Titel: | Verbesserungen in dem Verfahren und an den Apparaten zur Erzeugung gestochener, geäzter oder erhaben gravirter Metallplatten zum Calicodruke, worauf sich Alphonse Humbert Jean Francis Valois, Gentleman am Artillery-Place, Finsbury-Square, Grafschaft Middlesex, am 13. Mai 1835 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 62, Jahrgang 1836, Nr. X., S. 54 |
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X.
Verbesserungen in dem Verfahren und an den
Apparaten zur Erzeugung gestochener, geaͤzter oder erhaben gravirter
Metallplatten zum Calicodruke, worauf sich Alphonse Humbert Jean Francis Valois, Gentleman
am Artillery-Place, Finsbury-Square, Grafschaft Middlesex, am 13. Mai 1835 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts. Jun. 1836, S.
238.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Valois's verbesserte Metallplatten zum Druke.
Die Erfindung des Patenttraͤgers beruht auf einer eigenthuͤmlichen
Methode, auf der Oberflaͤche metallener Formen oder Platten, womit Calico,
Seide und verschiedene andere Fabricate, so wie auch Papier ein- oder mehrfarbig
bedrukt werden sollen, erhabene Dessins zu erzeugen. Sie besteht: 1) im Gießen
solcher Formen oder Metallplatten nach einem Model, welcher nach einem
Originalschnizwerke oder nach einem Kupferstiche in Gyps, feinem Thone oder einer
anderen Mischung, die sich leicht schneiden, schaben, schnizen, stechen oder aͤzen
laͤßt, und wobei nicht so viel Sorgfalt, Geschiklichkeit, Zartheit, Zeit und
Muͤhe erforderlich ist, wie beim Stechen, Aezen oder Schnizen von
Metallplatten oder Holzbloͤken, erzeugt worden: und zwar indem man das
fluͤssige Metall, welches von gehoͤriger Beschaffenheit sehn muß, in
die eben erwaͤhnten Model gießt, und indem man diese Abguͤsse hierauf
weiter so zurichtet und vollendet, daß mit ihnen nach Art des Calico- oder
Tapetendrukes mit Formen verschiedene Fabricate bedrukt werden koͤnnen. 2) in
der Erzeugung von Duplicaten der Platten oder Formen, welche man sich nach obiger
oder nach der gewoͤhnlichen Methode verschafft hat. 3) endlich in gewissen
Instrumenten oder Apparaten, womit auf dem Gyps- oder sonstigen Model, der die
Metallplatten zu liefern hat, die Zeichnungen oder Muster verzeichnet werden.
Was die Erzeugung der Metallplatten mit erhabenen Dessins betrifft, so verfahre ich,
sagt der Patenttraͤger, folgender Maßen. Ich nehme zuerst einen Rahmen aus
Metall oder einem anderen geeigneten Materiale von gehoͤriger Form und
Groͤße, und lege diesen auf eine vollkommen glatte und ebene
Oberflaͤche, wie z.B. auf eine polirte Glas- oder Metallplatte. In diesen
Rahmen gieße ich dann hoͤchst feinen, gehoͤrig praͤparirten
Gyps, Thon oder irgend eine andere aͤhnliche Composition. Ist die Masse
langsam beinahe troken geworden, so wird sie sich an jener Seite, die mit der Glas-
oder Metallplatte in Beruͤhrung stand, vollkommen glatt und eben zeigen, und
auf diese Flaͤche wird dann die Zeichnung oder das Muster, welches man auf
Metall erhaben erhalten will, gezeichnet, uͤbergetragen oder gedrukt. Hierauf
verschaffe ich mir aus dieser Masse einen Model, indem ich saͤmmtliche
Zuͤge der Zeichnung mit gehoͤrigen Instrumenten ausschneide,
ausschabe, ausschnize oder ausbohre, was uͤberall auf geeignete Weise und bis
zu gleicher Tiefe zu geschehen hat. Ist der Gyps- oder sonstige Model nach diesem
Verfahren hergestellt, so trokne ich ihn in einem Ofen vollkommen aus, und dringe
ihn nach vollbrachter Troknung in ein gußeisernes, oder uͤberhaupt in ein
metallenes Gehaͤuse von gehoͤriger Tiefe, um dann das Ganze in ein
Gefaͤß zu tauchen, in welchem ein geschmolzenes Metall von geeigneter
Beschaffenheit, z.B. eine Legirung von Blei und Spießglanz, oder Schriftmetall, wie
man es zu den Stereotypenplatten verwendet, enthalten ist.
