Titel: | Ueber die elastische Kraft des Dampfes bei verschiedenen Temperaturen. Von J. Ivory, Esqu. M. A. F. R. S. |
Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. LXXVI., S. 381 |
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LXXVI.
Ueber die elastische Kraft des Dampfes bei
verschiedenen Temperaturen. Von J. Ivory, Esqu. M. A. F. R. S.
Aus dem Philosophical Magazine. N. R. Nro. 1. S.
1.
Ivory, uͤber die elastische Kraft des Dampfes bei
verschiedenen Temperaturen.
Die Hauptfragen in Bezug auf den Dampf sind: 1) welches
Verhaͤltniß besteht zwischen der Elasticitaͤts-Kraft und
zwischen der Temperatur? 2) Wieviel wird Hize erfordert, um Dampf von einer gewissen
Elasticitaͤt und Temperatur zu erzeugen? Ich werde gegenwaͤrtig nur
die erste dieser beiden Fragen behandeln, und nicht bloß auf das Auffinden einer
Zahlen-Formel mich beschranken, sondern, wenn moͤglich, irgend eine
Eigenschaft oder ein Gesez aufsuchen, das uns, wenigstens im Allgemeinen,
uͤber dasjenige belehren kann, was außer dem Bereiche unserer Versuche Statt
hat.
Die besten Versuche uͤber die Expansiv-Kraft des Dampfes sind jene
Dalton's, die alle
Temperaturen zwischen dem Eis- und Siede-Puncte begreifen, und jene
des Dr. Ure, die von dem Eispuncte bis auf 312°
(Fahr.) reichen. Wir haben spaͤter, eine Tabelle der Resultate des Hrn.
Phil. Taylor vom
212° bis 320° im Phil. Mag. Dec. 1822
erhalten, welche, der Tabelle Dalton's angefuͤgt, dieselbe Reihe von Temperatur umfaßt, wie
Ure's Tabelle. Alle diese
drei Tabellen sind in Hinsicht auf Genauigkeit beinahe einander gleich. Bei
Untersuchungen, wie die gegenwaͤrtige, scheint es aber besser die Resultate
eines und desselben Beobachters, die durch gleichfoͤrmiges Verfahren erhalten
wurden, zur Basis zu nehmen, und daher gruͤndeten wir folgende Tabelle auf
Dr. Ure's Versuche.
Textabbildung Bd. 24, S. 382
Index; Differenz; Berechnete
Groͤßen
In dieser Tabelle enthaͤlt der Spalt T die
Temperatur von 5° angefangen, und von 20 zu 20 Graden aufwaͤrts, so
weit Dr. Ure's Tabelle laͤuft. In dem Spalte zur
Linken sind die sogenannten Indices, welche die Zahlen der Intervalle von 20°
angeben. Wenn T, unbestimmt irgend eine Temperatur
andeutet, und, x, der correspondirende Inder ist, so
erhaͤlt man
x = (T – 50)/20.
Der zweite Spalt, e, enthaͤlt die
Elasticitaͤten, oder die Spannungen des Dampfes in Queksilber Zollen nach Dr. Ure's Tabelle. Unmittelbar darauf folgen die
Logarithmen der Elasticitaͤten nach Theilen einer Atmosphaͤre von 30
Zoll geschaͤzt. Dann kommen die Temperaturen des Dampfes vom Siedepuncte an
gerechnet, die fuͤr jeden Fall unter 212° negativ, fuͤr alle
Faͤlle daruͤber positiv sind. In dem naͤchsten Spalte sind die
Quotienten der Zahlen der beiden lezten Spalte. Diese Quotienten sind nahe bei
212° unregelmaͤßig; indem, da e/30 sich
der Einheit naͤhert, und sein Logarithmus bei jeder Veraͤnderung von
e, sich schnell aͤndert, die Fehler in der
Beobachtung großen Einfluß auf diesen Theil der Tabelle haben. Es ist indessen
merkwuͤrdig, daß die Zahlen in diesem Spalte eine ununterbrochen abnehmende
Reihe bilden. Wenn die Tafel fortgesezt wuͤrde, wuͤrden die Zahlen bis
auf eine bestimmte Graͤnze abnehmen? Oder bis auf ein Minimum, und dann
wieder steigen? Die Unterschiede der Quotienten befinden sich in dem naͤchsten Spalte.
