Titel: | Kritische Uebersicht der deutschen technologischen Journalistik. Von Karl Karmarsch. |
Autor: | Prof. Karl Karmarsch [GND] |
Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. XXX., S. 148 |
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XXX.
Kritische Uebersicht der deutschen
technologischen Journalistik. Von Karl
Karmarsch.
(Fortsezung von Heft 1, S. 83.)
Karmarsch, Kritische Uebersicht der deutschen technologischen
Journalistik.
VII. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
Preußen.
Jahrg. 1840, Lief. 3–6; Jahrg. 1841, Lief. 1–4.
Leute von anscheinend sehr beschränkten oder einseitigen Vorstellungen über das Wesen
und den Werth technologischer Journalistik haben sich nicht entblödet, mit einer
sublimen Art von Spott öffentlich diesen Verhandlungen nachzusagen, daß sie unter
allen deutschen technologischen Zeitschriften — „das beste Papier und die schönsten Kupferstiche
brächten!“ Ja in Berlin selbst
ist, wenn ich nicht
sehr irre, ein solcher Ausspruch gedrukt worden, mit welchem man andeuten zu wollen
scheint, daß die „Verhandlungen“ arm an Inhalt seyen. Die große
Mehrheit des deutschen technischen Publicums hat einen viel zu gesunden Sinn, als
daß es nöthig seyn könnte, auf eine so ungerechte und abgeschmakte Behauptung viel
zu erwiedern. Sie konnte auch nur aus einem gänzlichen Verkennen der offenliegenden
großartigen Tendenz dieser Zeitschrift hervorgehen. In dem ganzen Gebiete der
deutschen technischen Journalistik sind die Berliner Verhandlungen fast die einzige
periodische Schrift, welche für die höhere Industrie, namentlich das Maschinenwesen,
Bedeutendes durch Original-Mittheilungen leistet. Sie haben während der Zeit
ihres Bestehens mehr ausführliche, zum Nachbauen geeignete Zeichnungen von wichtigen
Fabrikmaschinen geliefert, als vielleicht alle unsere anderen Journale zusammen. Daß
sie ein gründliches Quellenwerk zu seyn sich bestreben; daß sie auf Werth und Gehalt
des Dargebrachten Alles, auf große Anzahl ihrer Artikel nichts halten; daß sie den
Schwall der tausend und aber tausend ephemeren Notizen, welcher ohnehin schon in
zahllosen Bienenkörben gesammelt und — auf Honig oder nicht —
verarbeitet wird, unberüksichtigt lassen; daß sie dem Geklatsche und den Zänkereien
der kleinen Blätter planmäßig fremd bleiben: — das
ist ihr unverzeihlicher Fehler in den Augen Einiger, die
sich in ihren Ansichten nicht über den engen Horizont eines Tagblattes erheben
können. Es ist gut und nothwendig, daß wir eine gewisse Anzahl kleiner
technologischer Blätter haben; aber die Herausgeber eines oder des anderen unter
denselben sollen nicht meinen, daß der Werth einer Zeitschrift durchaus nur nach dem
Grade ihrer Buntheit gemessen werden müsse.
Folgende Original-Abhandlungen befinden sich in den überschriftlich genannten
acht Heften:
1840, III. Lieferung: Die
Conditionirung der Seide, von Egen. (Nachtrag
dazu in Lief. VI.) — Diese an höchst
interessanten Thatsachen reiche Abhandlung ist auszugsweise auch im polyt. Journale
(Bd. LXXVII. S. 439 und Bd. LXXX. S. 353) mitgetheilt worden, daher ich mich eines Referates über
dieselbe enthoben erachten kann.
Beschreibung einer Maschine zum Rauhen von Parchent, von
Wedding. — Diese Maschine stammt aus Amerika,
und ist bei den in Berlin damit angestellten Versuchen dem Zweke entsprechend
gefunden worden. Sie hat, wie natürlich, große Aehnlichkeit mit einer
Tuchrauhmaschine, und wie bei dieser ist der Hauptbestandtheil eine mit Karden
besezte Trommel, deren Durchmesser aber nur 1 Fuß, bei 3¼ Fuß Länge, beträgt.
Die Karden bilden 11 zur Achse parallele Reihen. Der Stoff, welcher durch zwei Walzen in die Maschine
eintritt und von zwei anderen Walzen angezogen und fortgeführt wird, nimmt seinen
Weg so, daß er unter der Trommel hingeht (nicht seitwärts
neben derselben, wie bei den gewöhnlichen Tuchrauhmaschinen). Statt der
Kardentrommel kann auch ein mit Krazenband in schraubenartigen Windungen garnirter
Cylinder angewendet werden, dem man einen geringern Durchmesser (6 Zoll ohne
Beschlag) gibt. Zur Reinigung der Kardentrommel oder des Krazencylinders von sich
anhängenden Fäserchen ist eine Bürstenwalze vorhanden. Nach den Versuchen, welche
mit solchen Rauhmaschinen angestellt worden sind, können bei Anwendung von
Menschenkraft zum Drehen derselben täglich 30 bis 36 Stük Parchent zu 70 Ellen, je
nach Beschaffenheit desselben, gerauht werden. Gewöhnlich näht man 10 bis 12 Stük
zusammen, so daß diese ein Stük ohne Ende bilden. Beim ersten Durchgange müssen die
Karden die Waare nur so eben berühren, und es muß die Trommel mit etwa 25
Umdrehungen per Minute bewegt werden. Man stellt
hierauf, damit die Karden stufenweise schärfer angreifen, die Waare immer näher an
die Trommel, und steigert die Geschwindigkeit der lezteren nach und nach bis zu 80
Umgängen per Minute. Je nachdem der Parchent wollig ist,
wird derselbe 8 bis 10mal durchgeführt. Ist dieß geschehen, so tauscht man die
Kardentrommel gegen den Krazencylinder um, und führt die Waare bei 40 Umgängen per Minute nochmals durch, um ihr einen dichten und
festen Strich zu geben. Die Maschine eignet sich auch zum Rauhen des Velpels, und,
mit scharfen Bürsten besezt, für Manchester. Sie kostet in Berlin 84 Thaler.
