Titel: | Ueber die Bereitung einiger Mineralfarben; von Friedrich Froelich. |
Autor: | Friedrich Froelich |
Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. LXIII., S. 223 |
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LXIII.
Ueber die Bereitung einiger Mineralfarben; von
Friedrich
Froelich.
Froelich, über die Bereitung einiger Mineralfarben.
Neublau, welches Berlinerblau
enthält.
Es kommt im Handel ein Berlinerblau enthaltendes Neublau vor, dessen äußeres Ansehen
sehr schön ist, weßhalb es beliebt ist, obgleich der Zusaz von Berlinerblau zum
Indigcarmin als eine Verfälschung des Fabricats betrachtet werden muß.
Man übergießt dieses Neublau, um es in den Haushaltungen zu benüzen, bloß mit kaltem
Wasser, damit das Indigoblau ausgezogen wird, während das zugesezte Berlinerblau
unaufgelöst zurükbleibt. Die Reinheit des Indigoblau würde leiden, wenn man das
Neublau kochen wollte, wobei das Stärkmehl sich auflösen und das Berlinerblau in der
Stärkeauflösung suspendirt bleiben würde. Wenn sich Berlinerblau auf den
weißgebläuten Zeug festsezt, wird es natürlich beim Waschen mit Seife zersezt und
färbt die Wäsche gelblich.
Um Berlinerblau enthaltendes Neublau darzustellen, sind folgende Materialien
erforderlich:
10
Loth Indigo;
1¼
Pfd. rauchende Schwefelsäure;
1
Pfd. 13 Loth fein gemahlene Kreide;
1¼
Pfd. krystallisirtes Blutlaugensalz;
1
Pfd. Eisenvitriol;
20
Pfd. Weizenstärke.
Mit diesen Materialien operirt man wie folgt:
Der Indigo wird im Mörser auf das feinste gepulvert und durch ein Trommelsieb
gesiebt; dann wird er mit rauchender Schwefelsäure in einer Steingutschüssel
übergossen und mit einem gläsernen Reiber so lange umgerührt, bis sich alle
Theilchen desselben in der Schwefelsäure aufgelöst haben. Wenn die dadurch erzeugte
Erhizung nachgelassen hat, läßt man die Auflösung 24 Stunden lang stehen. Hierauf
sezt man der Mischung 3 Pfd. Wasser in kleinen Portionen unter fortwährendem
Umrühren zu. Das Gefäß muß übrigens so groß seyn, daß die Flüssigkeit nur den
dritten Theil seines Raumes einnimmt.
In die verdünnte und wieder erkaltete Indigolösung, die sich in einem geräumigen
Geschirr befindet, trage man nach und nach und unter mäßigem Umrühren die gemahlene
Kreide ein. Wenn die Mischung nicht mehr aufbraust und auf der Oberfläche der
Flüssigkeit bei wiederholtem Eintragen von ein wenig Kreide keine Bläschen mehr
entstehen, welches man erkennt, wenn man den auf der Oberfläche befindlichen Schaum
bei Seite schiebt, auch das Lakmuspapier davon nicht mehr geröthet wird, kann man
überzeugt seyn, daß alle Säure abgestumpft ist.
Nun löst man in einem Gefäß das Blutlaugensalz in warmem Wasser und in einem andern
Gefäß den Eisenvitriol in heißem Wasser auf; die Eisenvitriollösung lasse man rein
absezen oder filtrire die Flüssigkeit von dem Bodensaz ab. Diese Flüssigkeiten gießt
man nun unter Umrühren zusammen, um Pariserblau zu erhalten. Wenn der entstandene
blaugrüne Niederschlag sich etwas abgekühlt hat, rührt man die Weizenstärke hinein
und arbeitet das Ganze so lange durch, bis es zu einer gleichartigen Masse geworden
ist, worauf man die gebildete blaue Staͤrke auf ein Filtrum bringt. Ist das
Wasser ganz abgelaufen, so vereinigt man mit einem Löffel die blaue Stärke auf dem
Filtrum, bindet lezteres fest zusammen und bringt es in die Presse.
