Titel: | Ueber die Mängel des Maschinenpapiers; von Franke und Karmarsch. |
Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. LXXXV., S. 469 |
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LXXXV.
Ueber die Maͤngel des Maschinenpapiers;
von Franke und Karmarsch.
Aus dem Gewerbeblatt fuͤr das Koͤnigreich Hannover.
Januar 1842, S. 14.
Franke u. Karmarsch, über die Mängel des
Maschinenpapiers.
Der Papierfabrikant Franke in Weddersleben bei Quedlinburg
veröffentlichte vor Kurzem in dem Allgemeinen Anzeiger der
Deutschen einen interessanten Aufsaz über die Mängel des Maschinenpapiers,
den wir, mit Nachbemerkungen des Directors Karmarsch
begleitet, in Folgendem mittheilen:
Der Hauptmangel, welcher den Maschinenpapieren mehr oder weniger eigen ist, besteht,
wie allgemein bekannt, in geringerer Festigkeit und leichterem Brechen desselben,
weßhalb solches in verschiedenen Ländern von der Anwendung zu Documenten bereits
ausgeschlossen ist. Auch an Schriften, die auf solches Papier gedrukt werden, sieht
man die Spuren leichterer Vergänglichkeit, und durch Gummi elasticum wird dasselbe
leicht aufgerieben. Der Mangel gleichmäßiger Glätte beider Seiten des
Maschinenpapiers, welche mittelst der Maschine noch nicht erreicht worden, ist durch
nochmaliges Glätten mit den bekannten Walzwerken oder durch mehrmaliges altübliches
Pressen zu beseitigen; eben so wie die Haltbarkeit desselben gegen das Durchdringen
der Tinte mit einem gut bereiteten Leime erreicht werden kann, wie derselbe bisher
zum Leimen in der Masse angewandt worden ist. Alles dieses kann durch die
Achtsamkeit und Sachkenntniß des Fabrikanten bewirkt werden, wohin auch das
Entfernen der zum Bleichen des Papierstoffs angewandten Säuren gehört. Daß übrigens
die in der Masse geleimten Papiere überhaupt sich in der Regel nicht zu jedem
Gebrauche eignen, als z. B. zum gewöhnlichen Druk und zum Steindruk, selbst daß sie
manchem Schreiber und Zeichner zuwider sind, liegt an den Bestandtheilen des
Masseleims, als Harz und Stärke, wozu noch Seife und auch ein Uebermaaß von Potasche
und Alaun das Ihrige beitragen mögen. Dagegen wird die Brauchbarkeit eines bis zum
Uebermaaße mit thierischem Leime bereiteten Papieres nicht verhindert und nur an
seiner Weiße wird etwas eingebüßt werden.
Wenn es nun aber auch möglich wird, diesen durch den sogenannten vegetabilischen Leim
(dessen man sich zum Leimen des Papiers in der Masse nur allein bedienen kann)
hervorgebrachten Fehler durch andere Leimmaterialien zu verbessern, so möchte wohl
dem Hauptfehler des Maschinenpapiers, nämlich dem des leichten Zerbrechens, etwas Anderes zum
Grunde liegen; denn daß diesem Fehler auch nicht durch ein gutes Leimen allein
abzuhelfen ist, erweiset sich dadurch, daß sowohl die geleimten als ungeleimten
Maschinenpapiere demselben unterliegen.
Die Leichtbrüchigkeit dieser Papierart, welche sich schon bei den ersten
Maschinenpapieren kund gab, ist, obgleich der Maschine selbst ein sehr hoher Grad
von Vervollkommnung zu Theil geworden, durch vorsichtigere Behandlung der
Papiermasse nur theilweise vermindert, durchaus aber noch nicht gehoben worden, und
möchte wohl lediglich in der Zusammenfügung der Fasern, aus welchen das Papier
zusammengesezt ist, zu suchen seyn. Die auffallend verschiedene Zusammenfügung der
Fasern bei auf gewöhnliche Art bereitetem Papier und bei Maschinenpapier wird aber
sofort bemerkbar, wenn man zwei regelmäßig geformte Bogen beider Papierarten, jeden
in gekreuzter Richtung, oder in einem Winkel von 90° zerreißt, ohne daß die
Bogen zuvor eingefalzt gewesen, indem der Riß sonst jedesmal der eingefalzten Linie
folgt.
Die gewöhnliche Form der Papierbogen ist ein Oblongum und der fernern Erläuterung
wegen in folgender Figur dargestellt.
