Titel: Neue Verfahrungsweisen zur Bestimmung des Werthes der Potasche und Soda, der Säuren und des Braunsteins; von Dr. R. Fresenius und Dr. H. Will.
Fundstelle: Band 90, Jahrgang 1843, Nr. XXXII., S. 126
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XXXII. Neue Verfahrungsweisen zur Bestimmung des Werthes der Potasche und Soda, der Saͤuren und des Braunsteins; von Dr. R. Fresenius und Dr. H. Will.Wir entnehmen diese Abhandlung den Annalen der Chemie und Pharmacie, Juliusheft 1843. Um ihre Pruͤfungsmethoden fuͤr Alkalien, Saͤuren, Braunstein etc., welche sich durch leichte Ausfuͤhrbarkeit und große Genauigkeit auszeichnen, dem groͤßeren chemischen Publicum zugaͤnglicher zu machen, haben die Verfasser die Begruͤndung dieser Methoden, die Anfertigung der Apparate, die Ausfuͤhrung der Operationen, die Berechnung und zwekmaͤßigste Darstellungsweise der Resultate ausfuͤhrlich und leicht faßlich in einer besonderen Schrift beschrieben, welche den Titel fuͤhrt: „Neue Verfahrungsweisen zur Pruͤfung der Potasche und Soda, der Aschen, der Saͤuren, insbesondere des Essigs so wie des Braunsteins auf ihren wahren Gehalt und Handelswerth, fuͤr Chemiker, Pharmaceuten, Techniker und Kaufleute lediglich nach eigenen Versuchen bearbeitet von Dr. R. Fresenius und Dr. H. Will, Assistenten am chemischen Laboratorium zu Gießen. Heidelberg, akademische Verlagshandlung von C. F. Winter, 1843.“Hr. Mechanikus Fuhr in Gießen haͤlt alle zur Alkalimetrie, Saͤure- und Braunsteinpruͤfung nach diesen Methoden noͤthigen Apparate (Waagen, Gewichte, Spirituslampen, Schaͤlchen, Kohlensaͤureapparate u. s. w.), so wie die erforderlichen Chemikalien (doppeltkohlensaures Natron, neutrales oxalsaures Natron etc.) vorraͤthig; sie werden sowohl im Ganzen, so wie im Einzelnen zu billigen, festgestellten Preisen erlassen.A. d. R. Mit Abbildungen auf Tab. II. Fresenius u. Will, neue Verfahrungsweisen zur Bestimmung des Werthes der Potasche und Soda. I. Prüfung der Potasche und Soda auf ihren Handelswerth. — Alkalimetrie. Die Methoden, welche zum Zweke haben, den Gehalt der Potasche und Soda an Kali und Natron oder vielmehr an den kohlensauren Salzen dieser Basen zu ermitteln, werden alkalimetrische Methoden, die Gesammtheit derselben Alkalimetrie genannt. Die Wichtigkeit der lezteren für den Handel, ihre Bedeutung für Fabrikanten und Consumenten war die Veranlassung, daß sich bereits viele Chemiker mit derselben beschäftigt haben. Alle aber folgten dabei einem und demselben Principe, dem nämlichen, welches von Descroizilles zuerst zu Grunde gelegt worden ist. Die alkalimetrischen Methoden Gay-Lussac's und anderer Chemiker sind nur Modificationen der ursprünglichen Prüfungsweise, welche theils zum Zwek haben, die Ausführung der Operation zu erleichern, theils die Sicherheit der Resultate zu steigern. Diese Methoden sind im Leben schon so eingebürgert, sie sind selbst dem Fabrikanten so geläufig, daß wir hier eine nähere Beleuchtung des zu Grunde liegenden Princips füglich übergehen können. Die Bedingungen zur erfolgreichen Ausführung der auf das Descroizilles'sche Princip gegründeten Methoden lassen sich leicht durch genaue Arbeit, durch richtige Apparate, durch Uebung und Geduld erfüllen, sofern der zu prüfenden Potasche oder Soda nicht Salze oder Verunreinigungen beigemengt sind, welche die Schwefelsäure in gleicher Weise abstumpfen, wie die kohlensauren Alkalien. Salze dieser Art sind sowohl in den Pflanzenaschen, als ganz be sonders in der künstlichen Soda, jederzeit bald in kleinerer, bald in größerer Menge vorhanden und zwar in den ersteren insbesondere kieselsaures und phosphorsaures Alkali, kohlensaure, phosphorsaure und kieselsaure alkalische Erden, in der lezteren schwefligsaures und unterschwefligsaures Natron, Schwefelnatrium und in der rohen Soda außerdem kohlensaurer Kalk und Schwefelcalcium. Von diesen Salzen können die in Wasser unlöslichen (die Erdsalze) durch Behandeln der Probe mit Wasser und Filtriren abgeschieden werden. Die Entfernung der löslichen aber ist entweder sehr umständlich (Sodasorten, welche schwefligsaure Salze oder alkalische Schwefelmetalle enthalten, müssen, ehe sie geprüft werden können, mit chlorsaurem Kali geschmolzen werden) oder aber, was Verunreinigung mit unterschwefligsauren, kieselsauren oder phosphorsauren Salzen betrifft, geradezu unmöglich. Die Anwesenheit dieser Salze ist die Ursache, daß die Gehaltprüfungen der Potaschen- und Sodasorten nach den bisherigen Methoden auf völlige Richtigkeit nicht Anspruch machen können, sobald die Menge der fraglichen Verunreinigungen irgend bemerklich ist; sie ist die Veranlassung, daß der Procentgehalt der Potasche und Soda an kohlensauren Alkalien fast immer zum Nachtheile des Käufers zu hoch ausfällt — ein Fehler, dem sich fast alle übrigen, die über haupt bei der Bestimmung gemacht werden können, hinzuaddiren. — Wie erheblich und bedeutend dieser Einwurf sey, erhellt am deutlichsten daraus, daß beinahe sämmtliche im Handel vorkommende Sodasorten so bemerkbare Mengen von schwefligsaurem oder unterschwefligsaurem Natron enthalten, daß man nach den bisherigen Methoden bei vielen Sorten kaum annähernde Resultate (3, 4, 6 und mehr Proc. zu viel) erhalten kann — ein Umstand, welcher dadurch an Bedeutung gewinnt, daß der Verbrauch der Potasche und der aus Pflanzenasche dargestellten Soda gegen den der künstlichen Soda kaum mehr in Betracht kommt. Faßt man das Gesagte kurz zusammen, so ergibt sich, daß die bisher üblichen alkalimetrischen Methoden bei Abwesenheit von Schwefelmetallen und kieselsauren, phosphorsauren, schwefligsauren und