Titel: | Beschreibung eines Laugapparates nebst Bemerkungen über die Operation des Laugens, von Hrn. Miranda. |
Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. XXXIII., S. 178 |
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XXXIII.
Beschreibung eines Laugapparates nebst
Bemerkungen uͤber die Operation des Laugens, von Hrn. Miranda.Die Bemerkungen des Hrn. Miranda beziehen sich
vorzuͤglich auf die Behandlung der Waͤsche in den Waschanstalten.
A. d. R.
Aus dem Industriel, Bd. IX. S. 31.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Miranda, Beschreibung eines Laugapparates.
Fig. 10. ist
ein Querdurchschnitt durch den Durchmesser; Fig. 11. ein Grundriß des
Rostes oder falschen Bodens, auf welchem die Waͤsche aufliegt. In Fig. 10. ist
a eine Roͤhre, aus Brettern von Tannenholz
zusammengesezt, welche dazu dient um die Lauge, welche sich im unteren Theile des
Apparates erhizt, und welche der Druk des Dampfes zum Steigen bringt, auf den oberen
Theil zu fuͤhren. Die Bretter sind so in einander gefuͤgt, wie es in
Fig. 2. im
Grundriß angedeutet ist und werden durch drei kupferne Viereke z festgehalten; man braucht diese lezteren nicht
anzuschrauben, weil das Holz durch die Operation des Laugens stark aufschwillt und
sie daher dasselbe bald sehr fest um fassen.
b ist ein kupferner Hut, welcher durch vier Schrauben
festgehalten wird, die in das Vierek z eingeschraubt
sind.
c ist ein Rost oder falscher Boden aus Tannenholz; er
besteht aus einem doppelten Kreuz, dessen Querstangen in einander eingekerbt sind
und aus den Reifen t, deren Enden in die
laͤnglichen Fugen der Querstangen eingelassen sind, damit sie die Enden der
Gitterstangen pp aufnehmen koͤnnen. Diese
lezteren sind mit Zungen versehen, welche in die Fugen passen; sie lassen einen
Centimeter Zwischenraum. Die Segmente q bestehen aus
ganzen Stuͤken von Brettern; sie haben ringsherum Zungen, welche in die
entsprechenden Fugen der Reifen passen.
d ist ein Reif aus Tannenholz, welcher durch kleine
kupferne Bolzen an die Kufe befestigt ist; er dient dazu, den Rost festzuhalten, und
wird selbst in der Mitte durch das Gestell e
gestuͤzt.
f ist eine Roͤhre, welche den Dampf in die Kufe
leitet; sie geht durch die in den Dauben angebrachten Oeffnungen oo und ist in denselben befestigt; derjenige Theil
der Roͤhre, welcher sich im Inneren der Kufe befindet, ist aus Kupfer. An
ihrem Ende, ziemlich im Mittelpunkt der Kufe, wird die Roͤhre durch eine
kupferne Stuͤze festgehalten, welche durch zwei kupferne Schrauben im Boden
der Kufe befestigt ist
g ist der Entleerungshahn.
xx sind hoͤlzerne Stuͤzen, um den
Rahmen y festzuhalten; dieser Rahmen besteht aus einem
doppelten Kreuze, wer Reisen und vier kleinen Querstuͤken. Um ihn au seine
Stelle zu bringen, laͤßt man ihn so hinab, daß die Enden der Gitterstangen
zwischen die Stuͤzen kommen, worauf man den Rahmen so lange dreht, bis er auf
den Stuͤzen festliegt.
h ist ein kreisfoͤrmiger Dekel, welchen man
vermittelst dreier Schnuͤre, die uͤber Rollen laufen, in die
Hoͤhe zieht: er besteht aus in einander gefalzten Brettern und ist durch
kupferne Schrauben auf drei starken Querstuͤken, die senkrecht auf den Fugen
der Bretter liegen, befestigt.
i ist ein Reif aus Eisen, durch kupferne Schrauben an
den hoͤlzernen Dekel angebolzt; wie er an den obersten Reif der Kufe durch
die Ringe n befestigt werden kann, ersieht man deutlich
aus der Figur.
k ist eine kupferne Roͤhre um den Dampf, welcher
sich in der Kufe entwikelt, hinauszuleiten.
k' ist ein Heber, dessen Enden in die Roͤhre k und in die Roͤhre k'' eingerieben sind; leztere Roͤhre ist feststehend und
muͤndet außer der Werkstaͤtte oder in einen Schornstein. Man nimmt
diesen Heber jedes Mal weg, wenn man den Dekel heben will.
