Titel: | Abhandlung über die Apparate zur Dampferzeugung. Vorgetragen in der Akademie der Wissenschaften zu Paris, von Hrn. Baron Séguier, Conseiller de la cour royale. |
Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. XCV., S. 402 |
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XCV.
Abhandlung uͤber die Apparate zur
Dampferzeugung. Vorgetragen in der Akademie der Wissenschaften zu Paris, von Hrn.
Baron
Séguier, Conseiller de la cour
royale.Wir haben zwar im XLIV. Bd. des Polytechnischen Journals S. 5 bereits einen kurzen Auszug aus
dieser Abhandlung, der im Bulletin de la
Société d'Encouragement erschien, mitgetheilt, nehmen
aber keinen Anstand sie vollstaͤndig nebst dem Berichte einer Commission
der franzoͤsischen Akademie der Wissenschaften nachzutragen, in der
Ueberzeugung, daß sie fuͤr den groͤßten Theil unserer Leser ein
hohes Interesse haben wird.A. d. R.
Aus dem Recueil industriel. Januar 1831, S. 1, Februar
S. 89, Maͤrz S. 153.
Séguier, uͤber die Apparate zur
Dampferzeugung.
Die Dampfmaschinen haben seit ihrer Erfindung alle Arten von Modificationen in ihren
Formen erlitten, und zwar je nach den verschiedenen Zweken, zu denen sie bestimmt
waren, oder je nach dem Eigensinne oder der Laune der Erbauer derselben. Einige
dieser Veraͤnderungen wurden durch die Natur des Industriezweiges selbst, dem
sie zu Huͤlfe kommen sollten, motivirt und veranlaßt; andere hingegen fußen
auf eine regelmaͤßigere und genauer studirte Einrichtung der verschiedenen
Stuͤke, aus welchen die Maschine besteht. Diese lezteren bezwekten
hauptsaͤchlich eine Verminderung des Verlustes an Kraft, der durch die
Reibung Statt findet, eine Vermeidung der Abnuͤzung, welche daraus entsteht,
eine Verminderung der Unterhaltungskosten, und endlich ein seltneres Wiederkehren
jener Umstaͤnde, die eine Unterbrechung der Arbeit veranlassen. Nicht selten
scheint jedoch die einzige Veranlassung zur Abaͤnderung der Form in der Sucht
nach Neuerungen, oder in dem Drange sich von dem Modelle verschiedener
rivalisirender Mechaniker zu entfernen, zu suchen zu seyn.
Die Verbesserungen, welche eine bessere Verwendung des Dampfes bezwekten, waren
seltner; denn sie erfordern von Seite des Erfinders nicht bloß praktische
Kenntnisse, sondern auch theoretische Begriffe uͤber die physischen Geseze,
denen der Dampf ausgesezt wird.
Die Wissenschaft deutet an, was noch in dieser Hinsicht zu leisten uͤbrig ist.
Die Vollkommenheit, welche in anderer Hinsicht bereits erreicht worden, scheint den
Mechanikern und den Fabrikanten, die sich der Dampfmaschinen bedienen, zu
genuͤgen. Die Forschungen der erfinderischen Talente haben sich mithin
weniger auf jene Apparate zu richten, mit welchen die Kraft angewendet wird, als auf jene, in welchen diese
Kraft erzeugt wird, und die wir im Allgemeinen die Dampferzeuger nenne wollen.
Ich habe den allgemeinen Ausdruk Dampferzeuger (producteur de
vapeur) gewaͤhlt, weil alle uͤbrigen Namen, wie z.B. das Wort
Dampfkessel, sich nur auf eine bestimmte Art von Apparat beziehen.
Der erste Erfinder, Watt, wendete zur Verwandlung des
Wassers in Dampf ungeheure metallene Gefaͤße an, denen er Anfangs eine runde,
und spaͤter eine vierekige oder prismatische Gestalt gab, und in denen sich
das Wasser befand, welches der Einwirkung des Feuers ausgesezt wurde. Der Herd wurde
bald unter diesen Gesaͤßen, bald in denselben und gleichsam in der Mitte der
Fluͤssigkeit angebracht; manch Mal sogar sowohl unter, als in ihnen zugleich.
Fast in allen Faͤllen bildete die Flamme mehrere Windungen um diese
ungeheuren Behaͤlter, die den Namen Dampfkessel erhielten.
Diese Dampfkessel, die von den Nachfolgern Watt's aufgegeben, und durch walzenfoͤrmige Kessel mit oder
ohne Siedroͤhren oder durch Apparate, welche lediglich aus Siedroͤhren
bestanden (dergleichen z.B. Wolff anwendete), ersezt
wurden, sind in neuerer Zeit wieder neuerdings in Aufnahme gekommen, und sind heut
zu Tage nebst den cylindrischen Kesseln beinahe allgemein gebraͤuchlich.
Einige von dem Wunsche Besseres zu schaffen beseelte Erfinder wurden auf das
Mißverhaͤltniß, welches zwischen der ungeheuren Groͤße der Kessel, und
der Menge Dampf besteht, welche die vereinfachten und verkleinerten Maschinen der
neueren Zeit verzehren, aufmerksam, und versuchten eine andere Bahn, als die bisher
verfolgte, einzuschlagen.
Die einen, die bloß die Menge Dampf, welche bei jeder Pulsation der Maschine verzehrt
wird, beruͤksichtigten, und gleichsam eine vorgefaßte Meinung fuͤr
dieselbe hatten, suchten solche Apparate zu construiren, in denen der Dampf
augenbliklich und gleichsam fuͤr jeden einzelnen Schlag der Maschine erzeugt
wird. Sie hielten es naͤmlich fuͤr unnuͤz, wegen eines geringen
und allmaͤhlichen Verbrauches immer eine große Menge Dampf im Vorrathe zu
haben, und glaubten daher diesen Dampf ohne Nachtheil in dem Maße erzeugen zu
koͤnnen, in welchem die Maschine desselben bedarf.
Andere hingegen, welche das Gewicht und das Volumen der Kessel bedeutend vermindern
zu koͤnnen hofften, hatten die Idee in sehr kleinen und einem
staͤrkeren Feuer ausgesezten Kesseln Dampf von sehr hohem Druke zu erzeugen.
Sie verwendeten dann diesen Dampf entweder unter dem hohen Druke, unter welchem
derselbe erzeugt wurde, oder sie verminderten dessen Spannung, und wendeten ihn dann
auf dieselbe Weise an, als wenn er in einem großen Kessel und unter einem weit geringeren
Druke erzeugt worden waͤre. Diese verschiedenen Apparate, die mit dem Namen
Generatoren (générateurs) belegt wurden,
scheinen bei dem ersten Mike ihren Bestimmungen angemessener, und doch wurden sie
bisher fast nur von ihren Erfindern angewendet.
Die Industrie scheint ausschließlich die großen Kessel angenommen zu haben, und man
muß gestehen, daß auch diese allein es sind, die ihr bisher wahrhaft große Dienste
geleistet haben.
Ich will nun auszumitteln suchen, worauf sich dieser, den großen Kesseln
eingeraͤumte, Vorzug gruͤndet; aus welchen Ursachen die Generatoren
nicht ebenfalls so haͤufig angewendet werden, und dann deren gegenseitige
Vortheile und Nachtheile kurz anfuͤhren. Erst nach der Erwaͤgung
dieser lezteren werde ich versuchen einige Grundsaͤze aufzustellen, nach
welchen sich, wie ich glaube, ein Dampferzeuger verfertigen laͤßt, der die
Vortheile von beiden besizt, ohne zugleich auch deren Nachtheile zu theilen. Ich
werde ferner zeigen, unter welchen Bedingungen man nach meiner Meinung alle Gefahren
am sichersten vermeiden und die vortheilhaftesten Resultate erhalten kann.
Der Gruͤnde, aus welchen man den großen Kesseln den Vorzug einraͤumte,
gibt es mehrere. Unter allen diesen Gruͤnden moͤchte ich aber die
Gewißheit ihres Resultates, die eine lange Reihe von Erfahrungen bewaͤhrt
hat, obenan sezen. Ein Unternehmer, der sich auf einen Industriezweig
einlaͤßt, und hierbei schon Einiges wagt, will sich nicht noch
uͤberdieß den Gefahren aus sezen, die eine neue Erfindung, deren Guͤte
noch nicht gehoͤrig durch die Praxis bestaͤtigt worden, immer mehr
oder weniger mit sich bringt. Wenn er daher eine Triebkraft braucht, so wird er
lieber zu einem solchen Apparate, dessen Wirkung ihm bereits durch
vieljaͤhrige Erfahrung bekannt ist, seine Zuflucht nehmen.
Der Fabrikant ist folglich des Dienstes, den ihm eine Dampfmaschine mit großem Kessel
leisten wird, gewiß; er weiß, daß die Mechaniker durch lange Uebung gelernt haben,
welches Verhaͤltniß zwischen diesen Apparaten und den Maschinen, die sie in
Bewegung sezen sollen, bestehen muß. Er kennt die Kraft, die ihm diese Apparate
geben koͤnnen, im Voraus; ebenso sind ihm die Kosten derselben bekannt, da
die Quantitaͤt des Brennmateriales, welches sie verzehren, gleichfalls mit
ziemlicher Genauigkeit bekannt ist. Die Uebung, welche die Mechaniker in der
Verfertigung dieser Kessel haben, geben dem Kaͤufer eine Garantie fuͤr
die Guͤte der Form derselben und fuͤr ihre Wohlfeilheit. Ihr großer
Preis wird uͤbrigens durch die Ersparniß, die die großen Kessel bei der
Dampferzeugung geben, compensirt, und hierin liegt ein zweiter Grund des Vorzuges,
den man ihnen gibt.
Diese Ersparniß scheint von dem Verhaͤltnisse der Dampfkessel zu ihren Herden
abzuhaͤngen. Sie bieten der Einwirkung des Feuers bedeutend große
Oberflaͤchen dar; jeder Theil der Oberflaͤche braucht aber, da er nur
eine geringe Menge Wasser zu verdampfen hat, nur bis auf einen geringen Grad erhizt
zu werden, und wird daher um so wohlfeiler Dampf erzeugen, je niedriger die hiezu
noͤthige Temperatur zu seyn braucht. Versuche, die ich eigens in dieser
Hinsicht anstellte, haben mir bewiesen, daß es eine Graͤnze der Temperatur
gibt, bei welcher man ein Maximum der Verdampfung erhaͤlt. Eine zum
Rothgluͤhen erhizte Platte verwandelt in einer und derselben Zeit eine
geringere Menge Wasser in Dampf, als durch eine gleiche, aber nur bis zur Hize des
Blauanlaufens des Stahles erhizte Platte verdampft wird.
Eine hohe Temperatur erzeugt zwischen dem Metalle und dem Wasser eine abstoßende
Wirkung; das Wasser huͤpft in kleinen Kugeln auf dem uͤberhizten
Metalle herum, und verwandelt sich nur langsam in Dampf.
Eine Ersparniß ergibt sich ferner noch dadurch, daß die Flamme und der Rauch
hinlaͤnglich Zeit hat, in den langen, um die Huͤlle herum laufenden
Gaͤngen allen seinen Waͤrmestoff abzugeben. Ihr großer Rauminhalt,
ihre große Menge Fluͤssigkeit, schuͤzt sie gegen das Auflodern des
Feuers, welches, außer der Gefahr, daß der Dampf ploͤzlich eine zu hohe
Spannung erhalten, und daher, wie wir spaͤter sehen werden, eine Explosion
veranlassen koͤnnte, auch noch den Nachtheil mit sich bringt, daß es
unnoͤthigen Dampf erzeugt. An dem Kessel einer Maschine, bei welcher der
Bedarf an Dampf durch den Moderator, der die Zahl der Pulsationen bestaͤndig
regulirt, begraͤnzt ist, ist die Erzeugung von Dampf jedes Mal, so oft die
Spannung in Folge des Aufloderns des Feuers jene Spannung uͤbersteigt, welche
dem Gewichte der Sicherheitsklappen das Gleichgewicht haͤlt, ein reiner
Verlust, weil die Maschine den Dampf, der nach Außen entweicht, nicht benuzen
kann.
Die Verluste, die durch die Ungleichheit der Heizung entstehen, und welche an den
großen Kesseln wegen der Menge des bereits vorher erzeugten Dampfes, in dessen
Elasticitaͤt sich der Wechsel des Drukes verliert, viel seltener vorkommen,
genuͤgen fuͤr sich allein schon, um die Ersparniß zu erklaͤren,
welche die großen Kessel vor den Dampfgeneratoren, an denen diese Ungleichheiten der
Heizung weit haͤufiger und fuͤhlbarer sind, voraus haben.
Die Ersparniß an Brennmaterial haͤngt uͤbrigens auch noch von der
Uebung ab, die die Heizer erlangt haben. Durch die Routine belehrt, wissen sie, wie
sie bei einem großen Kessel mit der moͤglich geringsten Menge Kohlen Dampf
erzeugen koͤnnen; bei neu erfundenen Apparaten hat man hingegen mit der
Unerfahrenheit, und nur zu oft auch mit dem boͤsen Willen dieser Leute zu
kaͤmpfen.
Die großen Kessel koͤnnen in Folge ihrer Einrichtung leichter
regelmaͤßig geheizt werden; sie erfordern ferner eine weniger
sorgfaͤltige Aufmerksamkeit auf die bestaͤndige Erhaltung der
Hoͤhe des Wasserstandes. Alle diese Umstaͤnde, welche zugleich die
Gefahr entfernen, und die Dauer und Regelmaͤßigkeit des Dienstes
verbuͤrgen, scheinen mithin den Vorzug zu rechtfertigen, welchen die
Industrie den großen Kesseln einraͤumt.
Nun aber auch einige Worte uͤber die Nachtheile dieser Kessel. Ohne hier
nochmals auf den hohen Preis derselben zuruͤkzukommen, in Folge dessen sie
fuͤr einige Industriezweige nicht leicht anwendbar werden, bildet ihr großes
Volumen und Gewicht ein so großes Hinderniß, daß sie aus vielen Werkstaͤtten
und von vielen Operationen, bei denen man ihre Triebkraft sehr gut benuzen
koͤnnte, wenn sie mit kleineren und weniger schweren Apparaten vereinbar
waͤre, entfernt bleiben muͤssen. Als Beispiel hiervon moͤgen
hier nur die Boche auf seichten Fluͤssen stehen.
