Titel: Ein neues Verfahren schmiedbares Platin darzustellen; von William Hyde Wollaston, M. D.
Fundstelle: Band 34, Jahrgang 1829, Nr. I., S. 2
Download: XML
I. Ein neues Verfahren schmiedbares Platin darzustellen; von William Hyde Wollaston, M. D. Aus dem Philosph. Mag. and Annals of Philos. Juli 1829, S. 1. Vorgelesen in der koͤnigl. Societaͤt der Wissenschaften zu London. Mit einer Abbildung auf Tab. I. Wollaston's Verfahren, schmiedbares Platin darzustellen. Da ich aus langer Erfahrung wohl besser als irgend ein anderes Mitglied dieser Gesellschaft mit der Behandlungsweise bekannt bin, welche das Platin erfordert, um vollkommen schmiedbar gemacht zu werden, so will ich mich bemuͤhen das Verfahre, welches ich zu diesem Ende waͤhrend mehrerer Jahre befolgte, und das ich stets in jeder Hinsicht genuͤgend fand, so kurz, als es die Deutlichkeit zulaͤßt, zu beschreiben. Jeder Chemiker kennt das gewoͤhnliche Verfahren das Platin durch Aufloͤsen in Koͤnigswasser und Faͤllen mit Salmiak zu reinigen; aber ich zweifle, ob man dabei immer die noͤthige Sorgfalt anwendet, damit das in dem Erz enthaltene Iridium sich nicht aufloͤst, was durch eine gehoͤrige Verduͤnnung des Aufloͤsungsmittels bezwekt wird. In meiner in den Philosoph. Transactions von 1804 enthaltenen Abhandlung uͤber ein neues in dem rohen Platin vorkommendes Metall, das Rhodium, habe ich dieser Vorsichtsmaßregel erwaͤhnt, aber nicht angegeben, wie stark die Saͤuren verduͤnnt seyn muͤssen. Jedes Maaß der staͤrksten Salzsaͤure muß man vor der Anwendung mit einem gleichen Maaß Wasser versezen; als Salpetersaͤure wendet man am wohlfeilsten das sogenannte einfache Scheidewasser an. In Betreff der Verhaͤltnisse, in welchen die Saͤuren angewandt werden muͤssen, kann ich in runden Zahlen angeben, daß so viel Salzsaͤure, als 150 Marmor entspricht, mit so viel Salpetersaͤure, als 40 Marmor entspricht, 100 rohes Platin aufnehmen wird; damit aber moͤglichst wenig Saͤure verloren geht und auch damit eine reinere Aufloͤsung erhalten wird, muͤssen in dem Aufloͤsungsmittel wenigstens 20 Procent uͤberschuͤssiges Erz enthalten seyn. Man muß die Saͤuren drei oder vier Tage lang mit dem Erze bei einer allmaͤhlich verstaͤrkten Waͤrme digeriren lassen. Man gießt dann die Fluͤssigkeit ab und laͤßt sie so lange stehen, bis sich das feine pulverfoͤrmige darin schwebende Iridiumerz vollstaͤndig abgesezt hat; dann vermischt man sie mit 41 Theilen Salmiak, der in ungefaͤhr seinem fuͤnft fachen Gewichte Wasser aufgeloͤst worden ist. Der erste Niederschlag, welchen man so erhaͤlt, wird ungefaͤhr 165 Theile wiegen und etwa 66 Theile reines Platin geben. Da die ruͤckstaͤndige Fluͤssigkeit noch ungefaͤhr 11 Theile Platin enthaͤlt, so scheidet man diese mit noch einigen anderen in Aufloͤsung, erhaltenen Metallen dadurch aus, daß man blanke Eisenstangen in die Fluͤssigkeit stellt; der hiebei erhaltene Niederschlag wird in einer verhaͤltnißmaͤßigen Quantitaͤt Koͤnigswasser, von derselben Zusammensezung wie das oben angewandte, wieder aufgeloͤst: hier muß aber, ehe man den Salmiak hinzuthut, ungefaͤhr 1 Maaßtheil starker Salzsaͤure auf 32 Maaßtheile der salpetersalzsauren Aufloͤsung zugesezt werden, damit kein Palladium oder Blei mit dem salzsauren Ammoniak-Platin niederfaͤllt. Der gelbe Niederschlag muß gut ausgewaschen und zulezt noch gut ausgedruͤkt werden, um ihn von den mannigfaltigen ihn verunreinigenden Substanzen, welche bekanntlich