unterschwefligsauren Salzen gute Resultate liefern werden, im Falle der Arbeitende Uebung hat und die anderweitigen Bedingungen genau erfüllt sind, daß aber bei Anwesenheit der genannten Salze, von denen die Potasche- und Sodasorten, wie erwähnt, fast nie frei sind, die Erlangung genügender Resultate entweder mit bedeutenden Umständen verknüpft oder aber unmöglich ist. Wenn man in Erwägung zieht, welche Chemiker sich schon mit der Verbesserung der auf das bisher angewendete Princip gestüzten Methoden beschäftigt haben und die im höchsten Grade sinnreichen Abänderungen, welche mit der Zeit in Vorschlag gekommen sind, ins Auge faßt, so gelangt man zu der Ueberzeugung, daß die besprochenen Fehler nicht Folge mangelhafter Angaben in Bezug auf die Ausführung der Operation sind, sondern daß sie aus dem zu Grunde gelegten Princip unmittelbar hervorgehen und nicht umgangen werden können, so lange dieses beibehalten wird. Die Prüfungsmethode, deren wir uns bedienen und welche im Folgenden nunmehr besprochen werden soll, beruht auf einem andern, auf einem nicht minder naheliegenden und einfachen, dem früheren aber geradezu entgegengesezten Princip. Wenn man die Menge eines zusammengesezten Körpers finden will, dessen Bestandtheile in einem bekannten, bestimmten und unveränderlichen Verhältnisse stehen, so ist es nicht nothwendig, die Menge aller Bestandtheile zu bestimmen, die Kenntniß der Quantität des einen oder des andern reicht schon hin, die Menge des Ganzen zu ermitteln. — Der Zwek der Potasche- und Sodaprüfung ist die Bestimmung des kohlensauren Alkali's in denselben. Nach dem eben angeführten Saze kann dieselbe (angenommen die Kohlensäure und die Alkalien stünden in bestimmten Verhältnissen) sowohl aus der Menge des Alkali's, als aus der der Kohlensäure gefunden werden. Die bisherige Methode der Alkalimetrie nun suchte ihren Zwek zu erreichen, indem sie die Menge des Alkali's bestimmte, und zwar durch Abmessen der Säure, welche zu seiner Neutralisation erfordert wurde, nach der unseren gelangt man zum Ziele, indem man die Menge der Kohlensäure bestimmt, welche mit den Alkalien verbunden war. Um auf dieses Princip eine Methode der Prüfung zu gründen, war die erste und wesentlichste Bedingung, eine Bestimmungsweise der Kohlensäure zu ermitteln, welche den Ansprüchen der Technik in jeder Hinsicht genügte. Zur Bestimmung der Kohlensäure wendet man, wie bekannt, Verschiedene Methoden an. Entweder glüht man die zu analysirenden Verbindungen für sich, oder unter Zusaz solcher Substanzen, welche die Kohlensäure von ihren Basen abscheiden und findet ihre Menge durch den Gewichtsverlust; bei weitem häufiger aber bestimmt man sie auf nassem Wege und zwar entweder, indem man sie in eine Flüssigkeit (Kalilauge) leitet, von welcher sie verschlukt wird, wobei sich also ihre Menge aus der Gewichtszunahme ergibt, oder indem man sie durch Zusaz überschüssiger Säure mit der Vorsicht austreibt, daß gleichzeitig keine anderen Materien, namentlich kein Wasser, verloren gehen, wobei ihre Quantität aus der Gewichtsabnahme gefunden wird. Von diesen sämmtlichen Methoden konnte sich, wie man auf den ersten Blik ersieht, zu technischen Zweken nur die leztere eignen, zu deren Ausführung bereits die mannichfaltigsten Apparate von Berzelius, H. Rose, Fritzsche, Erdmann und Marchand und andern beschrieben worden sind. Wir bedienten uns früher zu diesem Zwek eines höchst einfach construirten Apparates, der sehr geeignet ist, den Vorgang möglichst zu versinnlichen. Man bringt in ein kleines Sezkölbchen A, Fig. 25, die zu analysirende kohlensaure Verbindung in dem Röhrchen a, die Säure, welche zur Zersezung dienen soll (Salzsäure, oder besser verdünnte Schwefelsäure) in das Röhrchen b, welches so lang seyn muß, daß es sich nicht waagrecht legen kann, verschließt alsdann das Kölbchen mit einem Korke, in welchen erstlich eine Röhre mit Chlorcalcium, B, gepaßt ist und durch den ferner eine dünne Glasröhre c geht, welche mit ihrem einen Ende bis fast auf den Grund von A reicht, an ihrem äußeren Ende aber durch ein Wachskügelchen d verschlossen wird. Der so zugerichtete Apparat wird gewogen und die Säure alsdann durch Neigen des Kölbchens allmählich aus dem Röhrchen b ausgegossen. Die Kohlensäure wird hierdurch ausgetrieben, sie entweicht durch die Chlorcalciumröhre und läßt ihre Feuchtigkeit in derselben zurük. Nach beendigter Entwiklung, welche man zulezt durch Wärme unterstüzt, wird die noch im Apparat befindliche Kohlensaͤure verdrängt, indem man das Wachskügelchen wegnimmt, an die Röhre c mittelst eines Kautschukröhrchens ein Chlorcalciumrohr befestigt, und an B saugt, bis die leztkommende Luft nicht mehr nach Kohlensäure schmekt. Der Apparat wird nunmehr wieder gewogen; der Gewichtsverlust gibt die Menge der Kohlensäure an, welche in der Verbindung enthalten gewesen ist. Dieser Apparat gibt sehr genaue Resultate; er läßt dem Chemiker kaum etwas zu wünschen übrig. Unserem Zweke konnte er jedoch nicht genügen, indem damit nur so kleine Mengen von Substanz zersezt werden können, daß eine höchst empfindliche Waage erfordert wird, wenn man genaue Resultate erhalten will. Wir construirten daher einen neuen Apparat, bei welchem das Austroknen der Kohlensäure nicht, wie bei den sämmtlichen früheren Apparaten durch Chlorcalcium, sondern auf die einfachste Weise durch dieselbe Schwefelsäure bewirkt wird, mittelst welcher man die Kohlensäure aus ihren Verbindungen austreibt. Derselbe gestattet eine Zersezung sehr beträchtlicher Mengen Substanz; man ist bei seinem Gebrauche nie in Sorge, zu wenig Säure zu haben. Die Zurükhaltung