— In der obigen Angabe ihrer täglichen Leistung muß ein Irrthum enthalten
seyn, wie folgende Berechnung ergibt. Durch das Räderwerk wird die Zugwalze, welche
den Stoff aus der Maschine hervorführt, mit solcher Geschwindigkeit umgedreht, daß
sie 1 Umdrehung während 18.56 Umläufen der Kardentrommel macht; und da die Zugwalze
2½ Zoll im Durchmesser hat, so werden bei jedem vollen Umgange derselben 7.85
Zoll Waare fortgeführt, auf welche sich die Wirkung von 18.56 × 11 = 204
Reihen Karden vertheilt, so daß auf 1 Zoll Waare die Striche von 26 Reihen
Kardenköpfe kommen. Wird nun die mittlere Geschwindigkeit
der Trommel zu 60 Umläufen per Minute in Rechnung
gebracht, so gehen durchschnittlich per Minute 7.85
× 60/18.56 oder 25.37 Zoll Parchent durch die Maschine, wofür wir 25½
Zoll oder 1 Berliner Elle annehmen. Es sind demnach, um auf 30 Stük von 70 Ellen,
oder eine Länge von 2100 Ellen, eine Tracht zu geben, 35
Stunden reine Arbeitszeit nöthig; und sollen die 30
Stük zehn
Trachten erhalten, so
werden dazu 350 Stunden erfordert. Die wirkliche Leistung per Tag, leztere zu dem Maximum von 12 Stunden reiner Arbeitzeit
angeschlagen, scheint demnach nur eine Tracht auf etwa
700 Ellen oder zehn Stük Parchent ( = 10 Trachten auf 1
Stük) betragen zu können, wenn alle in Zeichnung und Beschreibung vorliegenden Daten
richtig sind.
Bemerkungen über die Erfordernisse einer guten Chausseewalze.
Nebst einem Vorschlage zur zwekmäßigen Einrichtung derselben. Von Schäffer. — Auszugsweise im polytechnischen
Journal Bd. LXXIX. S.
179.
Ueber die Anwendung der weißen Seifenkrautwurzel (radix saponariae albae) als
Wollwaschmittel. Von Mentzel.
— Das Hauptresultat der hier beschriebenen Versuche ist: 1) daß die
Seifenwurzel sich zum Waschen der Schafe oder der ungewaschen in den Handel
kommenden Wolle sehr gut eignet, dagegen zur eigentlichen Entfettung (zur
sogenannten Fabrikwäsche) weniger tauglich ist, als gefaulter Urin, welcher die
Reinigung leichter, vollkommener und wohlfeiler bewirkt. 2) Daß die Seifenwurzel
beim Waschen des Tuches in der Walke die Seife nicht ersezen kann, indem sie weder
das Fett noch den Leim gehörig wegschafft. — Zur Pelzwäsche ist auf 1000
Schafe 1 Cntr. Seifenwurzel zu rechnen, deren mit Wasser bereitete Abkochung heiß
dem Waschwasser zugesezt wird, so daß die Mischung etwa die Temperatur von
20° R. erhält. Die Wolle erlangt dadurch eine besondere Weiße und Milde. Die
Fabrikwäsche wurde, um eine Vergleichung anstellen zu können, nach verschiedenen
Methoden vorgenommen. Schlesische Schurwolle von mittelmäßiger Schäfereiwäsche
verlor an Gewicht durch die Wäsche:
a) mit weißer Seifenwurzel allein, nach verschiedenen
Behandlungsarten, 18.7 bis 31.6 Procent;
b) mit Urin 30.5 bis 32 Procent;
c) mit Urin und Seifenwurzel 31.6 bis 32.8 Procent.
— Man sieht hienach, daß die gewöhnliche Urinwäsche eine eben so vollständige
Entfettung bewirkt, als jede der anderen Methoden bei der vortheilhaftesten
Ausführung.
Die rothe Seifenwurzel (radix
saponariae officinalis, s. rubrae) muß in viel größerer Menge angewendet
werden, als die weiße, wenn sie eben so gut wie diese reinigen soll.
IV. Lieferung: Ueber den Kalkstein
vom Krienberg bei Rüdersdorf und einige Cementsteine. Von Meyer. —
Der Krienberger Stein (a) wurde im Vergleich mit
mehreren andern Kalksteinen der Analyse unterworfen, nämlich b von der Insel Sheppey, c von Tarnowitz, d und e von der Porta westphalica, f aus der
Nähe von Kassel.
b dient in England zur Bereitung des sogenannten
römischen Cements; d und e
werden, zu gleichen Theilen miteinander gemengt, ebenfalls zu Cement verarbeitet,
f ist das rohe Material der Koch'schen Cementfabrik in Kassel. Nun ergeben die Analysen, daß a eine sehr ähnliche Zusammensezung wie b hat, wogegen c nicht nur
von diesem, sondern von allen übrigen höchst bedeutend abweicht. Während nämlich die
Menge der in Säuren unauflöslichen Bestandtheile (hauptsächlich Kieselerde und
Thonerde) bei b, d, e, f zwischen 15.9 und 29 Proc., und
bei a 21.6 Proc. beträgt, erreicht sie bei c nur 4.7 Proc. Dagegen enthält dieser leztere Stein
29.3 Proc. kohlensaure Bittererde, wovon in a, b, d und
e nicht mehr als 1.35 bis 5.62 Proc. vorkommt.
