Titel: Bemerkungen über Hochdruckdampfmaschinen, meine neueren Beobachtungen, Erfahrungen, Versuche, Erfindungen und Verbesserungen auf dem Felde derselben berührend; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin).
Autor: Dr. Ernst Alban [GND]
Fundstelle: Band 113, Jahrgang 1849, Nr. LVII., S. 242
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LVII. Bemerkungen über Hochdruckdampfmaschinen, meine neueren Beobachtungen, Erfahrungen, Versuche, Erfindungen und Verbesserungen auf dem Felde derselben berührend; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin). Mit Abbildungen auf Tab. V. und VI. (Fortsetzung von S. 187 des vorigen Heftes.) Alban, über Hochdruckdampfmaschinen. Dampfmaschinen. Ich gehe jetzt zur Dampfmaschine selbst über, und will zuerst im Allgemeinen über die Form derselben sprechen. Seit ich mein Hauptwerk schrieb, habe ich bei der später gebauten Dampfmaschine eine andere Form versucht, als die in jenem Werke angegebene Normalform; aber ich gestehe es aufrichtig, nicht ganz zu meiner Zufriedenheit, wenn gleich unbestritten bleiben muß, daß die Maschinen gut arbeiten, und das Versprochene leisten, auch bedeutend Brennmaterial ersparen. Diese Form war jene, die ich auf Tafel V meines Hauptwerkes Fig. 11 und 12 abgebildet und S. 521 beschrieben habe. Ich werde später die Gründe meiner Unzufriedenheit angeben, aber auch auf der andern Seite die Vortheile dieser Construction, an denen es ebenfalls nicht fehlt, gebührend hervorheben, sobald ich die Maschinen erst näher beschrieben, und den Leser in den Stand gesetzt habe, die angegebenen Gründe sowohl für den Tadel als das Lob derselben zu verstehen. Am ausführlichsten werde ich bei den lobenswerthen Eigenschaften und Einrichtungen derselben verweilen, insofern als ich einige der letztern bei meinen neuesten Maschinen aus dem Grunde adoptirt habe, weil sie einfacher, sicherer in ihrer Wirkung, leichter anzufertigen, und was die Hauptsache ist, bereits durch eine längere Erfahrung geprüft und als höchst zweckmäßig und allen Forderungen genügend herausgestellt sind. Diejenige Einrichtung, welche ich fast allen übrigen voranstelle, und die sich vorzugsweise und fast über alle Erwartung bewährt hat, ist schon in meinem Hauptwerke kurz angeführt. Ich werde nun bald ihre nähere Beschreibung geben. Die Einrichtung des Dampfcylinders, der Kolbenstange, des Gestelles, der Kurbel, der Schwungradwelle und des Schwungrades der neuern Maschinen ist aus den angegebenen Figuren (Fig. 11 und 12) meines Hauptwerkes so deutlich, daß ich nichts weiter hinzuzufügen habe, als daß die Form des großen Lagerbockes d in den Maschinen, die ich nach diesem Principe baute, verschieden war. So z.B. hat er in der Maschine meiner Werkstätte, und in derjenigen, die ich für eine Sagmühle in Wismar baute, die in den Figuren bezeichnete Form, während er in zwei nach Malchow gebauten Maschinen die eines Säulengestelles annimmt, deren eines bis an die Decke des Locals reicht, und hier zugleich seine Befestigung findet, das andere aber allein auf der Grundplatte fixirt ist. In ersterm Säulengestelle befindet sich das Lager für die Schwungradwelle zwischen den Säulen auf einem starken Bogen, ähnlich einem Brückenbogen, ganz so wie Fig. 3, Tab. V, meines Hauptwerkes andeutet. Es ist nicht zu läugnen, daß die Maschine mit dem ebengenannten Säulengestelle hinsichtlich dieses Lagers sicherer stehe als die drei andern; denn diese lassen hier einiges zu wünschen übrig. Der Fehler scheint bei der Maschine meiner Werkstätte am grellsten hervorzutreten, und dieß daher, weil die Grundplatte zu schwach und fehlerhaft im Gusse ist, und weil der Bock mit einer zu schmalen Basis aufsteht. An der Wismar'schen Maschine ist kaum ein kleines Zittern bemerkbar, weil ich den Fehler hier in Folge der an meiner Maschine gemachten unangenehmen Erfahrungen dadurch verbesserte, daß ich beide angegebenen Ursachen des weniger festen Standes des Bocks auf der Hauptplatte möglichst zu heben suchte. Aber ganz ist er dennoch nicht gewichen, und dieß schreibe ich vorzüglich dem Umstande zu, daß die Schwungradwelle als ein Theil, auf welchen die ganze Kraft zunächst wirkt, durch die reciproke Bewegung des überaus schweren Gatters, welches bei dieser Sägmühle unmittelbar von ihr in Bewegung gesetzt wirdAn dieser Sägmühle ist die Schwungradwelle der Dampfmaschine ohne alle Zwischenapparate zugleich Welle zur Bewegung des Sägegatters. Sie trägt nämlich die Kurbel der Dampfmaschine an einem Ende, die des Gatters am andern. Auf diese Weise ist die Verbindung zwischen Dampfmaschine und Sägmühle sehr vereinfacht. Noch einfacher erscheinen im ersten Augenblicke freilich diejenigen neuern englischen Sägmühlen, in welchen das Gatter von der Kolbenstange des Dampfcylinders unmittelbar auf und nieder bewegt wird; betrachtet man die Sache aber mehr beim Lichte, so wird man bald erkennen, daß auch hier Kurbelwelle und Schwungrad unentbehrlich sey, und daß die Einrichtung und Anordnung dieser beiden Theile dann weit complicirter ausfalle als bei der Wismar'schen Mühle. Man wird dieß um so deutlicher erkennen, wenn man die Abbildung einer solchen Sagmühle in C. Hartmann's Beiträgen zur neuesten Mühlenbaukunst, 1ste Lief-, Tafel 8, 9 und 10 zur Hand nimmt., trotz der mildernden Wirkung des nicht unbedeutenden Schwungrades beträchtliche Stöße erhält, und dabei etwas hoch liegt. Der eine Bock hat hier zu viel zu tragen, wird zu stark hin und her gerüttelt, als daß er nicht ein wenig zittern sollte. Gewiß ist mein in meinem Hauptwerke schon früher gemachter Vorschlag, die Schwungradwelle einer Dampfmaschine dem Fußboden immer möglichst nahe zu bringen, ein sehr gewichtiger, wenigstens sollte der Grundsatz fest stehen, daß man, wenn man einem Schwungrade mit seiner Welle eine höhere Stellung gibt, entweder für eine starke Verbindung der Maschine mit dem Gebäude zu sorgen habe, oder auch den Lagerbock so stark mache und in einer nach allen Richtungen hin so gespreizten Stellung setze, daß eine Bewegung desselben unmöglich sey. Es dürfte diese Vorsichtsmaßregel vorzugsweise bei Expansionsmaschinen gelten, die aus leicht begreiflichen Gründen immer stärker stoßen als solche, die mit ganzer Füllung des Cylinders arbeiten, und bei denen die ganze Wirkung der Dämpfe viel gleichmäßiger ist. Diese kleinen Mängel der eben berührten Maschinen (man muß, wenn ich mich selbst anklage, die Sache auch nicht zu ängstlich nehmen, da ich in der Selbstbeurtheilung meiner Leistungen immer möglichst strenge bin) und die dabei gemachten unangenehmen Erfahrungen werden aber weit durch eine Vorrichtung und ihre außerordentlich glücklichen Resultate aufgewogen, die ich zuerst an diesen Maschinen versuchte. Sie besteht aus eigenthümlich construirten Lagern für die Schwingzapfen des Dampfcylinders, welche Schwingzapfen hier an letzteren