Titel: | Ueber Holzpflasterung; von Dr. T. Hope, Civilingenieur in Liverpool. |
Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. IV., S. 6 |
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IV.
Ueber Holzpflasterung; von Dr. T. Hope, Civilingenieur in
Liverpool.
Aus dem Edinburgh new philosophical Magaz. Jul. —
Okt. 1843, S. 252.
Hope, über Holzpflasterung.
Die Vortrefflichkeit des Holzes als Straßenpflaster-Material ist jezt so
allgemein anerkannt, daß eine Beleuchtung seiner Vorzüge vor den Steinblöken und der
Macadamisirung überflüssig erscheinen dürfte. Wir können daher füglich unsere
Bemerkungen auf die zwekmäßigste Richtung der Holzfaser, auf die Dauerhaftigkeit und
Widerstandskraft des Holzes als Pflastermaterial bei nassem und trokenem Wetter, so
wie bei Frost, endlich auf den Werth thierischer Kraft bei dem Ziehen auf
Holzpflaster beschränken. Die Patente auf Holzpflaster zerfallen in zwei Classen, in
solche, wobei die Faser vertical stehend, und solche, wobei sie unter einem gewissen Winkel geneigt angewandt wird.
Bei den vergleichenden Versuchen, welche ich mehrere Jahre hindurch mit allen Arten
von Pflasterungen anstellte, wurden die mit den verschiedenen Holzpflastern alle
unter gleichen Umständen vorgenommen und 18 Monate lang das Pflaster beinahe täglich
untersucht.
I. Ueber die
Richtung der Faser.
Es wäre unnüz hier anzuführen, was zu Gunsten der verschiedenen Pflasterungsmethoden
mit Holz gesagt worden ist, da die Verschiedenheiten der Oertlichkeit und des
Verkehrs genaue Vergleichungen nicht zulassen. Ich habe dieselben jedoch zu umgehen
gesucht und nahm die Maaße nicht von einzelnen Blöken, sondern von vielen
miteinander.
Ich muß hier bemerken, daß nach meiner Ueberzeugung ein festes Oberlager absolut
nothwendig und unerläßlich ist für eine erfolgreiche Anwendung des
Holzpflasters.
Folgende Tabelle zeigt genau, um wie viel Holzblöke, deren Fasern von 15 zu 15 Graden
von der verticalen zur horizontalen Richtung abwichen, im ersten, zweiten und
dritten Monate, dann (bis
zu 1½ Jahren) alle drei Monate sich abnuzten; ferner die Abnuzung von
Granitblöken in gleicher Zeit.
Betrag der Abnuzung.
Fasern vertical
Fasern bei 75°
Fasern bei 60°
Fasern bei 45°
Fasern bei 30°
Fasern bei 15°
Fasern horizontal.
Granit bloͤke.
Nach
1
Monat
0,017
0,023
0,032
0,046
0,065
0,088
0,109
0,014
—
2
—
0,030
0,038
0,051
0,069
0,093
0,120
0,154
0,025
—
3
—
0,040
0,051
0,065
0,088
0,114
0,149
0,189
0,037
—
6
—
0,062
0,078
0,101
0,136
0,178
0,231
0,294
0,073
—
9
—
0,078
0,095
0,120
0,167
0,220
0,278
0,363
0,112
—
12
—
0,096
0,115
0,142
0,194
0,253
0,312
0,390
0,141
—
15
—
0,111
0,132
0,164
0,219
0,282
0,347
0,433
0,183
—
18
—
0,125
0,147
0,182
0,241
0,312
0,379
0,480
0,218
Bruchtheile eines
knapp
knapp
knapp
gut
knapp
Zolls in 18 Mon.
⅛
6/40
3/16
¼
5/16
⅜
½
7/32
Man sieht hier, daß die Abnuzung im ersten Monat am stärksten ist und mit jedem
darauffolgenden Monat abnimmt. So ist z. B. die Abnuzung im ersten und zweiten Monat
stärker als die von je drei Monaten vom 6ten an, was, wie mir scheint, leicht zu
erklären ist. Obwohl die Höhe der Blöke im ersten und zweiten Monat verhältnißmäßig
mehr abgenommen hatte, so schienen sie durch Abreibung doch nicht viel verloren zu
haben. Sie waren comprimirt worden und boten eine compactere Oberfläche dar, als zur
Zeit wo sie gesezt wurden; und abgesehen davon, daß ihre Fasern compacter waren, war
auch ihre Oberfläche so mit feinem Sand imprägnirt, daß sie mehr das Ansehen von
Stein als von Holz hatte.