Zum Durcharbeiten der fertigen Neublaumasse bediene ich mich steinerner Schüsseln und
gläserner Reiber. In sechs solche Schüsseln bringt man nämlich die abgestumpfte
Indigolösung und vertheilt sie regelmäßig, so daß in jede Schüssel gleich viel
kommt. Hierauf nimmt man aus dem Filtrum die blaue Stärke und vertheilt diese
ebenfalls regelmäßig in den sechs Schüsseln, so daß ein gleichförmiges Blau
entsteht. Diese Masse wird nun mit einem gläsernen Reiber tüchtig durchgearbeitet,
und sollte sie noch zu dikflüssig seyn, so gießt man etwas Wasser zu.
Man vertheilt hierauf die blaue Masse auf Glastafeln, welche auf hölzernen Tafeln mit Leim
fest aufgeklebt worden sind. Die blaue Masse muß eine solche Consistenz haben, daß
sie sich nach Belieben behandeln läßt; man streicht sie dik oder dünn, nach der Dike
der zu erzeugenden Würfel, auf der Tafel aus.
Zum Abtroknen bringt man Latten oder eine Trokenstellage an der Zimmerdeke an, auf
welche man die Tafeln sezt. Das Sonnenlicht muß man davon abzuhalten suchen. Die
Heizungskosten sind nicht von Bedeutung, weil eine Temperatur von 15 bis 18°
R. genügt.
Wenn die Farbe anfängt halb troken zu werden, schneidet man sie mit dünnen stählernen
Messern aus einander; läßt man aber die Farbe zu hart werden, so zerschneidet sie
sich nicht gut, und ist sie zu weich, noch weniger; man muß sie daher von Zeit zu
Zeit untersuchen.
Verschiedene Sorten von solchem Neublau kann man durch folgende Abänderung der
Gewichtsverhältnisse erzielen:
1.
5
Loth Indigo und ½ Pfd. Schwefelsäure,
18
Loth gemahlene Kreide,
32½
Loth Blutlaugensalz,
26
Loth Eisenvitriol,
24
Pfd. Weizenstärke.
2.
¼
Pfd. Indigo und 1 Pfd. Schwefelsäure,
1⅛
Pfd. Kreide,
1¼
Pfd. Blutlaugensalz,
1
Pfd. Eisenvitriol,
26
Pfd. Weizenstärke.
Neuwiederblau.
Diese blaue Farbe eignet sich besonders zu einem schönen und wohlfeilen Anstrich in
Zimmern, weßhalb sie von den Malern und Tünchern sehr gesucht ist.
Die Bereitungsweise ist folgende:
Man löscht 4 Theile gut gebrannten reinen Kalk aufs sorgfältigste und gießt unter
Umrühren 12mal so viel Wasser zu, als zum Löschen erforderlich war. Diese Kalkmilch
siebt man durch ein feines Haarsieb in eine Kufe und sezt etwas Wasser zu.
Nun werden 16 Theile Kupfervitriol in der nöthigen Menge heißen Wassers aufgelöst;
ist die Auflösung vollständig geschehen, so sezt man so lange kaltes Wasser zu, bis die Flüssigkeit
nur noch 6° Baumé zeigt, und läßt das Ganze 24 Stunden stehen. Nach Verlauf
dieser Zeit sezt man der Kalkmilch nach und nach unter beständigem Umrühren die
helle Vitriollösung zu. Nun läßt man den blauen Niederschlag zu Boden sezen,
filtrirt von der obenstehenden hellen Flüssigkeit etwas in ein Spizglas und bringt
einige Tropfen Kupfervitriollösung hinein; ein blauer Niederschlag gibt zu erkennen,
daß dem Kalk noch mehr Kupfervitriolauflösung zugesezt werden muß, und man fährt
also damit fort, bis eine neue Probe von erwähnter Auflösung nicht getrübt wird.
Man muß besonders darauf achten, daß man nicht mehr Kupfervitriol zusezt, als gerade
zur Sättigung des Kalks erforderlich ist, weil sonst die Farbe an Schönheit
verlieren würde; es ist besser etwas unzersezten Kalk darin zu lassen.
Aus 16 Pfd. Kupfervitriol erhält man 16 Pfd. Farbe.
Grüner Zinnober.