angegossen erscheinen, in der Mitte des Cylinders angebracht sind, und zugleich als Zu- und Abführungscanäle für die Dämpfe zum Cylinder und von demselben zurück dienen. Schon in meinem Hauptwerke habe ich von ihrer Einrichtung oberflächlich gesprochen, aber mich aller weitern Bemerkungen darüber enthalten, weil ich sie damals erst sehr kurze Zeit im Gebrauche hatte, und einer so kurzen Erfahrung nicht Gewicht genug beilegte. Jetzt indessen, wo von diesen Lagern nun einige schon über 7 Jahre unaufhörlich im Gebrauche sind, wo die Erfahrung herausgestellt hat, daß sie nicht allein den mit ihnen mir gesetzten Zweck vollkommen erfüllen, sondern auch als ungewöhnlich dauerhaft, sicher und fest betrachtet werden können, kann ich sie nicht genug empfehlen, selbst bei Maschinen von größerer Kraft und Wirkung. Schon in meinem Hauptwerke habe ich die Behauptung aufgestellt, daß es unzulässig sey, an Maschinen von sehr hohem Drucke die die hohe Temperatur der durchströmenden Dämpfe annehmenden Schwingzapfen in metallenen Lagern schwingen zu lassen. Ich berief mich hier auf die Erfahrung, daß Metalle, selbst von verschiedener Art, in solcher Hitze leicht cohäriren, wenigstens eine starke Abnutzung erfahren, wenn sie mit bedeutendem Drucke auf einander reiben, daß sie wenigstens in höhern Temperaturen und bei starkem Drucke sich sehr schwer auf einander bewegen, und eine große und schädliche Reibung verursachen. Es ist zum Theil von den praktischen Maschinenbauern dieser Erfahrung so viel Gewicht eingeräumt, daß man sie als Argument gegen die schwingenden Cylinder überhaupt aufstellte, und daraus für alle eine kurze Dauer oder wenigstens oft wiederholte Reparaturen an den Schwingzapfenlagern vorhersagte. Die ganze Bedeutung dieser Erfahrung würdigend, war ich lange bemüht, hier Maßregeln zu treffen, die den Uebelstand bei den Schwingzapfen der Maschinen von sehr hohem Drucke vollkommen höben, und wendete zu diesem Zwecke zuerst meine in meinem Hauptwerke beschriebenen Schwingrahmen an, die sich an mehreren Maschinen zwar außerordentlich bewährt haben, aber doch eine unangenehme Zugabe zu einer Maschine von möglichst einfacher Construction genannt zu werden verdienen. Ich war deßhalb immer noch nicht ganz zufrieden gestellt, zumal die Schwingrahmen immer einigen Raum einnehmen, und mich zwangen, die Dimensionen der Maschinengestelle unnöthig und über die Gebühr zu vergrößern, und denselben wegen ihres nothwendig starken Baues ein bedeutendes Gewicht zu geben. Meine Versuche gingen nun dahin, ein Material für die Lager solcher Schwingzapfen zu erspähen, an welchen sich nicht allein diese Reibung in großer Hitze nicht zeige, sondern auch die in ihrem Gefolge auftretende Abnutzung wegfiele. Die Erfahrung, daß Hanfliederungen gehörig gefettet, in größerer Hitze leichter arbeiten als in der Kälte, daß man mit leinenen Lappen auf einer zu polirenden heißen Fläche weniger Reibung fühle als auf einer kalten, rief die Vermuthung in mir hervor, daß vegetabilische Stoffe überhaupt der merkwürdigen Eigenschaft unterliegen möchten, mit Metallen zusammengerieben, in größerer Hitze bedeutend weniger Reibung zu verursachen als zwei aufeinander reibende Metalle (einerlei ob gleiche oder ungleichartige), ja selbst solche, die in der Kälte hinsichtlich der Reibung aufeinander die günstigsten Resultate geben. Versuche, die ich in dieser Hinsicht anstellte, gelangen so vollkommen, daß ich kein Bedenken trug, daraus für die Lager der Schwingzapfen Nutzen zu ziehen. Da mir unter allen vegetabilischen Stoffen das Holz dazu das geeignetste Material schien, auch die Versuche sich für dieses besonders ausgesprochen hatten, und mir die Erfahrung, daß hölzerne Lager auch in der Kälte gut arbeiten und sehr lange dauern, vorzüglich wenn das Holz darin vor Hirn gestellt wird, schon einige Fingerzeige für das Gelingen meines Planes gab, so ließ ich für die Maschine des Hrn. Otto Kähler in Malchow, die ich damals gerade in Arbeit hatte, die ersten hölzernen Lager für die Schwingzapfen des Cylinders anfertigen, und verbannte den nach dem Muster von Fig. 14 und 15 auf Tab. III meines Hauptwerkes daran projectirten Schwingrahmen. Bei Anlage eines solchen Lagers mit hölzernen vor Hirn stehenden Backen waren aber nach meiner Ueberzeugung besondere Maßregeln zu nehmen, die vornehmlich die gehörige Befestigung und Einschließung dieser Backen zum Zwecke haben mußten, damit sie einen großen Druck aushalten könnten, ohne dem Zerplatzen dabei ausgesetzt zu seyn. Um diesen Plan gehörig durchzuführen, schloß ich die hölzernen Backen in ein gußeisernes Gestell, den gewöhnlich üblichen Zapfenlagern möglichst ähnlich, ein, sorgte dafür, daß nach oben und unten gehörig Holz stehen blieb, und ordnete eine zweckmäßige Einschließung der Backen nicht allein von beiden Seiten, sondern auch von unten und oben, und vorne und hinten an. Die Einschließung von der Seite besorgten zwei starke auf der Hobelmaschine geebnete geschmiedet eiserne Platten, gegen welche Stellschrauben drückten, von denen sowohl vorne als hinten eine Reihe durch das Gestell gingen; vordere und hintere Fläche schützte ich aber durch starke messingene Platten, durch welche sowie durch die Lager Bolzen drangen, die stark angezogen wurden. Diese Platten griffen zu den Seiten über die hier sauber gehobelten vordern und hintern Flächen des Gestelles, und hielten dieses so fest eingeschlossen, daß ein Verschieben des Lagers nach vorne oder hinten unmöglich war. Sie gaben dem Ganzen zugleich das Ansehen, als wenn der Schwingzapfen in messingenen Büchsen sich drehe. Ein gleiches Uebergreifen der messingenen Platten fand auch oben an der obern und unten an der untern Hälfte des Lagergestelles statt. Von oben wurde das Ganze durch einen gußeisernen Deckel zusammengehalten, der mit einem Vorsprunge zwischen die beiden Säulen des Lagergestelles eingriff, und an die Säulen durch ein paar starke Schrauben angezogen wurde. Da mir kein Pockholz oder anderes hartes ausländisches Holz sogleich zu Gebote stand, nahm ich zu den hölzernen Backen gewöhnliches recht trockenes und kerniges Weißbuchenholz, und legte dieses längere Zeit vor dem Gebrauche in warmes (nicht zu heißes) Leinöl, welches in die Hirnfläche sehr begierig eindrang. Nachdem es eine Nacht in diesem gelegen, trocknete ich es wieder in mäßiger Wärme. Dieses Holz hat nachher vortrefflich gestanden. Es zeigte nach dem Einlegen der Schwingzapfen in die Lager, während mehrtägigen Gebrauches der Maschine, vor Hirn einige kleine Risse, diese hatten aber keinen schädlichen Einfluß weiter, und zog ich bei ihrer Bemerkung aus Vorsicht die Druckschrauben von der Seite, sowie die die messingenen Platten von vorne nach hinten zusammenpressenden Bolzen etwas mehr an. Zwischen den messingenen Platten und dem gußeisernen Lagergestelle war zu diesem Zweck schon ein