Titel: | Parson's Locomotive mit Expansion. |
Fundstelle: | Band 90, Jahrgang 1843, Nr. XVIII., S. 82 |
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XVIII.
Parson's Locomotive mit Expansion.
Aus dem Mechanics' Magazine, Jul. 1843, S.
50.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Parson's Locomotive mit Expansion.
Fig. 31 ist
der Durchschnitt des einen Locomotivcylinders mit seinem Ventile und dem Aufriß des
zum Betrieb der Dampf- und Expansionsventile nöthigen Mechanismus. Fig. 32 ist
ein Aufriß des Mechanismus zur Bewegung der Ventile des zweiten Cylinders. Die
Cylinder sind wie gewöhnlich mit Kolben, Kolbenstangen und Lenkstangen versehen,
welche die Dampfkraft auf zwei rechtwinkelig zu einander gestellte, an der Achse der Treibräder
befindliche Krummzapfen übertragen. Der Dampf tritt aus dem Dampfkessel durch die
Röhre A in die Ventilbüchse B, welche zwei flache an einer und derselben Stange 3 befestigte
Schiebventile I und K
enthält. Leztere haben den Zwek, die Communication zwischen dem Dampfkessel und dem
Cylinder zur rechten Zeit abzusperren, so daß der Dampf durch seine Expansivkraft
auf den Kolben wirken kann. Beide Ventile I und K besizen Muttern, die eine mit rechts, die andere mit
links geschnittenen Schraubengängen, in welche die Stange 3 geschraubt wird, so daß,
wenn die Umdrehung der lezteren mit Hülfe der endlosen Schraube und des Rades 51
erfolgt, der Abstand zwischen den Ventilen je nach dem verlangten Grade der
Expansion entweder vergrößert oder vermindert wird. An das Ende der Stange, welche
die endlose Schraube 50 enthält, ist eine feine Schraube geschnitten, mit einem
beweglichen Zeiger, welcher den Grad der Expansion genau angibt. Die Stange 3 ist
durch eine andere Stange 5 mit dem Hebel 4 verbunden, und dieser ist an einer Achse
6 befestigt, woran ein anderer Hebel 7 sizt, welcher die Bewegung von dem
Excentricum 8 mittelst der Excentricumstange 9,9 empfängt. Leztere kann ihre
Bewegung entweder dem Hebel 7, oder wenn man sie mit Hülfe des Hebels 10 und des
Gliedes 11 erhebt, dem an der Achse 13 befestigten Hebel 12 mittheilen. Das
Excentricum 8 ist an der Krummzapfenwelle in einer solchen Lage befestigt, daß sein
Centrum 15 mit einer Linie, welche man von dem Mittelpunkte des Bolzens 16 oder 17
durch die Mitte der Welle 14 zieht, einen Winkel von 45° bildet, wenn der
Kolben das obere Ende seines Hubes erreicht hat. G, G
und H, H sind zwei durch die Stange X mit einander verbundene Kolbenventile mit Canälen 22
und 23, durch welche der Dampf von den Oeffnungen C und
D abwechselnd zu beiden Seiten des Kolbens 18
einströmt. Von da tritt der Dampf durch die Oeffnungen 20 und 21 in den
Austrittcanal 24 und durch das Blaserohr 25 ins Freie. Diese Ventile sind durch die
Stangen Y, Z mit dem Hebel 1 verbunden, welcher an der
Welle 2 befestigt ist. An dieser Welle befinden sich noch zwei Hebel 22 und 23,
welche ihre Bewegung von dem Excentricum L, herleiten,
deren Stange M sich in zwei Gabeln N, N′ und einen Schliz O endigt. Das Excentricum ist an der Krummzapfenwelle befestigt, und
bildet einen Winkel von 90° mit einer Linie, die man von der Mitte der
Krummzapfenwelle nach der Mitte der Welle 2, wenn der Kolben das obere Ende seines
Hubes erreicht hat, sich gezogen denkt. Die Gabeln N,