––––––––––
Das Laugen (man mag es nun zum Bleichen der Zeuge oder zum Reinigen der
Waͤsche vornehmen) ist so wie es jezt noch meistentheils verrichtet wird,
eine Operation, welche so zu sagen dem Zufall und Instinkt uͤberlassen wird,
wobei man weder auf den Gehalt der Mischen Substanzen, welche man anwendet, noch auf
ihre Menge und einige andere Umstaͤnde, welche einen, großen Einfluß auf das
Resultat haben, Ruͤksicht nimmt. Es wird daher nicht selten auch schlecht
verrichtet und veranlaßt dann eine Menge Arbeit und Unkosten, welche man sich
haͤtte ersparen koͤnnen. Da ich Gelegenheit hatte mehr als tausend Mal
das Auslaugen zu leiten, und zwar mit einem Apparate, welcher mir viele Vortheile zu
vereinigen schien, und haͤufig in den Bleichanstalten, obgleich von etwas
verschiedener Einrichtung, angewandt wird, so glaubte ich, daß es vielleicht
nuͤzlich seyn wuͤrde, einige Resultate bekannt zu machen, welche dem
Weicher in seiner Praxis
als Anleitung dienen und ihm bisweilen unangenehme Vorfaͤlle ersparen
koͤnnen. Ich machte meine Beobachtungen zwar beim Laugen der Waͤsche,
aber da das Laugen der Zeuge eine Operation ist, wobei man ziemlich denselben Gang
befolgt, so werden meine Bemerkungen auch dem Bleicher von Nuzen seyn.
Der Apparat, dessen ich mich bediente, gruͤndet sich auf dasselbe Princip, wie
derjenige, welchen Montgolfier zum Verkochen des zum
Leimen des Papieres bestimmten Leimes in Vorschlag brachte. Er besteht (man sehe die
Beschreibung der Figur) aus einer Kufe aus Tannenholz, die sehr dik und mit eisernen
Reifen gebunden ist; in einiger Entfernung vom Boden hat sie einen Rost oder
falschen Boden, ebenfalls aus Tannenholz. Eine senkrechte Roͤhre von
demselben Holze geht durch diesen falschen Boden und muͤndet ganz nahe am
Boden der Kufe; an ihrem oberen Theile ist sie mit einem kupfernen Halstuͤk
versehen, an welches ein Hut aus demselben Metall angeschraubt ist, welcher schwach
gewoͤlbt und ganz nahe an der Muͤndung der Roͤhre angebracht
ist. Endlich liegt eine kupferne Roͤhre auf dem Boden der Kufe und endigt
sich in ihrer Mitte; sie ist dazu bestimmt, den Dampf zum Erhizen der zwischen dem
Boden und dem Rost befindlichen Lauge herbeizufuͤhren.
Nachdem die Waͤsche eingeweicht worden und gut abgetropft ist, wird sie in die
Kufe gehoͤrig eingeschichtet, worauf man drei oder vier Querhoͤlzer
auflegt und sodann den Rahmen, welcher das Aufschwellen der Waͤsche
verhindert, befestigt. Man gießt nun eine gehoͤrige Menge Lauge von der
erforderlichen Starke auf den Rahmen; sie sikert allmaͤhlich durch die
Waͤsche hindurch und steigt in dem doppelten Boden bald bis zu einer gewissen
Hoͤhe. Alsdann oͤffnet man allmaͤhlich den Hahn der
Dampfroͤhre und da dieser mit Heftigkeit einstroͤmt und rasch durch
die Lauge verdichtet wird, so hoͤrt man ein dumpfes Geraͤusch am Boden
der Kufe, welches in dem Maße abnimmt, als die Lauge sich erhizt und bald ganz
aufhoͤrt. Die Lauge ist dann im Kochen und die Dampfblasen, welche von der
Fluͤssigkeit, die den Boden der Tannenholzroͤhre beruͤhrt,
aufsteigen, gehen durch diese hinauf. Der Dampf, welcher sich von der kochenden
Lauge entwikelt, haͤlt sich zwischen dem Rost, welcher so zu sagen durch die
Waͤsche verstopft ist und der Oberflaͤche der Fluͤssigkeit.
