Titel: | Ueber die Mängel der Regenmesser und eine verbesserte Gestalt derselben; von Thomas Stevenson, Civilingenieur. |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. VIII., S. 29 |
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VIII.
Ueber die Maͤngel der Regenmesser und eine
verbesserte Gestalt derselben; von Thomas Stevenson, Civilingenieur.
Aus dem Edinburgh new philosophical Journal. April
– Jul. 1842, S. 12.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Stevenson, über die Mängel der Regenmesser und eine verbesserte
Gestalt derselben.
Wenn der Fall des Regens in einer gewissen Gegend ohne Zweifel schon von großer
Wichtigkeit ist für die vieles Interesse aber wenig Sicherheit darbietende
meteorologische Wissenschaft, so ist er jedenfalls ein unentbehrliches Element bei
vielen praktischen Fragen. So ist er von der höchsten Wichtigkeit für die
Landwirthschaft, während seine innige Verknüpfung mit einigen Fragen hinsichtlich
der Trokenlegung und der Wasserwerke den Sachkundigen wohl bekannt ist.
Ich war vor einiger Zeit zufällig veranlaßt, der Ungleichheit der Resultate der
Regenmesser-Beobachtungen nachzuforschen und fand, daß die große Quelle von
Irrthümern die Kleinheit der auffangenden Fläche, der Rand und die Stellung des
Trichters sind, welche, dem Winde Widerstand leistend, störende Wasserbewegungen
hervorbringen und auch das Abprallen und Zerstreuen der Regentropfen
herbeiführen.
Um den Unterschied zwischen den bisherigen Regenmessern und jenen von größerer
Oberfläche anschaulicher zu machen, werde ich die verschiedenen Fehlerquellen
bezeichnen und nachweisen, wie sie durch Vergrößerung der Fläche vermindert werden
können.
Obwohl unter den besten Autoritäten eine Meinungs-Verschiedenheit hinsichtlich
der geeigneten Größe eines Regenmessers stattfindet, werden diese Instrumente
dennoch beinahe durchgängig von 6 bis 12 Zoll Durchmesser verfertigt. Es läßt sich
keine bestimmte Größe dafür empfehlen, um so weniger, da dieselbe in vielen Fällen
von Umständen abhängt; doch ist anzunehmen, daß sie je größer desto besser und in
der Regel mit 2 bis 4 Fuß Durchmesser und in unten beschriebener Gestalt am
zwekdienlichsten sind.
1) Ein Fehler besteht in der ungenauen Ablagerung des Regens, Hagels u.s.w., woran
die Begrenzung des daranstoßenden Bodens, oder die Höhe und die ausgesezte Stellung des Regenmessers
selbst Schuld ist.
Alle neuern Versuche haben gezeigt, daß die mit einem Regenmesser erhaltenen
Resultate sehr in Beziehung stehen zur Höhe desselben über der Bodenfläche, und
haben die etwas seltsam scheinende Thatsache bestätigt, daß an derselben Stelle in
verschiedenen Höhen aufgestellte Regenmesser sehr verschiedene Regenmengen
angaben.Siehe Prof. Phillips Berichte und Prof. Forbes' meteorologische Mittheilungen. Je höher das Instrument angebracht ist, desto weniger Regen sammelt es auf.
Prof. Stevelly's Theorie der zunehmenden Geschwindigkeit
des Windes, je höher wir steigen, dürfte diese Erscheinung am befriedigendsten
erklären, um so mehr, als aus meinen Versuchen hervorzugehen scheint, daß der Wind die große Quelle von Fehlern ist; daß je stärker
er ist, desto weniger Regen sich aufsammle, und daß bei stillem Wetter die hohe
Stellung sowohl als die Gestalt des Instruments unbedeutende Folgen nach sich
ziehen. Wie übrigens auch diese Frage beantwortet werden mag, so spricht
wenigstens Alles dafür, den Regenmesser auf die Bodenfläche aufzustellen.
Hinsichtlich des geeignetsten Ortes für einen solchen wurden schon viele Meinungen
geäußert; doch glaube ich, ist jezt allgemein angenommen, daß ein ebener Plaz am
zwekmäßigsten ist. Da aber Vielen, die sich mit diesen Versuchen abgeben, kein
offenes Feld zu Gebote steht, sondern dieselben sich mit kleinen, von Bäumen und
Sträuchern umgebenen Gartenpläzen behelfen müssen, so kann für solche zur
Ermittelung des passendsten Plazes für den Regenmesser die Beobachtung des
Schneefalls gute Dienste leisten. Diese Beobachtung darf jedoch natürlich nicht
gemacht werden, wenn der Wind stark genug ist, um den abgesezten Schnee
hinwegzuwehen. Die für den Regenmesser zu wählende Stelle ist eine solche, wo der
Schnee in der Regel, unter den vorherrschenden Winden, dieselbe Tiefe hat, wie
ringsum in der Nähe. So scheinen Beobachtungen über die Tiefen des Schnees auf
unebenem Boden, in Thälern, an den Seiten und Gipfeln der Berge geeignet zu seyn,
uns genauere Kenntnisse über die so wichtigen atmosphärischen Strömungen zu geben.
