Titel: | Verfahren zur Leuchtgasbereitung, welches sich Joseph de Cavaillon, Chemiker in Paris, am 1. August 1849 für England patentiren ließ. |
Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. LVII., S. 292 |
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LVII.
Verfahren zur Leuchtgasbereitung, welches sich
Joseph de
Cavaillon, Chemiker in Paris, am 1. August
1849 für England patentiren ließ.
Aus dem London Journal of arts, Mai 1850, S.
257.
de Cavaillon's Verfahren zur Leuchtgasbereitung.
Material zur Gasbereitung. Der Patentträger benutzt ein
Gemenge von Steinkohlen mit Knochen, Talggrieben, Oelkuchen, Sägespänen (besonders
solchen, welche zum Reinigen der Oele angewandt wurden), Torf in Pulverform oder
kleinen Stücken. 50 Procent des Gemenges bestehen in Steinkohlen und der Rest aus
einigen oder sämmtlichen übrigen Substanzen, in gleichen oder ungleichen
Verhältnissen. Die gemengten Materialien werden zuerst an einander haftend gemacht,
wozu man Gummiarten, Harze, brenzliche Oele oder Melasse verwenden kann. Man bringt
sie dann mittelst einer Schaufel in die Gasretorten, welche man gerade so wie bei
der Kohlengasfabrication einige Stunden einer hohen Temperatur aussetzt. Als Product
erhält man 1) Kohlenwasserstoffgas von starker Leuchtkraft; 2) thierische und
vegetabilische Kohle in Pulverform (welche zu mannichfaltigen Zwecken, insbesondere
zur Düngerfabrication benutzt werden kann); 3) brenzliches Oel, mit Theer gemischt;
4) sehr gehaltreiches Ammoniakwasser.
Reinigungspulver. Dasselbe besteht zur Hälfte aus
gebranntem Gyps oder künstlich erzeugtem schwefelsaurem Kalk (z.B. von der
Stearinsäurekerzen-Fabrication, dem Reinigen der Oele) und zur andern Hälfte
aus einem Gemenge folgender Substanzen: 1) feingepulverten Kohks mit gesiebtem, nicht zu
feinem Flußsand; 2) Holzkohlenpulver; 3) gepulverter Thierkohle; 4) Sägespänen; 5)
gepulvertem Torf; 6) gepulverter erschöpfter Lohe; 7) schwefelsaurem Blei gemengt
mit Bleioxyd. Nachdem diese Ingredienzien in Pulverform gehörig mit einander gemengt
worden sind, befeuchtet man sie mit verdünnter Schwefelsäure von 6 bis 7° B.,
auf ähnliche Art wie man den Kalk zum Reinigen des Leuchtgases von
Schwefelwasserstoff mit Wasser zu befeuchten pflegt. – Bei Anwendung von
künstlich erzeugtem Gyps ist die Schwefelsäure entbehrlich und es genügt das Pulver
mit Wasser zu befeuchten.
Das so bereitete Reinigungspulver bringt man auf die Siebe oder Gitter der
Reinigungsapparate; wenn dieselben aus Metall bestehen, so ist es rathsam, sie zuvor
mit Moos, Heu oder Stroh zu belegen, damit ihre Oeffnungen durch das
Reinigungspulver nicht verstopft werden.
In den französischen Gasanstalten, wo dieses Verfahren eingeführt wurde, wendet man
das Reinigungspulver im Verhältniß von zwei Drittel auf ein Drittel Kalk an, so daß
zwei Drittel des bisher verbrauchten Kalks durch das Reinigungspulver ersetzt
werden. Eine gewisse Menge gelöschter und befeuchteter Kalk muß in den
Reinigungsapparaten angewandt werden, um dem Leuchtgas das Schwefelwasserstoffgas zu
entziehen; das Reinigungspulver nimmt das Ammoniak auf.
Wenn das Reinigungspulver ganz mit Ammoniak gesättigt ist (wovon man sich leicht
durch Prüfung des Gases mit Curcumäpapier überzeugen kann), muß man es durch eine
frische Portion ersetzen. Man kann sich auch leicht überzeugen, ob der Kalk mit
Schwefelwasserstoffgas gesättigt ist und also durch frischen ersetzt werden muß,
indem man das Gas mit Bleiessigpapier prüft, welches sich schwärzt wenn das Gas
Schwefelwasserstoff enthält.
Die Bestandtheile des Pulvers sind 1) ursprüngliche Reinigungsmittel, nämlich der
schwefelsaure Kalk, die gepulverte Pflanzen- und Thierkohle, das
schwefelsaure Blei und Bleioxyd; 2) Substanzen, welche künstlich zu
Reinigungsmitteln gemacht wurden, nämlich die Sägespäne durch ihre Befeuchtung mit 7
bis 8 Procent Schwefelsäure; 3) unwirksame Substanzen, nämlich die Sägespäne ohne
Schwefelsäure, das Torf- und Lohepulver, der Sand und das Kohkspulver. Man
setzt das Reinigungspulver so zusammen, daß etwa 70 Proc. vom Volum des Gemenges aus
schwefelsaurem Kalk bestehen; von den übrigen 30 Proc. sollte etwa ein Drittel aus
den erwähnten reinigenden Ingredienzien und der Rest aus den unwirksamen Substanzen, nämlich Kohks,
Sägespänen etc. bestehen.
Das Reinigungspulver muß auf den Gittern oder Sieben des Apparats stets so angebracht
werden, daß der zu reinigende Gasstrom durch dasselbe geht, bevor er zum Kalk gelangt. Läßt man also den Gasstrom aufsteigen, so muß
das Reinigungspulver zuerst auf die Siebe gelegt und dann mit dem Kalk bedeckt
werden; leitet man aber den Gasstrom von oben durch den Apparat, so muß zuerst der
Kalk auf die Siebe gebracht und mit dem Reinigungspulver bedeckt werden.