geringer Spielraum gelassen, weil ich das Eintrocknen des Holzes bei beginnender Einwirkung der Hitze der Schwingzapfen schon vorher sah, zumal es durch das Eindringen des warmen Leinöls etwas angequollen war. Nach dieser Nachhülfe sind diese Lager Jahre lang in Gebrauch gewesen, ohne daß irgend eine Abnutzung an ihren hölzernen Backen bemerklich gewesen ist. Die Backen liegen so fest, daß auch ein sehr hoher Druck von Seiten der Schwingzapfen kein. Nachgeben derselben zur Folge hat. Es arbeitet in Malchow eine Dampfmaschine von 20 Pferdekräften nun schon vier Jahre mit solchen Backen, ohne daß irgend eine Nachhülfe nöthig gewesen wäre. An der Maschine meiner Werkstätte stehen die Backen bei täglichem 12stündigem Gebrauche 6 1/2 Jahre, und bei der des Hrn. Otto Kähler beinahe 7 Jahre, und man sieht nur erst einige polirte Stellen daran. Zwischen diesen zeigen sich noch die feinen Feilstriche, die bei der ersten Zurichtung und Anpassung derselben an die Schwingzapfen auf der Oberfläche zurückbleiben.Um wie viel größere Dauer läßt sich nun vollends von Backen erwarten die von Pockholz oder Eisenholz genommen werden?, Wie viel fester und unzerstörbarer dürften solche als die von mir genommenen weißbuchenen seyn? Das Holz ist sehr hart geworden und sieht wie Horn aus, und die Reibung, die diese Backen an den Schwingzapfen verursachen, ist fast unmerklich, obgleich die Schwingzapfen von größerm Durchmesser sind, z.B. bei meiner Maschine (5 Pferdekräfte) auf 4 Zoll und bei der zwanzigpferdekräftigen Maschine über 6 Zoll stark genommen wurden, theils um dem Holze bei höherem Drucke eine größere Fläche darzubieten und den Druck auf recht viele Stellen zu vertheilen, theils wegen der durchführenden Canäle und der in denselben befindlichen Stopfbüchsen. Diese Lager, die bei ihrer Anfertigung leichter und schneller herzustellen sind als Metalllager, viel weniger Kosten als diese verursachen, und an denen Reparaturen äußerst selten vorkommen können, und dann nur die hölzernen Backen, die jeder Tischler wieder herstellen kann, betreffen, müssen nicht mit Oel, sondern mit reinem Talge geschmiert werden. Das Oel wird nämlich leicht zähe und steif darin und beschädigt dann das Holz. Sie bedürfen, wenn sie erst einmal in Fett sind, seltener des Schmierens als MetalllagerDas Fett durchdringt das Holz der Backen zu innig, um je seine ganze Wirkung einzubüßen., und haben bei der von mir getroffenen Einrichtung und angeordneten Form ein angenehmes und zugleich solides und tüchtiges Ansehen. Ich habe in meiner Werkstätte manchen Mechaniker mit der Nachricht überrascht, daß die Lager hölzerne Backen enthalten, habe manchen zweifelhaften Blick sehen, manches Achselzucken dieser Leute erfahren müssen, und immer wenig Glauben gefunden, wenn ich berichtete, wie viele Jahre diese Lager schon ohne Tadel und ohne Nachhülfe arbeiten. Die Ueberraschung stieg aber bei ihnen auf den höchsten Grad, wenn ich nach Anhaltung der Maschine den Deckel der Lager lösen ließ, und die Backen zeigte, die in dieser langen Zeit noch gar nicht abgenutzt waren, sondern noch die oben angegebene Erscheinung wahrnehmen ließen. So wenig gilt bei der Charlatanerie und der Abundanz unseres Jahrhunderts noch die einfache unscheinbare nackte Wahrheit!Kein Wunder, daß man in den Recensionen der englischen Uebersetzung meines Hauptwerkes so viele Zweifel durchblicken läßt, und mit Scheingründen anzufechten und zu verdächtigen sucht, was ich dort zum Zolle der Wahrheit gesagt habe. Wie könnte man in England, wo man sich uns arme Deutsche so tief unter den Britten stehend vorstellt, wo man die Wahrheit immer nur durch den durch Prahlereien und Charlatanerien darüber verbreiteten Nebel sieht, so etwas anerkennen?! – In England erhält man wegen dieser zum Grundsatz gewordenen Charlatanerie und Prahlerei selten nackte Wahrheit, wenn man sie nicht selbst zu finden weiß. – Daher auch die allgemeine Bezauberung und Bethörung aller treuherzigen und Alles auf gut Vertrauen annehmenden, nicht selbst genug prüfenden deutschen Reisenden, deren von England erzählte Wunder oft bei näherer Beleuchtung in ein Nichts verschwinden. Ich muß hier noch bemerken, daß die Schwingzapfen eben so wenig Abnutzung als die Backen erfahren. Sie halten sich besonders sauber und polirt, und noch habe ich nicht bemerkt, daß sie sich oval abgeschliffen hätten. Durch diese schönen Erfahrungen ist mir die Ueberzeugung geworden, daß solche Lager selbst bei Maschinen von großer Kraft Anwendung finden können, wenn der Durchmesser der Schwingzapfen und die Größe der reibenden Flächen an den hölzernen Backen zu dem Drucke auf die Lager in ein entsprechendes Verhältniß gebracht werden. Mein Princip beim Bau derselben ist, hier lieber zu viel als zu wenig zu thun, zumal die Reibung dabei wenig in Betracht kommt. Fig. 19, 20, 21, 22, 23 und 24, Tab. II, von Bd. CXII des polytechnischen Journals (2tes Aprilheft 1849) stellen ein solches Lagergestell dar, und zwar zeigt es Fig. 19 von vorne und von außen, Fig. 20 im senkrechten Längsdurchschnitte, Fig. 23 von der Seite von außen, Fig. 22 von oben und von außen, und zwar mit dem obern Deckel, Fig. 21 von oben mit abgenommenem Deckel und nach Herausnahme der hölzernen Backen und eisernen Unterstützungsplatten derselben. In allen Figuren bezeichnen gleiche Buchstaben gleiche Gegenstände. Das Gestell besteht aus der untern Platte a, die auf die Grundplatte der Maschine niedergeschroben wird. b und c sind die beiden aufrechtstehenden Seitenwände oder Säulen, auf deren äußerer Fläche, und zwar in der Mitte, starke Rippen d und e hervortreten. Diese breiten sich nach unten bei f, f mehr aus einander, um den Seitenwänden einen festern Stützpunkt zu geben. g bezeichnet oben den Deckel, der bei h, h zwischen die Platten hineingreift, und hier genau eingepaßt ist, um in seiner Lage gegen jede Bewegung nach der einen oder andern Seite hin gehörig gesichert zu seyn. Er wird durch die Schrauben i, i in seiner Stellung befestigt und niedergedrückt erhalten, die von oben in die Seitenwände b und c des Gestelles eingeschroben werden. Die Rippen d und e geben hier die gehörige Verstärkung an Masse für das Gewinde, welches die Schrauben aufnimmt. k, k sind die beiden messingenen Platten, eine für die obere, die andere für die untere hölzerne Backe. Beide sind halbe und für die Schwingzapfen ausgeschnitten. Bei l, l erscheinen die runden Köpfe der Schrauben, die durch die vordere und hintere Platte und die Backen gehen, um letztere gehörig zusammen zu pressen. Auf der hintern Platte sind deßhalb Muttern vorgeschroben. Um die Backen nach vorne und hinten gegen jede Ausweichung zu schützen, sind sowohl am Deckel als auf dem Boden des Gestellausschnittes für dieselben Längsrippen angebracht, über welche die Backen mit Falzen genau und fest übergreifen. In Fig. 24 sieht man bei m