— Der Kasseler Cementstein (f) gab fast
28½ Proc. kohlensaure Bittererde, steht also hierin dem Tarnowitzer (c) sehr nahe, während er auf der andern Seite
hinsichtlich der Menge von Kiesel- und Thonerde sich den übrigen anreiht.
Wenn man nun, nach der gewöhnlichen Meinung, die Brauchbarkeit eines Kaltsteins zu
Cement als von dessen Thon- und namentlich Kieselerdegehalt abhängig absieht,
so müßte erwartet werden, daß der Krienberger Stein (a)
zu Cement tauglich seyn werde, dagegen der Tarnowitzer (c) nicht. Versuche haben indessen gerade das Umgekehrte gezeigt. Der
Verfasser erklärt die Unbrauchbarkeit von a aus der in
diesem stattfindenden unvollkommenen Mengung von Kalk und Thon, so wie aus dessen
Weichheit und schiefriger Textur; gesteht jedoch hinsichtlich der Tauglichkeit von
c, daß er um einen Erklärungsgrund dafür in
Verlegenheit sey, und zieht nur den Schluß, daß dolomitartige Kalke, welche den zur
Mörtelbereitung erforderlichen Cohäsionszustand besizen, fest, feinkörnig und nicht
porös sind, einen guten hydraulischen Mörtel geben können, ohne Kieselerde und
Thonerde in erheblicher Menge zu enthalten.
Beschreibung einer Schüze für sehr große Oeffnungen. Von
Hofmann. — Diese Schüze ist bei einem Mühlwerke an der Oder in einem
22 Fuß breiten Gerinne angebracht, wo bei hohem Wasser eine gewöhnliche Schüze 15
Fuß hoch aufzuziehen seyn würde. Sie besteht in der Hauptsache aus zwanzig eichenen
Balken von 10 Zoll Breite und 9 Zoll Höhe, welche nach der Breite des Gerinnes
angebracht sind, demgemäß 23 Fuß Länge haben, und durch ihr Aufeinanderliegen eine
senkrechte Wand bilden, die das Gerinne absperrt. Der oberste Balken ist mittelst
Schraubbolzen an die Griffsäulen zu beiden Seiten des Gerinnes befestigt, und die
übrigen hängen an ihm. Zwei eiserne Gelenkketten verbinden nämlich diese Balken auf
der Seite des Oberwassers so miteinander, daß das Ganze aus eben so vielen, wie an
Scharnieren beweglichen, Gliedern besteht, als Balken vorhanden sind. Der unterste Balken
ist durch ein angehängtes Eisenstük beschwert, und dieses steht mittelst zweier
schräg durch das Oberwasser zu Tage gehender Ketten mit einer Winde in Verbindung.
Werden nun mittelst der leztern die Ketten aufgezogen, so hebt sich im Bogen zuerst
der unterste Balken, dann der zweite u. s. f. der Reihe nach, ungefähr in der Art,
wie man einen Vorhang aufhebt. Dadurch wirb die dem Wasser zum Abflusse dargebotene
Oeffnung von Unten auf desto mehr vergrößert, je mehr die Ketten auf die Welle der
Winde aufgerollt werden. Beim Nachlassen der Winde schließt sich die Schüze von
selbst. Diese Construction ist höchst sinnreich; der Erfinder bemerkt, daß man sie
mit umgekehrter Stellung (nämlich die Befestigung unten) auch für Wasserräder
gebrauchen könne, auf welche man das Wasser oben über die Schüze fallen läßt.
Ueber Vor- und Feinschleifen von Messern etc. auf Metallscheiben mit Einer Sorte Schmirgel. Von Ehrenberg. — Die Schleifscheiben, von denen hier
die Rede ist, und welche in England allgemein, in Deutschland dagegen zur Zeit noch
wenig gebräuchlich sind, bestehen aus Holz und haben eine herumgegossene, dann genau
abgedrehte, ringförmige, wenigstens ½ Zoll dike Bekleidung von einer Legirung
aus Zinn und Blei. Auf diesen Metallüberzug wird Schmirgel, mit Oehl zu einem
ziemlich diken Brei angemacht, aufgetragen. Statt aber mehrere Sorten Schmirgel von
stufenweise zunehmender Feinheit nacheinander anzuwenden, nimmt man nur eine
einzige, zum Vorschleifen geeignete Sorte, schleift mit dieser (ohne Schmirgel
nachzutragen) eine Anzahl Messer; läßt dann die Scheibe mit Talg ablaufen und wischt
sie mit einem wollenen Lappen so ab, daß keine größeren Körnchen zurükbleiben; nimmt
nun, ohne neuen Schmirgel zu geben, die aus dem Groben geschliffenen Messer der
Reihe nach wieder vor, und gibt ihnen den zweiten Schliff. Nach Beendigung der
zweiten Schleifung reinigt man die Scheibe abermals, jedoch mit einem trokenen
leinenen Lappen, und ohne Talg anzuwenden; läßt sie ferner mit einem Stüke gelben
Wachses, hierauf mit einem Stüke Quarz ablaufen (welches leztere angegriffen wird
und feine Theilchen auf der nun fast von Schmirgel entblößten Scheibe zurükläßt);
und schleift endlich alle Messer zum drittenmale, wodurch sie eine äußerst feine,
von Rizen freie und zur Annahme einer schönen Politur geeignete Fläche erhalten. Die
Politur selbst wird auf einer Lederscheibe mit Polirroth (Crocus) und Weingeist
gegeben. Wie man sieht, beruht die vorstehende einfache und treffliche
Schleifmethode darauf, daß sich der Schmirgel durch das Schleifen selbst verfeinert
und dessen zarte Theilchen sich in der Oberfläche der Zinnscheibe festsezen, wo sie beim Abwischen
der gröbern Körnchen zurükbleiben und der Metallfläche hinreichende Schärfe zum
Feinschleifen ertheilen.