Textabbildung Bd. 83, S. 470
Zerreißt man nun einen mittelst Handformen gefertigten Papierbogen, welcher in
vorstehender Figur so vorliegt, daß a diejenige Seite
ist, welche dem Arbeiter bei Anfertigung desselben zunächst gewesen, so wird
derselbe von a nach b bei
einiger Uebung fast in ganz gerader Richtung zerrissen werden können, so daß man
denselben gänzlich in viele schmale Streifen zerlegen kann, was auch fast eben so
gut von der Seite b nach a
gelingen wird. Ist irgend ein Wasserzeichen in diesem Handformenpapiere vorhanden,
so gibt dessen Basis nach unten in der Regel diejenige Seite an, welche dem Arbeiter
bei der Anfertigung zunächst war. Will man hingegen die nämliche Papierart von der
Seite c nach d, oder von d nach c in eben solche
gleichmäßige Streifen zerreißen, so wird dieß nie so leicht gelingen; der Riß wird
ausweichen und nur mit mehr Kraft zu bewirken seyn, wenn nicht zuvor durch ein
festes Einfalzen die verlangte Richtung des Risses gegeben wird. Hieraus ergibt sich
demnach, daß in dieser
Papierart von der Seite a nach b eine fast gerade auslaufende Richtung des Faserstoffs, aus welchem alles
Papier besteht, statt hat, so daß von c nach d, oder zurük, die vorhandenen Fasern zerrissen werden
müssen, während sie sich hingegen, bei ihrer geringern Verschränkung in der Richtung
von a nach b, nur von
einander ablösen.
Versucht man nun aber einen nicht eingefalzten Bogen Maschinenpapier in beiden der
eben angegebenen Richtungen zu zerreißen, so wird sich ergeben, daß diese Papierart,
bei übrigens ganz gleicher Güte des Stoffs, allemal leichter reißt, und daß jeder
Riß, welche Richtung man demselben auch zu geben sucht, nach den Seiten unregelmäßig
ausweicht.
Aus diesen Versuchen mit beiden Papierarten geht hervor, daß eine verschiedene Lage
und Zusammenfügung der Fasern zum Grunde liegen muß, welche hoffentlich aus
Nachfolgendem zu erklären seyn wird.
Soll mittelst Handformen ein Bogen Papier gefertigt werden, so senkt der Arbeiter die
ihm zunächst gekehrte Rahmenseite der Form zuerst, abgemessen tief, in die mit
Wasser flüssig gemachte Papiermasse, hebt sodann diesen am tiefsten eingesenkten
Theil der Form so hoch, daß die Masse (nach vorangegebener Figur) von a nach b schnell überfließt,
verrichtet nebenbei noch einige erforderliche und zwekmäßige Nebenbewegungen mit der
Form, und der Papierbogen ist gebildet. In dem eben angegebenen raschen Ueberfließen
der Masse von a nach b liegt
der Grund, daß die Fasern des Stoffs, mögen solche auch noch so fein gemahlen seyn,
eine regelmäßige Lage erhalten, deren schikliche Zusammenfügung durch die
angedeuteten Seitenbewegungen, in der Art, wie die jedesmalige, oft sehr
verschiedene Beschaffenheit der Masse solche erfordert, bewirkt wird. Wie nun aber
die Fasern eine bestimmte Richtung annehmen, läßt sich folgendermaßen erklären: es
findet nämlich jede Faser mit einem ihrer Enden zuerst einen Anhangspunkt, indem
dasselbe bei dem Absinken des Wassers durch die siebartige Form auf derselben
angezogen wird; das noch freie Ende aber folgt alsdann dem Zuge der über die Form
hinwegfließenden Masse, und so legt sich die Faser mit dem immer mehr abträufenden
Wasser nieder und ordnet sich auf diese Weise regelmäßig. Durch die abwechselnden
schiklichen Seitenbewegungen der Form aber werden alle Fasern schlußrecht eng
untereinander verbunden.
Bei der Bildung des Papiers auf der Maschine findet ein ganz anderes Verfahren statt.
