Titel: | Beschreibung des Differenz-Regulators der Gebrüder Werner Siemens und Wilhelm Siemens zu Berlin. |
Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. XX., S. 82 |
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XX.
Beschreibung des Differenz-Regulators der
Gebruͤder Werner
Siemens und Wilhelm Siemens zu
Berlin.
Mit Abbildungen auf Tab.
II
Siemens' Differenz-Regulator für Dampfmaschinen und
Wasserwerke.
Das Bedürfniß eines Regulators, der den Gang der Dampfmaschinen und Wasserwerke
vollkommener zu regeln vermag als es bisher möglich war, hat sich schon seit
längerer Zeit fühlbar gemacht, wie die zahlreichen bekannt gewordenen Versuche, den
bisher fast ausschließlich angewendeten Centrifugal-Regulator zu verbessern
oder die Regulirung auf andere Weise zu bewerkstelligen, beweisen. Die Praxis hat
sich indeß bisher für die Beibehaltung des Centrifugal-Regulators
entschieden, da er die neueren Constructionen sowohl an Empfindlichkeit, wie auch
größtentheils an Einfachheit und Solidität übertrifft. Da unser auf ein neues
Princip begründeter Regulator sich bereits mehrfach und mit überaus günstigem
Erfolge bewährt hat, so stehen wir nicht länger an, ihn der Oeffentlichkeit zu
übergeben.
Wir benuzen ebenfalls das conische oder Centrifugal-Pendel zur Regulirung,
doch in ganz anderer Weise als es beim Centrifugal-Regulator geschieht. Bei
diesem ist das Doppelpendel in seiner Drehung durchaus vom Gange der Maschine
abhängig. Nimmt diese einen veränderten Gang an und wird demzufolge auch der
Regulator schneller oder langsamer gedreht, so nehmen die Pendel eine dieser
veränderten Drehungsgeschwindigkeit entsprechende größere oder geringere Schwunghöhe
ein, und wirken durch diese veränderte Stellung moderirend auf den Gang der Maschine
ein. Unser einfaches oder doppeltes conisches Pendel bewegt sich dagegen frei und
ganz unabhängig vom Gange der Maschine in kleineren und daher mehr isochronischen
Umschwingungen.
Wird also durch irgend eine Ursache das bisherige normale Verhaͤltniß zwischen
Triebkraft und Belastung der Maschine geändert und beginnt dieselbe demgemäß einen
schnelleren oder langsameren Gang, so muß das freischwingende Pendel, welches seinen
früheren Gang beibehält, entweder zurükbleiben oder voreilen. Von dieser
eintretenden Verschiedenheit der von Maschine und Regulator in gleichen Zeiten
zurükgelegten Wege, oder vielmehr von dem Unterschiede beider, ist bei unserem
Regulator die Regulirung des Ganges der ersteren abhängig gemacht. Wir glauben
ihn daher füglich Differenz-Regulator, zur Unterscheidung von dem durch die
Centrifugalkraft wirkenden Centrifugal-Regulator, nennen zu können. Unsere
auf das oben erwähnte allgemeine Princip sich gründenden
Regulator-Constructionen sind jedoch wesentlich verschiedene in den
mechanischen Mitteln, durch welche diese Differenz der in gleichen Zeiten von
Maschine und Regulator zurükgelegten Wege in eine selbstständige Bewegung übertragen
und hiedurch zur Regulirung der Triebkraft anwendbar gemacht wird. Um dieß zu
erreichen, muß die Drehungsgeschwindigkeit der Maschine mit der des Regulators in
eine derartige mechanische Combination gebracht werden, daß die gleichen
Geschwindigkeiten beider sich hinsichtlich der Erzeugung einer dritten Bewegung
vollständig aufheben und die leztere, wenn sie eintritt, nur abhängig von der
Bewegungsdifferenz der ersteren ist.
Wir erzielen dieß im Allgemeinen auf drei verschiedene Weisen, und zwar:
1) durch eine Combination von Schraube und Mutter,
2) durch Verbindung eines Zahnrades mit einer in ihren Lagern verschiebbaren
sogenannten Schraube ohne Ende und
3) durch drei mit einander im Eingriff stehende Räder.
