Titel: | Bericht des Hrn. Mérimée über die Verbesserungen, welche die HH. Zuber und Comp. zu Rixheim bei Mülhausen an der Fabrikation der Papiertapeten angebracht haben. |
Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. XXX., S. 100 |
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XXX.
Bericht des Hrn. Mérimée uͤber die
Verbesserungen, welche die HH. Zuber und Comp. zu Rixheim bei Muͤlhausen an der Fabrikation der
Papiertapeten angebracht haben.
Aus dem Bulletin de la Société.
Maͤrz 1832, S. 93.Wir haben im Polytechn. Journal
Bd. XLIV. S. 180 die Maschine des Hrn.
Newton zum Druken der
Tapeten mit Walzen mitgetheilt, und benuzen nun diese Gelegenheit, um auch
unserer Seits die HH. Zuber und Comp., denen offenbar die
Prioritaͤt dieser Erfindung gebuͤhrt, gegen Hrn. Newton zu vertheidigen, und um
unsere Landsleute auf die Verdienste der HH. Zuber und auf ihre ebenso ausgedehnte als
vortreffliche Tapetenfabrik zu Rixheim bei Muͤlhausen, die jeder anderen
zum Muster dienen kann, aufmerksam zu machen. A. d. R.
Mérimée's Bericht uͤber die Verbesserungen der
Papiertapeten.
Hr. Newton hat im August 1830 ein Patent auf die Anwendung
gravirter Walzen, die man seit 30 Jahren in den Kattundrukereien anwendet, zur
Fabrikation von Tapetenpapier genommen. Die HH. J. Zuber
und Comp. zu Rixheim bei Muͤlhausen reclamiren nun aber die Prioritaͤt
dieser Erfindung, und ersuchen die Gesellschaft folgende drei von ihnen erfundene
Verbesserungen an der Fabrikation des Tapetenpapieres zu untersuchen.
Die erste dieser Verbesserungen betrifft die Anwendung von gehoͤrig
abgestuften und unmerklich in einander fließenden Farben, man mag sie mit der
Buͤrste oder durch Druk auftragen.
Die zweite liegt in der Anwendung von gravirten Cylindern, dergleichen man in der
Kattundrukerei gebraucht, auf die Fabrikation des Tapetenpapieres.
Die dritte endlich beruht auf der Fabrikation von Papierrollen, die aus einem
einzigen Blatte von 9 Meter Laͤnge bestehen, waͤhrend man bisher 24
Bogen zusammensezen mußte, um eine Rolle von dieser Laͤnge zu erhalten.
Vor der Erfindung des Verfahrens, nach welchem man sowohl mit der Buͤrste als
beim Druke eine Reihe von unmerklich abgestuften Farben oder Schattirungen auftragen
konnte, war man gezwungen, jede Farbe und jede Schattirung einzeln anzubringen; man
erhielt daher nur durch Vervielfaͤltigung der Farben eine Abstufung in
denselben, die aber immer noch eine sehr unvollkommene Farbenschmelzung zeigte.
Wenn man die Einfachheit des Verfahrens der HH. Zuber
beruͤksichtigt, so wird man staunen, daß dasselbe nicht schon um Vieles
fruͤher entdekt wurde. Dieses Verfahren besteht naͤmlich darin, daß
man in einen in Faͤcher abgetheilten Trog eine Reihe von vollkommen
abgestuften Farben bringt. In diesen Trog wird eine flache Buͤrste getaucht,
welche man dann entweder direct auf die Walze, oder auf den Rahmen bringt, mittelst
welchem die gravirten Platten mit Farbe uͤberzogen werden.
In allen unseren Papiertapeten-Fabriken hat man sich beeilt, das Verfahren mit
den verschmolzenen Farben anzunehmen. Man beschraͤnkte sich jedoch auf die
Anwendung derselben in geraden Linien, bis die Erfinder sie nun auch in
regelmaͤßigen und unregelmaͤßigen, krummen Linien aufzutragen wußten,
und dadurch der Nachahmung wirklicher Gemaͤlde um Vieles naͤher kamen.
Die Gesellschaft konnte sich an einer großen Landschaft, an einem Ofenschirme und an
einem Obertheile einer Thuͤre, welche die HH. Zuber vorlegten, von dem großen Vortheile uͤberzeugen, den man aus
diesem Verfahren zu ziehen im Stande ist. Wir glauben nach diesen Mustern schließen
zu duͤrfen, daß wenn der Werkmeister, der die Farben zurichtet, mehr
Kenntnisse von der Mahlerei haͤtte, oder wenn der Mahler, der die Zeichnungen
liefert, so in die Fabrikation eingeweiht waͤre, daß er der
Ausfuͤhrung derselben gewachsen waͤre, aus den Tapetenfabriken bei
diesem Verfahren Mahlereien zum Vorscheine kommen koͤnnten, die in Hinsicht
auf Effect und Harmonie von Gemaͤhlden mit Wasserfarben nicht wesentlich
abweichen duͤrften.