Der groͤßte Nachtheil dieser Kessel liegt jedoch ohne alle Widerrede in der
Gefahr, welche mit deren Anwendung verbunden ist. Die große Menge
Fluͤssigkeit und Dampf, welche in ihnen enthalten ist, droht bei einer
Berstung ihrer Wandungen, mit der schreklichsten Explosion. Ein solches Bersten
einer Wandung ist um so mehr zu befuͤrchten, als es, obschon der Widerstand
so berechnet ist, daß er mit der Kraft, die die Wandung der Theorie nach ohne
Veraͤnderung auszuhalten vermag, im Verhaͤltnisse steht, doch eine
bestimmte Graͤnze der Dike gibt, uͤber welche hinaus die Arbeit
entweder gar nicht oder wenigstens nur unvollkommen vollbracht werden kann. Ich kann
meiner eigenen Erfahrung nach versichern, daß die Guͤte der Form die
Progression nicht befolgt, welche die Berechnung der Dike anweist.
Die Schwierigkeit Eisen- oder Kupferblech von großer Dike und ohne Fehler zu
finden, und es zu biegen, ohne daß es eine Veraͤnderung erleidet, hat einen
sonderbaren Einfluß auf die Festigkeit der Apparate. Die Schwierigkeit, welche das
Ausbessern der großen Kessel mit sich bringt, darf gleichfalls nicht mit
Stillschweigen uͤbergangen werden.
Ich habe so eben von der Gefahr, die mit der Anwendung dieser Maschinen verbunden
ist, gesprochen, und erlaube mir daher bei dieser Gelegenheit auch die Ursachen der
Explosionen, und die zur Verhinderung derselben vorgeschlagenen Mittel zu
untersuchen.
Die Faͤlle von Berstung sind manch Mal zahlreich; dieß ist jedoch selten, und sezt immer eine
große Nachlaͤssigkeit voraus. Die Sicherheitsklappen sind gleichsam durch
einen fremden Koͤrper angeleimt oder bloß mit Gewichten uͤberladen: in
beiden Faͤllen koͤnnen sie dem stets wachsenden Druke des Dampfes
nicht nachgeben, so daß der Widerstand der Metallhuͤlle nicht mehr mit der
Ausdehnungskraft des Dampfes im Verhaͤltnisse steht, daß der Kessel berstet
und die Explosion erfolgt.
In anderen Faͤllen erfolgt die Explosion aus dem Grunde, weil man den
Pfannenstein oder die Salze und Erden sich in dem Kessel ansammeln ließ. Da hier
eine dike Schichte einer Substanz, welche die Waͤrme nicht frei circuliren
laͤßt, zwischen den Boden des Kessels und das Wasser gelangt, so erlangt
dieser Boden bald eine hoͤhere Temperatur, wird rothgluͤhend und
zerbricht endlich, indem er sich ausdehnt, die Schichte des Bodensazes. So wie dieß
geschehen, kommt das Wasser mit dem uͤberhizten Metalle in Beruͤhrung,
und bildet schnell eine bedeutende Menge Dampf, und auf diese Weise erfolgt die
Explosion, ehe noch die Sicherheitsklappen Zeit hatten sich zu oͤffnen, und
so viel Dampf entweichen zu lassen, als zur Verminderung der Spannung noͤthig
waͤre.
Nach meiner Meinung berstet ein Kessel selten in Folge einer langsamen und
allmaͤhlich fortschreitenden Vermehrung des Drukes; ich glaube vielmehr, daß
die Berstung weit oͤfter durch eine augenblikliche Dampferzengung bewirkt
wird, wie dieß bei dem eben angefuͤhrten Beispiele, so wie unter einigen
anderen Umstaͤnden, in deren Details ich sogleich eingehen werde, der Fall
seyn duͤrfte. Nach dieser Ansicht allein lassen sich die hoͤchst
sonderbaren Umstaͤnde, unter welchen gewisse Explosionen Statt fanden, und
bei welchen die Sicherheitsklappen kurz vor denselben in vollkommen gutem Zustande
gefunden wurden, erklaͤren.
Die augenblikliche Erzeugung von Dampf, die ich als eine der Hauptursachen der
Explosionen ansehe, haͤngt von einem partiellen oder totalen Mangel an
gehoͤriger Speisung ab. Daher entsteht dieß große Unheil oft in Folge der
Unvollkommenheiten der Speisungspumpen, oder in Folge der geringen Sorgfalt, mit
welcher man sich von dem Stande ihres wirklichen Dienstes versichert. Die
fehlerhafte Einrichtung dieses wichtigen Theiles der Maschinen gab mir schon mehrere
Male Gelegenheit zu beobachten, daß die Boden der Kessel wegen Mangel an Speisung
troken und zulezt rothgluͤhend wurden, so daß diese Apparate gewiß
zersprungen seyn wuͤrden, wenn bei dem Einlassen von frischem Wasser nicht
mit der groͤßten Behutsamkeit zu Werke gegangen worden waͤre.
Manch Mal reicht sogar das Sinken des Niveau's schon zum Hervorrufen dieser Wirkung hin;
und mit dieser Erscheinung will ich mich jezt einen Augenblik beschaͤftigen.
Sezen wir, daß das Wasser, welches nach und nach in Dampf verwandelt wurde, nicht in
gleichem Verhaͤltnisse wieder ersezt worden, so daß die Hoͤhe des
Wasserstandes so weit herabsank, daß der Scheitel des Kessels in troknem Zustande
der Einwirkung des Feuers ausgesezt wurde. Unter diesen Umstaͤnden wird nun
nicht mehr das Wasser allein, sondern auch der Dampf mit der Flamme in
Beruͤhrung kommen, und Waͤrmestoff aufnehmen; dadurch wird der Dampf
uͤberhizt werden, und eine Temperatur erhalten, die an den hoͤchsten
oder Scheitel-Punkten des Kessels am hoͤchsten, nach Abwarts zu aber
niedriger, und da, wo er mit dem Wasser in Beruͤhrung steht, der Temperatur
dieses lezteren gleich seyn wird. Wenn nun unter solchen Umstaͤnden durch ein
schnelles Oeffnen der Sicherheitsklappe der Druk eine Veraͤnderung erleidet,
so wird die Communication zwischen dem Kessel und der Bewegmaschine ploͤzlich
wieder hergestellt. In Folge dieser Verminderung des Drukes wird das Wasser, welches
noch im Kessel zuruͤkgeblieben, mit Heftigkeit aufwallen; und da es mit all
dem Waͤrmestoffe durchdrungen ist, welcher zur Verwandlung desselben in Dampf
noͤthig ist, so wird es nur durch den Druk allein in fluͤssigem
Zustande erhalten bleiben. Die Wasserkuͤgelchen, welche in den
uͤberhizten Dampf geschleudert werden, werden sich dessen Waͤrmestoff
zueignen, und sich ungeachtet der Vermehrung des Drukes augenbliklich selbst in
Dampf verwandeln, und dadurch eine Berstung und Explosion veranlassen.
Der gaͤnzliche Mangel an Wasser kann in einem Kessel aͤhnliche
Zufaͤlle hervorbringen. Dieser Fall kann eintreten, wenn man den
Speisungshahn schließt, und ihn dann zur gehoͤrigen Zeit wieder zu
oͤffnen vergißt; oder wenn, was noch oͤfter geschieht, die
Speisungspumpe durch Unreinigkeiten verlegt, und dadurch in Unthaͤtigkeit
gesezt wird, ohne daß man dieß sogleich bemerkt. Wenn nun aus der einen oder der
anderen dieser beiden Ursachen kein Wasser mehr in den Kessel gelangt, und dieser
immer fortfaͤhrt Dampf abzugeben, so wird die Fluͤssigkeit in
demselben immer mehr und mehr sinken, bis er am Ende ganz troken ist. Bleibt der
Kessel in diesem Zustande mit der Flamme in Beruͤhrung, so wird er bald zum
Gluͤhen kommen, und seine hohe Temperatur dem Dampfe mittheilen, der noch in
ihm enthalten ist; dadurch wird sich dieser Dampf ausdehnen und die Maschine zu
treiben fortfahren, bis der Gang derselben langsamer wird und endlich ganz
aufhoͤrt. Unter diesen Umstaͤnden wird zwar keine Explosion erfolgen,
allein Alles ist zu einer solchen in gehoͤriger Bereitschaft. Bringt
naͤmlich der Waͤrter der Maschine unter solchen Verhaͤltnissen,
um seine Nachlaͤssigkeit zu verbeten, oder um nach seiner Meinung dem Uebel
abzuhelfen, schnell wieder Wasser in den Kessel, so wird sich dieses Wasser, da es
auf rothgluͤhende Oberflaͤchen kommt, sehr schnell in Dampf
verwandeln; es wird vorzuͤglich dadurch in Dampfform uͤbergehen, daß
es mit dem rothgluͤhenden Dampfe in Beruͤhrung kommt, der dann
augenbliklich seinen uͤberschuͤssigen Waͤrmestoff an ihn
abgibt. Dieser uͤberhizte Dampf, der seinen Waͤrmestoff zu Gunsten des
unkluger Weise eingelassenen Wassers abgibt, ist nach meiner Meinung weit eher die
Ursache zur Erzeugung der heftigen Kraͤfte, welche den Kessel zersprengen,
als es die schnelle Vermehrung der Spannung des Dampfes ist, der dadurch gebildet
wird, daß die Fluͤssigkeit mit den gluͤhenden Oberflaͤchen in
Beruͤhrung kommt: denn es ist, wie ich schon oben bewerkt habe, keineswegs
eine sehr hohe Temperatur, welche am schnellsten Dampf erzeugt.Ich fuͤhle mich gezwungen hier in einige Erlaͤuterungen
einzugehen, theils um meine Ansicht weiter zu entwikeln, theils um auf die
Bemerkungen zu antworten, die sich in dem fuͤr mich so ehrenvollen
Berichte der Akademie, den ich am Schlusse dieser Abhandlung
anhaͤngen will, befinden.Hr. Dulong glaubte bei
der genauen Untersuchung, der er meine Arbeit unterwarf, einen
physikalischen Fehler oder Irrthum in derselben gefunden zu haben, und hat
denselben eben so scharfsinnig als siegreich widerlegt. Die Ansicht, die ich
aufstellte, mag dadurch, daß ich mich vielleicht schlecht und
unverstaͤndlich ausdruͤkte, Anlaß zu dieser glaͤnzenden
wissenschaftlichen Discussion gegeben haben. Ich schaͤze mich jedoch
gluͤklich dieselbe hervorgerufen zu haben, und bemerke nur noch
Folgendes:Ich glaube gewiß nicht, daß der uͤberhizte Dampf eine hinreichende
Menge Waͤrmestoff enthalte, um fuͤr sich allein durch
Mittheilung desselben an die Fluͤssigkeit eine Masse Dampf zu
erzeugen, die eine groͤßere Spannkraft oder Elasticitaͤt
besizt, als jener Dampf, der bereits vorhanden war. Anderer Seils kann ich
aber keineswegs zugeben, daß die augenblikliche Bildung des Dampfes dadurch
entstehe, daß die Fluͤssigkeit mit der rothgluͤhenden Wandung
in Beruͤhrung kommt, indem es eine unbestreitbare Thatsache ist, daß
ein sehr stark erhiztes Metall das Wasser abstoßt. Ich mußte unter diesen
Umstaͤnden eine Erklaͤrung aussuchen, obschon ich
uͤberzeugt war, daß die Explosion einer Vermehrung des Drukes
zugeschrieben werden muß. Ich glaube diese Erklaͤrung bloß in dem
Vorhandenseyn des uͤberhizten Dampfes finden zu koͤnnen, und
aus diesem Grunde schrieb ich ihm die Ursache dieser Unfaͤlle zu. Ich
bedauere jedoch, daß ich nicht deutlich genug zeigte, welche Rolle der Dampf
waͤhrend dieses Phaͤnomenes spielt, und will daher noch einige
Worte uͤber die Art und Weise beifuͤgen, auf welche nach
meiner Ansicht die Vorgaͤnge in dem angegebenen Falle Statt
finden.Ich bemerkte, und mehrere ausgezeichnete Mechaniker, unter denen ich bloß
Hrn. Halette zu Arras
anfuͤhren will, haben, so wie ich, beobachtet, das der Dampf nicht
bloß die bekannte Eigenschaft besizt, seinen Waͤrmestoff an eine
Fluͤssigkeit, mit welcher er in Beruͤhrung kommt, abzugeben,
sondern auch die entgegengesezte Eigenschaft, sich in einer gleichfalls sehr
kurzen Zeit des Waͤrmestoffes der Wandungen, mit denen er in
Beruͤhrung kommt, zu bemaͤchtigen. Die erstere dieser
Eigenschaften laͤßt sich nicht bestreiten, denn sie bildet die Basis
des Systemes der Verdichtungsmaschinen. Die leztere halte ich, obschon sie
nur von einigen Personen wahrgenommen wurde, fuͤr eben so gewiß. Nach
meinem Dafuͤrhalten laͤßt sich nun lediglich durch diese
doppelte Eigenschaft die Explosion, die in dem erwaͤhnten Falle Statt
fand, erklaͤren. Ich gebe mir naͤmlich auf folgende Weise
hieruͤber Rechenschaft: Das Wasser bemaͤchtigt sich in dem
Augenblike, in welchem es durch irgend einen, in dem Kessel entstandenen
Druk mitten in den uͤberhizten Dampf geschleudert wird, des
Waͤrmestoffes desselben, und bildet, was ich mit Hrn. Dulong zugebe, Dampf von
geringerer Ausdehnungskraft, als jener besaß, der schon fruͤher
vorhanden war. Die Berechnung unterstuͤzt diese Wahrheit. Ich muß
jedoch noch hinzufuͤgen, daß sich dieser neue Dampf in Folge der
angegebenen Eigenschaft schnell den Waͤrmestoff der Wandung zueignet,
mit welcher er in Hinsicht auf Temperatur nicht mehr im Gleichgewichte
steht, um diesen Waͤrmestoff dann neuerdings der hineingeschleuderten
Fluͤssigkeit abzutreten, und so abermals Dampf zu erzeugen. Ich kann
mir nur durch die Gegenwart dieses aufnehmenden und abgebenden
Zwischenmittels erklaͤren, wie der Waͤrmestoff, ungeachtet der
Abstoßung, die zwischen der stark erhizten Wandung und der
Fluͤssigkeit Statt findet, schnell genug von der Wandung in die
Fluͤssigkeit uͤbergehen kann, um augenbliklich so viel Dampf
zu erzeugen als zum Entstehen einer Explosion noͤthig ist. Ich muß
bemerken, daß es hinreichend ist, wenn der Dampf nur einen Augenblik lang in
dieser doppelten Eigenschaft wirkt; denn sobald die Temperatur des Metalles
gesunken ist, hoͤrt die ab- oder zuruͤkstoßende Wirkung
desselben auf, so daß die Verdampfung dann durch die Beruͤhrung, in
welche sie mit der Wandung kommt, nach der Erklaͤrung des Hrn.