Der Gypsmodel hat eine hinreichende Menge dieses Metalles aufzunehmen, und das zur
Erzeugung der Platte oder des Gusses dienende Gehaͤuse muß die
gehoͤrige Dike haben. Ist die Metallplatte abgekuͤhlt, so nehme ich
sie aus dem Model, und reibe die Oberflaͤche des Musters sachte und
sorgfaͤltig auf einem vollkommen ebenen Steine mit sehr feinem Sande ab, um die
Oberflaͤche des erhabenen Dessins vollkommen zu ebnen, so daß alle durch die
ungleiche Tiefe des Models entstandenen Erhabenheiten beseitigt werden. Sollte das
Dessin unvollkommen befunden werden, so muͤßte man mit einer Feile, einem
Schabeisen oder einem hiezu geeigneten Instrumente nachhelfen.
Nachdem ich hiemit gezeigt, auf welche Weise ich mir die gußeisernen Platten mit
erhabenen Dessins, womit der erste Druk oder der Grund (plain
design) auf die Calicos oder sonstigen Zeuge aufgetragen wird, will ich
nunmehr zeigen, wie ich mir die noͤthigen Farbplatten (colouring plates), womit auf die verschiedenen Theile des Musters die
verschiedenen Farben aufgetragen werden, verschaffe. Man wird wohl einsehen, daß man
sich diese Platten nach Modeln aus Gyps, Thon oder anderen Compositionen auf
verschiedene Weise verschaffen kann; ich will daher beispielsweise nur jene zwei
Methoden, welche ich fuͤr die besten halte, beschreiben.
Ich bereite mir zuerst je nach der Zahl der fuͤr ein gewisses Muster
bestimmten Farben die noͤthige Anzahl von Gyps- oder Thonbloͤken,
welche die Model oder Matrizen fuͤr die verschiedenen zu gießenden
Farbplatten zu bilden haben. Hierauf tauche ich die gegossene Metallplatte in einen
Faͤrbestoff und lege sie auf einen der zubereiteten Gypsbloͤke, worauf
auf diesem ein vollkommener Abdruk des ganzen Musters zuruͤkbleibt. Ist dieß
geschehen, so schabe oder kraze oder schneide oder bohre ich alle jene Theile dieses
Musters, die eine bestimmte Farbe bekommen sollen, bis auf gleiche Tiefe aus, und
erzeuge mir hiedurch einen Model oder eine Matrize, mit der ich mir auf die bereits
oben beschriebene Methode eine Platte gieße, auf der sich alle jene Theile des
Dessins, welche eine bestimmte Farbe bekommen sollen, erhaben befinden, und die ich
nach der erwaͤhnten Art und Weise abreibe. Nach demselben Verfahren
verschaffe ich mir so viele Metallplatten, als das Muster Farben bekommen soll.
Diese Farbplatten kann man uͤbrigens eben so gut auch nach folgender Methode
bereiten. Man erzeugt zuerst mittelst einer Presse oder mit Huͤlfe von
aufgelegten Gewichten einen Abdruk der gegossenen Metallplatte, worauf sich das
ganze Muster erhaben befindet, in Thon oder in Thon, der mit feinem Sande vermengt
worden ist, oder in einer Composition aus Papierzeug und Thon, oder in irgend einer
anderen geeigneten Masse. Dann entfernt man von den hiedurch erzielten
Abdruͤken mit erhabenen Mustern mittelst eines scharfen Messers
sorgfaͤltig alle jene Theile, die nicht eine und dieselbe Farbe bekommen
sollen, um dann hienach mit Gyps hohle Abdruͤke der erhaben gebliebenen
Stellen zu verfertigen, und aus diesen lezteren endlich die metallenen Platten fuͤr die einzelnen
Farben zu gießen. Ist bei diesen beiden Methoden gehoͤrig zu Werke gegangen
worden, so werden die verschiedenen Farben der Platten genau in einander passen, und
man wird also bei deren Abdruk das Muster in aller Vollkommenheit auf den Zeug
uͤbergetragen erhalten.
