Titel: | Neue Methode, Dampfbothe auf Canälen oder schiffbaren Flüssen mittelst Dampfes vorwärts zu treiben, was durch einen am Hintertheile oder am Stamme des Schiffes angebrachten Apparat geschieht, und worauf Wilh. Robinson sich am 24. Jul. 1826 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. LXV., S. 252 |
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LXV.
Neue Methode, Dampfbothe auf Canaͤlen oder
schiffbaren Fluͤssen mittelst Dampfes vorwaͤrts zu treiben, was durch
einen am Hintertheile oder am Stamme des Schiffes angebrachten Apparat geschieht, und
worauf Wilh. Robinson sich
am 24. Jul. 1826 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. 1828. S.
289.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Robinson's neue Methode, Dampfbothe etc. vorwaͤrts zu
treiben.
Die hier vorgeschlagene neue Methode besteht lediglich in
einem Ruderrade von der an Dampfbothen gewoͤhnlichen Art, welches mittelst
einer Lufttrommel und einer Kette ohne Ende von einer Dampfmaschine her in Bewegung
gesezt wird. Das eigentlich Neue besteht in einer Methode, das Rad in das Wasser niederzulassen, so
daß die Ruder immer in gehoͤriger Tiefe in dem Wasser stehen, und dasselbe
aus dem Wasser zu ziehen, wenn seine Thaͤtigkeit unterbrochen werden soll.
Die Art, wie das Rad an dem Schiffe angebracht, und der Apparat damit verbunden
werden soll, ist Fig. 43. dargestellt.
Ein Theil des Hintertheiles eines Schiffes ist hier im Durchschnitte gezeichnet, a, a. Auf den Seitenbalken desselben ruht eine Achse,
b, welche die Arme, c,
fuͤhrt, die die Achse des Rades tragen. An dem Hinteren Theile der Arme ist
ein schwerer Eisenblok angebracht, d, der das ganze
Gewicht des Rades aufwiegt, welches, mit seinen Armen, durch die an dem
Bloͤke angebrachte Kette, e, in irgend einer
erforderlichen Hoͤhe gehalten wird. Die Kette laͤuft naͤmlich
unten um die Trommel einer kleinen Winde, f.
Die Kraft einer Dampfmaschine in dem Schiffe wird, dem Ruderrade mittelst einer Kette
ohne Ende, g, g, mitgetheilt, welche uͤber ein
Spornrad, h, laͤuft, das sich auf der Achse des
Rades befindet. Die Ruder, i, i, i, sind breite Platten,
welche, wie gewoͤhnlich, in der Richtung der Halbmesser des Rades befestigt
sind. Wem nun das, zum Theile in das Wasser eingesenkte Rad, nach der Richtung der
Pfeile getrieben wird, wird das Schiff in entgegengesezter Richtung dadurch bewegt
werden.
Um die Lage der Arme, c, so zu veraͤndern, daß das
Rad gehoben und gesenkt werden kann, muß die senkrechte Spindel, k, mittelst einer Kurbel, l,
gedreht werden. An dieser Achse ist eine Schraube ohne Ende, m, unten angebracht, die in das Zahnrad der Winde, f, eingreift, wo dann durch Umdrehung der Spindel, k, die Kette, e, auf der Trommel der Winde
auf- oder abgewunden wird, und die Arme, c,
gehoben oder gesenkt werden, und folglich auch das Rad, wie die punktirten Linien
zeigen, aus dem Wasser gehoben oder tiefer in dasselbe eingesenkt werden kann.
Dieses Aufheben des Rades dient vorzuͤglich bei dem Durchgange des Schiffes
durch Schleusten, und kommt auch bei verschiedener Ladung des Schiffes, und folglich
bei staͤrkerer Tauchung desselben sehr zu Statten.
Damit das Wasser, welches durch die Ruder zuruͤkgeworfen wird, nicht an den
Seitenwaͤnden des Canales und enger Fluͤsse die Ufer
beschaͤdigt, schlaͤgt der Patent-Traͤger vor, an den
Seiten des Rades Schilde anzubringen, die etwas in das Wasser tauchen. Um das
Sprizen zu verhuͤten, soll der obere Theil des Rades mit einem Hute bedekt
werden, n, n.
Dieses Rad kann entweder an dem Vorder- oder an dem Hinter-Theile des
Schiffes angewendet werden, je nachdem man es bequemer findet. Die Dampfmaschine soll
auf einer eigenen Buͤhne stehen, so daß man dieselbe von einem Theile des
Schiffes nach dem anderen bringen kann, was vorzuͤglich dann, wann das Schiff
umgeladen oder ausgeladen wird, sehr noͤthig ist, um das Schiff in
gehoͤrigem Gleichgewichte zu erhalten.
Der Patent-Traͤger nimmt 1) das Heben und Senken des Ruder-Rades
durch seinen beweglichen Apparat; 2) das Anbringen eines Schildes an den Seiten
desselben; 3) das Schieben der Maschine von einem Theile des Schiffes nach dem
anderen als sein Patent-Recht in Anspruch.Schon vor 20 Jahren wurde eine aͤhnliche Vorrichtung, wie diese, das
Rad zu heben und zu senken, aus Amerika nach England gebracht. A. d. O.
Moͤchten wir doch auf unseren seichten Fluͤssen die
amerikanische Methode befolgen, kleine Dampfmaschinen mit kleineren
Ruder-Naͤdern auf leichte Bothe zu stellen, und die nach der
Tiefe des Flusses befrachteten Schiffe von denselben durch Taue ziehen zu
lassen. (A. d. Ueb.)