1. Durch Combination von Schraube und
Mutter. Fig. 1 und 2.
Die Maschine dreht eine Schraube a (Fig. 1), die sich in ihren
Lagern beliebig verschieben läßt. Durch den Regulator wird die zugehörige Mutter b in gleichem Sinne und mit unveränderlicher
Geschwindigkeit gedreht. Wenn der Gang der Maschine mit dem des Regulators
vollkommen übereinstimmt, werden Schraube und Mutter in gleichen Zeiten gleich oft
umgedreht. Eine Verschiebung der Schraube in ihren Lagern kann daher auch nicht
stattfinden. Dieselbe wird aber sogleich eintreten, wenn die Maschine einen
veränderten Gang beginnt und in Folge dessen eine Drehung der Schraube in der Mutter
in dem einen oder andern Sinne stattfindet und so lange fortdauern, bis durch die
von der Verschiebung der Schraubenwelle abhängig gemachte Vermehrung oder
Verminderung der Triebkraft die Verschiedenheit des Ganges der Maschine wieder
vollständig beseitigt ist. Da jezt Schraube und Mutter wieder gleichmäßig gedreht
werden, so bleiben sie in der Stellung zu einander, die sie in dem Augenblike inne
hatten, wo dieß eintrat und zwar so lange, bis eine neue Störung im Gange der
Maschine eintritt.
Um die bedeutende Reibung, die sich der Drehung der Schraube in der Mutter widersezt
und gleichzeitig einen besonderen Mechanismus zu vermeiden, der erforderlich wäre, um das Pendel in
Bewegung zu erhalten, ersezen wir die Mutter durch eine schraubenförmig gewundene
Doppelbahn, und die Schraube durch eine senkrechte, in der Mitte der ersteren
befindliche Welle mit horizontalen Armen, an denen zwei Frictionsräder sizen, welche
auf den erwähnten spiralförmig gewundenen Bahnen auf und nieder rollen. In Fig. 2 ist ein
solcher Regulator dargestellt.
Durch die conischen Räder a und b werden mittelst einer Hülse die beiden Spiralen c und c′ gedreht. — Dieß
geschieht durch die Maschine entweder vermittelst einer Schnurscheibe e oder einer Radverbindung. Auf den beiden Spiralen
laufen die beiden Frictionsräder f, die an den Enden der
gemeinsamen Welle g sizen. Diese ist mit dem der Länge
nach durchbohrten Cylinder h verbunden, welcher sich
also hebt oder senkt, wenn die Frictionsräder hinauf- oder herabrollen. Im
Inneren des Hohlcylinders befindet sich die durch das Pendel gedrehte Welle i. Dieselbe ist mit zwei Zapfen k versehen, die in zwei gegenüberstehende Nuthen im Innern des
Hohlcylinders eingreifen. Durch kleine Frictionsrollen, mit denen diese Zapfen
versehen sind, wird die der Auf- und Niederbewegung des Hohlcylinders sich
widersezende Reibung möglichst vermindert. Hiedurch ist der Hohlcylinder in seiner
Drehung abhängig von der Welle i und mithin vom Pendel
geworden. Die Verbindung der beiden lezteren ist dadurch hergestellt, daß das
conische, in einem Kugelgelenk l aufgehängte Pendel m über den Aufhängepunkt hinaus verlängert ist. Die
Spize dieser Verlängerung n der Pendelstange beschreibt
daher einen Kreis, wenn das Pendel in Bewegung ist. Sie greift in eine kreisförmig
nach Unten gekrümmte Nuth des am unteren Ende der Welle i befestigten Metallstükes o. Die Welle i ist dadurch in ihrer Drehung von der des Pendels
abhängig geworden, ohne daß diesem die Freiheit genommen ist, in größeren oder
kleineren Kreisen zu schwingen.