des Wassers geschieht bei weitem vollständiger, als es durch Chlorcalcium bei einigermaßen rascher Gasentwikelung möglich ist. Das Zuführen von Wärme wird unnöthig, indem die Schwefelsäure diesen Dienst ebenfalls versieht — die Genauigkeit und Constanz der Resultate auch bei Anwendung ganz gewöhnlicher Apothekerhandwaagen mit Schnüren und Hornschalen, die Leichtigkeit, mit welcher genaue Resultate von jedem erhalten wurden, überstieg weit unsere Erwartung; die Einfachheit des Apparates endlich macht es möglich, daß er von jedem überaus leicht selbst verfertigt werden kann, wie aus dem Folgenden sogleich zu ersehen ist. A und B, Fig. 26, sind zwei Kölbchen, welche auch durch Medicingläser ersezt werden können, wenn dieselben hinlänglich weite Oeffnungen haben. A fasse etwa 4–5 Loth Wasser, B wählt man zwekmäßig etwas kleiner, von 3–4 Loth Inhalt. Die Kölbchen werden mit Korkstopfen verschlossen, deren jeder zweimal durchbohrt ist. Die Löcher nehmen die Glasröhren b, c und d in der Weise auf, wie es Fig. 26 zeigt. Die Enden aller Röhren sind offen; bei dem Gebrauche wird die Röhre a an ihrem Ende b durch ein Wachskügelchen verschlossen. In A schüttet man die abgewogene Substanz und füllt alsdann das Kölbchen zu einem Drittheil mit Wasser an, B wird mit gewöhnlicher englischer Schwefelsäure halb voll gemacht. Die Stopfen werden alsdann eingedreht, und der Apparat gewogen. Man saugt nunmehr aus der Röhre d etwas Luft aus, und verdünnt somit die Luft im ganzen Apparate. Die Folge davon ist, daß die in B befindliche Schwefelsäure in der Röhre c in die Höhe steigt, und daß ein Theil derselben in das Kölbchen A herüberfließt. Sowie sie aber in die Lösung des kohlensauren Salzes kommt, beginnt sogleich eine lebhafte Entwikelung von Kohlensäure. Zufolge der Einrichtung des Apparates muß dieselbe durch die Schwefelsäure in B streichen, bevor sie aus der Röhre d, der einzigen Oeffnung des Apparates, entweichen kann, bei welchem Durchstreichen ihre Feuchtigkeit begreiflichermaßen vollständiger, als auf jede andere Weise, aufgenommen und zurükgehalten wird. Bei dem Einfließen der Schwefelsäure erwärmt sich die Flüssigkeit in A und dehnt sich hierdurch nebst der darüber befindlichen Luft aus; beim Erkalten nehmen beide ihr ursprüngliches Volumen wieder ein, was zur Folge hat, daß eine neue Portion Schwefelsäure nach A herüberfließt, sobald die Gasentwikelung aufgehört hat. Diese eine Ursache des sich von selbst wiederholenden Herüberfließens der Schwefelsäure wird im Anfange der Operation noch durch eine andere, nämlich dadurch unterstüzt, daß die in A befindliche Kohlensäure von dem noch nicht zersezten kohlensauren Alkali absorbirt wird, indem sich anderthalbfach oder doppelt kohlensaures Alkali bildet. Wollte man jedoch das erneuerte Hinüberfließen der Schwefelsäure den genannten Ursachen allein überlassen, so würde ein Versuch eine ziemlich lange Zeit in Anspruch nehmen; bei weitem einfacher ist es daher, wenn man jedesmal nach beendigter Gasentwikelung die Luft im Apparate wiederum ebenso wie im Anfange verdünnt, indem man aus der Röhre d etwas Luft aussaugt. Die Operation läßt sich auf diese Weise in wenigen Minuten beendigen. Ist das kohlensaure Salz vollständig zersezt, was man sogleich daraus ersieht, daß beim Hinzukommen neuer Säure keine Gasentwikelung mehr erfolgt, so bewirkt man durch erneuertes Saugen, daß von der in B noch befindlichen Schwefelsäure eine etwas größere Menge nach A hinüberfließt. Hierdurch erwärmt sich die Flüssigkeit so stark, daß alle Kohlensäure, welche sie absorbirt hatte, entweicht. So wie nun die Gasentwikelung völlig aufgehört hat, öffnet man das Ende der Röhre a, indem man das Wachskügelchen lüftet, und saugt bei d so lange, bis alle Kohlensäure, mit welcher der Apparat noch erfüllt war, durch Luft ersezt ist, bis man also bei weiterem Aussaugen reine Luft bekommt. Den Apparat läßt man alsdann erkalten, troknet ihn ab und wägt ihn. Der Gewichtsverlust gibt die Menge der Kohlensäure, welche in der Probe enthalten war, mit größter Genauigkeit an. Auf wie einfache Weise man aus der gefundenen Kohlensäuremenge den Gehalt der Potasche oder Soda an kohlensauren Alkalien finden kann, werden wir in der Folge sehen. Diese eben angeführte Bestimmungsweise der Kohlensäure ist die Grundlage der sämmtlichen Prüfungsmethoden, welche wir nicht allein zur Alkalimetrie, sondern auch zur Prüfung der Säuren und des Braunsteins anführen werden. Der beschriebene und unter Fig. 26 dargestellte Apparat ist das Mittel zu ihrer Ausführung. Bevor wir zur Beschreibung der Einzelnheiten der Methode übergehen, halten wir es für nöthig, die Versuche anzuführen, durch welche wir uns von der Genauigkeit der Resultate überzeugten, die mit unserem Apparate erhalten werden. Die Versuche stellten wir in der Art an, daß wir erstens chemisch reines kohlensaures Natron, und daß wir ferner gleichsam künstliche Sodasorten von völlig bekanntem Gehalt, durch Zusammenmischen von kohlensaurem Natron mit Glaubersalz bereitet, untersuchten. Alle Versuche wurden absichtlich mit gewöhnlichen Apothekerhandwaagen angestellt. 1. 4,83 reinen kohlensauren Natrons gaben Kohlensäure 2,010 2. 4,83 ddo. gaben Kohlensäure 1,995 3. 4,83 2,020 4. 2,56 1,062 5. 4,255 krystallisirten kohlens. Natrons gaben Kohlensäure 0,665 6. 4,275 ddo. gaben Kohlensäure 0,655 Es gab Kohlensaͤure: Es haͤtte geben muͤssen: 1. 41,61 41,30 2. 41,30 3. 41,82 4. 41,45 5. 15,39 15,35 6. 