Titel: | Verbesserung im Baue der Kunst-Weberstühle, wodurch eine größere Menge von Baumwollenzeug in einer gegebenen Zeit ohne allen Nachtheil in Hinsicht auf Güte des Gewebes gewoben werden kann, als auf irgend einer anderen Art der bisher bekannten Kunststühle, und worauf Archib. Buchanan, Baumwollenzeug-Fabrikant zu Catherine (Catherine Cotton Works), Interessent bei dem Hause James Finlay und Comp. in Glasgow, am 10ten October 1823 sich ein Patent geben ließ. |
Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. VI., S. 40 |
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VI.
Verbesserung im Baue der Kunst-Weberstühle,
wodurch eine größere Menge von Baumwollenzeug in einer gegebenen Zeit ohne allen
Nachtheil in Hinsicht auf Güte des Gewebes gewoben werden kann, als auf irgend einer
anderen Art der bisher bekannten Kunststühle, und worauf Archib. Buchanan, Baumwollenzeug-Fabrikant zu
Catherine (Catherine Cotton Works), Interessent bei dem
Hause James Finlay und Comp. in Glasgow, am 10ten October 1823 sich ein Patent geben
ließ.
Aus dem London Journal of Arts and Sciences. Mai 1824.
S. 244.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Finlay's Verbesserung im Baue der Kunst-Weberstühle.
Der Zwek dieser Verbesserung ist, einen Wechsel in der
Geschwindigkeit der Schwingung der Lade an dem Kunststuhle zu erhalten, dessen
Vortheil darin besteht, daß die Lade, waͤhrend die Schuͤze durch das
getheilte Gelese der Kette durchfaͤhrt, beinahe still steht, und dann mit
einem schnellen starken Schlage den Eintrag einschlaͤgt. Die Erfindung
beschraͤnkt sich demnach auf einen Theil der Maschine, der die Lade in
Bewegung sezt, und besteht in Anwendung zweier excentrischen Zahnraͤder A und B, Fig. 16, Tab. II. Die
Lade a schwingt sich auf zwei Mittelpuncten am Grunde
ihrer Fuße, b, und ist mit dem excentrischen Rade B durch die Kugelstange c
verbunden. Dises Rad B wird von dem groͤßeren
excentrischen Rade A in Umdrehung gesezt.
Der Patenttraͤger erklaͤrt die Art, wie diese excentrischen
Raͤder verfertigt werden, auf folgende Weise: „der Umfang, in
welchen die Zaͤhne eingeschnitten sind, weicht von der
gewoͤhnlichen Kreisform in dem Maße ab, als die verlangte Bewegung der
Lade es erfordert. Um ein solches Rad A zu bauen,
wie ich es bei dem Weben glatter Zeuge brauche, und wie es auf der Spindel der
Schaͤmel angebracht ist, wird folgende Beschreibung und Erklaͤrung
hinreichen. Der groͤßte Durchmesser desselben betraͤgt
ungefaͤhr 19 Zoll, und der kleinste 16; die Abweichung von der Kreislinie ist
demnach ungefaͤhr 3 Zoll. Diese Abweichung kann nach dem
Gutduͤnken des Werkmeisters vergroͤßert oder vermindert werden, je
nachdem derselbe die Schnelligkeit, mit welcher die Lade sich abwechselnd
bewegen soll, verstaͤrken oder vermindern will.“
„Um die gehoͤrige Excentricitaͤts-Krumme zu erhalten,
beschreibe man zwei Kreisen, den einen mit dem groͤßten, den anderen mit
dem kleinsten Durchmesser. Man theile die Kreise in irgend eine beliebige Anzahl
gleicher Theile, z.B. 64, und ziehe Halbmesser von dem Mittelpuncte dieser
Kreise nach den Eintheilungspuncten am Umfange des aͤußeren Kreises. Man
theile den Raum zwischen den Kreisen in dieselbe Anzahl gleicher Theile, wie den
Umfang, und trage einen derselben auf die ersten Halbmesser, zwei auf die
zweiten u.s.f. auf, bis alle aufgetragen sind. Man wird auf diese Weise Puncte
erhalten, durch welche eine krumme Linie gezogen werden kann, deren Form auf
jedem Quadranten des Rades einzeln erscheinen wird. Die hoͤchsten Puncte
kommen, wie die Zeichnung ausweist, an den beiden aͤußersten Enden eines
Durchmessers, der den aͤußeren Kreis in zwei gleiche Theile theilt, und
die niedrigsten an den Enden eines Durchmessers, der den inneren Kreis unter
einem rechten Winkel auf den vorigen theilt. Die auf diese Weis erhaltene Form
