Titel: | Chemisch-technische Abhandlungen von Dr. L. Elsner. |
Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. CXII., S. 429 |
Download: | XML |
CXII.
Chemisch-technische Abhandlungen von Dr.
L.
Elsner.
Aus den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des
Gewerbfleißes in Preußen, 1845, 3te Lieferung.
Elsner, über Verkupferung etc. auf galvanischem Wege ohne Anwendung
von Cyankalium.
I. Ueber die Verkupferung, Versilberung
und Vergoldung auf galvanischem Wege, ohne Anwendung von Cyankalium.
A. Verkupferung mittelst
weinsteinsauren Kali-Kupferoxyds.
Aus meiner lezten Arbeit über galvanische Verkupferung des Eisens und des Zinks,
welche ich mit Hrn. Philipp gleichzeitig unternommen hatte (vergl. polytechn.
Journal Bd. XCV S. 447), geht hervor:
daß die brauchbarste Verkupferungsflüssigkeit in einer Auflösung des
Doppelsalzes aus weinsteinsaurem Kali und Kupferoxyd besteht. Ich habe mich seit
der Veröffentlichung der genannten Arbeit noch fortdauernd mit demselben
Gegenstande beschäftigt, und bin zu dem Resultate gelangt, daß man die
Verkupferungsflüssigkeit noch schneller und billiger dadurch herzustellen im
Stande ist, wenn man auf folgende Weise verfährt.
Man kocht in einer Porzellanschale oder einem emaillirten Geschirr von Gußeisen
eine beliebige Quantität gepulverten weißen Weinstein mit etwa seinem zehnfachen
Gewicht Regenwasser, und sezt der Flüssigkeit so viel frisch bereitetes, mit
kaltem Wasser ausgesüßtes, kohlensaures Kupferoxydhydrat hinzu, bis ein Antheil
des lezteren unaufgelöst als basisches grünlich-blaues Pulver zurükbleibt
und die schön dunkelblaue Flüssigkeit auf geröthetes Lakmuspapier alkalisch
reagirt. Die von dem ungelösten Weinstein und Kupferoxydhydrat abfiltrirte
Flüssigkeit ist nun als Verkupferungsstüssigkeit anzuwenden; man thut gut,
dieselbe noch durch einen geringen Zusaz von kohlensaurer Kalilösung stark
alkalisch zu machen. Die so bereitete tiefdunkelblaue Flüssigkeit enthält das
Doppelsalz aus weinsteinsaurem Kali-Kupferoxyd aufgelöst, und läßt sich
ohne alle Veränderung vorräthig aufbewahren. – Das zur Darstellung des
genannten Doppelsalzes erforderliche kohlensaure Kupferoxydhydrat wird durch
Vermischung einer Auflösung von Kupfervitriol mit einer Lösung von kohlensaurem
Kali erhalten, wobei ein blauer Niederschlag entsteht, welcher das verlangte
Kupfersalz ist. Dieser Niederschlag wird abfiltrirt und mit Regenwasser gut
ausgesüßt.
Diese so eben mitgetheilte Vorschrift zur Darstellung der
Verkupferungsflüssigkeit hat vor der mit neutralem
weinsteinsauren Kali (Kali tartaricum) folgende
Vorzüge.
Sie läßt sich in weit kürzerer Zeit darstellen, als wenn man sich zu ihrer
Bereitung des neutralen Salzes bedient, welches erst durch Einwirkung des
galvanischen Stromes auf das als positive Elektrode auftretende Kupferblech
(gewöhnlich Anode genannt) nach und nach auflöst, auf
welche Weise freilich dasselbe Doppelsalz entsteht, aber in weit längerer Zeit;
auch scheint es mir, als wenn es bei diesen Operationen vortheilhaft sey, gleich
zuerst die schon fertig gebildete Salzlösung anzuwenden, indem durch ein zu
langes Einlegen von Gegenständen aus Gußeisen oder Zink gefertigt in einer
Flüssigkeit, in welcher sich erst nach und nach das genannte Doppelsalz bilden
soll, die genannten Objecte sehr leicht mit einer dünnen Oxydhaut (besonders bei
Zink) sich bedeken, welche der Verkupferung durchaus nicht förderlich ist.
Ferner ist die Bereitung dieser Verkupferungsflüssigkeit minder kostspielig, als
die mit neutralem weinsteinsauren Kali, denn von diesem Salze kostet das Pfund
15 Sgr., der gepulverte weiße, gereinigte Weinstein 10 Sgr., und bei größeren
Gegenständen, wo entsprechende Quantitäten Weinstein erforderlich sind, kann man
den gepulverten weißen rohen Weinstein anwenden, von dem der ganze Centner etwa
mit 22 bis 23 Thaler notirt ist.
Bei der Operation selbst wird die Verkupferungsflüssigkeit ganz in der Weise
angewendet, wie in allen ähnlichen Fällen; auch löst sich das als positive
Elektrode angewendete Kupferblech kräftig auf, so daß sich die Flüssigkeit stets
auf gleichem Concentrationsgrade erhält. – Ein verhältnißmäßig schwacher
Strom, und vollständige Berührung der zu verkupfernden Gegenstände mit dem vom
Zinkpol herkommenden Kupferdraht, sind nothwendige Bedingungen für ein gutes
Gelingen der Operation. In allem Uebrigen verweise ich auf die früheren
Mittheilungen.
Ich habe mit der genannten Verkupferungssflüssigkeit schon ziemlich große
Gegenstände von Gußeisen, Zink und Zinn verkupfert. Die Farbe der verkupferten
Gegenstände ist ganz dieselbe als wie mit einer Cyankalium-Lösung; die
bezeichnete Flüssigkeit ersezt demnach in jeder Hinsicht dieses so giftige und
leicht zersezbare Präparat, dessen kostspielige Beschaffung in keinem Verhältniß
steht zu dem billigen und überall leicht zu habenden, völlig gefahrlosen
Weinstein. Die Vortheile dieser Verkupferungs-Flüssigkeit im Vergleich
mit der mittelst Cyankalium liegen klar am Tage, besonders wenn man
berüksichtigt, daß große Gegenstände, wegen des hohen Preises des Cyankaliums,
fast gar nicht
verkupfert werden konnten. Statuen von Gußeisen oder Zink, große Gegenstände von
Zinn, können nun billig verkupfert werden und auf diese Weise die auf
galvanoplastische Art dargestellten, aber sehr kostspieligen Gegenstände
ersezen.
Ehe ich die Mittheilungen über die genannte Verkupferungs-Flüssigkeit
beschließe, bemerke ich noch, daß es bisweilen vorkömmt, daß die Gegenstände
während der Operation buntfarbig anlaufen – ein Umstand, der gewöhnlich
dann eintritt, wenn der galvanische Strom nicht gehörig im Gange ist. Will man
diesen farbigen Ueberzug wieder entfernen, so hat man nur nöthig, den Gegenstand
aus der Flüssigkeit herauszunehmen und mit sehr verdünnter Salzsäure
abzuwischen, durch welches Verfahren der Ueberzug sich leicht wieder entfernen
läßt. Uebrigens sizt derselbe auf dem verkupferten Gegenstande so fest, daß er
durch heftiges Reiben durchaus sich nicht entfernen läßt.