15,55 Aus diesen Angaben ersieht man auf den ersten Blik daß die gefundenen Mengen mit den berechneten eine selbst den strengsten Anforderungen genügende Uebereinstimmung zeigen — eine Uebereinstimmung, wie sie nur bei den besten chemischen Analysen getroffen wird. Man ersieht ferner aus den obigen und den weiter unten mitgetheilten Versuchen, daß diese Bestimmungsweise der Kohlensäure keine Fehlerquelle hat, welche ihre Menge constant zu groß oder zu gering finden ließe; die gefundenen Zahlen sind bald etwas höher, bald etwas niederer als die berechneten, woraus hervorgeht, daß die Differenzen lediglich Folge von nie zu vermeidenden kleinen Beobachtungsfehlern bei der Gewichtsbestimmung der verwendeten Substanz und des Apparates sind, welche mehr oder weniger mit dem Feuchtigkeitszustande der Luft und der nicht völlig gleichen Temperatur des Apparates vor und nach dem Austreiben der Kohlensäure zusammenhängen. Es ist nun noch der Einfluß zu besprechen, den die der Potasche und Soda fast immer beigemengten fremden Salze, wie Chlormetalle, Schwefelmetalle, schwefligsaure und unterschwefligsaure Salze ausüben, wenn man den obigen Apparat zur Alkalimetrie, zur Bestimmung des Handelswerthes der käuflichen Potasche und Soda anwenden will. Vorhandene Chlormetalle veranlassen, wie wir uns durch Versuche überzeugt haben, keinen Fehler, da bei dem Zustande der Verdünnung, in welchem die Lösung der Probe sich befindet, von der freigewordenen Salzsäure keine Spur entweicht. Dem schädlichen Einfluß, der durch die Gegenwart von Schwefelmetallen, schwefligsauren und unterschwefligsauren Salzen auf das Resultat ausgeübt würde, beugt man sehr leicht vor, indem man die Lösung der zu prüfenden Potasche oder Soda mit einer kleinen Quantität neutralen chromsauren Kalis versezt. Sowohl die schweflige Säure als der Schwefelwasserstoff werden dadurch im Momente des Freiwerdens zersezt, unter Bildung von schwefelsaurem Chromoxyd, Wasser und Schwefel, welche in der Lösung zurükbleiben. Die Fehlerquellen, welche von anderen in der Potasche und Soda vorhandenen Salzen herrühren, lassen sich also überaus leicht beseitigen, es muß aber noch ein anderer Umstand erwogen werden, ehe unsere Methode fehlerfrei dasteht. Es ist nämlich in Frage zu stellen, ob sich aus der gefundenen Menge der Kohlensäure auch wirtlich immer genau der Handelswerth der Potasche und Soda in dem oben festgestellten Sinne ergibt. Diese Frage wird durch die Beantwortung einer andern, der folgenden, entschieden. Steht in dem löslichen Theile der Potasche und Soda die Menge der Kohlensäure zu der Menge des Alkalis, welches beim Behandeln ihrer Lösungen mit Kalk kaustisch wird, welches also ihren Handelswerth im engeren Sinne bedingt, in einem bestimmten und constanten, oder in einem unbestimmten und wechselnden Verhältniß? Ist die leztere Ansicht die richtige, so ist die neue Methode dem Princip nach falsch; ist hingegen das Verhältniß ein bestimmtes und unveränderliches, oder kann dieses Verhältniß, falls es noch nicht besteht, auf einfache Art hergestellt werden, so sind alle und jede Einwürfe widerlegt, welche unserer Bestimmungsweise gemacht werden können. Nach der allgemein angenommenen Ansicht ist das fragliche Verhältniß ein bestimmtes. Wer ist damit nicht einverstanden, daß Potasche und Soda neutrales kohlensaures Kali enthalten! In der neueren Zeit jedoch sind Abweichungen von diesem bestimmten Verhältnisse und zwar nach zwei entgegengesezten Seiten hin angegeben worden. Nach den einen Angaben soll in der Potasche und Soda die Kohlensäure zuweilen in geringerem Verhältnisse zum Alkali stehen, als im neutralen kohlensauren Kali oder Natron, nach anderen in höherem. Nach den ersten findet sich in manchen Potasche- und Sodasorten kaustisches Alkali neben neutralem kohlensaurem, nach den lezteren zweifach, anderthalbfach und nach einer sogar neun Achtel kohlensaures Alkali. — Unsere Aufgabe ist es, die Richtigkeit dieser Angaben an und für sich zu prüfen, die Umstände, von denen die besprochenen Abweichungen abhängen, zu beleuchten; die Zeichen, welche solche anomale Potasche- und Sodasorten erkennen lassen, zu ermitteln, so wie auseinanderzusezen, ob diese Anomalien auf die Richtigkeit unserer alkalimetrischen Prüfungsweise einen nachtheiligen Einfluß von Belang haben und auf welche Art derselbe aufgehoben werden kann. Zuvor aber machen wir noch darauf aufmerksam, daß unserer Methode eine Fehlerquelle jedenfalls bleibt, nämlich die, daß kohlensaures Natron, falls es in der Potasche vorhanden ist, als kohlensaures Kali in Rechnung kommt und vice versa. Handelt es sich jedoch bloß um bestimmte Aequivalente Alkali, die man, gleichsam nur als Träger einer Kraft, als Mittel zur Erzeugung einer bestimmten chemischen Wirkung benüzen will, so bekommt man vollkommen das richtige Resultat, denn um so viel kleiner die Aequivalentzahl des Natrons ist, als die des Kalis, um so viel mehr Kali wird ja statt des Natrons in Rechnung gebracht. Oder mit andern Worten ausgedrükt, kann man sagen, die Kohlensäure ist proportional der Kraft und Wirkung, sowohl der Potasche, als der Soda oder eines Gemenges von beiden; überträgt man die aus einer bestimmten Menge entwikelte nach Aequivalenten auf irgend eine beliebige andere Säure, so wird eine gleiche Menge des kohlensauren Alkalis von der gefundenen Säurequantität genau neutralisirt. — Kommt aber das kohlensaure Kali als solches, als Kali-Salz, in Betracht, so gibt die Kohlensäure natürlicherweise über das Mengenverhältniß desselben keinen Aufschluß. Dieser Uebelstand ist jedoch nicht unserer Methode eigenthümlich, sondern er kommt allen bekannten alkalimetrischen Methoden in völlig gleichem Maaße zu. Was das kaustische Kali betrifft, so kommt dasselbe