Hier comprimirt er sich, treibt einen Theil der Lauge in die Tannenholzroͤhre
und bringt sie darin in starkes Schwingen. Endlich tritt ein Augenblik ein, wo der
Dampf so comprimirt ist, daß er die in der senkrechten Roͤhre enthaltene
Lauge hinauftreibt, welche sodann aus dem Rand, welchen der Hut frei laͤßt,
uͤberlaͤuft und auf den Rahmen hinablaͤuft, welcher die
Oberflaͤche der Waͤsche in der Kufe bedekt. Diese Bewegung dauert
einige Augenblike; da
aber der Dampf durch seine Ausdehnung seine ganze Kraft verloren hat, so
faͤllt die Fluͤssigkeit in der senkrechten Roͤhre bald wieder
zuruͤk und tritt groͤßten Theils in den doppelten Boden. Zu gleicher
Zeit dringt die uͤbergeflossene Lauge durch die Schichten der Waͤsche,
kuͤhlt sich ab und wenn sie an dem Rost angelangt ist, faͤllt sie in
Tropfen und duͤnnen Strahlen durch denselben und verdichtet daher einen Theil
des in demselben enthaltenen Dampfes. Da die Lauge auf dem Boden immer fortkocht, so
stellt sich nach einiger Zeit die vorher beschriebene Erscheinung wieder ein, es
findet neuerdings ein Aufsteigen Statt, sodann eine Unterbrechung, dann wieder ein
Aufsteigen und so fort. Da aber in dem Maße als das Aufsteigen oͤfters Statt
findet und die Lauge durch die Waͤsche dringt, leztere sich erhizt, und die
in Tropfen und Strahlen von dem Rost herkommende Lauge immer heißer wird, folglich
weniger Dampf verdichtet und auch die Masse der Kufe sich allmaͤhlich erhizt,
so findet das Aufsteigen in immer kuͤrzeren Zwischenraͤumen Statt und
in einigen Faͤllen wird die Bewegung fast eine gleichfoͤrmige. Es ist
unnuͤz zu bemerken, daß die Kufe vom Anfang der Operation an verschlossen
werden mußtemutße, indem man den Dekel, an seinem Rand mit Werg umgeben, wohl darauf
befestigte; und daß man auch die kupferne Roͤhre, welche dazu bestimmt ist,
den Dampf aus der Kufe zu leiten, Herrichten mußte; denn wenn man lezterem keinen
Ausgang verschaffen wuͤrde, so koͤnnte er sich so stark comprimiren,
daß er die Circulation der Lauge zum Theil oder ganz hemmen wuͤrde, wodurch
die Waͤsche sehr beschaͤdigt wuͤrde. Das Laugen
zerfaͤllt in die drei folgenden Operationen, welche wir nun im Detail
studiren wollen:
1) das Einweichen und Auswaschen;
2) das Einbringen in die Laugkufe;
3) das eigentliche Laugen.
I. Ueber das Einweichen.
Das Einweichen ist im Grunde nichts anderes als ein Auswaschen in bloßem Wasser,
um diejenigen Unreinigkeiten der Waͤsche, welche sich in dieser
Fluͤssigkeit aufloͤsen, zu beseitigen; die schleimigen Stoffe, so
wie einige der Bestandtheile des menschlichen Schweißes und sehr viele Fleken
verschwinden dadurch fast gaͤnzlich. Bei dieser Operation muß man sehr
sorgfaͤltig darauf achten, daß das Wasser nicht waͤrmer als 30 bis
35° C. (24 bis 28° R.) ist, damit die eiweißartigen Stoffe nicht
gerinnen und sich darin befestigen. Man weicht zuerst die Waͤsche ein,
damit sich die klebrigen Stoffe erweichen und waͤscht sie dann
Stuͤk fuͤr Stuͤk aus, indem man sie in allen Richtungen
quetscht; endlich zieht man sie noch oͤfters durch Wasser, nachdem man
die sehr flekigen Stellen stark gerieben hat. Einige sehr schmuzige
Stuͤke werden in Seifenwasser eingeweicht, wir glauben aber, daß man dieses nur bei sehr
fetter Leibwaͤsche thun sollte. Sehr schmuzige Wischlappen und
Handtuͤcher pflegt man ebenfalls in Seifenwasser einzuweichen, wir
glauben aber daß man besser thun wuͤrde sie eine halbe Stunde lang in
Wasser zu kochen und dann Stuͤk fuͤr Stuͤk auszuwaschen.
Sehr vortheilhaft koͤnnte man zum Auskochen, um es wirksamer zu machen,
eine alte, nochmals mit Kalk behandelte Lauge benuzen.
