Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. XCIV., S. 399 |
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XCIV.
Miszellen.
Miszellen.
Capitaͤn Grose's Dampfmaschine zu Wheal Towan in
Cornwallis.
Capit. Grose hat eine Dampfmaschine in
Cornwallis so vervollkommnet, daß sie im J. 1828 im
Durchschnitte 80 Millionen Pfund mit einem Bushel Steinkohlen
auf den Fuß hob. Sie arbeitet also so viel, als 22
Maͤnner des Tages arbeiten koͤnnen; beinahe 2/3
mehr, als die gewoͤhnlichen Dampfmaschinen bei gleichem
Kohlenaufwande. Der Druk, unter welchem sie arbeitet, ist 10
Pfd. auf den □ Zoll. Der Durchmesser ihres Cylinders
betraͤgt 18 Zoll; die Laͤnge des
Staͤmpel-Laufes 9 1/2 Fuß; die Laͤnge des
Stoßes 8 Fuß; die Zahl der Stoͤße in Einer Minute 6,9.
Bei jedem Stoße hebt sie 59,727 Pfund. Sie verbraucht in einem
Monate 1650 Bushel Kohlen (das Bushel = 0,5734 Wiener Mezen).
(Adcock's Engineer's Pocket Book.
London and Paris Observ. 18. Jaͤn. 1829. Bulletin d. Scienc. techn.
Juni 1829. S. 143.)
Dampf in Dampfkesseln mittelst Gaslampen
zu erzeugen.
Ein Hr. L. schlaͤgt im Mechanics'
Magazine Nr. 300. S. 194 vor, Gaslampen zur Erhizung
eines Dampfkessels zu brauchen, und meint mittelst derselben
eine Dampfmaschine von der Kraft von 10 bis 20 Pferden in Gang
bringen zu koͤnnen. Er gibt nicht an, wie viel Lampen
hierzu noͤthig waͤren, und sagt bloß, daß 16
Lampen, gehoͤrig in zwei concentrischen Kreisen unter
einem Kessel angebracht, eine groͤßere Hize zu erzeugen
vermoͤgen, als man nicht vermuthen sollte. Damit der
Kessel nicht durch das bestaͤndige Anschlagen der Flamme
auf dieselben Punkte des Kessels zu sehr leidet, empfiehlt er
dem Apparate eine drehende Bewegung zu geben. – Da Hr. L.
keinen Versuch im Kleinen, viel weniger im Großen angestellt
hat, so zweifeln wir einstweilen an der Moͤglichkeit des
Gelingens dieser neuen Heizung so lange, bis man anfangen wird,
die Suppe lieber mit Kerzen, als mit Holz oder Steinkohlen zu
kochen. Indessen ist es allerdings gewiß, daß die Spize einer
kleinen Flamme eine große Heizungskraft besizt; daß es
vorzuͤglich der obere Theil der Flamme ist, der heizt;
daß wir endlich sowohl auf unseren Herden als in unseren Zimmern
die Heizungskraft der Flammenspizen meistens verloren gehen
lassen. Es ist kein Zweifel, daß man die Spizen der Flammen
zweier Kerzen auf seinem Tische im Winter zum Heizen der Luft in
seinem Zimmer benuͤzen koͤnnte; daß unter gewissen
Verhaͤltnissen, wo mehrere Lichter gebrannt werden
muͤssen oder mehrere Argand'sche Lampen, dieser Zwek noch
kraͤftiger und leichter erreicht werden koͤnnte;
allein man stoͤßt in der Ausfuͤhrung auf einige
Schwierigkeiten in Hinsicht auf Verminderung des Lichtes, auf
Erzeugung von Ruß, auf Entwikelung von unangenehmem Geruche
etc., wodurch man sich bisher immer mehr abschreken als
anspornen ließ, dieser Sache so viel Aufmerksamkeit zu schenken,
als sie verdient. Jedermann weiß, daß die schwache Flamme einer
Lampe, die neben dem Bette eines Kranken brennt, hinreicht, um
seinen Thee etc. warm zu halten; ja daß sie sogar denselben oft
zu heiß macht: indessen haben Wenige diese kleine Flamme, die
des Nachts uͤber in so vielen Tausend Zimmern
unbenuͤzt brennt, dazu verwendet, wozu sie ein reicher
italiaͤnischer Cavalier brauchte. Er hizte sich mittelst
derselben so viel Wasser, als er des Morgens zum Angießen seines
Thees noͤthig hatte, und von dem aus dem kleinen
Theekessel die Nacht uͤber aufsteigenden Wasserdampfe,
der durch eine Roͤhre in eine geschlossene Waschkanne
geleitet wurde, wurde das Wasser, welches er am Morgen zum
Waschen brauchte, gerade so viel erwaͤrmt, daß er sich
behaglich damit waschen konnte. Es ist in der physischen Welt,
wie in der moralischen: es geht mehr Licht und Waͤrme
verloren, als benuͤzt wird. Man denkt an beide nur dann,
wenn man sie braucht. Maͤnner, die man fuͤr weise
haͤlt, lachen, wenn man fuͤr den kuͤnftigen
Zustand, unserer Waͤlder bangt. Cato hat auch
daruͤber gelacht, und man verkauft jezt dort das Holz nach dem Pfunde, wo er vor 19
Jahrhunderten gelacht hat.
Verbesserung an den Dampfscheiben der
Dampfmaschinen.
Hr. G. J. Verdam, Lector der
mechanischen Technologie zu Groͤningen, hat eine
Vereinfachung der Art, nach welcher die Dampfscheiben in den
gewoͤhnlichen Dampfmaschinen in Bewegung gesezt werden,
in van
Hall's, Vrolick's und Mulder's
Bydragen, III. Bd. S. 93.
mitgetheilt, die Aufmerksamkeit verdient. Wir werden hiervon
Nachricht geben, wenn sie einmal an Dampfmaschinen im Gange seyn
wird.
Berichtigung eines Vorschlages des sel.
Humphry Davy, eiserne Dampfkessel vor Oxydirung durch Zinn zu
schuͤzen.
Hr. van Beek hat in van Hall's etc. Bydragen, III. Bd. S. 104. eine
schaͤzbare Abhandlung uͤber die wechselseitige
Schuͤzung der Metalle durch Galvanismus mitgetheilt.
Der sel. Praͤsident der London Roy.
Society sagte in einer am 8ten Jun. 1826 gehaltenen
Vorlesung (Bakerian Lecture):
„daß eiserne Dampfkessel durch Anwendung eines
Stuͤkes Zinn oder Zink gegen Oxydirung
geschuͤzt werden koͤnnten.“
Philos. Trans. 1826. S. 383. Hr. van Beek nahm diese Aeußerung auf Davy's Auctoritaͤt in einer
fruͤhern Abhandlung an; stellte aber zeither selbst
Versuche an, und fand, daß das Zinn nicht nur nichts taugt,
sondern daß es sogar das Uebel aͤrger macht, und daß man
beim Zink stehen bleiben
muͤsse.
Isaac's Vorrichtung zum Treiben der
Bothe.
Wir haben von dieser Maschine seiner Zeit Nachricht gegeben. Das
Repertory of
Patent-Inventions bemerkt in seinem August-Hefte, S. 477., daß der
Patent-Traͤger nie das Hintertheil eines Schiffes
untersucht haben muͤsse, indem er demselben eine solche
Form gibt, daß das Schiff nicht rinnen kann; die Kraft der Ruderraͤder wird
durch seine spanischen Reiter (cheveaux
de Frise)Das Repertory drukt zwei Mal
Statt cheveaux de Frise, cheveux
de Frise. Solche Fehler kommen in englischen
Werken haͤufig vor, und beurkunden den
mangelhaften Unterricht, den man in England auf
Universitaͤten bekommt, wo man Preise auf die
beste Uebersezung Shakespeare's in's Griechische
fuͤr die Studirenden ausschreibt, dieselben aber
nicht lehrt zwischen einem spanischen Reiter und einer
Loke in der Sprache der Franzosen einen Unterschied zu
finden.A. d. Ue., die sich in entgegengesezter Richtung gegen die
Raͤder drehen, beinahe gaͤnzlich zerstoͤrt,
so daß es kaum Eine Meile weiter kommen wird, waͤhrend
andere Bothe fuͤnf Meilen zuruͤklegen; und endlich
muß seine Vorrichtung am Hintertheile das Both im Sturme, wovon
der Patent-Traͤger keinen Begriff zu haben
scheint, zerreißen.
G. Johnson Young's Maschine zur leichteren Bewegung der
Schiffs- und Ankerwinden.
Hr. G. Johnson Young, Eisengießer zu
Newcastle-upon-Tyne, ließ sich am 21. Juni 1828
ein Patent auf eine Maschine ertheilen, durch welche
Schiffs- und Ankerwinden leichter getrieben werden
koͤnnen. Das Repertory of
Patent-Inventions theilt im Julius-Hefte S. 414. eine
Anzeige dieses Patentes ohne Abbildung mit, so daß die
Einrichtung dieser Maschine nicht klar wird. Es scheint nur so
viel aus dieser Anzeige hervorzugehen, daß die Weise, wie hier
die Kraft verstaͤrkt wird, der Theorie nach der
Vorrichtung aͤhnlich ist, auf welche Capitaͤn Kent vor 1827 sich ein Patent
ertheilen ließ, welches im Repertory of
Patent-Inventions, VII. Bd. S. 115.
angefuͤhrt ist; nur daß hier Ketten-Baͤnder
Statt der in einander greifenden Raͤder an Kent's Vorrichtung angebracht
sind.
Was nun diese Ketten-Baͤnder zur Verbindung der
Zaͤhne an Raͤdern in ihrer Umdrehung betrifft, so
hat Vaucanson dieselben zuerst
angewendet, aber nur dort, wo die Kraft so gering war, daß
bloßer Drath zur Bildung der Kettenglieder hinreichen konnte.
„Die Anwendung einer Kette zum Drehen großer
Maschinen bei maͤchtigem Widerstande,“
sagt das Repertory,
„waͤre demnach neuDer Uebersezer erinnert sich jedoch, dieselbe in
Deutschland an einem sehr alten Ziehebrunnen
angebracht gesehen zu haben.A. d. Ue.. Der Patent-Traͤger behauptet, daß die
Zaͤhne an Raͤdern, welche mittelst eines
Kettenbandes unter einander verbunden sind, weit weniger in
Gefahr sind, bei starken Stoͤßen des Schiffes in
einer stuͤrmenden See zu brechen, als die
Zaͤhne der Raͤder, die in einander eingreifen.
Wir wollen dieß glauben, weil die Gewalt hier durch die
Kette auf mehrere Zaͤhne vertheilt wird. Der
Patent-Traͤger muß aber erst beweisen, daß die
Glieder der Kette selbst weniger in Gefahr sind zu brechen,
als die Zaͤhne der Raͤder; denn sonst ist kein
Grund fuͤr die neue Auslage auf die Kette. Wir sehen
auch keinen Grund fuͤr den angegebenen Bau der
Zaͤhne, indem die Kette uͤber die
halbcylindrischen Zwischenraͤume zwischen denselben
leicht weggleiten, und weniger fest in die Zaͤhne
eingreifen wird, als bei dem gewoͤhnlichen Baue
derselben.“
Jonathan Brownill's Methode, Schiffe in Schleußen aus einer
Wasserhoͤhe in die andere zu heben oder zu senken, auch
Waaren und Wagen auf Eisenbahnen auf und nieder zu heben.