Um mir gegossene Platten zu verschaffen, worauf sich nach Art der gestochenen oder
mit Scheidewasser geizten vertiefte Figuren oder Dessins befinden, bringe ich
folgendes Verfahren in Anwendung. Ich bereite mir zuerst in einem entsprechenden
Rahmen aus Holz oder Metall einen Gypsblok mit vollkommen ebener und glatter
Oberflaͤche, die ich, wenn der Gyps vollkommen troken geworden ist, mit einer
Composition uͤberziehe, die ich mir verschaffe, indem ich reines Wachs und
Colophonium (hard rosin) in einem geeigneten
Gefaͤße in der Waͤrme vermische. Ist diese Mischung auf den Gyps
aufgetragen, so sezt man diesen so lange der Einwirkung der Waͤrme aus, bis
die Mischung von dem Gypse eingesogen worden ist. Leztere Operation wiederholt man
auch mehrere Male, bis die glatte Oberflaͤche des Gypses, wenn man sie mit
einem feinen leinenen Lappen abreibt, eine schoͤne Politur annimmt und dem
Fingernagel widersteht, wenn man mit diesem daran krazt. Die auf diese Weise
zubereitete glatte Gypsoberflaͤche ist zur Aufnahme der feinsten Striche
geeignet; man erzeugt daher auf ihr mit dem Grabstichel oder mit irgend einem
anderen entsprechenden Instrumente die gewuͤnschte Zeichnung, und
faͤhrt, nachdem diese vollendet ist, mit einem weichen Leinenlumpen, den man
in Oehl, welchem etwas weniges Alkohol zugesezt worden ist, eintaucht, leicht
uͤber sie: jedoch so, daß das Oehl und der Alkohol in saͤmmtliche
Linien oder Striche der Zeichnung eindringen kann. Von dem auf diese Weise erzeugten
hohl gravirten Muster oder Model erzeugt man hierauf mit feinem Gypse, den man in
einem zweiten Rahmen uͤber den Model ausgießt, einen erhabenen Abdruk, der
den Model fuͤr die gewuͤnschten Metallplatten mit hohlem Muster
bildet. Das Gießen der Metallplatte geschieht nach dem bereits beschriebenen
Verfahren: mit dem Unterschiede jedoch, daß man hier eine Metallmasse von
groͤßerer Haͤrte oder von dichterem Korne nimmt: ein Metall, welches
sich dem Kupfer so viel als moͤglich annaͤhert. Am besten eignet sich
hiezu eine Legirung aus Kupfer, Zinn, Spießglanz und Blei, denn diese besizt nach
dem Erkalten eine bedeutende Haͤrte, und kann doch bei 7 bis 800° F.
in Fluß gebracht werden.
Was den zweiten Theil meiner Erfindung betrifft: naͤmlich die Erzeugung von
Duplicaten der nach den oben beschriebenen Methoden verfertigten Metallplatten, oder
auch von solchen Drukplatten die nach dem gewoͤhnlichen Verfahren mit der Hand
erzeugt worden sind, so befolge ich hiebei folgende Methode. Ich reibe die Platten
leicht mit Oehl und Alkohol ab, so daß saͤmmtliche Theile der
Drukoberflaͤche duͤnn damit uͤberzogen sind, und nehme dann
hievon einen Abdruk, theils indem ich feinen mit Wasser angeruͤhrten Gyps
daruͤber gieße, theils indem ich mich hiezu einer Composition bediene, welche
aus Papierzeug, gesiebter Asche, Traganth- oder arabischem Gummi besteht, theils
indem ich Gyps oder thonhaltige Erden nehme, die ich, um deren Einschrumpfen beim
Troknen zu verhuͤten, mit trokenem Sande vermenge. Jede andere geeignet
befundene Composition kann uͤbrigens gleichfalls in Anwendung gebracht
werden. Diese Abdruͤke dienen, wenn sie troken geworden sind, als Model
fuͤr die zu gießenden Metallplatten-Duplicate.
Meine dritte Erfindung endlich, naͤmlich der Apparat oder die Instrumente,
womit ich auf den Gyps, von welchem die gegossenen Metallplatten das Muster
erhalten, die gewuͤnschte Zeichnung oder das verlangte Muster auftrage,
besteht in der Anwendung eines rotirenden, schneidenden Grabstichels oder Bohrers,
der mit seinen schneidenden Kanten bis auf eine gewisse Tiefe in den Gypsblok
eindringen und damit jene Theile entfernen kann, die zur Erzeugung des Musters auf
dem Gypsbloke weggeschafft werden sollen. Die Tiefe, bis auf welche der Grabstichel
hiebei eindringt, laͤßt sich gehoͤrig reguliren.