Die Wechselwirkung des gesammten Mechanismus wird nun leicht verständlich seyn. Durch
das Gewicht des Hohlcylinders h werden die
Frictionsräder niedergedrükt und erhalten dadurch das Bestreben die Bahnen
hinabzurollen. — Da dieß aber nur in dem Maaße geschehen kann, wie das Pendel
sich dreht, so erhält diese gleichmaͤßige, nöthigenfalls durch Gewichte p zu verstaͤrkende Kraft dasselbe in
gleichmäßiger Schwingung. Wenn die Maschine still stände und das Pendel allein in
Bewegung gesezt würde, so würden die Frictionsräder die ganze Länge der Spiralen
hinabgerollt seyn, wenn das Pendel ⅔ Umdrehungen gemacht hätte. Traͤte
nun plözlich das umgekehrte Verhältniß ein, d. h. stände das Pendel still und ginge
die Maschine mit der
normalen Geschwindigkeit, so würden die Frictionsräder in derselben Zeit wieder
hinaufrollen. Bewegen sich daher Maschine und Pendel gleichzeitig und in demselben
Verhältnisse, so werden die Räder durch die erstere gerade um so viel gehoben, wie
ihnen das leztere in demselben Zeitabschnitt zu fallen gestattet. Sie müssen daher
da stehen bleiben, wo sie sich gerade befanden, als die Bewegung beider gleichförmig
wurde. Begönne indeß die Maschine z. B. jezt aus irgend einer Ursache einen
schnelleren Gang, so würden auch die Spiralen in demselben Verhältniß schneller
gedreht. Die Frictionsräder mußten daher eine aufsteigende Bewegung beginnen. Wird
nun durch die hiemit verbundene Aufwärtsbewegung des Hohlcylinders h die Triebkraft vermindert, z. B. die Dampfklappe
geschlossen, so dauert diese Bewegung so lange fort, bis das Gleichgewicht zwischen
Triebkraft und Belastung wieder vollkommen hergestellt ist und die Maschine wieder
den normalen Gang angenommen hat.
Damit beim Anlassen der Maschine und bei außerordentlichen Störungen im Gange
derselben keine gewaltsame Einwirkung auf das Pendel stattfinden kann, wenn die
Frictionsräder am obern oder untern Ende ihrer Bahn angekommen sind, so ist die
Einrichtung getroffen, daß die an den Zapfen der Welle i
sizenden Frictionsrollen dann aus den Nuthen im Inneren des Hohlcylinders
heraustreten. Dadurch wird die Verbindung zwischen diesem und der Welle i gelöst und beide können sich nun unabhängig von
einander umdrehen. Ist die abnorme Bewegungsgeschwindigkeit der Maschine durch die
mit dieser Stellung der Frictionsraͤder verbundene gänzliche Schließung oder
Oeffnung der Dampfklappe beseitigt, so treken die Frictionsrollen in das nächste
Paar der im Hohlcylinder befindlichen Nuthen zurük. Dieß wird durch das eigene
Gewicht des leztern bewirkt, wenn er seinen höchsten, durch eine Feder q dagegen, wenn er seinen tiefsten Standpunkt einnahm.
Damit man nicht nöthig hat das Pendel beim Anlassen der Maschine mit der Hand in
Schwingung zu bringen, ist die Nuth im Metallstük o nur
so lang gemacht, daß das Pendel, wenn es in Ruhe ist, noch um einige Grade von der
Normale abweicht. Die Schwunghöhe des Pendels läßt sich durch die Gewichte p beliebig feststellen, da mit ihr auch der
Reibungs- und Luftwiderstand wächst, die das Pendel bewegende Kraft aber
ungeändert bleibt. Die Schwunghöhe muß daher auch immer auf ihr normales Maaß
zurükkehren, wenn sie dadurch etwas vermehrt oder vermindert ist, daß vom Regulator
eine vorübergehende Kraftäußerung gefordert wurde.
2. Durch Verbindung von Zahnrad und
Schraube ohne Ende. Fig. 3, A und B.
