Titel: Ueber Schenck's Warmwasser-Röste des Flachses, in ihrer Ausführung zu Crieve, Ballibay, Grafschaft Monagham in Irland; von C. Flandorffer.
Fundstelle: Band 123, Jahrgang 1852, Nr. XIII., S. 59
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XIII. Ueber Schenck's Warmwasser-Röste des Flachses, in ihrer Ausführung zu Crieve, Ballibay, Grafschaft Monagham in Irland; von C. Flandorffer. Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbsfl. in Preußen, 1851, 3te Lief. Mit Abbildungen auf Tab. I. Flandorffer, über die Warmwasser-Röste des Flachses in Irland. Die neue Röstmethode in künstlich erwärmtem Wasser, erfunden und zuerst angewendet in Amerika, wurde im Jahr 1847 von Schenk nach England gebracht.Man vergleiche hierzu die Mittheilungen im polytechn. Journal Bd. CXIX S. 62 und Bd. CXX S. 208. Derselbe nahm ein Patent darauf, welches er aber später an Bernard und Koch überließ. Diese errichteten nun im Jahre 1848 in Verbindung mit dem Baronet O'Donnell zu Newport, County Mayo in Irland, die erste Rotteanstalt nach diesem patentirten Systeme. Nach den ersten günstig erscheinenden Resultaten und nachdem sich die unter dem Namen Royal Society for the Promotion and Improvement of Flax in Ireland so bekannte Gesellschaft, welche von Anfang an für die Sache das größte Interesse gezeigt und zur Anstellung von Versuchen und Vergleichungen mit den früheren dießfälligen Verfahren ein eigenes Comittee ernannt hatte, sich von den Vorzügen desselben überzeugt und die allgemeine Einführung für wünschenswerth erachtet hatte, übernahm sie selbst mit den der Gesellschaft zu Gebote stehenden Mitteln die Verbreitung dieses neuen Röstverfahrens zu bewerkstelligen. Sie erleichterte auf jede mögliche Art die Einführung desselben, bewog unter anderm die Patent-Inhaber, den Preis für die Berechtigung (500 Pfd. St.) auf die Hälfte herabzusetzen, so daß es in Folge dessen nicht fehlen konnte, daß in kurzer Zeit sich Unternehmer fanden. Eine der ersten Anstalten dieser Art, und noch jetzt die großartigste, wurde zu Crieve errichtet, nahe der Stadt Ballibay in der Grafschaft Monaghan in Irland, von den HHrn. Edward Shaw und Comp. in Belfast, in Verbindung mit den Spinnerei-Besitzern Shaw und Houghton in Templemills und Cellbridge. Es gelang dem Verfasser, dem Auftrage Sr. Exc. des Ministers für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, Hrn. v. d. Heydt zufolge, für drei Monate in dieses Etablissement Zutritt zu erhalten, um sich mit dem Verfahren vertraut zu machen. Das nach zweijähriger Anwendung und gemachten Erfahrungen verbesserte Rottsystem des Flachses nach Schenck's patentirter Methode in seiner Anwendung zu Crieve besteht nun, die Reihenfolge der Operationen beobachtend, in folgendem: I. In einer Behandlung des Flachses vor der Röste; II. dem Rösten selbst, und III. in Operationen nach demselben. I. Der Flachs und seine Behandlung vor der Röste. Der Flachs wird einige Wochen vor der Ernte, Ende Juli und Anfang August, von dem Landmann auf dem Felde gekauft. Es erfordert dieß praktische Kenntnisse, und hängt natürlich die Rentabilität der Anstalt selbst von der richtigen Taxation der späteren Verwerthung ab. Für die Criever Anstalt besorgt diesen Kauf ein früherer Flachszieher, indem er in der erwähnten Zeit in der Umgegend herumreiset, die Flachsbauer und deren Felder aufsucht, und ersteren je nach der Qualität des Flachses einen Preis für den Acre bietet, der bisher der Art war, daß mir kein Fall bekannt ist, daß er als zu niedrig erachtet und der Verkauf verweigert wurde, da er in der That dem Landmann einen sichereren und besseren Nutzen gewährte, als wenn er früher den selbst gerotteten und mit der Hand geschwungenen Flachs zu Markte brachte. Der von der Crieve-Compagnie gezahlte Preis für 1850er Flachs war von 8 bis 15 Pfd. St. für den irländischen Acre,3 irish acres = 4 engl. acres = 6 1/2 preuß. Morgen, also ist 1 irish acre nahe 2 preuß. Morgen. und war der Durchschnittspreis genau 12 Pfd. St. Der Kauf