Marcstier, die mir
wohl bekannt ist, und der ich vollkommen beistimme, geschehen kann; allein
nach diesem ersten Phaͤnomene macht die Abstoßung, welche Anfangs
besteht, diese Erklaͤrung unwahrscheinlich, wenn man nicht
vorlaͤufig jene Erklaͤrung annimmt, die ich hier so eben
auseinandergesezt habe.A. d. O.
Unter diesen Verhaͤltnissen erfolgt die Wirkung, ehe noch die
Sicherheitsklappen derselben vorbeugen konnten; ich vergleiche den auf diese Weise
gebildeten Dampf mit der augenbliklichen Entstehung eines Gases; so wird z.B. bei
der Entzuͤndung des Pulvers in einem Schießgewehre, dessen Zuͤndloch
oft im Verhaͤltnisse zum Laufe groͤßer ist, als die Sicherheitsklappen
gewoͤhnlich im Verhaͤltnisse zu den Kesseln sind, die erzeugte
Expansivkraft durch dieses Zuͤndloch doch nicht gehindert werden, das Geschoß
durch den kauf hinauszuschleudern. Die Gegenwart und der gute Zustand der Klappen
koͤnnen daher die Gefahr nicht immer beseitigen; das Oeffnen derselben allein
kann sogar in gewissen Faͤllen eine Explosion bewirken.
Wenn man zu der angegebenen Erzeugung von Kraft noch die Schwaͤchung der
Wandung des Metalles, dessen Zaͤhigkeit durch eine hohe Temperatur vermindert
wurde, hinzufuͤgt, so ergibt sich die natuͤrliche Erklaͤrung
des Berstens der Siederoͤhren einiger Kessel, welche jedoch unverlezt
bleiben, obschon sie wegen ihrer geringeren Dike und wegen ihres groͤßeren
Durchmessers doch weniger Widerstand darbieten mußten.
Die Explosion, welche aus Mangel an Speisung erfolgt, bringt mithin die sonderbare
Erscheinung hervor, daß die Siederoͤhren, die doch, wie es scheint, der
staͤrkere Theil eines Kessels sind, bersten, weil sich das Speisungsrohr
gewoͤhnlich in der Siederoͤhre befindet, und weil die Explosion dann
in derselben erfolgt, wenn sie wegen der Naͤhe des Feuers und wegen der hohen
Temperatur, auf welche sie gelangte, in der That der schwaͤchste Theil des
ganzen Kessels wurde. Die Augenbliklichkeit der Explosion ist allein im Stande das Bersten der
Siederoͤhren eines Kessels, der doch nicht nothwendig dasselbe Schiksal
erlitt, zu erklaͤren. Die Spannung kann naͤmlich so ploͤzlich
erfolgen, daß sich das Gleichgewicht nicht durch die fast immer zu kleinen
Oeffnungen, durch welche der Kessel mit den Siederoͤhren communicirt,
herstellen konnte.
Wenn die Sicherheitsklappen nichts gegen diese Faͤlle, die zum Ungluͤke
gerade die haͤufigsten sind, vermoͤgen, so verhaͤlt es sich
doch mit den schmelzbaren Scheiben nicht durchaus eben so; denn diese Scheiben
schmelzen, sobald die Temperatur des Dampfes zu hoch wird, wie groß auch dessen Druk
immer seyn mag. Das Schmelzen der Scheiben kann den Aufseher aufmerksam machen; es
ist jedoch nicht wahrscheinlich, daß derjenige, der es dem Kessel aus
Nachlaͤssigkeit an Wasser fehlen ließ, dieses Schmelzen der Scheibe bemerkt.
Dieses Schmelzen kann zwar zuweilen mit einem Pfeifen des ausstroͤmenden
Dampfes verbunden seyn; es kann aber auch unter Umstaͤnden erfolgen, in
welchen die Dichtheit des Dampfes, der die Maschine einige Zeit uͤber durch
seine Ausdehnung allein getrieben haben kann, dem Druke der atmosphaͤrischen
Luft gleich, oder selbst niedriger, als dieser geworden ist. Da in diesem Falle das
Schmelzen der Scheibe ohne alles Geraͤusch geschieht, und da sich die Scheibe
oft außer dem Bereiche des Auges befindet, so wird man von dem, was in dem Kessel
vorging, keine Kenntniß erhalten.
Wenn die schmelzbaren Scheiben auch gegen den fortschreitend staͤrker
werdenden Druk große Sicherheit darbieten; wenn dieselben sogar in dem eben
angefuͤhrten Falle noch einige Sicherheit gewaͤhren, so laͤßt
sich doch nicht laͤugnen, daß sie unter gewissen Umstaͤnden auch große
Nachtheile mit sich bringen. Da sie naͤmlich schon bei einer Temperatur
schmelzen, die jener, welche dem Druk, unter dem die Maschine gewoͤhnlich
arbeitet, sehr nahe steht, so koͤnnen sie auf diese Weise manch Mal die
Gefahr um so dringender machen. Dieser Nachtheil verdient alle
Beruͤksichtigung, denn er verhindert die Anwendung dieser Scheiben an den
Bugsierbothen.
Wenn z.B. ein Schiff, welches eben aus dem Hafen gelaufen, gezwungen wird, die
Spannung des Dampfes etwas zu erhoͤhen, um die Stroͤmung oder den
Wind, der es gegen das Land treibt, zu uͤberwinden, und wenn in demselben
Augenblike die Scheibe schmilzt, so ist dieß fuͤr die Schiffsmannschaft
beinahe so viel, als wenn eine Explosion erfolgt waͤre; denn das Schiff wird
sich, seiner treibenden Kraft beraubt, nicht mehr lenken lassen, es wird an die
Kuͤste geworfen werden, und mit Mann und Gut zu Grunde gehen. In diesem
Falle, der nicht bloß aus der Luft gegriffen ist, vermehrt die Gegenwart der Scheibe, welche
schmelzen kann, wenn auch der Druk noch bei Weitem dem Widerstande des Kessels
gleich kam, die Gefahren um ein Bedeutendes.
Ich will spaͤter ein Mittel vorschlagen, durch welches sich diesem Nachtheile,
der die allgemeine Anwendung der schmelzbaren Scheiben hindert, abhelfen ließe, und
werde zugleich auch angeben, wie man durch die Schmelzung derselben bei der
Ausdehnung des Dampfes ohne Druk auch sichere Notiz von dem erhalten kann, was im
Inneren des Kessels vorging.
Die großen Kessel haben noch einige andere Nachtheile, die ich aber zur Vermeidung
von Wiederholungen erst bei den Mitteln zu deren Verbesserung angeben will.
Ich gehe nun zur Betrachtung der Dampf-Generatoren uͤber. Einige dieser
Generatoren erzeugen den Dampf augenbliklich, und fuͤr den augenbliklichen
Bedarf der Maschine; andere hingegen erzeugen ihn nach und nach, wie ein Kessel, und
bewahren ihn unter einem betraͤchtlichen Druke, um denselben dann im Momente
seiner Anwendung sich ausdehnen zu lassen; noch andere endlich erhalten das Wasser
bei einer sehr hohen Temperatur in fluͤssigem Zustande, und gestatten
demselben nur, sich in dem Verhaͤltnisse in Dampf zu verwandeln, in welchem
die Maschine dieses Dampfes bedarf, und zwar in dem Augenblike, in welchem er auf
den Kolben wirken soll.
Zu diesen Apparaten gehoͤren die Einsprizroͤhren, welche in Amerika
versucht und angewendet werden; sie bestehen aus sehr diken Metallcylindern, die man
bestaͤndig auf einer sehr hohen Temperatur erhaͤlt. Eine
Speisungspumpe, die hier eine Einsprizpumpe genannt und durch die Maschine selbst in
Thaͤtigkeit gesezt wird, sprizt bei jedem Schlage so viel Wasser ein, als
noͤthig ist, um die der Kraft der Maschine angemessene Menge Dampf zu
erzeugen.
Dieses Verfahren, dessen man sich auf mehreren amerikanischen Bothen bedient, hat,
obwohl es die Gefahren vermindert, doch noch seine großen Nachtheile. Die
Roͤhren, welche bestaͤndig auf einer sehr hohen Temperatur erhalten
werden, befinden sich, wie bereits gesagt worden, in einem der Verdampfung sehr
wenig guͤnstigen Zustande: sie erzeugen in einer und derselben Zeit eine
geringere Menge Dampf, und verzehren mithin aus diesem Grunde allein schon mehr
Brennmaterial. Das Ausstrahlen des in diesen Roͤhren angehaͤuften
Waͤrmestoffes vermehrt diesen Verbrauch gleichfalls, und der Rauch, der
nothwendig in einer, der Hize dieser Roͤhren gleichkommenden, Temperatur
entweichen muß, hat weder Zeit noch Gelegenheit seinen Waͤrmestoff abzugeben,
so daß auch auf diese Weise ein betraͤchtlicher Verlust an den Producten der
Verbrennung erfolgen muß.
Der in diesen Apparaten erzeugte Dampf ist bald mehr als gesaͤttigt, d.h. er
reißt eine gewisse Menge Wasser, die nicht Zeit genug hatte, um sich in Dampf zu
verwandeln, in kleinen Kuͤgelchen mit sich fort; und dieses Wasser schadet
dem Spiele der Maschine, indem es in die Fuͤtterungen eindringt, und dadurch
die Bewegungen des Kolbens erschwert. Bald hingegen ist er zu sehr ausgedehnt und
gluͤhend, so daß er das Werg an den Kolben und an den Wergbuͤchsen
entzuͤndet, und das zur Verminderung der Reibung angewendete Fett
verkohlt.
Um diese doppelten Nachtheile eines bald zu heißen oder zu ausgedehnten, bald zu sehr
mit Wasser uͤberladenen Dampfes zu beseitigen, habe ich bei den Versuchen,
die ich mit einem, nach diesem Systeme verfertigten Apparate anstellte, einen
kleinen metallenen Pyrometer in die Roͤhre gebracht, die den Dampf aus der
Einsprizroͤhre in den Treibcylinder fuͤhrt. Da die Temperatur des
Dampfes selbst eine Ausdehnung oder Zusammenziehung der Metalle, aus denen dieser
Pyrometer bestand, bewirkte, so entnahm ich aus diesen, durch mehrere Hebel
vermehrten Bewegungen die Kraft, welche noͤthig ist, um ein in der
Saugroͤhre der Einsprizpumpe angebrachtes Loch zu oͤffnen oder zu
schließen. So oft der Dampf nun eine hoͤhere Temperatur erreichte, als jene
war, die dem Druke, unter welchem die Maschine gewoͤhnlich arbeitete,
entsprach, oͤffnete der Pyrometer dieses Loch; die Speisepumpe hatte dann so
Zeit sich vor dem Herabsteigen des Kolbens ganz zu fuͤllen, und auf diese
Weise eine groͤßere Menge Wasser einzusprizen. Wenn hingegen, im umgekehrten
Falle, der mit Wasser uͤberladene Dampf seine Spannung und folglich seine
Temperatur verlor, so verschloß oder verkleinerte das Instrument die Oeffnung, und
der Kolben der Einsprizpumpe trat herab, noch ehe sich der Koͤrper der
Speisepumpe ganz mit Wasser fuͤllen konnte: in diesem Falle wurde mithin die
Menge der eingesprizten Fluͤssigkeit vermindert. Der Pyrometer hatte folglich
den doppelten Vortheil, daß er das eingesprizte Wasser bestaͤndig in
gehoͤrigem Verhaͤltnisse mit der zur Verdampfung noͤthigen
Temperatur erhielt, und daß er die Quantitaͤt Wasser regulirte, welche
noͤthig war, um durch ihre Verwandlung in Dampf die Kraft zu erzeugen, mit
welcher der der Maschine dargebotene Widerstand uͤberwunden werden kann. Um
diesen doppelten Zwek des Pyrometers anschaulicher zu machen, wollen wir annehmen,
daß der Dampf, welcher den Kolben, der einen groͤßeren Widerstand zu
uͤberwinden hat, treibt, eine groͤßere Spannung erreichen konnte; so
wie nun dieser Umstand eintritt, so wirkt die von der groͤßeren Spannung
unzertrennliche Temperatur auf den Pyrometer, welcher dann in Folge seiner
Ausdehnung die Einsprizpumpe veranlaßt, eine groͤßere Menge Wasser einzusprizen.
So wie hingegen der Widerstand abnimmt, und der Kolben einem geringeren Druke
nachgibt, so vermindert sich die Temperatur, und dann entsteht durch eine
entgegengesezte Wirkung des Pyrometers eine verhaͤltnißmaͤßige
Verminderung des eingesprizten Wassers.
Dieser Apparat besaß in Folge seiner Einrichtung selbst die Eigenschaft, anzuzeigen,
ob die dampferzeugende Roͤhre zu stark oder zu wenig erhizt war; denn in dem
Maße, als ihre Temperatur abnahm, in demselben Maße sank auch jene des Dampfes, so
daß der Apparat dann gezwungen wurde, die Einsprizung zu vermindern, und dieselbe
selbst ganz zu unterlassen, wenn die Dampferzeugungs-Roͤhre nicht mehr
heiß genug war, um das Wasser in Dampf zu verwandeln. Das Feuer regulirte mithin die
Einsprizung, und man brauchte folglich nur dieses zu reguliren, um eine
bestaͤndige und gleichmaͤßige Dampferzeugung zu erhalten; so wie die
Staͤrke des Feuers vermindert oder erhoͤht wurde, so wurde auch die
Menge des erzeugten Dampfes abgeaͤndert, ohne daß derselbe jedoch je
gluͤhend oder mit Wasser uͤberladen werden konnte. Bei dieser Methode
wird folglich nicht bloß die Zerstoͤrung der Fuͤtterungen, sondern
auch die Verkohlung des Fettes vermieden. Dieser leztere Nachtheil ist
uͤbrigens an den Hochdruk-Dampfmaschinen nicht mehr zu
befuͤrchten, seit die Erfahrung lehrte, daß man zur Verminderung der Reibung
kein Fett mehr noͤthig hat, sondern daß man zu diesem Behufe bloß
gehoͤrig legirte Metalle mit einander in Beruͤhrung zu bringen
braucht. Ich habe zahlreiche Versuche hieruͤber angestellt, und habe dabei
Gelegenheit gehabt, mehrere sonderbare Phaͤnomene zu studiren, aus denen sich
mir die zu diesem Zweke tauglichsten Legirungen ergaben.
