Titel: | Ueber die Verfertigung von polytypirten Metallplatten, welche zum Druke aller Arten von Zeugen dienen, und auf welche sich Hr. Straubharth in Frankreich ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 55, Jahrgang 1835, Nr. XLV., S. 251 |
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XLV.
Ueber die Verfertigung von polytypirten
Metallplatten, welche zum Druke aller Arten von Zeugen dienen, und auf welche sich Hr.
Straubharth in Frankreich ein Patent ertheilen
ließ.
Aus der Description des
Brevets d'invention, Vol. XXI. im Bulletin de la
Société d'encouragement. November 1834, S. 434.
Straubharth's Verfertigung von polytypirten Metallplatten, welche
zum Druke aller Arten von Zeugen dienen.
Hr. Straubharth gibt an: 1) eine Masse aufgefunden zu
haben, welche ganz vorzuͤglich zum Abdruken der gravirten Muster geeignet
ist, und welche zugleich auch als Model fuͤr jenes Metall dient, welches zur Nachahmung
der Model bestimmt ist. 2) Hat er eine Legirung erfunden, welche genau in die Model
eindringt, und welche zugleich so fest ist, daß die Platten dauerhaft und der Druk
rein werden, obschon sie dabei so geschmeidig ist, daß man aus den Platten Cylinder
fertigen kann, ohne daß man Gefahr laͤuft, daß sie brechen; und obschon sie,
ohne dabei zu schmelzen, einen so hohen Temperaturgrad erreichen kann, daß die
Platten mit ihren Raͤndern an einander geloͤthet werden
koͤnnen.
Um sich den Kitt, mit welchem der Abdruk genommen werden soll, zu bereiten,
laͤßt man in einer Casserole 250 Gramme Erdaͤpfelstaͤrkmehl und
524 Gramme Melasse von Syrupsconsistenz in 2700 Grammen reinen Wassers zergehen,
worauf man das Gemenge unter bestaͤndigem Umruͤhren mit einem eisernen
Loͤffel eine halbe Stunde lang kochen laͤßt. Waͤhrend diese Art
von Kleister noch warm ist, nimmt man mit dem Loͤffel so viel davon, als
noͤthig ist, um in einem gußeisernen Moͤrser mit Huͤlfe eines
Staͤmpels einen strekbaren (allongée) und
festen Teig anzumachen, zu welchem man 5 Theile Mergelpulver, welches durch ein
Seidensieb getrieben worden, und 4 Theile gleichfalls gesiebten Gyps nimmt. Man
vermengt diese beiden Pulver vorerst am Grunde des Moͤrsers, und macht dann
mit dem oben angegebenen Kleister und mit Huͤlfe des Staͤmpels einen
vollkommenen gleichartigen Teig damit an.
Der auf diese Weise bereitete Kitt wird in kleinen Klumpen aus dem Moͤrser
genommen und mit den Haͤnden auf einer Tischplatte abgeknetet, so daß man ihn
gleich einem Mehlteige auswalken kann. Der Teig ist nicht klebend, ausgenommen er
wurde im Moͤrser nicht hinreichend abgeknetet; sollte dieß der Fall seyn, so
muͤßte man ihn auf der Tischplatte etwas laͤnger abarbeiten, und zwar
so lange, bis er die Consistenz eines festen und nicht mehr klebenden Teiges
angenommen hat.
Will man sich nun dieses Kittes bedienen, so nimmt man eine gehoͤrig
zubereitete Kupferplatte von 3–4 Millimeter Dike und von einer Groͤße,
welche der Groͤße des Stiches, den man polytypiren will, entspricht. Nachdem
man die Oberflaͤche dieser Platte mit Wasser befeuchtet, nimmt man so viel
von diesem Kitte, als noͤthig ist, um eine Schichte damit zu bilden, welche
wenigstens die doppelte Dike der gestochenen Platte hat, und welche man mit einer
hoͤlzernen, mit Olivenoͤhl bestrichenen Walze gehoͤrig
ausbreitet. Ist die Masse auf diese Weise ausgewalkt, so hebt man sie bei den
Raͤndern empor, um dann auf die Platte alsogleich einen eisernen Rahmen zu
legen, der bei einer Dike von 3 Millimeter an Groͤße der Platte gleichkommt.