und n diese Rippen sehr deutlich im Querdurchschnitte. In Fig. 20 erscheinen alle Theile dieser Lager im senkrechten Längsdurchschnitte. o und p sind die hölzernen Backen, q, q die beiden seitlichen Unterstützungsplatten derselben, die vermittelst vier bis sechs Stellschrauben r, r, r, r, deren eine Hälfte vor, die andere hinter den Rippen der Seitenplatten durch diese dringen, gegen die Backen angepreßt werden. Der Deckel g drückt von oben gegen die obere Backe o, und preßt diese auf den Schwingzapfen so stark nieder, daß er sich zwischen den Backen o und p frei bewegen kann, ohne zu schlottern. Zwischen die Lappen des Deckels und die obere Fläche der Seitenwände oder Säulen b und c des Gestelles sind hölzerne Klötze s, s von solcher Stärke gelegt, daß beim festen Anziehen der Schrauben i, i der Deckel stark genug niedergedrückt wird, um den Backen o und p den nöthigen freien und doch gehörig gesicherten Anschluß an die Schwingzapfen zu geben. Die übrigen Figuren dürften sich durch das eben Gesagte von selbst erklären, zumal in allen, wie schon bemerkt ist, gleiche Buchstaben gleiche Gegenstände bezeichnen. Ich räume gerne ein, daß bei Maschinen mit schwingenden Cylindern für niedern Druck eine solche Lagerung der Schwingzapfen des Cylinders nicht in dem Grade nöthig sey, als bei Maschinen mit höherem Drucke, bei welchen die Dämpfe mit einer viel höhern Temperatur auf die Schwingzapfen einwirken als bei jenen, und zwar thue ich dieß in Folge der Erfahrung, daß Hr. Penn in Greenwich, der viele Schiffmaschinen mit schwingenden Cylindern bautWenn ich noch einmal daran erinnere, wie man zu meiner Zeit in England die schwingenden Cylinder verhöhnte, wie man sie zum Theil für ein nonsens erklärte, wie man Gurney und Neville, welche die ersten Versuche bei Hochdruckmaschinen damit machten, zum Theil anfeindete, wie man ihre Anwendung höchstens bei ganz kleinen Maschinen zugab, für große Maschinen aber unter allen Umständen für schädlich und kraftzerstörend betrachtete, und nun diese Penn'schen Maschinen mit schwingenden Cylindern sieht, die zum Theil eine Kraft von 300–400 Pferden besitzen, dann muß ich mir doch selbst das Zeugniß geben, daß ich hinsichtlich der großen Schwierigkeiten, die neue und einflußreiche Erfindungen in England finden, in meinem Hauptwerke keinesweges übertrieben habe, so vielfältig dieß auch von solchen Leuten angenommen ist, die immer noch der Anglomanie ergeben sind. In meinem Hauptwerke habe ich Seite 325 f. den größten Theil der Einwürfe, die in England und auch in andern Ländern gegen die schwingenden Cylinder erhoben wurden, angeführt und geprüft., und jetzt darin auch in Deutschland viel Nachahmung findet, metallene, und zwar gußeiserne Lager für seine Schwingzapfen und, wie man berichtet, ohne allen Nachtheil anwendet; indessen möchte ich mich doch überzeugt halten, daß er weniger Reibung und Abnutzung an diesen Zapfen und ihren Lagern haben würde, wenn er sie in Holz gehen ließe. Die Hitze der Dämpfe von niederm Drucke nimmt selten eine höhere Temperatur, als diejenige von 85 Grad Reaumur an, und dennoch zeigen metallene Hähne, die in dieser Temperatur wirken, schon eine weit bedeutendere Reibung als in der Kälte, und so sollte ich glauben, müßte es auch bei den Schwingzapfen und ihren metallenen Lagern gehen. Ich bescheide mich indessen gerne, daß Hr. Penn dennoch Recht haben und auf seine Weise glücklich seyn könne, wenn er auf ein wenig mehr oder weniger Reibung nicht achtet. Seine Schwingzapfen (gußeiserne) gehen, wie ich schon bemerkt habe, in Lagern von gleichem Metalle, eine Maßregel, die man jetzt viel befolgt. Gußeisen soll auf Gußeisen in mäßiger Hitze sehr gut arbeiten, so haben mich viele Maschinenbauer versichert; ich habe aber noch keine Erfahrungen darüber, und daher bin ich bis jetzt noch immer ängstlich, bei meinen Maschinen darauf einzugehen, selbst bei den Steurungsschiebern. Das was ich selbst in London hinsichtlich der Reibung zwischen zwei gleichen Metallen in einer größern Hitze erfuhr, hat mich immer sehr entmuthigt, mir von der Anwendung von Gußeisen für beide auf einander reibende Flächen bei meinen Hochdruckmaschinen, worin es oft bis zu einer Temperatur von 135–140 Grad Reaumur kommt, Glück zu versprechen; wenigstens stehe ich sehr an, die Sache an einer Maschine zuerst zu versuchen, die auf Bestellung gemacht, und bei der, wenn sie einmal in Gang gesetzt ist, nicht gut mehr wichtige und eingreifende Veränderungen vorzunehmen sind. Sobald sich jedoch eine schickliche Gelegenheit darbietet, werde ich den Versuch anstellen. Wenn selbst Maschinen mit 4 bis 5 Atmosphären Druck in dieser Beziehung noch glückliche Resultate geliefert haben, so ist damit noch immer nicht gesagt, daß dieselben günstigen Resultate bei einem Drucke von 8 bis 9 Atmosphären und der solchen Dämpfen entsprechenden Temperatur erhalten werden. Wer hat es außer mir bis jetzt in Deutschland versucht, unter solchem Drucke zu arbeiten, und kann mir hier genügende und sichere Auskunft geben? Ich fürchte keiner, und über die amerikanischen mit höherm Drucke arbeitenden Maschinen weiß man leider immer noch so wenig Detaillirtes, daß ich mich aus Nachrichten daher weder unterrichten noch belehren, noch an denselben ermuthigen kann, einen wagenden Schritt weiter zu gehen. Auch möchte unter den jetzigen Umständen eine Widerlegung meiner bisherigen Zweifel von daher wenig Einfluß üben, insoferne die bisherigen von mir angewandten Mittel weder unvollkommener, noch theurer, noch unsicherer oder weniger ihrem Zwecke entsprechend waren.Der einzige Grund, den ich für die Verwerfung von Rothguß für Dampfschieber und Ringe elastischer Metallkolben gelten lassen kann, ist in der Möglichkeit gegeben, daß eine schädliche galvanische Wirkung stattfinden könne. Ich habe mich früher in meinem Hauptwerke gegen eine solche Annahme ausgesprochen, es sind mir jedoch in neuester Zeit einige Erscheinungen vorgekommen, die mich einigermaßen stutzig und zweifelhaft gemacht haben. Sehr oft habe ich nämlich die Ränder der Dampföffnungen in der gußeisernen Grundplatte der Schieberbüchsen und die Reibungsfläche der letztern rauh (wie angefressen) gefunden, und mir diese unangenehme Verkommenheit nicht recht erklären können, zumal in dem zur Dampfentwicklung angewandten Wasser in den vorliegenden Fällen keine Ursache liegen konnte; auch sah ich zu mehreren Malen eiserne Nieten in kupfernen Platten, ja eiserne Bolzen, die kupferne Schraubenkränze zusammenhielten, ungewöhnlich schnell schwinden, wenn sie der höhern Temperatur und Feuchtigkeit der Dämpfe fortwährend ausgesetzt wurden. Es würde gewiß sehr wünschenswerth seyn, wenn die Sache, als ein Gegenstand von höchster Wichtigkeit, vollkommener aufgeklärt würde, als mir bisher geschehen zu seyn scheint. Würden so nachtheilige Erscheinungen einem galvanischen Processe