Diese Farbe kam zuerst von Gotha aus in den Handel, später wurde sie in andern
Fabriken nachgemacht; sie wird auch unter dem Namen Oehlgrün verkauft. Wie die
Chromfarben ist sie für die Oehlmalerei auf Holz und Leinwand sehr gesucht. Sie wird
folgendermaßen bereitet:
7¾ Loth Eisenvitriol werden in heißem Wasser aufgelöst, die helle Flüssigkeit
von dem Bodensaz abgegossen, das Trübe aber durch Leinwand filtrirt. Diese helle
Eisenvitriollösung wird nun mit einer Lösung von 9 5/6 Loth Blutlaugensalz
niedergeschlagen; während sich der blaugrüne Niederschlag bildet, schüttet man eine
concentrirte Auflösung von 1 Pfd. Alaun hinzu und rührt zulezt in die noch heiße
Flüssigkeit ¼ Pfd. feingeschlämmte Kreide ein. Wenn das Aufbrausen gänzlich
aufgehört hat, sezt man 12 Loth chromsaures Kali zu und schlägt nach erfolgter
Auflösung desselben das Ganze mit einer concentrirten Auflösung von 2 Pfd. 5 Loth
Bleizuker nieder.
Der Niederschlag wird einigemal ausgesüßt, auf ein Filter gebracht, getroknet und
fein gemahlen.
Man kann verschiedene Sorten grünen Zinnobers durch Abänderung der
Gewichtsverhältnisse erhalten; man nimmt z. B.
4 4/5
Loth Eisenvitriol,
6
Loth Blutlaugensalz,
1
Pfd. Alaun,
¼
Pfd. Kreide,
12
Loth chromsaures Kali,
2¼
Pfd. Bleizuker.
Dunkles Mineralgrün.
In einer hölzernen Kufe löst man 15 Pfd. Kupfervitriol in heißem Wasser auf, verdünnt
dann die Lösung mit drei Eimern (à 120 Pfd.) kaltem
Wasser und seiht sie durch ein leinenes Tuch.
Sodann bereitet man auf folgende Weise eine alkalische Arseniklösung. Man löscht in
einer Kufe 4 Pfd. gebrannten Kalk gut ab und gießt dazu 15 bis 20 Pfd. Potasche,
welche in drei Eimern kochenden Wassers aufgelöst wurde, rührt tüchtig um und läßt
die äzende Kalilösung rein absezen. Nun wird die klare Lauge in eine Kufe, worin
sich 2¼ bis 3 Pfd. weißer Arsenik befinden, abgegossen und damit so lange
umgerührt, bis sich der Arsenik vollständig aufgelöst hat.
Wenn diese alkalische Arseniklösung filtrirt und erkaltet ist, gießt man sie schnell
unter Umrühren in die verdünnte Vitriollösung, wodurch sich ein schön dunkelgrüner
Niederschlag bildet. Man süßt denselben so lange mit reinem Wasser aus, bis das
Grüne dunkler erscheint; dann wird er filtrirt, gepreßt und, in Stükchen
geschnitten, bei starker Ofenhize getroknet.
Geringere Sorten Mineralgrün erhält man, wenn man weniger Arsenik nimmt und zu dem
Niederschlag feingeschlämmten weißen Thon mischt.
Neuwiedergrün.
A.
16 Theile Kupfervitriol werden in heißem Wasser aufgelöst und mit einer
Arsenikauflösung versezt, welche man dadurch bereitet hat, daß man in einem
kupfernen Kessel 3 Theile gestoßenen weißen Arsenik in der erforderlichen Menge
Wasser kochend auflöste. Man läßt die arsenikhaltige Kupferlösung 24 Stunden lang
sich absezen und verwendet die helle Flüssigkeit auf folgende Weise:
Man löscht in einer Küpe 4 Theile reinen und gut gebrannten Kalk sorgfältig ab und
verdünnt ihn mit kaltem Wasser zu einer Kalkmilch; diese wird durch ein feines
Haarsieb in die Präcipitirküpe gegossen, damit alle im Kalk etwa vorhandenen
sandigen Theile zurükbleiben. Zu dieser Kalkmilch wird die helle arsenikhaltige
Kupferlösung nach und nach unter Umrühren gegossen. Die gebildete grüne Farbe wird
mehrmals abgewässert und wie die vorhergehenden Farben weiter behandelt.
Andere Sorten entstehen durch folgende Verhältnisse:
B.
16
Pfd. Kupfervitriol,
2½
Pfd. weißer Arsenik,
4
Pfd. Kalk.
C.
16
Pfd. Kupfervitriol,
1½
Pfd. weißer Arsenik,
4
Pfd. Kalk.
Auf dieselbe Weise kann man auch das sogenannte Pikelgrün erzielen; man braucht nur 7
bis 8 Pfd. Arsenik anzuwenden.