Titel: | Neues Verfahren gewisse Arten Wassers reiner und weicher zu machen, um Fabriken und Städte damit zu versehen, worauf sich Thomas Clark, Professor der Chemie am Marischal College, Universität Aberdeen, am 8. März 1841 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. XXXIX., S. 193 |
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XXXIX.
Neues Verfahren gewisse Arten Wassers reiner und
weicher zu machen, um Fabriken und Staͤdte damit zu versehen, worauf sich
Thomas Clark, Professor
der Chemie am Marischal College, Universitaͤt Aberdeen, am 8. Maͤrz 1841 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Okt. 1841,
S. 225.
Clark's Verfahren Wasser reiner und weicher zu machen.
Meine Erfindung besteht in einem Verfahren gewisse Arten Wassers (worunter auch jenes
der Themse) durch Anwendung von Kalk in passenden Verhältnissen reiner und weicher
zu machen, welches Verfahren ich unten genau beschreiben werde. Ehe ich jedoch hiezu
schreite, muß ich die verschiedenen chemischen Agentien und Normallösungen, deren
ich mich hiezu bediene, mit den nöthigen Bemerkungen begleitet, aufzählen.
Wo ich mich des Wortes Gallon bediene, ist derselbe gleich 10 Pfund avoir du poids Wasser angenommen, und wo ich das Wort
Probemaaß oder Probetheil erwähne, 1/7000 eines solchen Gallons gemeint. Unter Reagenspapier ist geröthetes Lakmuspapier verstanden. Zur Röthung
desselben gebe ich sehr verdünnter Salpetersäure den Vorzug; dasselbe soll nicht
stark aber deutlich roth seyn, und darf, wenn es eine halbe Stunde in destillirtem
Wasser gelassen wird, nicht bläulich werden. Unter destillirtem Wasser verstehe ich reines Wasser; und um dieser Eigenschaft
versichert zu seyn, rathe ich, keines als solches anzuwenden, ohne daß es wenigstens
noch einmal überdestillirt worden ist, wobei bei jeder Destillation das erste
Achttheil weggeschüttet wird. Ich benuze sechzehn Normallösungen, um den Härtegrad des Wassers durch Vergleichung mit
denselben zu erkennen. Auf folgende Weise bereite ich diese, mit deren stärksten ich
anfange. Sechzehn Gran reinen Kalkspaths (kohlensauren Kalks) kommen in eine
florentiner Flasche mit kurzem, etwa zollweitem Hals; man sezt reine Salzsäure von
ungefähr 1,1 spec. Gewicht zu, bei deren Destillation das erste übergehende
Achttheil bei Seite gethan wurde. Die Auflösung geht brausend vor sich und nach
ihrer Vollendung wird die Flüssigkeit im Sandbad vorsichtig abgedampft, wobei man
Sorge trägt, daß die Erhizung nicht zu stark wird und die Substanz so viel als
möglich ohne Sieden bis zur Trokne abdampft. Wenn dieß geschehen, muß, während die
Flasche noch im warmen Sandbad steht, die Luft mittelst einer Röhre aus der Flasche
gesaugt werden, damit keine sauren Dämpfe darin bleiben. Nach dem Abkühlen wird die
trokene Substanz mit einigen Tropfen destillirten Wassers befeuchtet, und indem man
die Flasche wieder in das Sandbad sezt, mit derselben Vorsicht wieder ausgetroknet.