Das Repertory beschreibt in seinem
August-Hefte das Patent,
welches Hr. J. Brownill, Messerschmid
zu Sheffield, Yorkshire, sich am 1. Mai 1828 auf die oben
erwaͤhnte Vorrichtung geben ließ, jedoch ohne alle
Zeichnung, so daß sie ganz unverstaͤndlich ist. Es
bemerkt am Ende bloß, daß dieser Apparat des Hrn. Brownill auf denselben
Grundsaͤzen beruht, nach welchen Hr. Woodhouse schon im J. 1809 auf dem
Worcester- und Birmingham-Canal zu Tardebrig 60 Bothe in 6 Stunden
uͤber und unter die Schleußen brachte. Man wuͤrde
diese Vorrichtung wahrscheinlich nie aufgegeben haben, wenn
nicht andere Ursachen die Gesellschaft zu Errichtung einer
Dampfmaschine gefuͤhrt haͤtten, die sie
spaͤter uͤberfluͤssig machte. Der
Unterschied zwischen Hrn. Brownill's
Maschine und jener des Hrn. Woodhouse
besteht bloß darin, daß jener Wasserkisten und dieser Ziegel als
Gegengewicht der Bothe anwendet, und daß jener zwei
Raͤderwerke, auf jeder Seite des Canales Eines, braucht,
und dieser nur Eines. Woodhouse war
uͤberdieß weit vorsichtiger bei seiner groͤßeren
Einfachheit. Die Anwendung des Wassers, als Gegengewicht, zum
Heben und Senken der Waaren und Wagen auf Eisenbahnen scheint
dem Repertory nur mit
uͤberfluͤssigen Ausgaben verbunden, und trokene
Maschinen scheinen ihm weit zwekmaͤßiger.
Ueber Spindel-Maste oder
zusammengesezte Maste.
Wir haben in unsern Blaͤttern uͤber die neu
patentisirten Spindel- oder zusammengesezten Maste seiner
Zeit Nachricht gegeben. Das Mechan.
Mag. Nr. 307. 27ster Jun. S. 314 bemerkt, daß diese
Maste sehr alt sind, und bereits in einem alten Buche unter dem
Titel: „Britain's Glory, or
Shipbuilding unvailed, by Will.
Sutherland, Lond. 1717“
beschrieben und abgebildet wurden. Es sind daselbst mehrere
Methoden angefuͤhrt, wie man Maste aus kleineren
Holzstuͤken theils rund, theils prismatisch verfertigen
kann.
Rettungs-Floß und
Leuchtthurm-Boje von Hrn. Canning.
Hr. Alfred Canning will zu Paris ein
Rettungs-Floß (Radeau Sauveur) und eine
Leuchtthurm-Boje (Bouée-Phare) bekannt machen, wenn 3000
Franken, die zur Ausfuͤhrung dieser Idee noͤthig
sind, subscribirt sind. Er hat die Boje, die man an den
gefahrvollen Stellen an der Kiste anbringt, so eingerichtet, daß
sie sich, nach der Jahreszeit, zu bestimmten Stunden von selbst
anzuͤndet, und wieder ausloͤscht, und nur ein Mal
im Monate aufgezogen zu werden braucht. Er hat sie ferner mit
einer Gloke versehen, die durch die Bewegung der Wogen
gelaͤutet wird, so daß man auch, wenn die Flamme
verloͤschen sollte, oder vor Nebel nicht sichtbar
waͤre, durch das Laͤuten Kunde von der
gefaͤhrlichen Stelle erhalten kann. Bulletin d. Scienc. technol. Juni.
S. 139. „(Die Idee, eine Gloke an einer Boje
anzubringen, ist sehr zwekmaͤßig, indem sie bei
der ununterbrochenen Bewegung der Wogen durch einen
hoͤchst einfachen Mechanismus leicht in
ununterbrochene Thaͤtigkeit gesezt werden kann. Nur
wird es dann gut seyn, sie an der Landseite mit einem
hohlen, halbparaboloidischen, Schilde aus Eisenblech zu
versehen, damit der Schall immer gegen die See
hinausgeworfen wird, und sich nicht gegen das Land hin
verliert, wenn der Wind nach demselben hinweht, und eben
dadurch die Schiffe in groͤßere Gefahr bringt.
Ue.)“
Ueber des sel. Jakob Taylor
Queksilber-Ruderboth.
Das Mechanics Magazine streut in Nro.
308. 4. Julius S. 332 eine Blume auf das Grab des hochverdienten
Jakob Taylor, der zuerst Hrn. Miller zu Dalswinton die
Dampfmaschine zum Treiben der Bothe anwenden lehrte. Bekanntlich
war dieser Hr. Miller, wie wir im Polytechn. Journ. B. XXV. S. 437. zeigten,
der Erste, der im J. 1789 auf dem Caledonian-Canal mit einem Dampfbothe fuhr. Fulton sah dieses Both in Bruce Hafen, zeichnete es, und
vollendete diese wichtige Erfindung, die in England unbeachtet
blieb, in dem heutigen Dampfbothe.
Taylor hatte aber noch eine andere
Idee. Er wollte Bothe mit Queksilber treiben. Dr. Stirling, Capt. Pottinger, Hr. Job Rider wendeten Queksilber zu
demselben Ende an, theils dasselbe verduͤnnend und
verdichtend durch abwechselnde Hize und Kaͤlte, um leeren
Raum zu gewinnen, theils durch Benuͤzung der
Archimed'schen Schraube: ihre Versuche mißlangen. Hr. Taylor fuhr aber wirklich in einem Bothe,
das er mit Queksilber trieb. Seine Familie besizt noch
das Modell dieses Bothes. Hr. Taylor
bediente sich einer horizontalen Windmuͤhle, die er auf
dem Verdeke des Bothes anbrachte, und mittelst derselben ließ er
zwei Queksilber-Saͤulen gegen die
Atmosphaͤre wirken, wodurch er eine Kraft erhielt, die
eben so regelmaͤßig und kraͤftig wirkte, als der
Dampf. Es waͤre zu wuͤnschen, daß Taylor's Modell bekannt gemacht
wuͤrde.
Wettfahrt mit Ruderbothen.
Die Guards Amateurs und der Arrow Club wetteten 500 Pfund (6000
fl.), wer ehe mit der Fluth stromaufwaͤrts von Vauxhall-Bridge nach Kew-Bridge kommt. Der Arrow-Club legte in seinem
Schnell-Bothe (the Arrow) die
Streke von mehr als 10 englischen Meilen stromaufwaͤrts,
mit der Fluth, in Einer Stunde und drei Minuten zuruͤk,
und kam um 50 Secunden fruͤher, als die Guards-Amateurs. In jedem
Bothe waren nur vier Ruderer, und ein Steuermann. (Globe. Galignani. N. 4474.)
Ausdampfen der Schiffe.
Man hat bisher in Indien, wenn Insecten und Ungeziefer,
vorzuͤglich die Ameisen, sich in denselben vermehrten,
das Ausraͤuchern angewendet. Neulich bot der Dampfkessel
des Comet-Steamboat einem
Kauffahrdei-Schiffe in Indien seine Huͤlfe zu
diesem Ende an, und man fand, daß der Dampf diesen Zwek nicht
bloß besser erfuͤllt, sondern daß auch die Leke im
Schiffe, die man sonst mit keinem Auge zu entdeken vermag, weit
sicherer entdekt wurden. (Globe.
Galignani. N. 4474.)
Der Krahn an den
Catherine-Docks
zu London kann als ein Meisterstuͤk
einfacher Mechanik betrachtet werden. Zehn Maͤnner heben
mittelst desselben Steine von 30 bis 40 Tonnen (600–800
Pfd.) und laden sie auf Schiffe. Die große Dampfmaschine
schoͤpft so viel Wasser, daß die Schiffe auch
waͤhrend der Ebbe daselbst durchlaufen koͤnnen.
(Ailas Galignani. N. 4471.)
Ueber Uferbau an der See
finden sich einige interessante
Bemerkungen von Hrn. David Gordon im
Star und im Register of Arts etc. Nr. 68. S.
316. Er sagt, daß alle Muͤhe, die man sich bisher gab,
die Grundfesten bei den steinernen Daͤmmen, Kayen, Wasserbrechern an der See recht fest und tief zu legen, die
Steine genau zu behauen und auf einander zu passen, den besten
Moͤrtel zu nehmen, sobald die Grundfeste bedeutend unter
dem kleinsten Wasserstande bei der Ebbe ist, nicht nur vergebens
ist, sondern daß man der See gerade dadurch ihre
zerstoͤrende Arbeit erleichtert; daß der große
Wasserbaumeister Rennie, dieß wohl
einsehend, bei seinen Bauten zu Dublin, Port-Patrick,
Plymouth bloß lose große Steine dort in die See werfen und sie
ihre eigene Basis finden ließ; daß, wenn eine Woge einen Stein
einer Dammmauer an der See nur ein Mal und den Millionten Theil
eines Zolles verruͤkt hat, diese. Mauer fruͤher
oder spaͤter einstuͤrzen muß. „Wenn eine
große Woge schnell und heftig an eine Mauer
anschlaͤgt, und dann eben so schnell wieder
zuruͤktritt, so bildet sich, wo die Tiefe des Wassers
betraͤchtlich ist, ein leerer Raum, oder, wenn sie in
der Naͤhe der Oberflaͤche wirkt, eine
Hoͤhlung, die sich mit Luft fuͤllt. In beiden
Faͤllen entsteht eine Wirkung, die dem Saugen
aͤhnlich ist,Der gemeine Mann, dem die Bemerkung nicht entging,
daß man auch an Seen und Fluͤssen oft mitten
in der Dammmauer Loͤcher findet, welche
deutlich zeigen, daß die Steine aus der Mauer in das
Wasser herausfielen, welches sie doch, nach seiner
Ansicht, vielmehr in die Mauer hineindruͤken
sollte, sagt bei uns: „das Wasser hat die
Steine herausgelekt.“
A. d. Ue. indem der hydrostatische oder der
atmosphaͤrische Druk dadurch ganz oder zum Theile
entfernt wird. In lezterem Falle geschieht dieses Saugen mit
der furchtbaren Kraft von 2160 Pfd. auf den Quadratfuß. Man
berechne hiernach die unendliche Kraft, mit welcher eine
große Woge auf die untern Steinreihen einer solchen Mauer
einwirkt, und man wird sich erklaͤren, warum solche
Mauern immer unten zuerst nachgeben und gegen die See
hineinstuͤrzen, wenn anders nicht die See auch
uͤber die Mauer emporschlagen und so die Wurfskraft
mit der Saugekraft verbinden kann, wo dann sowohl die
Elasticitaͤt der Luftschichte, die zwischen der
Steinwand und der Woge durch die leztere
zusammengedruͤkt wird, als das Moment der Woge selbst
wirkt.
