Titel: | Ueber Prüfung der Ultramarinsorten auf ihr Vermögen zu bläuen; von Hrn. Guimet, Ultramarinfabrikant in Lyon. |
Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XLIV., S. 198 |
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XLIV.
Ueber Prüfung der Ultramarinsorten auf ihr
Vermögen zu bläuen; von Hrn. Guimet, Ultramarinfabrikant in Lyon.
Aus dem Moniteur industriel, 1851, Nr.
1543.
Guimet, über Prüfung der Ultramarinsorten.
Da das Bläuen des Papiers, der Gewebe und der Wäsche die Hauptanwendung des
Ultramarins ist, so ist es wünschenswerth ein einfaches und leichtes Verfahren zu
besitzen um den relativen Werth der verschiedenen Ultramarinsorten zu bestimmen.
Wenn man dieselben bloß nach dem Farbenton beurtheilt, kann man in bedeutenden
Irrthum verfallen. Oft ist das dunkelste Ultramarin dasjenige welches am wenigsten
färbt; es scheint dunkel, weil es grob ist, und solche Käufer welche sich die
Wirkung nicht zu erklären wissen, die ein Blau im Verhältniß zu seinem Aussehen bei
der Anwendung hervorbringt, werden oft eine Farbe vorziehen, welche bloß
vortheilhafter zu seyn scheint.
Das Bläuen besteht im Vermengen einer mehr oder weniger beträchtlichen Quantität Blau
mit einer weißen Substanz, um den meistens vorhandenen gelben Ton zu neutralisiren
und ein vollkommenes Weiß hervorzubringen. Das Ultramarin ist von allen blauen
Farben dazu die geeignetste, wegen seines rosenrothen und glänzenden Tons, und da
man in der neuesten Zeit dahin gelangte das Ultramarin sehr wohlfeil zu fabriciren,
so hat sein Verbrauch auch beträchtlich zugenommen. Es ist jetzt ein sehr wichtiger
Handelsartikel geworden, und es müssen daher sowohl die Kaufleute als die
Fabrikanten im Stande seyn, die verschiedenen im Handel vorkommenden
Ultramarinsorten auf ihren relativen Werth zu probiren. Ein sehr einfaches Mittel
dazu besteht darin, eine sehr fein gepulverte weiße Substanz, z. B. Zinkweiß,
Schlämmkreide, Bleiweiß etc. zu wählen und sie mit dem Ultramarin zu bläuen. Ich
verfahre dabei folgendermaßen:
Ich wiege von jedem zu prüfenden Ultramarinmuster einen Decigramm ab; andererseits
habe ich eine Flasche mit einer solchen Menge der feinsten im Handel vorkommenden
Schlämmkreide (Meudonweiß), daß sie für mehr als tausend Proben hinreicht. Von
diesem Weiß wiege ich so vielmal 6 Decigramme ab, als ich Muster von Blau habe. Ich
vermenge dann trocken auf einer Marmorplatte oder bloß auf einem gut geleimten und
glatten Papier den Decigramm von jeder Ultramarinsorte mit den 6 Decigrammen Weiß.
Diese Operation ist schnell und leicht zu bewerkstelligen mittelst einer biegsamen
Farbenspatel, womit man das Blau so lange mit dem Weiß zerdrückt und vermengt, bis
sich keine dunkler gefärbten Theilchen mehr erkennen lassen.
Angenommen man habe so vier Gemenge gemacht, deren Ton verschieden ist, so ist klar,
daß das Ultramarin welches die satteste blaue Nüance gab, auch den größten
Farbstoffgehalt hat, und daß sein Handelswerth in demselben Verhältniß steht.
Nachdem ich diese Gemenge vom blassesten bis zum dunkelsten stufenweise geordnet
habe, suche ich durch allmähliche Zusätze von Weiß zum dunkelsten, dieselbe Nüance
hervorzubringen welche das blasseste Gemenge hat. Angenommen ich mußte 6 Decigramme
zusehen, also ebenso viel Weiß, als im ursprünglichen Gemenge war, so folgere ich,
daß das Blau welches zweimal soviel Weiß verträgt um dasselbe Azur hervorzubringen,
auch zweimal mehr Farbstoffgehalt und daher den doppelten Geldwerth hat.
Um genau 1 Decigramm Ultramarinblau abwiegen zu können, st eine sehr empfindliche
Waage erforderlich; wenn man eine solche nicht besitzt, kann man ein größeres
Quantum von den Proben abwiegen und z. B. nehmen:
1
Gramm
Blau,
6
Gramme
Weiß;
nur braucht man dann längere Zeit zum Vermengen derselben.
Aus den angeführten Thatsachen geht hervor, daß der Werth des Ultramarinblau in
geradem Verhältniß mit seinem Farbstoffgehalt steht. Dieses Vermögen mehr oder
weniger zu färben, ist in der Regel im Verhältniß mit der Feinheit der Farbe, und
diese große Zähigkeit, bei allen Anwendungen des Ultramarins ein Vortheil, ist in
der Oelmalerei und beim Zeugbruck eine wesentliche Bedingung. Die Kattundrucker
verlangen ein sattes, glänzendes und sehr feines Blau, weil sich ein solches besser
auf den Zeugen befestigt und die gravirten Druckwalzen nicht ritzt.