wirklich beigelegt werden können, nun dann dürften gußeiserne Schieber etc. allerdings Vorzüge haben, wenn sie bei höherer Dampftemperatur sich überhaupt als anwendbar erweisen sollten. Gut ist gut, sagt ein altes Sprichwort, aber besser ist besser. Das sicher Erprobte, vielfach als zweckmäßig Erkannte ist aber immer besser, als das, dessen größern Werth ich erst ermitteln muß. Soll ich ein neues Feld betreten, mich darauf zu versuchen wagen, so muß das zu Versuchende auch von so wichtigem Einflusse, von so viel höherm Interesse seyn, daß der wagende Schritt dadurch gerechtfertigt werde; auch muß die höchste Wahrscheinlichkeit des Gelingens vorhanden seyn, ich muß den Erfolg einigermaßen berechnen können. Ob ich Gußeisen auf Gußeisen oder Gußeisen auf einer erprobten Rothgußmischung arbeiten lasse, ist aber am Ende sehr gleichgültig, da die Vorzüge des einen oder andern Verfahrens so gering erscheinen, daß sie der Beachtung kaum werth sind, zumal der Kostenpunkt bei Gegenständen von so kleinem Umfange und Gewicht, als hier vorliegen, wenig in Betrachtung kommt. Es bleibt nun von meinen neuern Maschinen noch etwas über ihre Steuerung zu sagen übrig. Sie ist bei allen vier Maschinen dieser Form verschieden eingerichtet. Bei der großen Malchow'schen zwanzigpferdekräftigen Maschine des Hrn. Hallwachs und in der Wismar'schen Maschine sind es gewöhnliche Schiebersteuerungen, jedoch in Hinsicht der Anordnung und Bewegung des Abschlußschiebers verschieden. Bei der Malchow'schen Maschine, deren Steuerung nach dem Edward'schen Principe gebaut ist, arbeitet der Abschlußschieber unmittelbar auf dem Wechselschieber und dieser ist auf beiden Seiten verlängert, und enthält noch zwei Oeffnungen von der Form und Größe derjenigen, die auf der Grundplatte der Schieberbüchse in die Canäle für die Distribution der Dämpfe auf die eine oder andere Seite des Kolbens führen, und bei dieser Einrichtung schmäler, als die in das Exhaustionsrohr führende Oeffnung sind. Ich werde später die Einrichtung dieser Steuerung ausführlicher liefern. An der Wismar'schen Maschine liegt eine Schieberbüchse zu beiden Seiten des Cylinders. Die eine enthält den Wechselschieber, die andere den Abschlußschieber.Ich machte diese Einrichtung vorzüglich der Symmetrie wegen. Von ersterer führt ein Canal den Dampf von dem jedesmaligen Abschluß in die Büchse des Wechselschiebers, der ihn dann auf die eine oder andere Seite des Kolbens und ins Exhaustionsrohr leitet. Der Bewegungsstiel des Wechselschiebers geht auf gewöhnliche Weise durch eine Stopfbüchse nach außen und enthält hier ein geschmiedet eisernes Querhaupt, von welchem zwei Verbindungsstangen, auf jeder Seite der Schieberbüchse eine, heruntergehen. Diese sind mit ihrem untern Ende in zwei Stützen eingelenkt, welche auf der Grundplatte der Maschine festgeschroben sind, und deren Umdrehungsmittelpunkt für das Scharnier mit dem Schwingachsenmittelpunkt genau in einer horizontalen Ebene liegt. Da der Zug für die Schieber hier wegen ihrer größern Entfernung von der Achse des Cylinders größer wird, so sind die Löcher in der Grundplatte der Steuerungsbüchse und dem Schieber darnach eingerichtet, d.h. weiter auseinander gestellt und dafür schmäler gemacht, um ihnen dennoch den gesetzlichen Querschnitt zu geben. In Fig. 1 Tab. V habe ich diese Steuerung auf beiden Seiten des Dampfcylinders dargestellt. A ist der Cylinder, B die Grundplatte der Maschine, C die Steuerung für den Wechsel-, D die für den Abschlußschieber. a, a sind die Querhäupter, die man hier von der Seite sieht. In derselben ist der Bewegungsstiel für den Schieber auf die gewöhnliche Weise, d.h. durch einen Keil befestigt; b, b sind die Stopfbüchsen für die Bewegungsstiele; c, c die auf der Bodenplatte B festgeschrobenen Stützen; d, d die Verbindungsstangen zwischen Querhäuptern und Stützen. Bei e, e sind ein paar Führer für die Ventilstiele an den Cylinder angeschroben. Die Einrichtung des Abschlußschiebers ist dem Principe nach ganz diejenige, die ich in meinem Hauptwerke ausführlich beschrieben habe, nur findet hier der Unterschied statt, daß dieser nicht innerhalb der Büchse durch einen Zapfen gerückt wird, sondern außerhalb derselben und zwar durch einen eigenen Bewegungsstiel, der durch das Querhaupt durchgeht, und auf dieselbe Weise durch dieses in Bewegung gesetzt wird, wie ich es in Fig. 35 und 36 Tab. III. des Hauptwerkes dargestellt und Seite 469 beschrieben habe. Ich verweise daher auf diese Stelle. Die Abschlußschieberbüchse ist durch an den Dampfcylinder angegossene Canäle mit dem hintern Schwingzapfen und mit der Wechselschieberbüchse verbunden. Die Oeffnung für den Zufluß der Dämpfe in die erstere Büchse mündet sich in der Grundplatte derselben und zwar außer dem Bereich des Schiebers, die von dort in die letztere Büchse übergehende ebenfalls in der Grundplatte dieser. Die Exhaustionsöffnung der Wechselschieberbüchse ist durch einen an den Cylinder angegossenen Canal mit den vordern Schwingzapfen verbunden. Alle angegossenen Canäle werden durch die messingene Kapsel, die den Cylinder umgibt, völlig verdeckt, und so die dadurch entstehende Deformität gehoben. Hier sowohl wie bei meinen neuesten Steuerungen habe ich die mittlere Exhaustionsöffnung in der Grundplatte der Schieberbüchsen immer um 1/3 breiter gemacht, als die beiden äußern in die Dampfcanäle am Cylinder führenden Oeffnungen. Diese Einrichtung hat in Absicht auf eine auch schon in meinem Hauptwerke berührte Maaßregel, die ich bei allen meinen Wechselschiebersteuerungen befolge, und welche die Exhaustion der Dämpfe aus dem Cylinder sehr beschleunigt, entschieden große Vortheile. Wenn ich nämlich, wie dort näher auseinandergesetzt ist, den Zug des Schiebers nach jeder Seite hin um eines halben Loches (eines der schmälern der Grundplatte) Breite größer nehme als nöthig ist, um gerade eine der in die Canäle des Cylinders führenden Oeffnungen, die ich hier der Kürze wegen Dampfleitungsöffnungen nennen will, mit der Exhaustionsöffnung zu verbinden, so ist ersichtlich, daß bei dieser Maßregel die Exhaustionsöffnung in demselben Verhältnisse zugeschoben wird. Ich habe zwar bei meinen frühern Maschinen hievon keinen besondern Nachtheil verspürt, beunruhigend ist mir aber dieser Umstand immer gewesen, und es war mir eine große Freude, ihn auf diese Weise abgeändert zu sehen. Bei der größern Breite der Exhaustionsöffnung, die eigentlich strenge genommen der der Schieberzugsverlängerung gleich seyn sollte, wird die eben angeführte Verengerung der Exhaustionsöffnung gegen das Ende des Schieberzuges hin aber insofern völlig aufgehoben, als diese Verengerung nur in einem solchen Grade erfolgt, daß die Exhaustionsöffnung in diesem letzten Momente der der Dampfleitungsöffnungen noch gleich an Breite, also auch an Querschnitt bleibt. Es ist diese Maßregel des längern