Man sollte also solche Daͤmme mit so vielen
Loͤchern und Zwischenraͤumen versehen, als die
Festigkeit derselben nur immer gestaltet, wodurch dann
bestaͤndig Verbindung der obern atmosphaͤrischen
Luft mit der Tiefe des Wassers unterhalten wuͤrde, und
kein leerer Raum bei dem Ruͤktritte der Wogen gebildet
werden koͤnnte, und in Hinsicht auf die Wurfskraft des
Wassers, auch die zusammengedruͤkte Luftschichte
verschwinden wuͤrde. Das Moment des Wassers selbst
wuͤrde theils durch feine erleichterte Verbindung mit der
Luft, theils durch hervorragende Spizen und Unebenheiten
gebrochen werden. So sichert der arme Fischer an der
Kuͤste von Schottland und Irland sein Both mit
Buͤndeln von Reisern am Rande desselben gegen die
schwersten Wogen. Hr. Gordon meint daher, man sollte diese
Daͤmme aus unregelmaͤßigen, ekigen Steinen
auffuͤhren, die man pyramidenfoͤrmig, so wie die
Kugelhaufen in Arsenalen aufschichtetDer Uebersezer erinnert sich in einem
italiaͤnischen Werke, dessen Titel er in diesem
Augenblike nicht angeben kann, dieselben Bemerkungen
gelesen zu haben, die Hr. Gordon hier machte. Der Italiaͤner
schlug vor den Mauern Reihen von Gitterwerken vor, die
von der Grundfeste bis an das oberste Ende derselben
reichen, und hinter einander ausgestellt seyn
sollten..
Hrn. J. M. Macneil's neue Art Straßen zu bauen.
Hrn. Macneil's Patent dd. 6. Mai 1828, von welchem wir
bereits Nachricht gegeben haben, wird im Julius-Hefte des Repertory of Patent-Inventions S. 407., jedoch
ohne die hierzu noͤthigen Kupfer, aufgefuͤhrt und
recensirt. Hr. Macneil bildet in
eigenen hierzu vorgerichteten Modeln kuͤnstliche Steine
aus Einem Achtel scharfen Sand und eben so viel
Roͤmischen Moͤrtel, sechs Achteln
Granit-Abfaͤlle oder Abfaͤlle von irgend
einem anderen harten Steine, wie z.B. zerschlagenen
Feuer-Steinen, oder reinen Schutt, und sezt dieser
Mischung ungefaͤhr den vierten Theil Wasser zu. Mit den
auf diese Weise gebildeten Steinen pflastert er nun die Straße,
oder schuͤttet auch die Masse selbst, waͤhrend sie
noch fluͤssig ist, uͤber die Straße, deren
Unterlage er hierzu gehoͤrig zubereitet hat. Es ist
Schade, daß die Model zur Bildung dieser Steine nicht abgebildet
sind, da der Patent-Traͤger die noͤthigen
Abbildungen gegeben hat.
Hr. Macneil bedient sich dieser Steine
auch zu allen Arten von Wasserbau, wo aber dann die Bemerkung,
daß zu diesen Steinen außer dem Roͤmischen Moͤrtel
auch jeder andere Moͤrtel gebraucht werden kann, wohl
nicht taugen wird. Die auf obige Weise gepflasterte oder
gegossene Straße wird, wie gewoͤhnlich, mit feinem festen
Schutte beschuͤttet.
Das Repertory of
Patent-Inventions bemerkt, daß dieser Straßenbau
in Gegenden, wo es an Steinen fehlt, die als Unterlage
fuͤr die Straße dienen koͤnnten, allerdings
empfohlen zu werden verdient, und vorzuͤglich in nassen
tiefliegenden Gruͤnden; daß der Einwurf, den man wegen
der Kostbarkeit derselben macht, dadurch in sich selbst
zerfaͤllt, daß, wo man in solchen Gegenden nicht gleich
Anfangs eine feste und dauerhafte Straße anlegt, die ewigen
Reparaturen mehr kosten, als eine gute und solide Straße in
ihrer ersten Anlage nicht gekostet haben wuͤrde; daß man
jedoch in Staͤdten, zumal in London, wo so viele
Wasser- und Gas-Roͤhren in den Straßen
laufenMan kann sich auf dem festen Lande keinen Begriff von der
Ungelegenheit machen, die in den bevoͤlkertsten
Straßen Londons beinahe taͤglich fuͤr
Fußgaͤnger sowohl als fuͤr Kutschen und
Wagen durch das Aufbrechen des Straßen-Pflasters
entsteht, um die Roͤhren der vielen Gas-
und Wasser-Compagnien, die unter dem Pflaster
hinlaufen, auszubessern: denn jede
Wasser-Compagnie und jede Gas-Compagnie
hat ihre eigenen Roͤhren-Leitungen. Der
Magistrat der Stadt London, der von diesen Compagnien
große Straßen-Zinse erhaͤlt,
kuͤmmert sich nicht um die Ungelegenheit, die das
Publikum dadurch zu erleiden hat, um den Zeit-
und Geldverlust, der dadurch entsteht, daß gewisse
Straßen lang unfahrbar bleiben, und weite Umwege gemacht
werden muͤssen. Hr. Wilson hat vor einiger Zeit ein eigenes Werk
geschrieben, und in diesem einen Plan entworfen, nach
welchem durch einen in allen Straßen
durchgefuͤhrten unterirdischen Weg (Subways), in welchem alle
Gas- und Wasser-Roͤhren laufen,
diesem Uebel abgeholfen werden kann. Ueber diesen Plan
enthaͤlt das Repertory of
Patent-Inventions, Julius, S. 415.
einige Bemerkungen, welche, da sie sich
vorzuͤglich auf die Stadt London beziehen, zu
wenig allgemeines Interesse fuͤr andere
Staͤdte besizen, die aber doch, wenn in anderen
Staͤdten aͤhnliche unterirdische Wege
angelegt werden sollten, Beruͤksichtigung
verdienen. London und jede große Stadt muß, wenn sie
uͤbervoͤlkert wird, am Ende eben so gut
ihre Straßen unter der Erde, als uͤber der Erde
haben. So hatte sie Rom, und so hat sie strekenweise
Paris und Wien.A. d. Ue., von dieser Bauart keinen Gebrauch machen kann.
Eisenwerke in England.
„Es steht mit den Eisenwerken in England noch immer so
schlecht, wie vor. Beinahe 20 Hochoͤfen stehen still,
und obschon seit einiger Zeit weit weniger Eisen erzeugt
wird, heben die Preise sich noch nicht. Es geht mit den
Eisen-Manufacturen gegenwaͤrtig in England,
wie mit allen uͤbrigen Zweigen der Industrie auf der
Insel – schlecht.“ (Birmingham Journal. Galignani. 4479.)
(Eisen-Einfuhr ist jezt in Frankreich und N. Amerika so
gut wie verboten, und diese Laͤnder erzeugen ihr Eisen
jezt selbst. Hinc illae
lacrymae!)
Eisenwerk zu la Jahottière.
Hr. Graf Achill de Jouffroy errichtete
ein Eisenguß-Werk zu la Jahottière (Dptt. de Loire-Inferieure),
auf welchem er mit Steinkohlen von Mongiel 18 Milliers (180
Ztr.) in 24 Stunden erzeugt. Dieses Eisen ist von der besten
Guͤte, und dem englischen Eisen erster Qualitaͤt
vollkommen gleich. Der Hr. Graf errichtet noch zwei
Hochoͤfen, und wird woͤchentlich 100 Tonnen (2000
Ztr.) Stangen-Eisen und 30 bis 40 Tonnen Gußeisen
erzeugen. (Bullet. d. Sc. techn. Mai
1829. S. 37. (Dieses herrliche Eisenwerk wuͤrde nie
errichtet worden seyn, wenn die Einfuhr des englischen Eisens in
Frankreich nicht so erschwert worden waͤre, daß sie einem
Verbote gleich kommt, und wird in dem Augenblike zu Grunde gehen
muͤssen, wo man englisches Eisen einfuͤhren
laͤßt.)
Zustand des Eisenhandels in
England.
Eines der groͤßten Haͤuser in
Eisen-Geschaͤften wurde gestern, 9. Juli, von der
Bank mit einem Anlehen von 100000 Pfd. accomodirt. Bei den
gegenwaͤrtigen Eisen-Preisen verliert jede
Eisenhuͤtte 10 Shill. (6 fl.) bei der Tonne (20 Ztr.).
(Herald. Galignani. N. 4475.)
(Frankreich braucht kein englisches Eisen mehr!)
Der groͤßte bisher bekannte
Bergkrystall, von der Abart, die man Rauchtopaß nennt.
In der Naͤhe des Paradise-River, in Neu-Schottland, einige Meilen von Bridgetown, kommen haͤufig
sehr schoͤne Bergkrystalle von jener Abart vor, die man
Rauchtopaße nennt (in Schottland Cairngoram-Stone). Hr. Lougley fand einen auf seinem Gute, der 120 Pfd.
wiegt; und bald darauf einen wunderschoͤnen Krystall von
90 Pfd. (Mechan. Magaz. 307. 27.
Juni. S. 320.)
Marmor zur Lithographie.
Hr. Chevallier versuchte Marmor zur
Lithographie anzuwenden, und die Versuche scheinen zu gelingen.
(Journ. de Pharm. Julius. S.
360.)
Noch eine Maschine zum Hutmachen.
Das Register of
Patent-Inventions Nr. 68. liefert S. 314 zu den
Patenten auf Maschinen zum Hutmachen, deren wir bereits mehrere
beschrieben haben, noch das amerikanische
Patent, welches Hr. F. West und Hr. A. Stevens, Richland County,
New-York, 29. Oktbr. 1828, sich ertheilen ließen. Es ist
keine Abbildung gegeben und die Beschreibung ist so dunkel, daß
man nur so viel abnimmt, daß diese Maschine große Aehnlichkeit
mit denjenigen hat, welche bereits zu demselben Ende patentisirt
wurden.
Leiter, die sich zusammenlegen
laͤßt.
Da eine Leiter, deren man oft im Zimmer, z.B. in der Bibliothek,
bedarf, vielen Raum wegnimmt, und haͤßlich aussieht, so
hat man im Journal des connaiss.
usuelles. N. 48. 1829. S. 99. (Bulletin d. Scienc. technol. Juni S. 141.) eine Leiter
beschrieben, deren Sprießel in den beiden Seitenstangen
beweglich sind, so daß sie, jedes in seiner Stange, sich um
einen Stift auf- und abwaͤrts drehen lassen,
folglich wechselseitig sich an die Stangen rechts oder links,
wie man eben will, anlegen.
Moderne Ofen-Schirme.