Nachdem die eingeweichten Stuͤke ausgewaschen worden sind, laͤßt
man sie auf Baͤnken aus weißem Holze vollstaͤndig abtropfen und
kann sie sodann in die Laugkufe bringen; es ist aber besser sie vorher unter die
hydraulische Presse zu bringen, worauf wir spaͤter zuruͤkkommen
werden.
Im Großen kann man zum Einweichen Kufen aus weißem Holze nehmen, welche am Boden
mit einem Zapfen, um sie ausleeren zu koͤnnen und mit einer
Dampfroͤhre versehen sind, die am Boden muͤndet.
Das Wasser, in welches man die Waͤsche einweiche, wird sehr schmuzig, und
erhaͤlt meistens eine sehr merkliche gruͤne Farbe; man muß es
alsdann wechseln. Wir fanden, daß zum gehoͤrigen Einweichen von tausend Stuͤken Waͤsche (großen und
kleinen) im Durchschnitt ein Kubikmeter Wasser, d.h. ein
Liter auf das Stuͤk erforderlich ist. Haͤtte man aber
lauwarmes Wasser in Ueberfluß, so waͤre es sehr vortheilhaft, wenn man es
bestaͤndig in die Kufe stroͤmen ließe; man muͤßte dann den
Ablaufhahn am Boden und den Hahn welcher das Wasser zu laͤßt, so stellen,
daß man einen constanten Strom und ein ziemlich unwandelbares Niveau
erhielte.
Anstatt die Waͤsche zuerst einzuweichen und dann auszuwaschen, kann man
sie auch geradezu in sogenannte Waschraͤder (Platschraͤder, Dash-wheels) bringen, welche durch Dampf
erhizt werden; dabei muß man aber die Haͤhne, welche das Wasser und
diejenigen, welche den Dampf zulassen, so reguliren, daß erstens etwas warm (von
30 bis 35° C.) hineinkommt. Ein Waschrad mit vier Faͤchern von 3,5
Meter Durchmesser und 0,75 Meter Breite (innen gemessen) kann stuͤndlich
400 Stuͤke mit Ausnahme von großen Tafeltuͤchern etc. reinigen; es
koͤnnte, wenn es bloß mit solchen großen Stuͤken beschikt
wuͤrde, hoͤchstens 50 in einer Stunde reinigen. Der Kraftaufwand
betraͤgt 460 Dynamien oder 1,25 Watt'sche Pferde, an der Welle des
Flugrades der Dampfmaschine gemessen. Ein Mensch kann taͤglich 2000
Stuͤke (große und kleine) auswaschen.
Nachdem die Waͤsche eingeweicht und ausgewaschen worden ist, muß man sie
unter die hydraulische Presse bringen, um alles darin enthaltene unreine Wasser
auszutreiben. Der Druk der Platte, welche gegen die Waͤsche
druͤkt, sollte 290 bis 300 Kilogr. auf den Quadrat decimeter betragen. Wir
fanden durch eine große Anzahl von Versuchen, daß man mit diesem Druk und einem
Behaͤlter von 0,84 Meter innerem Durchmesser, wobei die Entfernung der
Oberflaͤche der Waͤsche von der druͤkenden Platte
anfaͤnglich 0,75 Meter betraͤgt, auf Einmal 500 bis 700
Stuͤke je nach ihrer Groͤße gehoͤrig pressen kann.
Wir muͤssen hier bemerken, daß die Waͤsche niemals weder zu troken
noch zu feucht in die Laugkufe gebracht werden darf; im ersteren Falle
wuͤrde die Lauge sie ungleich befeuchten, im lezteren sie schwer
durchdringen. Diese Bemerkung gilt auch fuͤr die Zeuge.
Die Walken (wash-stocks) der englischen
Bleicher koͤnnte man auch zum Reinigen der eingeweichten Waͤsche
benuzen; obgleich sie aber fuͤr die Zeuge wirksamer sind, als die
Waschraͤder, so glauben wir doch, daß leztere im Allgemeinen, wenn es
sich darum handelt in verschiedenen Richtungen zu quetschen, um die klebrigen
Substanzen zu beseitigen, den Vorzug verdienen.
II. Ueber das Einlegen der
Waͤsche in die Laugkufe.