B. Verkupferung mittelst schwefligsauren Natrons.
Ich hatte mir schon seit längerer Zeit die Aufgabe gestellt, mittelst ein und
desselben chemischen Präparats sowohl galvanisch verkupfern, als auch versilbern
und vergolden zu können. Es gelang mir endlich nach vielfachen Versuchen, in der
Auflösung des schwefligsauren Natrons ein solches
Salz zu finden, mit welchem der obige Zwek erreicht werden kann. Ich werde in
Folgendem die Resultate meiner Versuche mittheilen, welche nicht allein
praktisches, sondern auch wissenschaftliches Interesse haben, indem durch
dieselben Erfahrungen gemacht worden sind, welche, so viel mir wenigstens
bekannt ist, bisher noch nicht gekannt waren.
Sezt man zu einer concentrirten Auflösung von schwefligsaurem Natron in Wasser
frisch gefälltes kohlensaures Kupferoxydhydrat, oder, was noch besser ist,
frisch gefälltes Kupferoxydhydrat (aus Kupfervitriol-Lösung durch Aezkali
niedergeschlagen) und rührt mit einem Glasstabe gut um, so löst sich ein Antheil
des Kupfersalzes in dem Natronsalze auf; man filtrirt den nicht gelösten
Kupferniederschlag ab und erhält nun eine völlig wasserklare Flüssigkeit, welche
Kupferoxydul und Schwefelsäure nebst Natron enthält. Die klare Flüssigkeit
enthält demnach ein Kupferoxydulsalz gelöst, welches dadurch entstanden ist, daß
ein Antheil des Sauerstoffs des Kupferoxydes an einen Antheil der schwefligen
Säure getreten ist, wodurch Kupferoxydul und Schwefelsäure entstehen mußten. Die
Gegenwart der Schwefelsäure wurde durch Chlorbaryum leicht nachgewiesen, die
Gegenwart des Kupferoxyduls gaben Aezammoniak und eine Lösung von gelbem
blausauren Eisenkali leicht zu erkennen, denn erstens zu der Kupfersalzlösung
hinzugesezt,
brachte anfangs gar keine Veränderung hervor, erst nach mehreren Stunden färbte
sich die wasserklare Flüssigkeit von Oben her dunkelblau, und das Blutlaugensalz
erzeugte in der geprüften Flüssigkeit einen ganz weißen Niederschlag. Beide
Reactionen beweisen das Vorhandenseyn eines Kupferoxydulsalzes.
Wird diese Flüssigkeit mit Wasser verdünnt und durch kohlensaures Natron
alkalisch gemacht, so verkupfert sich gut gereinigtes Gußeisen in derselben mit
einer sehr schönen matt rosenrothen Farbe; das als Anode dienende Kupferblech
wurde stark angegriffen. Auch hier, wie in allen anderen Fällen, wendete ich nur
ein constantes Kupfer-Zink-Element an, aus Gründen, die ich schon
früher angegeben habe. – Gut gereinigte Gegenstände von Gußeisen
verkupferten sich schon dadurch in dieser Verkupferungs-Flüssigkeit, daß
sie in dieselbe hineingehängt wurden, also ohne Anwendung irgend eines
Apparates; die Farbe war matt rosenroth. Die Verkupferung sizt völlig fest und
verträgt den Polirstahl. Auch Gegenstände von Zink lassen sich mit der
leztgenannten Kupferoxydul-Natron-Lösung verkupfern, allein die
Farbe der Verkupferung ist nicht so schön, als mit dem Doppelsalz von
weinsteinsaurem Kali-Kupferoxyd. Wird jedoch die Flüssigkeit zu
concentrirt angewendet und ist der Strom verhältnißmäßig zu stark, so sizt die
Verkupferung nicht fest.
Daß die Flüssigkeit alkalisch reagiren muß, ist für alle Fälle zu bemerken, da
sich in einer Lösung von kohlensaurem Kali oder Natron Gegenstände von Gußeisen
oder Zink unverändert rein erhalten, wenn sie auch mehrere Stunden lang
gleichzeitig der Einwirkung des galvanischen Stromes ausgesezt sind, wogegen in
reinem Wasser liegend die genannten Metalle sehr bald oxydirt werden.
Eine concentrirte Auflösung von kohlensaurem Kali löst schon bei gewöhnlicher
Temperatur (12° R.) Kupferoxydhydrat und kohlen, saures Kupferoxydhydrat
auf; die abfiltrirte Flüssigkeit hat eine blaue Farbe; es wollte mir aber nicht
gelingen, mit dieser Kupferauflösung Gußeisen oder Zink zu verkupfern.
C. Versilberung mittelst schwefligsauren Natrons.
Im polytechnischen Journal Bd. XCII S.
184 und 279 ist ein Verfahren
des Hrn. Becquerel
mitgetheilt, mittelst einer Auflösung von Chlorsilber in Chlornatrium (Kochsalz)
zu versilbern.Eine solche Versilberung ist der längst bekannte Silbersud, nur daß man
dabei einen Zusaz von Weinstein anwendet.A. d. O. Ich habe diese Angaben wiederholt und bin zu folgendem Resultate
gelangt. Ich bereitete mir Chlorsilber und trug dasselbe noch feucht in eine concentrirte,
kochende, wässerige Auflösung von Kochsalz, filtrirte die heiße Flüssigkeit, und
brachte sie in einer Porzellanschale zum Sieden. In diese kochende Flüssigkeit
wurden nun gut gereinigte Gegenstände aus Kupfer und ächter Bronze (Kupfer und
Zinn) einige Secunden lang hineingehangen, wobei sich dieselben alsbald mit
einem zarten Silberüberzuge bedekten; sie wurden nun sogleich aus der Salzlösung
herausgenommen, in Wasser gut abgespült und mit gepulvertem Weinstein gepuzt.
Die so versilberten Gegenstände hatten eine rein silberweiße Farbe, allein die
Versilberung war nur sehr dünn. Auch gegossene Messinggegenstande wurden auf
diese Weise, ja schon durch bloßes längeres Einlegen in die
Silbersalz-Lösung versilbert, allein die Versilberung ist nicht von der
Schönheit, daß man diese Methode für die Praxis empfehlen kann, auch ist die
Ablagerung des Silbers viel zu dünn. Läßt man die Gegenstände länger als einige
Secunden in der kochenden Flüssigkeit, so schlägt sich das Silber auf die
Objecte als graues, leicht abwischbares Pulver nieder.
Weit bessere Resultate gibt die von dem Artillerie-Lieutenant Hrn.
