Titel: | Ueber Serbat's Verfahren zur Bereitung einer Maschinenschmiere und eines Metallkitts, welcher den Mennigkitt zum Ausstreichen der Fugen von Dampfmaschinen, Pumpen etc. ersetzen kann; Bericht von A. Chevallier. |
Fundstelle: | Band 110, Jahrgang 1848, Nr. LIV., S. 289 |
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LIV.
Ueber Serbat's Verfahren zur Bereitung einer Maschinenschmiere und eines Metallkitts, welcher den Mennigkitt zum Ausstreichen der Fugen von
Dampfmaschinen, Pumpen etc. ersetzen kann; Bericht von A. Chevallier.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Sept.
1848, S. 582.
Chevallier, über Serbat's Maschinenschmiere.
Im Jahr 1828 kam Hr. Dizé auf den Gedanken, die Brandöle
und besonders diejenigen welche man durch Destillation der Harze (Colophonium)
erhält, in der Technik zu verwenden; er fand, daß dieselben durch Vermischen mit
geeigneten basischen Metallsalzen und Metalloxyden Consistenz erlangen können und
mehr oder weniger trocknend werden, wenn man das so bereitete Gemenge in dünnen
Schichten dem Luftzutritt aussetzt. Er nahm am 17. Nov. 1828 ein Patent auf sein
Verfahren einen Firniß zu bereiten, welcher sich insbesondere als Maschinenschmiere
eignet.Folgendes ist nach dem Recueil des brevets expirés
t. 38 p. 431 die Beschreibung dieses
Patents:„Man versetzt 1000 Gewichtstheile des brenzlichen Oels, welches man
durch trockene Destillation von Colophonium erhält, mit 96 Theilen
überbasischem essigsaurem Blei, welches man folgendermaßen bereitet:Man löst in der Wärme 3 Pfd. Bletzucker in 9 Pfd. Regenwasser auf. Sobald die
Flüssigkeit ins Sieden gekommen ist, wirft man in kleinen Portionen 2 Pfd.
fein gepulverte Bleiglätte hinein; man rührt die Flüssigkeit beständig mit
einem hölzernen Spatel um und setzt eine neue Portion Bleiglätte immer erst
zu, wenn sie in vollständigem Sieden ist. Das Abdampfen wird fortgesetzt,
bis sie an Baumé's Aräometer kochend 30° zeigt. Ich lasse erkalten
und um die verlangten Dosen abzuwägen, vermische ich die so concentrirte
Flüssigkeit gut mit dem Bleiweiß und der Bleiglätte welche noch erforderlich
sind.Nachdem ich 100 Theile brenzliches Harzöl mit 9 6/10 Theilen überbasischem
essigsaurem Blei versetzt habe, rühre ich die Mischung stark und wiederholt
um; dieß unterlasse ich, sobald ich sehe daß die Mischung anfängt consistent
zu werden. Nach 24 Stunden kann der Firniß angewandt oder in Fässer gebracht
werden.“
Später beschäftigten sich Payen und Buran mit der Bereitung einer Seife (graisse
noire genannt) aus den brenzlichen Oelen und Kalk, und nahmen auch darauf
am 30. Januar 1838 ein Patent für zehn Jahre (dessen Text im Recueil des brevets expirés t. 66 p. 301
veröffentlicht wurde). Da ihnen das wesentliche Oel, wie man es auf gewöhnliche
Weise durch Destillation des Harzes erhält, kein zur Bereitung von Schmiere
geeignetes Product lieferte, so setzten sie im Destillirapparat Kalk im Verhältniß
von 5–10 Proc. zu und behandelten sodann noch das erhaltene Oel in der Kälte
mit 2–5 Proc. Seines Gewichts Kalk, welchen sie ihm nach und nach unter
Umrühren zusetzten.
Hr. Serbat, Fabrikant in Saint-Saulve
(Nord-Departement), beschäftigte sich seit 1834 mit Untersuchungen über das
Harzöl und zwar gemeinschaftlich mit den HHrn. Fremy und
Boutin; ihr Zweck war, das Harzöl zu desinficiren, es
zur Malerei und Seifenfabrication anwendbar zu machen; da diese Chemiker aber nicht
die gewünschten Resultate erhielten, so gaben sie diese Arbeit auf.