in dem Platinerze enthalten sind, vollkommen zu befreien. Hierauf wird er mit der aͤußersten Vorsicht in einem Graphittiegel erhizt, aber nur so stark, daß aller Salmiak ausgetrieben wird und die Platintheilchen moͤglichst wenig zusammensintern; voll diesem Umstande haͤngt wesentlich die Geschmeidigkeit des Productes ab. Das graue Platinproduct wird man beim Herausnehmen aus dem Tiegel, wenn es mit der gehoͤrigen Sorgfalt bereitet wurde, schwach zusammenhaͤngend finden und der Operator muß es dann zwischen seinen Haͤnden reiben, um auf die sanfteste Weise moͤglichst viel metallisches Pulver von solcher Feinheit zu erhalten, daß es durch ein Sieb aus feiner Schleier-Leinwand geht. Die groͤberen Theile muͤssen hierauf in einer hoͤlzernen Reibschale mit einem hoͤlzernen Reiber zerrieben werden, aber in keinem Falle mit irgend einem haͤrteren Material/welches die Platintheilchen glaͤtten koͤnnteAus folgendem Versuche kann man ersehen, wie unumgaͤnglich noͤthig die Beachtung dieser Vorsichtsmaßregel ist: – Wenn ein Platindrath mit einem scharfen Werkzeuge in einer schiefen Richtung durchschnitten und rothgluͤhend auf einem Amboß mit einem Hammer so geschlagen wird, daß die beiden kurz vorher getrennten Flaͤchen in Beruͤhrung gebracht werden, so werden sie fest zusammengeschweißt; wenn aber die Flaͤchen zuvor mit irgend einer harten Substanz polirt worden sind, so werden sie entweder gar nicht oder nur sehr schwer zusammengeschweißt werden koͤnnen.Wenn das Platinpulver bei der Zersezung des salzsauren Ammoniakplatins uͤberhizt oder beim Reiben polirt wurde, so bemuͤhte ich mich vergebens, ihm durch Eintauchung in eine Loͤsung von Salmiak in Salpetersaͤure eine schweißbare Oberflaͤche zu ertheilen.A. d. O., weil durch die geringste Politur der Zusammenhang, welchen die Theilchen durch die folgenden Operationen erhalten sollen, verhindert wird. Da alles uͤberdieß gut in reinem Wasser gewaschen werden muß, so kann sich der Operator das Zerreiben sehr erleichtern, wenn er zulezt dabei etwas Wasser zusezt, um die feineren Theile, die sich darin schwebend erhalten koͤnnen, zu entfernen. Da das Platin in der staͤrksten Hize unserer Oefen nicht geschmolzen und folglich nicht wie andere Metalle von seinen Unreinigkeiten waͤhrend des Schmelzens durch Flußmittel befreit, auch nicht durch schmelzen homogen gemacht werden kann, so muß hier das mechanische Zertheilen in Wasser den Zwek des Schmelzens so weit als moͤglich ersezen, indem die erdigen Theile durch ihre groͤßere Leichtigkeit sich auf die Oberflaͤche begeben und das Aufloͤsungsvermoͤgen des Wassers so weit als moͤglich die reinigende Kraft des Borax und anderer Flußmittel bei Entfernung aufloͤslicher Oxyde uͤbernehmen. Durch wiederholtes Auswaschen, Umruͤhren und Abgießen kann man die feineren Theile des grauen Platinpulvers so reinSchwefelsaͤure, welche mit dem so gereinigten grauen Platinpulver digerirt wird, zieht aus ihm noch nicht ein Tausendstel Eisen aus.A. d. O. erhaltenerhalhalten, als andere Metalle durch die verschiedenen metallurgischen Processe; und wenn man sie nun mit Wasser in einem reinen Gefaͤße uͤbergießt und absezen laͤßt, so erhaͤlt man einen gleichfoͤrmigen Schlamm oder Brei, welcher zum folgenden Proceß des Formens geeignet ist. Ich bringe ihn nun in eine Form, welche aus einer 6 3/4 Zoll langen hohlen Messingwalze besteht, die konisch ausgedreht ist, damit der gebildete Zain leicht herausgenommen