farbe, waͤhrend auf gleiche Art dasselbe seine erdigen und salzigen Stoffe
bei andern Farben niederschlaͤgt, und diese in die feinen Stofffasern
eindringen, wodurch die Weichheit und der Luͤster der Farbe verloren
geht.
Der Bleichrr kann ein mit Erdsalz geschwaͤngertes Wasser nicht wohl brauchen;
und eine kleine Portion Eisen reicht zu, um der Leinwand eine gelbliche Farbe zu
geben.
Wer Mahlerfarben bereitet, muß schlechterdings das moͤglich reinste Wasser
haben; dieß ist wesentlich nothwendig, um die verschiedenen delikaten Farben mit
Sicherheit herzustellen. Karmin, rother Lak, Ultramarin, Indian-Gelb koͤnnen ohne vollkommen reines Wasser gar nicht
gemacht werden.
Um Flachs zu weichen oder zu roͤsten ist reines Wasser absolutes
Beduͤrfniß; in hartem Wasser muß der Flachs Monate lang liegen, bis dessen
Verbindung angegriffen wird, und doch wird die holzichte Materie nicht
veraͤndert und die Faser wirklich gesondert.
Auch bei der Kochkunst ist die Wirkung eines mehr oder minder reinen Wassers am Tage.
Gutes und reines Wasser erweicht die Fibern thierischer und vegetabilischer Stoffe
schneller als das harte Wasser. Jeder Koch weiß, daß
trockne oder reife Erbsen und andere mehlichte Koͤrper aus dem Pflanzenreiche
im harten Wasser nicht so bald weich gekocht werden
koͤnnen; weil das Mehlichte in dem mit Erdsalzen geschwaͤngerten
Wasser nicht gaͤnzlich aufgeloͤst wird.
Gruͤne Eßwaaren sind zaͤrter, wenn sie in weichem Wasser gesotten
werden; obgleich das harte Wasser ihnen eine bessere Farbe mittheilt. Uebrigens kann
man sich die Wirkung von hartem und weichem Wasser auf folgende Weise anschaulich
machen.
Experiment.
Man lasse zwei Portionen Theeblaͤtter, mit Beobachtung eines ganz
gleichfoͤrmigen Verfahrens, unter ganz gleichen Umstaͤnden, in
gleichen, aber besondern Gefaͤßen, von denen das eine hartes, das andere
weiches Wasser enthaͤlt, heiß oder kalt einweichen; der Aufguß mit dem
weichen Wasser wird bei weiten den staͤrksten Geschmack haben, obgleich
weniger Farbe, als der Aufguß mit hartem Wasser. Mit einer Mischung von
schwefelsaurem Eisen nimmt jener eine staͤrkere Schwaͤrze an; mit
einer Aufloͤsung von thierischer Gallerte giebt derselbe einen reichlicheren
Niederschlag; woraus zugleich erhellet, daß das weiche Wasser mehr
Gaͤrbestoff und Gallaͤpfelsaͤure aus den Theeblaͤttern
gezogen hat, als unter gleichen Umstaͤnden mittelst des harten Wassers
geschehen konnte.
Viele Thiere, welche weiches Wasser zu trinken gewohnt sind, nehmen das harte gar
nicht an. Besonders zeigen die Pferde Liebe fuͤr das Erstere. Auch die Tauben
trinken kein hartes Wasser, wenn man sie an weiches gewoͤhnt hat.
Kennzeichen eines guten Wassers.