V. Lieferung: Ueber die Vorzüge
blecherner und massiver Schornsteine für Dampfentwikler. Von Klügel.
— Es wird durch vergleichende Berechnungen gezeigt, daß massivgemauerte
Schornsteine schon in der Anlage bedeutend wohlfeiler zu stehen kommen, als solche
von Eisenblech bei gleicher Höhe und Weite; abgesehen von der größern Zerstörbarkeit
der lezteren.
Ueber Schornsteine für Dampfkessel-Anlagen. Von Stephan. — Der Verfasser empfiehlt die
Schornsteine mit nach Oben verjüngt zulaufender Höhlung und achtekigem Querschnitte,
als vorzüglicher wie alle übrigen. Dagegen wird in einem dem Aufsaze angehängten
Gutachten kein besonderer Werth auf die Verjüngung des Hohlraums gelegt, sondern die
prismatische Form des Rauchcanals, welche viel leichter herzustellen ist,
vorgezogen. So viel ist gewiß, daß nach beiden Grundsäzen sehr gute Schornsteine
hergestellt werden können und wirklich hergestellt worden sind; so wie auch, daß
manche andere in der Feuerungsanlage selbst vorkommende Umstände mitsprechen, um den
guten oder schlechten Zug, verbunden mit vollkommener Verbrennung, zu bewirken.
Beschreibung der mechanischen Schmierbüchse von Jaccoud in
Mühlhausen. Von Egen. — Die Absicht, den
Wellzapfen das Oehl in regelmäßig aufeinander folgenden sehr kleinen Portionen
zuzuführen, wird hier auf folgende schöne Art erreicht. Auf dem Zapfenlagerdekel ist
eine blecherne Büchse befestigt, in welcher sich der Oehlvorrath und zugleich der
größte Theil des Mechanismus befindet. Das vorzüglichste Stük des leztern ist ein
60zähniges Schiebrad von 2 Zoll Durchmesser, mit horizontal liegender Achse, auf
dessen Fläche ein paar Stifte mit zwei oder mehreren davon abhängenden Nadeln
(kurzen, stumpfen, 1 Linie diken Drähten) angebracht sind. Durch ein an dem
Wellzapfen befindliches Excentricum von Blech wird bei jeder Umdrehung der Welle
einmal das Rad, mittelst eines aus Draht gemachten Hebels, um ½ Zahn, oder
auch um 1 bis 5 Zähne weiter herumgeschoben. Bei der hiedurch bewirkten langsamen
Umdrehung gehen die zuvor erwähnten Nadeln durch das in der Büchse enthaltene Oehl,
und nehmen von diesem einen Tropfen mit, den sie nachher in einen Trichter fallen
lassen, aus welchem er durch ein enges Rohr in das Innere des Zapfenlagers
fließt.Man vergl. polytechn. Journal (1837) Bd. LXVI. S.
421.A. d. Red. Ungemein
sinnreich sind die Mittel, durch welche nach Erforderniß die Größe dieses
Oehlzuflusses regulirt werben kann. Eine solche mechanische Schmierbüchse kommt auf 1 bis
1½ Thlr. zu stehen. Sie erfordert, wenn das Oehl eingefüllt ist, weiter keine
Bedienung; allein es scheint, als ob häufiges Nachsehen doch nicht entbehrt werden
könnte, denn der Mechanismus ist wohl geeignet, durch zufällige Umstände in
Unordnung oder Stillstand zu kommen. Nach Jaccoud's
Angabe verbraucht eine 24pferdige Dampfmaschine mittelst der mechanischen
Schmierbüchsen:
an der Bläuelstange
5
Unzen Oehl
in
3
Monaten,
am Balancier
5
—
—
10
—
an der Schwungradwelle
5
—
—
3
—
ferner:
ein Wasserrad mittlerer Größe
5
—
—
6
—
eine Betriebwelle von 3 Zoll Stärke
5
—
—
9
—
VI. Lieferung: Beschreibung einer
kleinen Hochdruk-Dampfmaschine aus der Werkstätte von I. Braithwaite in
London. Von Wedding. — Diese Maschine
arbeitet seit mehreren Jahren, zur vollkommensten Zufriedenheit der Besizer, in der
Metallwerkstätte und Furnirschneiderei der Gebrüder Druckenmüller zu Koblenz. Sie wirkt ohne Condensation und Expansion. Der
Kessel derselben ist ein solcher mit innerer Heizung, und nicht eingemauert, sondern
wird von gußeisernen Füßen getragen. Zur Beförderung des Luftzuges in dem Feuerraum
ist ein sogenannter Centrifugal-Exhaustor angebracht. Der Kolben des
Dampfcylinders hat eine Metallliederung, die Kolbenstange steht durch zwei
Treibstangen mit dem unten zwischen den Seitenwänden des Maschinengerüstes
gelagerten Balancier in Verbindung. Der Durchmesser des Cylinders beträgt 6 1/16
Zoll, der Kolbenhub 12½ Zoll, der Normaldampfdruk im Kessel 3 Atmosphären,
die Zahl der Kolbenspiele (oder doppelten Hübe) 86½ in der Minute. Der Effect
der Maschine berechnet sich auf 2 1/6 Pferdekräfte, der Dampfverbrauch per Minute auf 40 Kubikfuß oder 4.369 Pfd., zu deren
Erzeugung der Dampfkessel 34 Quadratfuß geheizter Oberfläche enthält, so daß 7.78
Quadratfuß der zwischen Feuer und Wasser liegenden Oberfläche 1 Pfd. Dampf per Minute liefern müssen. Die Zeichnungen (auf 7
Kupfertafeln) und die Beschreibung sind sehr vollständig.