Die in ihren Lagern c und d
verschiebbare Schraube a wird mittelst einer Schnur oder
Radverbindung durch die Maschine gedreht. Sie greift in das kleine Zahnrad b, welches vom Pendel gedreht wird. Das leztere kann
entweder ein einfaches Pendel, wie in Fig. 1, oder ein
doppeltes, wie hier angenommen ist, seyn. Bei normalem Gange der Maschine muß die
Schraube so schnell gedreht werden, daß sie das Rad b,
wenn es lose wäre, in derselben Zeit einmal umdrehen würde, in welcher das Pendel
einen Umschwung macht. Sie wird sich dann, wenn b mit
dem Pendel verbunden ist, eben so schnell an dem Rade nach c hinschrauben, als dasselbe sie nach d
hinschieben würde, wenn sie sich nicht drehte. Sie muß daher bei diesem normalen
Gange der Maschine ihre Stellung unverändert beibehalten. Ein Gewicht e sucht sie stets nach d
hinzuschieben. Denn widersezt sich der Eingriff in die Zähne des Rades b, durch welches diese Kraft auf das Pendel übertragen
und dieses dadurch in Bewegung erhalten wird, ändert die Maschine ihren normalen
Gang und wird die Schraube mithin schneller oder langsamer gedreht, so muß sie sich
so lange in dem einen oder andern Sinne fortschieben, bis durch die dadurch
veränderte Stellung der Dampfklappe p, p jede Bewegungsverschiedenheit wieder aufgehoben und
der Gang der Maschine also wieder vollständig regulirt ist.
Da bei einem Doppelpendel keine merkbar größere Kraft erforderlich ist, um es in
größeren Schwingungen zu erhalten, so ist, um die Größe derselben möglichst constant
zu machen, eine Vorrichtung erforderlich, durch welche ein mit der Schwunghöhe
wachsender Widerstand gegen die Drehung erzeugt wird. Dieß wird hier dadurch
erreicht, daß der vom Pendel gedrehte, mit Leder bekleidete Kegel f durch eine mit der Schwunghöhe wachsende Kraft in den
feststehenden Hohlkegel g gedrükt wird. Der erstere ist
auf der Pendelwelle verschiebbar und sein Druk gegen den Hohlkegel und mithin auch
der Reibungswiderstand von der Zusammendrükung der Feder i durch das Metallstük k abhängig. Der
Reibungswiderstand wächst daher mit der Schwunghöhe.
3. Durch drei mit einander im Eingriff
stehende Räder. Fig. 4 und 5.
Wird ein Rad durch die Maschine, ein anderes durch den Regulator im entgegengesezten
Sinne und mit derselben Peripheriegeschwindigkeit gedreht, so wird ein drittes, mit
beiden im Eingriff
stehendes, von ihnen gleichmäßig um seine Achse gedreht, ohne daß ihm ein Bestreben
ertheilt wird im Sinne der Bewegung des einen der Räder sich fortzuschieben. So wie
aber eine Bewegungsverschiedenheit eintritt, muß auch das Verbindungsrad seine
Stelle verlassen und im Sinne der Bewegung des schneller gedrehten Rades mit
fortrollen. Dieß läßt sich erreichen
A. durch
Stirnräder.
Auf der Hauptwelle der Maschine oder einer anderen durch sie gedrehten Welle a (Fig. 4, A und B) ist das Zahnrad b befestigt. Das lose auf derselben Welle sizende, nach
Innen gezahnte Rad c wird vom Regulator gedreht. Im
Eingriff mit beiden ist das Getriebe d, dessen Achse mit
der ebenfalls lose auf der Welle sizenden Hülse e in
Verbindung gesezt ist. Diese Hülse ist mit dem Hebel f
versehen, durch den die Dampfklappe etc. etc. bewegt wird. Wenn nun die Räder b und c mit gleicher
Peripheriegeschwindigkeit im entgegengesezten Sinne gedreht werden, so muß das
Getriebe und mit ihm die Hülse und der Hebel f seine
Stellung unverändert beibehalten. Aendert sich aber der Gang der Maschine, so muß
auch das Getriebe im Sinne des schneller bewegten Rades mit fortrollen. Dadurch wird
die Hülse e so lange gedreht, bis durch die hiemit
verbundene Bewegung des Hebels f das gestörte
Gleichgewicht zwischen Triebkraft und Belastung wieder vollkommen hergestellt ist.
