Titel: | Neues Verfahren die Verfälschung des Oliven- und Mandelöhls zu entdeken; von Gobley. |
Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. CII., S. 385 |
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CII.
Neues Verfahren die Verfaͤlschung des
Oliven- und Mandeloͤhls zu entdeken; von Gobley.
Aus dem Journal de Chimie médicale. Febr. 1844, S.
65.
Gobley's Verfahren die Verfälschung des Oliven- und
Mandelöhls zu entdeken.
Bekanntlich wird das Olivenöhl oft mit Mohnöhl vermischt und es wurden zur Entdekung
dieses Betruges schon viele Methoden angegeben; unter diesen ist die Poutet'sche (polytechn. Journal Bd. I S. 357)
unstreitig die beste, obwohl sie ebenfalls noch viel zu wünschen übrig läßt. Das von
mir anzugebende Verfahren läßt sich viel schneller als das Poutet'sche ausführen; in der Regel reicht eine Viertelstunde dazu hin. Es
lassen sich durch dasselbe sehr kleine Mengen Mohnöhl im Olivenöhl entdeken und das
Verhältniß ihrer Mischung nahezu angeben. Ich bediene mich hiezu eines Instruments,
welches ich Elaeometer benenne und dessen Construction
auf der Verschiedenheit dieser beiden Oehle hinsichtlich der Dichtigkeit
beruht.Laurot hat auf aͤhnliche Weise einen
Araͤometer zur Pruͤfung des Ruͤbsamenoͤhls
benuzt; man vergl. polyt. Journal Bd. LXXXVII S. 48.A. d. R. Es ist nämlich so construirt,
daß es bei 10° R. oder 12,5° C. in dem dichtern, reinen Mohnöhl auf 0
steht, in dem leichtern, reinen Olivenöhl aber sich bis auf 50 einsenkt.
Um die Probe anzustellen, muß man sich in ein Zimmer begeben, dessen Temperatur von
derjenigen, bei welcher sie angestellt werden soll, wenig abweicht; man wählt einen
Glascylinder mit Fuß,
welcher so weit ist, daß der Abstand zwischen seiner Innenwand und dem Instrument
ringsum wenigstens 2 Centimeter (9 Par. Linien) beträgt. Man füllt dieses Glasgefäß
so weit mit Oehl an, daß, wenn das Instrument in die Flüssigkeit getaucht wird,
diese höchstens 10 Millimeter (4 4/10 Linien) unter dem obern Rand des Gefäßes
steht. Das Oehl muß so eingegossen werden, daß sich keine Blasen bilden, welche die
genaue Beobachtung des Aräometergrades verhindern würden. Man gibt zu diesem Behufe
dem Gefäße eine etwas geneigte Stellung und läßt das Oehl an seiner Seite
hinablaufen. Das so angefüllte Gefäß wird in ein Wasserbad gestellt, worin das
Wasser so hoch hinaufreicht als das Oehl, wenn das Instrument eingesenkt ist. Das
Wasser muß eine, jener bei welcher der Versuch angestellt werden soll ziemlich
gleiche Temperatur haben, und daher, wenn es kälter seyn sollte, zuvor erwärmt, wenn
wärmer, abgekühlt werden. Man erreicht diesen Zwek leicht durch zwei Thermometer,
wovon eines in das Wasser, das andere in das Oehl gesenkt wird, und welche die
Temperaturen der beiden Flüssigkeiten angeben. Das Oehl wird mit dem darin
befindlichen Thermometer fleißig, schwach in der Runde und auch auf- und
abwärts bewegt, damit es die Temperatur der Flüssigkeit annimmt. Zu demselben Behufe
wird auch das das Gefäß umgebende Wasser umgerührt. Wenn Oehl und Wasser beide
10° R. haben, nimmt man das Thermometer aus dem Oehle heraus und ersezt es
durch das Elaeometer (welches schon vorher mit Oehl
befeuchtet worden seyn muß). Um dieses Instrument in das Oehl zu sezen, erfaßt man
es an der Spize seiner Spindel, taucht es ganz unter, zieht es wieder heraus und
taucht es noch einmal unter, läßt es sich hierauf von selbst einsenken und gibt
dabei Acht, daß es in der Mitte des Cylinderglases bleibt und dessen Wand nicht
berührt. Wenn es sich nicht mehr weiter einsenkt, treibt man es um einen einzigen
Grad weiter, indem man mit dem Finger leicht auf die Spize der Spindel drükt; bleibt
es auf diesem Grade, ohne wieder aufzusteigen, so drükt man es um noch einen Grad
tiefer; dann steigt es wieder in die Höhe. Diese Vorsichtsmaaßregeln sind nöthig, um
den Widerstand des Oehls zu besiegen.