Ueber die Methoden der Vergoldung auf nassem Wege. Von
Elsner.Auszugsweise im polytechn. Journal Bd. LXXX. S. 144.
— Der Verfasser wiederholte die Versuche von de la
Rive und von Böttger über Vergoldung auf
galvanischem Wege, und bestätigt im Wesentlichen deren Resultate. Am Schlusse der
Abhandlung wird die Ansicht aufgestellt: daß die galvanische Methode verglichen mit der von
Elkington erfundenen nassen VergoldungPolytechn. Journal Bd. LXV. S. 42; Bd. LXVI. S.
126. dieser leztern hinsichtlich der praktischen
Anwendbarkeit nachstehe, indem sie weniger einfach ist, und im Allgemeinen
(ausgenommen auf Silber) einen Goldüberzug von weniger schöner Farbe liefert.
Jahrgang 1841. — I. Lieferung: Beschreibung eines mechanischen Tuchwebestuhls von
der Matteavan-Compagnie in New-York. Von Wedding.— Mehrere nach einem amerikanischen Muster
in Preußen gebaute Exemplare dieses Stuhls sind von der Regierung an Tuchfabrikanten
vertheilt worden; jedoch ist dessen weitere Verbreitung bisher durch den hohen Preis
(450 Rthlr., ohne Geschirr und Rietblatt) und durch die niedrigen Lohnsäze bei der
Handweberei gehindert worden. Uebrigens liefert derselbe ausgezeichnet schöne Waare.
In der Construction finden sich mehrere sehr zwekmäßige und wohlausgedachte
Eigenthümlichkeiten, worunter ich beispielsweise nur die Lagerung des Tuchbaumes
mittelst Spizzapfen in Pfannen, die Kettenspannung mittelst eiserner Frictionsringe
am Kettenbaume, die Vorrichtung zum Abstellen der Bewegung beim Stekenbleiben der
Schüze, und das (vermöge excentrischer Zahnräder) mit steigender Geschwindigkeit
erfolgende Anschlagen der Lade erwähnen will.
Ueber die Anwendbarkeit des Wasserglases, um das Entbrennen
feuerfangender Gegenstände zu verhüten. — Die hier beigebrachten
Erfahrungen mehrerer Versuchansteller stimmen sämmtlich darin überein, daß sie dem
Wasserglase kein günstiges Zeugniß geben.
II. Lieferung: Ueber die
Fortschritte des Seidenbaues, vorzüglich im nördlichen Frankreich, mit Rüksicht
auf dessen Fortschritte in Deutschland. Von Türk. — Eine Zusammenstellung von Notizen, aus welcher ein Auszug nicht
zu machen ist, die aber alle Liebhaber des in Deutschland aufkeimenden Seidenbaues
interessiren werden. Der Verfasser ist bekanntlich ein höchst eifriger Beförderer
dieses Industriezweiges, dem außer Preußen auch andere Theile Deutschlands schon
Manches in dieser Hinsicht verdanken.
Beschreibung der von James Sims in Cornwall gebauten
Hochdrut-Dampfmaschine mit zwei Cylindern, nebst Theorie und Berechnung
dieser Maschinen. Von Nottebohm. — Der
Hauptgegenstand dieser Abhandlung ist die mathematische Erörterung, welcher ich hier
nicht im Einzelnen folgen kann; die im Titel genannte Beschreibung der Maschinen beschränkt sich auf eine
Skizzirung derselben zum Behufe jenes Hauptzwekes.
Beschreibung einer von Oldland erfundenen
scheiben-Rauhmaschine für Tuch. Von Wedding. — Diese Maschine, welche nach einem englischen Muster von
Mohl in Berlin mehrfältig ausgeführt ist, bei diesem
Mechaniker 650 Thaler kostet, und sich bei der Anwendung als sehr nüzlich bewährt
hat, dient zum Rauhen des Tuches nach der Breite, insbesondere zum Ausrauhen der
Leisten, dem sogenannten Postiren, weßhalb sie auch Postirmaschine genannt wird. Den Namen Scheiben-Rauhmaschine hat sie davon erhalten, daß die Karden auf
der ebenen Fläche zweier großen (46 Zoll im Durchmesser haltenden) Scheiben
angebracht sind, die sich 36 bis 40mal in der Minute (nach einerlei Richtung) um
ihre horizontal liegenden Achsen drehen, während das Tuch zwischen ihnen und den
gegenüber angebrachten flachen Bürsten durchgeht. Jede dieser Scheiben enthält 20 im
Kreise stehende Rauhstüke, d. h. Rahmen, deren jeder zwei Reihen Karden dergestalt
enthält, daß die Richtung dieser Reihen (in einer Länge von 9 oder 10 Zoll) nach dem
Mittelpunkte der Scheibe zugeht. Die Kardengarnitur bildet also einen aus 20 (durch
Zwischenräume von einander getrennten) Stüken bestehenden Kranz oder Ring vom äußern
Umkreis der Scheibe nach Einwärts. Die eine Scheibe ist links und oben, die andere
rechts und weiter unten angebracht, so daß beide in einer gemeinschaftlichen Ebene
liegen, und jede mit ihrem horizontalen Durchmesser von dem einen Ende der Maschine
bis etwas über deren Mitte hinein reicht, folglich das Tuch noch über die Leiste
hinaus bestreicht. Man kann streng genommen nicht sagen, daß das Tuch auf diesen
Maschinen der Breite nach gerauht wird; denn aus dem
Gesagten ergibt sich schon, daß die Striche der Karden große Bögen sind, die mit
ihren Enden auf der Kante des Tuches stehen, und sich nahe an dessen Mitte von den
entgegengesezten Seiten aus durchkreuzen.