Die im Wasser schwimmende faserige Papiermasse wird durch verschiedene Quirle in dem Behälter (Bütte)
von der Maschine möglichst auseinander gerührt, wodurch sie derjenigen Masse ganz
gleich wird, welche sich in der Bütte befindet, aus welcher das Handformenpapier
geschöpft wird. Fließt nun die Papiermasse in diesem Zustande, jedoch in trägerem
Laufe, als bei der Formung des Handformenpapiers, auf die Form der Maschine, welche
sich im gleichen Zeitmaaß des Auffließens fortbewegt, so bildet sich der Bogen,
während die Fasern des Stoffs in allen nur denklichen Richtungen unter einander
schwimmen, das Wasser der Mischung durch einförmige, sich gleichbleibende
Seitenbewegungen der ebenfalls siebartigen Form abträuft, der faserige Papierstoff
sich aber in eben diesem regellosen Zustande auf die fortlaufende Form niedersenkt.
Der Bogen erhält dann, nahe am Ende der immer wiederkehrenden Form, zu mehrerer
Absonderung des Wassers, den ersten Walzendruk, und verläßt alsbald die Form, um zu
den übrigen Verrichtungen der Maschine überzugehen. Nur diesem verworrenen Zustande
der Fasern möchte daher die Leichtbrüchigkeit des Maschinenpapiers zuzuschreiben
seyn. Uebrigens kann auch wohl noch der erste Walzendruk einigen Einfluß auf die
Brüchigkeit dieser Papierart haben, indem durch das Drüken beider gegen einander
laufender Walzen das Wasser etwas zurükgedrängt wird, womit gewissermaßen ein
nochmaliges Aufweichen und eine Lokerung der Fasern des bereits gebildeten Bogens
bewirkt werden mag, was wohl, wenn gleich in niederen Graden, noch bei dem
nachfolgenden Walzendruke derselbe Fall seyn muß. Dahingegen werden die mit der Hand
gefertigten Papierbogen unverlezt von der Form auf Filztuch gedrükt, bis
wechselseitig ein Stoß von Tuch und Papier angehäuft ist, aus welchen sodann das
übrige Wasser möglichst fest ausgepreßt wird. Dieser erste Druk zwischen den Tüchern
schon gibt diesem Papier eine größere Festigkeit, je stärker derselbe ist, indem die
Fasern um so mehr an einander kleben, wobei zugleich bei der festen
Eingeschlossenheit der Papierbogen durchaus an keine Wiederauflösung des Faserstoffs
zu denken ist, indem das Wasser jedenfalls mehr durch das wollene lokere Tuch, als
durch den Papierbogen selbst entweichen wird.
Wem Gelegenheit geworden ist, eine Papiermaschine arbeiten zu sehen, und wer die
altübliche Formung des Papiers kennt, wird zugestehen, daß die Bildung beider in
Rede stehenden Papierarten im Wesentlichen sehr von einander verschieden ist. Die
Maschine arbeitet den ihr angewiesenen Weg unabänderlich fort; der aufmerksame oder
auch nur mechanisch geübte Arbeiter, welcher einen Papierbogen formt, ändert dagegen
die Bewegungen der Form während der Fertigung eines jeden Bogens öfter und fügt sich
den Umständen, was nie
ohne Einfluß auf ein gutes Fabricat bleibt. Dasselbe aber bei einer jezigen Maschine
zu bewirken, möchte sehr schwer seyn.
Betrachtet man nun die früher erwähnten nachtheiligen Nebenumstände durch Achtsamkeit
des Fabrikanten, was füglich angenommen werden kann, als erledigt, so bleibt nur die
Regellosigkeit der Fasern im Maschinenpapiere zu berüksichtigen, wozu allerdings
neue, auf eine geregelte Fasernlegung abzwekende Maschinerien erforderlich seyn
werden, indem bis jezt noch alle vorhandenen verschiedenen Arten von Papiermaschinen
ein leichter brechendes Papier liefern, als das der Handformen, und deßhalb würde
also wohl ein jeder Bewerber um den in Nr. 40 des Allgem.
Anzeigers der Deutschen (Jahrg. 1841) ausgesezten Preis sein Augenmerk
zuerst hauptsächlich auf diesen Punkt zu richten haben. Ob und auf welche Weise dieß
aber zu bewirken sey, wird sich mit der Zeit ergeben.
Anzuführen wäre übrigens noch, daß ein sichtbarer Unterschied der Fasernlage sich
eben gestaltender Papierbogen bei beiden Arten der Fabrication bemerkbar wird, wo
ein gut geformtes Handformenpapier sofort eine schlichte, geebnete Oberfläche zeigt,
hingegen die Oberfläche des Maschinenpapiers in gekräuselten Erhabenheiten auf der
Form erscheint, welches Ansehen durch den nachfolgenden Walzendruk wieder geebnet
wird.