hat einige Aehnlichkeit mit einer Ellipse mit ihrer Conjugate und ihrem queren
Durchmesser.“
„Das Rad B muß nothwendig so gebaut seyn, daß
es mit dem Rade A correspondirt und in dasselbe
eingreift. Um dieß zu bewirken, darf man bloß, wie vorher, Kreise zeichnen mit
dem groͤßten und kleinsten erforderlichen Durchmesser. Dann trage man, da
das Rad B den halben Durchmesser von A hat, die Haͤlfte der auf das Rad A gezogenen Halbmesser auf, und seze fortschreitend
jeden Halbmesser des Rades B so viele gleiche Theile
zu, als von jedem correspondirenden Halbmesser des Rades A genommen wurden, und umgekehrt. Der halbe Halbmesser des Rades B wird dann in jedem Puncte mit jedem Quadranten des
Rades A correspondiren, und das Rad B wird sich zwei Mahl umkehren, waͤhrend das
Rad A sich ein Mahl dreht, und auf diese Weise zwei
beschleunigte Schlaͤge bei jeder Umdrehung der Achse der
Tretschaͤmel, die das Rad treibt, der Lade mittheilen. Nachdem man
auf diese Weise die Form des Umfangs an beiden Raͤdern erhalten hat,
werden die Zaͤhne zugerundet, so daß sie gehoͤrig in einander
eingreifen, waͤhrend sie sich auf ihren Achsen drehen.“
„Obschon das Rad A auf diese Weise zwei
Umdrehungen an B hervorbringt, kann man,
noͤthigen Falles, auch andere Verhaͤltnisse waͤhlen, so wie
man sie naͤmlich bei jenen Bewegungen braucht, welche einer
groͤßeren Menge von Tretschaͤmmeln bei Verfertigung figurirter
Zeuge mittgetheilt werden muͤssen. Wer immer mit der Kunst des Webers
bekannt ist, wird wissen, daß Wechsel in der Schnelligkeit der Bewegung der
Lade, wie oben bemerkt wurde, von Wichtigkeit ist. Die Lade schlaͤgt dann
den Eintrag mit aller Gewalt an, waͤhrend die Gelese der Kette sich um
denselben schließen, und diese von den Tretschaͤmeln die mindeste
Spannung erleiden.“
Der Patenttraͤger versichert, daß er an seinem Stuhle mit excentrischen
Raͤdern die Schuͤze an einem 3 engl. Fuß breiten Zeuge 150 Mahl in
einer Minute durchwirft, ohne daß die Faden mehr rießen, als bei denjenigen
Kunststuͤhlen, wo sie 80–90 Mahl durchfaͤhrt.
Die uͤbrige Einrichtung an dem Kunststuhle des Hrn. Buchanan ist im Allgemeinen dieselbe wie an den gewoͤhlichen
Kunststuͤhlen.
Der Stuhl wird durch einen Riemen getrieben, welcher, von irgend einer Triebkraft in
Bewegung gesezt, uͤber eine Rolle laͤuft, an deren Achse sich ein
Triebstok befindet, welcher in ein Zahnrad an dem entgegengesezten Ende der Achse
des excentrischen Rades A eingreift. Dieses leztere Rad,
welches auf diese Weise umgetrieben wurde, greift in das excentrische Rad B, und treibt dieses sammt dem Arme oder der
Kugelstange, c, der von dem Rade zur Lade a laͤuft, und auf diese Weise den Wechsel in der
Schnelligkeit der Bewegung der Lade erzeugt. Auf der Achse des Rades A befinden sich mehrere excentrischen Rollen, wie d, die man Streicher nennt, und die so wie die Achse
sich dreht, auf einen oder den anderen Schaͤmel, ee, druͤken, und auf diese Weise das Geschirr f heben und fallen laͤßt, so daß die Gelese der
Kette, gg, sich zu gehoͤriger Zeit
oͤffnen, und die Schuͤze zur Aufnahme des Eintrages durchlassen, welcher dann von dem
Blatte bei der Ruͤkkehr der Lade eingeschlagen wird.
Die Schuͤze wird durch Federn in Buͤchsen an den Enden der Lade auf
gewoͤhnliche Weise (wie in Bowman's Kunststuhle,
London Journal of Arts B. II. S. 161) hin und
hergeschnellt, wo dann, wenn die Schuͤze nicht in die Buͤchse gelangt,
ein Sperrkegel, niederfaͤllt, der an einem Stift i anschlaͤgt, welcher den Stuhl sperrt. Es sind auch noch andere
Sperrkegel angebracht, auf welche die Schwingungen der Lade so wirken, daß durch
Eingreifen in ein Zahnrad an der entgegengesezten Seite des Stuhles der Tuchbaum k den Zeug aufrollt, so wie dieser nach und nach auf dem
Stuhle verfertigt wird, und eine Achse mit einer Schraube ohne Ende in ein Zahnrad
auf der Achse des Garnbaumes l eingreift, und dadurch
die Kette in eben dem Verhaͤltnisse nachlaͤßt.