Die trokene Masse wird nun in ungefähr 1 Pinte (1¼ Pfd.) destillirten Wassers
aufgelöst und die Auflösung mit dem Reagenspapier geprüft; sie darf, wenn sie
gehörig bereitet wurde, weder alkalisch noch sauer reagiren. Nun wird derselben noch
so viel destillirtes Wasser zugesezt, daß das Ganze genau
1 Gallon ausmacht. Diese Auflösung ist und wird
überschrieben: Normallösung von 16 Graden Härte. Von dieser werden nun mit
destillirtem Wasser fünfzehn andere Normallösungen wie folgt bereitet. Man nimmt
eine Glasflasche mit gut eingeriebenem Glasstöpsel, welche ungefähr 1/16 so viel
faßt, als man von jeder Normallösung zu machen beabsichtigt; der flüssige Inhalt
einer solchen Flasche, bei eingeriebenem Stöpsel, ist als Maaß zu nehmen. Ein
solches Maaß der 16° Normallösung wird mit 15 Maaßen destillirten Wassers
gemischt, was zusammen 16 Maaß ausmacht; diese Mischung ist und wird überschrieben:
Normallösung von 1 Grad Härte. Auf gleiche Weise werden 2 Maaß der 16° Lösung
mit 14 Maaß Wassers als Normallösung von 2°, u. s. f. Normallösungen von 3,
4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15 Graden Härte, jede besonders, in der Art bereitet,
daß die Anzahl der Maaße der 16° Lösung und des Wassers zusammen allemal 16
ausmacht. — Unter Seifen-Reagens (oder Seifenprobe) verstehe ich eine Lösung von (in London
sogenannter) weißer Waschseife (curd-soap), einer
aus Natron als Grundlage und, größtentheils wenigstens, aus Talg bereiteten harten
Seife in Weingeist, welcher mit destillirtem Wasser zu der Stärke des Probespiritus
(0,796 spec. Gewicht) verdünnt ist. Da diese Seife in ihrer Qualität hie und da
etwas verschieden ist, so muß man, um ein so viel möglich gleichförmiges
Normalreagens zu erhalten, einen vorläufigen Versuch im Kleinen machen, um
approximativ zu bestimmen, wie viel Seife in dem Probespiritus aufgelöst werden
soll. Man löse sonach 1 Unze (avoir du poids) Seife für
den Gallon Seifenlösung auf. Nun bringe man 100 Probemaaß der Normallösung von
16° Härte in eine Phiole, die zweimal so viel fassen kann; in diese
Flüssigkeit gieße man die präparirte Probe-Seifenlösung nach und nach aus
einem in Probetheilen graduirten Meßgefäße, schüttle nach jedem neuen Zusaz um und
fahre so fort, bis sich ein Schaum bildet, der hinlänglich consistent ist, um 5
Minuten gänzlich über der Wasseroberfläche zu bleiben, wo dann die Phiole bei Seite
gestellt wird. Man wird hiezu entweder 32, oder mehr oder weniger Probetheile
bedürfen. Sind es eben 32, dann kann mehr Seifenlösung, in demselben Verhältniß wie
in der Probelösung, bereitet werden und als Seifen-Reagens dienen. Bedurfte
man mehr als 32, dann muß verhältnißmäßig mehr, wenn weniger, dann weniger Seife zur
Bereitung des Seifen-Reagens genommen werden; jedenfalls aber muß man
probiren, ob die neubereitete die oben beschriebene Erscheinung gibt, und wo nicht,
noch justiren. Ehe dieß geschieht, soll die Lösung filtrirt und immer dabei bedacht
werden, daß es besser ist, wenn die Seifenlösung zu stark, als wenn sie zu schwach
ist, weil leichter noch etwas Probespiritus hinzugesezt, als noch etwas Seife
nachträglich aufgelöst werden kann. Wenn bei dieser Bereitung der
Seifenprobeflüssigkeit mehr als 40 Probetheile erforderlich sind, um den Schaum zu
bilden, dann ist die Seife untauglich. Ich ziehe eine Seife vor, welche den Schaum
mit weniger als 35 Gradabtheilungen gibt. Wenn man eine große Quantität des
Seifen-Reagens bereitet, so ist es gut, die Seife mittelst eines geraden
scharfen Glasrandes zu schaben, sie in einem Theil des Probespiritus warm aufzulösen
und die Lösung mit dem übrigen zu mischen. — Unter Säure-Reagens verstehe ich eine Auflösung von Oxalsäure in
destillirtem Wasser in dem Verhältniß, daß in einem Gallon der Lösung 1¼ Unze
(avoir du poids) krystallisirter, von äußerer
Feuchtigkeit freier, Säure enthalten ist. Die Säure muß durch dreimaliges
Umkrystallisiren der käuflichen in destillirtem Wasser bereitet seyn. — Unter
Silber-Reagens verstehe ich eine Auflösung von
salpetersaurem Silber in Wasser; jedes Verhältniß derselben zwischen 1000 und 4000
Gran salpetersauren Silbers in 1 Gallon Wassers ist tauglich. Es muß hier bemerkt
werden, daß jedes Wasser, von welchem 100 Probetheile mehr als 3 Theile des
Seifen-Reagens bedürfen, um den beschriebenen Schaum hervorzubringen, oder
welches beim Eintropfen des Silber-Reagens milchig wird, als zur Bereitung
der Normallösungen nicht geeignetes Wasser zu verwerfen ist.