III. Lieferung: Berndt's Methode
hochgeäzte Zeichnungen auf Stein solchergestalt zu fertigen, daß man
Metallabgüsse davon nehmen kann; und ein verbessertes Verfahren, in Stein zu
graviren. — Die hier beschriebenen Proceduren sind auf amtliche
Veranlassung in die Verhandlungen eingerükt, und scheinen ein von der preuß.
Regierung angekauftes (aus Oesterreich stammendes) Geheimniß zu seyn. In dem
Verfahren des Hochäzens ist, der Hauptsache nach, nicht viel Neues zu entdeken,
außer dem Recepte zu der als Aezgrund angewendeten chemischen Tusche. Es besteht
darin, auf dem mittelst Bimsstein seingeschliffenen lithographischen Steine die
Zeichnung mit der Feder und einer in Wasser abgerieben chemischen Tusche (aus 7 Theilen Talg,
12 Th. weißem Wachs, 12 Th. Seife, 9 Th. Schellak, 6 Th. Mastix, 2 Th. Butter, 1
Theil in Lavendelöhl aufgelöstem Kautschuk, 5 Th. Ruß) auszuführen, nach dem Troknen
in gelinder Wärme den Stein mit einem Wachsrande einzufassen, und nun mit einer
durch viel Wasser verdünnten Mischung von Salpetersäure, Salzsäure und Phosphorsäure
zu äzen. Die geäzten Steine werden dann in Gyps abgeformt, und in den Gypsformen
gießt man (wie jezt beim Stereotypiren allgemein üblich ist) Platten von feinem
Schriftgießerzeug, welche genaue Copien der geäzten Steine sind, und in der
Buchdrukerpresse abgedrukt werden können. Von der in einigen Punkten excessiven
Genauigkeit der Beschreibung kann man sich einen Begriff machen, wenn ich anführe,
daß vorgeschrieben wird, die Tusche mit dem zugesezten Wasser „unter
Beihülfe des mittleren Fingers der rechten Hand“ abzureiben, dergestalt, daß
sie ungefähr „um ⅔ substanziöser“ ausfällt, als gewöhnliche Tusche zum
Lithographiren. Nicht einzusehen ist die Nothwendigkeit, daß die Tusche
„des Winters viermal, des Sommers jedoch 6 bis 8mal des
Tages“ frisch angerieben werde. In einem des Winters geheizten Arbeitszimmer wird wohl der Unterschied der
Wärme in beiden Jahreszeiten nicht so groß seyn, daß die
flüssige Tusche zur Sommerszeit zweimal so schnell vertroknet, als des Winters. Die
Vorschrift hätte sich bestimmter ausdrüken lassen. Gegenüber der eben berührten
subtilen Genauigkeit (die ich nicht ernstlich zu tadeln gemeint bin) sticht es
einigermaßen ab, daß der Verfasser das spec. Gewicht der zum Aezwasser anzuwendenden
Säuren nicht angibt, obschon allerdings ein empirisches Kennzeichen der richtigen
Stärke des Aezwassers in der Art des dadurch bewirkten Aufbrausens angezeigt wird.
— Zum Graviren präparirt der Verfasser den (vorläufig mit Bimsstein zuerst
naß, dann troken geschliffenen) Stein dadurch, daß er ihn mit Gummiwasser (auf
½ Seidel Wasser eine kleine Hand voll Gummi nebst 6 bis 8 Tropfen
gewöhnlicher Schreibtinte) dik bestreicht, den Anstrich
troknen läßt, nach 2 bis 3 Tagen ihn wieder abwäscht und mit schwacher Phosphorsäure
äzt. Um die gravirten Striche besser zu sehen, gibt er alsdann der Steinfläche einen
zarten Anstrich von in Weingeist zerriebenem Ruß, der auf den Stein gepudert und
mittelst einer weichen Haarbürste auseinandergerieben wird, nachdem man
KleisterwasserWasser, worin ein etwas Staͤrkekleister enthaltender Pinsel
ausgewaschen ist. zu dem Ruße aufgesprengt hat. Der Zusaz von
Schreibtinte zum Gummiwasser scheint in so geringer Menge, wie er vorstehend
angegeben ist, kaum
eine bemerkbare Wirkung ausüben zu können. Uebrigens ist die Anweisung im Ganzen
sorgfältig und gewissenhaft abgefaßt, enthält mehrere gute Winke (z. B. über das
Graviren), und scheint durch die Erfahrung ausgezeichnet bewährt zu seyn, indem in
einem Nachtrage zu derselben angeführt wird, der Verfasser habe ungewöhnlich schöne
Probedrüke seiner hochgeäzten Arbeiten vorgelegt.Wir haben Berndt's Abhandlung in einem der lezten
Hefte des polyt. Journals (Bd. LXXXII. S. 383)
vollstaͤndig mitgetheilt.A. d. R.