werden kann; siechst, naͤmlich oben 1,12 Zoll, und ein Viertel Zoll vom Boden 1,23 Zoll im Durchmesser; an ihrem weiteren Ende wird sie mit einem Stahlstoͤpsel, welcher ein Viertels Zoll tief hineingeht, verschlossen. Man schmiert das Innere der Form gut mit ein wenig Spek und nachdem der Stoͤpsel, mit Fließpapier umwikelt, dicht in die Form eingepaßt wurde (denn das Papier erleichtert das Herausziehen des Stoͤpsels und laͤßt das Wasser waͤhrend des Pressens entweichen), wird die Form aufrecht in ein Gefaͤß mit Wasser gestellt und selbst voll Wasser gegossen. Sie wird hierauf ganz voll mit dem Platinbrei gefuͤllt, welcher, da er in dem Wasser zu Boden sinkt, gewiß die Walze ohne Hoͤhlen und mit Gleichfoͤrmigkeit fuͤllen wird, – eine Gleichfoͤrmigkeit, welche durch das darauf folgende Pressen vollstaͤndig gemacht werden muß. Um sich jedoch zu uͤberzeugen, daß wirklich gar keine Hoͤhlungen vorhanden sind, kann man die Form, nachdem sie gefuͤllt wurde, waͤgen und das Gewicht ihres Inhalts mit dem Gewicht von Platin und Wasser vergleichen, welches sie nach einer Berechnung zu enthalten vermagAus dem mittleren Gewicht der Zaine, die durch die vorhergehenden Operationen erhalten worden, weiß man, daß die im Text beschriebene Form 16 Unzen Troy-Gewicht troknes Platinpulver enthalten muß. Das Gewicht des Inhalts der Form = 16 Unzen × (Eigengewicht des Platins – 1)/(Eigengewicht des Platins) + dem Gewicht eines Kubikzolls Wasser × der Capacitaͤt der Form in Kubikzollen = 16 Unzen × 20,25/21,25 + 0,526 Unzen × 7,05 = 18,9575 Unzen Troy-Gewicht. Sollte der Inhalt der Form viel weniger als nach dieser Berechnung wiegen, so muß das Pulver in der Form nicht gleichfoͤrmig vertheilt seyn.A. d. O.. Nachdem man sodann zuerst eine Scheibe von weichem Papier und hierauf eine andere von Wollenzeug auf die Oberflaͤche der Masse gelegt hat, druͤkt man mit der Hand vermittelst einer hoͤlzernen Keule das Wasser theilweise aus; alsdann legt man eine runde Kupferplatte darauf, wodurch der Inhalt Festigkeit genug erhaͤlt, daß man die Form horizontal in eine Presse legen kann, welche einen bedeutenden Druk ausuͤbt. Die Presse, welche ich bestaͤndig zu diesem Zwek anwandte, besteht aus einer flachen Eisenstange AB, Fig. 24., welche in die hohe Kante gesezt und etwa in der Mitte, wo sie sich sonst leicht biegen wuͤrde, durch einen Haken E auf eine starke Holzbank CD geschraubt ist. Die Stange ist durch einen Bolzen an ihrem Ende A mit dem Hebel AFG verbunden. Eine Eisenstange FH, welche sich an beiden Enden um die Bolzen F und H dreht, geht von dem Hebel F aus und treibt, so wie dieser niedergedruͤkt wird, den Schlitten I, welcher laͤngs der Stange AB hingleitet, vor sich hin. Wenn in die Luͤke IK ein Pflok gelegt wird, so theilt der Schlitten der Schiene klm Bewegung mit, welche ebenfalls so gemacht ist, daß sie laͤngs der Stange hingleiten kann, und die Form N fortfuͤhrt, welche auf der Schiene liegt, gerade dem Staͤmpel O gegenuͤber, der sich mit seinem Ende gegen das hervorragende Stuͤk P des Endes der Stange AB stuͤzt. Das Gewicht, welches bei dieser Presse, wenn der Erhebungswinkel des Hebels klein ist, der senkrecht am Ende des Hebels wirkenden Kraft das Gleichgewicht haͤlt, ist = dieser Kraft × (AG × FH)/(AF (AF + FH)) × Cotang. vom Erhebungswinkel des Hebels; dieser Ausdruk entspricht bei einer Presse von den in der Figur angegebenen Dimensionen = der Kraft × 5. Cotang. des