Man zeichnet auf das Papier, welches zum Schirme verwendet wird,
eine Landschaft mit Tusche, und laͤßt die Aeste der
Baͤume unbelaubt. Das Laub zeichnet man mit
kochsalzsaurem Kobalt, und schattirt mit kochsalzsaurem Kupfer
und essigsaurem Kobalt. Diese Aufloͤsungen sind auf dem
Papiere nach dem Eintroknen ganz farblos, werden aber, wenn der
Schirm an den Ofen oder an das Kamin geruͤkt wird, durch
die Waͤrme erstere gruͤn, die zweite gelb, die
dritte blau, so daß man am Ofen das Vergnuͤgen hat die
Winter-Landschaft sich, wie durch einen Zauber, in eine
Fruͤhlings-Landschaft verwandeln zu sehen. Wie das
Papier erkaltet, wird aus dem Fruͤhlinge wieder Winter.
(Bulletin d. Scienc. technol.
Juni. 1829. London and Paris
Observer. 9. Nov. 1828.)
Zuͤndflaͤschchen aus
Kautschuk.
Hr. Berry zu London, Bernard Street,
welcher die Riechflaͤschchen mit Pfropfen aus Gummi elasticum versah, verfertigt
nun aus demselben Stoffe kleine Flaͤschchen zur
Aufbewahrung von Schwefelsaͤure, deren man sich zum
Anzuͤnden der Zuͤndkerzchen mit chlorsaurer
Pottasche bedient. Diese Flaͤschchen sollen
aͤußerst elegant seyn. (London Litterary Gazette. 26. April 1828. Bulletin d. sciences technol.
Juni. S. 125.)
Ueber Kirchthurm-Uhren,
Ramm-Bloͤke, und uͤber das Gesez fallender
Koͤrper
hat der beruͤhmte Mechaniker, Jakob
Harrison, einer der ersten
Uhrmacher Englands, eine Antwort gegen Hrn. Wynn im Mech.
Mag. Nro. 308. S. 323. eingeruͤkt, die wir
Mechanikern zur Lectuͤre empfehlen. Einen gelehrten
Streit in unsern Blaͤttern aufzunehmen, erlaubt der
beschraͤnkte Raum derselben nicht.
13,800 Fuß langes Papier.
Man spricht so viel uͤber das große Format des Atlas, (eines neuen
Zeitungs-Blattes zu London.) Großes Papier machen ist
jezt keine Kunst mehr. Auf der White
Hall-Muͤhle in Derbyshire wurde neulich
ein Stuͤk Papier von 13,800 Fuß Laͤnge und 4 Fuß
Breite verfertigt, womit man also fuͤglich 1 1/2
englische Tagwerke (Acres) bedeken kann. Die Schwierigkeit bei
Anwendung des großen Papiers zum Druke liegt vorzuͤglich
in der Groͤße der hierzu noͤthigen Presse. Mech. Mag. Nro. 308. 4. Jul. 1829.
S. 336.
Kupferstiche auf Gyps abzudruken.
Dieses Verfahren ist zwar alt; das Journal
d. connaiss. usuell. N. 46. 1829. und der Bulletin des Sc. techn. Mai S. 38
theilt es aber neuerdings mit, weil viele Kuͤnstler es
nicht kennen. Man richtet eine Kupfertafel zum Abdruke auf die
gewoͤhnliche Weise zu, nimmt aber zur Schwaͤrze
Beinschwarz mit Leinoͤhl abgerieben. Man legt hierauf die
Kupfertafel auf ein Brett von 1/2 Zoll Dike und von der
Groͤße der Tafel. Das Brett ist am Rande mit Leisten
versehen, die zugerundet, und mit Papier belegt sind, und 1/2
Zoll uͤber das Brett empor ragen, und so eine Art von
Trog bilden. Man ruͤhrt nun den Gyps mit Wasser an, und
gießt ihn auf die geschwaͤrzte Kupferplatte, die man
zuweilen mit dem Brette hebt, und flach niederfallen
laͤßt, damit die Luftblaͤschen aus dem Gypse
entweichen koͤnnen. Man laͤßt den Gyps eine Stunde
lang auf der Platte erhaͤrten, nimmt ihn dann von dieser
ab, und wird den Kupferstich sodann eben so schoͤn, wie
auf Papier, auf dem Gypse finden, den man unter Glas und Rahmen
bringen kann.
Seile aus Baumwolle.
Hr. Samuel Green zu Pawtuxet in den
Vereinigt. Staaten von N. Amerika
spinnt Seile aus Baumwolle. Man fand sie dauerhafter, als die
aus Hanf und Flachs. Sie sind uͤberdieß leichter und
haben mehr Elasticitaͤt. Man verfertigt zu Baltimore auch
Segeltuch aus Baumwolle. (Nile's
Register. 17. Dec. 1825. S. 244. 4.
Febr. 1826. Bullet. d. Scienc. technol.
Juni. S. 129.)
Baumwolle-Paken.
Im Boston Patriot wird einer neu
erfundenen Maschine erwaͤhnt, deren man sich in
Nord-Carolina zum Einpaken der Baumwolle bedient. Ein
Mann kann mittelst derselben in Einem Tage 8–12 Ballen
Baumwolle paken, und bringt 450–580 Pfund Baumwolle in
ein Stuͤk Paktuch von 5 Ellen. (Niles Register 1. Oct. 1826. Bulletin d. Scienc. technol. Juni. 1829. S. 147.) (Es
waͤre sehr der Muͤhe werth, diese Maschine, wenn
sie das wirklich leistet, was davon geschrieben steht, nach
Bayern und Boͤhmen kommen zu lassen, nicht um da
Baumwolle, sondern um Hopfen zu paken. Die
Hopfen-Saͤke verschlingen jaͤhrlich
Tagwerke von Hanf, und ein Hopfenwagen ist das
laͤcherlichste Ding, das einem Hollaͤnder oder
Englaͤnder auf der weiten Welt begegnen kann. Er ist noch
tausend Mal laͤcherlicher, als unsere und als die
kroatischen Heuwagen in Oesterreich. Die Kunst zu paken versteht
man auf dem festen Lande nicht, es waͤre sehr der
Muͤhe werth, unsere Pakmeister auch nur nach Hamburg,
besser aber nach Holland und England, zu schiken, um dort die
bei uns kaum geahnete Kunst des Pakens
zu lernen. Ein englischer oder hollaͤndischer Heuwagen
(oder ein mit Heu beladenes Schiffchen) sieht aͤußerst
nett aus, und haͤlt drei Mal so viel Heu, als ein
unsriger. Der Hopfen wird in England in einen fuͤnf Mal
kleineren Raum gebracht, und koͤnnte noch mehr
zusammengedruͤkt werden, indem es bloß das Hopfenmehl, die druͤsige
Bekleidung der weiblichen Hopfenbluͤthe ist, die dem
Biere die Hopfenstaͤrke gibt, und alles Uebrige an
demselben das Bier mehr verdirbt, als gut macht.)
Hrn. Gouod's
tachygraphische Maschine.
Hr. Gouod hat in den Annales scient. industr. et statist. de
l'Auvergne, Maͤrz, 1828. S. 132. eine Idee zu
einer Maschine hingeworfen, mittelst welcher man alles, was auch
noch so schnell gesprochen wird, aufzeichnen kann. Diese
Maschine ist ein Clavier, welches die Noten, die gespielt
werden, aufzeichnet. Statt der Noten geben die Griffe auf den
Tasten Sylben. Da man auf Clavieren weit schneller spielen kann,
so meint Hr. Gouod wird man auch, bei
einiger Uebung, das, was man sprechen hoͤrt, schnell auf
dem Tachygraphikon greifen und
dadurch aufzeichnen koͤnnen. Es waͤre zu
wuͤnschen, daß man diese Idee realisiren koͤnnte.
Bullet. des scient. technol.
Mai. 1829. S. 82.
Verbessertes Hoͤr-Rohr.
Einfaches Mittel, Harthoͤrige deutlich hoͤren zu
machen.
Das Mechanics Magazine beschreibt in
Nro. 309, 11. Jul. 1829. S. 340. ein verbessertes
Hoͤr-Rohr, welches zu London unter der Aufsicht
des Hrn. Wundarztes und Apothekers Poynter, Warren-Stret, Camden Town, verfertigt
wird. Dieses Hoͤr-Rohr ist eine Roͤhre von
4 Fuß Laͤnge (es kann auch kuͤrzer seyn), an einem
Ende mit einem Mundstuͤke, an dem andern mit einem
Ohrstuͤke versehen: sie ist aus Kautschuk oder
elastischem Gummi, der durch einen Spiraldrath, welcher in der
Hoͤhlung hinlaͤuft, immer in gehoͤriger
Weite offen gehalten wird. Außen ist es zierlich mit Saiten
uͤberflochten. Die Person, welche zu dem Tauben spricht,
haͤlt das Mundstuͤk an die Lippen, und spricht
ganz leise. Der Taube legt das Ohrstuͤk an sein Ohr und
vernimmt durch diese Vorrichtung deutlich, was man zu ihm
gesprochen hat. Dieses Hoͤr-Rohr kostet 2 Pfd.
Sterl. (22 fl.)Das Mechan. Mag. N. 312., vom
1. August, S. 400., theilt uͤber dieses
Hoͤr-Rohr, das zu London bei Fores (Piccadilly, der St.
James's Kirche gegenuͤber) verkauft wird,
folgende Note mit, daß diese Roͤhren von Hrn. Hancock verfertigt werden,
der sich ein Patent auf Bereitung von Roͤhren aus
Gummi elasticum geben
ließ, und daß sie nur 15 Shillings (9 fl.) nicht 2
Guineen oder 24 fl. kosten. Diese Roͤhren finden
allgemeinen Beifall und werden von Leuten, die ein
hartes Gehoͤr haben, allen anderen
Ohr-Trompeten vorgezogen. – Sie verdienen
auch dieses Lob: allein, wie wir fruͤher
bemerkten, jede andere Roͤhre, auch ein Bogen
Papier zu einer Rolle oder Roͤhre
zusammengerollt, dient eben so gut. Man versuche es nur,
wenn man zweifelt..
Der Uebersezer kann jedem Hart- oder
Schwer-Hoͤrenden durch eine aͤhnliche
Roͤhre, die einen halben Kreuzer kostet, zum
Deutlich-Hoͤren helfen. Man nehme einen Bogen
Papier, rolle ihn zu einer Roͤhre von 1 1/2 Zoll im
Durchmesser auf, und befestige die uͤber einander
gerollten Papierlagen an beiden Enden mit etwas Oblat. Man
bringe nun das eine Ende dieser Roͤhre an das Ohr des
Tauben, und spreche an dem andern Ende derselben laut und
deutlich, und der Harthoͤrige wird deutlich
hoͤren. Der Versuch wird mit jeder andern Roͤhre
aus Holz, Metall, Glas eben so gelingen. Wenn man Individuen,
die gut hoͤren, das eine Ende einer 5 Schuh langen, und
nur 1/2 Zoll im Durchmesser weiten Glasroͤhre mit dem
einen Ende an das Ohr haͤlt, und an dem andern Ende in
diese Roͤhre so leise lispelt, als man sonst zu Jemanden
in das Ohr spricht, wenn man nicht will, daß es andere deutlich
hoͤren sollen; so wird jede Sylbe, auch noch so leise in
einer Entfernung von 5 Schuhen vom Ohre gelispelt, deutlich
vernehmbar. Wenn man einer solchen Roͤhre den Bau eines
Sprachrohrs geben wuͤrde, so wuͤrde
natuͤrlich die Wirkung noch kraͤftiger seyn. Wir
haben manchem Harthoͤrigen mit einer solchen einfachen
Roͤhre Erleichterung verschafft,
und manche Gesellschaft mit diesem Beicht-Instrumente unterhalten.
