Titel: | Chemische Untersuchung des zur Böttcherei dienenden Eichenholzes und seiner Einwirkung auf die Weine und den Alkohol; von Fauré, Apotheker in Bordeaux. |
Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. XXV., S. 133 |
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XXV.
Chemische Untersuchung des zur Böttcherei
dienenden Eichenholzes und seiner Einwirkung auf die Weine und den Alkohol; von
Fauré, Apotheker in
Bordeaux.
Aus dem Journal de Chimie médicale, April 1848, S.
232.
Fauré's Untersuchung des zu Dauben dienenden
Eichenholzes.
Hr. Fauré stellte sich die Frage, ob neue Fässer je nach
dem Holze, aus welchem sie verfertigt sind, einen nachtheiligen oder vortheilhaften
Einfluß auf die Farbe, den Geschmack und die Milde (le
velouté) der darin aufbewahrten feinen Weine ausüben.
Der Verf. theilt die eichenen Faßdauben in vier Hauptclassen: die erste umfaßt die
Hölzer, welche aus dem Norden kommen, aus Danzig, Lübeck, Riga, Memel und Stettin;
die zweite die amerikanischen Hölzer, aus New-York, Philadelphia, Baltimore,
Boston, Neu-Orleans; die dritte die Hölzer aus Bosnien und alle vom
adriatischen Meere herkommenden; die vierte endlich das inländische (französische)
Eichenholz nebst jenem aus der Dordogne, Angoumois und Bayonne.
Von jedem dieser Hölzer wurden drei Proben mit Aether, Alkohol und destillirtem
Wasser behandelt, nachdem sie vorher pulverisirt und in wohlverschlossenen Flaschen
aufbewahrt worden waren. Ohne auf die dabei gemachten einzelnen Beobachtungen näher
einzugehen, zählen wir hier nur die gefundenen Bestandtheile auf; diese sind: Cerin,
Quercin, Quercitrin (gelber Farbstoff), Gerbestoff, Gallussäure, eine bittere
Extractsubstanz, Schleim, Eiweiß, Holzfaser, kohlensaurer Kalk, schwefelsaurer Kalk,
Thonerde, Eisenoxyd und Kieselerde.
Nur einige dieser Bestandtheile können, je nach ihrer Menge, durch ihre Farbe, ihren
Geruch, Geschmack und ihre Auflöslichkeit einen Einfluß auf die geistige Flüssigkeit
ausüben. Mit diesen hat sich der Verf. vorzüglich beschäftigt; sie sind das Quercin,
der Gerbestoff, der Extractivstoff, die Schleim- und die Färbesubstanz und
die Gallussäure.
Die Versuche wurden mit 20 Grammen von jeder Art Daubenholz angestellt, welches man
mit 500 Grammen der verschiedenen weißen und rothen Weine, Branntwein und Alkohol,
acht Tage lang maceriren ließ.
Nach ihrer Wirkung auf die weißen Weine sind die Daubenhölzer wie folgt zu
reihen:
Amerika — ohne merkliche Einwirkung; Danzig, Stettin — ertheilen den
Weinen einen angenehmen Geschmack; Lübeck, Riga, Memel — modificiren die
Farbe der Weine nicht unbedeutend und ertheilen ihnen einige Herbe; Angoulême,
Dordogne, Bayonne, Bosnien — verändern ebenfalls die Farbe und den Geschmack
der Weine.
Folgende Schlüsse zieht der Verf. aus seinen Untersuchungen:
1) die in der Böttcherei angewandten Hölzer enthalten alle dieselben Bestandtheile;
die Mengenverhältnisse derselben aber sind nach dem Ursprung des Holzes
verschieden;
2) die auflöslichen Bestandtheile des Eichenholzes können auf die Güte der geistigen
Flüssigkeiten, namentlich der Weine, einen bedeutenden Einfluß haben;
3) diese Einwirkung ist erheblicher bei den weißen als bei den rothen Weinen, und von
viel größerer Bedeutung bei leichten und empfindlichen, als bei gefärbten und
kräftigern Weinen;
4) die Hölzer aus Amerika und aus dem Norden enthalten weniger von auflöslichen
Bestandtheilen als Eichenholz andern Ursprungs;
5) die Dauben aus Amerika, Danzig und Stettin haben den geringsten Einfluß auf die
geistigen Flüssigkeiten im Allgemeinen, und die Weine finden in den beiden letztern
Holzsorten Bestandtheile, welche conservirend und verbessernd auf sie einwirken;
6) Alkalien erhöhen die Farbe und Auflöslichkeit des Extractivstoffs der
Daubenhölzer; Mineralsäuren hingegen schwächen die Farbe und Auflöslichkeit
desselben.