Schieberzuges auch eigentlich ein Voreilen des Schiebers zu nennen, und hat, wenn sie auch die Exhaustionsöffnung nicht schon vor dem Uebergange der Kurbel über den todten Punkt frei macht, doch den großen Vortheil, sie nach diesem Uebergange schneller zu öffnen, als bei den gewöhnlichen Steuerungen geschieht, den Dämpfen also einen schnellern Abzug zu verschaffen, und so den Kolben möglichst bald von seinem Gegendrucke zu befreien. Ein solches Voreilen des Wechselschiebers scheint mir ein viel zweckmäßigeres als das bei den Locomotiven jetzt vielfältig eingeführte, und wenn ich nicht irre, von Stephenson erfundene zu seyn, wobei das Excentricum welches die Steuerung bewegt, so gestellt ist, daß der Schieber über das Mittel seines Zuges schon hinauseilt, wenn die Kurbel der Maschine den todten Punkt überschreitet. Dieses Voreilen beträgt bald mehr, bald weniger, wenn der Winkel, in welchem das Excentricum gegen die Kurbel voreilend gestellt ist, größer oder kleiner genommen wird. Man will gefunden haben, daß dieß Voreilen des Wechselschiebers dann am vortheilhaftesten oder vielmehr am unschädlichsten erscheine, wenn jener Winkel 20 Grad beträgt. Durch willkürliche Verlängerung des Hubes oder Zuges des Wechselschiebers kann nicht allein das Voreilen beschleunigt, sondern auch eine Art unvollkommenen Abschlusses der Dämpfe, also eine Expansion vermittelt werden, die indessen nur immer geringe ausfallen kann.Man sollte denken, daß in demselben Maaße als bei dem Voreilen der Schieber die Exhaustionsöffnungen eher frei werden, die Dampföffnungen in gleichem Verhältnisse früher geöffnet würden. Verhielte die Sache sich wirklich so, und wäre diesem Uebelstande nicht durch besondere Vorkehrungen vorgebeugt, so würde am Ende jedes Hubes der Maschine ein großes Hinderniß dadurch erwachsen, daß die Dämpfe schon auf die entgegengesetzte Seite übergingen, bevor die Kurbel im todten Punkte angekommen ist. Man hat dieser nachtheiligen Wirkung aber durch die sogenannten Ueberlappungen der Schieber entgegen zu wirken gesucht, indem der Schieber bei dieser Ueberlappung das Einströmen der Dämpfe trotz der frühern Exhaustion so lange verzögert, bis die Kurbel in den todten Punkt getreten ist. Bei dieser Maaßregel erwächst jedoch auf der andern Seite auch wieder ein Nachtheil, den ich näher bezeichnen will.Wird die Exhaustionsöffnung eher frei, als die dampfzuführende Oeffnung, so sind die Dämpfe schon größtentheils aus dem Cylinder gewichen, wenn der Dampf einzuströmen beginnt; der Druck auf beiden Seiten des Kolben ist also beim wirklich erfolgenden Einströmen der Dämpfe ein sehr verschiedener. Auf diese Weise entsteht ein plötzlicher Stoß auf den Kolben, der die ganze Maschine erschüttern muß. Derselbe Fall tritt bei Anwendung der Expansion, vorzüglich einer sehr bedeutenden, ein, indem der Cylinder auf der Rückseite des Kolbens nur immer ausgedehnten Dampf enthält, also eine bedeutende Differenz im Dampfdrucke auf beiden Seiten des Kolbens gegeben ist, und dieserhalb haben auch alle Expansionsmaschinen etwas Stoßendes in ihrer Wirkung. Dem ist nicht so, wenn, wie bei der gewöhnlichen Einrichtung der Steuerung und der Nichtanwendung des Expansionsprincips, das Aus- und Zuströmen der Dämpfe in den Cylinder in demselben Augenblicke erfolgen; denn in diesem Augenblicke ist noch keine Differenz im Druck vorhanden, sie entsteht erst bei weiterem Fortgange des Kolbens, während er schon in Bewegung ist, und zwar durch das Abströmen der Dämpfe. Der Stoß auf den Kolben wird um so mehr vermieden, je gemäßigter das Abströmen erfolgt, weßhalb die Maschinen mit niederm Drucke hier einen Vortheil haben, indem eine gewisse Zeit zum Condensiren der abströmenden Dämpfe nöthig ist, dieses also nur in einer bestimmten Zeit wegen des allmählich in den Verdichter strömenden Condensationswassers geschehen kann. Ob eine solche Verzögerung in dem Abströmen der Dämpfe aber für den Nutzeffekt der Maschine von Vortheil sey, ist eine andere Frage, die sich schwerlich mit Ja beantworten lassen dürfte. Da ich diese Einrichtung an den neuesten Locomotiven, von der so viel Rühmens gemacht wird, als bekannt voraussetzen darf, so will ich mich bei ihrer nähern Beschreibung nicht aufhalten, zumal da sie mir aus Gründen, die ich sogleich näher auseinandersetzen will, keinen andern reellen Werth zu haben scheint, als den einer gewissen Bequemlichkeit für den Maschinenmeister. Wenn man an einer Maschine die Construction vereinfachen will, so muß die Vereinfachung derselben dem nutzbaren Effecte derselben keinen Eintrag thun, sondern diesen wo irgend möglich verbessern, erhöhen. Hier ist aber offenbar das erstere der Fall. Eilt der Schieber vor, um den Exhaustionscanal eher zu öffnen, bevor die Kurbel den todten Punkt erreicht hat, so wird er diese auch gerade um soviel eher wieder schließen, als er diesen Canal eher geöffnet hat, bevor also der Kolben seinen Lauf vollendet hat. Dieser Umstand ist nun zwar bei Condensationsmaschinen von keinem Belange, da hier auf der Seite, wo der Canal vor der Annäherung des Kolbens an den Deckel des Cylinders zu früh geschlossen wird, ein Vacuum existirt, folglich kein Hinderniß seiner Annäherung entgegensteht. Bei Hochdruckmaschinen verhält sich jedoch die Sache ganz anders. Der Cylinder ist hier mit Dampf von mehr als atmosphärischer Pressung gefüllt, selbst wenn ein höherer Grad von Expansion angewendet wird, da der Kolben diesem Dampfe eine geringe Pressung geben muß, um ihn zum Herausdringen zur Exhaustionsöffnung zu vermögen. Bei den Locomotiven, wo das Ausströmen der Dämpfe noch durch die große Verengung der Ausblaseöffnung im Schornstein bedeutend gehemmt wird, dürfte dieser Druck der Dämpfe noch um so größer seyn. Wird nun dieser Raum, der solchen Dampf enthält, eher abgeschlossen, bevor der Kolben seinen Weg vollendet hat, so wird dieser Kolben den zurückbleibenden Dampf bei seiner Annäherung an den Deckel nach und nach comprimiren müssen, und diese Compression wird um so stärker seyn, je kleiner der schädliche Raum zwischen Kolben und Deckel genommen ist. Es kann auf diese Weise die Compression des Dampfes so bedeutend werden, daß sie der Wirkung der auf der andern Seite wirkenden Dämpfe nicht allein das Gleichgewicht hält, sondern diese noch übertrifft, zumal wenn nicht expansiv gearbeitet wird. Hievon wird nicht allein eine bedeutende Rückwirkung der Dämpfe auf den Kolben, sondern auch an jedem endenden Hube ein schädlicher Rückstoß die Folge seyn. Da wo ich durch Vergrößerung des Hubes des Schiebers eine Art Expansion hervorbringen will, wird dieser Uebelstand mit der Größe der Expansion immer wachsen, und der Gewinn, den die Expansion gibt, muß mehr oder weniger wieder aufgehoben werden. Das Mittel welches hier zur Vereinfachung der Steuerung gewählt ist, wird daher zu einem schädlichen, verderblichen, sowohl