Was schließlich die mindere Brauchbarkeit des mit vegetabilischem Leim in der Masse
geleimten Papiers für jeden Gebrauch betrifft, so wird auch diesem Mangel nur durch
die Entdekung neuer Leimstoffe abgeholfen werden können, wenn sich solche den
Eigenschaften des thierischen Leims nähern oder gleichstellen. Uebrigens ist dem
Handformenpapiere, was als Pakpapier dienen soll,
mittelst des vegetabilischen Leims die vollkommenste Leimgüte und Festigkeit
anzueignen, wogegen durch diesen eben so wenig, selbst bei der vorsichtigsten
Anwendung desselben, als durch andere Leimarten das Brechen des Maschinenpapiers
vermieden werden wird, indem dem nicht in der Masse geleimten Maschinenpapiere
dieser Fehler auch durch Anwendung des alten Leimverfahrens nicht wird benommen
werden können.
Nachschrift vom Director
Karmarsch.
Die vorstehende Abhandlung des Hrn. Papierfabrikanten Franke bespricht einen Gegenstand von so allgemeinem Interesse, und
zugleich ist der Verfasser durch die von ihm erfundene treffliche Knotenmaschine
unter den Männern vom Fache so vortheilhaft bekannt, daß in beiden Beziehungen das
Vorgetragene großer Aufmerksamkeit würdig ist. Wenn sich die Ansicht des Hrn. Franke bestätigen sollte, daß die Brüchigkeit des
Maschinenpapiers in der eigenthümlichen Anordnung der Zeugfasern ihren Grund habe,
so wäre jene üble Eigenschaft zu beseitigen so lange unmöglich, als man nicht eine
gänzliche Umkehrung mit dem Systeme der jezigen Papiermaschinen vornähme; und dieß
würde eine trübe Aussicht gewähren. Dem ist aber glüklicher Weise nicht so. Die Thatsachen, welche der Verfasser anführt
und seinen Betrachtungen zu Grunde legt, sind vollkommen richtig; von dem Schlüsse
aber, den er daraus zieht, kann man dieß nicht sagen. Der Natur der Sache nach ist
es höchst unwahrscheinlich, daß die verwirrte Lage der Fäserchen im
Maschinenpapiere, wodurch gleichsam eine Art Verfilzung hervorgeht, dasselbe brüchig
machen sollte. Falls man nur voraussezen darf, daß die Fasern in sich selbst
Festigkeit haben, so wird das Papier beim Zusammenfalten weniger leicht brechen,
wenn die Richtung des Buges oder Falzes die Fasern durchkreuzt, als wenn sie mit der
Lage derselben gleichlaufend sind. Ersteres muß aber nothwendig bei einer Masse von
verwirrt liegenden Fasern (also beim Maschinenpapiere) immer der Fall seyn. Die von
Hrn. Franke mitgetheilte Beobachtung, daß Büttenpapier in
der Richtung der Stege besonders leicht und gerade reißt, unterstüzt diese Ansicht.
Man hat ferner an den Maschinenpapieren von sogenannten Cylindermaschinen eine Bemerkung ganz gleicher Art gemacht, nämlich daß
diese Papiere in der Längenrichtung viel leichter als in der Querrichtung reißen,
weil vermöge der Wirkungsart des Cylindersiebes die Fäserchen nach der Länge des
Papierbogens ausgestrekt sich lagern, was bei den Maschinen mit geradem Siebe und
schüttelnder Bewegung (sogenannten shaking machines)
nicht der Fall ist, weil hier die von Hrn. Franke mit
Unrecht so schädlich gefundene verwirrte Lage der Fasern entsteht. Nun ist gewiß so
viel klar, daß diese unregelmäßige verwirrte Anordnung der Fasern nicht in dem einen
Falle die Ursache des nämlichen Fehlers seyn kann, welchen man in dem anderen Falle
gerade aus der entgegengesezten Beschaffenheit des Papiers ableitet. Daß das
Maschinenpapier (von Schüttelmaschinen) in allen Richtungen unregelmäßig reißt, rührt ohne Zweifel von der durchaus verschränkten,
gleichsam zusammengefilzten Lage der Fäserchen her; allein daß es leichter reißt, als Büttenpapier, muß andere Gründe
haben. Diese scheinen mir aber nicht schwer aufzufinden, und ich trage sie um so
mehr mit Zuversicht vor, als einer unserer erfahrensten Papierfabrikanten, den ich
um seine Meinung darüber bat, meinen Ansichten in aller Weise beipflichtete. Ich
halte dafür, daß die Brüchigkeit und größere Zerreißbarkeit des Maschinenpapiers
mehr oder weniger durch folgende Umstände entstehe:
1) Durch ein in manchen Fällen zu weit getriebenes Feinmahlen des Zeuges im
Ganzholländer, wodurch die Länge der Fäserchen zu sehr vermindert wird.