Wenn das Instrument den Grad seiner Einsenkung fest behält, so beobachtet man
denselben. Man darf den Grad nicht an der Höhe der von der Flüssigkeit gegen die
Spindel des Instruments gebildeten Curve, sondern muß ihn unterhalb derselben, am
wirklichen Niveau der Flüssigkeit, ablesen.
Das Elaeometer muß nach jedem Versuche sorgfältig abgetroknet werden, weil sonst die
auf seiner Oberfläche zurükbleibende Substanz sein Gewicht vergrößern und seine
Genauigkeit beeinträchtigen würde; ein um so fühlbarerer Uebelstand, indem das Instrument an
und für sich sehr empfindlich ist. Man bedient sich hiezu eines sehr feinen und
zarten Tuches, denn mit einem groben würde man das Instrument schlecht abtroknen und
könnte es sogar zerbrechen.
Um genaue Resultate zu erhalten, muß man auf angegebene Weise verfahren; will man
aber nur annähernde Resultate, so genügt es, das Elaeometer in das Oehl zu senken,
nachdem man die Temperatur desselben mit einem guten Thermometer genau ermittelt
hat. Um den Versuch auf diese leztere Art anzustellen, ist es unerläßlich, ihn in
einem Zimmer vorzunehmen, dessen Temperatur jener des Oehls sehr nahe kommt.
Wenn bei 10° R. das Instrument auf 50° stehen bleibt, kann man sich
versichert halten, daß das geprüfte Oehl rein ist; wenn es aber, statt auf
50°, darunter stehen bleibt, so ist daraus zu schließen, daß das Oehl eine
Beimischung hat. Die Quantität des dem reinen Olivenöhl zugesezten Mohnöhls ist
gleich der Zahl, die den Unterschied ausdrükt zwischen dem Grad, welchen das
Instrument im vermischten Oehl anzeigt und demjenigen, den es im reinen Olivenöhl
angeben soll, multiplicirt mit 2. Diese Zahl drükt in Procenten das Verhältniß des
in dem Gemische enthaltenen Mohnöhls aus. Wenn also das Instrument auf 40°
stehen bleibt, so beträgt die Quantität des dem Olivenöhl zugesezten Mohnöhls 10
× 2 = 20. Das geprüfte Oehl enthielte sonach 20 Proc. Mohnöhls. Obwohl die
Temperatur von 10° R. oder 12,5° C. leicht zu erhalten ist, könnte es
doch der Fall seyn, daß man sich kein Wasser von hinreichend niedriger Temperatur
verschaffen könnte, um das Experiment anzustellen. Um diesem Uebelstande zu
begegnen, ist die Scala des Instruments um 25° verlängert, was zwischen 10
und 15° R. oder 12,5 und 18,75° C. zu operiren gestattet.
Hat man bei einer Temperatur über 10° R. operirt, so muß die Temperatur des
Oehls und der Grad, auf welchem das Instrument stehen blieb, in Rechnung gezogen und
die Operation, als wenn sie bei 10° R. angestellt worden wäre, reducirt
werden.
Ich habe mich durch Versuche überzeugt, daß das reine Olivenöhl, das reine Mohnöhl,
ein Gemisch von 3 Raumtheilen Olivenöhl und 1 Thl. Mohnöhl und ein solches von
gleichen Theilen beider Oehle sich zwischen 10 und 15° R. den Graden des
Elaeometers ziemlich proportional ausdehnen und daß diese Ausdehnung für jeden Grad
des Réaumur'schen Thermometers 4,5° und für jeden Grad des hunderttheiligen
3,6° meines Aräometers betrug.
Hat man die Réaumur'sche Scala vor sich, so braucht man, um auf 10° zu
reduciren, von der vom Instrument erhaltenen Zahl nur so oftmal 4,5°, den
Betrag der Ausdehnung des Oehls für einen Grad der Réaumur'schen Scala, abzuziehen,
als zwischen 10° und dem Temperaturgrad, wobei man operirte, Grade sind. Hat
man demnach bei 13° R. operirt und 63,5° erhalten, so zieht man 3
× 4,5°, also 13,5° von der erhaltenen Zahl 63,5° ab; man
erhält dann 50°, was beweist, daß das geprüfte Oehl rein war.