Siemens angegebene
Versilberungs-Flüssigkeit, nämlich die Auflösung von kohlensaurem
Silberoxyd in unterschwefligsaurem Natron. (Siehe die galvanische Vergoldung und
Versilberung etc. von Dr. L. Elsner. Berlin 1843, S. 266 u. ff.) In einer solchen Silberauflösung
versilbern sich, wie ich gefunden habe, ohne Batterie, durch bloßes Hineinlegen,
Gegenstände von Bronze, Messing, Gußeisen, Neusilber recht gut, nur muß die
Flüssigkeit nicht concentrirt angewendet werden, denn sonst findet keine
Adhäsion statt zwischen dem niederfallenden Silber und der Oberfläche der
Gegenstände, welche, wie sich von selbst versteht, vorher sorgfältig gereinigt
seyn müssen. Auch mittelst Zink-Contact versilbert die genannte
Silberlösung gut. Die Farbe der mit Weinstein gepuzten versilberten Gegenstände
ist rein silberweiß und blank. Durch Anwendung der Batterie kann die
Versilberung beliebig stark gemacht werden. Es hat mir jedoch geschienen, als
wenn die Farbe der Versilberung bei längerem Einliegen der Objecte in der
Versilberungsflüssigkeit, und bei Anwendung von Daniell'schen constanten Elementen, eine gelblich-weiße Nüance
annehme, welche Erscheinung wahrscheinlich darin ihren Grund hat, daß sich
theilweise schweflige Säure bildet, unter Abscheidung von Schwefel.
Da ich schon gefunden hatte, daß die Kupferoxydhydrate in schwefligsaurem Natron
sich auflösen, so versuchte ich gleichfalls, ob kohlensaures Silberoxyd in einer
concentrirten Lösung von schwefligsaurem Natron sich auflöse und fand, daß dieß
in der That der Fall war. Ich löste nun frisch gefälltes, ausgewaschenes
kohlensaures Silberoxyd in dem genannten Natronsalze auf, und versuchte diese Silberlösung
als Versilberungs-Flüssigkeit anzuwenden. Das schwefligsaure Natron ist
einfacher darzustellen als das unterschwefligsaure Salz, und da lezteres aus
ersterem dargestellt werden muß, so ist das schwefligsaure Natron auch billiger
im Preise. Inder mit Wasser verdünnten Lösung des genannten Silbersalzes
versilberten sich mittelst eines Daniell'schen
Elementes schnell und recht gut Gegenstände von Messing, Bronze, Kupfer, Zinn,
besonders wenn lezteres vorher mit dem weinsteinsauren
Kali-Kupferoxyd-Doppelsalze verkupfert worden war. Das als Anode
gebrauchte Silberblech löst sich kräftig auf. Die Gegenstände müssen nach
einiger Zeit aus der Flüssigkeit herausgenommen, mit Weinsteinpulver abgepuzt
und hierauf wieder aufs neue in die Versilberungs-Flüssigkeit eingelegt
werden. Man kann auf diese Weise die Gegenstände immer stärker versilbern, da
nach jedem Einlegen sich wiederum aufs neue Silber auf die Objecte
niederschlägt; Leuchter aus Messing und Eßlöffel aus Zinn, vorher verkupfert,
hatten das Ansehen wie schön weißes Silber. Ist die
Versilberungs-Flüssigkeit zu concentrirt, so fällt das Silber
pulverförmig nieder.
Während der Entwikelung des galvanischen Stroms trübt sich die Flüssigkeit, es
bildet sich ein zarter grauer Niederschlag in derselben und zarte
seidenglänzende Nadeln scheiden sich aus; diese Ausscheidung hat ihren Grund in
der Bildung von metallischem Silber und schwer löslichem schwefelsauren
Silberoxyd. Die Trübung ist jedoch der Versilberung der Gegenstände durchaus
nicht hinderlich, da sich fortwährend bei gutem Gange der Operation die
Silber-Anode auflöst. Hat sich nach einiger Zeit ein ziemlich bedeutender
grauweißer Niederschlag gebildet, so kann man denselben in reiner Salpetersäure
auflösen, die Lösung mit Regenwasser verdünnen, aus derselben durch kohlensaures
Kali oder Natron kohlensaures Silberoxyd niederschlagen, und dieses wiederum zu
einer frisch zu bereitenden Silberlosung verwenden. Vorräthig kann man diese
Versilberungs-Flüssigkeit nicht halten, weil nach längerer Zeit alles
aufgelöste Silber, theils als metallisches Silber, theils als schwefelsaures
Silberoxyd sich ausscheidet. – Auch vermittelst Zinkcontact versilbert
die zum Kochen erhizte Versilberungs-Flüssigkeit andere metallene
Gegenstände, besonders vorher gut gereinigte Gegenstände von Messing sehr schön
matt weiß; jedoch scheidet sich hiebei grauschwarzes metallisches Silber aus,
wodurch die Auflösung sehr bald erschöpft wird.
Ich habe mit der genannten Silberlösung ziemlich große Gegenstände aus Bronze und
Messing versilbert, und die hiedurch erhaltene Versilberung zeigte nach dem
Abpuzen mit einem Brei aus gepulvertem Weinstein und Wasser eine schön rein
weiße Silberfarbe.
Aus der Mittheilung der so eben aufgeführten Resultate geht demnach mit
Bestimmtheit hervor, daß kohlensaures Silberoxyd in einer concentrirten
Auflösung von schwefligsaurem Natron sich auflöst; eine Beobachtung, die mir
wenigstens bisher noch nicht bekannt war, und daß eine solche mit Wasser
verdünnte Auflösung sich zur galvanischen Versilberung ganz gut eignet.
D. Die
Vergoldung ohne Anwendung von Cyankalium.
a. Vergoldung mittelst
(salzsaurem Kali-Goldoxyd) Chlorkalium + Chlorgold.
Man löst einen Theil Goldchlorid und 4 Theile Chlorkalium in Regenwasser auf,
macht die Lösung durch kohlensaures Kali etwas alkalisch, verdünnt hierauf
mit so viel Wasser, bis die Farbe derselben hellgoldgelb geworden ist. Mit
dieser Goldlösung wurden Gegenstände aus Kupfer, Silber, Neusilber, Bronze,
theils durch die Batterie, theils durch Erhizen mit Zinkcontact, rein
goldgelb vergoldet; allein beim Erhizen unter gleichzeitigem Zinkcontacte
bildete sich ein brauner Niederschlag, metallisches Gold. Dieser
Niederschlag wird nach beendigter Vergoldung abfiltrirt und wieder in
Königswasser aufgelöst. Da eine solche Gold-Ausscheidung bei der
Contactvergoldung mit gelbem blausauren Eisenkali nicht stattfindet, so
verdient dieses Salz zu dem genannten Zweke den Vorzug.
b. Vergoldung mit
schwefligsaurem Natron und Goldoxyd-Ammoniak.