2) Durch Unvorsichtigkeit bei der Bleiche, namentlich wenn im Holländer gebleicht und
das Zeug nachher nicht gehörig ausgewaschen oder nicht durch eine geringe Menge
Potasche, Soda völlig entsäuert wird.
3) Durch die Beschaffenheit des angewendeten Harzleimes (sogenannten vegetabilischen
Leimes), der die Fasern spröde macht, weil er selbst spröder ist, als thierischer
Leim, zumal er durch die beim Troknen und Glätten angewendete Wärme in einen Zustand
halber Schmelzung versezt wird.
4) Noch mehr durch die Art, wie der Leim mit dem Papiere verbunden wird. Bei dem
Büttenpapiere, welches in fertigen Bogen geleimt wird, ist die Tränkung
unvollständig, und der innerste Theil der Bogen behält in gewissem Grade die
Weichheit und Biegsamkeit, folglich die Zähigkeit seiner Fäserchen. Beim
Maschinenpapiere hingegen, wo der Leim die ganze Masse gleichmäßig durchdringt, weil
er mit derselben vor der Verarbeitung innig vermischt wird, erlangt auch jede Faser
diejenige Sprödigkeit im höchsten Grade, welche ihr der Leim mittheilen kann.
5) Endlich durch die Einwirkung der Hize auf die noch feuchte Papiermasse mittelst
der Trokencylinder, und durch den dabei stattfindenden bedeutenden Druk. Wenn man
dabei auch nicht annehmen kann, daß eine Hize von etwas über 80° R. an sich
die Leinenfaser spröde mache, so ist doch die schon angedeutete Wirkung der hohen
Temperatur auf den Harzleim zu berüksichtigen, und es ist ferner klar, daß die
vereinigte Wirkung der Wärme und des Druks dem Papier einen viel höheren Grad von
Dichtigkeit gibt, als das kalte Pressen, welches bei der Büttenarbeit stattfindet.
Die Folge von einer so außerordentlichen gegenseitigen Annäherung der Fäserchen ist
nun aber, daß die Biegsamkeit vermindert wird. Vielleicht kann folgendes analoge
Beispiel zur Erläuterung dienen. Ein einzelner feiner Glasfaden ist sehr biegsam;
auch ein Büschel von vielen solchen neben einander gelegten Fäden zeigt noch diese
Eigenschaft in hohem Grade. Nimmt man aber ein Stük massives Glas, welches eben so
viel Masse enthält, als jenes Fadenbüschel, so zeigt es sich nicht mehr biegsam,
sondern in bekannter Weise spröde. Ich weiß wohl, daß dieser Vergleich nicht unbedingt zulässig ist; allein er scheint mir auch nicht
ganz verwerflich. Was ich meine, ist, daß die Papierfäserchen, einander gar zu nahe
liegend und noch dazu innig mit einander verschlungen, nicht mehr einzeln die rechte
Fähigkeit haben sich zu
biegen, weil ihnen die dazu nöthige freie Beweglichkeit fehlt.
Von den so eben angeführten Umständen stehen Nr. 1 und 2, wie in die Augen springt,
in keinem wesentlichen oder nothwendigen Zusammenhange mit der Anwendung der
Papiermaschinen, und sie lassen sich daher hier so gut wie bei der Verfertigung des
Büttenpapiers vermeiden. Nr. 3 würde durch die Erfindung einer anderen Leimmasse
statt des üblichen Harzleims zu heben seyn, so wie Nr. 4 durch die (in England
bereits mehrfältig versuchte) Leimung des Maschinenpapiers in fertigen Bogen, statt
in der Masse. Was Nr. 5 betrifft, so müßte man dahin streben, die heiße Pressung
erst alsdann eintreten zu lassen, wenn durch mäßige kalte Pressung das Papier
bereits eine gewisse Consistenz und Härte gewonnen hätte. Ob und wie ein Verfahren
der Art ausführbar und mit der übrigen Wirkung der Papiermaschinen verträglich seyn
würde, wage ich freilich nicht geradezu zu entscheiden.