Mikroskope in England.
Hr. Philipp. Carpenter hat bei seinen
mikroskopischen Unterhaltungen, an welchen man fuͤr eine
Kleinigkeit Theil nehmen und beliebige Gegenstaͤnde
untersuchen kann, ein Sonnen-Mikroskop vorgerichtet,
durch welches man z.B. die Larve eines Tag-Thierchens,
die nur einen halben Zoll lang ist, auf vierzehn Fuß, die Larve einer Muͤke auf 9 Fuß vergroͤßert dargestellt
sieht. (Gill's
technol. and microsc. Repos. Julius.
S. 6. (Solche Mikroskope koͤnnten auch in technischer
Hinsicht, z.B. bei Beurtheilung der Gewebe, etwas leisten.)
Hrn. Thilorier's
Gas-Compressions-Pumpe.
Hr. Thilorier erfand eine Pumpe,
mittelst welcher jede Gasart, mittelst einer sehr großen Gewalt,
durch ein einziges Hin- und Herziehen des
Staͤmpels, von 645 kubischen Centimetern auf den
tausendsten Theil seiner urspruͤnglichen Ausdehnung
zusammengedruͤkt werden kann. Hr. Thilorier hat mittelst dieser Pumpe kohlensaures Gas
in kurzer Zeit und mit großer Leichtigkeit in tropfbare
Fluͤssigkeit verwandelt. Er erhielt dafuͤr einen
Monthyon'schen Preis von 1500 Franken von der Académie roy. des Sciences zu
Paris. (Journal de Pharmacie.
Julius. 1829. S. 365.)
Ueber die Gas-Messer,
vorzuͤglich uͤber jene des
Hrn. Clegg (spaͤter Crosley), uͤber ihre
Nachtheile fuͤr die Gas-Compagnien, ihre
Schwierigkeiten und Gefaͤhrlichkeiten finden sich einige
Bemerkungen, die die Frankfurter Compagnie auch gemacht haben
wird, und die beweisen, wie behutsam man bei aͤhnlichen
neuen Anstalten, wie die bisherigen auf dem festen Lande sind,
verfahren muß, wenn man nicht zu großem Schaden kommen will, da
selbst alte Anstalten, wie jene zu Edinburgh, dadurch in große
Verlegenheit kamen.
Gesez uͤber Absorption und
Entwikelung der Waͤrme durch elastische
Fluͤssigkeiten.
Hr. Dulong ist bei seinen
Untersuchungen uͤber die specifischen Waͤrmen
elastischer Fluͤssigkeiten auf folgendes einfaches Gesez
gekommen: „alle elastischen Fluͤssigkeiten, einfache
oder zusammengesezte, entwikeln oder verschlingen, wenn
sie unter gleicher Temperatur, unter gleichem Druke um
gleiche Bruchtheile ihres Volumens
zusammengedruͤkt oder erweitert werden, dieselbe
Menge absoluter Waͤrme. (Journ. de Pharm. Julius
1829. S. 365.)
Kalk-Chloruͤr verbessert den
Gestank fauler Seethiere nicht, wohl aber
Soda-Chloruͤr.
Hr. Poutet, Apotheker zu Marseille,
theilte der Académie roy. de
Médecine zu Paris die Bemerkung mit, daß
Kalk-Chloruͤr Seefische und Schalthiere und auch
die Badeschwaͤmme, nicht gegen Faͤulniß zu
schuͤzen vermag, daß sich, bei Anwendung derselben auf
diese Thiere, ein unausstehlicher Brom-Geruch entwikelt.
Er leitet dieß aus den Bestandtheilen der thierischen Faser der
Seethiere her, die aus Stikstoff, Fischleim und Brom bestehen.
Kaustische Lauge haͤlt er fuͤr das beste Mittel
zur Reinigung der Koͤrbe und Baͤnke, auf und in
welchen Seethiere aufbewahrt werden. (Journal de Pharmacie. Julius. 359) Hr. Henry bemerkt dagegen a. a. O. S.
359, daß Soda-Chloruͤr
allerdings den Gestank auf den Fischmaͤrkten verbannt,
indem im Soda-Chloruͤr immer
uͤberschuͤssige Soda vorkommt.
Reinigung des schlechten Flußwassers durch
sich selbst.
Hr. Bostock, der mit der Analyse des
Themse-Wassers beauftragt war, ließ eine Probe desselben,
die aus einer der unreinsten Gegenden, in der Naͤhe des
King's Scholars' Pond sewer,
geschoͤpft wurde, einige Wochen lang unangeruͤhrt
in seinem Ladoratorium stehen. Nach Verlaus einiger Wochen sah
er, daß es hell und klar geworden ist, daß aber beinahe der
ganze Bodensaz, den es fruͤher abgesezt hatte, in die
Hoͤhe gestiegen war, und an der Oberflaͤche eine
beinahe einen halben Zoll dike Schichte bildete, die
hoͤchst widerlich stank. Mit der Zeit theilte sich diese
Schichte in große Massen oder Floken, an welchen kleine
Luftblaͤschen hingen. Zwei Monate hierauf hatten diese
Floken sich alle wieder auf den Boden begeben, und das Wasser
war vollkommen hell und klar. Bei vorgenommener Analyse fand man
in demselben Kalk, Schwefel- und Kochsalzsaͤure
und Bittererde in weit groͤßerer Menge, als in keiner
fruͤher analysirten Probe des Themse-Wassers: man
fand vier Mal mehr salzige Stoffe. Das Verhaͤltniß der
kochsalzsauren Verbindungen war zwoͤlf Mal
groͤßer; kohlensaurer Kalk war zwei bis drei Mal mehr und
schwefelsaurer Kalk 5 1/2 Mal mehr. Als das Wasser noch faulte,
zeigte es deutliche Spuren von Schwefel und Ammonium, wovon sich
aber, nachdem es sich selbst auf obige Weise gereinigt hatte,
keine Spur mehr zeigte. Die Ursache der groͤßeren Menge
salziger Stoffe nach der erfolgten Reinigung scheint in der
Zersezung thierischer Koͤrper zu liegen, an welcher das
Themse-Wasser so reich ist. Man koͤnnte diese
Reinigung als eine Art von Gaͤhrung betrachten, in
welcher die aufloͤsbaren thierischen Koͤrper als
Ferment dienen, das sich nach und nach selbst zerstoͤrt,
und die demselben beigemengten Salze zuruͤklaͤßt.
Je unreiner daher das Wasser, desto besser reinigt es sich von
selbst. Vielleicht halten die Seeleute das Themse-Wasser
aus eben diesem Grunde fuͤr brauchbar auf
See-Reisen. Philosoph.
Magazine. Juni 1829. S. 442.
Englischer Port-Wine.
Folgende Composition ist das schaͤndliche Ding, das man in
London als Oporto-Wein (Port-Wine) die Flasche (3
Quart) zu 5 Shilling verkauft: Brantwein, 6 Loth; Aepfelmost
(Cider), 28 Loth; Zuker, 3 Loth; Alaun, 2 Scrupel; Weinstein, 1
Scrupel; starker Absud von Campecheholz, 8 Loth. Diese Analyse
der englischen Gotteslaͤsterung gegen Jacchus gibt das
Mechan. Mag. N. 307. 27. Juni.
S. 320. Das ist „British
Wine-Manufacture!“
Die neue Wein-Kuͤhlwanne des
Koͤnigs von England, das groͤßte bisher bekannte
Silbergefaͤß in England,
faßt bequem sechs Menschen, und wiegt 8000
Unzen (oder 16000 Loth). Die Silber-Arbeiter, die dieses
colossale Gefaͤß verfertigten, sind die HHrn. Rundell und Bridge. (Post. Galignani.
N. 4474.)
Opium-Verbrauch in China.
In den lezten 10 Monaten des vorigen Jahres kauften die Chinesen
zu Canton der ostindischen Compagnie 5140 Kisten Patna-
und Benares- und 6046 Malwa-Opium ab; im Werthe
10,699,510 Dollars. Da nur mehr 2143 Kisten vorraͤthig
waren, stieg der Press eines Mal
Opium von 940 auf 960 Dollar. (Sun.
Galignani. N. 4474.)
Ueber Verfaͤlschung des Mehles mit
Erdaͤpfel-Staͤrkmehl.
Hr. Chereau las in der Académie roy. de
Médecine eine Abhandlung uͤber die
Verfaͤlschung des Mehles mit
Erdaͤpfel-Staͤrkmehl vor. Er bemerkt, daß
solches verfaͤlschtes Mehl, mit Waͤsser
angeruͤhrt, mehr an den Gefaͤßen kleben bleibt,
das Wasser weniger einsaugt, weniger Brot gibt und weniger
Kleber enthaͤlt, als reines Mehl. Um den Betrug zu
entdeken, raͤth er das Mehl zu roͤsten.
Geroͤstetes Mehl ist in Wasser unaufloͤsbar. Er
mengte, zum Versuche, 64 Gramm reines Mehl mit 16 Gramm
Erdaͤpfel-Staͤrkmehl, und roͤstete
die Mischung, bis ein Viertel ihres Gewichtes verloren ging. Er
roͤstete sie bis auf 60 Gramm, die er mir kaltem Wasser
anruͤhrte und filtrirte; auf dem Filter blieben 48 Gramm
zuruͤk. Die abgerauchte filtrirte Fluͤssigkeit gab
11 Gramm, 7/10 aufloͤsbares
Erdaͤpfel-Staͤrkmehl. – Erfahrne
Baͤker und Muͤller kennen indessen die
Guͤte des Mehles durch das Druͤken in der Hand.
(Journal de Pharmacie. Julius.
S. 360.)
Ueber Bildung und Unterricht der
arbeitenden Klasse
finden sich, unter manchen
Absurditaͤten, z.B. daß man die arbeitenden Menschen, wie
die Arbeits-Bienen, geschlechtslos machen muͤsse, d.h. ihnen das
Heirathen erschweren soll, einige sehr Beherzigung verdienende
Winke in einem kleinen Werke:
Conversations upon Knowledge, Happinefs
and Education, between a Mechanic and a Patron of the London
Mech. Institution. 12. Lond. 1829. b. Baldwin and Cradock.
134 S.
Schulmeister auf amerikanischen
Schiffen.