für den Effect der Maschine, als für die Construction derselben, und derjenige, der da glauben kann, daß der gute Zweck die Mittel heilige, dürfte einen jesuitischen Grundsatz aussprechen. Antwortet man mir hierauf: die Maschinen gingen doch gut, so ist damit nicht bewiesin, daß sie den bestmöglichen Effect erreichen, man muß vielmehr bekennen, daß eine Hauptrücksicht geopfert sey, auf Kosten einer weniger wichtigen, der bequemen und einfachen Handhabung der Maschine; und daß wenn dieß nicht geschehen oder derselbe Zweck durch eben so einfache aber auch bessere Mittel erreicht sey, die Maschinen mehr als gut, d.h. noch besser gehen würden. So ein besseres Mittel zu finden muß jetzt die Aufgabe aller Erbauer von Locomotiven seyn, und wer kann behaupten, daß es nicht zu finden sey, wenn man nur mit Eifer und Beharrlichkeit darnach sucht.Es sind aber auch schon bessere Steuerungen mit variablem Abschluß von mehreren deutschen, belgischen und französischen Mechanikern in neuester Zeit angewandt, deren Einrichtungen nach richtigern Principien getroffen sind. Ich selbst habe der Sache viel Nachdenken gewidmet. Vielleicht daß ich auch noch einmal die Resultate meiner Bemühungen, durch eine längere Erfahrung geprüft, vorlegen kann. Und diese wichtige Verbesserung geht, wenn ich nicht irre, wieder von England, d.h. Lande des Lichts aus. Nun ich beneide die Engländer um diese Verbesserung wahrlich nicht. Sie ist ein neuer Beweis, daß diese guten Leute mit Hochdruckdampf immer noch nicht so recht umzugehen verstehen, noch immer in ihrem niedern Drucke befangen sind. Ich spreche dieß hier freimüthig aus, denn ich lasse mich die Anglomanie so vieler deutschen Mechaniker nicht anfechten, bete nicht nach, wo ich noch selbst denken, prüfen, wirken und schaffen kann. Es erzählte mir einmal ein deutscher Mechaniker von Ruf, daß er mein Hauptwerk weggeworfen hätte, als er meine scharfen Bemerkungen über die Engländer und den jetzigen Stand des Dampfmaschinenbaues in England gelesen hätte. Nun ich bin ihm darum nicht böse, jeder hat seine Ansichten, seine Vorurtheile; habe ich in jenen Bemerkungen bloß Vorurtheile ausgesprochen, so lasse er sie mir, wie ich ihn um die seinigen nicht beneide. Ich schätze ihn aber seiner Vorurtheile wegen nicht gering. Er mag sie mir widerlegen, und deßhalb mein Buch ruhig wieder aufheben. Durch das Wegwerfen desselben hat er nichts gesagt. Haben doch selbst die Engländer, der angegriffene Theil, mein Buch werthgeachtet es zu übersetzen, haben ihm und seinem Inhalte, haben seinem Verfasser Gerechtigkeit widerfahren lassen. Wollen wir Deutschen es dahin bringen, daß der stolze alles Ausländische verachtende Britte uns in Anerkennung unseres deutschen Werthes voranschreite? Kann Deutschland vorwärts kommen, wenn es so ungerecht gegen sein eigen Blut bleibt?Es ist merkwürdig, wie säuberlich man in den englischen Recensionen der englischen Uebersetzung meines Hauptwerkes, mit Hinblick auf meine über die Engländer gemachten scharfen Bemerkungen verfahren ist, und wie wenig man sich dagegen vertheidigt, wie man in der neuen, und zwar in der Stelle die ich oben in der Note angeführt habe, im Gegentheil die Richtigkeit derselben fast anzuerkennen scheint. Hat man etwa gefühlt, daß ich Recht habe? Die einzige Abfertigung, die mir geworden ist, dürfte aber grundlos zu nennen seyn. Man schiebt meinen Tadel Unbekanntschaft mit den neuesten wichtigen durch die Engländer veranlaßten Verbesserungen der Hochdruckmaschinen unter, scheint aber ganz vergessen zu haben, daß diese wichtigen Verbesserungen bei Schreibung meines Hauptwerkes noch nicht existirten, ich also auch noch keine Notiz davon haben konnte. Und endlich, welche Verbesserungen der letzten Jahre sind hier gemeint? – Ich kenne keine so wichtigen, daß sie genügten, mein in meinem Hauptwerke über die Leistungen der Engländer ausgesprochenes Urtheil zu widerlegen. Man hat in Kleinigkeiten freilich manches gethan, ist in der Hauptsache aber keinen Schritt weiter gekommen; man hat, wie Claudius in seinem Wandsbecker Boten sagt, nur am Gewölke gekräuselt, dem Monde dahinter aber gute Ruhe gelassen. Wenn ich manche neuern englischen Einrichtungen an den Hochdruckdampfmaschinen in meinem Hauptwerke nicht berührte, so ist damit durchaus nicht gesagt, daß ich sie nicht gekannt habe, es dürfte vielmehr mein Schweigen ganz anders motivirt seyn. Ich muß hier den allgemeinen Bemerkungen über meine Dampfmaschine noch einige Worte anreihen, die einen Gegenstand betreffen, den ich schon öfters berührt habe; ich meine die großen Vortheile der Anwendung des von mir so sehr gerühmten und empfohlenen Expansionsprincips. Aus meinem Hauptwerke ist bekannt, daß diese, selbst in neuester Zeit, noch hie und da in Zweifel gezogen werden, und zwar von Männern, die nicht allein theoretisch ausgebildet seyn wollen, sondern auch auf praktische Kenntnisse und praktischen Tact Anspruch machen. Solche Leute kann man nur durch unläugbare Thatsachen widerlegen. Hier ist eine solche: Als ich die L...r Dampfmühle zuerst in Gang setzte, fand sich in Folge einer anfänglichen mangelhaften Einrichtung des Abschlußschiebers der Steuerung, daß dieser nicht richtig wirke, und nach gehöriger Untersuchung stellte sich heraus, daß er auf der Fläche des Wechselschiebers nicht genug Reibung habe. Er rutschte auf derselben ohne alle Ordnung und Regel hin und her, ließ bald den einen, bald den andern Dampfcanal ganz geschlossen, bald schloß er gar nicht ab. Es mußte hier eine Abhülfe geschehen, die einige Tage Zeit erforderte. Da nun der Eigenthümer der Mühle gerne mahlen wollte, so ließen wir die Maschine, um diesen Zweck zu erreichen, ohne Expansion arbeiten. Hier zeigte sich, daß wir selbst bei Feuerung mit trockenem Holze nicht mehr Dampfdruck im Kessel gewinnen konnten, als den von 36 Pfund auf den Quadratzoll. Mit diesem Dampfdrucke ging nur der große Sandgang, und um ihn im Kessel zu erhalten, mußte stark gefeuert werden. Ich kann nicht läugnen, daß dieses Resultat alle meine Erwartungen täuschte, und daß nicht wenig Zweifel in mir aufstiegen, es möchte sonst noch ein Fehler von großer Bedeutung, und bisher unentdeckt, an der Maschine existiren. Die Steuerung wurde mehreremale aus einander genommen, jedoch fanden wir jedesmal alle Theile derselben in Ordnung. Die Maschine blies auch gut und regelmäßig, obgleich etwas stark aus. Eine Stellung der Drosselklappe auf weniger Oeffnung und eine dadurch bewirkte geringere Zuströmung der Dämpfe zum Cylinder half nur insoweit, daß wir bis auf 40–46 Pfund Dampfspannung im Kessel hinaufkamen. Der Gang des Sandganges blieb bei allen diesen Versuchen so ziemlich derselbe, er gewann weder bedeutend, noch verlor er merklich an Geschwindigkeit und Kraft. Endlich wird nun der Abschlußschieber wieder eingesetzt, und die Veränderung, die wir daran