Die Erfindung der Methode, nach welcher auf ein Mal eine Reihe vollkommen abgestufter
Farben angewendet werden koͤnnte, ist mithin eine sehr wichtige Erfindung,
die wir den HH. Zuber und ihrem Verwandten, dem Hrn.
Mich. Sporlin von Wien, verdanken.
Die HH. Zuber wenden, wie aus einem Berichte der Société industrielle zu Muͤlhausen,
und aus den Circularen der Fabrik an ihre Correspondenten hervorgeht, schon seit dem
Jahre 1827 gravirte Walzen in ihrer Fabrik an. Die Anwendung des Verfahrens, dessen
man sich Anfangs bei der Kattundrukerei bediente, auf die Tapetenfabrikation bot
keine Schwierigkeiten dar; ja man konnte sogar dieselben Arbeiter zu beiderlei Zwek
verwenden. Nicht so verhielt es sich aber mit den hohl gravirten Walzen. Der
Baumwollzeug ist naͤmlich weich und schwammig, dringt leicht in die gravirten
Vertiefungen der Walzen, und nimmt daselbst die in ihnen enthaltene Farbe auf. Wenn
nun auch das Papier die Farbe vollkommen annehmen soll, so muß es vorher durch Nezen
weich gemacht werden, und dieß ist nicht leicht, da das Tapetenpapier sehr dicht,
und zuweilen sogar geglaͤttet ist. Wie die HH. Zuber diese schwierige Aufgabe geloͤst haben, ist uns unbekannt;
daß ihr Streben aber auch in dieser Hinsicht mit dem vollkommensten Erfolge
gekroͤnt wurde, dieß wissen wir, und dieß wird Jedermann auch bei der
kleinlichsten Untersuchung ihrer Fabrikate gestehen muͤssen.
In Hinsicht auf die Kosten der Arbeit hat diese Methode zwar keinen Vorzug vor der
Handarbeit, indem die Ersparung an Zeit eben die bedeutenden Kosten des Gravirens
compensirt; allein man erhaͤlt auf diese Weise eine ganz eigene Verzierung
fuͤr die Zimmer, die sowohl wegen ihrer Neuheit, als wegen ihrer Zartheit
allgemein gefallen wird und muß.
Die Erfindung einer Methode, nach welcher sich Papier von unbestimmter Laͤnge
verfertigen laͤßt, fuͤhrte nothwendig auch zu dem Wunsche, zum Behufe
der Tapetenfabrikation solches Papier zu erzeugen, welches in einem Stuͤke
eine gewoͤhnliche Tapetenrolle gibt. Die HH. Zuber, welche zugleich eine Papierfabrik besizen, die den Bedarf ihrer
Tapetenfabrik liefert, mußten diesen Wunsch natuͤrlich mehr, als irgend
Jemand hegen. Nach den fruchtlosen Versuchen, die in der Fabrik der HH. Berthe und Grevenich gemacht
wurden, und nachdem sich auch die von Dibot verbesserte
Nobert'sche Maschine ungenuͤgend gezeigt
hatte, nahmen sie endlich mit mehreren Modificationen das Verfahren des Hrn. Leistenschneider an, welches Hr. Amédée Rieder, ein Associé ihres Hauses, mit einem
Troken- und Appretirapparate vermehrte und verbesserte.
Die Commission hat die Maschine zwar nicht arbeiten sehen, allein nach den eingesendeten
Zeichnungen derselben zu schließen, und nach dem auf ihr verfertigten Papiere zu
urtheilen, scheint sie allen Anforderungen Genuͤge zu leisten. Das mit ihr
erzeugte Papier ist naͤmlich von einem Ende zum anderen vollkommen eben, und
von ganz gleicher Dike und Breite. Das fertige Papier wird mittelst Walzen, die mit
Dampf erhizt werden, schnell getroknet, und erhaͤlt dabei zugleich die
vollkommenste Appretur.
Diese Maschine ist nun seit 3 Jahren in Thaͤtigkeit, und erzeugt
taͤglich 4–500 Rollen Papier von 9 Meter Laͤnge, welche
saͤmmtlich in der Tapetenfabrik der HH. Zuber
verarbeitet werden. Die Erfinder wollen nun aber auch noch eine zweite Maschine
errichten, mit welcher sie mehrere andere Tapetenfabriken, die solches Papier
wuͤnschen, versehen werden.
Hieraus erhellt hinreichend, welche Verdienste die HH. Zuber um die Tapetenfabrikation haben, in welcher Frankreich vor allen
uͤbrigen Nationen den Vorrang behauptet.