unläugbar in nordamerikanischen Potaschen vor. Es verdankt seinen Ursprung dem Umstande, daß bei der Bereitung gebrannter Kalk zugesezt wurde; seine Menge ist abhängig von der Menge des zugefügten Kalkes. Nach einigen Angaben soll auch bei der Calcination der rohen Potasche Aezkali gebildet werden durch Einwirkung von Kohle, überhaupt organischer Materie, auf das kohlensaure Alkali. Wir wollen lezterer Ansicht nicht geradezu widersprechen, indem wir nicht läugnen, daß auf diese Weise äzendes Kali gebildet werden könne; sie scheint aber einigermaßen unwahrscheinlich, weil sich bei der Temperatur, bei welcher die Zersezung erst vor sich gehen kann, jedenfalls auch Schwefelkalium bilden müßte, was bei den deutschen, illyrischen etc. Potaschen bekanntlich nicht der Fall ist, und weil ferner bei der Calcination, wie sie jezt geschieht, die Masse im Flammfeuer, also in einer an Kohlensäure reichen Atmosphäre erhizt wird, in welcher sich gebildetes Aezkali sogleich wieder mit Kohlensäure sättigen würde. Als Thatsache können wir anführen, daß die sämmtlichen Sorten Potasche, welche wir im Handel fanden (illyrische, böhmische, deutsche u. s. w.), keine Spur äzendes Alkali enthielten, wovon wir uns nicht allein nach der weiter unten beschriebenen Methode, sondern auch noch dadurch überzeugten, daß wir geglühte Proben wogen, mit einer concentrirten Lösung von kohlensaurem Ammoniak befeuchteten, und nach dem Verdampfen der Flüssigkeit wiederum glühten und wogen. Keine Probe nahm hierdurch an Gewicht zu. Kaustisches Kali hat man also nur in sehr seltenen Fällen, in der Regel nur bei gewissen nordamerikanischen Potaschen zu fürchten. Was das kaustische Natron betrifft, so findet sich dasselbe ziemlich häufig in den im Handel vorkommenden Sodasorten. Es verdankt seinen Ursprung der Umsezung des kohlensauren Natrons mit dem bei der Calcination kaustisch gewordenen kohlensauren Kalk und findet sich allezeit in der Soda, wenn dieselbe nicht durch Krystallisation von dem Schwefelcalcium getrennt worden ist, oder wenn die Lauge nicht so lange der Luft ausgesezt war, daß sie sich wiederum vollständig mit Kohlensäure sättigen konnte. Doppelt-, richtiger anderthalbkohlensaures Kali oder Natron bildet sich in der Potasche und Soda durch Aufnahme von Kohlensäure aus der atmosphärischen Luft, wenn dieselben längere Zeit mit der Luft in Berührung sind. Seine Menge ist nach unseren Versuchen in der Regel höchst gering, in den meisten Fällen kaum entdekbar. Um es nachzuweisen, versezt man die Lösung der zu prüfenden Potasche oder Soda mit Chlorcalciumlösung im Ueberschuß, filtrirt und sezt zum Filtrat Ammoniak. Eine sogleich entstehende Trübung gibt es zu erkennen. Gleichgültig übrigens, ob es vorhanden ist oder nicht, es geht beim gelinden Glühen in neutrales kohlensaures Salz über und ist somit, da nach unserer Methode ein Erhizen der Probe nie umgangen werden kann, auf das Resultat ohne Einfluß. Diese Angabe aller Chemiker, daß nämlich anderthalb oder doppelt kohlensaures Kali beim Glühen in neutrales Salz übergehe, ist kürzlich von Hermann (Journal für praktische Chemie, Bd. XXII S. 442) in Abrede gestellt worden. Derselbe gibt an, daß der Rükstand nicht neutrales, sondern neunachtel kohlensaures Alkali sey, und stüzt seine Angabe auf zwei Analysen: eine vom Rükstand des kohlensauren Kalis, die andere von dem des kohlensauren Natrons. Derselbe gibt ferner an, daß auch in der Potasche kein neutrales, sondern ebenfalls neunachtel kohlensaures Kali enthalten sey. Diese Angaben klingen so unwahrscheinlich, daß wir zu unserer eigenen Ueberzeugung kaum der Versuche bedurft hätten, um von ihrer Unrichtigkeit überzeugt zu seyn. Da aber Zahlenresultate nur wiederum durch Zahlen widerlegt werden können, und da es von größter Wichtigkeit ist, daß sich unrichtige Angaben der Art nicht in die Wissenschaft einschleichen, so sahen wir uns genöthigt, die Hermann'schen Untersuchungen zu wiederholen. Die folgenden Resultate unserer Analysen mögen über ihre Richtigkeit entscheiden. a) Untersuchung des Ruͤkstandes, der beim Gluͤhen von chemisch reinem doppeltkohlensaurem Kali blieb. 1. 2,8135 Gram. gaben mit unserem Apparate 0,855 Kohlensäure. 2. 3,4488 Gram. gaben 1,0985 Kohlensäure, dieß entspricht in 100 Theilen I. II. berechnet als neutrales Salz. Kohlensäure 31,45 31,85 31,80 Kali 68,55 68,15 68,20 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 100,00 100,00 100,00 Neunachtelkohlensaures Kali würde verlangen Kohlensäure 34,47 Kali 65,63 –––––––– 100,00. b) Untersuchung des Ruͤkstandes, der beim Gluͤhen von chemisch reinem doppeltkohlensaurem Natron blieb: 1. 2,498 Gram. gaben 1,0247 Kohlensäure 2. 2,7881 1,1565 dieß entspricht in 100 Theilen I. II. berechnet als neutrales Salz. Kohlensäure 41,02 41,48 41,29 Natron 58,98 58,52 58,71 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 100,00 100,00 100,00. Neunachtel kohlensaures Natron würde verlangen Kohlensäure 44,18 Natron 55,82 ––––––– 100,00. Diese Zahlen beseitigen jeden Zweifel über die chemische Constitution der bleibenden Rükstände; sie zeigen evident, daß eben so wenig ein neunachtel kohlensaures Alkali, als überhaupt eine Verbindung, welche mehr Kohlensäure enthält als den neutralen Salzen entspricht, bei höherer Temperatur bestehen kann, und geben somit den Schlußstein zu dem von uns zu führenden Beweise in vollgültiger Weise ab. Specielle Anleitung zur praktischen Ausführung der Potasche- und Sodaprüfung. Um den Handelswerth der Potasche und Soda genau beurtheilen zu können, muß man ihren Wassergehalt und die Menge des kohlensauren Alkalis kennen. Der