Erhebungswinkels. Bei einer Erhebung von 5° wird dieser Ausdruk beinahe gleich der 60 fachen und bei einer Erhebung von 1° fast der 300fachen Kraft; ja bei einer horizontalen Lage des Hebels ist der Multiplicator der Kraft gleichsam unendlich. Hieraus ersieht man den mechanischen Vortheil, womit durch Huͤlfe dieser Presse das am Ende des Hebels wirksame Gewicht des Arbeiters auf die nicht viel mehr als einen Zoll im Durchmesser haltende Oeffnung der Form uͤbertragen wird. Nach der Pressung, welche man moͤglichst weit treibt, nimmt man den Stoͤpsel am Ende der Form ab und wird dann den Platinkuchen wegen der konischen Gestalt der Form leicht herausnehmen koͤnnen; da er nun so hart und fest ist, daß er ohne zu brechen gehandhabt werden kann, so legt man ihn auf Kohlenfeuer und sezt ihn der Rothgluͤhhize aus, um die Feuchtigkeit auszutreiben, das Fett abzubrennen, und ihm einen staͤrkeren Zusammenhang zu ertheilen. Der Kuchen wird hierauf in einem Windofen erhizt; zu diesem Ende stellt man ihn auf einer irdenen Unterlage, welche mit einer Schichte reinen Quarzsandes uͤberstreut wurde, ungefaͤhr 2 1/2 Zoll uͤber dem Rost des Ofens, mit einem seiner Enden gerade auf und bedekt ihn sodann mit einem umgestuͤrzten cylindrischen Topfe aus der feuerfestesten Tiegelmasse, so daß dieser mit seinem offenen Ende auf der Sandschichte ruht; hiebei ist darauf zu achten, daß die Seiten des Topfes den Kuchen nicht beruͤhren. Damit das Platin durch Erhizen keine Blasen, bekommt, was der gewoͤhnliche Fehler dieses Metalles in seinem verarbeiteten Zustande ist, ist es unumgaͤnglich noͤthig, daß man den Kuchen der intensivsten Hize, welcher ein Windofen faͤhig ist, aussezt; diese Hize muß intensiver seyn als jede, welcher man das verarbeitete Platin bei irgend einer Behandlung aussezen mag, damit alle Unreinigkeiten, welche sich sonst bei einer niederen Temperatur verfluͤchtigen wuͤrden, gaͤnzlich ausgetrieben werden. Der Ofen muß mit Staffordshire Kohks gespeist und das Feuer ungefaͤhr zwanzig Minuten lang von der Zeit des Anfanges an unterhalten werden, wobei man waͤhrend der lezten vier oder fuͤnf Minuten eine maͤßige Hize gibt. Der Kuchen wird nun aus dem Ofen genommen, aufrecht auf einen Amboß gestellt, und waͤhrend er noch heiß ist, zur moͤglichst kraͤftigen Verdichtung mit einem schweren Hammer auf die Spize geschlagen. Wenn bei dieser Operation der Cylinder gebogen werden sollte, darf man ihn in keinem Falle auf der Seile haͤmmern, indem er durch eine solche Behandlung augenbliklich zerbrochen wuͤrde, sondern man muß ihn durch Schlage, welche geschikt auf die Enden gerichtet werden, so treiben, daß man die hervorragenden Theile wieder in eine gerade Linie bringt. Die Arbeit ist nun so weit vollendet, daß der Platinzain durch Erhizen und Schmieden gleich jedem anderen Metalle in jede erforderliche Form gebracht werden kann. Nach dem Schmieden muß der Klumpen von den eisenhaltigen Schuͤppchen gereinigt werden, welche sich auf seine Oberflaͤche in dem Feuer anlegen, indem man seine Oberflaͤche mit einem befeuchteten Gemenge aus gleichen Maaßtheilen krystallisirtem Borax und gemeinem Weinstein uͤberstreicht (welches wenn es in Fluß kommt, ein wirksames Aufloͤsungsmittel solcher Unreinigkeiten istDem Chemiker leistet dieser Fluß sehr gute Dienste, wenn er von seinem Tiegel oder anderen Platingefaͤßen den eisenhaltigen Anflug entfernen will, womit sie sich nach langem Gebrauch und insbesondere