1) Die verticalfaserigen Blöke nahmen in 18 Monaten durch Compression sowohl als
Abreibung in der Höhe um 0,125 oder ⅛ Zoll ab. Sie waren nach dieser Zeit
noch so gut beschaffen, als wenn sie den schweren Lasten und der Abreibung gar nicht
ausgesezt gewesen wären.
2) Die Blöke, deren Fasern in einem Winkel von 75 Graden geneigt waren, hatten sich
nach Verlauf der 18 Monate um 0,022 stärker abgenuzt, was 1/40 Zoll mehr ausmacht,
als wenn sie vertical gestanden hätten. Die Oberfläche zeigte eine größere Abreibung
der weichen Fasern und die harzigen Fasern waren etwas gegen die geneigte Seite hin
gedrükt.
3) Bei den Blöken mit 60° Neigung betrug nach dem ersten Monat die
Verminderung der Höhe 0,032, beinahe das Doppelte von den verticalen; nach
Verlauf der 18 Monate hatten sie um 0,182, ungefähr 3/16 Zoll, abgenommen, woraus
klar hervorgeht, daß die Blöke unter diesem Winkel 1/16 Zoll mehr als verticale
Blöke verlieren müssen. Die Oberfläche war nicht mehr so regelmäßig, indem die
großen Ringe der zarten Fasern größere Abreibung erlitten hatten und diese sowohl
als die kleinern unter jenem Winkel einem solchen Druk nicht widerstehen konnten,
folglich so gequetscht wurden, daß sie auf der Oberfläche ihren Zusammenhang
verloren; die harzigen Fasern, welche unter jenem Winkel ebenfalls dem Druk nicht
widerstehen konnten, lehnten sich, statt die schwächern zu schüzen, an leztere und
zeigten einigermaßen eine Neigung, sich in Fäden abzusondern.
4) Die Blöke mit unter 45° geneigten Fasern verloren nach einem Monat noch
mehr als die mit verticalen Fasern nach 3 Monaten und nach 18 Monaten beinahe das
Doppelte von lezteren. Die Oberfläche glich sehr der vorhergehenden; die weichen
Fasern hatten mehr Abreibung erlitten und die harzigen trennten sich in beinahe 1/8
Zoll diken Fäden.
5) Die Blöke mit Fasern unter 30° Neigung verloren in einem Monat mehr als die
verticalen in 6, und nach 18 Monaten um 3/16 mehr. Die Oberfläche glich in erhöhtem
Maaße der obigen.
6) Die Blöke mit Fasern von 15° Neigung verloren in einem Monat so viel wie
die verticalen in 10; in 18 Monaten gut ⅜ Zoll, also dreimal so viel als die
verticalen. Im Verhältniß zum Winkel wurde auch die Oberfläche ungleicher, hatte
größere Abreibung erlitten, die Fibern wurden länger und unregelmäßiger und das
allgemeine Ansehen zeigte, daß ihre Zerstörung rasche Fortschritte machte.
7) Bei den mit den Fasern horizontal gelegten Blöken endlich war die Abnuzung im
ersten Monate gleich der fünfzehnmonatlichen bei den verticalen und nach 18 Monaten
hatten sie ungefähr ½ Zoll verloren. Die Fasern waren bis auf eine
beträchtliche Tiefe ganz von einander separirt und die Oberfläche hatte ein einem
Haufen gebrochener Fasern ähnliches Aussehen.
II. Ueber
die Dauerhaftigkeit des Holzes als Pflastermaterial.
Es muß wirklich sonderbar erscheinen, daß so unzusammendrükbare und dauerhafte Körper
wie der Basalt und der Granit bei gleichem Verkehr der Abnuzung mehr unterworfen
seyn sollen, als Holz mit seiner dem Druke und Stoße ausgesezten Faser. Jene Steine
aber, den Rädern und Hufen ausgesezt, widerstehen dem Druke und Stoße, wodurch ihre
Theilchen als ein sehr seiner Sand abgerieben werden, so wie auch das Eisen je nach der Härte des
Steins eine Abnahme erleidet. Das Holz hingegen gibt vermöge seiner Elasticität dem
Druke nach und läßt die Last über sich weggehen, ohne daß es selbst oder das Eisen
wesentlichen Schaden leidet.
Aus obiger Tabelle ist die Abnuzung des Holzes und Granits bei gleichem Verkehr
ersichtlich. Die erste Colonne derselben zeigt nämlich, daß das Holz ⅛ Zoll,
jedoch mehr durch Compression als durch Abreibung verlor; aus der lezten aber geht
hervor, daß Granitblöke 7/32 Zoll durch Abreibung allein verloren — ein
Beweis, daß bloß die Elasticität das Holz dauerhaft und zum Pflastern geeignet
macht, und daß die Nicht-Elasticität des Steins dessen geringere Dauer
verursacht.