Gang der Untersuchung, welcher diese Kenntniß verschafft, bleibt sich nicht unter allen Umständen gleich; er ist abhängig von der Abwesenheit oder Gegenwart gewisser chemischer Verbindungen, welche größtentheils als Verunreinigungen der Potasche und Soda zu betrachten sind. Die Beimengungen, welche eine Modification des Verfahrens bedingen, sind äzende, schwefligsaure und unterschwefligsaure Alkalien, Schwefelmetalle und kohlensaure Erden. Man erkennt ihre Gegenwart und beseitigt ihren schädlichen Einfluß auf das Resultat der Prüfung leicht auf folgende Weise: 1) Kohlensaure alkalische Erden. — Man übergießt eine Probe der zerriebenen Potasche oder Soda mit heißem Regenwasser. Löst sie sich klar auf oder bleiben nur wenige Floken ungelöst, so kann man von der Abwesenheit kohlensaurer Erden überzeugt seyn. Bleibt hingegen ein weißes Pulver zurük, welches nach dem Auswaschen mit Säuren braust, so ist die Gegenwart von kohlensaurem Kalk oder kohlensaurer Magnesia erwiesen. In diesem Falle muß die abgewogene Probe mit heißem Regenwasser übergossen, die Lösung abfiltrirt, der Rükstand ausgewaschen und das Filtrat, welches nöthigenfalls etwas abgedampft wird, in das Kölbchen A gebracht werden. 2) Schwefligsaure und unterschwefligsaure Salze. — Sie kommen nur in der Soda, nie in der Potasche vor. Man überzeugt sich am schnellsten und sichersten von ihrer Anwesenheit, indem man etwa 2 Loth verdünnter Schwefelsäure mit etwas chromsaurem Kali rothgelb färbt und zu derselben alsdann von der zu prüfenden Soda hinzufügt, jedoch so daß die Flüssigkeit immer noch sauer bleibt. Geht die rothgelbe Farbe in eine grüne über, so waren die genannten Salze vorhanden. Schwefelnatrium veranlaßt zwar dieselbe Farbenveränderung; so oft sich aber dieses findet, kann man sicher annehmen, daß auch unterschwefligsaures Natron zugegen ist. Die alkalischen Schwefelmetalle findet man am leichtesten, indem man die fragliche Potasche oder Soda mit einer Lösung von gewöhnlichem (anderthalb-) kohlensaurem Ammoniak befeuchtet. Im Falle sie zugegen sind, entwikelt sich sogleich Schwefelammonium, welches leicht an seinem Geruch und an der Eigenschaft erkannt werden kann, ein mit Bleizukerlösung befeuchtetes Papier zu schwärzen. — Wenn eine oder die andere dieser Beimengungen vorhanden ist, so sezt man bei der Kohlensäurebestimmung eine Messerspize voll neutralen chromsauren Kalis zu. 3) Aezkali und Aeznatron. — Man übergießt 1 Theil der zu prüfenden Potasche oder Soda nebst etwa 3 Theilen Chlorbaryums mit heißem Wasser, rührt um und prüft die Flüssigkeit, nachdem man etwas davon abfiltrirt hat, mit Georginen- oder Curcumapapier. Wird ersteres grün oder lezteres braun, so ist Aezkali zugegen. Es versteht sich von selbst, daß das Chlorbaryum völlig neutral und ferner, daß es im Ueberschuß vorhanden seyn muß, wovon man sich im Zweifelsfalle leicht überzeugt, wenn man zum Filtrat nochmals etwas Chlorbaryum zusezt, wodurch kein Niederschlag mehr entstehen darf. Diese Prüfungsweise verdient ihrer Einfachheit und Sicherheit wegen den übrigen zu gleichem Zweke vorgeschlagenen unstreitig vorgezogen zu werden. Sollte Schwefelkalium oder Schwefelnatrium, die ebenfalls eine alkalische Reaction veranlassen würden, vorhanden seyn, so braucht man auf äzende Alkalien nicht weiter zu prüfen; man kann sicher seyn, daß sie sich alsdann jederzeit vorfinden. Im Falle äzende Alkalien vorhanden sind, zerreibt man die zur Kohlensäurebestimmung abgewogene Probe mit 3–4 Theilen reinen Quarzsandes, mengt ¼–⅓ von der Menge der Probe gepulverten kohlensauren Ammoniaks zu, bringt das Pulver in ein Schälchen, spült die Reibschale, im Falle etwas hängen geblieben ist, mit etwas Sand nach, tröpfelt so viel Wasser auf die Masse, als sie einsaugen kann, läßt sie eine kleine Weile stehen und erhizt alsdann bis alles Wasser und kohlensaure Ammoniak ausgetrieben ist. Enthält eine Potasche oder Soda neben dem äzenden Alkali noch alkalisches Schwefelmetall, so nimmt man statt des Wassers zum Befeuchten der Masse Salmiakgeist, um das anderthalb kohlensaure Ammoniak in neutrales zurükzuführen; andernfalls würde Schwefelammonium entwikelt und ein Theil des alkalischen Schwefelmetalls in kohlensaures Alkali übergeführt werden. Nach dem Erkalten bringt man die Masse, welche sich mit Hülfe eines Messers auf die leichteste Art aus dem Schälchen nehmen läßt, in den Kolben A, spült das Schälchen mit etwas Wasser nach und verfährt genau wie unten beschrieben wird. Der Sand dient dazu, das Zusammenbaken der Masse, so wie das Sprizen beim Eintroknen zu verhüten. Zur Bestimmung des Wassergehaltes der Potasche und Soda bringt man ein Schälchen von Eisenblech, welches etwa 2 Zoll Durchmesser hat und mit einem etwas lose schließenden Dekel versehen ist (Fig. 27), oder einen Porzellantiegel sammt seinem Dekel auf die eine Schale einer gewöhnlichen, aber genauen Handwaage, beschwert dieselbe Schale mit einem Zehngrammstük und bringt die Waage durch Schrote, zulezt durch Staniolstreifen genau ins Gleichgewicht. Man nimmt nun von der zu untersuchenden Potasche oder Soda an verschiedenen Stellen Proben heraus, zerreibt sie, entfernt alsdann das Zehngrammstük von der Waage und bringt statt dessen so lange von dem Pulver in das Schälchen, bis das Gleichgewicht wieder völlig hergestellt ist. Man hat auf diese Art genau 10 Gram. Potasche oder Soda in dem Schälchen. Dasselbe wird jezt über einer guten Weingeistlampe erhizt bis alles Wasser ausgetrieben ist und nach dem Erkalten auf die Waage gebracht, auf welcher sich die ursprüngliche Tara noch befindet. Die Anzahl der Decigramme, welche