Hat man es mit der hunderttheiligen Thermometerfcala zu thun, so zieht man so oftmal
3,6° ab, als Grade zwischen 12,5° und der Temperatur, bei welcher man
operirte, sind. Operirte man also bei 16,25° C., so zieht man
3,6°×3,75° oder 13,5° von der Zahl 63,5° ab; man
erhält dann 50°, wie oben.
Man kann bei diesen Versuchen nicht zu vorsichtig seyn, denn die Oehle dehnen sich in
der Wärme sehr aus und das Instrument ist sehr empfindlich. Eben wegen der großen
Ausdehnbarkeit der Oehle und der großen Empfindlichkeit des Instruments muß der
Beobachtung der Temperatur und des von dem Instrumente angezeigten Grades die größte
Aufmerksamkeit gewidmet werden, widrigenfalls man leicht in Irrthum geräth.
Dieses Verfahren — ohne eben die allergrößte Schärfe darzubieten, da das
Olivenöhl sowohl als das Mohnöhl in ihrer Dichtigkeit nicht selten etwas
variiren—läßt doch erkennen, ob ein Olivenöhl nahezu rein ist; ich sage:
nahezu, weil, wenn das Instrument auch um einen Grad hin oder her abweichen würde,
daraus noch nicht zu schließen wäre, daß das geprüfte Oehl vermischt ist; denn ein
Kaufmann kann seinen Nuzen nicht darin finden, 1 bis 2 Proc. Mohnöhl zum Olivenöhl
zu sezen; er würde durch diesen Zusaz eine gute Waare ohne Gewinn minder gut machen,
weil das Mohnöhl immer einen unangenehmen erhizten Oehlgeschmak hat.
Eine Schwierigkeit bietet sich beim Probiren des durch Gährung gewonnenen Olivenöhls
dar. Dieses Oehl zeigt nämlich am Elaeometer 54 bis 56°, so daß ihm Mohnöhl
zugesezt werden könnte, um ihm die Dichtigkeit eines guten Olivenöhls zu geben;
allein das durch Gährung erhaltene Oehl hat im Geschmak etwas Unangenehmes, was
durch den Zusaz von Mohnöhl nur vermehrt würde. Auch rathen wir, das Olivenöhl vor
dessen Prüfung zu kosten und es zu verwerfen, wenn es einen Nachgeschmak von
Schimmel, erhiztem Oehl hat, oder im Schlund ein Gefühl der Schärfe zurükläßt;
reines Olivenöhl hat nämlich einen reinen, keineswegs unangenehmen Geschmak. Die
Ranzigkeit erhöht die Dichtigkeit des Olivenöhls und ranziges Oehl würde bei der
Prüfung mit dem Elaeometer sich als Mohnöhl enthaltend herausstellen.
Ich habe alle Ursache zu hoffen, daß das Elaeometer statt des
Poutet'schen Verfahrens eingeführt werden wird, weil es
den Werth des Olivenöhls in viel kürzerer Zeit, und nicht nur die Gegenwart der
kleinsten Quantität Mohnöhls, sondern auch das Verhältniß, in welchem beide Oehle
gemischt sind, so ziemlich zu ermitteln gestattet.
Der einzige Vorwurf, welcher, wie ich glaube, diesem Instrumente gemacht werden
könnte, ist seine zu große Empfindlichkeit; denn, wie gesagt, ein Grad der
Réaumur'schen Scala ist ziemlich 4,5° des Elaeometers äquivalent, welche
wieder 9 Proc. Mohnöhl gleich kommen, oder 1 Grad der 100theiligen Scala ist gleich
3,6° oder 7,2 Proc. Mohnöhls, so daß ein Thermometer, welches um einen Grad
fehlerhaft wäre, zu ungeheuern Fehlern Anlaß geben würde. Wäre dieß aber ein
gerechter Vorwurf? Ist denn die erste Bedingung, um die Dichtigkeit der
Flüssigkeiten mittelst des Aräometers zu bestimmen, nicht die Anwendung äußerst
genauer Instrumente? Dasselbe ist beim Elaeometer der Fall. Es muß von einem
geschikten Arbeiter verfertigt seyn.Man bekoͤmmt es bei Hrn. Dinocourt, quai Saint-Michel No. 9 zu
Paris. Die Thermometer anbelangend ist es absolut nothwendig, daß man
sich von ihrer Richtigkeit vor dem Gebrauche überzeugt; man braucht sie zu diesem
Behufe bekanntlich nur in schmelzendes Eis zu steken, wo sie dann auf Null stehen
müssen.