Mittelst der erwähnten Reagentien und Normallösungen werden 3 Probeoperationen
ausgeführt; eine um die Härte, eine um die Alkalinität des Wassers zu ermitteln, und
die dritte, um zu sehen, ob im Wasser eine caustische alkalische oder erdige
Substanz enthalten ist, welche im Laufe der Operation durch einen Ueberschuß an
Kalkwasser entstanden seyn könnte.
Um die Härte eines Wassers zu bemessen, bringe ich 100 Probetheile desselben in ein
passendes Fläschchen, und seze dann das in Probetheilen abgemessene
Seifen-Reagens unter Umschütteln so lange hinzu, bis der oben beschriebene
Schaum unter den angegebenen Erscheinungen sich erzeugt hat. Nun bedarf das zu
prüfende, abgemessene Wasser, um einen solchen Schaum zu bilden, 32, oder mehr, oder
weniger Theile der Seifenprobe. Sind dieß genau 32 Theile, also gerade so viel wie
die Normallösung von 16° Härte bedarf, so wird es darnach ein Wasser von
16° Härte benannt, und so richten sich alle Benennungen der Härtegrade nach
den Benennungen der entsprechenden Normallösungen, und können auch je nach Maaßgabe
des Verbrauchs an Seifenprobe mittelst Bruchzahlen noch genauer ausgedrükt werden,
z. B. Wasser von 10½° Härte. Wenn also 100 Probetheile der 11°
Normallösung 1 8/10 Probetheile des Seifen-Reagens mehr zur Schaumbildung
brauchen, als 100 Probetheile der 10° Normallösung brauchen würden, und wenn
dann 100 Probetheile des auf seine Härte zu prüfenden Wassers 9/10 Probetheile mehr
brauchen, als dieselbe 10° Normallösung brauchen würde, dann wäre von jenem
Wasser zu sagen, daß es 10 5/10° Härte habe. Dieser Bruch von 5/10 wird durch
folgende Proportion erhalten:
Textabbildung Bd. 83, S. 196
Die Differenzen der Seifenprobe;
Die Differenzen der Härtegrade
Obwohl nun die Normallösung von 16° Härte 32 Probetheile des
Seifen-Reagens bedarf, um den Schaum zu bilden, was eine Proportion von 2
Probetheilen für jeden Grad macht, bedürfen dennoch alle andern Normallösungen mehr
als 2 Probetheile für jeden Grad, und das Verhältniß nimmt in dem Maaße zu, als die
Grade abnehmen. — Ich wende mich nun zu dem Fall, wo 32 Probetheile des
Seifen-Reagens zur Hervorbringung des Schaums mit 100 Probetheilen des zu
prüfenden Wassers nicht hinreichen. Durch Fortsezen des ersten Versuches kann in
einem solchen Fall kein Endresultat, wohl aber auf folgende Weise ein vorläufiges
Resultat, welches zur Herbeiführung eines endlichen nöthig ist, erhalten werden.
— Angenommen, 32 Probetheile des Seifen-Reagens seyen 100 Probetheilen
des Wassers zugesezt worden, ohne den Schaum zu erzeugen, so hat man zunächst 100
Probetheile destillirten Wassers zuzusezen. Ich seze nun der Mischung wieder
Seifen-Reagens zu, bis es in Allem 60 Probetheile davon sind, wenn sich der
Schaum unterdessen nicht schon erzeugt haben sollte. Ist dieser Fall bei 60 oder bei
einer Zahl zwischen 32 und 60 eingetreten, dann macht man folgenden Endversuch. 100
Probetheile des zu prüfenden Wassers werden anfangs mit 100 Probetheilen
destillirten Wassers gemischt. Dieser Mischung sezt man Seifen-Reagens hinzu,
bis der Schaum in derselben Weise entsteht, wie in dem Falle eines Wassers, von
welchem 100 Probetheile nicht mehr als 32 bedürfen, um den Schaum zu bilden; man
wird aber hier mehr als 32 und weniger als 64 brauchen, und zugleich wird die
erforderliche Quantität etwas mehr als in dem vorläufigen Versuch betragen. Welche
Quantität des Seifen-Reagens innerhalb dieser Gränzen es aber auch sey, so
dividire ich immer die Zahl dieser Probetheile mit 2. Die Hälfte wird 32 nicht
überschreiten und kann in einem, durch Vergleichung mit den Normallösungen auf die
schon beschriebene Weise ermittelten Härtegrad ausgedrükt werden. Das Doppelte
dieses Grades ist in diesem besondern Fall die Härte des zu prüfenden Wassers.