III. Ueber
die Brauchbarkeit des Holzes zu Pflaster, welches nothwendig dem nassen und
trokenen Wetter ausgesezt werden muß.
Es ist von erfahrnen Seeleuten und Schiffbauern hinlänglich dargethan, daß die dem
Wasser beständig ausgesezten Theile eines Schiffes niemals im geringsten beschädigt
werden, während andere Theile desselben bald Schaden leiden.
Holzpflasterblöke kann man daher als von der Wahrscheinlichkeit des Verderbens ganz
befreit ansehen, selbst wenn sie beim Sezen vollkommen troken sind, was immer
beobachtet werden sollte. Man sezt sie auf ein feuchtes oder bald zu befeuchtendes
Unterlager dicht neben einander und schließt, die Oberfläche ausgenommen, so den
atmosphärischen Einfluß vollkommen davon aus. Bei nassem Wetter absorbiren sie so
viel Feuchtigkeit, als sie in sich aufnehmen können, wodurch sie mehr adhärirend und
compacter werden; von dieser Feuchtigkeit werden sie später, auch beim trokensten
Wetter nie mehr ganz befreit; denn da das Holz ein schlechter Wärmeleiter ist, so
haben die Veränderungen in der Atmosphäre wenig Einfluß auf die Blöke oder die ihr
ausgesezte Oberfläche.
Um dieses zu beweisen, wog ich eine Anzahl Blöke beim Sezen derselben, nahm sie,
nachdem sie bis zur gehörigen Befeuchtung Dienst gethan hatten, heraus und wog sie
wieder, wobei ich fand, daß sie durch die Feuchtigkeit 4¾ Unzen an Gewicht
zugenommen hatten. Nach lange andauerndem trokenem Wetter nahm ich sie wieder
heraus, wog sie und fand, daß sie noch feucht waren und nur 1¾ Unze verloren
hatten. Auch spaltete ich einige Blöke und fand sie bis in die Mitte hinein feucht,
bis auf etwa einen Zoll von der Oberfläche entfernt, wo sie es aber gegen Abend auch
wieder wurden. Ich wiederholte diesen Versuch öfters und immer mit demselben Erfolg.
Auch auf die kleinen
Verschiedenheiten in den Dimensionen der Blöke bei verschiedenen Temperaturgraden
erstrekten sich meine Versuche. Die mittlere Verschiedenheit, welche ich in ihrem
Volum entdeken konnte, war 0,057, was ich der Ab- oder Zunahme an
Feuchtigkeit zuschrieb. Diese unbedeutende Differenz im Volum beeinträchtigte die
Adhäsion der Blöke nicht, indem die Feuchtigkeit, welche sie auch bei trokenem
Wetter zurükhielten, immer ein Uebermaaß des Volums über den trokenen Zustand, in
welchem sie gesezt wurden, erhielt. Um zu erfahren, ob der Ausschluß des
atmosphärischen Einflusses allein daran Schuld ist, daß die Feuchtigkeit in den
Holzblöken zurükbleibt (was ihre beschränkte Expansion und Contraction verursacht),
oder auch eine besondere Eigenschaft des Holzes der von mir angewandten höchst genau
geschnittenen Blöke, nahm ich bei feuchtem Wetter Blöke heraus und ließ sie einzeln
liegen; sie dehnten sich dann aber eben so ungezwungen aus, wie die zum Vergleich
angewandten; und als sie genau das Gewicht erlangt hatten, wie beim Herausnehmen bei
trokenem Wetter, war ihr Volum verhältnißmäßig größer; ließ man sie vollkommen
troken werden, so reducirten sie sich auf ihre ursprünglichen Dimensionen. Die
Feuchtigkeit wird also in den Blöken lediglich durch den Ausschluß der
atmosphärischen Luft zurükgehalten.
Ich fand auch, daß die Feuchtigkeit viel dazu beiträgt, den Holzfasern mehr Kraft zu
geben, so daß sie dem Druk und Stoß besser widerstehen können, abgesehen davon, daß
sie dieselben vor der trokenen Fäule bewahrt.
