Titel: | Verbesserungen an dem Streker oder Spannstok für Kunst- und Handwebstühle, worauf sich Andrew Parkinson, Aufseher in einer Kunstweberei in Low Moor in der Grafschaft Lancaster, am 29. März 1836 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. XXXVI., S. 175 |
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XXXVI.
Verbesserungen an dem Streker oder Spannstok
fuͤr Kunst- und Handwebstuͤhle, worauf sich Andrew Parkinson, Aufseher in
einer Kunstweberei in Low Moor in der Grafschaft Lancaster, am 29. Maͤrz 1836 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Decbr.
1836, S. 352.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Parkinson's Streker fuͤr Webstuͤhle.
Meine Erfindung beruht auf dem Baue und auf der Anwendung eines Apparates oder einer
mechanischen Vorrichtung, die die Stelle des in den Kunst- und
Handwebstuͤhlen gebraͤuchlichen Strekers oder Spannstokes, auch Tempel
(stretcher or temple) genannt, vertritt, und bei
deren Anwendung der Arbeiter, der die Aufsicht uͤber einen oder mehrere
Stuͤhle zu fuͤhren hat, weit weniger Aufmerksamkeit auf dieselben zu
richten braucht, indem die Geschwindigkeit oder die Thaͤtigkeit meines
verbesserten Spannstokes so regulirt werden kann, daß sie ohne Dazwischenkunft
des Arbeiters der fortschreitenden Bewegung des Zeuges durch den Webstuhl vollkommen
entspricht.
Bevor ich zur Beschreibung der in den beigegebenen Zeichnungen anschaulich gemachten
Erfindung uͤbergehe, will ich kurz angeben, welche Zweke der an den
Hand- und Kunstwebstuͤhlen gewoͤhnlich gebraͤuchliche
Spannstok erfuͤllt, indem dann der Nuzen meiner Vorrichtung um so
augenscheinlicher erhellen wird. Der uͤbliche Spannstok hat bereits mehrere
Veraͤnderungen erlitten; im Allgemeinen besteht er jedoch aus einem
gegliederten hoͤlzernen Stabe, der an beiden Enden mit kleinen Spizen oder
Stiften versehen ist. Diese Stifte werden von dem Arbeiter oder demjenigen, der den
Webstuhl beaufsichtigt, in die Sahlbaͤnder oder Raͤnder des Zeuges
eingesenkt, worauf der gegliederte Stab gerade gestrekt, und der gewebte Zeug damit
bei seinem Fortschreiten gegen den Werkbaum hin gehoͤrig ausgespannt erhalten
wird. In dem Maaße, als das Weben von Statten geht, und der Zeug von dem Werkbaume
aufgenommen wird, muß der Spannstok abgenommen und zuruͤkgesezt werden; ein
Geschaͤft, dessen Vollbringung dem Arbeiter oder Aufseher obliegt. Zur
Erzeugung einer gleichmaͤßigen Breite des Zeuges oder, um wie man zu sagen
pflegt, ein schoͤnes Sahlband hervorzubringen, muß auf dieses Versezen des
Spannstokes große Aufmerksamkeit verwendet werden; denn es ist offenbar, daß der
Spannstok nicht lange in der zur Vollbringung seiner Aufgabe geeignetsten Stellung
bleibt, wenn er sich, wie dieß gewoͤhnlich der Fall ist, zugleich mit dem
Zeuge fortbewegt. Diesen nachtheiligen Eigenschaften des gewoͤhnlichen
Spannstokes abzuhelfen, und denselben von der Beihuͤlfe des Arbeiters
unabhaͤngig zu machen, ist nun der Zwek meiner sogleich zu beschreibenden
Erfindung.
Fig. 41 zeigt
einen der gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Webstuͤhle von Vorne;
Fig. 42
dagegen ist ein Grundriß desselben. A ist der Werkbaum,
auf den der gewebte oder vollendete Zeug aufgewunden wird, und B der unbewegliche Brustbaum, uͤber den der Zeug
laͤuft, bevor er an den Werkbaum gelangt. Die Stellung, in der der
gewoͤhnliche Spannstok angebracht wird, ist in Fig. 42 durch die
punktirten Linien b, b
angedeutet, waͤhrend man die Stellung des verbesserten Spannstokes in Fig. 41 und
42 bei
C und an dem Brustbaum B
befestigt ersieht.
Fig. 43, 44, 45, 46 und 47 geben
verschiedene Ansichten, Durchschnitte, so wie auch mehrere Details des verbesserten
Apparates. Fig.
43 ist ein Aufriß und Fig. 44 ein Grundriß
einer kreisrunden Scheibe oder eines Rades mit einer abgedachten Flaͤche, aus
welchem mehrere kleine Stifte hervorragen, die sowohl gegen den Radius des Rades, als gegen die
abgedachte Flaͤche schief gestellt sind. Diese Scheibe oder dieses Rad
laͤuft frei um den Zapfen m, dessen Stellung am
deutlichsten aus dem Durchschnitte Fig. 45 erhellt, und der
einen Theil des metallenen Stuͤkes a, a, a, a ausmacht. Die aͤußere Gestalt und den Bau dieses Stuͤkes
ersieht man am besten aus dem Aufrisse Fig. 46 und aus dem
Grundrisse Fig.
47. Diese beiden Figuren zeigen naͤmlich den verbesserten Spannstok
in vollkommenem Zustande, und zur Anwendung an dem Brustbaum B des Webstuhles bereit; Fig. 45 hingegen
erlaͤutert den inneren Bau des Stuͤkes a,
a, a, a in einem Durchschnitt desselben. Aus einem Blik auf
Fig. 47
wird man ersehen, daß dieser Theil mit einer Spalte oder mit einem Fenster oder
Ausschnitte versehen ist, durch den das Sahlband des in Arbeit befindlichen Zeuges
laͤuft; lezteres ist in Fig. 47 durch die linie
c, c angedeutet. In Fig. 42
bezeichnen dieselben Buchstaben den Zeug und die Stellung, in der sich der
verbesserte Spannstok befindet. In dieser Stellung durchdringen die an den bereits
beschriebenen Scheiben oder Raͤdern befindlichen Stifte den Zeug, um ihn
vermoͤge ihrer schiefen Richtung so ausgespannt zu erhalten, wie dieß sonst
durch den gewoͤhnlichen Spannstok geschieht. In dem Maaße als sich der
gewebte Zeug gegen den Werkbaum zu bewegt, in demselben Maaße laͤuft die
Scheibe um, so daß sie ihre Stifte regelmaͤßig darbietet, den Zeug durch sie
gehoͤrig ausgespannt erhaͤlt, und also ein schoͤnes Sahlband
erzeugt. Das Festhalten der Stifte in dem Sahlbande ist durch den Hut, unter welchem
der fassende Theil des Rades bei seiner Umdrehung hinweggeht, versichert; dagegen
bekommen die Stifte, nachdem sie unter diesem Hute heraus gekommen, eine solche
Neigung, daß der Zeug von ihnen abgleiten und auf den Werkbaum uͤbergehen
kann.
Der Patenttraͤger erklaͤrt, daß er die Anwendung einer umlaufenden mit
Stiften ausgestatteten Scheibe nur in so fern in Anspruch nimmt, als damit ein mit
einem Fenster oder einem Ausschnitte versehener Hut von der beschriebenen Art
verbunden wird, wodurch das Sahlband gleichmaͤßig und genau an die Stifte
gebracht, und am unzeitigen Entweichen von diesen lezteren verhindert wird.