Titel: | Beschreibung einer Vorrichtung zur Ersparung der Hize bei Heizung der Oefen, worauf Steen Anderson Bille, zu New-York, sich am 8. Nov. 1828 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. LXVI., S. 274 |
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LXVI.
Beschreibung einer
Vorrichtung zur Ersparung der Hize bei Heizung der Oefen, worauf
Steen Anderson
Bille, zu New-York, sich am 8. Nov. 1828 ein Patent
ertheilen ließ.
Aus dem Franklin-Journal. December 1828. S.
401.
Bille's Ersparung der Hize bei Heizung der
Oefen.
Die zum Brennen des Brenn-Materiales nothwendige Luft wird
gewoͤhnlich mittelst eines Zuges herbeigeschafft, welcher
durch Verduͤnnung der Luft auf dem Herde entsteht, und
wird, mit Verlust der erzeugten Hize, von dem Rauche und den
uͤbrigen Gasarten und Daͤmpfen bei dem
Schornsteine ausgefuͤhrt. Da die specifische
Waͤrme der atmosphaͤrischen Luft und des Dampfes
bei gleichen Temperaturen, nach dem Volumen geschaͤzt,
sich beinahe wie 50 : 31 verhaͤlt; so folgt, daß die
Entweichung von 50 Kubikfuß atmosphaͤrischer Luft bei
einer Temperatur von 212° (Fahr.) beinahe eben so viel
betraͤgt, als wenn 31 Kubikfuß Dampf von derselben
Temperatur entwichen waͤren; dieses Verhaͤltniß
steigt noch zu Gunsten des Rauches wegen des Dampfes und
kohlensauren Gases, welches durch die Verbrennung erzeugt wird.
Wenn man dann noch uͤberdieß bedenkt, daß die
atmosphaͤrische Luft, durch eine Erhoͤhung der
Temperatur von 32° auf 212° nur eine Ausdehnung
von ungefaͤhr 37 1/2 p. C. erleidet, wodurch ein Druk auf
den □ Zoll (im Verhaͤltnisse zur Differenz des
Gewichtes der auf diesen Grad erhizten und im Schornsteine bei
einander gehaltenen Luft und der atmosphaͤrischen Luft
uͤberhaupt) von weniger als Einem Loche entsteht, worauf
dann der sogenannte natuͤrliche Zug allein beruht; so
wird es klar, mit welchem ungeheueren Aufwande von Hize dieser
sogenannte Zug erhalten wird, und wie klein die mechanische
Kraft ist, auf welcher die ganze Operation desselben beruht.
Unterzeichneter schlaͤgt daher vor, an der Stelle
desselben unmittelbar eine mechanische Kraft anzubringen, die
den erforderlichen Zug erzeugt, und zugleich in einem
gewissen Grade das Entweichen der Hize des Rauches verhindert.
Den Zug zu bewirken schlaͤgt er die Anwendung eines oder
mehrerer Blasebaͤlge vor, wodurch der Operator zugleich
in den Stand gesezt wird, dem Luftstrome irgend eine beliebige
Richtung zu ertheilen. Wenn nun der Rauch auf diese Weise aus
dem Ende eines horizontalen Schornsteines ausgesogen wird,
welcher, der Bequemlichkeit wegen, zugleich mit den Blasebalgen
unter der Erde angebracht werden kann, so wird der Rauch durch
die Blasebaͤlge mit eben so vieler, und noch mit
groͤßerer, Regelmaͤßigkeit entweichen, als auf die
gewoͤhnliche Weise durch den senkrechten Schornstein.