ist nun der Art, daß sich der Verkäufer schriftlich verpflichten muß (wofür gedruckte Formulare vorhanden): 1) den Flachs nur zu der dazu anberaumten Zeit sorgfältigst zu raufen und denselben in der ihm angegebenen Art vollständig zu trocknen; 2) denselben getrocknet in gutem Zustande und ohne Verlust von Samen, zu einer ebenfalls erst vorher bestimmten Zeit, nach dem Etablissement zu bringen, worauf er den früher bedungenen Preis erhält. Es ist diese Ordnung unbedingt nothwendig, da es sonst nicht möglich seyn würde, in einer so kurzen Zeit während einiger Wochen nach der Ernte eine so bedeutende Quantität Flachs, bei dem großen Volumen desselben, richtig übersehen und aufs Lager bringen zu können. Das Raufen des Flachses von Seiten des Erbauers geschieht also erst nach der Anweisung von Seiten der Crieve-Anstalt, und sendet diesen Tag der Director ebenfalls zuverlässige Leute nach den zum Raufen bestimmten Flachsfeldern, um den Verlust an Samen zu vermeiden, überhaupt um ein sorgfältiges Raufen zu überwachen. Der Flachs wird gerauft, wenn der Same zur gehörigen Reife gediehen ist, gegen Ende August, und ist das Verfahren selbst das in Belgien gebräuchliche. Einer Reihe Leute, die den Flachs rauft, folgt eine zweite, die ihn in Bündel (beat) bindet und dann je 12 solcher Bündel in eine Kapelle (stook) zusammenstellt. Ein solches Bündel ist so groß, daß es mit beiden Händen zu umspannen ist und trocken etwa 3 Pfund65 engl. Pounds = 63 preuß. Pfund. wiegt. Die Anzahl der Kapellen zu 12 Bündeln hat nun der oben erwähnte Aufseher jedesmal nach Beendigung des Raufens in ein dazu eingerichtetes Buch, zur Controle für die Anstalt, einzutragen und ein Duplicat davon dem Erbauer zu übergeben. Der Flachs bleibt nun so lange auf dem Felde, bis er völlig trocken ist, bei günstiger Witterung in einigen Tagen, und wird dann an dem, dem Landmann von dem Director von Crieve angegebenen Tage nach dem Etablissement abgeliefert. Hier wird er sowohl gewogen, als auch die Zahl der Bündel mit der früheren Anzahl verglichen, worauf, wenn Alles in Richtigkeit, der Erbauer eine Empfangsbescheinigung und das bedungene Geld dafür erhält. Der Flachs wird bei trockener Witterung nun in der freien Luft aufgespeichert, und zwar auf Lager (staks) gebracht. Diese Lager bestehen aus auf 2 1/2 bis 3 Fuß hohen, gemauerten Unterlagen oder starken hölzernen Böcken, liegenden Balken, sind gegen 80 engl. Fuß53 engl. Fuß = 50 preuß. Fuß. lang und 12 Fuß breit. Auf diese Unterlage wird nun der Flachs, die Wurzelenden nach außen gekehrt, nach oben spitz zugehend, aufgethürmt und mit einem Strohdache versehen. Die Witterung hat keinen schädlichen Einfluß auf den Flachs, indem der Regen am Strohdache herabläuft und in Canälen abfließt. Ein Winter wie in Deutschland ist hier nicht gekannt, Schnee eine seltene und in den strengsten Wintern nur stundenlange Erscheinung. Der oben angedeutete Weg, den Flachs aufzuspeichern, ist der in England und Irland durchgehends gebräuchliche für alle Naturproducte, und der Scheunen sind wenige. Ein solches Flachslager enthält gegen 1000 Ctr. Flachs, und waren auf diese Art in Crieve 14,000 Ctr. 1850er Flachs, der Ertrag von 262 irländischen Acres, auf dem Lager. Man wählt für diese Lager einen freien trockenen Platz, und so nahe als möglich den Räumen, worin der Same genommen wird. Die erste Operation, welcher der Flachs in der Anstalt selbst unterworfen wird, ist: die Samen-Gewinnung. Man bedient sich hierzu der in Fig. 43 dargestellten Maschine (crushing-machine). a und b sind zwei massive gußeiserne Walzen; die Achse d von a trägt die Riemscheibe e, welche mit der Betriebswelle in Verbindung steht; b hat ein veränderliches Zapfenlager c. Das gußeiserne Gestell ist bei o durchbrochen; das Nähere gibt nun die Zeichnung an. Der Flachs wird bei dem Wurzelende gefaßt und 2–3mal zwischen den beiden Walzen bei o durchgelassen; wodurch die Samenkapseln (bolls) zerquetscht werden und der Same unbeschädigt ausfällt. Diese Arbeit