Anwendung des Elaeometers zur Prüfung des
Süß-Mandelöhls und der medicinischen Oehle (Olea cocta).
Das käufliche Süßmandelöhl ist oft mit Mohnöhl vermischt und enthält nach Hrn. Leroy, Apotheker zu Brüssel, manchmal über die Hälfte
seines Gewichts davon. Wenn das Süßmandelöhl so viel enthält, so lassen die weiße
Farbe, die Flüssigkeit, der Geruch und eigenthümliche Geschmak des Mohnöhls dasselbe
leicht erkennen; keineswegs aber, wenn die Quantität des Mohnöhls nicht groß ist; in
diesem Fall ist der Betrug schwer nachzuweisen. Doch habe ich mich überzeugt, daß
man mittelst des Elaeometers diesen Zwek erreicht. Frisches Süßmandelöhl zeigt
38° voll, d. h. zwischen 38 und 38½° bei 10° R., während
Olivenöhl bei derselben Temperatur 50° zeigt. Das Mandelöhl ist sonach etwas
schwerer als das Olivenöhl; ist das Oehl alt, so hat es noch weniger als 38°,
denn die Ranzigkeit erhöht die Dichtigkeit des Süßmandelöhls, wie aller andern
Oehle; ranziges Oehl würde daher, bei der Prüfung mittelst des Elaeometers als
Mohnöhl enthaltend betrachtet werden. Man muß dieses Oehl vor seiner Prüfung kosten
und es verwerfen, wenn es im Schlunde einen scharfen Geschmak hinterläßt; denn
reines und frisches
Süßmandelöhl hat einen milden, durchaus nicht unangenehmen Geschmak nach Mandeln.
Uebrigens findet alles über die Prüfung des Olivenöhls Gesagte auch beim Mandelöhl
seine Anwendung.
Ich untersuchte ferner, ob man mittelst dieses Instruments auch die gänzliche oder
theilweise Substituirung von Mohnöhl für Olivenöhl bei Bereitung medicinischer Oehle
entdeken könne.
Ich nahm reines Olivenöhl, welches 50° zeigte und brachte es mit grünen,
geschnittenen narkotischen Pflanzen, zu 4 Theilen auf 1 Theil Kraut (nach Vorschrift
des Codex) in einen Kessel. Nachdem durch die Wärme alle Feuchtigkeit verjagt war,
wurde das Oehl abgeseiht, gepreßt und filtrirt. Das auf diese Weise mit den von den
Pflanzen an dasselbe abgetretenen Stoffen beladene Oehl wurde mit dem Elaeometer
geprüft; es zeigte bei 10° R. 44°; hatte also an Dichtigkeit
zugenommen, jedoch sehr wenig, indem dieselbe von jener des angewandten Oehls nur um
6° abwich. Die Pflanzen treten daher an die Oehle nur wenig Bestandtheile ab.
Welche dieß aber sind, abgesehen vom Chlorophyll, ist noch nicht bestimmt.
Folgendes Verfahren empfehle ich zur Darstellung der medicinischen Oehle; es werden
durch dasselbe alle Operationen umgangen, welche eine gewisse Uebung erheischen und
den Verlust einer ziemlichen Menge Oehls nach sich ziehen. Es besteht darin, ein
Thermometer in das Oehl zu tauchen; durch die Hize steigt die Queksilbersäule bald
auf 100° C., wo dann das Oehl in vollem Sieden ist. Das Thermometer muß in
der Mitte des Kessels stehen und darf nirgends dessen Seiten berühren, welchen Zwek
man dadurch erreicht, daß man es durch eine Schnur hineinhängt.Besser ist es noch, es dadurch schwebend zu erhalten, daß man es durch eine
vierekige Korkholzplatte stekt, wie die Bade-Thermometer.
Man braucht sodann nur von Zeit zu Zeit die Queksilbersäule zu besichtigen, denn das
Thermometer bleibt auf 100°, bis der größte Theil des Pflanzenwassers verjagt
ist.
Wenn im weitern Verlauf die Queksilbersäule bis auf 108° C. gestiegen ist,
dann hört man zu erhizen auf und läßt nur mehr digeriren; es bleibt so nur sehr
wenig Pflanzenwasser zurük. 10 Kilogramme ruhigen Balsams gaben nach starkem
Auspressen kaum 60 Gramme einer tief schwarz gefärbten, wässerigen Flüssigkeit.
Erhizt man über 108°, wo dann alles Pflanzenwasser verdunstet, so verkohlen
die Pflanzen und die schöne grüne Farbe des Oehls leidet.