Wenn man nach einem Schneefall, welcher von keinem zur Bildung von Haufen
hinreichend starken Wind begleitet war, findet, daß ein Regenmesser als ein
Mittelpunkt der Attraction oder umgekehrt gewirkt habe, so kann man mit Sicherheit
schließen, daß ein Fehler entweder in seiner Stellung oder seiner Construction
vorhanden ist.
2) Der zweite Fehler bei Regenmessern kann nur als wahrscheinlich gedacht werden und
besteht, wenn er wirklich existirt, darin, daß sich suspendirtes Wasser in getrennte
Regentropfen sammelt, an statt sich gleichförmig über die Oberfläche zu verbreiten,
in Folge wo von es möglich ist, daß Tropfen außerhalb des Randes fallen, statt von
diesem zertheilt zu werden, wodurch dem Recipient von jedem solchen Tropfen
derjenige Antheil entgeht, welcher über den Quer schnitt des Meßgefäßes
hinausgezogen wurde. Im Ganzen kann jedoch dieser Fehler als compensativ und ganz
unerheblich, wenigstens bei 2 bis 3 Fuß weiten Gefäßen, betrachtet werden.
3) Der nächste Fehler ist den Regenmessern eigen, welche in gleichem Niveau mit dem
Boden stehen, und wird von dem Strom verursacht, wenn er von der regelmäßigen
Oberfläche des Gefäßes (wo er gleichförmigen Widerstand trifft) gegen die Mündung
desselben hinstreicht. Dieser Fehler wird von einigen als ein bedeuten der Einwurf
gegen große Flächen betrachtet. Es ist jedoch nicht einzusehen, warum große Flächen
eine im Verhältniß größere Wirkung hierin haben sollten.
Am besten würde es vielleicht seyn, diesen Punkt der Schneeprobe zu unterwerfen, durch welche man sich überzeugen könnte, ob
eine verhältnißmäßig größere Menge von der großen
Durchschnittsfläche als von der kleinen aufgenommen wird.
4) Verdunstung des Regens, welche zuweilen davon herrührt, daß einige Tropfen auf dem
Rande oder dem Trichter des Meßgefäßes liegen bleiben und sich zerstreuen, ist ein
Fehler, den alle Regenmesser miteinander gemein haben. Er ist keineswegs von
Bedeutung, würde aber sicherlich dadurch vergrößert werden, daß man das Gefäß
vergrößerte, wodurch der Trichter weiter und kleiner wer den müßte, um die Arbeit
und überhaupt die Schwerfälligkeit des Instruments zu vermindern. Doch könnte dem
vielleicht wieder etwas abgeholfen werden durch einen Anstrich von Chaisenlak oder
von Lycopodium (Hexenmehl), welches wegen seiner Nichtannahme des Wassers bekannt
ist und in dieser Hinsicht den Blumenblättern des frischen Kohls gleicht, auf
welchen die Regen- und Thautropfen sich nicht ausbreiten können und daher
immer ihre Kugelgestalt behalten.
5) Ein weiterer Irrthum findet bei Regenmessern statt, welche gleiches Niveau mit dem
Boden haben und zwar durch das Abprallen und das Umherstreuen des Regens und Hagels
von dem umgebenden Boden, wodurch sie in den Recipienten fallen. Sollte nahe am
Rande des Gefäßes, wie es oft der Fall ist, Gras wachsen, so bleiben auch oft
Tropfen zwischen den Blättern stehen und werden später in den Recipient geweht. Sehr
wenige Tropfen nun, die auf diese Weise in ein kleines Reservoir kommen, verändern das Resultat
wesentlicher, als wenn dieselbe Anzahl in ein größeres Reservoir fällt. Vergrößert
man die Mündung, so wächst der Fehler einfach im Verhältniß des Durchmessers,
während die Menge des gesammelten Regens im Quadrat des
Durchmessers zunimmt und hiedurch geht der große Vorzug der großen gegen die kleinen
Flächen evident hervor.
6) Das Abprallen und Umherspringen etc. der Regentropfen, des Hagels u.s.f. aus dem
Regenmesser heraus, in Folge ihres Auffallens gegen den Rand oder die schiefen
Seiten des Trichters, ist bei allen Gestalten des Instruments ein ernster Uebelstand
und den dadurch veranlaßten Verlust halte ich für größer, als man gewöhnlich glaubt.
Durch Vergrößerung der Mündung würde der Fehler um eben so viel vermindert werden,
als der vorhergehende.
7) Die durch das Fangen des Windes am Rande erzeugte Wasserbewegung verursacht einen
ziemlich eben so großen Fehler, welcher in demselben Verhältniß durch bloßes
Vergrößern der Fläche verringert werden kann. Auf diesen Fehler machte schon Leslie aufmerksam.