vorgenommen hatten, zeigte sich als den Anforderungen genügend. Die Maschine arbeitete gleichmäßig, blies weniger Dampf, und zwar regelmäßig, aus. Die Dampfspannung im Kessel stieg sogleich auf 75 Pfund und wurde mit nassem Torfgrumm (so nennt man hier den zertretenen und zerfallenen Torf, der nur sehr wenige und zwar kleine Stückchen, sogenanntes Gruß, enthält) auf dieser Höhe leicht und ohne alle Schwierigkeit erhalten und es war nur selten Nachfeuerung nöthig. Dabei gingen beide damals erst fertige Mahlgänge, der Sand- und kleine Weizengang, das Walzwerk und alles übrige Geschleppe mit großer Kraft und Geschwindigkeit. Ich muß gestehen, daß ich einen so wahrlich herrlichen und ausgezeichneten Triumph des Expansionsprincips nie erfahren habe. Die Maschine arbeitete bei richtiger Expansion offenbar mit doppelter Kraft als vorher ohne dieselbe, und das mit einer Feuerung, womit wir nach der Herausnahme des Expansionsschiebers aus der Steuerung gewiß den einen Sandgang keine Viertelstunde in Thätigkeit erhalten hätten, da er vorher mit guter Holzfeuerung,Es war Tannen- oder Kiefernholz. der besten und den meisten Brennstoff liefernden Feuerung, nur so eben in Arbeit geblieben war, ohne ihm große Anstrengung zumuthen zu können. Solche Beweise sind Beweise ad hominem, Beweise die selbst den Laien, und zwar dem dümmsten unter ihnen in die Augen springen. Wie gerne hätte ich Hrn. Palmer Siehe mein Hauptwerk. bei solchen Erfahrungen in der Mühle gehabt. Vielleicht wäre ihm dieß wieder eine Thatsache gewesen, die ihn zur Abbüßung seiner Sünden vermocht hätte; denn gesündigt hat er vor Gott und allen Menschen dadurch auf eine unverantwortliche Weise, daß er mitten im Ringen der alten Schule mit dem Expansionsprincipe seine nichtssagenden Zweifel zwischen die Parteien schleudert, und so den Durchbruch der Wahrheit bei vielen, nur erst halb gewonnenen Individuen verhindert. Aber trotz seiner Manövers trägt die Wahrheit doch schon immer mehr den Sieg davon. Ich glaube, daß es unter den neuern Locomotiven kaum noch eine einzige gibt, auf welcher nicht das Expansionsprincip in Anwendung gekommen wäre, in Amerika, Deutschland und Frankreich wenigstens gewiß nicht mehr. Gäbe es wirklich noch solche Locomotiven, so möchte ich sie allein noch in England suchen, diesem Lande, wo das Herkommen noch so viel Gewicht hat und es noch so viele Veteranen von Maschinenbauern gibt, die aus dem alten Schlamm sich ernähren. Nun kann Hr. Palmer bei diesen Schutz und Trost suchen, hier bei uns müßte er doch an beiden verzweifeln. Doch dieß sey die letzte Expectoration gegen ein solches englisches Kraftgenie, mehrerer ist er und seine Sache nicht werth. Man kann sagen, daß die Construction einer Maschine gut sey, wenn man nach vielfältigen Bestrebungen, noch eine bessere zu finden, immer wieder zu derselben zurückzukehren durch innere Ueberzeugung gezwungen wird, vorzüglich wenn diese Ueberzeugung durch die Erfahrung gegeben ist, daß das Neuversuchte dem frühern an reellem Werthe, trotz aller ersten Eingenommenheit für die spätern Bemühungen, wahrhaft nachstehe. Dieß habe ich bei meinen letzten Dampfmaschinen in einer Ausdehnung erfahren, wie ich es nimmer erwartet hätte. Ich komme nämlich nach manchen Versuchen, eine einfachere Form als die in meinem Hauptwerke beschriebene Normalform zu erfinden, immer zu dieser, als der edelsten, einfachsten, solidesten und in jeder Beziehung werthvollsten (für die Landmaschinen) zurück, innig mich des alten Bekannten erfreuend, der durch seine längere Abwesenheit und meinen Umgang mit andern Maschinen an Werth bei mir gewann. Und dennoch freue ich mich diesen Umweg gemacht zu haben, weil ich von dieser Excursion eine reiche Beute von Erfahrungen mitgebracht, eine Menge neuer Einrichtungen, ihren Werth oder Nichtwerth erkannt habe, und nun ihre Vortheile und Tugenden auf die alte Form zu übertragen und sie dadurch noch mehr vervollkommnen zu können in Stand gesetzt werde. Als der Capitän Fischer aus Schaffhausen seine bekannte technische Reise durch England machte, erzählte er dem berühmten Watt, daß er, um seinen gelben Stahl zu erfinden, eine große Summe Geldes verwandt habe. Watt antwortete hierauf lächelnd: in seiner Fabrik in Soho würden oft viel größere Summen in einer Woche verwandt, um zu erfahren daß eine Sache nicht gehe, nicht praktisch sey. So habe ich denn auch wieder manche Anstrengungen gemacht, um die Spreu von dem guten Korn immer besser unterscheiden zu lernen, und wahrlich, der Nutzen davon soll mir nicht entwischen. Ich habe hierdurch andeuten wollen, daß die alte Normalmaschine auf solchem Wege manche theils für ihren Effect vortheilhafte, theils für ihre bequemere und billigere Anfertigung höchst ersprießliche Verbesserungen erfahren habe, deren Aufzählung und Versinnlichung mich jetzt beschäftigen soll. Man würde mich jedoch mißverstehen, wenn man aus diesen Aeußerungen den Schluß ziehen wollte, daß ich nun allen andern Formen und Constructionen abhold geworden wäre, und sie ganz abgeschafft wissen wollte. Dieß sey ferne von mir. Jede der versuchten Formen hat, wie ich schon oben bemerkt habe, ihre Vorzüge sowohl im Einzelnen wie im Ganzen hinsichtlich ihrer Form und Stellung, ihrer bequemen und Kraft ersparenden Application auf die vorliegenden und durch sie zu betreibenden Werke, und kann deßhalb nicht zu Gunsten der Normalform übergangen werden, aber ich habe nun auch die Klippen bei ihrer Ausführung und Anwendung kennen und vermeiden lernen. Da aber, wo die Normalform irgend ohne künstliche Zwischenapparate und unbequeme und kraftverschwendende Transformationen von Bewegungen zu behaupten ist, werde ich nun nicht wieder von ihr weichen, besonders wenn diejenigen Verbesserungen auf sie übertragen werden, die jetzt folgen. Ich behalte, wo es sich irgend thun läßt, die Form des alten Gestelles als eine äußerst solide und dabei edle Form bei. Sie hat sich durch die Erfahrung an mehreren Maschinen meines Princips so vollkommen bewährt, hat für alle Zeiten sich so sicher und solide gezeigt, hat vor allen Kunstkennern einen so entschiedenen Beifall gefunden, daß jede Veränderung daran thöricht erschiene, es müßte denn der Kostenpunkt allein den Ausschlag geben sollen. Da die Form und Zusammensetzung des ganzen Gestelles in meinem Hauptwerke, Seite 426, hinreichend ausführlich beschrieben ist, so schweige ich hier davon. Da ich jetzt den Schwingrahmen für den Dampfcylinder weglasse, so fällt das Gestell weniger tief aus, wie bei den frühern Maschinen, und alle Theile können in dieser Richtung gedrängter liegen. Dieß hat hinsichtlich der Solidität keinen Nachtheil, indem die Kraft der Maschine das Gestell nicht in der Richtung von vorne nach hinten hin und her zu bewegen strebt, sondern nach beiden Seiten. (Fortsetzung folgt.)

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