Soll eine etwas betraͤchtliche Quantitaͤt Waͤsche gelaugt
werden, so muß man immer die Leib-, Tisch- und
Kuͤchenwaͤsche ausscheiden und jede fuͤr sich besonders
laugen. Ein Arbeiter, welcher an der Laugkufe steht, nimmt die Waͤsche
von den Baͤnken, wo sie abtropfte und macht daraus breite Buͤndel,
welche er stark und oͤfters ausschlaͤgt, um sie gut auszubreiten.
Er wirkt sie sodann auf den Boden der Kufe, indem er ihnen eine schnelle
Kreisbewegung ertheilt, welche man unmoͤglich deutlich beschreiben und
nur durch Uebung sich zueigen machen kann; er muß sie so hineinbringen, daß sie
dieselbe schichtenweise und gleichfoͤrmig ausfuͤllen. Sobald die
Waͤsche ungefaͤhr 35 Centimeter hoch eingeschichtet worden ist,
haͤlt man einen Augenblik ein um sie mit dem Klopfer (einem diken Brett
von 16 Centim. Durchmesser, welches an einem langen Griff befestigt ist)
hinabzustoßen und ihre Oberflaͤche moͤglichst gleichfoͤrmig
zu machen. Wenn die Waͤsche gehoͤrig in die Kufe gebracht worden,
das heißt wenn sie uͤberall gleichmaͤßig angehaͤuft ist, so
muß ihr Widerstand an verschiedenen Stellen gleich seyn. Bemerkt man an
verschiedenen Punkten einen groͤßeren Widerstand, waͤhrend man sie
mit dem Klopfer druͤkt, so ist die Waͤsche daselbst gepreßter und
man muß sie daher mit einem Stok heben und mehr ausbreiten. Hierauf bringt man
eine neue Portion Waͤsche in die Laugkufe bis man wieder eine Schichte
von 35 Centimeter Hoͤhe gebildet hat, druͤkt sie wieder hinab und
faͤhrt auf diese Art fort. Es ist sehr noͤthig, daß man alle
angegebenen Details bei der Operation befolgt, wenn man eines guten Resultates
versichert seyn will. Ein guter Arbeiter kann auf diese Art mit der
noͤthigen Sorgfalt stuͤndlich tausend
Stuͤke in die Kufe bringen. Ist die Waͤsche vollends
hineingebracht, so legt man die Querhoͤlzer auf und bringt sodann den
Rahmen an, worauf alles, zum Laugen vorbereitet ist.
In dem Maße als die Waͤsche sich in der Kufe aufhaͤuft (wenn sie
naͤmlich nicht vorher gepreßt worden ist) laͤuft eine große Menge
unreines Wasser durch den Rost (falschen Boden), daher man den Entleerungshahn
oͤffnen und so lange offen lassen muß, als noch unreines Wasser
ablauft.
Beim Bleichen der Zeuge bringt man die Stuͤke auf eine ganz andere Art in
die Laugkufe; die Stuͤke werden gefaltet oder in Buͤndel gerollt,
welche man dann senkrecht neben einander stellt, und zwar sehr dicht, damit sie
beim Aufgießen der Lauge nicht in die Hoͤhe steigst. Man mag
uͤbrigens Waͤsche oder Zeuge in die Laugkufe bringen, so sollte
man immer die groͤßte Sorgfalt darauf verwenden, uͤberall einen
gleichmaͤßigen Druk herzustellen. Wo die Gewebe zu gepreßt sind, kann die
Lauge nicht durchdringen und ein unvollstaͤndiges Entfetten oder Laugenfleken sind die unvermeidliche Folge davon. In
dieser Hinsicht glauben wir ist das Verfahren, die Stuͤke mit dem Fuße,
mit dem ganzen Gewichte des Koͤrpers einzutreten, sehr tadelnswerth; der
Druk ist zuweilen zu stark und kann niemals gleichfoͤrmig seyn. Wir
glauben, daß es besser ist, wenn man sie schwach
druͤkt, bloß um die Schichten gleichfoͤrmig zu machen. Die Lauge
circulirt dann besser und wird nirgends aufgehalten. Aufsteigen koͤnnen
die Stuͤke aber ungeachtet dieses schwachen Drukes doch nicht, wegen des
Rahmens.
III. Ueber das
Auslaugen.
Auf den Erfolg dieser Operation haben viele Umstaͤnde Einfluß; wir werden
sie aber auf die sechs folgenden zuruͤkfuͤhren, welche wir nach
einander untersuchen wollen:
1) Die Menge Alkali von einem bestimmten Gehalt, welche erforderlich ist um die
verseifbaren Substanzen der Waͤsche zu entziehen.