Man scheint in Europa nicht zu wissen, daß die Amerikaner auf
ihren Schiffen Schulmeister (Schoolmasters) halten; wir haben
wenigstens in keinem Budget eines europaͤischen
See-Ministers eine Summe fuͤr Schulmeister auf Fregatten etc.
aufgefuͤhrt gefunden. Das Mechan.
Mag. Nro. 308. S. 330. theilt eine Beschreibung eines
elektrischen Phaͤnomens (des St. Elm's-Feuers)
mit, welches von dem Schulmeister auf
der amerikanischen Fregatte Constitution im mittellaͤndischen Meere auf der
Hoͤhe von Sicilien beobachtet wurde, die diesem Manne
alle Ehre bringt: der ehemalige Fuͤrst von Sicilien,
Dionysius, haͤtte, als er Schulmeister werden mußte, und
auch der erlauchte Herzog von Orleans haͤtte, als er
Schulmeister zu Chur war, sie nicht besser schreiben
koͤnnen. Die Idee, auf stark bemannten Schiffen, z.B. auf
Fregatten, einen eigenen Lehrer zu halten fuͤr die junge
Mannschaft, ist wirklich herrlich und muß von unendlichem
Vortheile fuͤr das See-Wesen seyn, das, nach dem
so oft wiederholten offenen Gestaͤndnisse erfahrener
europaͤischer See-Offiziere, in dem Maaße
zuruͤkschreiten muß, als der Mensch, der in einem Alter
von 8–9 Jahren „in das große Faß, genannt
Schiff, gestekt wird, um oben bei dem Spundloche
herauszuschauen“
RabelaisPantagruel., und nie wieder das Land zu betreten, außer nachdem er
Kruͤppel und grau geworden ist, nothwendig verwildern
muß. Wenn selbst der feingebildete Mann, wenn er Jahre lang auf
der See zubringt, einen Theil der Rauheit des Elementes annimmt,
das er bekaͤmpft; was soll aus dem Menschen werden, der
nie eine Bildung bekam und fuͤr sein ganzes Leben zum
Seedienste verdammt ist! Er ist, wie wir so oft in Europa zu
sehen Gelegenheit haben, sich und andern Last. Waͤhrend
in so vielen, und selbst in so vielen konstitutionellen Staaten
Europas, wie z.B. in Frankreich und in England, der
Schul-Unterricht auf dem Lande so sehr
vernachlaͤssigt wird, sorgt der Amerikaner dafuͤr,
daß seine Landsleute selbst auf den Schiffen des
Primaͤr-Unterrichtes nicht entbehren; ist es dann
ein Wunder, wenn wir die amerikanischen Seeleute Wunder
hervorbringen sehen? wenn ihre Marine jezt die erste auf dem
Ocean ist? Schulen! Schulmeister! Dieß ist es, was jeder Staat
vor Allem braucht. Die uͤbrigen gelehrten Anstalten
bilden sich dann, wie in Nord-Amerika, von selbst, und
gedeihen, als Privat-Anstalten, besser, als wenn sie
unter einem Minister des Unterrichtes stehen, der
Groß-Kreuz der frères
ignorantins istEinen hoͤchst weisen, und, wie es uns scheint,
auch in Europa Nachahmung verdienenden,
Senats-Beschluß hat im Anfange dieses Jahres der
Senat am Ohio erlassen,
in Folge dessen die Unterhaltungskosten der Volksschulen
groͤßten Theils auf die muthwilligen Hagestolzen geworfen werden.
Wer eine Frau, nach seinem Stande (Tagloͤhner
oder Minister), erhalten kann, und nach 30 Jahren keine
genommen hat, zahlt die gewoͤhnliche
Familiensteuer einer Familie von 6 Koͤpfen zum Unterhalte
der Schulen. Man sieht hieraus, wie man in
Nord-Amerika die Wichtigkeit der Schulen, und die
Notwendigkeit der Foͤrderung der Ehen besser
versteht, als in Europa, wo man beide
beschraͤnkt, obschon fuͤr zehn Mal so viel
Menschen, als auf dieser alten Jungfrau herumtreten,
noch Raum genug ist. (Times.
Galignani. 4452.).
Notizen uͤber Handel mit Schuhen
und Koͤlnisch Wasser.
Das Court-Journal
troͤstet die zu Grunde gehenden englischen Fabrikanten
mit einem beinahe aͤhnlichen Schiksale der Fabrikanten in
Frankreich, wenigstens der Schuhmacher dieses Landes. Die
franzoͤsischen Schuster verfertigten bisher seidene und
Atlaß-Schuhe bester Qualitaͤt das Duzend zu 48
Franken. Diese Schuhe muͤssen nun bei ihrem Eintritte in
England so viel Mauth bezahlen, daß das Paar, Statt auf 4
Franken (1 fl. 48 kr.) zu kommen, 5 Shill. (3 fl.) kostet.
Waͤhrend dieß nun englische Damen, z.B. die Lady
Lyndhurst, nicht hindert, taͤglich ein neues Paar
franzoͤsische Schuhe anzuziehen, fertigen die
schottischen Schuster sogenannte franzoͤsische Schuhe das
Duzend fuͤr 30 Shill., so daß sie zu London das Paar um 3
Shill. 6 Pence (2 fl. 6 kr.) zu haben sind, und haͤufig
fuͤr franzoͤsische Schuhe gehen. Ein
franzoͤsischer Fabrikant, der Eau
de Cologne erzeugte, hat ehevor jaͤhrlich 10,000
Duzend Flaschen Eau de Cologne, das Duzend zu 12 Franken, nach
England geschikt, fuͤr welches 12 Shillings Zoll bezahlt
werden mußten, so daß das Duzend auf ungefaͤhr 24 Shill.
(14 fl. 24 kr.) kam. Jezt sezt dieser Fabrikant nur mehr 500
Duzend Flaschen ab, indem die Israëliten
gegenwaͤrtig in England Koͤlnisches Wasser
erzeugen.
Englands Ausfuhr und Einfuhr im J.
1828.
England fuͤhrte im J. 1828 nur um 546,000 Pfd. Sterl. nach
Frankreich (nur um 130,000 Pfd. weniger als nach Preußen) aus,
und dafuͤr aus Frankreich fuͤr 2,600,000 Pfd.
Sterl. ein; verlor also gegen Frankreich 24 Millionen Gulden.
Nach Rußland fuͤhrte es fuͤr 2 1/2 Millionen Pfd.
Sterl. aus, und fuͤr 4 Millionen ein: gegen Rußland hat
England immer verloren. „Mit den Niederlanden und
Deutschland war unser Handel aͤußerst
eintraͤglich. Wir fuͤhrten nur fuͤr
drei Millionen Pfd. Sterl. aus beiden Laͤndern ein,
und fuͤhrten dagegen fuͤr vierzehn Millionen Pfd. Sterl. in
dieselben aus.“ (Also fuͤr 168 Millionen
Gulden!!) Aus Gibraltar wurde wenig eingefuͤhrt;
dafuͤr wurden aber fuͤr 2 Millionen Pfd. Sterl.
dahin ausgefuͤhrt. Aus Spanien und den canarischen Inseln
fuͤhrten wir um eine halbe Million Pfd. Sterl. mehr ein,
als dahin ausgefuͤhrt wurde. Nach der Tuͤrkei
fuͤhrten wir fuͤr 1,200,000 Pfd. aus, und
ungefaͤhr fuͤr 600,000 Pfd. Sterl. ein. Die
Ausfuhr nach Portugal uͤberstieg die Einfuhr um 2
Millionen. Der ganze Handel mit Afrika dreht sich um Eine
Million Einfuhr, und eben so viel Ausfuhr. Aus Ostindien und
China wurde fuͤr 8 Millionen Pfd. Sterl.
eingefuͤhrt, und fuͤr 6,300,000 Pfd.
ausgefuͤhrt. Nach den nordamerikan. engl. Colonien und
Westindien ward fuͤr 6,200,000 Pfd. Sterling
ausgefuͤhrt, und 8,700,000 Pfd. eingefuͤhrt. Nach
Amerika betrug die Ausfuhr 8,600,000 Pfd. Sterl.; die Einfuhr
7,997,000 Pfd. Sterl.; Brasilien, wohin fuͤr 3,822,000
Pfd. Sterl. ausgefuͤhrt und woher fuͤr 1,382,000
Pfd. Sterl. eingefuͤhrt wurde, uͤbertrifft alle
suͤdamerikanischen Republiken, nach welchen um 2,200,000
Pfd. Sterl. mehr ausgefuͤhrt ward, als die Einfuhr aus
denselben betrug.
In Summa betrug
Englands
Ausfuhr
61,957,000,
Einfuhr
43,396,000 Pfd. Sterl.
im J. 1828. (Courier. Galignani. 4468.)
Frankreichs Eierhandel mit England.
Mehr als eine Viertel-Million Eier wurden aus Frankreich
Anfangs Junius zu Southampton eingefuͤhrt. Southampton Herald. Galignani Messenger.
N. 4448.
Auslaͤndische Spione in englischen
Fabriken.
Das London Journal of Arts
enthaͤlt in seinem Junius-Hefte unter obiger Aufschrift einen
Aufsaz, in welchem es die Gefaͤlligkeit lobt, mit welcher
bisher in England dem Auslaͤnder in den Fabriken Alles
gezeigt wurde, was er zu sehen wuͤnscht. Wir erlauben uns
Hrn. Newton und Partington, welche sich jezt als Herausgeber dieses
Journals nennen, in dieser Hinsicht nach unsern in England
gemachten Erfahrungen geradezu zu widersprechen. Beweise
fuͤr unsern Widerspruch finden sich in England mit Ellen
langen Buchstaben an den Thuͤren so vieler Fabriken in
den zwei Worten: „NO
ENTRANCE!“ deutlich genug
aufgeschrieben.
„Wir haben,“ heißt es, „die
Entdekung gemacht, daß die franzoͤsische Regierung
eine Menge Leute besoldet, die unsere Fabriken
durchstreichen und Alles auskundschaften, was fuͤr
das Gedeihen derselben ersprießlich seyn kann. Wir halten es
daher fuͤr unsere Pflicht, unsern Landsleuten die
Augen zu oͤffnen, und sie zu fragen: ob es klug oder
auch nur verstaͤndig ist, diejenigen Fremden mit
offenen Armen aufzunehmen und in alle
Fabrik-Geheimnisse einzuweihen, die in ihrem Lande
jedem Englaͤnder den Eintritt in eine Fabrik
versagen, dem sie so viel Talent zutrauen duͤrfen,
daß er „den hohen Mysticismus einer
Mausfalle“ durchschauen kann.