Auf diesen Rahmen bringt man dann den Kitt, wobei man Alles, was uͤber die
Raͤnder hinausragte, wieder ausstreicht, und worauf man die Masse mit beiden
Haͤnden mit der Walze auswalkt, indem der Kitt den Rahmen innen ganz und gar
ausfuͤllen muß. Nachdem dieß geschehen, nimmt man ein Blatt Pergament,
welches uͤber den Rahmen hinausreicht, und welches man, nachdem man es auf
beiden Seiten mit einem Pinsel beoͤhlt, auf dem Kitte ausbreitet. Dann nimmt
man ein Brett, welches etwas groͤßer ist, als der Rahmen, und welches auf der
einen Seite flach, auf der anderen hingegen gewoͤlbt ist; die Woͤlbung
muß mehr oder weniger ausgesprochen seyn, je nachdem der Stich mehr oder weniger
hohle Raͤume darbietet: im Allgemeinen betraͤgt sie gegen 5
Millimeter, auch muß sie sich von der Mitte gegen die Raͤnder hin, welche
gleiche Dike haben, allmaͤhlich vermindern. Nachdem man endlich auch die
gewoͤlbte Flaͤche dieses Brettes mit einem Pinsel beoͤhlt, sezt
man sie auf das Pergamentblatt, womit man den Kitt bedekt, und bringt das Ganze in
eine, gleich einem Drukwerke geformte Presse, mit der man mehrere Schlage darauf
macht, damit der Kitt geebnet und der gewoͤlbte Theil des Brettes
hineingesenkt werde. Dann nimmt man das Ganze wieder aus der Presse, entfernt das
gewoͤlbte Brett und das Pergamentblatt, und beseitigt mit irgend einem
Instrumente allen Kitt, der uͤber den eisernen Rahmen hinaussteht.
Nach dieser vorbereitenden Behandlung bedekt man den Kitt mit Talkpulver, welches man
durch ein Seidensieb gebeutelt hat, und welches man mit einem Pinsel auf der ganzen
Oberflaͤche des Kittes in einer gleichmaͤßigen und hoͤchst
duͤnnen Schichte ausbreitet. Der Kitt wird auf diese Weise den Abdruk der
erhaben gravirten Platte annehmen, ohne daran kleben zu bleiben. Bevor man die
gestochene Platte auf den Kitt bringt, bestreicht man sie mit einem Pinsel mit etwas
Olivenoͤhl, so daß die ganze Oberflaͤche damit uͤberzogen ist,
worauf man dann auch sie hoͤchst duͤnn mit Talkpulver
uͤberstreut, welches durch ein Seidensieb gebeutelt worden, und welches mit
einer Buͤrste noch gleichmaͤßiger ausgebreitet wird. Nun erst wird die
Platte auf den Kitt gelegt, und das Ganze in einer Drukpresse einem solchen Druke
ausgesezt, daß der erhabene Stich ganz und gar vertieft in den Kitt abgedrukt wird.
Wenn hierauf Alles aus der Presse genommen worden ist, so trennt man die gestochene
Platte von dem Kitte, indem man mit zwei Meißeln, die man in den zwischen der
Kupferplatte und der gestochenen Platte befindlichen Raum einfuͤhrt, an zwei
entgegengesezten Eken zu gleicher Zeit aufhebt. Es bedarf dann nichts mehr weiter,
als daß man den Kitt, der uͤber den eisernen Rahmen hinausragt, so wie diesen
Rahmen selbst beseitigt; daß man den Abdruk mit sammt der Kupferplatte an einen trokenen Ort bringt, an
welchem der Kitt erhaͤrten kann, was im Winter gewoͤhnlich innerhalb
24 Stunden, im Sommer hingegen viel fruͤher erfolgt. Der Kitt muß immer
vollkommen troken seyn, bevor man zum Abgießen der Metallplatte schreitet; daß dieß
wirklich der Fall ist, erkennt man an der Haͤrte und Weiße des Kittes.