Man sieht dieses Instrument in Fig. 52 im Grundrisse, in
Fig. 53
hingegen im seitlichen Aufrisse. Es besteht aus vier Staͤben a, a, a, a, welche aus Metall oder irgend einer anderen
geeigneten Substanz verfertigt seyn koͤnnen, und die an ihren Enden A, B, C, D gleich den Staͤben eines Pantographes
zu einem Parallelogramme verbunden sind. Das Gefuͤge bei A ist von der rotirenden Spindel b, an der auch die kleine Rolle c angebracht
ist, gebildet. An den oberen Enden der Gelenkstifte bei C und D befinden sich zwei kleine Rollen d, e, die lose um diese Stifte, gleichsam wie um ihre
Achse laufen. Das Gefuͤge bei D wird von der
Spindel oder dem Grabstichelhaͤlter f, an welchem
die Rolle g aufgezogen ist, gebildet. Um diese vier
Rollen laͤuft eine seidene Schnur, womit jede der Rolle c gegebene kreisende Bewegung saͤmmtlichen
uͤbrigen Rollen mitgetheilt wird, in welcher Stellung sich das Instrument
auch befinden mag. Die beiden Rollen d, e dienen bloß
zur Leitung und um die Schnur fortwaͤhrend gleichmaͤßig gespannt zu
erhalten. Die Rolle c steht durch die Spindel b mit einer anderen groͤßeren, an derselben
Spindel aufgezogenen Rolle i in Verbindung. Diese Rolle
wird auf die spaͤter zu beschreibende Art und Weise in rotirende Bewegung versezt, und diese
Bewegung wird dann mittelst der Schnur h an die Rolle
g fortgepflanzt, mit der das Schneid- oder
Bohrinstrument k in Verbindung gebracht ist. Lezteres
wird naͤmlich in die hohle Spindel f eingesezt,
die, wie bereits gesagt worden ist, den Gelenkstift bei D bildet, und an der die Rolle g aufgezogen
ist. Die Spindel b kann durch ein Raͤderwerk,
welches durch eine Spiralfeder, die sich in einem in dem Staͤnder l enthaltenen Gehaͤuse befindet, in Bewegung
gesezt wird, umgetrieben werden. Dieselbe Bewegung kann man uͤbrigens dem
Rigger auch durch ein Gewicht geben, welches an dem einen Ende der Schnur m, deren anderes Ende um eine Trommel gewunden ist,
aufgehaͤngt wurde; oder die Spindel laͤßt sich mittelst einer Kurbel
auf gehoͤrige Weise umtreiben. Es erhellt demnach offenbar, daß man dem
Grabstichel oder Bohrinstrumente k jede beliebige
rotirende Bewegung geben kann; und daß dieß Instrument hiedurch in den Gyps
eindringt, und denselben in der Richtung ausschneidet oder ausbohrt, in welcher man
es fuͤhrt. Die Person, die mit diesem Instrumente arbeiten will, fixirt
zuerst den Staͤnder l an dem Tische, an welchem
sie arbeitet; hierauf bewegt sie das Schneid- oder Bohrwerkzeug k nach allen Richtungen, welche die Zeichnung oder das
Muster erfordert, wobei sie dieses Werkzeug so oft wechselt, als die Linien eine
verschiedene Dike bekommen sollen. Dieses Wechseln geschieht am besten durch
Herausnehmen des Werkzeuges aus dem zu seiner Aufnahme dienenden Haͤlter und
durch Einsezen eines neuen. Uebrigens bemerke ich, daß dieses Instrument nicht
durchaus noͤthig ist, indem das Ausschneiden. Ausschaben, Ausbohren etc. des
Gypses auch mit der Hand und mit irgend einem scharfen Werkzeuge vorgenommen werden
kann.
Wenn man sich nach meinem Verfahren zum Calico- und Papiertapetendruke Metallplatten
verschafft, so erwaͤchst hiedurch eine große Ersparniß an Zeit und Arbeit;
denn man erhaͤlt die Platte, zu der der Modelstecher sonst mehrere Tage
brauchte, in einigen Stunden vollkommen fertig; und besizt man einmal eine solche
Platte, so kann man sich von ihr eine beliebige Anzahl von Duplicaten verschaffen,
ohne daß dieß irgend andere Kosten, als jene des Gusses verursachte. Es ist dieß
schon deßwegen von großem Vortheile, weil man auf diese Weise im Stande ist, leicht
den Markt mit einer hinreichenden Menge eines Musters zu versehen, bevor es noch
nachgemacht werden konnte. Ferner bekommen die Muster eine Reinheit und Genauigkeit
in der Colorirung, welche man mit dem gewoͤhnlichen Formendruke bisher noch
selten erreichte. Endlich sind auch die Metallplatten frei von jenen
Veraͤnderungen, die die hoͤlzernen Model durch den Einfluß der
Waͤrme und Feuchtigkeit so leicht erleiden; auch koͤnnen die alten Metallplatten
wieder umgegossen werden, waͤhrend die hoͤlzernen Formen zur Last
bleiben.