hinzugelegt werden müssen, um das Gleichgewicht herzustellen, gibt alsdann den Wassergehalt in Procenten an. Von der auf diese Art erhaltenen wasserfreien Potasche wiegt man 6,29 Gram., von der wasserfreien Soda aber 4,84 Gram. ab, bringt die Probe mittelst eines Kartenblattes in das Kölbchen A des Apparates Fig. 26, welches man alsdann zu etwa ⅓ mit Wasser füllt.Bei Sodasorten wird in den oben erwaͤhnten Faͤllen dem Wasser noch etwas neutrales chromsaures Kali zugesezt, oder man nimmt geradezu eine mit Ammoniak etwas uͤbersaͤttigte Loͤsung von saurem chromsaurem Kali. Man tarirt nun den abgetrokneten und wie oben angegeben zugerüsteten Apparat, und bewirkt durch gelindes Saugen bei d, daß die Schwefelsäure aus dem Kolben B nach A hinübersteigt.Die ersten Tropfen der mit dem kohlensauren Alkali zusammenkommenden concentrirten Schwefelsaͤure bringen eine heftige, stoßweise Gasentwiklung hervor; man darf sich hiedurch nicht abhalten lassen, den Versuch zu beendigen, da dieß auf das Resultat ohne den geringsten Einfluß ist. Nach vollendeter Zersezung lüpft man das Wachskügelchen b etwas, saugt Luft durch den Apparat (wobei man sich einer mit feuchtem Kalkhydrat gefüllten Röhre bedienen kann, wenn man den Geschmak der Kohlensäure belästigend findet) bis alle Kohlensäure entfernt ist, bringt ihn nach dem völligen Erkalten, das man durch Eintauchen des warmen Kölbchens in kaltes Wasser beschleunigen kann, auf die Waagschale, und ersezt die entwichene Kohlensäure durch Gewichte. Die Zahl der Centigramme, welche zu dem Apparat gelegt werden mußten, um das Gleichgewicht wieder herzustellen, dividirt durch 2, gibt unmittelbar die Procente an wasserfreiem kohlensaurem Kali oder Natron an. Gesezt also, 6,29 Gram. Potasche hätten gegeben 1,60 Gram. Gewichtsverlust des Apparates, oder was dasselbe ist, Kohlensäure, so enthielte sie 160/2 = 80 Proc. kohlensaures Kali. Die Bestimmung der Quantitäten von äzendem Natron oder Kali, welche neben den kohlensauren Alkalien in der Potasche oder Soda enthalten seyn können, hat nicht sowohl für den Handel, als für die Fabrication, namentlich aber für die Wissenschaft Bedeutung. Zu ihrer Ausführung bietet unsere gewöhnliche alkalimetrische Methode das einfachste Mittel dar. Man wägt, je nachdem man mit Potasche oder Soda zu thun hat, 6,29 oder 4,84 Gram. des entwässerten Rükstandes zweimal ab, bestimmt in der einen Portion die Kohlensäure geradezu, in der anderen nach vorhergegangener Behandlung mit kohlensaurem Ammoniak. Aus der Differenz der erhaltenen Gewichte findet man das Quantum des Aezkalis in Procenten, indem man sie mit 34,101 multiplicirt; bei Soda muß sie mit 29,38 multiplicirt werden, um den Procentgehalt an Aeznatron zu finden. Als Belege der Sicherheit der nach unserer Methode zu erhaltenden Resultate, als Bürgschaft für ihre allgemeine Anwendbarkeit, als Anhaltspunkte zur Vergleichung derselben mit der Gay-Lussac'schen Verfahrungsweise und endlich als Beitrag zur Kenntniß des Gehalts der gegenwärtig in hiesigen Gegenden zumeist verwendet werdenden Potasche- und Sodasorten, theilen wir schließlich die Ergebnisse einiger von uns ausgeführter Gehaltsbestimmungen mit. Wir wendeten erstens, um bestimmte Controlen für die nach den verschiedenen Prüfungsweisen erhaltenen Ergebnisse zu haben, künstlich gemengte Sodasorten, deren Gehalt uns aufs Genaueste bekannt war, und zweitens im Handel vorkommende Potasche- und Sodasorten an. A. Analysen von Sodasorten, deren Gehalt genau bekannt war. 1) a. 4,84 Gram. eines Gemenges von gleichen Theilen wasserfreien kohlensauren Natrons und wasserfreien Glaubersalzes gaben 1,002 Gram. Kohlensäure. b. 3,185 desselben Gemenges sättigten 57,5° Gay-Lussac'sche Probesäure.Die Schwefelsaͤure, deren wir uns als Probesaͤure bedienten, war durch Faͤllung mit Baryt auf das Genaueste titrirt. c. 3,185 sättigten bei einem zweiten Versuche 58,4°. 2) a. 4,84 Gram. eines Gemenges von 2 Theilen kohlensauren Natrons und 1 Theil Glaubersalz gaben 1,33 Gram. Kohlensäure. b. 3,185 sättigten 80° Probesäure. c. 79,5° d. 79° 3) 9,68 Gram. eines Gemenges von 1 Theil kohlensaurem Natron mit 3 Theilen Glaubersalz gaben 0,997 Kohlensäure. 4) a. 4,84 reine kryst. Soda gaben 0,745 Kohlensäure. b. 4,84 reine kryst. Soda gaben 0,753 Kohlensäure. c. 3,185 sättigten 46° Probesäure. d. 3,185 sättigten 45° Probesäure. In 100 Theilen der analysirten Verbindungen sind demnach enthalten an wasserfreiem kohlensaurem Natron: Nach unserer Meth. Nach Gay-Lussac's Verfahren. Berechnet. 1) 50,1 48,9 49,7 50,0 2) 66,5 68,1 67,7 67,3 66,6 3) 24,9 25,0 4) 37,2 — 37,6 39,1 38,2 37,2. B) Analysen käuflicher Potaschesorten. Die nachfolgenden Potaschesorten waren sämmtlich frei von Aezkali, Schwefelkalium und kohlensaurem Kalk. 1) Böhmische Potasche. — 10 Gram. verloren durch Erhizen 0,916 Gram. 6,29 Gram. gaben 1,893  Kohlensäure. 4,807 Gram. sättigten 131° Probesäure. 2) Illyrische Potasche, erste Sorte. — 10 Gram. Verloren 0,708 Gram. Wasser. 6,29 Gram. gaben 1,918 Gram. Kohlensäure. 4,807 Gram. sättigten 131,3° Probesäure. 3) Illyrische Potasche, zweite Sorte. — 10 Gram. verloren 1,24 Gram. Wasser. 6,29 Gram. gaben 1,875 Gram. Kohlensäure. 4,807 Gram. sättigten 131,3° Probesäure. 4) Sächsische Potasche. — 10 Gram. verloren beim Erhizen 0,85 Gram. 6,29 Gram. gaben 1,225 Gram. Kohlensäure. 5) Heidelberger Potasche von Fries. — 10 Gram. verloren beim Erhizen 0,112 Gram. 6,29 Gram. gaben Kohlensäure 1,36 Gram. 4,807 Gram. sättigten 111,2° Probesäure. In den wasserfreien Potaschen sind demnach folgende Mengen kohlensauren Kalis in Procenten ausgedrükt: Nach unserer Methode. Nach Gay-Lussac's Methode. 