Die Einsprizroͤhren sind sowohl durch ihre Einrichtung, als durch die Art und
Weise, auf welche sie den Dampf erzeugen, gegen gefaͤhrliche Explosionen
gesichert; verbindet man sie uͤberdieß mit meiner Vorrichtung, so
erhaͤlt man einen wenig voluminoͤsen und ziemlich leichten Apparat.
Man koͤnnte dieselben fuͤglich unter die nuͤzlichsten
Erfindungen zaͤhlen, wenn nicht alle ihre Vortheile durch ihren ungeheueren
Bedarf an Brennmaterial zu Nichte gemacht wuͤrden.
Zu der zweiten Art von Dampf-Generatoren gehoͤren diejenigen, in denen
der Dampf allmaͤhlich, aber unter einem sehr starken Druke erzeugt wird, und
bei welchen sich dieser Dampf dann auf seinem Uebergange in die Maschine ausdehnt.
Auch diese Apparate, deren Verbesserung sich mehrere Mechaniker zur Aufgabe gemacht
zu haben scheinen, konnten bisher nur mit einem bedeutenden Aufwande an
Brennmaterial Dampf erzeugen. Ich will hier, ohne wieder auf das, was ich oben von
den Dampfkesseln sagte, zuruͤkzukommen, nur bemerken, daß diese Apparate, deren
Volumen und Gewicht man so viel als moͤglich zu vermindern suchte, nothwendig
einem sehr starken, und oft durch kuͤnstliche Mittel verstaͤrkten
Feuer ausgesezt werden muͤssen, und daß sie eben aus diesem Grunde den
Nachtheilen, welche die Unregelmaͤßigkeiten in der Heizung mit sich bringen,
sehr ausgesezt sind. Da sie nur wenig schon vorher gebildeten Dampf enthalten, so
wird die Verminderung, welche bei jedem Schlage entsteht, so fuͤhlbar, daß
die geringe, in ihnen enthaltene Menge Fluͤssigkeit mit Heftigkeit aufsieden,
und durch den Zug, der bei jeder Pulsation entsteht, gegen den Cylinder gerissen
werden kann. Diese Schwappungen der Fluͤssigkeit bewirken, daß sich das
Niveau derselben nur schwer beobachten laͤßt, und daß die Angaben der hierzu
dienenden Instrumente oft unrichtig sind.
Die Abwesenheit einer gewissen Menge Dampf, in der sich die Verschiedenheiten des
Drukes verlieren koͤnnten, hat fuͤr die Generatoren den Nachtheil, daß
jedes Mal, so oft die Communication zwischen ihnen und der Maschine durch den
Vertheilungs-Apparat unterbrochen wird, bei der Sicherheitsklappe ein ganzer
Qualm entweicht. Dieses Entweichen ist das Resultat des Ruͤkstoßes, der
hierauf entsteht; dieser Stoß ist an den Maschinen, welche das Entladen des Dampfes
benuzen, und an denen die Einfuͤhrung des Dampfes folglich schnell
unterbrochen wird, merklicher, und laͤßt sich daher bei jeder Pulsation mit
ziemlicher Heftigkeit in den Generatoren fuͤhlen. Die außerordentliche
Empfindlichkeit dieser Apparate gegen den Waͤrmestoff bewirkt, daß in ihnen
nur sehr schwer ein bestaͤndig gleicher Druk zu unterhalten ist; die
geringste Nachlaͤssigkeit von Seite des Arbeiters erzeugt einen Wechsel im
Druke, so daß man, um die Maschine in regelmaͤßigem Gange zu erhalten, das
Feuer immer so naͤhren muß, daß es einen geringen Ueberschuß an Dampf
erzeugt.
Einige dieser Generatoren wurden von ihren Erfindern vorzuͤglich wegen ihrer
groͤßeren Sicherheit empfohlen; allein mehrere Ungluͤksfaͤlle,
die sich mit ihnen ergaben, bewiesen, welches Vertrauen man denselben auch in dieser
Hinsicht schenken darf. Ihr complicirter Bau macht uͤberdieß ihre
Ausbesserung fast immer schwierig, und die Unmoͤglichkeit sie von dem
Bodensaze zu reinigen, durch dessen Anhaͤufung das Metall ohne Wasser der
unmittelbaren Wirkung des Feuers ausgesezt wird, bringt nothwendig auch eine
geringere Dauerhaftigkeit derselben mit sich.
Ich komme nun zur dritten Art der Generatoren, in welchen das Wasser in
fluͤssigem Zustande erhalten wird, obschon es so viel Waͤrmestoff
enthaͤlt, als es zu seiner Verwandlung in Dampf noͤthig haͤtte.
Bei diesen Apparaten draͤngt eine Quantitaͤt Fluͤssigkeit,
welche troz des großen
Widerstandes der bereits in ihnen enthaltenen Fluͤssigkeit in den Apparat
getrieben wird, eine gleiche Menge Fluͤssigkeit aus der Stelle, welche sich
dann in Dampf verwandelt, und dadurch die Maschine treibt. Diese Einrichtungen
bilden die Basis des bekannten Perkins'schen Systemes, dessen Werth die Akademie bei
den Versuchen, die zu Vincennes mit der Perkins'schen Kanone angestellt wurden,
schaͤzen konnte. Ich habe einige der Versuche dieses gewandten
Experimentators wiederholt, und mehreren derselben auch in seinen
Werkstaͤtten in England beigewohnt. Ungeachtet aller Huͤlfsmittel, die
ihm sein Erfindungsgeist an die Hand gibt, und ungeachtet aller Verbesserungen, die
er bereits an seinem Apparate anbrachte, konnte er es doch noch nicht dahin bringen,
daß der Dampf nicht, gegen seinen Willen, bald gluͤhend, bald mit einer
bedeutenden Menge kleiner Wasserkuͤgelchen beladen, aus seinen Generatoren
ausstroͤmte. Er wurde, um bei seinen, zu Vincennes angestellten, Versuchen
diesem doppelten Nachtheile zu begegnen, gezwungen, an dem Ende seiner
Erzeugungsroͤhren eine Art von Behaͤlter anzubringen, in dessen Grund
der Dampfstrahl geschleudert wurde. Auf diese Weise sammelte er naͤmlich das
mit fortgerissene Wasser, um, wenn dann gluͤhender Dampf kaͤme, diesen
durch dieses Wasser zu leiten, und dadurch einen Theil dieses lezteren in Dampf zu
verwandeln, so daß bei dieser Einrichtung der erste Nachtheil vermindert, und dem
zweiten durch Saͤttigung des Dampfes mit Wasser abgeholfen wurde.
Diese Einrichtungen machen, wie man gestehen muß, die guten Wirkungen dieses
Apparates sehr unsicher. Die hohe Temperatur, auf welcher er unterhalten werden muß,
sezt denselben einer Ausdehnung aus, welche bei oͤfterer Wiederholung eine
schnelle Zerstoͤrung des Apparates herbeifuͤhren muß. Der Mangel an
irgend einer merklichen Ersparniß, und der sehr hohe Druk, unter welchem der Dampf
erzeugt wird, ohne daß man irgend einen wesentlichen Vortheil dadurch
erhaͤlt, hat beinahe Jedermann bis auf den Erfinder von der Anwendung dieses
Apparates zuruͤkgehalten.
Betrachtet man die Tabelle der Entladung (detente) des
Dampfes, so wird man finden, daß bei der Benuzung von sehr stark comprimirtem Dampfe
wenig oder gar kein Vortheil Statt hat, und daß man die Maschine unnuͤzer
Weise allen Nachtheilen einer sehr hohen Temperatur, und allen bei einem
hoͤheren Druke unvermeidlichen Wechselfaͤllen aussezt. Es scheint mir,
daß diese Tabelle, als die aͤußerste Graͤnze des Drukes, bei welchem
eine Maschine mit Vortheil arbeiten kann, jenen Druk angibt, bei welchem die Kraft,
die durch die Entladung des Dampfes allein entsteht, noch den Verlust an Kraft
uͤbersteigt, der sich aus dem betraͤchtlicher gewordenen Entweichen
des Dampfes und aus
der Vermehrung der Reibung des Kolbens ergibt, indem der Kolben in diesem Falle,
wenn der Dampf staͤrker comprimirt werden soll, mit weit groͤßerer
Kraft an den Cylinder anpassen muß.
Ich habe hier mehrere Gebrechen der Dampferzeugungs-Apparate angegeben, welche
eine Verbesserung zulassen, und will nun, ehe ich zu der Construction eines ganz
neuen Apparates uͤbergehe, Einiges uͤber die, an den alten Apparaten
moͤglichen Verbesserungen bemerken.
Ich habe bei Gelegenheit der schmelzbaren Scheiben erwaͤhnt, daß deren
Schmelzung unter gewissen Faͤllen erfolgen kann, ohne daß man dieselbe
bemerkte, und daß dann deren Gegenwart unnuͤz waͤre; ich habe ferner
Beispiele angegeben, in welchen deren Schmelzung in Hinsicht auf die Nachtheile
einer Explosion gleichkommen wuͤrde. Diese beiden Fehler und Gebrechen lassen
sich nun nach meiner Ansicht vermeiden. Dem ersteren ließe sich abhelfen, wenn man
an der schmelzbaren Scheibe einen Ringnagel oder einen Ring anklebte, an welchem das
eine Ende eines Schwaͤngels befestigt waͤre, der das Register des
Rauchfanges offen erhaͤlt, oder mit irgend einem anderen Anzeigmittel in
Verbindung steht. Da sich dieses Stuͤk schon beim Erweichen der Scheibe und
noch vor dem Schmelzen derselben abloͤsen wuͤrde, so wuͤrde er
dann eine Schließung des Registers oder irgend eine andere Veraͤnderung
bewirken, die den Waͤrter in demselben Augenblike auf den Zustand der
Maschine aufmerksam machen muͤßte.
Dem zweiten Fehler oder Nachtheile waͤre noch leichter abzuhelfen, und zwar
auf eine Weise, welche eine viel allgemeinere Anwendung der schmelzbaren Scheiben
gestatten wuͤrde. Man braucht naͤmlich diese schmelzbaren Scheiben nur
auf der Oeffnung eines großen Hahnes anzubringen, welcher, obschon er
gewoͤhnlich offen ist, geschlossen werden koͤnnte, so wie die Scheibe
durch die Vermehrung der Spannung geschmolzen waͤre. Bei einer solchen
Einrichtung laͤßt sich das weitere Entweichen des Dampfes, nachdem dessen
Druk durch die erfolgte Entleerung vermindert worden, leicht hemmen. Es laͤßt
sich ferner mit ihrer Huͤlfe leicht eine andere Scheibe anbringen; man wird
den Zuwachs an Spannung kennen gelernt, den Kessel erleichtert haben, und kann dann
die noͤthigen Maßregeln treffen, um das Wiederkehren dieses Zufalles zu
vermeiden; sollten auch diese Maßregeln nicht ausreichen, so wuͤrde die neu
aufgelegte Scheibe neuerdings schmelzen. Durch die Moͤglichkeit das
Ausstroͤmen des Dampfes durch das Schließen des Hahnes zu unterbrechen, kann
man auf den Dampfbothen die Kraft der Maschine oft gerade in jenen Faͤllen erhalten, wo sie
fuͤr das Wohl der Mannschaft am unentbehrlichsten ist.
Ich habe unter den haͤufigsten Ursachen der Explosionen den gaͤnzlichen
oder theilweisen Mangel an gehoͤriger Speisung erwaͤhnt. Die
Schwimmer, die Mittel, welche die Hoͤhe des Wasserstandes anzeigen, sollten
zwar, wenn sie in gutem Zustande erhalten wuͤrden, zur Vermeidung dieses
Nebels hinreichen, wenn die Waͤrter der Maschine stets die gehoͤrige
Aufmerksamkeit auf ihre Arbeit verwendeten. Die Erfahrung hat jedoch leider nur zu
oft gezeigt, wie wenig man sich auf die Sorgfalt und Wachsamkeit ungebildeter
Menschen, die uͤberdieß durch den bestaͤndigen Umgang mit der Maschine
gegen deren Gefahren abgestumpft wurden, verlassen darf. Man muß daher zu solchen
Apparaten seine Zuflucht nehmen, welche die Gefahr andeuten, ohne daß diese Apparate
in der Willkuͤr des Waͤrters liegen. Die Explosionen wuͤrden
gewiß sehr selten seyn, wenn sich jedes Mal, so oft das Niveau des Wassers im Kessel
saͤnke, durch irgend eine mechanische, außer dem Bereiche des Waͤrters
liegende Vorrichtung ein Hahn oͤffnen, und einen kleinen Dampfstrahl
entleeren wuͤrde. Die Unbequemlichkeiten, die dieser Dampf mit sich
braͤchte, wuͤrden den Waͤrter gewiß bald aufmerksam machen, und
ihn sogar zwingen alsogleich wieder die gehoͤrige Hoͤhe des
Wasserstandes in dem Apparate herzustellen. Der Hahn, der durch das Sinken des
Wassers allein geoͤffnet worden, muͤßte auch nur dadurch geschlossen
werden koͤnnen, daß man die Ursache, die das Oeffnen desselben bedingte,
aufhebt.
Damit alle diese Vorsichtsmaßregeln ihrem Zweke vollkommen entspraͤchen,
muͤßte man an den Speisungspumpen eine sehr einfache und dessen ungeachtet
sehr wichtige Aenderung anbringen. Die Klappen derselben muͤßten
naͤmlich, was allerdings moͤglich ist, jeden Augenblik untersucht
werden koͤnnen, ohne daß man viele Bolzen und Schrauben abzunehmen brauchte.
Dieß ist deßhalb noͤthig, damit man, sobald man auf das Sinken der
Fluͤssigkeit aufmerksam gemacht worden, sogleich die Klappen von den
Unreinigkeiten, die deren Wirkung hemmen, reinigen, und so die Grundursache des
Uebels beseitigen kann. Die Unmoͤglichkeit das Spiel der Speisungspumpen
schnell wieder herzustellen, dieser große Fehler, den man an den meisten der
gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Maschinen findet, genuͤgt, um das
Zeichen, welches dem Arbeiter uͤber das Sinken des Wassers im Kessel gegeben
wurde, ganz unnuͤz zu machen. Die gute Einrichtung der Speisungspumpen, die
Moͤglichkeit, sich in jedem Augenblike uͤber ihren Dienst und
uͤber den Stand der Fluͤssigkeit Gewißheit zu verschaffen, verdienten
nach meiner Ansicht die Wachsamkeit der Behoͤrden in eben so hohem Grade, als die
Ausmittelung des Widerstandes der Wandungen der Kessel und Cylinder, die von den
Fabrikanten wegen ihres eigenen Interesses ohnedieß nur zu oft sehr dik gemacht
werden.