erfordert 2 Mädchen; das eine läßt den Flachs einigemal durch die Walzen gehen, während welcher Zeit das andere Mädchen ein Flachsbündel, ohne es aufzubinden, bei dem Ende, das durch die Maschine gehen soll, möglichst ausbreitet, und es so dem ersten übergibt. Es geht diese Arbeit so schnell von statten, daß täglich über 100 Ctr. Flachsstroh durchgelassen und der Same davon gewonnen werden kann. Damit nun der Same aus den Kapseln falle, und um letztere von den Stengeln zu trennen, gehen die Flachsbündel aus der Hand des Mädchens, welches sie durch die Walzen gelassen, an 2 Männer über, die dieselben, ebenfalls bei den Wurzelenden fassend, auf hölzerne Böcke einigemal aufschlagen, wodurch der erwähnte Zweck vollkommen erreicht wird. Unmittelbar hierauf kommt der Flachs unter die Wurzel-Schneidemaschine (root-cutter), welche in der Fig. 44 dargestellt ist. Diese Maschine ist der bei uns gebräuchlichen Rüben-Schneidemaschine sehr ähnlich, nur daß hier an den gebogenen Speichen a eines gußeisernen Rades b die Messer c aufgeschraubt sind, die bei Drehung des Rades, welche letztere durch eine auf dessen Achse d aufsitzende Riemscheibe e, die ebenfalls mit der Betriebswelle in Verbindung steht, bewerkstelligt wird, die um etwa 1–1 1/2 Zoll hervorstehenden Wurzeln abschneiden. Es sind zur Verrichtung dieser Arbeit gleichfalls 2 Mädchen erforderlich; das eine empfängt die ausgeschlagenen Bündel und sucht dadurch, daß sie dieselben senkrecht und lose haltend auf einen Tisch aufstaucht, die Wurzelenden in eine Grundfläche zu bringen, um nur möglichst gleiche Längen von den Wurzeln allein abschneiden zu lassen, worauf das zweite Mädchen, die Bündel in der Mitte fassend, dieselben bei f in die Maschine bringt und die Wurzelenden den Messern übergibt. Die nächste hierauf folgende Operation ist das Sortiren. Diese Arbeit wird ebenfalls von Mädchen verrichtet, und zwar in der Weise, daß sie die Bündel, wie sie von der Wurzel-Schneidemaschine kommen, zuerst aufbinden, dann dieselben senkrecht haltend, möglichst ausgebreitet aufstauchen und nun die einem Bündel nach Länge und Feinheit ungleich erscheinenden Stengel von einander trennen und neue Bündel von möglichst gleicher Qualität bilden. Es wurden in Crieve von 1850er Flachs 3 Qualitäten unterschieden, und zwar: long Nro. I., long Nr. II. und short Nro. III., doch war Nro. II. zu 12 Pfd. St. auf dem irländischen Acre vorherrschend. Dieses Sortiren geschieht auf 12 Fuß langen und 4 1/2 Fuß breiten hölzernen Tafeln, an deren jeder 6 Mädchen arbeiten können. Im Ganzen waren hiermit nebst dem Zu- und Wegtragen 22 Mädchen beschäftiget. Ein möglichst sorgfältiges Sortiren ist hauptsächlich deßwegen wichtig, um für den späteren Röstproceß Partien Flachs von gleicher Qualität zu haben, da verschiedener Flachs eine verschiedene Röste erfordert. Diese Arbeit setzt Uebung und Geschicklichkeit, so wie Beaufsichtigung voraus. Der Flachs wird hierauf, jede Qualität besonders und nachdem er erst wieder gewogen, um den bis jetzt erlittenen Gewichtsverlust zu ersetzen, in der früher erwähnten Weise wieder aufgespeichert und ist nun zur Röste bereit. Der nach der Samengewinnung und dem Wurzelabschneiden erhaltene Gewichtsverlust beträgt 20–25 pCt. Da die genannten Operationen so unmittelbar auf einander folgen, so ist es nothwendig, daß dieselben in ein und demselben Raume vorgenommen werden, und eine Hauptsache, daß man hierin nicht beschränkt, sondern noch Platz für zeitweise Vorräthe von Flachs sey; der dießfällige Saal in Crieve ist 72 Fuß lang und 28 Fuß breit. Die bisher behandelten Manipulationen erfordern nur einige Monate Arbeit, und wird damit bald nach der Ernte begonnen, um den Samen im nächsten Frühjahr zur Zeit zu Markte bringen zu können. Bevor ich zu der nächsten Operation, die mit dem Flachse vorgenommen wird, der Röste, übergehe, will ich der Reinigung des Samens erwähnen. Zur ersten, oberflächlichen Reinigung des nach früher angegebener Weise gewonnenen und mit Stücken der durch