1) 94,6 96,0 2) 95,9 96,1 3) 93,8 96,1 4) 61,2 5) 68,0 68,9. C. Analysen käuflicher Sodasorten.Die qualitativen Pruͤfungen sind nach den oben beschriebenen Methoden ausgefuͤhrt. 1) Gelbe calcinirte niederländische Soda. — Die selbe löste sich in Wasser ziemlich vollständig; der gelbliche, flokige Rükstand war frei von kohlensaurem Kalk. Sie enthielt wenig kaustisches, viel schwefligsaures und unterschwefligsaures Natron, kein Schwefelnatrium. 10 Gram. verloren beim Erhizen 1,97 Gram. 4,84 Gram. des Rükstandes gaben nach vorhergegangener Behandlung mit kohlensaurem Ammoniak 1,670 Kohlensäure. 3,185 Gram. sättigten Probesäure 100,8°. 2) Weiße calcinirte niederländische Soda. — Dieselbe ließ beim Behandeln mit Wasser einen flokigen, von kohlensaurem Kalk freien Niederschlag zurük. Sie war frei von Aeznatron, von Schwefelnatrium, von schwefligsaurem und unterschwefligsaurem Natron. 10 Gram. verloren beim Glühen 0,404 Gram. 4,84 Gram. des geglühten Rükstandes gaben Kohlensäure 0,876 Gram. 3,185 Gram. des geglühten Rükstandes sättigten Gay-Lussac'sche Probesäure 54,1°;–3,185 sättigten bei einem zweiten Versuche 53,4°. 3. Dieusé-Soda. — Dieselbe war sehr schön weiß, in Wasser fast vollständig löslich. Sie enthielt ziemlich viel kaustisches Natron, kein schwefligsaures und unterschwefligsaures Natron, kein Schwefelnatrium. 10 Gram. verloren beim Glühen 0,39. 4,84 Gram. des geglühten Rükstandes gaben nach vorhergegangener Behandlung mit kohlensaurem Ammoniak 1,62 Gram. Kohlensäure. 3,185 Gram. des geglühten Rükstandes sättigten Gay-Lussac'sche Probesäure 93,l. 4) Casseler Soda. — Dieselbe war schön weiß, ließ beim Behandeln mit Wasser einen reichlichen weißen, flokigen, von kohlensaurem Kalk freien Rükstand, enthielt Aeznatron, schwefligsaures und unterschwefligsaures Natron, kein Schwefelnatrium. 4,84 Gram. geglühter Soda gaben nach vorhergegangener Behandlung mit kohlensaurem Ammoniak 1,793 Gram. Kohlensäure. 3,185 Gram. der wasserfreien Soda sättigten Gay-Lussac'sche Probesäure 108,4°;–3,185 Gram. sättigten, zuvor mit chlorsaurem Kali geglüht, 106,8°. 10 Gram. verloren beim Glühen 1,34 Gram. 4,84 Gram. der wasserfreien Soda gaben Kohlensäure 1,785 Gr. 3,185 Gram. der wasserfreien Soda sättigten Probesäure 106,5°. 5) Englische Soda. — Dieselbe hatte grauliche Farbe, löste sich in Wasser mit Zurüklassung eines flokigen, von kohlensauren Erden freien Rükstandes, enthielt viel kaustisches und unterschwefligsaures Natron, wenig Schwefelnatrium. 4,84 Gram. wasserfreier Soda gaben nach vorhergegangener Behandlung mit kohlensaurem Ammoniak 1,63 Gram. Kohlensäure. 3,185 Gram. sättigten Probesäure 97,7°;–3,185 Gram. sättigten, zuvor mit chlorsaurem Kali geglüht, 93,2°. 6) Weiße calcinirte Soda von Büchner und Wilkens in Darmstadt. — Ihr Ansehen war schön weiß, beim Behandeln mit Wasser blieb ein flokiger, weißer, von kohlensaurem Kalke freier Rükstand. Sie war frei von Aeznatron und Schwefelnatrium und enthielt sehr wenig schwefligsaures Natron. 4,84 Gram. geglühter Soda gaben Kohlensäure 1,830 Gram.; bei einem zweiten Versuche 1,835 Gram. 3,185 Gram. sättigten Gay-Lussac'sche Probesäure 108,4°. 7) Soda von Debreczyn.Dieselbe verdanken wir der Guͤte des Hrn. Hofrath Wackenroder. — Dieselbe bestand aus weißen, steinharten, in Wasser fast vollständig löslichen Stüken. Sie war frei von Aeznatron, von Schwefelnatrium und schwefligsaurem Natron. 10 Grm. verloren beim Glühen 1,34 Gram. — 4,84 gaben 1,785 Kohlensäure. 3,185 sättigten 106,5° Probesäure. 8) Weiße calcinirte, zweimal gereinigte Soda von Wesenfeld und Comp. in Barmen. — Dieselbe war von völlig weißem Aussehen, im Wasser klar löslich, frei von schwefligsaurem Natron, von Aeznatron und von Schwefelnatrium. Ihre Lösung gab, mit reiner Salpetersäure übersättigt, mit salpetersaurem Silber und salpetersaurem Baryt kaum Trübungen. 10 Gram. verloren beim Glühen 0,77 Gram. 4,84 Gram. des geglühten Rükstandes lieferten Kohlensäure 1,996 Gram.; bei einem zweiten Versuche 1,998 Gram. In den wasserfreien Sodasorten sind demnach Procente kohlensauren Natrons: Nach unserer Methode. Nach Gay-Lussac's Methode. In 1 83,5 85,7Nicht mit chlorsaurem Kali gegluͤht. 2 42,8 46,1 — 45,5 3 81,0 79,1 4 89,7 92,1Nicht mit chlorsaurem Kali gegluͤht. — 90,7Mit chlorsaurem Kali gegluͤht. 5 81,5 83,0Nicht mit chlorsaurem Kali gegluͤht. — 79,2Mit chlorsaurem Kali gegluͤht. 6 91,5—91,7 92,1 7 89,2 90,4 8 99,8—99,9 D. Bestimmung des Aeznatrons in käuflichen Sodasorten. 1) Dieusé-Soda. — 4,84 Gram. der entwässerten Soda gaben mit kohlensaurem Ammoniak behandelt, Kohlensäure 1,620 Gram. 4,84 Gram. derselben gaben ohne kohlensaures Ammoniak 1,577 –––––––––––––––––––––––––– Differenz 0,043 Gram. 2) Casseler Soda. — 4,84 Gram. der entwässerten Soda gaben, mit kohlensaurem Ammoniak behandelt, Kohlensäure 1,793 Gram. 4,84 Gram. der entwässerten Soda gaben, ohne kohlensaures Ammoniak, Kohlensäure 1,690 Gram. 4,84 Gram. derselben gaben ferner 1,692 –––––––––––––– Mittel 1,691 Gram. –––––––––––––––––––––––––– Differenz 0,102 Gram. 3) Englische Soda. — 4,84 der wasserfreien Soda gaben mit kohlensaurem Ammoniak behandelt Kohlensäure 1,630 Gram. 4,84 derselben gaben ohne kohlensaures Ammoniak 1,536 –––––––––––––––––––––––––– Differenz 0,094 Gram. Die untersuchten Sorten enthalten demnach im wasserfreien Zustand in Procenten: kohlensaures Natron: kaustisches Natron: 1) 78,9 1,26 = 2,14 kohlensauren Natrons. 2) 84,5 3,05 = 5,20 3) 76,8 2,76 = 4,38 (Der Beschluß folgt im naͤchsten Heft.)

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