Darstellung einer Theorie, die beim Baue der Dampferzeuger
leiten soll.
Die Geseze, welche man zu beobachten hat, wenn man einen Dampferzeuger construiren
will, der alle die Vortheile der verschiedenen oben aufgefuͤhrten Apparate
gewaͤhrt, ohne zugleich deren Nachtheile mit sich zu bringen, sind von
verschiedener Natur. Ein Theil dieser Geseze, und zwar der wichtigste, beabsichtigt
die groͤßte Sicherheit; der andere Theil hingegen bezwekt die Ersparung an
Brennmaterial, die Verminderung des Umfanges und Gewichtes der Apparate, die
Einfachheit in ihrem inneren Baue, die groͤßte Leichtigkeit der Reinigung und
der allenfallsigen Ausbesserungen, und endlich auch die Verminderung des Preises
dieser Apparate.
Wenn man einen Dampferzeuger erbauen will, der eine absolute Sicherheit bei seiner
Anwendung gewaͤhrt, so muß derselbe, abgesehen von allen Vorsichtsmaßregeln,
mit denen man ihn umgibt, so eingerichtet seyn, daß wenn ja eine Explosion erfolgt,
dieselbe doch nie gefaͤhrlich werden kann.
Die Trennung des Dampfes vom Wasser, durch welche die Explosion zu einer theilweisen
oder wenigstens zu einer allmaͤhlichen gemacht wird, ist allein im Stande das
augenblikliche Erfolgen derselben, in welchem allein der Grund aller der großen
Ungluͤksfaͤlle zu suchen ist, zu verhindern. Um dieß durch ein
Beispiel deutlicher zu machen, brauche ich nur die bekannte Thatsache
anzufuͤhren, daß ein Paket Patronen, welche nach und nach detonniren, bei
weitem nicht dieselben zerstoͤrenden Wirkungen hervorbringen wird, als eine
gleiche Menge Pulver, die mit einem Male entzuͤndet wuͤrde.
Wenn man daher den Apparat aus mehreren Zellen oder Faͤchern, die mit einander
in Verbindung staͤnden, und in welchen das Wasser von dem Dampfe geschieden
waͤre, zusammensezen wuͤrde, so wuͤrde man das Bersten, wo
nicht ganz unmoͤglich, doch gefahrlos machen. Die Zellen oder Faͤcher
muͤßten nach meiner Meinung cylindrisch, kugelfoͤrmig oder
kegelfoͤrmig seyn; kurz sie muͤßten eine Form haben, die durch einen
inneren Druk nicht veraͤndert wird, sondern sie durch einen solchen Druk,
wenn sie ihre Form verloren haͤtte, ehe wieder auf ihre urspruͤngliche
Form zuruͤkgefuͤhrt wuͤrde. Die Zaͤhheit des Metalles,
welche unter diesen Formen (die jedoch nie mathematisch genau sind) viel
groͤßer ist als dessen Widerstand, scheint darauf hinzudeuten, daß man die Kraft desselben im
Ziehen anwenden muͤsse, Leistet das Metall Widerstand, so ist es, wenn die
kugel-, walzen- oder kegelfoͤrmige Gestalt, bei welcher es eine
bedeutende Kraft aushaͤlt, nur etwas von ihrer Regelmaͤßigkeit
verliert, der Gefahr ausgesezt seine Form ganz zu verlieren oder sie zu
veraͤndern.
Das Ungluͤk, welches sich auf einem Dampfbothe zu Bordeaux ereignete, beweist,
wie ein Cylinder bersten kann, so wie er seine runde Gestalt verloren hat. Der Ofen
des Kessels, der zu diesem traurigen Ereignisse Veranlassung gab, bestand aus einer
Roͤhre aus Eisenblech, welche excentrisch in das Innere des Kessels eingesezt
war. Nachdem naͤmlich das Wasser den oberen Theil dieser Roͤhre, die
den ganzen Druk des Dampfes aushielt, verlassen hatte, wurde dieser Theil
abgeplattet, und heftig zerrissen, so wie er durch seine ungleiche Ausdehnung eine
etwas ovale Form erhalten hatte.
Da die metallenen Huͤllen, in denen der Dampf und die Fluͤssigkeit
enthalten sind, nur einen unbedeutenden Durchmesser haben, so koͤnnen sie
auch von sehr geringer Dike seyn, ohne daß sie unfaͤhig werden, selbst einem
sehr betraͤchtlichen Druke Widerstand zu leisten. Die Anwendung von
duͤnnem Metalle zu Dampfapparaten verdient alle unsere Aufmerksamkeit. Von
zwei Waͤnden von ungleicher Dike wird, wenn man dieselben verschiedenen, mit
ihrer Dike im Verhaͤltnisse stehenden Graden von Druk aussezt, die
duͤnnere Wand nach meiner Ansicht die staͤrkere seyn. Diese Behauptung
ist nichts welliger als paradox, denn die Erfahrung hat bewiesen, daß die ungleiche
Ausdehnung der Molecule, aus denen eine dike Platte besteht, die Zaͤhheit
derselben zum Theil zerstoͤrt. So hat man z.B. schon mehrere Male gesehen,
daß zu dike Siederoͤhren schneller durch die Wirkung des Feuers
zerstoͤrt wurden, als andere, die nur so dik waren, daß sie dem Druke, unter
welchem sie Dampf erzeugten, zu widerstehen vermochten. Eine Einrichtung, in Folge
welcher sich an jenem Theile, der dem Feuer am meisten ausgesezt ist, kein Bodensaz
ansammeln koͤnnte, und die doch bestaͤndig eine unmittelbare
Beruͤhrung des Wassers mit der Wandung gestatten wuͤrde, wuͤrde
jene Explosionen verhindern, die entstehen, wenn ein schlechter Waͤrmeleiter
zwischen das Metall und das Wasser tritt. Durch diesen Dazwischentritt kann
naͤmlich das Metall eine so hohe Temperatur erlangen, daß dessen
Cohaͤsionskraft aufgehoben wird.
Die Gefahren, die entstehen, wenn das Wasser wieder auf eine Oberflaͤche
kommt, auf welcher sich laͤngere Zeit uͤber kein Wasser mehr befand,
und die dadurch zum Rothgluͤhen kam, werden vermieden, wenn man eine solche
Einrichtung trifft, daß sich das Wasser nicht uͤber einen großen Theil dieser
Oberflaͤche auf ein Mal verbreiten kann. Da naͤmlich das Wasser, indem es sich im
ganzen Apparate verbreitet, nicht an vielen Punkten mit dem uͤberhizten, in
dem Erzeuger enthaltenen Dampfe in Beruͤhrung treten kann, so wird sich
dasselbe unmoͤglich ploͤzlich so viel Waͤrmestoff zueignen
koͤnnen, als es zur Veraͤnderung seines Zustandes noͤthig haben
wuͤrde. Bei dieser Einrichtung wird daher eine durch ploͤzliche
Bildung von einer großen Menge Dampf entstehende Berstung nicht mehr weiter zu
befuͤrchten seyn.
An den Dampfapparaten, welche zur See angewendet werden sollen, muß
unumgaͤnglich nothwendig eine Einrichtung getroffen werden, durch welche die
Fluͤssigkeit gehindert wird, bestaͤndig ihren Ort zu
veraͤndern, und mittelst welcher man sich in jedem Augenblike von dem
wirklichen Niveau des Wassers uͤberzeugen kann. Ebenso muß auf einem Schiffe
das Herumwerfen des Wassers in dem Kessel gehindert werden, indem dadurch oft solche
Stoͤße entstehen, daß die Verbindungen der Roͤhren, welche den Dampf
zu den Maschinen leiten, haͤufig brechen. Alle diese Gefahren machen daher
solche Apparate, in denen das Wasser bestaͤndig ohne Bewegung und auf
gleichem Niveau bleibt, wie groß auch immer die Schwankungen und Stoͤße des
Schiffes seyn moͤgen, fuͤr die Dampfschifffahrt aͤußerst
wuͤnschenswerth.
Ich habe hiermit in Kuͤrze die Einrichtungen angegeben, die zur vollkommenen
Sicherheit eines Dampferzeugers beitragen: ich will eben so kurz die Modifikationen
andeuten, durch welche man eine Ersparung an Brennmaterial, und mithin nicht nur
eine groͤßere Leichtigkeit und ein geringeres Volumen, sondern auch eine
laͤngere Dauer und einen niedrigeren Preis dieser Apparate erlangen kann.
Die Bedingungen zur Ersparung an Brennmaterial beruhen vorzuͤglich auf der
Vermehrung der Oberflaͤchen und auf der Stellung, in welcher dieselben von
der Flamme getroffen werden. Eine vollkommene Verbrennung gehoͤrt gleichfalls
zu den Grundbedingungen zur Ersparniß.
Um das Wasser in Dampf zu verwandeln, braucht man sowohl eine mit dem zu
verdampfenden Wasser im Verhaͤltnisse stehende Menge Waͤrmestoff, als
einen Zeitraum, der gleichfalls der Menge der Fluͤssigkeit angemessen ist. Es
handelt sich mithin darum, sowohl die Menge des Brennmateriales, welches zur
Verwandlung des Wassers in Dampf noͤthig ist, als die zu dieser physischen
Operation unentbehrliche Zeit zu vermindern. In je kuͤrzerer Zeit ein
Dampferzeuger eine gewisse Menge Dampf hervorzubringen im Stande ist, um so
vollkommener wird er seyn. In kurzer Zeit und mit geringen Kosten eine große Menge Dampf zu
erzeugen: darin besteht eigentlich die Aufgabe, um welche es sich handelt.
Ich will nun zuerst untersuchen, auf welche Weise die Zeit der Erzeugung
abgekuͤrzt, oder mit anderen Worten, wie die Schnelligkeit des Durchdringens
des Waͤrmestoffes durch die Fluͤssigkeit vermehrt werden kann. Die
Erfahrung hat gezeigt, daß eine bestimmte Oberflaͤche unter den
gewoͤhnlichen Umstaͤnden nur eine bestimmte Menge Waͤrmestoff
aufnimmt, und daher in einer und derselben Zeit auch nur eine bestimmte Masse
Dampfes bilden kann. Hieraus folgt gleich zuerst, daß die Oberflaͤchen der
Dampferzeuger mit der Dampferzeugung, die man von ihnen erwartet, im
Verhaͤltnisse stehen muͤssen; daß diese Oberflaͤchen aber auch
um so kleiner seyn koͤnnen, als sie sich unter Umstaͤnden befinden,
die der Aufnahme von Waͤrmestoff guͤnstig sind.
Dieses schaͤzbare Resultat wird man nur dann erlangen, wenn man die Apparate
so einrichtet, daß die Flamme den moͤglich groͤßten Theil der
Wandungen bestreicht. Wenn der Waͤrmestoff, der sich von einem Herde aus
entwikelt, seinem eigenen Impulse uͤberlassen bleibt, so wuͤrde sich
derselbe in senkrechter Richtung erheben; da er aber von dem Luftzuge mit
fortgerissen wird, so wird seine Tendenz senkrecht nach Aufwaͤrts in die
Masse einzudringen, durch die Geschwindigkeit, welche ihm der Luftzug mittheilt,
zersezt: er wird daher nur mehr, indem er beinahe parallel abgleitet, oder unter
mehr oder weniger spizigen Winkeln anschlaͤgt, in die Fluͤssigkeit
einzudringen streben.
Diese Einrichtung ist nach meiner Meinung fehlerhaft, indem die Flamme nur dann ihren
Waͤrmestoff am schnellsten mittheilt, wenn sie unter einem rechten Winkel an
einen Koͤrper anschlaͤgt. Aus diesem Grunde muß man den Gang des
gluͤhenden Luftstromes in paralleler Richtung mit den Wandungen, wie er an
den gewoͤhnlichen Dampfkesseln Statt hat, zu vermeiden suchen. Die Winkel,
unter denen die Flamme an die Kessel anschlaͤgt, lassen sich leicht
vermehren, wenn man die Kessel in einer Richtung neigt, welche der Richtung des
Zuges der Flamme entgegengesezt ist. Auf diese Weise wird man bewirken
koͤnnen, daß die Flamme beinahe unter einem rechten Winkel gegen die Wandung
des Dampferzeugers schlaͤgt, und auf diese Weise wird man, obwohl die
Richtung der Flamme weit von der senkrechten entfernt ist, doch in jene
Umstaͤnde treten, unter welchen die Mittheilung am schnellsten Statt findet.
Die Nothwendigkeit der Flamme eine gewisse Geschwindigkeit zu geben, damit sie
gehoͤrig unter dem Apparate circulire, schien beim ersten Blike mit dieser
Einrichtung unvereinbar. Da sich aber zwischen dem erwaͤrmenden und dem erwaͤrmten
Koͤrper bald das Gleichgewicht herstellt, so wird die Mittheilung, welche in
umgekehrtem Verhaͤltnisse zu den Gleichgewichten der Temperatur steht,
ungeachtet der angegebenen Vorsichtsmaßregeln doch aͤußerst langsam von
Statten gehen: die Oberflaͤchen werden unendlich groß seyn muͤssen,
wenn sie der Flamme und dem Rauche allen den Waͤrmestoff entziehen sollen,
der noch in denselben enthalten ist, und zwar aus dem Grunde, weil die Zeit
betraͤchtlich seyn wird, und weil die Oberflaͤchen hier die Zeit
repraͤsentiren. Die verschiedenen Windungen, in welchen die Mechaniker das
Feuer an ihren Apparaten leiten, haben, wie sie selbst gestehen, keinen anderen Zwek
als den, die Oberflaͤche zu vermehren. Nach meiner Ansicht besteht aber der
Hauptvortheil derselben darin, daß sie die Zeit, waͤhrend welcher die
Mittheilung des Waͤrmestoffes Statt finden konnte, verlaͤngern. Man
kann daher in derselben Zeit auch durch entgegengesezte Mittel dieselbe Menge Dampf
erzeugen, man mag eine große Oberflaͤche unter den gewoͤhnlichen
Umstaͤnden mit der Flamme in Beruͤhrung bringen, oder man mag eine
kleinere Oberflaͤche unter guͤnstigeren Verhaͤltnissen der
Einwirkung des Feuers aussezen. Wenn mithin die Resultate bei beiden Hypothesen in
Hinsicht auf die Production gleich sind, so muͤssen die beiden Einrichtungen
nothwendig auch vollkommen gleichen Werth haben. Die ersteren wuͤrden
ungeheuer große Apparate erfordern, waͤhrend man mittelst der zweiten sowohl
das Volumen als das Gewicht vermindern kann. Ich will mich, um dieß deutlicher zu
machen, in einige Details einlassen.