Wenn mit dieser Vorrichtung noch ein
Roͤhren-System verbunden ist, welches sich in dem
besagten horizontalen Schornsteine eingeschlossen befindet, und
so angebracht ist, daß es mit der atmosphaͤrischen Luft
an demselben Ende des Schornsteines in Verbindung steht, an
welchem der Rauch hinausfaͤhrt, und mit der Aschengrube
an dem anderen Ende, ohne daß diese leztere irgendwo einen
anderen Einlaß haͤtte; so ist es offenbar, daß die
atmosphaͤrische Luft eintreten und der Rauch entweichen
wird, und zwar beide in entgegengesezter Richtung, wodurch
natuͤrlich, bei der großen Oberflaͤche, in welcher
sie in wechselseitiger Beruͤhrung stehen, ein
wechselseitiger Austausch der Temperatur Statt haben muß, so daß
dort, wo die Luft im kalten Zustande eintritt, der Rauch beinahe
in derselben Temperatur ausfahren, und wo der Rauch heiß aus dem
Herde herausfaͤhrt, die Luft beinahe auf denselben Grad
erhizt in die Aschengrube eintreten wird. Auf diese Weise kann
der groͤßte Theil der Hize des Rauches, der sonst
verloren geht, erspart werden; der Operateur bleibt in dem Baue
seines Herdes unbeschraͤnkt; er kann eine vollkommene
Verbrennung erzeugen, und Feuer und Hize, so wie es ihm bequem
erscheint, vertheilen. Anthracit-Kohlen, die dem
Geblaͤse einer kalten Luft nicht zu widerstehen
vermoͤgen, koͤnnen in einem Zuge erhizter Luft
sehr gut benuͤzt werden; die senkrechten Schornsteine,
die Alles, vorzuͤglich aber die Dampfbothe, so sehr
entstellen, koͤnnen wegbleiben, und der Rauch und die
Daͤmpfe an einem bequemen Orte unter einer sehr niedrigen
Temperatur ausgelassen werden. Bei Dampfmaschinen mit hohem
Druke kann die Dampfhize eben so benuͤzt werden, die bei
der gewoͤhnlichen Entweichungs-Weise derselben
verloren geht. Die Kraft, die zur Betreibung dieser
Blasebaͤlge nothwendig ist, wird, nach Obigem, nur sehr
gering seyn duͤrfen. Man muß nicht vergessen, daß die
Blasebaͤlge hier nicht bestimmt sind, die Luft zusammen
zu druͤken, wie dieß in Schmieden oder bei
Hochoͤfen der Fall ist, wo man Hize erzeugen will: ihr
Zwek ist, in dem gegenwaͤrtigen Falle, nur dieser, den
gewoͤhnlichen Zug nachzuahmen; ein bloßes Faͤcheln
oder Bewegen der Luft-Saͤule in ihrem eigenen Mittel,
welcher Luft-Saͤule wieder eine andere nachfolgt,
ohne daß eine oder die andere im Mindesten zusammen
gedruͤkt wird. Die Blasebaͤlge beduͤrfen
daher keiner besonderen Staͤrke, oder irgend eine
Strenge, wodurch eine Reibung entstuͤnde. Ein sich
drehender Faͤcher in einer kreisfoͤrmigen
Buͤchse in Gestalt eines seichten Fasses ist, nach der
Ansicht des Unterzeichneten, die beste Form zu diesem Zweke, so
daß der Rauch aus einer Oeffnung hinter dem Faͤcher auf
dem sich drehenden hohlen Zuge aufgesaugt, und durch eine
aͤhnliche Oeffnung in der Spindel vorne einher getrieben
wird. Diese Oeffnung dient als Einlaß, und der obere Theil
derselben als Auslaß des Rauches: beide sind durch eine
Scheidewand in der Spindel geschieden, waͤhrend zwei
Schieber in der Buͤchse, die in derselben senkrechten
Flaͤche einander gegenuͤber stehen, abwechselnd
die Buͤchse theilen, um den Rauch aufsaugen und entleeren
zu koͤnnen. Diese Schieber werden mittelst Kurbeln auf
eine solche Weise bewegt, daß beide sich an die drehende Spindel
anschließen, wenn der Faͤcher unter rechten Winkeln sich
gegen dieselben stellt; worauf dann der eine nach dem Wege des
Faͤchers nach und nach zuruͤck weicht, und diesen
voruͤber gehen laͤßt, und hierauf wieder, bis der
Faͤcher seine vorige rechtwinkelige Stellung neuerdings
angenommen hat, in seine vorige Stellung zuruͤk tritt.
Der Patent-Traͤger nimmt die Rauch saugenden
Blasebalge unter obigen Bedingungen als sein Patent-Recht
in AnspruchEs ist kein Zweifel, daß, ungeachtet der Fortschritte,
welche die Pyrotechnik durch Rumford, und seit diesem unsterblichen Manne
gemacht hat, noch sehr vieles in derselben uͤber
Zug, Ersparung an Hize, die dadurch verloren geht, und
uͤber Rauch-Verzehrung zu thun
uͤbrig bleibt. Ob indessen Hrn. Bille's Theorie ganz richtig
ist; ob, wenn sie es waͤre, die
gegenwaͤrtige, nichts weniger als deutlich
beschriebene, Vorrichtung die zwekmaͤßigste
praktische Ausfuͤhrung derselben waͤre,
muß die Erfahrung lehren.A. d. U..