Hr. Serbat setzte jedoch seine Versuche fort und
errichtete im J. 1840 zu Saint-Saulve bei Valenciennes eine Fabrik zur
Bereitung verschiedener Producte, namentlich Maschinenschmiere; letztere bestand aus
Harzöl, welches durch Fette und Seifen consistent gemacht war. Im Jahr 1846 ließ er
sich ein neues Verfahren zur Fabrication von Maschinenschmiere Patentiren, welches
in theoretischer und praktischer Hinsicht allen Anforderungen entsprechen dürfte und
das wir nun beschreiben wollen.
Man destillirt Colophonium in geeignet construirten Oefen und sondert die zuerst
übergehenden Destillationsproducte ab. Dieselben bestehen aus einem Oele, welches in
der Malerei angewandt werden kann, weil es die Eigenschaft besitzt die Metallseifen
aufzulösen.
Im Mittel geben 600 Pfd. Colophonium:
1) wesentliches Oel zur Malerei geeignet
26
Pfd.
2) Oel zur Fabrication von Schmiere
438
Pfd.Nicht alle Harze liefern so viel Oel; manche kommen auch im Handel
mit Erde, Sand etc. verfälscht vor.
Das bei der Destillation erhaltene Oel wird auf folgende Weise gereinigt:
Alles zur Schmiere geeignete Oel wird in einem kupfernen Kessel zum Sieden gebracht
und zwei Stunden lang im Kochen erhalten, nachdem man es zuvor mit Zinkstücken oder
gelöschtem Kalk in folgenden Verhältnissen versetzt hat:
Oel
97
Zink
1
oder gelöschten Kalk
1
Der Zusatz von Zink oder Kalkhydrat hat zum Zweck: 1) Säuren abzuscheiden welche in
dem Harz vorkommen oder sich während der Operation bilden können; 2) dem Oel das
Wasser zu entziehen welches bei der Destillation überging und sich während des
Kochens verflüchtigt.
Das gekochte Oel wird noch heiß in kupferne Behälter ausgegossen, worin man es mehr
oder weniger lange stehen läßt; man kann es aber sechs Stunden nach dem Kochen schon
zur Bereitung sowohl des Kalkteigs als auch der Maschinenschmiere anwenden. Das
gewonnene Oel theilt man nämlich in zwei Portionen; mit der einen macht man den
Kalkteig und die andere verwandelt man mittelst Kalkteigs in Maschinenschmiere.
Die Behälter in welchen man das Oel sich absetzen läßt, sind mit zwei Hähnen
versehen: mittelst des oberen wird das klare Oel abgezogen, und mittelst des unteren
die Unreinigkeiten. Letztere sind nicht verloren, denn man scheidet das in ihnen
enthaltene Oel durch Wasser und Wärme ab.
Bereitung des Kalkteigs.
Man nimmt:
gelöschten Kalk
36 Kil.
Oel
52 Kil.
Man erhitzt das Oel und wenn es mäßig warm ist, setzt man einen Theil des gelöschten
Kalks zu: um ihm letztern einzuverleiben, rührt man mit einem eisernen Spatel um,
welcher am obern Theil durchlöchert ist. Man setzt dann neuerdings Kalk zu und
verfährt ebenso, bis aller beigemischt ist.
Das Oel nur mäßig zu erwärmen, ist deßhalb nöthig, weil es sehr steigen würde, wenn
man es stark erhitzen und viel Kalk zusetzen würde.
Zu dieser Operation verwendet man einen gußeisernen Kessel welcher nur an seinem
Boden erhitzt wird.
Die Operation dauert beiläufig zwölf Stunden; man erkennt ihre Beendigung daran, daß
das Oel flüssig geworden ist und eine Chocoladefarbe hat; in der Dunkelheit zeigt
sich dieses Gemenge phosphorescirend.Die Benennung Kalkteig (pâte de chaux) ist für
dieses Product nicht gut gewählt, weil es flüssig ist.
Bereitung der Maschinenschmiere.
Nachdem der Kalkteig bereitet ist, hält man ihn warm und verfährt dann auf folgende
Weise: man gießt in eine Pfanne, welche mit einem Schnabel versehen ist, 1 Kil. Oel
und schüttet unter starkem Umrühren 1 Kil. flüssigen
Kalkteig zu; das gut umgerührte Gemenge gießt man dann entweder in Büchsen
oder in Fässer; es wird ungemein schnell, noch vor dem Erkalten fest.