Mechanische Vorrichtungen zum Anfertigen der Zapfen und
Zapfenlöcher bei Holzarbeiten, vom Tischlermeister Selle in Potsdam
construirt. — Die erste dieser Vorrichtungen ist eine Stemm-
oder Lochmaschine zum Ausstemmen kleiner Zapfenlöcher, welche mittelst eines
senkrecht stoßenden, durch einen Handhebel oder Schwengel bewegten,
lochbeitelförmigen Eisens wirkt. Durch einen bemerkenswerthen Mechanismus wird das
Fortrüken des Eisens vor jedem neuen Stoße zu Stande gebracht. Wo in vollem Holze
(und nicht am Ende eines Stükes) Zapfenlöcher zu machen sind, muß durch Vorbohren
eines Loches der Anfang gemacht werden. Die Zapfenlöcher fallen, mit dieser
Vorrichtung hergestellt, an einem Ende ein klein wenig weiter aus, als am andern,
was für saubere Arbeit ein wesentlicher Nachtheil ist,
selbst wenn der Unterschied nur sehr wenig beträgt. Bei gewöhnlicher
Stuhlmacherarbeit, wozu die gegenwärtigen Vorrichtungen hauptsächlich bestimmt zu
seyn scheinen, kann der kleine Fehler allerdings wohl geduldet werden. — Zum
Anschneiden der Zapfen hat der Erfinder zwei Sägeapparate construirt. Der erste
macht die zwei einander gegenüberstehenden Querschnitte in das Holz, durch welche
das Abgeseze oder die Brüstung des Zapfens entsteht. Die dazu dienliche doppelte
Säge wird horizontal an einem Griffe in ähnlicher Weise wie ein Hobel geführt, und
läuft zu diesem Behufe in einer aus Nuthen und Federn bestehenden geraden Leitung.
Dem Mechanismus kann auch hier ein gewisser Scharfsinn in der Erfindung nicht
abgesprochen werden; doch möchte er etwas wandelbar seyn; und eine Unvollkommenheit
ist es jedenfalls, daß die Schnitte nicht in einer geraden Linie, sondern nach einem
(freilich sehr flachen) Bogen geschehen. Der andere Apparat, womit die
Längenschnitte in das Holz gemacht werden, um die Dike des Zapfens zu erzeugen, hat
zwei senkrechte Sägen, und ist zum Treten eingerichtet. Endlich wird noch ein Rahmen
beschrieben, in welchem sechs Stuhl-Bestandtheile zu Aufsezung der Politur
eingespannt und durch eine sehr einfache Vorrichtung alle zugleich umgedreht werden
können, um ihre verschiedenen Flächen nacheinander obenauf zu bringen. Einer
allgemeinen Anwendung in den Tischlerwerkstätten sind die sämmtlichen hier
beschriebenen Vorrichtungen wohl nicht fähig; aber bei einer fabrikmäßigen
Verfertigung ordinärer Stühle können sie von Nuzen seyn.
Beitrag zur Berechnung des Radius der Schraubenlinie an
Cylinder-Schermaschinen. Von Schönemann.
— Bei den Tuchschermaschinen mit Cylinder werden bekanntlich die Schneiden
des leztern dadurch gebildet, daß man dünne Streifen Stahlblech in langgezogenen
schraubenförmigen Windungen auf der Mantelfläche des Cylinders einsezt. Ein solcher
Streifen wird in ebener Gestalt als ein Ringsegment von bestimmtem Halbmesser
zugeschnitten, und dann durch Drehen oder Biegen dem Cylinder angepaßt, wobei die
innere oder concave Kante auf den Cylinder (oder vielmehr in eine nach der
Schraubenlinie ausgearbeitete Furche desselben) zu stehen kommt. Bisher scheinen die
Verfertiger der Schermaschinen einzig durch Probiren zu der angemessenen Größe des
dem Blechstreifen zu gebenden Krümmungshalbmessers gelangt zu seyn. Der Verfasser
leitet nun durch Rechnung eine Formel ab, wonach man den Halbmesser R für die innere (concave) Kreiskrümmung des Streifens
finden kann, und gibt zugleich eine einfache geometrische Construction an, um durch
Verzeichnung zu demselben Ziele zu gelangen. Bedeutet
r den Halbmesser des Cylinders (auf dem Grunde der Furche
gemessen);
h die Länge des Cylinders, so weit derselbe von der
Schraubenlinie umwunden ist;
q die Anzahl der Umwindungen der Schraubenlinie um den
Cylinder;
π die Verhältnißzahl des Durchmessers zum Kreisumfange, = 3.1416;
so ist die Formel zur Berechnung des Halbmessers R
folgende:
Textabbildung Bd. 83, S. 160
oder
Textabbildung Bd. 83, S. 160
worin φ den Neigungswinkel der Schraubenlinie gegen einen auf die Achse
rechtwinkligen Schnitt des Cylinders bezeichnet. Für die geometrische Construction
müssen nur die Werthe von φ und r bekannt seyn.
Man verzeichne den Winkel von der Größe φ und nenne ihn f b e; schneide dann aus dessen Spize b auf dem Schenkel b e ein
Stük b a ab, welches gleich dem Halbmesser des Cylinders
(r) ist; errichte ferner aus a ein Perpendikel auf b e, welches den andern
Schenkel b f des Winkels φ in einem Punkte d durchschneidet; errichte endlich in d ein Perpendikel auf b e,
und verlängere dasselbe bis zur Durchschneidung mit b e,
welche in einem Punkte c dieser leztern Linie erfolgt.
