Titel: | Ueber den Milchhüter des Hrn. Joumard; ein der Société d'Encouragement von Hrn. Labarraque erstatteter Bericht. |
Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. XIII., S. 47 |
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XIII.
Ueber den Milchhuͤter des Hrn. Joumard; ein der Société d'Encouragement von Hrn. Labarraque erstatteter Bericht.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement. Okt. 1841,
S. 415.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Joumard's Apparat zum Milchsieden.
Unter dem Namen Milchhüter (Garde-lait) hat Hr.
Joumard einen Apparat zur Prüfung vorgelegt, womit
man die Milch so lange sieden lassen kann, als man es nöthig erachtet, ohne Obacht
auf sie zu geben, weil sie, während sie sich durch das Aufwallen aufbläht, nicht aus
dem Gefäße auslaufen und auf den glühenden Kohlen verbrennen kann, wobei sie
bekanntlich einen höchst unangenehmen Geruch erzeugt.
Milch zu sieden ist ein Geschäft, welches jeden Tag vorkömmt, und sehr oft ereignet
es sich, daß die Milch davon läuft, wie die Hausfrauen sagen, ins Feuer fällt und
verbrennt. Der Geruch der brennenden thierischen Materie ist andauernd und
unerträglich für empfindliche Personen, für Jedermann aber unangenehm. Diesen Unfall
unmöglich zu machen, gelang Hrn. Joumard durch ein sehr
einfaches Mittel.
Er verfertigt nämlich einen Dekel aus Weißblech, woran sich ein kleines Ventil von 2
Centimeter (9 Par. Linien) Oeffnung und ein Rohr von 5 Centimeter (1″
10″′) Höhe auf 4 Cent. (1″ 5′″) im Durchmesser
befindet. Dieser Dekel, welcher etwas dicht schließt, wird auf eine Casserole von
gewöhnlicher Form gesezt, welche jedoch 4 Centimeter von ihrem oberen Rande eine
vorspringende Wulst hat, die dem Dekel gestattet, sich darauf zu sezen, so daß er 4
Centimeter in die Casserole hineintritt.
Will man Milch sieden, so bringt man sie in die Casserole, welche sie nur bis 2
Centimeter unter dem Rande, worauf der Dekel aufsizt, füllen darf; nachdem der Dekel
aufgesezt ist, bringt man den Apparat auf das Feuer. Wenn die Flüssigkeit in Wallung
kommt, so schließt sie das Ventil unter dem Dekel, erhebt sich in dem Rohre mit
ziemlicher Kraft, fällt dann auf den Dekel nieder und öffnet durch ihren Druk das
Ventil; die Milch fällt in die Casserole zurük, nachdem sie mit der äußeren Luft in
Berührung war, steigt von Neuem in das Rohr und fährt so fort, so lange das
Aufwallen stattfindet. Die Haut der Milch wird durch das Aufsteigen in das Rohr
zerrissen, und nicht ein Tropfen dieser Flüssigkeit kann sich dem Rande der Casserole
nähern, und sie kann folglich auch nicht in das Feuer fließen.
Der Dekel von Weißblech mit einem Ventil und einem Rohre versehen, hat ein zu
geringes Gewicht, um nicht durch das Aufwallen der Flüssigkeit gehoben zu werden,
wenn man es vernachlässigt, ihn fest einzudrüken; theils um diese Unannehmlichkeit
zu vermeiden, theils weil man das Ventil bisweilen zu reinigen vergessen könnte, hat
Hr. Joumard den Dekel mit seinem Rohre aus Gußeisen
verfertigen lassen, und statt eines Ventils diesen Dekel mit vier Löchern von 1
Centimeter (4 2/5′″) Durchmesser versehen lassen. Der Erfolg ist
derselbe, und das Gewicht des Dekels allein erhält ihn am Plaze. Für diejenigen
Personen, welche das Gußeisen nicht lieben, verfertigt er Dekel aus gewöhnlichem
Porzellan.
Der Apparat des Hrn. Joumard dürfte fast allgemein in
Gebrauch kommen; von seinem Princip wird man auch nüzliche Anwendungen in
verschiedenen Gewerben machen können, z. B. bei dem Seifensieden etc. Die Niederlage
der Apparate des Hrn. Joumard ist zu Paris in dem
Eisenmagazin des Hrn. Muel de Thuzy, rue Richer, 34.Hr. Joumard ließ sich seine Erfindung patentiren,
und erhielt dafuͤr von der Société
d'Encouragement eine Bronze-Medaille.
Fig. 40 ist
ein verticaler Durchschnitt des Dekels der Casserole (des sogenannten Milchhüters)
nach der Linie A B der Fig. 41.
Fig. 41 ist
der Dekel von Oben gesehen.
a die durch punktirte Linie angedeutete Casserole; sie
hat einen vorspringenden Rand b, worauf der Dekel c von Weißblech oder Porzellan aufsizt. d ein Rohr, welches sich in der Mitte des Dekels erhebt
und durch welches die Milch tritt, wenn sie durch die Wirkung des Siedens sich
aufbläht, um auf den Dekel überzulaufen, von dem sie durch die Löcher e, e in die Casserole zurüktritt.