Titel: | Bericht über die Anwendung von unreinem Zinne zum Belegen der Spiegel von Gaultier de Claubry, im Namen des Ausschusses der chemischen Künste. |
Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. XLVI. LXVI. , S. 176 |
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XLVI.
LXVI.
Bericht uͤber die Anwendung von unreinem
Zinne zum Belegen der Spiegel von Gaultier de Claubry, im Namen des Ausschusses der chemischen
Kuͤnste.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement. Septemb. 1825. S. 291.
Gaultier de Claubry's, Bericht uͤber die Anwendung von
unreinem Zinne.
Der Ausschuß der chemischen Kuͤnste wurde mit
Untersuchung des Verfahrens des Spiegel-Fabrikanten Liénard beauftragt, vermoͤge welchem er, wie er behauptet,
nicht nur den Vortheil hat, das gewoͤhnliche kaͤufliche Zinn statt des
sehr reinen Zinnes, welches man allgemein als zum Gelingen der Operation
unumgaͤnglich nothwendig haͤlt, zu benuͤzen, sondern auch noch
den, das uͤberschuͤßige Queksilber fruͤher ablaufen zu lassen.
Wir begaben uns daher, Hr. Mérimée und ich,
zu Hrn. Liénard, rue de
Reuilly N. 21, wo er vor uns, und vergleichungsweise mit dem Zinne der
koͤniglichen Spiegelfabrik, welches wir uns verschafft hatten, einen Spiegel
von beilaͤufig Einem Meter auf 70 Centimeter zur Haͤlfte mit seinem
Zinne, und zur Haͤlfte mit dem gereinigten Zinne der Fabrik belegte.
Nach dem Beschweren des Spiegels mit Gewichten, bemerkten wir, daß das Queksilber
sich viel schneller von dem Zinne des Hrn. Liénard
trennte; ein Resultat, welches derselbe in seinem Schreiben an den Ausschuß
anzeigte.
Nachdem der Spiegel 2 oder 3 Tage hindurch abgelaufen war, wurde er zu Hrn. Mérimée gebracht, wo wir denselben mit der
groͤßten Sorgfalt untersuchten, um zu sehen, ob kein Unterschied zwischen dem
Glanze und der Farbe der Belege Statt faͤnde; eine Untersuchung, die uns um
so wichtiger schien, als das von Hrn. Liénard
bereitete Zinn merklich mehr grau ist, als das von der koͤniglichen Fabrik:
wir fanden auch nicht den geringsten Unterschied.
Die Seite des Spiegels, wo das reine Zinn angewendet worden war, war noch nicht
vollkommen abgelaufen, und das Anhaͤngen desselben an den Spiegel war
geringer, als an der anderen Seite.
Nach drei Wochen statteten wir dem Ausschusse Bericht von diesen Beobachtungen ab,
und es wurde beschlossen, die beiden Belege der Wirkung der erhoͤhten
Temperatur auszusezen, welcher die Spiegel uͤber Kaminen zuweilen ausgesezt
sind. Wir ließen daher den Spiegel in die Trokenstube des Hrn. Pelletier bringen, und hier wurde er 20 Tage hindurch einer Waͤrme
von 30–35 Graden ausgesezt.
Es hatte weder auf der einen, noch der anderen Seite eine merkliche
Veraͤnderung Statt, nur war das Queksilber auf der Seite des reinen Zinnes
gegen den unteren Theil des Spiegels hinabgesunken, und bildete eine merkliche Linie
von fluͤßigem Amalgam.
Wenn der Erfolg, wie es wahrscheinlich ist, auf großen Flaͤchen derselbe ist,
wie wir ihn hier beobachteten, so waͤre dieses Belegen, wie Hr. Liénard auch angibt, schneller beendigt, als das
mit reinem Zinne, und die Spiegel waͤren beim Transporte weniger
Beschaͤdigungen durch Stoß, durch ein leichtes Reiben oder selbst durch
leichte Schlaͤge ausgesezt.
Wir sahen in der Werkstaͤtte des Hrn. Liénard mit seinem Zinne belegte Spiegel, welche sich alle durch
ihre Haltbarkeit, und einige durch große Dimensionen auszeichnen.
Wir uͤberzeugten uns unserer Seits auch, daß sein Zinn viel unreiner ist, als
das der koͤniglichen Fabrik; ungeachtet der Legirung, die dieses Zinn
enthaͤlt, laͤßt es sich doch in Blaͤttchen von großer
Ausdehnung schlagen, und obgleich diese minder geschmeidig sind, als die des reinen
Zinnes, so glauben wir doch nicht, daß sie beim Belegen brechen.
Aus den angegebenen Details geht hervor, daß die Reinheit des Zinnes keine
nothwendige Bedingung zum guten Erfolge des Belegens ist, wie man glauben sollte,
und daß eine bestimmte Legirung des Zinnes sogar die Entfernung des
uͤberschuͤssigen Queksilbers beschleunigt. Die Zukunft allein kann
entscheiden, ob ein solches Belege der Feuchtigkeit und den
Temperatur's-Veraͤnderungen widersteht; wir haben keine Ursache zu glauben,
daß dieß nicht der Fall sey, wir glauben, daß Hr. Liénard's Verfahren immer unsere Aufmerksamkeit verdient, selbst
wenn es keinen anderen Vortheil haͤtte, als den, das gewoͤhnlichste
Zinn durch eine vorhergehende Reinigung zum Belegen der Spiegel tauglich zu machen.
Ich empfehle daher den Hrn. Liénard zur
Aufmunterung etc.