Nun liefert das London Journal die
Debatten in der lezten (vielleicht lezten) traurigen
Staͤnde-Versammlung Frankreichs uͤber die
50,000 Franken, welche der Minister zur Beobachtung der englischen Fabriken im Budget
auffuͤhrte, und verliert sich hierbei in
Personalitaͤten, die es zu ekelhaft waͤre, hier zu
wiederholen. Der Fehler, der hier begangen wurde, liegt am
Minister Frankreichs, der schlechte Verse macht und das Land
noch schlechter verwaltet. Wozu den Zwek einer so unbedeutenden
Summe (25,000 fl.!) den Leuten auf die Nase binden? Nicht 25,000
fl., sondern 50,000 fl. und hunderttausend
Gulden hat mancher Fabrikant, als Privatmann, darauf
gewendet, um hinter ein gewisses Verfahren zu kommen. Wenn der
Minister Frankreichs (wenn ihm Fabrikwesen noch am Herzen liegen
kann oder darf), nicht weiß, daß 25,000 fl. kaum zur Reise eines
einzelnen Individuums hinreichen, das sich uͤber
englische Fabriken, so viel als moͤglich ist,
gruͤndlich belehren will, so ist er zu beklagen, und ganz
Frankreich ist zu beklagen, wenn es jaͤhrlich nicht mehr
als diese Summe verwenden kann, um von England fabriciren zu
lernen. Die franzoͤsische Nation wuͤrde vielleicht
gern 5 Millionen Franken, statt 50,000 Franken notiren, wenn es
sich um den Besiz der englischen Maschinen und Handgriffe
handelt, sie wuͤrde aber zugleich auch den Hrn. Minister
bitten, so klug zu seyn, diese 5 Millionen eben so
sorgfaͤltig in seinem Budget zu verbergen, als die
Englaͤnder ihre Fabrik-Geheimnisse. Diese
laͤcherliche Debatte in der franzoͤsischen Kammer,
uͤber welche die englischen Journale sich jezt so sehr
lustig machen, und die den Minister Frankreichs mit seinen 6
Pfennig Industrie-Spionen vor den Augen von ganz Europa
so erbaͤrmlich bloß stellt, erinnert uns Deutsche an den
weiland „Spion von
Erfurt,“ dessen Geschichte unsere Kinder
alle zehn Jahre regelmaͤßig in einem unserer Hauskalender
zu lesen bekommen.
Das London Journal thut
uͤbrigens den Franzosen sehr unrecht, wenn es dieselben
fuͤr groͤßere Geheimnißkraͤmer im
Fabrikwesen erklaͤrt, als es die Englaͤnder selbst
sind. Es liegt nicht in der Natur eines Franzosen, sein Maul zu
halten, und wenn er nicht mit dem Munde spricht, so spricht er
mit den Elbogen; der Englaͤnder hingegen ist, wie wir
alle wissen, troken und zaͤhe, wie ein getheertes Seil
und pfeift nur im Sturme. Man kann es uͤbrigens keinem
Fabrikanten verargen, wenn er, in dem ewigen
Belagerungs-Zustande, in welchem er sich befindet, die
Quelle, aus welcher er sein Frisch-Wasser zieht, geheim
haͤlt, damit der belagernde Feind sie ihm nicht so leicht
abgraͤbt; man wird aber jeden Fabrikanten verachten
muͤssen, der allein das Recht haben will, Tausende arm zu
machen, damit er reich wird, und der diese Usurpation durch ein
Patent sanktionniren laͤßt.
Geseze uͤber Rokknoͤpfe in
England, und uͤber die Kraft der Geseze in diesem
Lande.
Nach dem Geseze 10. Wilhelm III. Kap.
2. sollen keine Knoͤpfe gemacht, verkauft oder auf
Kleider aufgesezt werden, wenn sie aus Tuch, Sersch, Drugget,
Camelot, Zeug oder aus Holz sind, unter Strafe von 10 Shillings
fuͤr das Duzend. Nach dem Geseze 8. Anna, Kap. 6. unterliegen Schneider und alle, die
Knoͤpfe aus Sersch oder aus andern Stoffen verfertigen,
verkaufen, und an Kleider aufnaͤhen oder anbinden, einer
Strafe von 5 Pfd. Sterl. fuͤr das Duzend. Nach 4. Georg I. Kap. 7. soll kein Schneider
einen Knopf aus Tuch, Sersch oder was immer fuͤr einen
Zeug, machen, verkaufen, oder auf was immer fuͤr ein
Kleid ansezen, unter Strafe von 40 Shill. (2 Pfd. 24 fl.)
fuͤr das Duzend; wenn solche Kleider irgendwo zum
Verkaufe haͤngen, sollen sie weggenommen werden. Nach 7.
Georg I. Kap. 12. soll Niemand
auf einem Kleide Knoͤpfe aus Tuch tragen oder aus irgend
einem Zeuge, unter Strafe von 40 Shill. fuͤr das Duzend.
Diese Geseze stehen noch alle in voller Rechtskraft, wurden nie
aufgehoben oder widerrufen (siehe Williams's Law Dictionary, Art. Manufactures.
Buttons), und die ganze Welt traͤgt auf schwarzen
Roͤken gleiche Knoͤpfe. Man koͤnnte daher
jeden Schneider um 60 fl. strafen, der einen schwarzen Rok mit
Knoͤpfen von gleichem Tuche verfertigt, und alle Richter
vom Lord-Kanzler an muͤßten 40 Shill. Strafe
bezahlen. Was nuͤzt Gesezgeberei, wenn die Geseze nicht
einmal so geachtet werden, daß man thoͤrichte Geseze
widerruft! Wenn jedes Gesez, das nicht widerrufen wurde,
deßwegen, weil es nicht widerrufen wurde, noch
Gesezes-Kraft haͤtte, in welchem Zustande
befaͤnde sich die heutige Gesellschaft? Und in welchen
Zustand muß sie gerathen, wenn die gegebenen Geseze so schlecht
gehandhabt und befolgt werden? Gestehen wir es uns nur
aufrichtig: „leges sine moribus
vanae.“ Die einzige Klasse von Menschen,
die Geseze zu geben, zu handhaben und zu befolgen versteht, ist
die des Militairs. Mechan. Mag. Nr.
307. 27. Jun. S. 317.
Rechtshaͤndel uͤber
Industrie-Gegenstaͤnde.
Ein Hr. Becasse hatte bei der lezten
Industrie-Ausstellung zu Paris eine eiserne Kiste mit der
Aufschrift aufgestellt, „daß
diese Kiste demjenigen gehoͤren soll, der sie
oͤffnen wird.“ Eine Menge
Schlosser etc. versuchten ihre Kunst vergebens, bis endlich
einer, Namens Rousselet, an dieser
Kiste voruͤber ging, sie nur leicht beruͤhrte, und
dadurch aufspringen machte. Hr. Becasse verweigerte dem Rousselet die Kiste, und sein Advocat brachte, wie
alle Advocaten, die abgeschmaktesten Gruͤnde gegen die
Extradirung der Kiste vor. Das Tribunal
de Premiere Instance entschied indessen fuͤr Rousselet. (Galignani. N. 4465.)
Ein Ziegelbrenner zu Rumworth, Jak. Boardman, wurde von Hrn. Hutton vor Gericht belangt, weil er die Feier des
Sonntags (der in England so heilig gehalten wird, wie der
Sabbath bei den Juden) dadurch brach, daß er seinen
Ziegel-Ofen in Brand hielt. Sein Advocat entschuldigte
ihn mit dem Schaden, den er gehabt haben wuͤrde, wenn er
das Feuer haͤtte ausgehen lassen, und warf Hrn. Hutton eine Gegenklage auf den Hals,
daß er des Sonntags seine Dampfmaschinen gehen laͤßt. Hr.
Hutton entschuldigte sich damit,
daß seine Maschinen Wasser pumpen muͤssen, und
fuͤr sich allein arbeiten, ohne daß der Mensch am
Sonntage knechtisch neben denselben zu arbeiten haͤtte.
Der Examiner meint daher, man sollte
die Dampfmaschinen eben deßwegen, weil sie mit so viel
Spontaneitaͤt und beinahe wie ein verstaͤndiges
Wesen arbeiten, gleichfalls den Sonntag heiligen lassen, oder
gar in die Kirche schiken. (Galignani.
N. 4466.)
Ein Sir Paul Baghott verleitete im J.
1824 die HHrn. Gibb und Macdonald zu Edinburgh zur Errichtung
einer Kaschmir-Schaal-Fabrik unter dem Vorwande,
daß er das hierzu noͤthige Material besaͤße; daß
dieses eine englische Erfindung waͤre, und folglich keine
aͤhnliche Waare aus dem Auslande eingefuͤhrt
werden duͤrfe. Im J. 1825 hatten die HHrn. Gibb und Macdonald bereits eine große Fabrik hierzu
eingerichtet, als es sich bald darauf zeigte, das Sir Paul Baghott die Wolle hierzu gesponnen
aus Frankreich einfuͤhrte, und dieselbe um 60 bis 70 p.
C. theurer an seine Committenten verkaufte, als sie ihm zu
stehen kam. Sobald diese Taͤuschung bekannt wurde, fielen
die Schahls um eben so viel; es entstanden neue Fabriken, und
die HHrn. Gibb und Macdonald hatten unendlichen Schaden.
Die Jury erkannte 4000 Pfd. Sterl. Schaden-Ersaz gegen
Sir Paul Baghott. (Galignani. N.
4466.)
Englische Mauth-Plakereien.
Wir haben neulich das schaͤndliche Verfahren angezeigt,
welches sich die englischen Mauth-Beamten erlauben, indem
sie Waaren unter dem Vorwande zuruͤkbehalten, daß der
Werth derselben zu gering angegeben waͤre. Die Times, und aus diesen Galignani, N. 4465., zeigen nun aus
einer offiziellen Rechnung, daß die Regierung eben so viel dabei
gewonnen haͤtte, wenn sie die nach der Angabe ihr
gebuͤhrende Mauth bezogen, und ihren Publicanen verboten
haͤtte, solche Plakereien zu treiben, die nur zur
Fuͤllung des Beutels der Beamten, nicht aber der
Staats-Casse, berechnet sind.
Mauth-Praxis in England.
Der Examiner (Galignani Messenger. N. 4447) erzaͤhlt, daß
folgende neue Praxis auf der Mauth zu London Mode wird. Wenn man
Waaren, die man in England einfuͤhrt, richtig angibt, und
die Mauth dafuͤr gehoͤrig nach dem Werthe bezahlt, finden die
Mauth-Beamten allerlei Anstaͤnde, behalten die
Waare zuruͤk und verweisen an den Mauth-Ausschuß,
vor welchem man Klage fuͤhren soll, wenn man sich
beeintraͤchtigt faͤnde. Wenn dieser
Mauth-Ausschuß (Board of
Commissioners) nun findet, daß die gehoͤrige
gesezliche Mauth richtig bezahlt wurde, befiehlt er zwar die
Waare ausfolgen zu lassen, befiehlt aber zugleich, daß man dem
Mauthner, der dieselbe erhielt, diejenige Remuneration bezahle,
die er vom Amte erhalten haben wuͤrde, wenn er eine
Mauth-Defraudation entdekt haͤtte. Dieß geschieht
unter zehn aͤhnlichen Faͤllen wenigstens neun Mal.
So geht es im liberalen konstitutionellen England zu.