Ich habe schon oben angegeben, daß Hr. Siemens zur Versilberung eine Auflösung
von kohlensaurem Silberoxyd in einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron
oder Kali anwendet; eben so wendet derselbe zur Vergoldung eine Auflösung
von Goldoxyd-Ammoniak (Knallgold) in demselben Salze an (siehe die
Citate bei der Versilberung). Statt des unterschwefligsauren Natrons habe
ich das schwefligsaure Natron angewendet und
gefunden, daß frisch gefälltes und ausgesüßtes Goldoxyd-Ammoniak
(erhalten durch Fällung einer Auflösung von Goldchlorid durch Aezammoniak im
Ueberschuß) in einer concentrirten Lösung von schwefligsaurem Natron sich
leicht zu einer gelben klaren Flüssigkeit auflöst. Diese mit kohlensaurem
Natron stark alkalisch gemachte Auflösung vergoldete mittelst der Batterie
Silber, Bronze, Messing, Kupfer, Neusilber; allein die Farbe der Vergoldung
hatte ein hellbräunlich-gelbes Ansehen, und nicht die schöne rein
goldgelbe Farbe der Vergoldung mit gelbem blausauren Eisenkali, oder mit
Cyankalium dargestellt. Eben dieselbe hellbräunlichgelbe Farbe zeigte die
Vergoldung mit der Auflösung von Goldoxyd-Ammoniak in
unterschwefligsaurem Natron, ja der Unterschied in der Farbe, gegen die
Vergoldung mit Cyankalium oder gelbem blausauren Eisenkali, ist so
hervortretend, daß man es den Gegenständen sogleich an der Farbe der
Vergoldung anzusehen im Stande ist, ob dieselbe mit den einen oder den
andern Präparaten erzeugt worden ist.
c. Vergoldung mittelst
gelben blausauren Eisenkalis und Goldoxyd-Ammoniaks.
Unter allen Salzen, welche das Cyankalium bei der galvanischen Vergoldung zu
ersezen im Stande sind, bleibt, meiner Ueberzeugung nach, einzig und allein
das gelbe blausaure Eisenkali dasjenige Präparat, welches sich am meisten
dazu eignet, und den gemachten Anforderungen am besten entspricht; man möge
irgend eine der vielfach gegebenen Vorschriften zur Darstellung einer
Vergoldungsflüssigkeit mittelst gelben blausauren Kalis benuzen, stets wird
man finden, daß die Resultate, welche mit den verschiedenen dargestellten
Vergoldungsflüssigkeiten erhalten werden, immer dieselben sindMan vergleiche nur über diesen Gegenstand die Mittheilungen von Jacobi über das Verfahren des Hrn.
Briant im
polyt. Journal Bd. LXXXVII S.
283; Fehling, über die
galvanische Contact-Vergoldung und Versilberung, das. Bd.
LXXXVII S. 290. Ferner v. Frankenstein,
über die Contact-Vergoldung eines 7 1/2 Fuß hohen kupfernen
Thurmkreuzes der Kirche zu Gaming in Niederösterreich mit 22 Zoll
langem Querstük, das. Bd. CX S. 140, und die Resultate meiner
Versuche über diesen Gegenstand, das. Bd. LXXXVIII S. 30 und Bd.
LXXXIX S. 22.; die Resultate aller der genannten Arbeiten geben den nicht mehr
zurükzudrängenden Beweis: daß mittelst gelben blausauren Eisenkalis sich
eine völlig genügende Vergoldung erzielen lasse.
Es ist hier nicht der Ort, auf die verschiedenen Einwürfe gegen die Anwendung
des gelben blausauren Eisenkalis für die Praxis zu antworten, und dagegen
die Vortheile des Cyankaliums in ähnlichen Fällen abzuwägen; es muß rein der
Ansicht des praktischen Arbeiters überlassen werden, welches der beiden
Präparate ihm zu seiner speciellen Anwendung am meisten geeignet erscheinen
wird. So ist es beispielsweise richtig, daß ein als Anode gebrauchtes
Goldblech bei Anwendung einer mit gelbem blausauren Eisenkali bereiteten
Goldlösung so gut wie nichts an Gewicht verliert, selbst nach mehrstündiger
Wirksamkeit des elektrischen Stromes, woraus demnach hervorgeht, daß sich
die Goldlösung nach und nach erschöpfen muß, was bekanntlich bei Anwendung
von einer mit Cyankalium bereiteten Goldlösung der Fall nicht ist, indem
sich hiebei das als Anode dienende Goldblech nach und nach auflöst. –
Allein die an Gold erschöpfte Lösung von gelbem blausauren Eisenkali kann ja
auf die einfachste und schnellste Weise durch einen neuen Zusaz von
Goldchlorid oder Goldoxyd zum Vergolden wieder tauglich gemacht werden.
Dagegen sprechen die Gefahrlosigkeit und Nichtzersezbarkeit des gelben
blausauren Eisenkalis gar sehr für die Anwendung desselben im Vergleich zu
dem höchst giftigen und leicht veränderlichen Cyankalium, besonders da die
Farbe der Vergoldung mit dem einen Präparat eben so schön ist als mit dem
andern, ja mit gelbem blausauren Kali fast noch feuriger goldgelb als mit
Cyankalium; auch die Dauerhaftigkeit der Vergoldung ist mit beiden Salzen
ganz gleich, vorausgesezt die Operation ist richtig geleitet und nicht
übereilt worden. Ich besize z.B. einen silbernen mit blausaurem Kali
vergoldeten Theelöffel, welcher täglich im Gebrauch ist und beim Reinigen
nichts weniger als geschont wurde, und dieser hat nach Verlauf eines Jahres
noch dieselbe schöne feurige Goldfarbe, als im Anfange, nur an den scharfen
Rändern scheint jezt das Silber hindurch.
Noch auf einen Umstand will ich hier aufmerksam machen, welcher bei der
Vergoldung mit Cyankalium bisweilen vorkömmt, dagegen die bei Anwendung des
gelben blausauren Eisenkalis. Die Gegenwände bekommen nämlich bisweilen bei
Anwendung von Cyankalium eine mattweiße Farbe.
Man wußte lange nicht, welchen Grund diese Erscheinung habe. Nach mehreren
deßhalb angestellten Versuchen fand ich zulezt, daß dieser weiße Ueberzug
Kali ist und allemal dann ich bildet, wenn die Cyankalium-Goldlösung
zu wenig Gold gegen Cyankalium enthält. Auch habe ich zu beobachten
Gelegenheit gehabt, daß dieser Fall besonders mit einer lang gebrauchten,
viel freies Kali anhaltenden Cyankalium-Lösung eintrat.Siehe polytechn. Journal Bd. XCIV
S. 214. Erst neulich kam einem diesigen Silberarbeiter der Fall vor daß, als
er das Innere eines großen silbernen Gefäßes mit
Cyankalium-Goldlösung mittelst des Einhängens einer Blase, in der
Zink und Salzwasser enthalten warenSiehe Verhandlungen des Vereins z. Bef. des Gewerbfl. in Preußen
1842., vergolden wollte, der innere anfangs schon schwach vergoldete Raum
völlig weiß wurde; durch eine Goldlösung in gelbem blausauren Eisenkali
erhielt derselbe sehr bald die gewünschte gute Vergoldung.
Eine recht gute Vergoldungsflüssigkeit erhält man auch auf folgende Weise:
man löst frischgefälltes Goldoxyd-Ammoniak in einer kochenden
Auflösung von gelbem blausauren Eisenkali auf, und filtrirt dieselbe von dem
braunen Eisenoxyd ab, welches sich bei dieser Operation ausscheidet; die
gelbe filtrirte Flüssigkeit vergoldet sehr schön, sowohl glänzend als matt;
jedoch bemerke ich hier nochmals, daß die nach meiner Angabe bereitete Goldauflösung mit
gelbem blausauren Eisenkali, Goldchlorid und kohlensaurem Natron
gefertigtSiehe polytechn. Journal Bd.
