Titel: | Bericht über Dana's Bleichverfahren für Baumwollenzeuge; der Société industrielle in Mülhausen im Namen des Ausschusses für Chemie von Hrn. Eduard Schwartz erstattet. |
Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. LXXIII., S. 296 |
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LXXIII.
Bericht uͤber Dana's Bleichverfahren fuͤr Baumwollenzeuge;
der Société industrielle in Muͤlhausen im Namen
des Ausschusses fuͤr Chemie von Hrn. Eduard Schwartz erstattet.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhausen, No. 62.
Ueber Dana's Bleichverfahren fuͤr
Baumwollenzeuge.
Der Ausschuß für Chemie hat in seiner lezten Versammlung das Bleichverfahren für
Baumwollzeuge verhandelt, welches gegenwärtig bei den zum Bedruken mit Krappfarben
bestimmten Zeugen allgemein angewandt wird; dasselbe wurde bekanntlich zuerst durch
Hrn. Dana in der Fabrik des
Hrn. Prince in Lowell bei
Boston (Nordamerika) eingeführt und erwies sich bei den Versuchen der HHrn.
August Scheurer und
Ed. Schwartz in Mülhausen
(polyt. Journal Bd. LXIV. S. 448) als dem
beabsichtigten Zweke vollkommen entsprechend. Es fragte sich nämlich, ob seit der
Bekanntmachung dieses Verfahrens (1837) die Erfahrung im Großen die damals in
kleinem Maaßstabe darüber angestellten Versuche bestätigt habe. Alle Mitglieder des
Ausschusses hatten sich von der Wirksamkeit dieses Verfahrens zu überzeugen
Gelegenheit gehabt; die Fettfleken der Baumwollenzeuge, welche durch die früheren
Bleichmethoden nie so beseitigt werden konnten, daß sie in der Krappflotte nicht
mehr anzogen und welche deßwegen so lange Zeit der Schreken der Kattundruker waren,
verschwinden bei Dana's
Bleichverfahren vollkommen, und es haben auch seit der Einführung desselben (im
Elsaß) alle Streitigkeiten zwischen den Bleichern und Kattundrukern und zwischen
lezteren und den Kaufleuten, die weiße Waaren selbst druken lassen, ganz
aufgehört.
Das neue Verfahren, welches im Wesentlichen darin besteht, daß man die Stüke zuerst
in Kalk kocht, säuert und dann zur Zersezung der noch darauf haftenden Kalkseife mit
kohlensaurem anstatt wie früher mit äzendem Kali oder Natron laugt, wurde anfangs
von den meisten unserer Bleicher mit Mißtrauen aufgenommen und von mehreren
derselben nach einem oder zwei unglüklichen Versuchen sogar verworfen; anderen aber,
welche es besser auffaßten und anwandten, lieferte es von Anfang an so auffallend
gute Resultate, daß seine Vorzüglichkeit bald anerkannt werden und es in allgemeinen
Gebrauch kommen mußte. Es zeigte sich bald, daß eine Hauptbedingung des Gelingens
die ist, daß der Kalk seine Wirkung vollständig und gleichförmig ausübt; alsdann
fand man, daß es auch nöthig ist, die Stüke nach der Kalklauge zu säuern. Obgleich
Hr.
Scheurer in seiner Abhandlung über das fragliche
Bleichverfahren sich gegen das Auskochen mit Kalk in großen Kufen (worin also sehr
viele Stüke auf einander liegen) ausspricht, so sind doch einige Fabriken auf diesem
Wege zu guten Resultaten gelangt, müssen dabei aber allerdings diese Operation
wieberholen. Einige Bleicher zogen es vor, nur eine kleine Anzahl Stüke auf Einmal
mit Kalk zu behandeln und zwar in Kesseln, wo sie in der Kalkmilch schwimmen; diese
nehmen dann vor der Kalklauge gar keine Operation mit den Stüken vor und ziehen sie
auch nicht einmal durch Wasser. Die Erfahrung im Großen hat gezeigt, daß das Säuren der mit Kalk gekochten Stüke eine Hauptbedingung
für das Gelingen des Bleichverfahrens ist und man sucht gegenwärtig nicht mehr die
auf den Stüken erzeugte Kalkseife durch kohlensaures Kali oder Natron zu zersezen,
sondern vielmehr aus der Kalkseife allen Kalk durch Schwefelsäure abzuscheiden und
somit die fetten Säuren in Freiheit zu sezen, welche in diesem Zustande, wie man
jezt überzeugt ist, in kohlensauren Alkalien leichter als in äzenden auflöslich
sind. Wenn man Baumwollzeuge so bleichen will, daß alle Spuren von Fett daraus
entfernt werden, so muß man also:
1) die Fettarten vollständig in eine Kalkseife verwandeln;
2) die Kalkseife zersezen, indem man den Kalk in Schwefelsäure auflöst und
3) die auf den Zeugen frei gemachten fetten Säuren sodann in kohlensauren Alkalien
auflösen.