Alsdann ist b c der gesuchte Halbmesser R für den innern Rand des zuzuschneidenden
Blechstreifens. Der Halbmesser für den concentrischen äußern Rand ergibt sich, wenn
man zu b c die Breite des Streifens hinzufügt. Der
Verfasser prüft seine oben aufgestellte Formel durch Anwendung auf ein Beispiel,
wozu ihm die Daten aus der Praxis mitgetheilt waren. Es betrug nämlich:
r
¾ Zoll,
h
44 Zoll,
q
2½ Zoll,
R
11 Zoll.
Der Winkel φ beträgt für diese Voraussezungen sehr nahe
75°.
Nun hat man
Textabbildung Bd. 83, S. 161
Mit der andern Formel bekommt man
Textabbildung Bd. 83, S. 161
Der berechnete Halbmesser = 11.2 Zoll ist so wenig von dem
empirisch aufgefundenen = 11 Zoll verschieden, daß diese nahe Uebereinstimmung die
Richtigkeit der Formeln bewährt. Indessen wäre es interessant gewesen, noch andere
Beispiele durch Rechnung controlirt zu sehen, wozu nur dem Verfasser die Gelegenheit
fehlte. Ich will noch die Art hinzufügen, wie man finden kann, einen wie großen
Theil des Kreises der zu einer Scherklinge erforderliche Stahlblechstreifen
ausmachen muß. In dem erörterten Falle, wo die Scherklingen 2½ Umgänge auf 44
Zoll Länge des Cylinders machen, beträgt demnach die Neigung der Schraubenlinie für
jeden Umgang 44/2.5 = 17.6 Zoll; und denkt man sich die Mantelfläche des Cylinders
abgewikelt und ausgebreitet, so ist deren Breite gleich dem Cylinderumfange, nämlich
2 × ¾ × 3.1416 oder 4.7124 Zoll. Auf dieser Fläche bildet die
Schraubenlinie nunmehr die Hypothenuse eines rechtwinkligen Dreiekes, dessen
Katheten respective 17.6 und 4.7124 Zoll messen. Es wird also die Länge eines Umganges der
Schraubenlinie seyn
Textabbildung Bd. 83, S. 162
und da 2½ Umgänge vorhanden sind, so messen diese
zusammen 45.55 Zoll. Der mit dem Halbmesser = 11.2 Zoll beschriebene Kreis mißt im
Umfange 70.37 Zoll; hievon ist also ein Bogen nöthig, der 233 Grad oder nicht völlig
zwei Drittel der Kreislinie mißt.
Beschreibung der Scheibler'schen Filatomaschine. Von Gropius. Der Erfinder, Fabrikant Scheibler in Crefeld, bezwekt mit dieser kleinen Maschine die Qualität der
rohen Seide, besonders der Organsin, zu ermitteln, sofern nämlich deren Güte von der
stärkern oder geringern Vordrehung (ital. filato), wie
auch von dem Grade der Zusammendrehung (ital. torto,
franz. apprêt) der beiden Rohseidenfäden abhängig ist.
Vorzugsweise geschäzt sind diejenigen Organsinsorten, bei deren Verfertigung der
einzelne Rohseidenfaden sehr scharf gedreht worden ist. Die von Scheibler sogenannte Filatomaschine ist eine höchst
einfache kleine Vorrichtung, in welcher ein 3 Zoll langes (vorläufig in warmem
Seifenwasser erweichtes) Stuk des Seidenfadens an seinen Enden, mit schwacher
Anspannung, befestigt werden kann, worauf es an einem Ende um seine Achse gedreht
wird, während der andere Endpunkt in Ruhe bleibt. Dahin müssen die Umdrehungen
gezählt werden, welche nöthig sind, um den Faden so völlig aufzudrehen, daß die
Fädchen, woraus er besteht, gerade und frei neben einander liegend erscheinen.
Jeder, der in dem Falle war, die Stärke der Drehung an Garnfäden u. dergl. zu
erforschen, hat sich dazu ohne Zweifel einen ähnlichen einfachen Apparat construirt;
aber der gegenwärtige verdient wegen seiner sehr bequemen Einrichtung zu solchen
Zweken ganz besonders empfohlen zu werden.
Ueber Bleiweiß und Bleiweiß-Fabrication. Von Schubarth. — Im Eingange dieser AbhandlungPolytechn. Journal Bd. LXXXII. S. 193. entwikelt
der Verfasser, daß durch die bisher bekannt gewordenen Untersuchungen verschiedener
Chemiker die Existenz von vier Arten Bleiweiß (eines neutralen kohlensauren,
¾, ⅔ und ½ kohlensauren Bleioxyds) nachgewiesen ist. Hierauf
theilt er interessante Nachrichten über die von ihm selbst, in England, in der
Ausführung beobachtete Benson'sche Bleiweißfabrication
mit, welche das Eigenthümliche hat, daß das Verfahren fast auf troknem Wege
stattfindet, das Bleioxyd dabei aus dem starren Zustande gar nicht herauskommt, und
also die Bildung eines fein krystallinischen Productes (welches bekanntlich schlechter dekt, als
das amorphe Bleiweiß) unmöglich ist. In dieser Beziehung steht die Methode Benson's der französischen (Fällung aufgelösten basischen
essigsauren Bleioxydes durch kohlensaures Gas) wesentlich voran. Es wird nicht
angegeben, von welcher chemischen Zusammensezung das Benson'sche Bleiweiß ist.
(Der Beschluß folgt im naͤchsten Hefte.)