Es ist nicht anzunehmen, daß der zugesetzte Kalk das Festwerden des Oels verursacht,
weil der Kalkteig flüssig ist; ohne Zweifel bildet sich eine eigenthümliche
Verbindung. Die so erstarrte Schmiere schmilzt, wenn man sie neuerdings erhitzt,
wird aber dann nicht mehr fest.
Die so verfertigte Schmiere gewährt folgende Vortheile: sie ist schnell bereitet,
fällt immer gleichförmig aus, macht die Maschinentheile nicht schmutzig, ist nicht
klebrig und vergrößert die Reibung nicht. Man verkauft davon die 100 Kil. um 50
Fr.
Der Absatz dieser Maschinenschmiere hat auch fortwährend zugenommen; wie wir uns aus
den Büchern des Hrn. Serbat überzeugten, fabricirte
derselbe im Jahr 1840 davon 10,000 Kil. und im Jahr 1847 schon 152,930 Kil.; er hat
auch eine zweite Fabrik für dieses Product in BelgienHr Stas, Professor der Chemie an der Militärschule
in Laken (Belgien), welcher die Maschinenschmiere von Serbat und dessen Verfahren zur Bereitung derselben sorgfältig
prüfte, erklärt, daß Serbat's Methode allen
bisher eingeschlagenen zur Bereitung von Maschinenschmiere mit Kalk und
Harzöl, bei weitem vorzuziehen ist, indem nur sie unter allen ein
vortheilhaftes Resultat geben kann. errichtet.
Bereitung eines Metallkitts, welcher den
Mennigkitt für die Fugen der Dampfmaschinen, Pumpen etc. ersetzt.
Die Arbeiter welche den Mennigkitt bereiten, sind immer der Gefahr ausgesetzt
Bleikolik zu bekommen; dieß ist bei folgender Vorschrift des Hrn. Serbat zur Bereitung seines Metallkitts (mastic métallique) nicht der Fall. Man nimmt:
calcinirtes und zerriebenes schwefelsaures Blei
72 Kil.
gepulverten Braunstein
24 Kil.
Leinöl
13 Kil.
Alle diese Substanzen bringt man in eine Trommel aus
geschmiedetem Eisen, welche in der Richtung ihrer Achse auf Zapfenlagern angebracht
ist und von einer Dampfmaschine aus mittelst eines Riemens in rotirende Bewegung
gesetzt wird. Außerdem bringt man in die Trommel elliptische Kugeln aus Gußeisen von
2½ Kil. Gewicht; man verschließt diese Trommel mittelst eines
aufzuschraubenden Deckels und läßt sie anderthalb Stunden sich drehen. Nach Verlauf
dieser Zeit öffnet man die Trommel und fügt den darin enthaltenen Substanzen 17 Kil.
Braunstein bei. Hierauf läßt man die Trommel drei Viertelstunden sich umdrehen,
öffnet sie dann wieder, um neuerdings 17 Kil. Braunstein zu zusetzen und läßt sie dann
anderthalb Stunden lang sich drehen. Nach Verlauf dieser Zeit öffnet man die Trommel
und bringt dieses Gemenge, welches nur zusammengeballt ist, unter die Stampfen einer
durch Dampf getriebenen Pochmühle. Man stampft die Masse bis sie weich geworden ist,
indem man fortwährend bemüht ist die Oberflächen zu erneuern und die Masse unter die
Stampfen zurückzubringen; diese Operation dauert zwei Stunden.
Hierauf bringt man den Teig in große Kufen, in welche man ihn stark eindrückt und
dann fünfzehn Tage sich überläßt; über ihn legt man eine Decke von geölter
Wolle.
Nach fünfzehn Tagen wird der Teig wieder in die Trommel geschafft und neuerdings (für
die oben angegebenen Verhältnisse) mit 14 Kil. Braunstein versetzt. Man setzt die
Trommel eine Stunde lang in Umdrehung, stampft den Teig dann auch eine Stunde lang
und bringt ihn wieder in die Kufen, worin man ihn wenigstens fünfzehn Tage lang
läßt.
Behufs der Verpackung für den Verkauf nimmt man den Teig aus den Kufen, klopft ihn
unter den Stampfen, um ihn zu erweichen, und läßt ihn dann zwischen zwei
(abgedrehten) gußeisernen Walzen (mit schmiedeiserner Achse) hindurch; der
Zwischenraum dieser Walzen beträgt nur einen Zehntels-Millimeter. Durch diese
Operation sollen die Klümpchen zertheilt werden, welche der Wirkung der Stampfen
entgingen.