nach heftigem Erhizen in Kohlen- oder Kohksfeuer uͤberziehen. Zur Analyse erdiger Mineralien bediente ich mich oft eines aͤhnlichen Flusses, welcher aus einem innigen Gemenge von zwei Gewichtstheilen krystallisirten kohlensauren Natrons und 1 Gewichtstheil krystallisirtem Borax bestand. Er hat den Vortheil, daß er nicht so stark wie aͤzendes Kali auf den Platintiegel wirkt und ist ein kraͤftiges Aufloͤsungsmittel von Zirkon (Jargon) und vielen anderen Mineralien, welche von anderen Flußmitteln schwierig aufgeloͤst werden. Wenn das zu behandelnde Mineral zur Zersezung eine Oxydation erfordert, so kann man ein wenig Salpeter oder salpetersaures Natron zusezen.A. d. O. und sie dann auf einer Platinmulde unter einem umgestuͤrzten Topf der Hize eines Windofens aussezt. Wenn der Zain aus dem Ofen genommen wird, muß er sogleich in verduͤnnte Schwefelsaͤure getaucht werden, welche in wenigen Stunden den der Oberflaͤche anhaͤngenden Fluß ganz aufloͤst. Der Zain kann dann zu Blech und Drath verarbeitet, kurz allen Processen unterworfen werden, deren die dehnbarsten Metalle faͤhig sind. Die Vollkommenheit der Verfahrungsweisen, welche ich oben beschrieben habe, um das Platin vollkommen schmiedbar zu machen, kann man am besten dadurch beurtheilen, daß man das erhaltene Metall hinsichtlich seines Eigengewichts mit Platin vergleicht, welches vollkommen geschmolzen worden ist, und in Bezug auf seine Zaͤhigkeit mit anderen Metallen, welche diese Eigenschaft im hoͤchsten Grade besizen. Das Eigengewicht eines von dem verstorbenen Dr. C. D. Clarke vor dem Knallgas-Geblaͤse vollkommen geschmolzenen Platinknopfes fand ich, nachdem er zu feinem Drath gezogen worden war, = 21,16. Das Eigengewicht des Kuchens aus dem Metallbrei, wenn er zuerst in die Form gebraͤcht wild, ist mit Ausschluß der Feuchtigkeit, ungefaͤhr 4,3, nach dem Herausnehmen aus der Form aber ungefaͤhr 10. Der vollkommen zusammengesinterte Kuchen hat, wenn er aus dem Windofen genommen wird, vor dem Schmieden ein Eigengewicht von 17 bis 17,7. Das Eigengewicht des geschmiedeten Platins ist ungefaͤhr 21,25, bei demselben Stuͤke aber, nachdem es zu Drath ausgezogen ist, 21,4; durch Vergleichung des Gewichtes eines feinen Platindrathes von bestimmter Laͤnge mit dem Gewichte eines Golddrathes, welcher durch dasselbe Loch gezogen worden war, fand ich jedoch das Eigengewicht des Platins = 21,5, und dieß ist ohne Zweifel die hoͤchste Dichtigkeit, welche dem Platin ertheilt werden kann. Die mittlere Zaͤhigkeit des Platins, bestimmt nach den Gewichten, welche zum Zerreißen zweier feinen Platindraͤthe erforderlich waren, wovon der eine 1/3000 und der andere 1/3850 Zoll im Durchmesser hielt, und reducirt auf einen Normal-Drath von 1/10 Zoll Durchmesser, fand ich = 409 Pfund; und die mittlere Zaͤhigkeit von 11 Draͤthen, deren dikster 1/4500 und deren duͤnnster 1/2500 Zoll im Durchmesser hielt, reducirt auf das obige Normalmaaß, fand ich = 589 Pfund; das Maximum dieser 11 Faͤlle war 645 Pfund und das Minimum 480 Pfund. Der dikste und der feinste Drath, welche ich pruͤfte, zeigen Ausnahmen, weil ein Drath von 1/1500 Zoll, 290 Pfund und ein Drath von 1/30000 Zoll, 190 Pfund erforderte. Wenn wir 590 Pfund, wie sie durch 11 auf einander folgende Versuche bestimmt wurden, fuͤr die Zaͤhigkeit des nach obigem Verfahren dargestellten Platins annehmen und bedenken, daß die Zaͤhigkeit des Golddrathes, auf dieselbe Laͤnge und Dike