8) Endlich werden durch Unvollkommenheiten in der Form der Mündung des Regenmessers,
durch Fehler in der Graduirung der Scale oder in andern Theilen des Instruments
Irrthümer veranlaßt, welche durch eine Vergrößerung der Fläche sicher vermindert
werden.
Aus obigen Betrachtungen geht hervor, daß durch Vergrößerung der Fläche das Streben
der Verdunstung, keineswegs ein sehr großes Uebel, vermehrt wird, so wie vielleicht
auch der Irrthum, welcher durch die Bewegung des Windes von der gleichförmigen
Oberfläche des Bodens gegen die Oeffnung des Regenmessers veranlaßt wird.
Andererseits verringern sich durch Vergrößerung der Oberfläche und zwar im
Verhältniß des Quadrats des Durchmessers, die Fehler, welche das Zurükprallen und
Hineinschleudern der Tropfen vom Boden aus in das Gefäß, und das Zurükprallen vom
Rand und dem Trichter aus dem Gefäß verursacht, so wie diejenigen, welche die durch
den Rand und Trichter veranlaßte Wasserbewegung erzeugt, und endlich, wenn auch
nicht in so hohem Grade, die von der fehlerhaften Gestalt der Mündung und anderer
Theile des Instruments herrührenden.
Es wurde schon bei einigen Experimenten gefunden, daß der größere Regenmesser eine
kleinere Quantität Regens ergab als der kleinere, woraus mehrere schließen, daß der
kleinere richtiger sey als der große; nach meiner Meinung geht aber daraus nur
hervor, daß in diesen
Fällen die mit den kleinen Messern verbundenen Fehler zu stark hervortreten. Es läßt
sich durchaus nicht behaupten, daß von zwei Regenmessern derjenige der richtigere
seyn muß, welcher mehr Regen anzeigt, indem es sehr möglich ist, daß, während der
eine richtig angibt, das Resultat des andern ein zu großes ist, und da wir nicht mit
Bestimmtheit wissen, welches von den beiden Instrumenten das richtige ist, so müssen
wir in allen Fällen dasjenige vorziehen, dessen Gestalt und
Construction uns am zwekmäßigsten erscheint.
Nachdem ich nun die Vorzüglichkeit großer Regenmesser gegen kleine dargethan zu haben
glaube, will ich das Instrument beschreiben, welches mir das beste scheint und
dessen Eigenthümlichkeit darin besteht, daß ein sehr
kleiner, oder vielmehr gar kein Rand vorhanden,
ferner die Stellung des Trichters sehr vortheilhaft ist.
Die Mündung des Instruments liegt, wie der Längendurchschnitt Fig. 38 zeigt, in
gleicher Höhe mit dem Erdboden (hf, gi), was allgemein als das zwekmäßigste betrachtet
wird. Ueber dem Trichter (a, b, c), welcher eine weitere
Mündung hat, als die aufnehmende Fläche (d, e), befindet
sich ein Aufsaz (eine Zone) (a, d, e, c), welcher den
Querschnitt der aufnehmenden Fläche auf die geeignete Größe zurükführt. Es ist also
nur ein sehr kleiner Rand bei (d und e) dem Wind ausgesezt, während die schiefen Seiten des
Trichters nur bis zum Boden des Aufsazes heraufgehen und daher so tief unter der
Oeffnung des Gefäßes sind, daß sie es sogar dem Hagel unmöglich machen, so
zurükzuprallen, daß er wieder herauskäme. Damit kein Regen von Außen die geneigte
Fläche des Aufsazes hinauf (wie von a nach b oder von c nach e) getrieben werden kann, und um auch den Raum zwischen
dem Rand und dem umgebenden Gras auszufüllen, wird eine kreisförmige Bürste (f, d, e, g) von 3 Zoll Breite so angebracht, daß ihre
Borsten dem einfallenden Regen entgegenstehen, der zwischen sie hineinfällt, statt
zurükzuprallen und umher zu springen. Der Wind, welcher vom Grase aus gegen die
aufnehmende Oeffnung hinstreicht, stößt natürlich auf keine Unebenheit, indem die
Spizen der Borsten in gleicher Höhe stehen sowohl mit dem Grase (h, f, g, i) als mit dem Rande des Aufsazes.
Fig. 39 zeigt
dieselbe Vorrichtung in einem größern Maaßstabe; hier vertreten die Stelle der
Bürste Borsten, welche auf der horizontalen Kupferplatte mit Drähten oder Harz
befestigt werden. Dünn geschnittener Rasen oder Torf würde ebenfalls den Dienst der
Borsten versehen. Auch ein kleiner, 1/4 oder 1/3 Zoll hoher Streifen oder Rand
sollte auf der horizontalen Platte befestigt werden.
Die obenerwähnten Fehler würden durch solche Vorrichtungen beinahe gänzlich
beseitigt.Wir verweisen noch auf Dr. Mohr's selbstregistrirenden Regenmesser im polytechn. Journal Bd. LXXXIII. S. 374.A. d. Red.