Der gewalzte Teig wird wieder unter die Stampfen gebracht und so consistent er auch
war, dadurch weich gemacht; man verpackt ihn nun in Quantitäten von 5, 10, 20 etc.
Kil. in Büchsen. Er bleibt in denselben immer weich, man mag ihn noch so lange
aufbewahren und um ihn anzuwenden, braucht man ihn nur zuvor zwischen den Händen zu
kneten; es ist nicht nöthig ihm Oel zuzusetzen. In diesem Zustande kann er zu
denselben Zwecken wie der mit Mennige und Bleiweiß bereitete Kitt angewandt werden.
Der neue Kitt, welcher sich vollkommen formt, zerfließt nicht durch die Wärme; im
Gegentheil wird er hart und erlangt eine sehr große Festigkeit; die mit diesem Kitt
ausgestrichenen Fugen sind daher besser. lutirt als die mit Mennigkitt
verstrichenen. Auch conservirt sich dieser Kitt längere Zeit ohne Veränderung.Hr. Andry, Ingenieur der Maschinenfabrik und der
Kohlengruben zu Grand-Hornu, sagt über Serbat's Metallkitt: „Ich wende
denselben seit mehreren Monaten mit dem besten Erfolg zum Ausstreichen
der Fugen von Dampfmaschinen, Pumpen etc. an; er widersteht dabei gleich
gut der Einwirkung von heißem und kaltem Wasser, Hoch- und
Niederdruckdampf und der Luft; er erfüllt vollkommen den Zweck des
früher angewandten aus Mennige und Bleiweiß mit Leinöl bereiteten Kitts.
Ueberdieß besitzt Serbat's Kitt die
schätzbare Eigenschaft, bei hoher Temperatur sogleich zu erhärten; um
dieß zu bewirken, braucht man nur ein rothglühendes Eisen über die Fuge
zu passiren. Dieser unbestreitbare Vortheil gestattet, wenn eine Fuge
undicht geworden ist, sie sogleich auszubessern, indem man sie mit Kitt
ausfüllt, den man mittelst eines heißen Eisens zum Erhärten bringt; er
läßt sich leicht anwenden, wird durch Kneten zwischen den Fingern sehr
dehnbar und haftet gut auf den Metallen, wenn man dieselben mit Leinöl
überzog, bevor man ihn aufträgt. Ich habe ihn ohne allen Zusatz, mit
Scheibchen von Pappe und Blei, mit einem wulstförmigen Ring von Hanf
angewandt, und in allen Fällen nur gute Resultate
erhalten.“ Er kostet 60–70 Fr. per 100 Kil.
Da die Bereitung des gewöhnlichen Mennigkitts den Arbeitern Bleikolik verursacht, so
kam man in einer belgischen Fabrik auf den Gedanken, eine Maschinenschmiere aus dem
Zinkstaub zu bereiten, welcher in jener Fabrik in großer Menge gewonnen wird. Dieser
Kitt wird bloß mit Wasser bereitet und das Kneten nach derselben Methode
bewerkstelligt, wie bei Bereitung des Mennigkitts aus Leinöl. Der Zinkkitt hat aber
den Fehler, daß er sogleich angewandt werden muß, weil er sehr bald hart wird.
Der neue Kitt dient auch um Löcher in Eisengüssen zu verstopfen.
Ersatzmittel des vorgeschriebenen
schwefelsauren Bleies.
Man kann das käufliche schwefelsaure Blei durch ein Gemenge ersetzen, dessen
chemische Natur noch nicht aufgeklärt ist und welches bereitet wird mit:
40
Kil. käuflichem schwefelsaurem Blei;
5
Kil. Zinkspänen.
Man calcinirt das Zink auf der Sohle eines Flammofens, welche zur Kirschrothgluth
erhitzt ist, unter zeitweisem Umrühren, bis das Zink nicht mehr brennt, also
entweder oxydirt oder mit dem schwefelsauren Blei verbunden ist.
Man benutzt dieses Product nicht sowohl zur Bereitung eines Metallkitts, als vielmehr
um eine graue Farbe zu erhalten, welche bei den Malern beliebt ist.