Um die Zeit des Eindringens und der Mittheilung des Waͤrmestoffes
abzukuͤrzen, und um im Stande zu seyn, die kleinsten Dampferzeuger zu
verfertigen, muß man sich durchaus an die strenge Anwendung der physikalischen
Geseze uͤber den Gang des Waͤrmestoffes halten. Da das Eindringen des
Waͤrmestoffes in umgekehrtem Verhaͤltnisse zu den Gleichgewichten der
Temperatur steht, so laͤßt sich die Zeit nur dann bedeutend abkuͤrzen,
wenn man das Gleichgewicht, welches sich herzustellen strebt, bestaͤndig
unterbricht; man muß daher die Flamme an eine um so kaͤltere
Oberflaͤche anschlagen lassen, je mehr die Flamme selbst schon
abgekuͤhlt ist.
Das einzige Mittel, wodurch sich dieses Resultat erreichen laͤßt, besteht
darin, in dem Apparate verschiedene Grade voll Temperatur herzustellen. Ich habe
lange uͤber diesen Punkt nachgedacht, und bin zulezt nur zu einer einzigen
Methode gelangt, auf welche sich diese Aufgabe loͤsen laͤßt, ohne daß
man die Fluͤssigkeit in Recipienten zu vertheilen braucht, die
gaͤnzlich von einander getrennt sind. Diese Methode besteht nun darin, daß
man die Masse Fluͤssigkeit, welche in Dampf verwandelt werden soll, von Oben her erhizt, und
daß man die Flamme allmaͤhlich von Oben nach Unten circuliren laͤßt,
oder kuͤrzer, daß man das Wasser mittelst eines Herdes mit umgekehrter
Flamme, welcher sich in dem oberen Theile des Dampferzeugers befindet, erhizt. Das
heiße Wasser wird hierbei als das leichtere den oberen Theil einnehmen,
waͤhrend das kaͤltere Speisungswasser so lang am Boden bleiben wird,
bis es durch das nachdringende Wasser emporgedruͤkt wird. Die Flamme befolgt
den entgegengesezten Gang der Fluͤssigkeit, und beruͤhrt daher auf
diesem Gange allmaͤhlich immer kaͤltere und kaͤltere
Oberflaͤchen. Das Gleichgewicht, welches sich zwischen dem Wasser und der
Flamme herzustellen sucht, wird durch diese Einrichtung bestaͤndig
gestoͤrt werden, und die Bedingung zum schnellen Eindringen des
Waͤrmestoffes wird mithin fortwaͤhrend unterhalten bleiben.
Wenn aller Waͤrmestoff abgegeben werden soll, so ist es nicht
gleichguͤltig, welche Form der Gang hat, in der die Flamme circulirt. Ich
habe schon oben gesagt, daß das Eindringen des Waͤrmestoffes um so
staͤrker ist, je staͤrker das Anschlagen an die Wandung ist. Hieraus
folgt, daß man den Gaͤngen auf dem Durchschnitte die Form eines sehr lang
gezogenen Rechtekes geben soll; bei dieser Einrichtung wird naͤmlich der
obere Theil, mit welchem die Flamme in Beruͤhrung kommt, der groͤßte
seyn. Die Nothwendigkeit die Gaͤnge zu neigen, damit die Flamme nach
Abwaͤrts steige, sezt dieselben natuͤrlicher Weise unter einem
guͤnstigen Winkel dem gluͤhenden Luftstrome aus. Diese Einrichtung hat
uͤbrigens noch andere Vortheile; bei ihr kommt naͤmlich das Feuer
unter jenen Theil des Dampferzeugers, welcher bestaͤndig der heißeste ist,
und bei ihr kann der Herd die moͤglich groͤßte Menge
Waͤrmestoff abgeben. Gewoͤhnlich kommt das kalte Speisungswasser mit
jenem Theile in Beruͤhrung, der der Flamme am unmittelbarsten ausgesezt ist,
und daraus entspringt ein großer Nachtheil. Da naͤmlich hierbei den Gasen in
dem Maße, als sie sich bei der Verbrennung entwikeln, bestaͤndig kalte
Oberflaͤchen dargeboten werden, so koͤnnen sie keine so große Hize,
als zu ihrer Entzuͤndung noͤthig ist, erreichen. Das Resultat dieser
fehlerhaften und doch beinahe allgemein angenommenen Einrichtung ist mithin ein
bedeutender Verlust an den Producten der Verbrennung.
Die Moͤglichkeit in einer Masse Fluͤssigkeit verschiedene
Temperaturgrade herzustellen, hat fuͤr jene Dampfapparate, die fuͤr
die Schifffahrt bestimmt sind, noch specielle Vortheile. Auf der See ist man
naͤmlich, um das in den Kesseln enthaltene Wasser zu entsalzen,
bestaͤndig gezwungen dieses Wasser zum Theil zu erneuern. Man bringt daher zu
diesem Behufe mit der Speisungspumpe eine groͤßere Menge Wasser, als zur Erzeugung des
noͤthigen Dampfes erforderlich ist, in den Kessel; man ist mithin bei diesen
Apparaten gezwungen, dem Kessel so viel warmes Wasser zu entziehen, als der
Ueberschuß betraͤgt. Bei meiner Einrichtung geschieht hingegen die Entziehung
in dem unteren Theile des Dampferzeugers, und in diesem Theile wird folglich das
Wasser, welches am wenigsten Waͤrmestoff und in Folge seiner Lage am meisten
Salztheile enthaͤlt, bestaͤndig erneuert. Auf diese Weise wird also
der Waͤrmestoff nicht unnuͤz an eine betraͤchtliche Menge
Fluͤssigkeit abgegeben.
Man kann, wenn man will, daß der Apparat eine große Menge Dampf erzeugt, abgesehen
von den angegebenen Einrichtungen, die Verbrennung auch durch mechanische Mittel
thaͤtiger machen. Die Erfahrung hat jedoch noch nicht erwiesen, daß bei der
Anwendung dieser Mittel ein wesentlicher Vortheil Statt habe; sie absorbiren jedes
Mal eine gewisse Menge der Kraft, die der Apparat erzeugen soll.
Ich habe so eben gezeigt, daß bei der gewoͤhnlichen fehlerhaften Einrichtung
das Brennmaterial nicht alle die Wirkung gibt, die es geben koͤnnte. Um die
Kosten zu vermindern, muß man sich der vollkommenen Verbrennung versichern, und um
diese vollkommene Verbrennung zu erhalten, muß man den Rost des Ofens, auf welchem
die Verbrennung geschieht, und den zu der Verbrennung noͤthigen Luftstrom in
gehoͤriges Verhaͤltniß mit der Menge des Brennmateriales sezen.
In diesem Punkte nun kann man auf verschiedene Weise zu einem und demselben Resultate
gelangen. Eine gewisse Quantitaͤt Kohle, welche auf einem sehr kleinen Roste
mit einem sehr lebhaften Luftzuge verbrannt wird, wird eben so viel Dampf erzeugen
als eine gleiche Quantitaͤt, welche auf einem groͤßeren, aber weniger
ziehenden Roste verbrannt wird. Nach meiner Meinung verdient jedoch leztere
Einrichtung den Vorzug, indem sich die regelmaͤßige Verbrennung der Kohle auf
einem groͤßeren, aber schwaͤcher ziehenden Herde leichter reguliren
laͤßt.
Die großen Roste haben den Vortheil, daß man dieselben theilweise beladen kann, und
daß auf diese Weise die bereits, gluͤhende Kohle die Gase, welche sich aus
der neu aufgetragenen Kohle entwikeln, entzuͤnden kann. Da man bei ihnen
uͤberdieß eine groͤßere Menge Brennmaterial auf ein Mal auf den Rost
bringen kann, so braucht man zur Unterhaltung des Feuers die Ofenthuͤre nicht
so oft zu oͤffnen. Bei diesem Oeffnen gelangt naͤmlich die kalte Luft
immer zwischen den Kessel und das Feuer, und verhindert so fuͤr einen
Augenblik die Mittheilung des Waͤrmestoffes. Dieser Verlust ist zwar scheinbar sehr gering;
allein da er sich oft wiederholt, so wird er bei einer Tage lang fortgesezten
Heizung doch sehr fuͤhlbar.
Die Schlaken, welche sich bei der Verbrennung bilden, verlegen den Rost um so
weniger, je groͤßer derselbe ist; die Verbrennung wird daher in diesem Falle
durch die Verstopfung eines Theiles der Oeffnungen, durch welche die Luft Zutritt
erhaͤlt, nicht so schnell geschwaͤcht. An einem kleinen Roste ist aus
diesen Gruͤnden die Regelmaͤßigkeit der Verbrennung ohne eine
bestaͤndige und ermuͤdende Arbeit des Heizers beinahe
unmoͤglich zu erlangen.
Die Verbrennung geschieht auf einem etwas großen Roste auch bei mittelmaͤßigem
Zuge sehr gut; man braucht daher bei solchen Kosten keine so hohen
Rauchfaͤnge, als bei den kleinen Rosten wegen des unentbehrlichen
staͤrkeren Zuges noͤthig sind, wenn man keinen mechanischen Luftzug
anwenden will. Vorausgesezt nun, daß die Verbrennung vollkommen geschieht, daß die
Bedingungen zum schnellen Eindringen des Waͤrmestoffes beobachtet sind, so
bleibt immer noch die Zeit zu beruͤksichtigen, welche zu den physischen
Phaͤnomenen noͤthig ist. Ich habe schon oben gesagt, daß die Dauer der
Zeit noch, wendig von der Ausdehnung der Oberflaͤchen abhaͤngt. Man
darf daher die Vergroͤßerung der Oberflaͤchen nie aus dem Auge
verlieren, ohne uͤbrigens dadurch weder das Gewicht, noch das Volumen des
Gaserzeugers zu vermehren. Geschaͤhe naͤmlich Lezteres, so
haͤtte man keine Verbesserung bewerkstelligt, sondern lediglich einen
groͤßeren Apparat verfertigt. Dieser Zwek wird erreicht, wenn man, wie
gesagt, die Fluͤssigkeit in mehrere, mit einander communicirende
Gefaͤße vertheilt. Da diese Gefaͤße nur einen kleinen Durchmesser
haben, so koͤnnen sie aus sehr duͤnnem Metalle verfertigt werden, so
daß man auf diese Weise sowohl eine Vergroͤßerung der Oberflaͤchen,
als eine Verminderung des Gewichtes erhaͤlt.
Jedermann wird einsehen, wie leicht sich ein aus diesen verschiedenen Stuͤken
zusammengesezter Apparat verfertigen laͤßt. Die Ausbesserungen werden nur
partiell noͤthig werden, da auch die Abnuͤzung nur partiell eintritt.
Die Ausbesserungen, so wie das Reinigen muͤssen mit aller Leichtigkeit
geschehen koͤnnen. Ein Apparat, der alle uͤbrigen guten Eigenschaften
besaͤße, der aber schwer zu reinigen, oder im Falle einer Explosion, schwer
auszubessern waͤre, wuͤrde doch noch fehlerhaft seyn; er wird sich
aber der groͤßten Vollkommenheit naͤhern, wenn die Theile, aus denen
er besteht, so eingerichtet sind, daß von denselben ohne Unterschied der eine an die
Stelle der anderen gebracht werden kann. Bei einer solchen Einrichtung
koͤnnen naͤmlich alle diese einzelnen Theile nach einander der
zerstoͤrenden Wirkung des Feuers ausgesezt, und saͤmmtlich
gehoͤrig benuzt werden.
Allen diesen Modificationen muß uͤbrigens eine große Einfachheit die Krone
aufsezen: nur diese verbuͤrgt die Guͤte der Arbeit und die
Wohlfeilheit des Apparates.
Ein nach diesen Grundsaͤzen gebauter Dampferzeuger wird mit wenig
Brennmaterial eine große Menge Dampf erzeugen; er wird eine geringe Ausdehnung
haben, und so leicht als moͤglich seyn; er wird endlich alle moͤgliche
Sicherheit gewaͤhren, denn er wird, selbst wenn es zur Explosion kommt,
Niemand beschaͤdigen. Sollte ein solcher aͤußerster Fall eintreten, so
wird der Dienst der Maschine, da die Ausbesserung in wenigen Augenbliken vollendet
seyn wird, nicht lange unterbrochen seyn. Diese Eigenschaften, die gewiß die
wichtigsten von allen sind, duͤrfen jedoch die Anwendung der anderen
bekannten Mittel, durch welche die Gefahr, wenn nicht vermieden, so doch verschoben
werden kann, keineswegs ausschließen. Es wird daher immer gut seyn, wenn man auch an
diesen Apparaten Schwimmer, welche die Hoͤhe des Wasserstandes anzeigen,
schmelzbare Platten auf Haͤhnen, und Sicherheilsklappen anbringt. Diese
lezteren duͤrfen aber nur einen kleinen Durchmesser haben, damit sie nicht
selbst die Ursache einer Explosion werden, wie ich dieß schon fruͤher
erwaͤhnt habe. Nach meinen Erfahrungen und Untersuchungen scheint mir, daß
das Maximum der Production der dampferzeugenden Oberflaͤchen eines Kessels
das Maß gibt, nach welchem das Verhaͤltniß der Oeffnung der Klappen zur
Capacitaͤt der Apparate, die sie schuͤzen sollen, bestimmt werden muß.
Da der Druk des Dampfes nie den Probedruk, den der Apparat ohne eine
Veraͤnderung zu erleiden auszuhalten vermag, uͤbersteigen soll, so muß
die Oeffnung der Klappe so groß seyn, daß aller Dampf, welcher von der dem Feuer
ausgesezten Oberflaͤche entwikelt wird, entweichen kann, ohne daß der innere
Druk jemals uͤber diesen Punkt zu steigen im Stande ist.