Entspricht z. B. die Hälfte des verbrauchten Seifen-Reagens 10 5/10
Härtegraden, dann beträgt die Härte des Wassers (das Doppelte davon) 21. Wenn in dem
oben beschriebenen vorläufigen Versuch 60 Probetheile des Seifen-Reagens
wieder nicht hinreichten, um den Schaum zu erzeugen, so seze ich weiter 100
Probetheile destillirten Wassers hinzu und fahre fort Seifen-Reagens
hinzuzusezen, aber nicht über 90 Probetheile, bis, wenn dieß anders mit dieser
Quantität möglich ist, der Schaum entsteht. Ist dieß der Fall, so schreite ich zum
Endversuche; ich seze nämlich zu 100 Probetheilen des zu prüfenden Wassers 200
Probetheile destillirten Wassers und bringe zu dieser Mischung, unter Umrühren,
Seifen-Reagens, bis der Schaum erzeugt ist. Die Menge des so erforderlichen
Seifen-Reagens muß mit 3 dividirt werden und der dem Drittheil entsprechende
Härtegrad durch Vergleichung mit den Normallösungen wie oben ermittelt werden. Dieser
Grad mit 3 multiplicirt ist die Härte des zu prüfenden Wassers. Auf gleiche Weise
verfahre ich mit Wasser von höherm Härtegrad durch successives Hinzusezen von je 100
Probetheilen destillirten Wassers und 30 Theilen Seifen-Reagens, worauf der
entsprechende Endversuch und die Berechnung erfolgt.
Die zweite Prüfungs-Operation besteht in der Bestimmung der Alkalinität des
Wassers. Vor Allem muß untersucht werden, ob es alkalisch ist. Man bringt zu diesem
Zweke in ein kleines Probeglas (konisches Weinglas) etwa 20 Probetheile des Wassers
und legt einen Streifen Reagenspapier hinein, um zu sehen, ob es eine blaue oder
purpurrothe Farbe annimmt. Ist die alkalische Substanz nur in sehr geringer Menge
vorhanden, so ist längere Zeit zur alkalischen Reaction erforderlich; wenn diese
aber bis in einer halben Stunde nicht eingetreten ist, so kann die Alkalinität des
Wassers als zu unbedeutend für weitere Versuche betrachtet werden. Ist dieß aber
nicht der Fall, so wird eine Pinte (1¼ Pfd. avoir du
poids) desselben in eine weite Abdampfschale gebracht und in Probetheilen
abgemessene Reactionssäure so lange hinzugesezt, als das Wasser auf das
Reactionspapier noch alkalisch reagirt. Wegen der schwachen Reaction auf das Papier,
wenn die alkalische Substanz nur in sehr kleiner Menge im Wasser vorhanden ist, ist
der beschriebene Neutralisationsproceß etwas langwierig, namentlich gegen das Ende
zu; er kann aber, wenn die zur Neutralisation erforderliche Menge Säure zugesezt
ist, durch Erwärmen der Schale beschleunigt werden, wobei man das Wasser bis zum
Sieden erhizen darf. Während des Siedens oder bei einer demselben nahen Hize hat
keine Reaction des Papiers eine Geltung, weil hier die Erscheinungen täuschen
könnten. Kam das Wasser einmal bis zum Sieden, so soll ihm die Hize während des
übrigen Experiments entzogen werden. Um bei dem jedesmaligen Zusaz von Säure
beurtheilen zu können, ob in der Flüssigkeit Säure oder Alkali vorherrscht, oder ob
sie neutral ist, ist es am besten, Portionen von etwa 20 Probetheilen in ein
Probeglas mit Reactionspapier herauszunehmen. Dividirt man die Anzahl der auf diese
Weise zur Neutralisation der alkalischen Substanz erforderlich gefundenen
Probetheile mit 2, so erhält man den Grad der Alkalinität des Wassers.