Das Gewicht g sucht die Hülse e stets im Sinne des durch das Pendel gedrehten Rades zu drehen. Durch die
Zähne des Getriebes wird diese Kraft auf die Räder b und
c übertragen und hiedurch das Pendel in Bewegung
erhalten. Damit beim Angange und Anhalten der Maschine keine gewaltsame Einwirkung
auf das Doppelpendel, welches hier mit einer der oben beschriebenen ähnlichen
Reibungsvorrichtung versehen ist, stattfinden kann, ist das conische Rad h durch Friction mit der Pendelwelle verbunden.
B. Durch
conische Räder.
Zwei auf derselben Welle einander gegenüberstehende Räder a und b (Fig. 5) werden, das
erstere von der Maschine, das andere vom Pendel, in entgegengesezter Richtung und
mit gleicher Geschwindigkeit gedreht. In beide greift das conische Rad c, welches mit der losen Hülse d und dem daran sizenden Hebel e verbunden
ist. Durch ein irgend wie angebrachtes Gewicht wird der Hebel e stets zurükgezogen und dadurch das Pendel in Bewegung erhalten.
Bei der hier gewählten Anordnung wird die Pendelwelle f
mit dem conischen Rade a auf gewöhnliche Weise durch die
Maschine gedreht. Das
Doppelpendel hängt an der Hülse g, an welcher auch das
conische Rad b befestigt ist. Das Pendel dreht sich
daher im entgegengesezten Sinne wie die Pendelwelle. Um dem Pendel eine möglichst
constante Schwunghöhe zu sichern, ist auch hier ein veränderlicher
Reibungswiderstand gebildet. Die Scheibe h wird durch
eine Feder m niedergedrükt. Sie wird durch Nuth und
Feder von der Pendelwelle gedreht und liegt auf dem Ringe i, welcher durch das conische Rad b im
entgegengesezten Sinne gedreht wird. Dieß geschieht durch zwei Lappen k, welche vom Ringe aus und durch das conische Rad
hindurchgehen. Gegen diese Lappen drüken zwei mit den Pendelstangen verbundene Nasen
l. Machen die Pendel größere Schwingungen, so werden
der Ring i und die auf ihm liegende Scheibe gehoben und
hiedurch die Feder m mehr zusammengedrükt. Scheibe und
Ring werden jezt durch diese mit weit größerer Kraft gegen einander gepreßt und die
Reibung in demselben Verhältniß vermehrt.
Da alle beschriebenen Modificationen unseres Regulators auf demselben Princip,
nämlich dem der Differenzbewegung beruhen, so leisten auch alle dasselbe, wenn nur
jeder todte Gang möglichst vermieden und die Schwere und Laͤnge des Pendels
der zur Regulirung des Ganges der Maschine nöthigen Kraft entsprechend gemacht wird.
Die Abmessungen des Pendels müssen sich ferner nach der Empfindlichkeit des
Regulators richten. — Je kürzer die Zeit ist, in welcher er seine Wirkung
vollendet, also je größer seine Empfindlichkeit ist, desto leichter und kürzer kann
das Pendel gemacht werden. Doch wird die Steigerung der Empfindlichkeit begränzt
durch den unvermeidlichen todten Gang im Regulator und die der Maschine
eigenthümlichen Unregelmäßigkeiten der Bewegung, die keinen zu großen Einfluß auf
das Spiel desselben äußern dürfen. Je gleichförmiger sich also die Maschine bewegt
und je geringer der todte Gang im Regulator ist, desto empfindlicher und leichter
kann er construirt werden. Bei guten Maschinen mit hinlänglich schwerem Schwungrade
erscheint eine derartige Construction am vortheilhaftesten, daß ein 1/15 bis selbst
1/30 Umgang der Maschine die volle Schließung der Dampfklappe bewirkt, wenn sie
vorher ganz offen war und das Pendel in Ruhe ist. Unter ungünstigeren Umständen muß
auch die Empfindlichkeit des Regulators bedeutend geringer gemacht werden, doch darf
man auch hierin eine gewisse Gränze nicht überschreiten, weil sonst nothwendig
periodische Schwankungen im Gange der Maschine eintreten müssen.