2) Die Menge des Wassers, womit man die Lauge bereitet.
3) Der Araͤometergrad der Lauge.
4) Die Dauer des Laugens.
5) Der Hizgrad in den verschiedenen Perioden der Operation.
6) Die Einrichtung und Groͤße des Apparates.
1. Ueber die Menge des Alkali.
Man hat noch nicht Versuche genug angestellt, um die Menge der verseifbaren
Substanzen, welche das Fett der Waͤsche im Durchschnitt
enthaͤlt, mit Sicherheit bestimmen zu koͤnnen. Man
begnuͤgte sich bisher die Menge des Alkali nach dem Gewicht der
Waͤsche zu bestimmen; selbst aber wenn diese Quantitaͤt im
Mittel bekannt waͤre, so muͤßte man sich bei der Berechnung
nach dem Gesammtgewicht richten, weil sie immer ein Bruch desselben ist.
Nach der Schaͤzung von Cadet-de-Vaux, welche sich unserer Meinung nach der
Wahrheit hinreichend naͤhert, wuͤrden 10,000 Kilogr. schmuzige
Waͤsche 4,76 Kilogr. oder 4,76 Procent Unreinigkeiten enthalten; das
heißt, die 10,000 Kilogr. wuͤrden, wenn die Waͤsche gereinigt
waͤre, nur 9,524 Kilogr. wiegen.
Nach einigen im Großen angestellten Versuchen, welche wir aber hier der
Kuͤrze wegen nicht auseinandersezen wollen, bestehen die
Unreinigkeiten großer Massen von Waͤsche im Durchschnitt aus:
In Wasser aufloͤslichen
Substanzen, welche durch das Einweichen und Auswaschen
beseitigt werden
57,7
Substanzen, welche durch die Lauge
verseift werden, oder sich in derselben aufloͤsen
42,3
–––––
100,0.
Berechnet man nach der Angabe von Cadet-de-Vaux die Menge der verseifbaren Substanzen,
welche in 100 Kilogr. Waͤsche enthalten ist, so ergibt sie sich zu
2,02 Kilogr. und die der in Wasser aufloͤslichen zu 2,74 Kilogr.
Nimmt man an, was mit der Erfahrung sehr gut uͤbereinzustimmen
scheint, daß eine gegebene Quantitaͤt dieser verseifbaren Substanzen
zu ihrer Saͤttigung die Haͤlfte ihres Gewichtes
aͤzenden Alkali erfordert, so erheischen 100 Kilogr. unreine
Waͤsche zur Saͤttigung ihrer fetten und oͤhligen Stoffe
1,01 Kilogr. aͤzendes Alkali. Wir haben nach dieser Thatsache
folgende Tabelle entworfen, welche in der Praxis sehr nuͤzlich seyn
kann.
Bezeichnung der Alkalien.
Alkalimetrischer
Grad.
Gewicht
der Waͤsche.
Gewicht des
aͤzenden Alkali, zur
Saͤttigung der verseifbaren Stoffe.
Soda (Sel de
Soude)
75
100 Kilogr.
1,35
Kilogr.
Perlasche (1ste
Qualitaͤt)
60
deßgl.
1,67 –
Kaͤufliche Potasche
55
deßgl.
1,84 –
Danziger Potasche
45
deßgl.
2,25 –
Soda
32
deßgl.
3,16 –
Alicanter Soda
25
deßgl.
4,04 –
Asche von neuem Holze
8
deßgl.
12,63 –
Asche von Floͤßholz
4
deßgl.