Die dritte Probe-Operation besteht im Ermitteln, ob im Wasser ein Alkali oder
eine erdige Substanz im äzenden Zustande enthalten ist. Zu diesem Zweke braucht man
das Silber-Reagens. Um die Reaction desselben zu beurtheilen, macht man eine
Mischung von gesättigtem, oder beinahe gesättigtem Kalkwasser, sowohl mit
destillirtem Wasser als auch mit allen Normallösungen, von 1° Härte, von
2° und 4° in dem Verhältniß von einem Theil Kalkwassers zu 100 Theilen
derselben, und eben
so zu 200 Theilen einer jeden, und sezt das Silber-Reagens einem Probeglas
einer jeden der Kalkwasser-Mischungen zu, so wie auch, der Vergleichung
wegen, einem Probeglas einer jeden der Normallösungen, welche keine äzende Substanz
enthalten, aber mit dem Silber-Reagens einen weißen Niederschlag geben. Auf
Zusaz des Kalkwassers tritt eine gelbliche oder bräunlichgelbe Färbung ein, welche
Erscheinung innerhalb 10 Minuten nach dem Zusaz stattfinden muß, weil bekanntlich
mit der Zeit, und namentlich unter Einwirkung des Lichtes, andere Erscheinungen,
welche irre führen könnten, in diesen Flüssigkeiten eintreten.
Da meine Erfindung Wasser reiner oder weicher zu machen,
nur auf gewisse Wasser anwendbar ist, so gebe ich hier drei Merkmale an, durch
welche diese Wasser erkannt und unterschieden werden: 1) muß das Wasser auf
Reagenspapier alkalisch reagiren; 2) wenn es zwei Stunden lang in einem Glasgefäß
gekocht wird (welches so vorgerichtet ist, daß aller Dampf, oder doch der größte
Theil desselben, sich verdichten kann, und daß das verdichtete Wasser wieder
niedertropft zu der Masse des siedenden Wassers), so wird es ein Pulver absezen, das
ganz oder größtentheils mit Aufbrausen in Salzsäure löslich ist; 3) muß das Wasser
durch dieses Sieden so weich werden, daß es zu praktischen Zweken benuzt werden
kann. Der Grad seines Weichwerdens wird ermittelt durch Wägen desselben mit dem
Gefäß, in welchem es sich befindet, gleich anfangs, dann durch nochmaliges Wägen
nach dem Sieden und Abkühlen und Ersezen alles in Dampfform etwa verloren gegangenen
Wassers, und endlich durch Bestimmung der Härte beider, des so gesottenen und wieder
(mit destillirtem Wasser auf sein Volum) ergänzten und des Wassers, wie es
ursprünglich war.
Mein Verfahren besteht nun im Vermischen von (gesättigtem oder beinahe gesättigtem)
Kalkwasser in gewissen Verhältnissen, deren Ueberschreiten vermieden werden muß, mit
solchem harten Wasser und nachheriger Abtrennung des hiebe ientstandenen
Niederschlags durch Absezenlassen und nöthigenfalls Filtriren. Die Hauptregel zur
vorläufigen Ermittelung der Menge des mit dem zu reinigenden Wasser zu vermischenden
Kalkwassers ist die Bestimmung der Alkalinität des Kalkwassers sowohl, als des zu
reinigenden Wassers, worauf man beide in umgekehrtem Verhältniß der respectiven
Grade ihrer Alkalinität anwendet. Wenn z. B. die Alkalinität des Kalkwassers
175° und die des zu reinigenden Wassers 12½° betrüge, so wäre
jene 14mal so stark als diese, und es müßte also 1 Theil Kalkwassers und 14 Theile
des ungereinigten Wassers genommen werden. Doch ist diese auf die Alkalinität
basirte Anleitung, obwohl sie im Allgemeinen genügt, um die Menge des Kalkwassers
und andern Wassers zu bestimmen, nur als eine vorläufige zu betrachten und muß erst
durch weitere Versuche ihre Bestätigung erhalten; in dem angenommenen Fall z. B., wo
sich die Menge des Kalkwassers zu dem zu reinigenden Wasser wie 1 zu 14 verhält,
wäre es gut, fünf Versuche in Glasgefäßen zu machen, mit Quantitäten, wo das Ganze
jeder Mischung nicht mehr als 1 oder 2 Gallons zu betragen brauchte, in den
Verhältnissen des Kalkwassers zu dem zu reinigenden von 1 zu 12, 1 zu 13, 1 zu 14, 1
zu 15 und 1 zu 16. Da die Wasser, welche sich für meine Reinigungsmethode eignen, in
ihrer Beschaffenheit sehr verschieden sind, so muß man bei einer solchen
Untersuchung auf alle Eigenschaften derselben sein Augenmerk richten, vorzüglich
aber auf den Umstand, ob der beim Vermischen derselben mit Kalkwasser entstehende
Niederschlag sich langsam oder schnell absezt. Bei solchen Versuchen ist auch die
Härte des Wassers, nach vollkommenem Absezen des Niederschlags, mit dem
Seifen-Reagens zu prüfen, so wie auch das Vorhandenseyn oder
Nichtvorhandenseyn einer äzenden Substanz mittelst des Silber-Reagens
ermittelt werden muß. Unter den verschiedenen, bei solchen Versuchen angewandten
Proportionen Kalkwassers ist jene vorzuziehen, welche den niedersten Grad von Härte
nach vollkommenem Absezen des entstandenen Niederschlags und zugleich mit dem
Silberreagens kein Anzeichen der Gegenwart einer äzenden Substanz in der Auflösung
gibt.