Durch den Centrifugal-Regulator wird eine Beschleunigung des Ganges der
Maschine um 1/20 Umdrehung noch gar nicht einmal angezeigt, weil die
Centrifugalkraft der Kugeln durch diese geringe Vermehrung der Drehungsgeschwindigkeit noch nicht um so
viel gewachsen ist, daß sie die dem Auseinanderfliegen derselben sich widersezenden
Reibungswiderstände zu überwinden vermag. Der Differenz-Regulator hat daher
seine volle Wirkung schon gethan und den Gang der Maschine vollständig wieder
regulirt, ehe der Centrifugal-Regulator auch nur den Anfang damit macht. Die
Erfahrung bestätigte dieß vollständig bei einer Maschine, die gleichzeitig mit einem
Differenz- und einem Centrifugal-Regulator versehen war. Der leztere
kam dabei nie, auch bei den größtmöglichen Belastungs-Veränderungen aus
seiner Ruhe. Zwischen der Leistung beider Regulatoren findet aber noch der
bedeutende Unterschied statt, daß ein Centrifugal-Regulator die entstehende
Bewegungs-Verschiedenheit der Maschine nur vermindern, nicht aber vollständig
aufheben kann, der Differenz-Regulator dagegen sie zwingt, vollständig den
vorgeschriebenen Gang wieder anzunehmen. Da dieß gleich in den ersten Momenten der
eintretenden Geschwindigkeits-Veränderung geschieht, so wird auch die
nothwendig eintretende Uebergangsschwankung im Gange der Maschine unmerkbar gering
und die Rükschwankung, die der Theorie nach auch beim Differenz-Regulator
eintreten muß, so klein, daß sie auch an ihm selbst nicht mehr wahrnehmbar ist,
indem sie noch innerhalb der Gränzen des unvermeidlichen todten Ganges liegt.
Durch unseren Regulator kann man ferner auch bedeutende Widerstände überwinden, wenn
dieß nur möglichst schnell geschieht und das einfache oder Doppelpendel lang und
schwer genug ist. Er eignet sich daher auch zur Regulirung des Ganges der
Wasserwerke und selbst Windmühlen.
Wir wenden in der Regel in den Fällen, wo eine einigermaßen beträchtliche Kraft
erforderlich ist, wie z. B. wenn die Regulirung der Dampfmaschine durch Veränderung
der Expansionszeit der Dämpfe bewirkt werden soll, ein Doppelpendel mit
veränderlicher Friction, in denen aber, wo die Kraft nur sehr gering, also z. B. nur
eine leicht drehbare Dampfklappe zu bewegen ist, ein einfaches, in einem Kugelgelenk
schwingendes Pendel an. Bei diesem findet, wie die Erfahrung uns gelehrt hat,
durchaus keine in Betracht kommende Abnuzung im Kugelgelenk statt, wenn es nur
hinlänglich vor Staub geschüzt ist. Bei einem Regulator, der ein halbes Jahr lang in
stetem Gange war, hatte sich die Messingkugel noch nicht einmal vollständig in ihrem
gußeisernen Lager eingeschliffen, sondern nur an einigen Stellen polirt. Beim
Doppelpendel muß die dem Auseinanderfliegen der Kugeln sich widersezende Reibung
möglichst vermindert werden, weil andernfalls der mittlere Gang der Maschine nicht
absolut constant bleibt. — Die Frage, welche der verschiedenen Variationen
dieses Regulators
die zwekmäßigste ist, kann wohl nicht allgemein beantwortet werden. Dem
Maschinenbauer wird gerade diese große Mannichfaltigkeit in seiner Form erwünscht
seyn, da sie ihm gestattet, bei der Construction der Maschine frei über den
vorhandenen Raum zu verfügen und den Regulator dahin zu bringen, wo er am bequemsten
Plaz findet.