Ein gutes Merkmal von der Reinheit eines Wassers ist die Weichheit desselben. Diese
Eigenschaft kann man sogleich durch die Beruͤhrung wahrnehmen, wenn man darin
die Haͤnde mit Seife waͤscht. Gutes Wasser muß schoͤn
durchsichtig seyn; auch die schwaͤchste Truͤbe deutet auf das Daseyn
einer fremdartigen Materie. Will man die vollkommene Durchsichtigkeit eines Wassers
erproben, so darf man nur eine Quantitaͤt desselben in ein glaͤsernes
Gefaͤß – je weiter dieses ist, desto besser – gießen, so daß es
moͤglich wird in eine bedeutende Masse solcher Fluͤssigkeit
perpendiculaͤr hinein zu schauen; aus solche Art ist es viel leichter,
sogleich den geringsten Grad von Truͤbheit zu entdecken, als wenn das Wasser
durch das Glas – zwischen Auge und Licht – betrachtet wird. Es muß
ganz farb- und geruchlos seyn, aber einen feinen und angenehmen Geschmack
haben. Beim Umgießen aus einem Geschirr in ein anderes muß es Luftblaͤschen
treiben. Huͤlsenfruͤchte muͤssen darin sich weich sieden
lassen, und mit Seife vermischt, muß sich eine gleichfoͤrmige opalisirende
Fluͤssigkeit bilden, welches auch nach stundenlangen Stehen noch
unabgesondert bleibt.
Das gewoͤhnliche Wasser verdankt seinen Geschmack und viele seiner guten
Wirkungen auf Thiere und Vegetabilien der Anwesenheit von Luft und kohlensaurem
Gase. Quellwasser, das mehr Luft enthaͤlt, als Flußwasser, hat einen
lebhaftern Geschmack.
Frisch gesottenes Wasser, aus welchem dadurch diese Gase vertrieben worden sind,
schmeckt daher fade und schaal. Fische koͤnnen in einem dieser elastischen
Fluͤssigkeiten beraubten Wasser gar nicht leben. 100 Kubikzoll von dem New-River (Neu-Fluß) Wasser, womit ein
Theil dieser Hauptstadt versehen wird, enthalten 2,25 Kohlensaͤure, und 1,25
gewoͤhnliche Luft. Das Wasser der Themse hat eine noch groͤßere
Quantitaͤt gewoͤhnlicher Luft, aber eine kleinere Portion
Kohlensaͤure.
Wenn Wasser, das nicht genug mit gewoͤhnlicher Luft gefaͤttiget ist,
mit diesem elastischen Fluidum in Bewegung gebracht wird, so wird ein Theil der Luft
absorbirt; aber die zwei Hauptgase der Atmosphaͤre, Sauerstoff und Stickstoff, sind nicht gleich
affizirt, da ersterer bei der Anwesenheit des leztern absorbirt wird.
Nach Herrn Dalton absorbirt,
wenn Wasser mit atmosphaͤrischer Luft in Beruͤhrung ist, und 79 Theile
Nitroge n und 21 Oxygen
vorhanden sind, 1/64 von 79/1000 salpetererzeugendes Gas = 1,234, und 1/27 von
Sauerstoffgas = 778, also im Gesammtbetrage 2,012.
Durch destilliren wird das Wasser von fremden Stoffen frei gemacht; man muß daher bei
chemischen Versuchen, wo Genauigkeit ein Haupterforderniß ist, destillirtes Wasser
nehmen. Hartes Wasser kann man im Allgemeinen durch einen
Zuguß von einer Aufloͤsung basisch kohlensaurem Kalk verbessern; oder, wenn
die Haͤrte blos von der Anwesenheit von kohlensaͤuerlichem Kalk
herruͤhrt, so hilft das bloße Sieden schon sehr merklich; ein Theil der
Kohlensaͤure verfluͤchtiget sich, und der neutrale kohlensaure Kalk
schlaͤgt sich zu Boden; man kann dies zum Waschen hart gerinnender Seife
brauchen. Kommt aber die Haͤrte von schwefelsaurem Kalk (Gyps) her, dann
nuͤzt das Sieden nichts.
Wenn man Quellwasser zum Waschen nimmt, so thut man wohl, dasselbe einige Zeit der
freien Luft in einem weiten Geschirre auszusezen. Ein Theil der Kohlensaͤure
wird auf solche Art beseitiget, und ein Theil des kohlensauren Kalk faͤllt zu
Boden. Herr Dalton
Dalton Manchester Memoirs. vol. IV. p. 55. hat beobachtet, daß, jemehr man von einer Quelle schoͤpft, desto
weicher das Wasser werde.