reducirt, ungefaͤhr 500 und diejenige des Eisendrathes 600 ist, so haben wir allen Grund, mit den in dieser Abhandlung auseinandergesezten Verfahrungsweisen, wodurch das Platin schmiedbar gemacht wurde, zufrieden zu seyn. –––––––––– Ich will bei dieser Gelegenheit noch Einiges uͤber zwei im Platinerz enthaltene Metalle mittheilen. Um schmiedbares Palladium zu erhalten, wird der bei Verbrennung des blausauren Palladiums erhaltene Ruͤkstand mit Schwefel verbunden und nachdem das Schwefelmetall geschmolzen ist, der Kuchen durch Kupellation in einem offenen Tiegel mit Borax und ein wenig Salpeter vollends gereinigt. Das Schwefelmetall wird sodann bei einer niedrigen Rothgluͤhhize auf einem Bakstein geroͤstet und nachdem es eine teigartige Consistenz erhalten hat, zu einem vierseitigen oder ovalen flachen Kuchen gepreßt. Es wird nochmals sehr langsam bei einer niedrigen Rothgluͤhhize geroͤstet, bis es auf der Oberflaͤche schwammig wird. Waͤhrend dieses Processes entweicht der Schwefel als schwefliche Saͤure, besonders in den Augenbliken, wo die Hize zufaͤllig etwas abnimmt. Man laͤßt den Zain sodann erkalten, und wenn er voͤllig kalt ist, wird er mit einem leichten Hammer sanft geklopft, um ihn zu verdichten und die schwammigen Auswuͤchse auf seiner Oberflaͤche fortzuschaffen. Das abwechselnde Rosten und Klopfen (oder sanfte Haͤmmern) erfordert die groͤßte Sorgfalt und Ausdauer, ehe der Kuchen so weit gebracht ist, daß er starke Schlaͤge vertragt; er kann aber durch dieses Verfahren so weit gebracht werden, daß man ihn durch ein Walzwerk laufen und zu jeder beliebigen Duͤnne walzen lassen kann. So bereitetes Palladium ist immer sproͤde, so lange es noch heiß ist; es ist moͤglich, daß es noch ein wenig Schwefel zuruͤkhaͤlt. Ich habe auch etwas Palladium fuͤr sich geschmolzen, ohne Schwefel anzuwenden; aber ich fand es, wenn es auf diese Art behandelt wurde, immer so hart und schwierig zu bearbeiten, daß ich das vorhergehende Verfahren bei weitem vorziehe. –––––––––– Um das Osmiumoxyd in reinem, starrem und krystallisirtem Zustande zu erhalten, reibe ich drei Gewichtstheile des pulverfoͤrmigen Iridiumerzes mit 1 Gewichtstheil Salpeter zusammen und bringe das Gemenge in einen kalten Tiegel. Der Tiegel wird in offenem Feuer gut rothgluͤhend erhalten, bis die Masse eine teigartige Consistenz angenommen hat, wo sich sodann Osmium-Daͤmpfe aus ihr erheben. Die aufloͤslichen Theile der Mischung werden sodann mit moͤglichst wenig Wasser ausgezogen und die so erhaltene Fluͤssigkeit wird in einer Retorte, mit so viel (mit ihrem gleichen Gewichte Wasser verduͤnnter) Schwefelsaͤure gemischt, als dem in dem angewandten Salpeter enthaltenen Kali entspricht; uͤberschuͤssige Schwefelsaͤure bringt jedoch keinen Nachtheil. Wenn man schnell und so lange in eine reine Vorlage destillirt, als noch Osmium-Daͤmpfe uͤbergehen, so wird sich das Oxyd als eine weiße Kruste an die Waͤnde der Vorlage anlegen; und indem es dort schmilzt, in Tropfen unter die waͤsserige Aufloͤsung niederfallen und auf dem Boden ein abgeplattetes fluͤssiges Kuͤgelchen bilden. Wenn die Vorlage ganz erkaltet ist, wird das Oxyd erstarren und krystallisiren. Durch eine solche Operation erhielt ich 30 Gran krystallisirtes Oxyd und außerdem eine starke waͤsserige Aufloͤsung desselbenVon dieser Abhandlung wurde bereits eine vorlaͤufige Notiz im polyt. Journ. Bd. XXXII. S. 149. mitgetheilt.A. d. O.A. d...

Tafeln

Tafel Tab. I
Tab. I