LXXXVIII S. 30 u. Bd. LXXXIX S. 22., eine Vergoldung von derselben schönen und feurigen Farbe liefert.
Zur Bereitung dieser Goldlösung kann man auf folgende Weise verfahren: man
nimmt einen Theil trokenes Goldchlorid, löst dasselbe in wenig Regenwasser
auf, und sezt dieser Lösung Aezammoniak in Ueberschuß hinzu, filtrirt den
hell gelbbraunen Niederschlag ab, süßt ihn mit Regenwasser aus, und schüttet
ihn noch feucht in eine kochende Auflösung von 2 Theilen gelben blausauren
Eisenkali's in 12 Theilen Wasser bereitet, worin derselbe, unter
Ausscheidung von Eisenoxyd, sich auflöst. Die erkaltete Flüssigkeit wird
filtrirt und zum Gebrauch aufbewahrt. Zu meiner Vergoldungsflüssigkeit
können folgende Verhältnisse angewendet werden: man löst 2 Theile
Blutlaugensalz in 12 Theilen Wasser auf und bringt die Flüssigkeit in einer
Porzellanschale zum Kochen; sezt derselben 1 1/2 Theile kohlensaures Natron
und nach dessen Lösung 1 Theil in wenig Wasser gelöstes Goldchlorid hinzu,
kocht noch einige Minuten und filtrirt nach dem Erkalten den entstandenen
braunen Niederschlag ab.
Was die Vergoldung durch Contact mittelst einer Goldlösung anbelangt, welche
mit Blutlaugensalz bereitet worden ist, so habe auch ich zu bemerken
Gelegenheit gehabt, daß ein Zusaz von Kochsalz die Vergoldung befördert.
Eine Auflösung von metallischem Gold (fein ausgewalztes Goldblech) in einer
Auflösung von Cyankalium, oder eine mit Goldchlorid versezte Lösung
desselben Salzes, vergoldet Silber, Messing, Kupfer durch Contact mit Zink,
ohne Zusaz von Salz, sogleich und sehr schön.
Der von mir vor Kurzem mitgetheilte DekgrundSiehe polytechn. Journal Bd. XCI S.
381 u. Bd. XCVI S. 490. ist für alle Fälle der galvanischen Ueberziehung der Metalle mit
andern Metallen zu gebrauchen, also nicht allein zur Vergoldung, sondern
eben so gut, wenn es gerade erforderlich seyn sollte, zu der Verkupferung,
Verzinnung etc. Bei der galvanischen Vergoldung und Versilberung findet
derselbe in Berlin schon eine mehrfache und sehr vortheilhafte Anwendung,
indem er den Anforderungen der Praktiker völlig entspricht. – Die
Wiedergewinnung des Goldes aus einer mit Blutlaugensalz bereiteten Lösung
anbelangend, so wird sich diese Operation noch am einfachsten auf folgende
Weise bewerkstelligen lassen. Die Lösung wird zur Trokniß eingedampft, der
trokene Rükstand in einem hessischen Schmelztiegel geschmolzen, damit sich
Cyankalium bilde, worauf der Inhalt des Tiegels mit Wasser digerirt wird,
wodurch sich das
Gold in Cyankalium löst. Man filtrire nun und zerlege das Filtrat vorsichtig mit Salzsäure im Ueberschuß, wodurch
das aufgelöste Gold als gelbbrauner Niederschlag (Cyangold) niederfallen
wird. Dieser Niederschlag getroknet und geglüht, hinterläßt metallisches
Gold.
Am Schlusse dieser Arbeit wollte ich noch meine Ansichten über die praktische
Anwendbarkeit der von Woolrich
Polytechn. Journal Bd. LXXXVIII S.
48. angegebenen Methode, mittelst Magneto-Elektricität auf
galvanischem Wege Metalle mit andern Metallen zu überziehen, hier
aussprechen, weil es mir ganz am Orte erschien. Woolrich bedient sich des schwefligsauren Kalis, um
Goldoxydhydrat, zur Versilberung schwefligsaures Silberoxydhydrat, und zur
Verkupferung kohlensaures Kupferoxydhydrat darin aufzulösen und mit der
klaren Flüssigkeit die Versuche anzustellen. Uebrigens ist über das
chemische Verhalten dieser einzelnen Metalllösungen gar nichts weiter
gesagt. Die Auflöslichkeit des kohlensauren Silberoxyds, des
Goldoxyd-Ammoniaks, des Kupferoxyds und kohlensauren
Kupferoxydhydrats in einer concentrirten Lösung von schwefligsaurem Natron
habe ich beobachtet, ehe mir das Verfahren des
Hrn. Woolrich bekannt
war. Ich bin also ganz unabhängig durch mich selbst auf diese Thatsachen
gekommen, die ich in keinem der neueren Lehrbücher der Chemie mitgetheilt,
und mich daher veranlaßt fand, über das chemische Verhalten dieser bisher
nicht gekannten Lösungen einige Versuche anzustellen.
Der Grund, warum ich erst jezt die Abhandlung des Hrn. Woolwich gründlich las, ist einfach der,
daß ich gleich nach dem Bekanntwerden der magneto-elektrischen
Vergoldung dasselbe für die allgemeinere praktische Anwendung und
Verbreitung unpraktisch fand, daher nicht weiter genaue Kenntniß davon nahm.
Unpraktisch für die allgemeinere Verbreitung
scheint mir dieses Verfahren aus folgenden Gründen. Der Apparat ist viel zu
kostspielig, als daß derselbe allgemeinere Anwendung finden dürfte, da er
wohl über 100 Thaler im Preise zu stehen kommen dürfte; ferner ist eine doch
möglich werdende Reparatur desselben wohl so leicht in kleineren Orten nicht
gut ausführbar; dagegen sind die Daniell'schen
constanten Ketten, die einfachen Blasenapparate, überall leicht herzustellen
und ihre Beschaffung durchaus nicht kostspielig; bedenkt man nun gar noch,
daß sich mittelst bloßen Contacts mit Zink vergolden und versilbern läßt, so
wird die allgemeinere Verbreitung dieser magneto-elektrischen Methode
immer mehr zweifelhaft.
Aus den so eben mitgetheilten Resultaten geht demnach mit Bestimmtheit
hervor: daß die galvanische Vergoldung, Versilberung und Verkupferung sich
auch ohne Anwendung des Cyankaliums
bewerkstelligen lasse, daher dem Praktiker inskünftige die Wahl bleiben
wird, nach seiner Ansicht des einen oder des andern Verfahrens sich zu
bedienen; ein Vortheil, der schon insofern von nicht geringer Bedeutung ist,
als durch denselben der Praktiker nicht nothwendig an die Anwendung ein und
desselben Präparates gebunden ist; eine Einschränkung, die nicht anders als
hemmend auf die allgemeinere Anwendung und Verbreitung der galvanischen
Ueberziehung der Metalle mit andern einwirken konnte, welcher Umstand
vorzugsweise bei der galvanischen Verkupferung des Gußeisens, Zinks und
Zinns von sehr großer Bedeutung ist, wie ich oben schon mehreremal besonders
hervorzuheben Gelegenheit hatte.