Ich erlaube mir zum Schlusse nur noch zu bemerken, daß diese Theorie keine reine, aus
der Einbildung gegriffene Hypothese, sondern das Resultat der genauesten
Untersuchung der Bedingungen ist, die ich mir bei der Erbauung eines Apparates, mit
welcher ich mich beschaͤftigte, sezte. Nach achtjaͤhrigen Versuchen
und Erfahrungen kam ich auf die Idee des Apparates, welchen ich dem Unheils der
Akademie unterwerfe. Mochte dieses Unheil das Verdienst meiner Erfindung
bestaͤtigen, und mir den suͤßen Beweis geben, daß meine Arbeiten der
Menschheit und der Industrie zum Nuzen gereichen werden.
Bericht, welchen Hr. Dulong im Namen einer Commission der
Akademie uͤber den Dampferzeuger des Hrn. Armand Séguier
erstattete. Aus dem Recueil industriel.
Maͤrz 1832. S. 154.
Die außerordentlichen und zahlreichen Vortheile, welche die Industrie taͤglich
aus der Anwendung des Dampfes als Triebkraft sowohl, als als Heizmittel zieht,
erklaͤren die große Emsigkeit, mit welcher sich die Physiker sowohl, als die
Kuͤnstler uͤberall mit der Untersuchung der Fragen
beschaͤftigen, die mit einem Gegenstande, welcher so vieler nuͤzlicher
Anwendungen faͤhig ist, im Zusammenhange stehen. Der Mechanismus dieser
Apparate ist daher schon seit laͤngerer Zeit auf einen solchen Grad von
Vollkommenheit gediehen, daß die meisten der neueren Forschungen nur dahin zielen,
dieselben Resultate mit einer geringeren Menge Brennmaterial zu erlangen. Dessen
ungeachtet gibt es aber noch eine andere, weit wuͤnschenswerthere
Verbesserung, und diese liegt darin: die Explosionen der Dampfkessel
unmoͤglich oder wenigstens in ihren Wirkungen unschaͤdlich zu machen.
Keine der vielen und bisher allgemein angenommenen Vorkehrungen schuͤzt
naͤmlich vollkommen gegen die unheilbringenden Explosionen. Die
Ungluͤksfaͤlle, welche sich seit der Bekanntmachung der hierauf
bezuͤglichen Ordonnanzen, ungeachtet der strengen Controle, welche die
Administration fuͤhrt, und troz der Vorbauungsmittel gegen Unvorsichtigkeit
und Nachlaͤssigkeit ereigneten, fordern die Physiker dringend auf, auf neue
und mehr Sicherheit gewaͤhrende Apparate zu sinnen.
Durch den Dampf mit dem geringsten Bedarfs an Brennmaterial eine bestimmte Wirkung zu
erhalten, und dabei die Explosionen zu verhindern, oder sie wenigstens gefahrlos zu
machen: dieß sind die beiden Aufgaben, deren Loͤsung die Industrie verlangt.
Diese beiden Fragen sind es auch, mit welchen sich Hr. Séguier beschaͤftigte, und die er
durch Versuche zu loͤsen suchte, uͤber welche die Commission, die die
Akademie in den HH. de Prony, Arago
Cordier und in meiner Person ernannte, zu berichten hat.
Hr. Séguier machte
sich's zur Aufgabe einen Apparat auszumitteln, der zu jedem Zweke taugt, und der vor
den gewoͤhnlichen sowohl in Hinsicht auf Ersparniß an Brennmaterial, als in
Hinsicht auf Sicherheit den Vorzug verdient. Um die Bedingungen, denen man hierbei
nachgekommen, oder die man zu vermeiden suchen muß, gehoͤrig zu erforschen,
ging Hr. Séguier alle
die bekannten oder wahrscheinlichen, und gehoͤrig constatirten Ursachen der
Explosionen durch: das Ankleben oder das Ueberladen der Sicherheitsklappen; die
Anhaͤufung von Salzen, die sich immer in groͤßerer oder geringerer Menge in dem Wasser
vorfinden; die Veraͤnderung der Form der inneren Herde; den Mangel an
gehoͤriger Speisung oder das Sinken des Wassers unter das gehoͤrige
Niveau und die dadurch entstehende groͤßere Hize der oberen Wandungen der
Kessel. Alle diese Ursachen und Bedingungen wurden bereits in verschiedenen Werken
angegeben und sorgfaͤltig abgehandelt und erwogen: ganz besonders aber in der
Abhandlung, welche Hr. Arago
in dem Annuaire du bureau des longitudes fuͤr das
Jahr 1830 bekannt machte.
Als eine der haͤufigsten Ursachen der Explosionen, welche zuerst von Hrn.
Perkins angegeben wurde,
betrachtet Hr. Séguier
das Sinken des Niveau's des Wassers und die in Folge davon entstehende
staͤrkere Erhizung der oberen Wandungen der Kessel. Er gibt beinahe dieselbe
Erklaͤrung des Vorganges bei Explosionen dieser Art wie sie Hr. Perkins gab. Da uns diese
Erklaͤrung aber mit einigen genau constatirten Gesezen im Widerspruche zu
stehen scheint, so erlaubt sich die Commission in die Erlaͤuterung einiger
Details derselben einzugehen.
Es ist eine durch viele Zeugnisse unumstoͤßlich erwiesene Thatsache, daß
vielen Explosionen ein Sinken des Wasserstandes in dem Kessel, oder eine
Verminderung der Kraft des Dampfes (diese mag nun eine Folge der ersteren Thatsache
oder durch die Oeffnung der Sicherheitsklappen entstanden seyn) vorausging. Hr.
Perkins hat bemerkt, daß
der Dampf in diesem Falle eine Temperatur von 5 bis 600° erreichen kann, wenn
das Wasser auch erst 100° und etwas daruͤber hat. Er erwaͤhnt
sogar eines directen Versuches, bei welchem er eine ungeheuere Verschiedenheit
zwischen der Temperatur des Wassers und jener des oberen Theiles des Kessels
erzeugte, indem er die Flamme des Herdes uͤber das Niveau des Wassers steigen
ließ. Es ist auch wohl Jedermann einleuchtend, daß wenn die oberen Theile der
Seitenwaͤnde des Kessels aͤußerlich von der Flamme getroffen werden,
ohne daß sie nach Innen mit dem Wasser in Beruͤhrung stehen (was an den
gewoͤhnlichen Kesseln immer Statt finden wird, sobald das Niveau des Wassers
gesunken ist), die Temperatur derselben bis zur Rothgluͤhhize steigen, und
sich dann durch den Dampf auf den oberen Boden fortpflanzen kann. Wenn nun diese
Umstaͤnde eingetreten sind, so erfolgt die Explosion den HH. Perkins und Séguier zu Folge auf folgende Weise.
Sezen wir, daß der gewoͤhnliche Dienst der Maschine oder die
zufaͤllige Oeffnung einer Sicherheitsklappe einen geringen Theil des in dem
Behaͤlter befindlichen Dampfes entleert, so wird durch die augenblikliche
Verminderung des Drukes, die dadurch entstehen wird, ein Aufsieden der unterhalb
befindlichen Fluͤssigkeit erzeugt werden. Dadurch werden nach allen Richtungen kleine
Wasserkuͤgelchen durch den Dampf geschleudert werden; der Dampf wird diesen
Wasserkuͤgelchen einen Theil seines uͤberschuͤssigen
Waͤrmestoffes abtreten, sie in Dampf verwandeln, und dadurch dem bereits
vorhandenen Dampfe ploͤzlich eine solche Ausdehnungskraft oder Spannung
mittheilen, daß die aͤußere metallische Huͤlle um so leichter bersten
wird, je mehr der Widerstand derselben durch die hoͤhere Temperatur bereits
geschwaͤcht wurde. Ob nun diese allerdings sinnreiche Erklaͤrung auch
den Grundsaͤzen der Theorie der Waͤrme angemessen ist, dieß wollen wir
kurz untersuchen. Da das fluͤssige Wasser nicht so heiß ist als der Dampf,
der leicht die Temperatur der Seitenwaͤnde annimmt und dieselbe dann dem
Gewoͤlbe des Kessels mittheilt, so kann die Elasticitaͤt dieses
Dampfes nie die Spannung des Wassers, die der Temperatur des Dampfes entspricht,
uͤbersteigen. Die uͤberschuͤssige Temperatur des Dampfes kann
mithin die Dichtheit desselben nur vermindern; ein Theil wird fluͤssig, und
jener Theil, der nicht fluͤssig wird, befindet sich genau unter denselben
Verhaͤltnissen, in welchen sich ein Gas befindet, welches einem constanten
Druke ausgesezt ist, und welches sich im Verhaͤltnisse zu der
Erhoͤhung seiner Temperatur ausdehnt.
Sezen wir z.B., daß das Wasser eine Temperatur von 144° C. (die einem Druke
von 4 Atmosphaͤren entspricht), und der Dampf eine Temperatur von 500°
besize, so wird seine Elasticitaͤt immer 4 Atmosphaͤren betragen;
seine Dichtheit hingegen wird immer zwei Mal so gering seyn, als jene des Dampfes
bei 144°. Sezen wir ferner, daß eine bestimmte Menge Wasser von 144°
ploͤzlich in der Masse Dampfes vertheilt wird, so wird die
uͤberschuͤssige Temperatur dieses Dampfes nothwendig abnehmen, indem
derselbe einen Theil seiner Waͤrme an das minder warme Wasser abgeben wird.
Die absolute Verminderung der Elasticitaͤt, welche nothwendig hieraus folgen
muß, wird offenbar von dem Verhaͤltnisse abhaͤngen, welches zwischen
der Menge des Dampfes und jener des empor geschleuderten Wassers besteht. Wir wollen
bei unserem Beispiele sezen, daß die Menge der Fluͤssigkeit eben hinreiche,
damit der neu gebildete Dampf alle die uͤberschuͤssige Temperatur des
fruͤher vorhandenen Dampfes absorbire. Um nun die Elasticitaͤt des
Gemenges zu berechnen, muß man die specifische Waͤrme des Wasserdampfes unter
den Verhaͤltnissen des Versuches kennen: ein Element, welches bisher nur
hoͤchst unvollkommen bestimmt worden. Versuche, die jedoch noch nicht ganz
vollendet sind, geben diesen Coëfficienten auf 1/2 an, die Capacitaͤt
des fluͤssigen Wassers bei gleichem Gewichte als Einheit genommen. Diese Zahl
bezieht sich auf den Wasserdampf, der bei einer Temperatur von 0° 0,76 Meter
Spannkraft hatte, und dessen Volumen unveraͤnderlich waͤre. Der
Coëfficient wuͤrde beinahe 1/2 werden, wenn der Druk constant ist, und
die uͤbrigen Verhaͤltnisse sich gleich bleiben. Bei dem Versuche, von
welchem hier die Rede ist, wuͤrde dessen Werth durch die Zunahme der
Dichtheit des Dampfes um mehr vermindert werden, als er durch die Erhoͤhung
der Temperatur vermehrt wird. Wenn man mithin die specifische Waͤrme des
Wasserdampfes bei einer Elasticitaͤt von 4 Atmosphaͤren und bei einer
Temperatur von 500° zu 1/2 annimmt, so kann man uͤberzeugt seyn, daß
man nur einen solchen Irrthum begeht, der der Erklaͤrung des fraglichen
Umstandes guͤnstig ist. Man wird wohl leicht einsehen, daß bei obiger Annahme
oder Hypothese die Menge des Wassers, welches auf Kosten der Waͤrme, die der
Dampf abgab, verdampft wurde, 0,356 des Gewichtes dieses Dampfes betragen wird; da
nun seine Temperatur auf 144° zuruͤkgefuͤhrt wird, so wird die
Spannkraft des vorher schon vorhandenen Dampfes auf 0,54 von dem reducirt, was sie
vorher betrug. Sezt man hierzu noch 0,192Es sey P das Gewicht des Wassers, welches
noͤthig ist, um durch seine Verfluͤchtigung alle die
uͤberschuͤssige Temperatur des praͤexistirenden oder
vorher schon vorhandenen Dampfes zu absorbiren oder in sich aufzunehmen; es
werde das Gewicht dieses in dem Behaͤlter befindlichen Dampfes als
Einheit angenommen; es sey T die Temperatur des
Dampfes, t jene des Wassers in dem Kessel; C die specifische Waͤrme des Dampfes und
jene des Wassers 1, und l endlich die latente
Waͤrme des Dampfes, so erhaͤlt man offenbar C (T – T) =
pl oderTextabbildung Bd. 44, S. 430fuͤr das Gewicht des Dampfes, der auf Kosten
der Hize jenes Dampfes, welcher sich in dem Behaͤlter befand, erzeugt
wurde. Die Elasticitaͤt dieser lezteren wird dadurch auf (267 + t)/(267 + T)
vermindert, indem sie von der Temperatur T auf
die Temperatur t uͤbergeht, wobei die
Spannung des Wassers bei t, oder was dasselbe
ist, die Elasticitaͤt des Dampfes vor dem Zugießen des Wassers als
Einheit angenommen ist.Um die Total-Elasticitaͤt zu erhalten, muß man zu obigem Bruche
noch die Elasticitaͤt des neu erzeugten Dampfes hinzufugen. Diese
laͤßt sich leicht bestimmen, wenn man beruͤksichtigt, daß,
indem sich dieser Dampf auf der naͤmlichen Temperatur wie der erste
befindet und auch in demselben Raume verbreitet ist, die Spannkraͤfte
dieser beiden Massen sich wie deren Gewichte zu einander verhalten
muͤssen. Man kann daher folgende Proportion ansezen; das Gewicht 1
der ersten Quantitaͤt Dampf verhaͤlt sich zuTextabbildung Bd. 44, S. 430dem Gewichte der zweiten, wie (267 + t)/(267 + T), die
Elasticitaͤt des ersteren, zuTextabbildung Bd. 44, S. 430der Elasticitaͤt der zweiten, verhaͤlt.
Die Total-Elasticitaͤt e ist
mithinTextabbildung Bd. 44, S. 430Wenn T = 500°, t = 144°, C =
1/2, l = 500, so ist e = 0,732 von 4 Atmosphaͤren. Da t constant bleibt, waͤhrend T
folgende Werthe annimmt, so ersieht man aus der beigefuͤgten Tabelle, wie
groß die endliche Elasticitaͤt wird.Werthe von T.Werthe von e.2,0000,5141,5000,5511,0000,601 7000,661 6000,690 5000,732 4000,773 3000,828 2000,929A. d. O. fuͤr die durch den neu erzeugten Dampf hervorgebrachte Wirkung, so
erhaͤlt man 0,732 als die Total-Elasticitaͤt, d.h. man
erhaͤlt eine Spannkraft, welche geringer ist, als die 3/4 des primitiven oder
urspruͤnglichen Werthes. Es wuͤrde mithin eine ploͤzliche Verminderung von mehr als
um Eine Atmosphaͤre in der inneren Elasticitaͤt entstehen. Im
Allgemeinen wird folglich die Spannkraft des praͤexistirenden Dampfes nie
durch die Elasticitaͤt des Dampfes, welcher auf Kosten des ersten Dampfes
gebildet wird, compensirt werden. Unter den von den HH. Perkins und Séguier angefuͤhrten
Umstaͤnden entsteht aus diesen Gruͤnden statt einer Zunahme der
Spannkraft, wie sie diese Herren annehmen, ehe eine ploͤzliche Verminderung.