Diese Unterschiede sind außerordentlich unregelmaͤßig, und scheinen, geradezu
genommen, keinen Schluͤssel darzubiethen, der uns bei unserer
gegenwaͤrtigen Untersuchung leiten koͤnnte. Wir koͤnnen, im
Allgemeinen, indessen so viel entnehmen, daß sie langsam abnehmen, und daraus
schließen, daß die Quotienten, wenigstens fuͤr eine bedeutende Reihe von
Temperaturen, mittelst Differenzen vom ersten und zweiten Range mit ziemlicher
Genauigkeit ausgedruͤkt werden koͤnnen. Da aber diese Differenzen
nicht unmittelbar gefunden werden koͤnnen, muß man versuchen, sie auf dem
besten Wege aus den Zahlen in der Tabelle zu finden. Wenn man die ersten und zweiten
Differenzen durch Δ und Δ² ausdruͤkt, so hat man als
allgemeinen Ausdruk des dem Inder x correspondirenden
Quotienten
Textabbildung Bd. 24, S. 383
Zwei Werthe in der Tabelle, die gegebenen Indices entsprechen, reichen hin um
Δ und Δ² zu finden; wegen der Unregelmaͤßigkeiten in der
Beobachtung ist es aber besser auf folgende Weise zu verfahren. Man bilde die
Ausdruͤke der sieben Quotienten in der Tabelle, die mit den Indices 1, 2, 3
bis 7 correspondiren, und nehme daraus das Mittel; dann,
0,010198 = 0,011857 – 4 Δ, + 8 Δ².
Auf dieselbe Weise bilde man die Ausdruͤke der vier lezten Quotienten, und
nehme daraus ein Mittel; so wird
0,007842 = 0,011857 – 23/2 Δ + 61
Δ².
Durch diese beiden Gleichungen erhalten wir
Δ = 0,0004545.
Δ² = 0,00001986.
Nachdem nun Δ und Δ² gefunden ist, muͤssen wir auf
unserer Bahn zuruͤk, und mittelst der Formel (A),
die verschiedenen mit den Indices 1, 2 etc. correspondirenden Werthe berechnen. Die
Resultate dieser Berechnungen stehen in dem naͤchsten Spalte der Tabelle, und
es ergibt sich aus der Ansicht, laß sie den wahren Quotienten auf eine
bewundernswerthe Weise nahe kommen. Durch Anwendung der berechneten Quotienten statt
der wirklichen wurden die Elasticitaͤten berechnet, und in dem lezten Spalte
der Tabelle aufgestellt. Um also die Elasticitaͤt, die dem Index 4
entspricht, zu finden, haben wir die Gleichung
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Auf dieselbe Weise wurden die uͤbrigen Elasticitaͤten berechnet, und
die Differenzen von den Experimental-Groͤßen sind unbedeutend. Es
ergibt sich hieraus, daß, wenn man die gefundenen Werthe von Δ und
Δ² nimmt, die Formel (A) die
Elasticitaͤten so genau ausdruͤkt, als man wuͤnschen kann. Um
ihr eine anwendbare Form zu geben, substituire ich die Werthe von Δ und
Δ², und reihe die Ausdruͤke nach den Potenzen von x. So wird
Textabbildung Bd. 24, S. 384
Nun haben wir x = (T –
50)/20 = (162 + t)/20
woher, durch
Substituirung,
Logarithmen der Coefficienten.
Log. e/30
= 0,0087466 t
– 3,9418393,
– 0,000015178 t²
– 5,1812292, (B)
+ 0,000000024825 t³
– 8,3871228.
Auf dem Frierpuncte ist t = – 180, und die
Elasticitaͤt wird nach der Formel = 0,185, was von der
Experimental-Groͤße, 0,2, nicht merklich verschieden ist. Die Formel
(B) kann daher als beinahe genau fuͤr die
ganze Reihe der Versuche des Dr. Ure betrachtet
werden.
Außer Dr. Ure's Tabelle kenne ich bloß zwei Versuche, die
Beachtung verdienen. Der erste ist von Hrn. Southern, der die Elasticitaͤt bei
343°,6 gleich 8 Atmospaͤren, oder 240 Queksilber-Zollen sezt.
In diesem Falle ist t = 131,6, und die nach der Formel
berechnete Elasticitaͤt ist 264 Zoll, oder 24 Zoll uͤber dem Versuche.