II. Ueber die Bereitung der durch Kohle
gereinigten Schellak-Lösung.
Um weiße Hölzer mit einer Politur zu überziehen, bediente man sich zeither in der
Kunsttischlerei gewöhnlich einer aus gebleichtem Schellak bereiteten spirituösen
Lösung. Die Bleichung des Schellaks geschieht im Großen gewöhnlich durch Chlor, oder
durch Chlorverbindungen und dann kostet der gebleichte Schellak etwa 25 bis 30
Silbergroschen das Pfund, wenn der gute orange Schellak 9 bis 10 Sgr. im Preist
steht. Erhält der durch Chlor, Chlorverbindungen, oder durch schweflige Säure
gebleichte Schellak nur noch eine sehr kleine Menge des zum Bleichen angewendeten
Präparats, so kann der sehr unangenehme Fall eintreten, daß beim Poliren der
Tischlerarbeiten, welche metallene eingelegte Verzierungen enthalten, leztere mehr
oder weniger anlaufen (blind werden). Gäbe es nun eine Methode, nach welcher die
Auflösung des gelben Schellaks so gereinigt werden könnte, daß zu dieser Reinigung
kein Chlor, schweflige Säure, oder sonst ähnliche Substanzen anzuwenden nöthig
wären, so würde hiedurch ein zweifacher Vortheil erreicht werden. Einmal wäre bei
einer solchen Politur nicht das mindeste beim Poliren mit Metall eingelegter
Tischlerarbeiten zu befürchten, und zweitens würde dieselbe bei weitem minder
kostspielig seyn, als die Auflösung des gebleichten Schellaks in Weingeist. Ich habe
deßhalb schon im vorigen Frühjahre einige Versuche angestellt und die hiedurch
erhaltenen Resultate versprachen einen völlig erwünschten Erfolg; ich machte damals
in einer kurzen Mittheilung in der hiesigen polytechnischen Gesellschaft dieselben
öffentlich bekannt
(polyt. Journal Bd. XCIII S. 445). Seit
jener Zeit habe ich die Versuche über diesen für die Kunsttischlerei wichtigen
Gegenstand weiter fortgesezt, besonders da ich von vielen Seiten dazu aufgefordert
wurde.
Um den in Rede stehenden Zwek zu erreichen, richtete ich gleich von vornherein meine
Aufmerksamkeit auf die Anwendung der Kohle überhaupt. Die Versuche mußten aber mit
den beiden Hauptarten der Kohlen angestellt werden, mit Thierkohle und mit
ausgeglühter Holzkohle. Eine Reihe deßhalb angestellter Versuche ergab das Resultat,
daß nur die Thierkohle (gekörnte Knochenkohle, wie sie etwa zur Reinigung des
Klärsels benuzt wird) ein brauchbares und allen Anforderungen entsprechendes
Resultat zu liefern im Stande war. Zu diesem Zwek wurden gleiche Quantitäten heller
Schellak in Weingeist von 85° R. (90° Tralles) bei Digestionswärme
aufgelöst und zu der Auflösung die respectiven Kohlen hinzugesezt; die Digestion
wurde nun mehrere Tage, am besten unter gleichzeitiger Aussezung der Einwirkung des
directen Sonnenlichtes fortgesezt und hierauf die Lösung durch graues Löschpapier
filtrirt. Die filtrirte Lösung der mit Thierkohle digerirten Politur hatte eine
hellbräunliche Farbe, war hell und klar, und mit derselben ließen sich
Ahorn-, Birken-, Pappel- und selbst das so schwierig eine
schöne Politur annehmende Polisanderholz ganz vortrefflich poliren; dagegen war die
mit ausgeglühter Holzkohle digerirte Politur nach der Filtration dunkler gefärbt,
als sie vor der Digestion mit Holzkohle gewesen war. Es ist daher nur die Anwendung
der gekörnten (gemahlenen) Knochenkohle zu empfehlen. Die Bereitung der durch
Knochenkohle gereinigten Schellaklösung läßt sich auch in größerem Maaßstabe auf
nachstehende einfache Weise leicht bewerkstelligen.
Man schüttet in einen Glaskolben eine beliebige Quantität gelben Schellak, vorher in
kleine Stükchen zerbrochen, gießt auf denselben Weingeist von 90° Tr. und
erwärmt auf dem Stubenofen, oder im Sommer in der Sonne, bis der Schellak sich
gelöst hat; hierauf sezt man der Lösung etwa so viel gröblich gemahlene Knochenkohle
hinzu (nicht so gut die feingemahlene, weil beim Filtriren leicht Kohlentheilchen
mit durch das Filtrum gehen), daß das Ganze ein recht dünner Brei geworden ist. Man
verschließt das Gefäß nicht ganz luftdicht, und läßt es so einige Zeit an der Sonne
stehen; nach 8 bis 14 Tagen filtrirt man eine kleine Probe ab und sieht zu, ob sie
eine hell gelbbräunliche Farbe angenommen hat und ob sie bei einem kleinen Versuch
eine klare, reine Politur auf hellem Holz liefert. Ist dieses der Fall, so wird das
Ganze durch graues Löschpapier filtrirt, wobei man gut thut, eines Blechtrichters mit doppelter
Wandung sich zu diesem Zweke zu bedienen, ähnlich wie dieß zu geschehen pflegt bei
der Filtration der spirituösen Seifenauflösungen zur Darstellung der sogenannten
Transparent-Seifen, des Opodeldoks etc. etc. In den Zwischenraum des
Trichters wird nämlich heißes Wasser gegossen und die obere Oeffnung mit einem
Blechdekel verschlossen. Durch diese Vorrichtung wird die spirituöse Lösung warm
erhalten, daher sie schneller durchläuft und die Poren des Papiers nicht verklebt;
ferner wird durch die Bedekung des Trichters das Verdampfen des Weingeistes
verhindert. Die zuerst filtrirte Politur kann besonders aufbewahrt werden, sie wird
zum Grundpoliren gebraucht; auf die im Trichter zurükgebliebene Kohle wird nochmals
Weingeist aufgegossen, und die durchfiltrirte Flüssigkeit zum Nachpoliren,
Ueberpoliren angewendet.
Die durch Knochenkohle gereinigte Schellaklösung hat zwar eine bräunlichgelbe Farbe,
ist jedoch völlig klar und durchsichtig; wird sie mit Weingeist verdünnt, so
erscheint dieselbe nur noch wenig gelbbräunlich gefärbt, und in diesem Zustande kann
sie zur Politur ganz weißer Holzarten, wie Ahorn-, Pappel-, Lindenholz
verwandt werden; die Politur des Holzes hat dadurch keinen Stich ins Gelbliche
erhalten, denn es ist nur zu berüksichtigen, daß eine starke (concentrirte)
Auflösung von gebleichtem Schellak gleichfalls einen Stich ins
Gelblich-bräunliche zeigt.