„Huͤtet euch vor Pharisaͤern und
Zoͤllnern!“
Noch eine schaͤndliche
Mauth-Praxis in England.
Es wird seit einiger Zeit Sitte, Waaren die in England
eingefuͤhrt wurden, um daselbst im Großen verkauft zu
werden, unter dem Vorwande mit Beschlag zu belegen, daß ein zu
niedriger Werth fuͤr dieselben angegeben wurde. Und wie
beweist man dieß? Die Mauthner machen die Ballen auf, theilen
die Waaren in kleine Partieen, und wenn sie, was auf diese Weise
nothwendig geschehen muß, die Waare theurer an den Mann
anbringen, als der Kaufmann, der sie einfuͤhrte, sie im
Werthe angab; so strafen sie lezteren als Defraudator
fuͤr die Summe, um welche die Waare, in einzelnen
Partieen verkauft, theurer abging, als sie im Großen,
ballenweise, nie abgegangen seyn wuͤrde. Auf diese Weise
ist also nicht bloß der Kaufmann, welcher einfuͤhrt,
sondern auch der englische Großhaͤndler und
Kleinhaͤndler um seinen Gewinn gebracht, und manches
englische Mauthamt sieht jezt aus, wie ein Jahrmarkt. Man hielt
einem sehr angesehenen Großhaͤndler fuͤr 4000 Pfd.
(48,000 fl.) eingefuͤhrte Waare zuruͤk. Man wird
ihm seine Waare ausfolgen lassen muͤssen, er mußte
indessen vier Monate lang seine Waare auf der Mauth liegen
lassen. Man berechne hiernach den Schaden, den er dadurch
erleidet. – Wir uͤbergehen die Bemerkungen, mit
welchen der Herald (Galignani N. 4450.) die Regierung
auffordert, einem solchen Complotte von Publicanen zu steuern,
bemerken aber, daß es eben so absurd als widerrechtlich ist, den
Werth der Waare irgend eines Fabrikanten oder Kaufmannes
bestimmen zu wollen. Der Fabrikant kann (wie es in England und
Frankreich oft der Fall ist) Mittel gefunden haben, sein
Fabrikat um die Haͤlfte wohlfeiler zu erzeugen: ist er
nun Defraudator, wenn er einen um die Haͤlfte geringeren
Werth angibt, als die Waare ehevor hatte? Ein Kaufmann kann
einem Fabrikanten, der eben in Noͤthen war, Waaren um ein
Drittel des Marktpreises abgedrukt haben; ist er nun
Defraudator, wenn er den Werth der Waare so angibt, wie er ihn
bezahlte? Man sieht, wohin das falsche System der Mauthen
fuͤhrt.
Verschaͤrftes Mauthgesez gegen
Schwaͤrzer im lombard. venezianischen
Koͤnigreiche.
Das Schwaͤrzen wird kuͤnftig im Regno lombardo-veneto außer
der Confiscation der Waare mit einem Strafgelde, welches dem
doppelten Werthe der geschwaͤrzten Waare gleich kommt,
bestraft. (Galignani. N. 4469.)
Elend der Fabrik-Arbeiter in
England.
Ein Weber in Queenstreet arbeitete, um sein Weib mit 4 Kindern zu
naͤhren, seit mehreren Wochen taͤglich 17 Stunden
lang im Stuhle. Bei dem Wenigen, was er dabei gewann, und
redlich mit seiner Familie theilte, konnte er lang nichts Warmes
genießen. Er starb, abgemagert wie ein Gerippe,
erschoͤpft auf seinem Weberstuhle. (Galignani. N. 4466.)
Ueber ein neues System von
Luftschifferei
mittelst eines Drachens, unter welchem der
Luftschiffer sizt, und mit großen Fledermausfluͤgeln die
Luft peitscht, findet sich ein Aufsaz im Mechanics' Magazine Nr. 298 und 299, worauf wir
Liebhaber von Curiositaͤten aufmerksam machen wollen.
Gelingt diese Art von Luftfahrt, so wird sie ohnedieß bald ein
Gegenstand eines besondern Theils der Aerostatik und des
Staatsdienstes werden, und es wird Zeit seyn, daruͤber zu
schreiben, wenn solche Staats-Merkure einst fliegen
werden.
Taubenpost.
Eine Taube brachte von Lille nach Bruͤssel in Einer Stunde 15
Minuten einen Zettel mit der Nachricht, daß die
Musik-Gesellschaft zu Bruͤssel den Preis in der
Musik-Versammlung zu Lille erhielt. (Galignani. N. 4467.) Man hat also
hier wieder ein Beispiel mehr fuͤr die
Moͤglichkeit der Einfuͤhrung einer Taubenpost, die
wir so oft empfohlen haben.
Wettfahrt im Trotte.
Zehn englische Meilen wurden mit einer Stute in 39 Minuten, die
in einem plumpen Cabriolet eingespannt war, im Trotte gelaufen,
und eine Wette von 100 Pfd. Sterl. wurde dadurch von derselben
gewonnen. (Herald. Galignani. N.
4474.)
Gewinn bei dem lezten großen Wettrennen in
England.
Ein Hr. Forth gewann, und strich mit
der groͤßten Gleichguͤltigkeit bei dem lezten
großen Wettrennen in England nicht weniger als 30,000 Pfd.
Sterl. (360,000 fl.) ein. Ein Hr. R-p-y verlor
7000 Pfd. Verluste von 2600 Pfd. abwaͤrt kamen viele vor.
(Chronicle. Galignani.
4450.)
Ein Virtuos im
Schaf-Scheren.
Ein junger Paͤchter, Edmund Buckland zu Kington, St. Michael, Wiltshire, wettete
vorige Woche ein Duzend Flaschen Wein, daß er in Einem Tage
hundert Schafe scheren koͤnnte. Er fing um drei Uhr
Morgens an, und hatte um drei Uhr Nachmittags das hunderte Schaf
geschoren. Er schor dann bis Abends noch 20, um sein Tagwerk zu
vollenden. (Globe. Galignani. N.
4473.)
Fruchtbarkeit einer
Zucht-Sau.
Eine Zucht-Sau des Hrn. Chamberlain zu Holme Hall warf auf 5 Trachten 112
Ferkel. (Norwich Mercury. Galignani.
N. 4447.) Wir koͤnnen nicht umhin bei dieser
Gelegenheit zu bemerken, wie ein englischer wohlhabender
Landwirth (von 40,000 fl. jaͤhrl. Einkommen) seit einiger
Zeit seinen armen Pfarrer um den Viehzehend bei dem Borstenviehe
brachte. So oft er naͤmlich eine traͤchtige
Zucht-Sau hatte, die dem Werfen nahe war, trieb er
dieselbe zu einem Bekannten in der naͤchsten Pfarre.
Nachdem die Sau daselbst geworfen hatte, nahm er die Ferkel in
einen Korb, und ließ sie von einem Knechte nach Hause tragen:
die Sau lief ihren Jungen nach wie ein Hund. Der arme Pfarrer
verlor so seinen Zehend, weil die Ferkel nicht im Kirchspiele
geworfen wurden, und der Pfarrer, in dessen Kirchspiele sie
geworfen wurden, konnte sie nicht in Anspruch nehmen, weil sie
keinem seiner Pfarrkinder angehoͤrten.
Spargel in England.
Man haͤlt es in England fuͤr etwas
Außerordentliches, 60 Stuͤk Spargel auf dem Markte
gesehen zu haben, die etwas uͤber 7 Pfd. wogen, und
verkuͤndete es in allen Zeitungen. Von unsern
Nuͤrnbergern sahen wir 7 auf Ein Pfd.
Neueste Niederlaͤndische
polytechnische Litteratur.
Tables des Carrés et des
Cubes, ainsi que de leurs racines respectives pour tous
les nombres, depuis 1 jusquà 1,000,000, ou
nouvelle méthode pour obtenir très
facilement, à l'aide d'une division, les racines
carrées et cubiques jusqu'à un Million.
Par J. B.Beyens. Gand. 1827. ch. Houdin.
Beschryving van een Ontwerp van
Sluizen met gekoppelde Deuren, welke by alle
Waterstanden geheel of gedeeltelyk geopend eu wederom
gesloten kunnen worden; door C.Alewyn. 8. Brussel, 1824. 32 S.
Over het zaaijen van Koolzaad en
andere veldgewassen op rijen, met de afbeeldingen van
werktuigen, welke hiertoe in de provincien Groningen en
Vriesland worden gebruikt; door Dr. A.Nieman, Direeteur van's Ryks Veeartsenyschool
etc. Groningen. 1827. By R. J.Schierbeck. 63 S. (Ein sehr wichtiges Werk,
das eine deutsche Uebersezung wohl verdiente, oder
wenigstens einen guten Auszug in einer oͤkonomischen
Zeitschrift.)
Eerste gronden der Meetkunst. Door
Jac.de Gelder. s' Gravenhage. 1827. van Cleef.
Beknopte Beschryving van Werktuigen
ter verificatie van inhoudsmaten vor drooge waren, en
Proefnemingen ter vinding van een geschikt mengsel van
Tin voor vochtmaten; door A. L.Wichtersen J.Kuyper. 8. Groningen. 1827. by Oomkens.
Essai de physique
élémentaire pour les écoles
primaires; par Ferd.Rouveroy. 8. Liége. 1828. chez
Latour.
Verhandelingen over den Honigdauw,
door Hr.Ponse. Middelburg. 1827. b. van
Benthem.
Staat van den Landbouw in het
Koningryk der Nederlanden, gedurende het jaar 1826,
opgemakt door J.Kops. 1827. s' Gravenhage. 1828. VanWeelden.
Jaarboekje over 1828, uitgegeben op
last van Z. M. den Koning. s' Gravenhage. 1828. VanWeelden.
Handleiding tot het teekenen van
Land-Zee-en Hemelkaarten, naar T. J.MayerdoorLemans. Amsterdam. 1827. b. Portielje.
Verhandeling; inhoudende eene
Beschryving van de Hennepstedt in Nederland, en eene
annwyzing van haar nut in den Landbouw en andere
bedryren. Door H. C.van Hall. Te Groningen. 1828. by Oomkens.
(Verdiente eine deutsche Uebersezung.)
Handleiding, om op verschillende
Wyzen de breedte buiten den Middag of Meridiaan te
vinden, door Waarnemingen aan de Zon of starren, door A.
C.Hazelwinkel. 8. Groningen. 1827. b. Schierbeck. 66
S. 6 Taf.
Nouvelle méthode pour calculer
la latítude par deux hauteurs du soleil, prises
hors du Méridien. Par R.Lobatto. 8. Bruxelles. 1828. ch. Tarlier. 24
S. 1 Taf.
Vernieuwde uitgave vanDouwesZeemanstafelen of Grondbeginselen der
dadelyke Zeevartkunde; door J.Swart. Amsterdam. b. Wed. Hulst van
Keulen.
Leerbock der Scheikunde; door F.van Catz Smallenburg. 1827. Leyden. b. Honkoop.