Die Legirung zum Gießen der polytypirten Platten bereitet man sich aus 5 Theilen
Zinn, 2 Theilen Blei und einem Theile Wismuth, indem man dieselben in einem
gußeisernen Tiegel zusammenschmilzt. Man bringt hiebei zuerst das Blei in Fluß, und
sezt hierauf, nachdem man die oben schwimmenden Schlafen beseitigt, das Zinn und den
Wismuth zu. Die Bestandtheile dieser Legirung koͤnnen uͤbrigens je
nach den Zweken, zu welchen man sie verwenden will, verschieden abgeaͤndert
werden. Gleiche Theile Zink und Zinn, oder 2/3 Zink und 1/3 Zinn; oder 4 Theile Zinn
auf einen Theil Wismuth geben Legirungen, die sich zum Polytypiren der Platten
eignen.
Waͤhrend man sich die Metalllegirung bereitet, erwaͤrmt man auf einem
anderen Ofen eine Kupferplatte, welche so groß ist wie jene, auf der sich der Model
aus Kitt befindet, und deren Hize so weit getrieben werden muß, daß die
Metalllegirung darauf zum Schmelzen kommt. Man erkennt dieß daran, wenn ein
Stuͤk der Legirung, welches man auf die Platte legt, in Fluß geraͤth.
Die auf diese Weise erhizte Platte traͤgt man dann auf einen Pappendekel, der
vollkommen horizontal auf die Drukpresse gelegt ist; und nachdem man sie hierauf mit
einem mit Olivenoͤhl getraͤnkten Lumpen abgerieben hat, nimmt man mit
einem eisernen Loͤffel von der fließenden Legirung aus dem Tiegel, um
dieselbe dann auf dieser Platte auszugießen, und sie mit dem Rande eines
Kartenblattes gleichmaͤßig auszubreiten. Diese Metallschichte, welche sich
bis in die Nahe der Raͤnder der Kupferplatte erstrekt, muß 3 Millimeter dik
seyn; man kuͤhlt sie ihrer ganzen Laͤnge nach mit einem Handblasebalge
so weit ab, daß sie uͤberall die Consistenz eines duͤnnen Teiges oder
eines diken Rahmes bekommt, worauf man dann den auf der Kupferplatte befindlichen
Kittabdruk schnell darauf bringt, und das Ganze schnell unter die Platte einer
Presse schafft, deren Druk man allmaͤhlich verstaͤrkt. Nachdem man die
Presse dann nachgelassen, gibt man noch einen starken Druk, den man zwei Minuten
lang fortwaͤhren laͤßt, damit das Metall indessen erstarren kann. Wenn
endlich Alles wieder aus der Presse genommen worden ist, so nimmt man die beiden
Kupferplatten aus einander, und nimmt auch von dem Kittmodel die eben verfertigte
Metallplatte ab, nachdem man noch heiß jene Theile weggebrochen, die uͤber
den Stich hinausragen.
Gewoͤhnlich laͤßt sich die polytypirte Platte leicht von dem Kitte
trennen; allein manchmal, und besonders wenn der Stich der Kupferplatte nicht sehr
sorgfaͤltig vollendet worden ist, bleibt der Kitt auch zum Theil oder ganz
kleben; in diesem Falle laͤßt man die Platte eine oder zwei Stunden lang in
Wasser weichen, um den Kitt zu erweichen, wo man ihn dann mit einer Buͤrste
entfernen kann. Der lezte Kitt wird endlich befestigt, indem man die polytypirte
Platte einige Stunden lang in verduͤnnter Schwefelsaure weichen laͤßt,
wobei sich von selbst versteht, daß die Platte, nachdem sie aus diesem sauren Bade
kommt, sehr gut mit Wasser abgewaschen werden muß. In diesem Zustande ist die
polytypirte Platte dann fertig, so daß man sie nur mehr mit Naͤgeln oder
kleinen Schrauben auf einem Stuͤke Holz von gleicher Groͤße zu
befestigen braucht, um Zeuge aller Art auf die gewoͤhnliche Weise mit der
Hand druken zu koͤnnen.