Mehrere Tischlermeister bedienen sich bei ihren Arbeiten der durch Kohle gereinigten
Schellak-Politur und sind mit den erhaltenen Resultaten völlig zufrieden;
auch aus Braunschweig ist mir die Mittheilung geworden, daß dort mit der
beschriebenen Politur allen Anforderungen entsprechende sehr günstige Resultate
erhalten worden sind.
III. Ueber die Darstellung grüner
arsenikfreier Kupferfarben.
Im Jahre 1832 wies ich in einer Arbeit: über die Identität des rothen Farbstoffes in
den rothen Blumen und in den vom Herbst roth gefärbten BlätternSiehe Schweigger's
Jahrbuch der Chemie etc. Bd. LXV. nach, daß das, wie schon der Titel der Abhandlung aussagt, in den genannten
Pflanzen-Organen vorhandene rothe Pigment in allen dieselben chemischen
Eigenschaften besizt. Im Jahre 1844 suchte Preißer zu
beweisen, daß die verschiedenen, in der Pflanzenwelt vorhandenen Farbstoffe nur
verschiedene Oxydationsstufen eines und desselben ursprünglich farblosen Princips
seyen.Polytechn. Journal Bd. XCIII S.
103.
Ich habe unter meiner Aufsicht in dem Laboratorium des königl.
Gewerbe-Instituts eine ziemlich große Anzahl von Versuchen über das Verhalten
der organischen Farbstoffe gegen Reagentien anstellen lassen, indem ich die
Ueberzeugung hatte, daß hiedurch Resultate erhalten werden dürften, welche für die
technische Chemie nicht ohne Interesse seyn möchten; eine Voraussezung, welche auch
in der That als völlig begründet sich erwiesen hat, wie ich durch nachstehende
Mittheilungen näher auseinander zu sezen gedenke.
Ehe ich jedoch zu dem eigentlichen Hauptgegenstande dieser Arbeit übergehe, will ich
zu der Abhandlung des Hrn. Preißer bemerken, im Gegensaz mit der Beobachtung dieses Chemikers,
daß als ganz allgemein nothwendig bei den im hiesigen Laboratorium angestellten
Versuchen sich herausgestellt hat, eine farblose Verbindung im aufgelösten Zustande
zwischen Farbstoff und Schwefelwasserstoff annehmen zu müssen, welche jedoch ihre
respective Farbe wieder erlangt, wenn das Gas völlig entfernt worden ist. Werden
nämlich die Verbindungen der verschiedenen Farbstoffe mit Bleioxyd in Wasser
suspendirt und durch einen Strom Schwefelwasserstoffgas zersezt, das Schwefelblei
abfiltrirt, so erscheint die mit Gas im Ueberschuß imprägnirte Flüssigkeit
wasserhell; wird dieselbe nun in einem völlig damit erfüllten Kolben, der mit einem
Gasentwikelungsrohr versehen ist, erwärmt, so tritt, in dem Maaße als
Schwefelwasserstoffgas entweicht, auch die ursprüngliche Farbe der zur Untersuchung
angewandten Farbstofflösung wieder auf. Diese Resultate wurden erhalten mit den
Auflösungen von Chlorophyll, Alkanna, Röthe, rothem Sandelholz und den verschiedenen
gelben Pflanzenfarben.
Bei der Untersuchung einiger gelben Lakfarben und der hierauf folgenden Prüfung der
gelben Pflanzen-Pigmente gegen Reagentien, beobachtete der mit den Versuchen
beschäftigte Zögling des Instituts, Lohage, daß einige
derselben mit Kupfervitriol-Lösung und gleichzeitig im Ueberschuß mit
Aezkalilösung versezt, sehr schöne grüne Niederschläge erzeugen; fortgesezte
Versuche mit den wässerigen Auszügen der verschiedensten gelben
Pflanzen-Pigmente angestellt, führten zu dem Resultate: daß die Erzeugung
grüner Farben von verschiedenen Nuancen, unter Anwendung der oben angegebenen
Reactionsmittel, eine den gelben Farbstoffen zukommende allgemeine Eigenschaft sey. So entstand z.B.
mit dem Auszug von Wau ein schön hellgrüner, mit Querzitron ein tief dunkelgrüner,
mit Gelbholz ein dunkelgrüner, mit Fisetholz ein bläulich hellgrüner, mit Gutti ein
ähnlich gefärbter, mit Gelbbeeren (persischen Beeren) ein herrlich dunkelgrüner, mit
Curcuma ein dem Wau ähnlich grüner, mit Orleans ein hellgrüner, mit Berberisholz ein
schön dunkelgrüner Niederschlag. Auch aus dem gelb gefärbten Wasser, welches bei der
Wasserröste des Flachses erhalten und bisher als völlig nuzlos weggegossen wird,
kann durch Zusaz von Kupfervitriol- und Aezkalilösung eine tief dunkelgrüne
Farbe dargestellt werden.
Zu beachten ist hiebei daß, sollen die Farben schön ausfallen, es durchaus nothwendig
ist, aus den Auszügen der gelben Pflanzen-Pigmente, welche etwa wie Gelbholz
sehr viel Gerbstoff enthalten, den leztern vorher durch Leimlösung niederzuschlagen
und die von dem Leimniederschlage abfiltrirte gefärbte Flüssigkeit erst alsdann mit
Kupfervitriol- und Aezkalilösung zu behandeln. Ohne Zusaz von Aezlauge, durch
alleinigen Zusaz von Kupfervitriollösung zu den Farbstoff-Auszügen, entsteht
nur eine bläulichgrüne Färbung, nie aber ein schön grüner Niederschlag.
Die gut ausgesüßten und im Trokenofen bei 16 bis 24° R. getrokneten
Niederschläge besaßen folgende Eigenschaften: sie hatten durch die erwähnte
Temperatur nichts an der Reinheit der Farbe verloren, sie widerstehen daher einer
Wärme von 16 bis 24° R.; erst zwischen 40 und 48° R. fängt die grüne
Farbe an in eine mehr olivengrüne überzugehen; bei 80° ist sie olivenbraun
geworden. Durch die Einwirkung der Alkalien und des gebrannten Kalks wird die grüne
Farbe bei gewöhnlicher Temperatur nicht verändert; auch vom hellen Tageslicht erlitt
dieselbe selbst nach mehreren Wochen durchaus keine merkliche Veränderung. Die
Zusammensezung der völlig lufttrokenen Niederschläge ergab sich nach der mit ihnen
angestellten chemischen Analyse wie folgt: in 100 Theilen aus 72,5 Kupferoxyd, 16,5
Wasser und 11,0 Pigment. Diese Zahlen können als annähernd übereinstimmend für die
verschiedenen grünen Niederschläge betrachtet werden. Die Analyse wurde mit den aus
Querzitron-Pigment erhaltenen grünen Niederschlägen angestellt.