25,26 –
Wenn man jedes Mal vor dem Laugen die Waͤsche waͤgen
muͤßte,
so waͤre dieß außerordentlich umstaͤndlich. Wir fanden, daß
wenn die Anzahl der Stuͤke uͤber 1500 oder beilaͤufig
so viel betraͤgt, die Zusammensezung der Waͤsche immer
constant genug ist, daß man nach der Anzahl der Stuͤke anstatt nach
dem Gewichte rechnen kann, was bei weitem bequemer ist und wir fanden
ferner, daß man dieses Gewicht in Kilogrammen erhaͤlt, wenn man die
Anzahl der Stuͤke durch drei dividirt.Wir halten es fuͤr zwekmaͤßig hier fuͤr
diejenigen Personen, welche sich mit dem Reinigen der Waͤsche
im Großen beschaͤftigen, die mittlere Zusammensezung einer
etwas betraͤchtlichen Quantitaͤt von Waͤsche
anzugeben. Das unten folgende Resultat ist aus einer großen Anzahl
von Beobachtungen abgeleitet: es gilt fuͤr sogenannte
Hauswaͤsche. Nimmt man die ganze Anzahl der Stuͤke zur
Einheit, so besteht sie, wenn sie die Zahl 1500 erreicht oder
uͤbersteigt, ziemlich nahe aus:Betttuͤchern0,052oder 1/19Hemden jeder Art 0,125oder 1/8Taschentuͤchern 0,091oder 1/11Struͤmpfen0,050oder 1/20Tischtuͤchern 0,021oder 1/48Handtuͤchern 0,333oder 1/3Wischlappen 0,200oder 1/5 Verschiedenen
Stuͤken 0,128oder 1/8–––––1,000A. d. O.
Da die Vorschriften, welche wir ertheilten, das Resultat der Praxis sind, so
glauben wir, daß sie wohl von einigem Nuzen seyn duͤrften. Wenn man
z.B. 4000 Stuͤke zu laugen haͤtte und wissen wollte, wie viel
Soda von 32 Grad am Alkalimeter man anwenden muͤßte; so wuͤrde
man 4000 durch 300 dividiren und mit 3,16 multipliciren (man sehe die
Tabelle), wodurch man die Zahl 52,68 erhielte. Dieß ist in Kilogrammen das
Gewicht Alkali, welches man anwenden mußte, nachdem man es durch Behandlung
mit Kalk in aͤzenden Zustand versezt hat. Diese Resultate sind bloß
auf die gemengte Waͤsche und auf die
Tafel- und Leibwaͤsche einzeln genommen anwendbar;
haͤtte man aber nur Wischlappen zu laugen, so muͤßte man das
Resultat der Berechnung mit 1,6 multipliciren.
Man darf nicht glauben, daß man in allen Faͤllen, welche sich in der
Praxis darbieten koͤnnen, sich ausschließlich nach den so erhaltenen
Resultaten richten muß. Diese koͤnnen bloß Anhaltspunkte seyn, und
man muß aus Erfahrung bestimmen koͤnnen, um wie viel die
Quantitaͤt des Alkali in diesem oder jenem Falle vermehrt werden
muß.
2. Menge des Wassers.
– 3. Grad der Lauge.
Die Quantitaͤt Wasser, welche man zum Aufloͤsen der alkalischen
Substanz nimmt, muß von der Art seyn, daß die Waͤsche waͤhrend
des Laugens mit einer Schichte Lauge von 7 Centimeter bedekt ist und der
araͤometrische Grad, welcher sowohl von dem Gewicht des aufgeloͤsten
Alkali, als von der Wassermenge abhaͤngt, kann einen beliebigen Werth
haben, vorausgesezt daß die Fluͤssigkeit nie 3 1/4 Grad an der
Laugenwage uͤberschreitet. Wir muͤssen in dieser Hinsicht
bemerken, daß wenn man einmal die reelle Menge des anzuwendenden Alkali in
Wasser aufgeloͤst hat, man sich um den araͤometrischen Grad
(das specifische Gewicht) der Lauge ganz und gar nicht zu bekuͤmmern
braucht, und bloß zu untersuchen hat, ob sie die von uns angegebene
Graͤnze nicht uͤberschreitet, indem dann die Waͤsche
verdorben wuͤrde, die Saumstreifen der Handtuͤcher
entfaͤrbt wuͤrden etc.
Wuͤrde man, nachdem man die fuͤr hinreichend erachtete Lauge
auf die Waͤsche gegossen hat, bemerken, daß nicht genug auf derselben
zuruͤkbleibt, um sie auf die angegebene Weise zu bedeken, so
muͤßte man so lange Wasser zugießen, bis dieses Statt findet und die
Lauge waͤre dann nicht weniger gut. Wir koͤnnen das
bestaͤndige Eintauchen der Waͤsche in die Lauge nicht genug
empfehlen; die Laugenschichte uͤber der Waͤsche, welche
durchaus noͤthig ist, bewirkt naͤmlich, daß keine
Stoͤße Statt finden koͤnnen, naͤmlich keine
unmittelbare Beruͤhrung zwischen der Waͤsche und der kochenden
Lauge. Die Erfahrung hat bereits aller Orten uͤber jenes alte
Vorurtheil, das sogenannte Laugen mit wenig Fluͤssigkeit (coulages à courte-eau) entschieden
und man muß sich wundern, daß dieses Verfahren noch nicht in allen
Waschanstalten aufgegeben ist, denn es ist sehr oft der Fall, daß man damit
seinen Zwek nicht erreicht und die Waͤsche beschaͤdigt wird.
