Titel: | Vergleichung der Betriebsausgaben auf verschiedenen französischen Eisenbahnen; von Desgranges, Ingenieur der Eisenbahn von Amiens nach Boulogne. |
Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. IV., S. 18 |
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IV.
Vergleichung der Betriebsausgaben auf
verschiedenen französischen Eisenbahnen; von Desgranges, Ingenieur der Eisenbahn von Amiens
nach Boulogne.
Aus Armengaud's Publication industrielle, Bd. VII S.
495.
Desgranges, Vergleichung der Betriebsausgaben auf verschiedenen
französischen Eisenbahnen.
Die Mittheilungen des Hrn. Desgranges über die
Betriebsausgaben auf den hauptsächlichsten französischen Eisenbahnen sind auf der
nachstehenden Tabelle zusammengestellt. Diese Arbeit ist vielleicht nicht so
vollständig als zu wünschen wäre; wenn man aber die Schwierigkeiten berücksichtigt,
welche mit einer derartigen Zusammenstellung verbunden sind, indem die Materialien
dazu gar nicht leicht zu erlangen sind, so wird man ihren Werth zu schätzen
wissen.
Vergleichende Tabelle der Betriebsausgaben französischer
Eisenbahnen.
Textabbildung Bd. 123, S. 19
Angabe der Ausgaben; Von Amiens
nach Boulogne; Nordbahn; Lyoner-Bahn; Orleans-Bahn; Bahn des
Centrums; Von Orleans nach Tours; Von Tours nach Nantes; von Montereau nach
Troynes; von Strasburg nach Basel; 1stes Sem.; Kohks für die Locomotiven;
Unterhaltung des Materials: Locomotiv., Personen- u. Güterwagen; Lohn für
die Locomotivführer und Heizer; Besoldung für den Ingenieur und das
Bureau-Personal; Oel, Fett, Speisewasser für die Locomotiv. etc.; Summa
per Bahnzug und per Kilometer; Bemerkungen über das Betriebs-Material;
Sehr schwer; Schwer; Sehr leicht; Leicht
Man sieht, daß die Betriebskosten per
Kilometer und per
Zug berechnet sind.
Diese Ausgaben umfassen alles was sich auf den Fahrdienst
bezieht, nämlich:
1) das Brennmaterial;
2) die Besoldung und die Löhne des Bahninspectors, der Locomotivenführer, Heizer,
Putzer u.s.w.;
3) die Reparaturen des rollenden Materials, nämlich der Locomotiven, Personen-
und Güterwagen, sowie die Betriebskosten der Reparatur-Werkstätten;
4) die Ausgaben für das Schmieren, Reinigen, Füllen des Tenders und der Locomotive
etc.;
5) endlich die Besoldungen für das Bureau-Personal.
Es ist zu bemerken, daß die mehr oder weniger hohen Zahlen der ersten Classe der
Ausgaben (für die Kohks) nicht immer dem respectiven Verbrauch der Locomotiven
entsprechen. Daraus, daß z.B. auf der Linie von Orleans nach Bordeaux diese Zahl
höher ist als auf der Nordbahn, darf man nicht folgern, daß die Maschinen auf der
ersten Linie mehr Kohks verzehren als diejenigen auf der zweiten. Oft begründet der
Preis der Kohks den Unterschied, und dieß ist im vorliegenden Beispiel der Fall; auf
der ersten Linie kostet die Tonne Kohks (à 20
Cntr.) 50 und auf der zweiten 30 Fr.
Was nun die andern Ausgaben betrifft, so sind die Unterschiede hinsichtlich der
Reparaturkosten bedeutend, je nachdem die Reparaturen mehr oder weniger
beaufsichtigt, mehr oder weniger gut ausgeführt werden.
Schweres Material, eine große Geschwindigkeit, die Verhältnisse der Bahnlinie, ob mit
vielen Curven, ob mit vielen Steigungen, verursachen eine Erhöhung der
Betriebsausgaben. Dasselbe gilt von einem nicht gleichartigen Material.
Dagegen bilden ein leichtes Material, gewöhnliche
Geschwindigkeiten, eine möglichst ebene und gerade
Bahn, gleichartige und nach einem guten System erbaute Locomotiven, die
Elemente eines vortheilhaften Betriebs.
Man wird ferner einsehen, daß eine gute Organisation des Dienstes, ein intelligentes
und nicht zu zahlreiches Personal, viel zur Verminderung der Betriebskosten
beitragen.
Eine allgemeine Bemerkung ist noch die, daß je bedeutender die Anzahl der
durchfahrenen Kilometer auf einer Linie ist, um so geringer die Ausgaben per
Kilometer sind.
So sind auf der Nord- und auf der Orleans-Bahn, wo die Fahrten jährlich
2 bis 2 1/2 Millionen Kilometer (von denen etwa sieben auf eine preuß. Meile gehen)
umfassen, die Generalkosten per
Kilometer weit geringer als auf einer kürzern Bahn, wo im
Allgemeinen ein fast eben so bedeutendes Dienstpersonal vorhanden ist, obgleich die
jährlichen Fahrten nur 1 bis 1 1/5 Millionen Kilometer umfassen.
In dieser Beziehung müßten demnach die erstern Bahnen bessere Resultate geben als die
letztern; jedoch ist dieß nicht immer der Fall.
Kurz, man sieht, daß die Linie von Amiens nach Boulogne diejenige ist, deren
Resultate die günstigsten sind. Jedoch kann dieß von den oben erwähnten Ursachen
nicht herrühren. Das auf dieser Bahn gehende Wagenmaterial ist das schwerste von
allen Bahnen. Die Geschwindigkeit ist wegen der Concurrenz von Calais die größte.
Die Linie hat zahlreiche Krümmungen und Steigungen und ist überdieß fortwährend den
Meereswinden ausgesetzt, wodurch der Widerstand gegen die Triebkraft sehr erhöht
wird; endlich kostet das Brennmaterial für die Maschinen der Gesellschaft 43 1/2 Fr.
per Tonne und der jährliche Betrag der Reisen,
welche die Züge machen, beläuft sich nur auf 6 bis 800,000 Kilometer. Man muß daher
anerkennen, daß die gute Organisation des Dienstes und die der
Reparatur-Werkstätten, keinen unwesentlichen Theil an diesem guten Resultate
haben.