Die Reinheit der grünen Farben, ihre Beständigkeit gegen Alkalien, Erden und Licht,
die Wohlfeilheit ihrer Darstellung, die Nichtanwendung der giftigen arsenigen Säure
(weißen Arsenik) bei ihrer Bereitung, welche bisher ein nothwendiger Zusaz war für
die Gewinnung guter und brauchbarer grüner Farben; alle die genannten Eigenschaften
sprechen dafür, daß dieselben für die technische Anwendung als Anstrich- und
Tuschfarben, überhaupt als sogenannte grüne Farbelake künftig von Wichtigkeit werden
können.
Ehe ich zu der Mittheilung der Vorschrift zur Darstellung der genannten Farbelake in
specieller Beziehung übergehe, will ich mir erlauben auf zwei Fälle aufmerksam zu
machen, welche mir begegnet sind und dazu dienen sollen, vor der Anwendung
arsenikhaltiger grüner Kupferfarben als Anstrich, vorzugsweise für Schlafstuben, zu
warnen, besonders wenn leztere feucht sind und nicht gehörig gelüftet werden
können.Zwei Personen, in zwei verschiedenen Familien am hiesigen Orte, die früher
sich stets wohl befunden hatten, kränkelten fortwährend, seitdem sie in
Stuben schliefen, welche grün angestrichen waren und gleichzeitig die oben
angegebenen übeln Eigenschaften hatten, d.h. feucht, dunkel und nicht luftig
genug waren. Die chemische Untersuchung des abgeschabten Puzes ergab eine in
dem selben vorhandene nicht geringe Quantität Arsenik. Neide Personen
erhielten ihr früheres körperliches Wohlbefinden wieder, als sie nicht mehr
in den bezeichneten Zimmern schliefen. Ja in der einen Stube ließ sich
deutlich genug ein eigenthümlicher, zwar schwacher, aber widerlich
knoblauchähnlicher Geruch wahrnehmen, welcher nach Entfernung des Puzes
durch Abkrazen und hierauf erfolgtem neuen Uebertünchen der Wände mit einer
andern, jedoch nicht grünen Farbe, nicht mehr wahrnehmbar war. Es ist mehr
als wahrscheinlich, daß dieser Geruch von dem bekannten, sehr giftige
Eigenschaften besizenden Arsenik-Wasserstoffgase herzuleiten ist. Daß
ferner der Staub von der arsenikhaltigen Farbe für den Arbeiter sehr
nachtheilig seyn muß, versteht sich wohl von selbst. Vergleiche die Chemie
der Rechtspflege von Hünefeld 1832, S. 209 u.
ff. Es ist hier nicht der Ort und auch nicht mehr nöthig auf die Giftigkeit
arsenikhaltiger Kupferfarben aufmerksam zu machen, da dieser Gegenstand schon oft
von allen Seiten als sehr wichtig hervorgehoben worden ist, daher ich weitere
Angaben von Vergiftungsfällen durch die genannten Farben füglich zu übergehen mich
veranlaßt finde. Nur eins mag hier noch erwähnt werden, nämlich, daß selbst die
Flüssigkeit, welche bei der Bereitung arsenikhaltiger Kupferfarbe über den
entstandenen grünen Niederschlägen steht, noch sehr giftig seyn kann, wenn nicht
alle arsenige Säure durch das Kupfersalz niedergeschlagen worden ist.
Um die grünen Farben, aus Pflanzen-Pigmenten und Kupfervitriol erzeugt, im
größeren Maaßstabe zu bereiten, soll als Repräsentant für alle übrigen die
Darstellung des Wau-Grüns mitgetheilt werden, wie es in größeren Quantitäten
von dem Hrn. Lohage
dargestellt wurde. Man nimmt eine beliebige Quantität zerschnittenen Wau, übergießt
ihn in einem blanken kupfernen Kessel mit Wasser und erwärmt die Flüssigkeit auf 40
bis 48° R. Zu der hierauf filtrirten Farbeflotte wird so viel
Kupfervitriol-Lösung hinzugesezt, bis die Flüssigkeit eine tief dunkelgrüne
Farbe angenommen hat; nun wird die Aezlauge, etwa von 10° B. so lange
hinzugesezt, bis die über dem entstandenen grünen Niederschlage stehende Flüssigkeit
fast wasserhell erscheint. Nur wenn dieser Zeitpunkt eingetreten ist, kann die Darstellung als
gelungen betrachtet werden. Der erhaltene grüne Niederschlag wird völlig mit Wasser
ausgesüßt und hierauf bei 16 bis 24° R. getroknet. Wird der
Kupfervitriol-Lösung gleichzeitig Alaun zugesezt, und statt mit Aezlauge mit
kohlensaurem Alkali gefällt, so lassen sich verschiedene Nuancen hervorbringen,
welche fast alle ein weit tieferes Grün darstellen, als die bisher bekannt
gewordenen Sorten des grünen Ultramarins, welchen man als Ersazfarbe für die
giftigen arsenikhaltigen Kupferfarben vorgeschlagen hat, und es ist der Hoffnung
Raum zu geben, daß durch die genannten grünen Farben, aus Pflanzen-Pigmenten
und Kupfervitriol gebildet, die arsenikhaltigen Kupferfarben sich mit der Zeit
werden verdrängen lassen. – So wie das Wau-Grün werden auch die andern
grünen Farben dargestellt, nur daß, wie oben schon bemerkt, aus den
gerbstoffhaltigen Auszügen der Gerbstoff durch Leimlösung vorher niedergeschlagen
werden muß. – Was die Benennung der verschiedenen grünen Pigmente anlangt, so
wird es am zwekmäßigsten seyn, dieselben mit dem Namen des zur Bereitung angewandten
Farbstoffs zu bezeichnen, also z.B. Gelbholzgrün, Avignongrün, Berberisgrün etc.
Schließlich will ich noch anführen, daß man auch recht angenehm violette Lakfarben
darstellen kann, wenn z.B. Rothholz-Farbflotten mit Alaun- und
Kupfervitriol-Auflösung versezt und alsdann durch kohlensaure Alkalien
niedergeschlagen werden; daß sich auch hier verschiedene Farbennuancen, nach einem
verhältnißmäßigen Zusaz von Kupfervitriol gegen Alaun, hervorbringen lassen,
versteht sich von selbst; selbst diese zarten Lakfarben, mit Gummilösung angerieben
und auf Papier aufgestrichen, dem hellen Tageslichte Wochen lang ausgesezt, verloren
nichts an der Reinheit und Zartheit der ursprünglichen Farbe. Daß übrigens die
Pflanzen-Pigmente mit Metalloxyden verbunden, als sogenannte Lakfarben der
Einwirkung des Lichts bei weitem besser widerstehen, als im freien Zustande, habe
ich schon vor mehreren Jahren zu zeigen versucht.Vergl. Bericht des Breslauer Gewerbe-Vereins von Ostern 1831 bis 1832
S. 8; auch habe ich damals schon auf die mögliche technische Anwendung der
Riederschläge von Metalloxyden in Verbindung mit den verschiedenen
Farbstoffen aufmerksam gemacht. Es ist also hiemit ein weites Feld für die
Darstellung der Lakfarben eröffnet.