Die unmittelbare Folge dieser Verminderung muß seyn, daß sich die fluͤssige
Masse emporhebt, und daß dieselbe gegen die oberen Wandungen des Kessels
geschleudert wird, die sich in Folge der schnellen und entgegengesezten
Veraͤnderung der inneren Spannkraft unter den einer Berstung
guͤnstigsten Umstaͤnden befindet. Sehr wahrscheinlich entsteht durch
die Beruͤhrung, in welche das Wasser mit den oberen Wandungen des Kessels
tritt, noch eine Quantitaͤt Dampf, durch welche die Wirkung, von der es sich
handelt, nur noch mehr erhoͤht wird. Das Emporschleudern des Wassers, welches
durch die ploͤzliche Verdampfung eines Theiles dieser Fluͤssigkeit auf
Kosten ihrer eigenen Waͤrme und jener der unteren Wandungen hervorgebracht
wird, scheint uns aber fuͤr sich allein schon hinreichend, um eine Explosion
zu veranlassen. Das Emporsteigen der fluͤssigen Masse wurde bereits als eine
Ursache des Berstens der Kessel angegeben; allein wir muͤssen bemerken, daß
die Oeffnung der Sicherheitsklappen oder die Entstehung eines Risses in den
Wandungen des Kessels ohne Beihuͤlfe der angegebenen Umstaͤnde nicht
hinreichen wuͤrde, um eine so schnelle Verminderung der Elasticitaͤt
zu erzeugen, daß dadurch ein explosives Emporwerfen der Fluͤssigkeit
entstehen koͤnnte. Der Verlust einer gewissen Quantitaͤt Dampf wird
nur dann gefaͤhrlich, wenn die Fluͤssigkeit eine Temperatur besizt,
die merklich niedriger ist, als jene des Dampfes, indem sich nur unter diesen
Umstaͤnden die von uns angegebenen Phaͤnomene zeigen. Wenn sich nun
die Sachen auf diese Weise verhalten, so erhellt, daß die duͤnnen
Messingplatten, die man als Sicherheitsmittel gegen jene Explosionen, von denen hier die Rede war,
vorgeschlagen hat, gar nichts nuͤzen koͤnnen.
Wenn sich die schmelzbaren Platten, welche verordnungsmaͤßig an den Kesseln
angebracht werden muͤssen, immer in gutem Zustande befaͤnden, so
wuͤrde ohne Zweifel die erste Ursache dieser Unfaͤlle, die
uͤbermaͤßige Erhizung der Wandungen oberhalb der Flaͤche der
Fluͤssigkeit vermieden werden. Da aber, wie sich nicht laͤugnen
laͤßt, der durch die Verordnungen bestimmte Schmelzpunkt der Platten der
Kraft des Dampfes nur eine sehr geringe Ausdehnung gestattet, so liegt es zu sehr im
Interesse der Fuͤhrer der Dampfmaschinen die Wirkung dieser Mittel zu hemmen
oder ganz aufzuheben, als daß deren Anwendung nicht in sehr vielen Faͤllen
ganz illusorisch werden muͤßte.
Hr. Séguier
schlaͤgt zwar eine Methode vor, durch welche dem großen Nachtheile abgeholfen
werden koͤnnte, der vorzuͤglich auf einem Dampfbothe entstehen mußte,
wenn die Metallscheiben gerade in jenem Augenblike zum Schmelzen kaͤmen, in
welchem die Unthaͤtigkeit der Maschine sicher zum Schiffbruche fuͤhren
muͤßte. Nach dieser Methode soll naͤmlich die Plane an der
Muͤndung eines Hahnes angebracht werden, den man schließen koͤnnte,
wenn der Dampf nach der erfolgten Schmelzung entweicht. Diese Methode waͤre
gewiß ganz vortrefflich, wenn man sich auf die Klugheit und Sorgfalt der
Maschinisten verlassen koͤnnte; allein gerade um sich gegen die
Nachlaͤssigkeit und Unbesonnenheit dieser Leute sicher zu stellen, mußte man
seine Zuflucht zu einem Verfahren nehmen, welches ganz außer ihrer Willkuͤr
liegt.
Besser scheint daher jenes Mittel, welches Hr. Séguier zulezt vorschlaͤgt, und
welches in einem einfachen Mechanismus besteht. Bei der Anwendung dieses Mechanismus
wird naͤmlich durch das Sinken des Wassers unter ein bestimmtes Niveau an
einer sehr auffallenden Stelle eine geringe Entweichung von Dampf erfolgen, und
diese Entleerung wuͤrde theils durch das Geraͤusch, theils durch die
Unbequemlichkeit, die sie veranlaßt, die Aufmerksamkeit des Heizers auf die Pumpen
lenken. Die Speisepumpen muͤßten uͤbrigens so eingerichtet seyn, daß
man sich in jedem Augenblike von dem Zustande der Klappen uͤberzeugen
kann.
Nachdem Hr. Séguier alle
die Gefahren und Nachtheile der großen Kessel durchgangen, sezt er die Eigenschaften
aus einander, die an einem Dampfkessel, der eine gewisse Menge Dampf liefern soll,
am wuͤnschenswerthesten sind, wobei er die Sicherheit und die Ersparniß an
Brennmaterial als die unentbehrlichsten an die Spize stellt. Wir wollen Hrn.
Séguier nicht in
alle Details, in welche er in dieser Hinsicht einging, folgen, sondern gleich zur
Betrachtung der
Einrichtung uͤbergehen, bei welcher er stehen bleiben zu muͤssen
glaubte.
Nach dieser Einrichtung wird die Fluͤssigkeit in cylindrische kupferne
Roͤhren von 5 Centimeter im Durchmesser und 1 Meter Laͤnge, welche
drei Systeme oder Abtheilungen bilden,Hr. Séguier hat
seither gefunden, daß auch eine vierte Abtheilung mit Vortheil angebracht
werden kann.A. d. O.gebracht. Die Roͤhren der ersten Abtheilung liegen parallel und in
einer geringen Entfernung von einander in einer Ebene, welche unter einem Winkel von
30° gegen den Horizont geneigt ist. Die Roͤhren der zweiten Abtheilung
sind auf dieselbe Weise unter jenen der ersten Abtheilung gelegt; die Neigung findet
aber hier in entgegengesezter Richtung Statt. Die Roͤhren der dritten
Abtheilung endlich befinden sich in einer Ebene, welche mit der Ebene der ersten
Abtheilung parallel laͤuft. Die Cylinder von gleicher Nummer der drei
Abtheilungen stehen durch hohle Stuͤke aus Gußeisen mit einander in
Verbindung, so daß in einer und derselben senkrechten Ebene je drei Roͤhren
in Form eines Z mit einander verbunden sind. Die oberen
und unteren Enden stoßen an cylindrische Behaͤlter von groͤßerem
Durchmesser, welche nach der Quere gelegt sind, und von denen der obere zur Aufnahme
des Dampfes, der untere hingegen zur Aufnahme des Speisungswassers bestimmt ist. Der
Herd befindet sich uͤber der oberen Reihe oder Abtheilung, und durch
zwekmaͤßig angebrachte Hindernisse wird die Flamme und das heiße Wasser
gezwungen, zwischen den Roͤhren der zweiten und dritten Reihe oder Abtheilung
durchzugehen, um in den Rauchfang zu gelangen. Die Erhizung geschieht mithin großen
Theils mit umgekehrter Flamme, und in dieser Einrichtung liegt vorzuͤglich
das Verdienst der Erfindung des Hrn. Séguier; denn schon vor vielen Jahren wurde die Anwendung von
geneigten und parallelen Roͤhren statt der Kessel der Maschinen mit hohem
Druke empfohlen und wirklich in Ausfuͤhrung gebracht. Wir muͤssen
jedoch gestehen, daß der Apparat des Hrn. Séguier selbst abgesehen von dem eben erwaͤhnten
Hauptunterschiede doch noch in mehr denn einer Hinsicht vor jenem des Hrn. Kean den Vorzug verdienen
muͤßte. So sind z.B. die Basen eines jeden Cylinders durch eine in der
Richtung der Achse gelegte Eisenstange fest mit einander verbunden, so zwar, daß die
Explosion nur durch die convexen Oberflaͤchen und in einem einzigen Cylinder
auf ein Mal erfolgen kann: ein Umstand, durch welchen alle Gefahr beinahe null und
nichtig gemacht wird. Ueberdieß wuͤrde die Leichtigkeit, mit welcher eine
Roͤhre ersezt werden kann, ohne daß die uͤbrigen Stuͤke in
Unordnung gerathen, die Unterbrechungen des Ganges der Maschinen, welche durch die Reparaturen
nothwendig werden, bedeutend abkuͤrzen, was unter mancherlei
Umstaͤnden von der groͤßten Wichtigkeit seyn kann. Und da endlich die
Stuͤke, durch welche die in einer und derselben senkrechten Ebene
befindlichen Roͤhren mit einander verbunden sind, von einander
unabhaͤngig sind, so ist der Apparat jenen zerstoͤrenden Zerrungen
nicht ausgesezt, welche von den Verschiedenheiten der Ausdehnung, die durch die
ungleiche Vertheilung der Waͤrme entstehen, herruͤhren.
Die Vortheile, die sich aus der Heizung mit umgekehrter Flamme in Hinsicht auf die
Sicherheit ergeben, leuchten wohl von selbst ein. Da naͤmlich der untere
Theil aller Wassersaͤulen viel weniger heiß, als der uͤbrige Theil
ist, so kann die fluͤssige Masse selbst dann nicht mehr in den
Dampfbehaͤlter geschleudert werden, wenn die fruͤher erwaͤhnten
Bedingungen zur Explosion eintreten wuͤrden.
Was die Ersparung an Brennmaterial betrifft, so ist der Vorzug dieser Methode nicht
minder offenbar. Um dieß zu beweisen, brauchen wir bloß zu bemerken, daß die Flamme,
und die Stroͤmungen warmer Luft, welche durch den Herd gegangen sind, nach
und nach und in dem Maße uͤber weniger und weniger heiße Oberflaͤchen
ziehen, in welchem sie selbst eine niedrigere Temperatur erlangt haben. Man
koͤnnte auf diese Weise sogar den gasfoͤrmigen Produkten der
Verbrennung alle ihre uͤberschuͤssige Waͤrme entziehen, wenn
man ihnen nicht zum Behufe der Unterhaltung des Luftzuges eine gewisse Menge lassen
muͤßte. Allein nicht bloß aus diesem einzigen Grunde ist die Heizung mit
umgekehrter Flamme oͤkonomischer, als die gewoͤhnliche Heizmethode;
denn, da bei ihr die Flamme nur die heißesten Theile des Apparates beruͤhrt,
so muß nothwendig auch die Verbrennung des Gases vollkommener geschehen. Der Ofen
gibt aus diesem Grunde auch viel weniger Rauch, als die gewoͤhnlichen Oefen
geben: ein Vorzug, der unter vielen Umstaͤnden sehr schaͤzbar ist.
Wir haben das, was wir so eben uͤber die Ersparniß bei dem Verfahren des Hrn.
Séguier gesagt
haben, auch durch Versuche, welche in unserer Gegenwart angestellt wurden,
bestaͤttigt gefunden. Ein Kilogramme Steinkohlen von mittelmaͤßiger
Guͤte reichte hin, um 7–8 Kilogr. Wasser in Dampf zu verwandeln: ein
Resultat, welches wenigstens um 1/7 guͤnstiger ist, als das hoͤchste
Resultat, welches man bisher mit den besten Dampfkesseln erhielt.
Nach Hrn. Séguier
waͤren diese guͤnstigen Resultate seiner Heizmethode nicht bloß dem
Umkehren der Flamme, sondern auch der senkrechten Richtung derselben gegen die
Wandungen der Roͤhren zuzuschreiben. Wir sind gleichfalls der Ansicht, daß
unter dieser Bedingung die groͤßte Menge Waͤrmestoff in den Kessel
eingefuͤhrt wird; wir glauben jedoch, daß dieß ganz einfach davon herruͤhrt, daß die Flamme,
indem sie gezwungen wird, ploͤzlich ihre Richtung zu aͤndern,
vollkommener mit den metallischen Oberflaͤchen in Beruͤhrung tritt,
und laͤnger mit denselben in Beruͤhrung bleibt, als wenn sie in
schiefer Richtung auf dieselben trifft.
Die Theorie ist mithin dieser neuen Bauart der Dampfkessel, welche sich
vorzuͤglich fuͤr die Dampfschifffahrt zu eignen scheint, durchaus
guͤnstig. Wir wissen wohl, daß man nicht vorsichtig genug zu Werk gehen kann,
wenn man nach den Theorien allein uͤber das Verdienst dieser oder jener
Methoden, die ihre praktische Anwendung in den Kuͤnsten und Gewerben finden,
urtheilen will; wir glauben jedoch, daß die Wahrscheinlichkeit des guten Erfolges so
groß ist, daß die Regierung sich entschließen sollte, bei den Dampfbothen, die sie
erbauen lassen will, einige Versuche mit diesem neuen Systeme zu machen. Hr.
Séguier, der ein
Patent auf seine Erfindung nahm, erklaͤrt, daß er nicht bloß keine
Entschaͤdigung von dem Staate in Anspruch nehmen, sondern die Leitung des
Baues der Maschinen selbst uͤbernehmen wuͤrde, wenn sein Dampferzeuger
an Fahrzeugen der Marine angenommen wuͤrde.
Die Commission glaubt, daß die Akademie Hrn. Séguier ihren Dank fuͤr seine
Mittheilung bezeugen, und ihn einladen soll, seine Untersuchungen, welche Resultate
von so hohem Interesse fuͤr die Kuͤnste und Menschheit versprechen,
fortzusezen; sie schlaͤgt ferner vor, die Abhandlung des Hrn. Séguier in den Recueil des Savans étrangers aufzunehmen.