IV. Den Frost betreffend
sollte man glauben, daß derselbe in Rußlands rauhem Klima ein unübersteigliches
Hinderniß gegen die Holzpflasterung bildet; bedenken wir aber, daß in diesem Lande
schon vor einigen Jahrhunderten die Holzpflasterung zuerst eingeführt wurde, und daß
dort schon vor vielen Jahren ein dem unsrigen nicht nachstehendes System allgemein
im Gebrauch war, so kann in einem mildern Klima (z. B. in England), wo niemals
strenge und lange andauernde Kälte herrscht, der Frost nur ein unbedeutender Einwand
seyn.
Man nimmt in Rußland an, daß der Frost eine schädliche Einwirkung auf das Holz hat,
welcher entgegenzuwirken demselben jährlich ein mit Sand bedekter Theerüberzug
gegeben wird, was unter andern auch den Vortheil hat, der Schlüpfrigkeit zu
begegnen. — Ich fand, daß das Ueberziehen mit gemeinem Firniß
(Steinkohlentheer?) und Sand von sehr gutem Erfolg ist. Die Temperatur wird dadurch
gleichförmiger erhalten (doch ist der Mangel dieser größern Gleichförmigkeit kein
Fehler) und die Oberfläche wird rauher und minder schlüpfrig. Als ich aber zwei
Winter hindurch diese Vorsichtsmaßregel unterließ, hatte der Frost auch keine andere
Folge, als Schlüpfrigkeit, welche übrigens wegen des zwischen die Fasern und Vertiefungen eingedrungenen
Sandes wirklich nicht größer war, als auf jedem andern Pflaster und sogar geringer
als auf einer glatten macadamisirten Straße. Was das Holz selbst betrifft, so konnte
ich keine Beschädigung desselben wahrnehmen, weil der Frost nicht tief eindrang und
die Unterlage durchaus nicht gefroren war.
V. Ueber die
Zugkraft auf Holzpflaster.
Holz ist unstreitig das beste, bisher zur Wertherhöhung der thierischen Zugkraft
angewandte Material, vermöge seiner Elasticität und eigenthümlichen Eigenschaft zu
allen Jahreszeiten und bei allen Witterungen dieselbe compacte und ebene Oberfläche
beizubehalten.
Abgesehen davon, daß das Holz auf seiner Oberfläche keinen Widerstand darbietet, wird
auch die Kraft des Pferdes durch die Elasticität derselben sehr erhöht. Der
Widerstand, welchen der Fuß des Thieres am Steinpflaster erfährt, theilt sich seinem
ganzen Körper mit und vermindert nicht nur temporär seine Zugkraft, sondern
überhaupt die Dauer seiner Arbeitskraft. Beim Holzpflaster aber wird dieser
Widerstand zum Theil von der größern Elasticität desselben aufgehoben, welche einen
Theil des Stoßes aufnimmt und die nachtheilige Wirkung des Hufschlages vermindert.
Die Muskelkraft des Thiers wird verhältnißmäßig gespart, die Abreibung des Pflasters
und Abnuzung des Fuhrwerks vermindert.
Für das Gewicht, welches ein Pferd bei gleicher Anstrengung und gleicher
Geschwindigkeit ziehen kann, fand ich durch mannichfaltige Versuche folgende
Verhältnisse:
Auf Granitpflaster
28
Cntr.
Auf einer macadamisirten Straße
34 5/7
—Das Gewicht kann auf einer macadamisirten Straße nicht als constante
Groͤße betrachtet werden, da die Beschaffenheit der
Oberflaͤche so sehr der Veraͤnderung unterworfen ist;
es kann z. B. auf einer solchen Straße eine und dieselbe Kraft
ziehen:wenn sie glatt und fest ist34 5/7Cntr.nach einem Regen30 1/7—bei fortdauerndem nassem Wetter23¾ —nach neuer Belegung10—
Auf Holzpflaster
50
—
Aus den vorgehenden Versuchen können folgende Schlüsse gezogen werden:
Daß die verticale Stellung der Fasern für das Holzpflaster die dauerhafteste ist,
abgesehen davon, daß man einen gehörig festen Bau erhält.
Daß das Holz ein sehr gutes Pflastermaterial ist, sowohl bei trokenem als nassem und
kaltem Wetter.
Daß die beständig darin zurükgehaltene Feuchtigkeit seine Stärke noch erhöht, es
gegen trokene Fäule und übermäßige Expansion und Contraction schüzt.
Daß das Holz ein dauerhafteres Pflaster gibt als Granit.
Daß durch das Holzpflaster der Werth des Pferdes sehr erhöht und seine Zugkraft
bedeutend vermehrt wird.
Daß nach seiner allgemeinen Einführung die Dampfwagen mit gutem Erfolg auf den
gewöhnlichen Straßen benuzt werden könnten.