Wenn diese Differenz allerdings sehr groß scheint, so muß man bemerken, daß sie mit
einer Variation von 6°,6 am Thermometer correspondirt; denn, nach der Formel,
ist die Elasticitaͤt bei 337° genau 240, wenn t = 125. Man
muß ferner noch bemerken, daß Hr. Southern und Dr. Ure in den Temperaturen
der Elasticitaͤten, welche beide in ihren Versuchen bestimmten, von einander
abweichen, wie aus Folgendem erhellt:
Elasticitaͤt. Zoll.
Temperatur. Southern.
Temperatur. Ure.
60
250°,3
248°
120
293, 4
290
240
343, 6
337 Formel.
Wir koͤnnnen daher vermuthen, daß die Formel bei dem großen Druke von 8
Atmosphaͤren nicht viel von der Wahrheit sich entfernt.
Der andere Versuch ist der von Hrn. Clement, welcher die Elasticitaͤt bei 419° gleich 35
Atmosphaͤren sezt. Nun ist hier t = 207, und, da
die berechnete Elasticitaͤt nur 23,8 Atmospaͤren betraͤgt,
ergibt sich, daß die Formel nicht auf so hohe Temperaturen hinaus reicht.
Wenn wir die Formel (B) betrachten, so ergibt sich bald,
daß der Quotient
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bis zum Minimum ab-, und dann wieder zunimmt. Daß
dieses auch in der Natur wirklich der Fall ist, laͤßt sich durch Versuche
beweisen, die in unserer Gewalt sind. So wird, wenn wir Hrn. Clement's Versuch nehmen.
(Log. 35)/207 = 0,007459.
In der Tabelle finden wir aber 0,007454 im Spalte der Quotienten bei 310°;
folglich muß, waͤhrend die Temperatur von 310° auf 419° stieg,
der Quotient auf ein Minimum herabgekommen, und dann wieder zu seiner vorigen Große
empor gestiegen seyn. Wir sehen ferner, daß das Minimum bei 364° 1/2, oder
ungefaͤhr um den 152 oder 153° uͤber den Siedepuncte Statt hat.
Nun ist in der Formel das Minimum 311° uͤber dem Siedepuncte, oder
doppelt so weit entfernt, als es seyn sollte, und der Versuch des Hrn. Clement steht vor dem Minimum, statt
nach demselben. Die Formel ist demnach fuͤr eine lange Reihe von Temperaturen
zwar genau genug, weicht aber am Ende gaͤnzlich von der Wahrheit ab, und
liefert einen Beweis mehr, wie schwer es ist, durch Vergleichung einzelner Resultate
auf allgemein guͤltige Geseze zu gelangen.
Es ist indessen offenbar, daß die Formel von der Wahrheit abweicht, nicht weil die Form
des Ausdrukes falsch gewaͤhlt wurde, sondern weil die Versuche uns nicht in
den Stand sezen, die Coefficienten mit hinlaͤnglicher Genauigkeit zu
bestimmen. Es ist daher noͤthig, das genaue Verhalten zwischen Δ und
Δ² zu finden, welches wir vergebens aus den durch die Beobachtung
gegebenen Groͤßen abzuleiten uns bemuͤhen werden. Hrn. Clement's Versuch zeigte, in welcher
Hinsicht die Formel falsch ist; vielleicht ist es moͤglich, sie so zu
rectificiren, daß sie alle Versuche mit einem gewissen Grade von Annaͤherung
darzustellen vermag. Dieß kann jedoch nicht ohne lange Berechnungen geschehen, die,
außer daß sie der Neugierde schmeicheln, wenig Nuzen gewaͤhren; denn es
laͤßt sich nicht wohl annehmen, daß ein einzelner Versuch jenseits des
Minimums hinreicht, diesen Punct mit irgend einer ertraͤglichen Genauigkeit
zu bestimmen.
Die Betrachtung numerischer Formeln bei Seite gesezt, wurde erwiesen, daß der
Quotient der Elasticitaͤt getheilt durch die Temperatur eine Groͤße
ist, die bis auf ein Minimum abnimmt, und dann wieder zunimmt. Die allgemeine Form
des Ausdrukes wurde gleichfalls ausgewiesen, und es erhellt leicht, daß der Quotient
durch das Quadrat der Ordinate auf die Conjugaten-Achse einer Hyperbel
ausgedruͤkt wird, wo das Quadrat der halben Quer-Achse das Minimum
ist. Um dieß zu erweisen, duͤrfen wir bloß dem Ausdruke (B) folgende Form geben:
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wo A und B bekannte Zahlen sind, und n die Entfernung
des Minimums von dem Siedepuncte.