N′ haben den Zwek, die Stifte R und S auf die gewöhnliche Weise in ihren respectiven
Einschnitten zu führen, wenn die Maschine reversirt werden soll. In dem Schliz O spielt eine Rolle P, die
sich frei um einen an dem Ende des Hebels Q befindlichen
Bolzen dreht. Diese Rolle trägt die Excentricumstange M
und schiebt sie je nach der Richtung in welcher sich die Maschine bewegen soll,
entweder nach dem Bolzen R oder nach dem Bolzen S hin. Der Hebel Q sizt an
der Welle W und diese erhält die Bewegung von dem Hebel
T, welcher durch die Stange U mit dem unter der Controle des Locomotivführers stehenden
Umkehrungshebel verbunden ist. Der Fig. 32 dargestellte
Mechanismus zur Bewegung der Ventile des zweiten Cylinders weicht von dem eben
beschriebenen nur wenig ab. Die Excentrica 26 und 27 sind in einer ähnlichen Lage,
wie die erwähnten Excentrica 8 und L angeordnet, und die
Excentricumstange 28 gleicht in jeder Rüksicht der Excentricumstange M; sie theilt ihre Bewegung zwei an der Welle 31
befindlichen Hebeln 29 und 30 mit. An der Welle 31 sizt der Hebel 32, welcher die
Schiebventile mittelst der Stange 45 auf die beschriebene Weise in Bewegung
sezt.
Die an ähnliche Schieber, wie I, K, Fig. 31, befestigte
Stange 3 erhält ihre Bewegung von einem Hebel 35. Dieser sizt an der Welle 13, an
der sich noch ein anderer Hebel 36 befindet, welcher seine Bewegung mittelst der
Stange 37 von dem Excentricum 27 herleitet. Die Excentricumstange 37 kann ihre
Bewegung auch dem an der Welle 6 befindlichen Hebel 38 mittheilen, wenn sie in die
Höhe gehoben wird, wobei die Gabel 47 den Stift 44 in dem für ihn bestimmten
Einschnitte führt. Die Hebel, Stangen u. s. w. sind in einer solchen Lage
dargestellt, daß sie die Kurbelwelle nach der Richtung der Pfeile in Rotation
versezen. Soll dagegen die Bewegung der Maschine rükgängig gemacht werden, so bewegt
man die Stange U mit Hülfe des Reversionshebels V nach der durch den Pfeil angedeuteten Richtung,
wodurch der Hebel T veranlaßt wird, die Welle W um ihre Achse zu drehen. Die auf diese Weise der Welle
W mitgetheilte Bewegung drükt die Hebel Q, 39 und 40 nieder. Der Hebel Q bringt die Stangen M und 28 von den
respectiven Stiften R und 30 auf die Stifte S und 29, wodurch die Reversion der Dampfschieber G und H und derjenigen des
andern Cylinders bewirkt wird. Zugleich veranlassen die kleinen Hebel 39 und 40 die
Hebel 10 und 41, sich um ihre respectiven Mittelpunkte 43 und 42 zu drehen und
dadurch die Excentricumstangen 9,9, und 37 von den Stiften 16 und 36 auf die Stifte
17 und 44 zu bewegen. Durch diese Anordnung erhellt, daß das Excentricum 8 die
Expansionsschieber der gegenüberliegenden Maschine und vice
versa in Thätigkeit sezen und dadurch die Expansionsschieber beider
Cylinder rükgängig
machen wird. Die Ventile I und K können entweder aus einem oder aus zwei Stüken verfertigt werden; Parson zieht indessen das leztere vor, um die Expansion
auf jeden beliebigen Grad adjustiren zu können. Um den Dampf während seiner
Wirksamkeit in dem Cylinder warm zu erhalten, umgibt er den Cylinder mit einem
Mantel 45, und gestattet dem Dampf freien Zutritt aus dem Dampfkessel in den Raum
zwischen ihm und dem Cylinder, deßgleichen in die Räume 46 und 47 an beiden
Cylinderenden. Parson empfiehlt ferner diese sämmtlichen
Dampfräume mit Filz gut zu überziehen.