Die Alkalinität des zu reinigenden Wassers zeigt, wie ich angeführt habe, die
erforderliche Menge Kalkwassers gewöhnlich mit hinlänglicher Genauigkeit an; und
wirklich habe ich gefunden, daß dieß mit Flußwasser und einigermaßen auch mit dem
Brunnenwasser der Fall ist; doch gibt es einige Wasser, namentlich Brunnenwasser,
welche mehr Kalkwasser erfordern, als nach ihrer Alkalinität zu schließen der Fall
wäre. Bei einem solchen Wasser muß das passende Verhältniß durch Versuche im Kleinen
auf beschriebene Weise erst ermittelt werden, wobei man die Mischungen so regulirt,
daß das Verhältniß des Kalkwassers über das nach der Alkalinität berechnete
vergrößert wird. Diese besondere Art von Wasser enthalten nämlich eine größere Menge
Kohlensäure, als zur Bildung alkalischer oder erdiger Bicarbonate hinreicht. Ist
dieser Kohlensäure-Ueberschuß beträchtlich, so kann das Verhältniß des
Mehrbedarfs an Kalkwasser durch folgenden Versuch approximativ ermittelt werden. In
eine Reihe verstopfbarer Flaschen, deren jede etwas mehr als ein Quart (2½
Pfd. avoir du poids) faßt, bringt man etwa ein Quart des
zu reinigenden Wassers und sezt einer jeden Kalkwasser, wie es zur Reinigung
gebraucht wird, in einer Reihe zunehmender Proportionen von 10, 20, 30, 40, 50 oder
mehr Probetheilen
theilen zu und läßt die Mischung einen Tag lang in den verstopften Flaschen stehen;
man sieht nun, ob in einer oder mehreren Flaschen das Kalkwasser keinen Niederschlag
hervorbrachte. Unter den Flaschen, in welchen bei diesem Versuche kein Niederschlag
entstand, gibt jene, in welche die größte Menge Kalkwassers kam, die größte
Annäherung an die Quantität Kalkwassers, welche über die durch die Alkalinität des
zu reinigenden Wassers angezeigte hinaus angewendet werden muß. Eine solche
Mischung, wo 10 Probetheile, und eine andere, wo 20 Probetheile Kalkwasser zugesezt
wurden, allemal zu einem Quart des Wassers, zeigen an, ob das Wasser noch eines
besondern Kalkwasserzusazes in Ueberschuß bedarf. Die Anleitung und
Vorsichtsmaßregeln, welche zur Regulirung des Verhältnisses zwischen dem Kalkwasser
und dem zu reinigenden Wasser, so wie auch zur Verhütung jedes Ueberschusses an
Kalkwasser hier gegeben wurden, sind wichtig, indem ein solcher Ueberschuß das
Wasser nur noch unreiner und härter machen würde, als es anfangs war. Wenn die zur
Reinigung eines gegebenen Wassers erforderliche Menge Kalkwassers ermittelt ist, so
werden die Flüssigkeiten in dem richtigen Verhältniß im Großen innig miteinander
gemischt und man läßt den dadurch entstehenden Niederschlag sich absezen.