Bald werden die Gewebe zerfressen, weit das Alkali zu aͤzend, zu
concentrirt ist, bald wird die Waͤsche nicht gleichfoͤrmig
entfettet und sehr oft bilden sich Seifenkugeln, welche nicht
Fluͤssigkeit genug vorfinden, um sich aufzuloͤsen und sich so
an die Waͤsche anhangen, daß sie oft nicht einmal
weggebuͤrstet werden koͤnnen.
4. Dauer des Laugens.
Sie haͤngt gewoͤhnlich von der Menge der Waͤsche ab,
welche man laugt, so wie von der Einrichtung und Groͤße des
Apparates. In dem beschriebenen Apparate kann man 2500 Stuͤke in
fuͤnf Stunden laugen. Man nimmt die Waͤsche aus dem Apparate,
nachdem sie uͤberall auf dieselbe Temperatur, naͤmlich ein
paar Grade unter den Siedepunkt des Wassers herabgekommen ist. Der mit dem
Laugen beauftragte Arbeiter versichert sich auf eine sehr einfache Weise von
der Gleichfoͤrmigkeit der Temperatur, indem er naͤmlich die
Hand an die verschiedenen eisernen Reifen der Kufe haͤlt; so
empyrisch dieses Mittel ist, so ist es doch vollkommen zureichend. Man kann
annehmen, daß die Dauer von fuͤnf Stunden bei allen Apparaten, welche
nach dem
Princip des beschriebenen eingerichtet sind, zu einem guten Laugen
hinreicht.
5. Ueber den Hizgrad in den verschiedenen Perioden der
Operation.
Es ist fuͤr den guten Erfolg des Laugens sehr wichtig, daß die
Temperatur nie sehr schnell wechselt. Man muß im Anfange allmaͤhlich
erhizen, und besorgt seyn, daß immer die Laugenschichte, auf welche wir so
sehr drangen, auf der Waͤsche stehen bleibt. Wenn die Lauge
anfaͤngt aus dem Hut uͤberzulaufen, wird das Spiel
unterbrochen und die Waͤsche erhizt sich daher nicht schnell. Bei dem
von uns beschriebenen Laugverfahren erhizt sich zuerst der untere Theil der
Waͤsche, sodann der obere Theil und nach und nach auch der mittlere;
lezterer erhaͤlt aber erst gegen das Ende der Operation die
Temperatur der aͤußeren Schichten. In den meisten Faͤllen
bringt diese ungleiche Vertheilung der Waͤrme keinen Nachtheil, weil
man die Stuͤke nach ihrer Beschaffenheit in dieser oder jener
Hoͤhe in die Kufe legen kann. Sind aber alle zu laugenden
Gegenstaͤnde von derselben Art. z.B. Leinewandstuͤke, so muß
man auf das angelegentlichste eine schnelle und gleiche Vertheilung der
Waͤrme herzustellen suchen, weil sonst nicht alle Stuͤke
gleich gut gereinigt wuͤrden. Man bewirkt dieß durch eine
beschleunigte Circulation der Lauge; um leztere zu erhalten, muß man die
Waͤsche oder Zeuge nur wenig
hinabdruͤken, das gehoͤrige Volum von Lauge anwenden und der
Roͤhre, durch welche sie aufsteigt, einen hinreichend großen
Durchschnitt geben, endlich auch die Lauge mit der gehoͤrigen
Sorgfalt erhizen.
6. Einrichtung des Apparates.
Die Groͤße der Kufe, der Rohre, durch welche die Lauge aufsteigt,
derjenigen, welche den Dampf herbeifuͤhrt etc., haben mehr oder
weniger Einfluß auf den guten Erfolg des Laugens; wir werden in einer
anderen Abhandlung nachtraͤglich uns mit der Einrichtung und den
Dimensionen, welche man den Laugkufen geben sollte, beschaͤftigen so
wie auch die Kosten des Brennmateriales zur Erzielung einer bestimmten
Wirkung und die verhaͤltnißmaͤßigen Kosten verschiedener jezt
gebraͤuchlichen Laugapparate mittheilen.