die Walzen zerquetschten Samenkapseln verunreinigten Samens bedient man sich eines Siebes mit 1/2 Zoll weiten Maschen. Hierdurch wird obiges Gemenge von Strohtheilen und etwaigen gröberen Unreinigkeiten befreit. Die weitere und vollständigere Reinigung des Samens geschieht durch die in Fig. 44 dargestellte Samen-Reinigungs-Maschine (seed-fan oder winno-wing-machine). Auf der gußeisernen Achse p sitzen im Innern der Maschine 4 hölzerne Flügel c, welche durch die auf derselben Achse befindliche Riemscheibe h, die mit der Betriebswelle in Verbindung steht, nach der in der Zeichnung angedeuteten Richtung in Bewegung gesetzt werden. Eine zweite Riemscheibe i ist ebenfalls auf der Achse p befestigt, welche 2 Siebe a und b in eine verticale hin- und hergehende Bewegung setzt, und zwar das Sieb a durch den Winkelhebel g, während das Sieb b sie durch den Hebelarm w erhält, der an einem an der Achse der Riemscheibe k befindlichen Krummzapfen befestigt ist. Die in der Zeichnung punktirt angegebenen Linien zeigen die innere Einrichtung an, und bezeichnet d hölzerne Scheidewände. Der zu reinigende Same wird nun bei e aufgeschüttet, und fällt zunächst auf das Sieb a, wobei die größeren Kapselstücke zurückbleibend gesondert werden, indem sie zwischen den Scheidewänden, durch die Oeffnung l, in ein darunter stehendes Gefäß fallen; während der Same noch gemengt mit kleineren Stücken Sand, Spreu etc. durch das Sieb a gehend auf das Sieb b fällt, im Fallen aber der Ventilation oben erwähnter Flügel ausgesetzt wird, wodurch ein Theil der kleineren Stücke und die leichte Spreu entfernt und in der durch den Pfeil g angedeuteten Richtung durch eine Oeffnung in der Mauer gejagt und dann ebenfalls aufgefangen wird. Der nun noch auf das schräge Sieb b fallende, mit Kapselstücken und Sand noch gemengte Same wird nun durch dieses Sieb und in Folge dessen Bewegung vollständiger gereiniget, und zwar fallen, der Schwere gemäß, der Sand und andere schwere Verunreinigungen bei m, bei n der gute und gereinigte Same und bei o der leichtere, noch zum Theil verunreinigte Same in besondere Gefäße. Eine möglichst vollständige Reinigung erfordert eine öftere Wiederholung dieses Processes, und wurde zu Crieve eine dreimalige Reinigung in 3 derartigen Maschinen vorgenommen. Der bei n gesammelte Same von der ersten Maschine wurde bei e in die zweite aufgeschüttet, und der bei n erhaltene, schon vollständiger gereinigte Same von der zweiten wurde zur letzten und vollständigen Reinigung bei e der dritten Maschine übergeben, während der bei o aufgefangene Same wieder bei e aufgeschüttet und einer wiederholten Reinigung in derselben Maschine unterworfen wurde. Diese 3 Maschinen waren von derselben Construction, nur in der Feinheit der Siebe verschieden, und zwar hatte: bei der 1sten Maschine a   4 und b   16  „   „    2ten         „       a   8 und b   64  „   „    3ten         „       a 16 und b 256 Maschen auf den Quadratzoll. Zur Verrichtung der Arbeit sind erforderlich: ein Knabe, der das erste Sieben und die oberflächliche Reinigung besorgt; zwei Mädchen, welche die 3 Maschinen bedienen, und ein Aufseher, um die sorgfältige Reinigung zu überwachen. Der Same wird nun nach der Reinigung, und zwar der bei n erhaltene (Nr. I.) von dem bei o erlangten leichteren (Nr. II.) gesondert, auf einem trockenen aber luftigen Boden aufgeschüttet, und trägt ein Lagern, bei öfterem Wenden, zur Verbesserung der Qualität bei. Es kann nun mit diesen 3 Maschinen ebenfalls täglich der Same von 100 Ctr. Flachsstroh gereiniget werden, und ist der durchschnittliche Ertrag hiervon 25 Bushel8 Bushel nahe 5 Scheffel 4 2/3 Metzen preuß. Samen Nr. I., der Bushel 9–10 Shill., und ungefähr 1 Bushel Samen Nr. II. zu 6 Shill. der Bushel. Es würde sich demnach der Ertrag an Samen vom irländischen Acre für etwa 50 Ctr. trockenes Flachsstroh auf 12 1/2 Bushel Samen Nr. I. und 1/2 Bushel Samen Nr. II. herausstellen. Ersterer wird zum Säen verwendet und letzterer, so wie die Kapseln zu 1 bis 3 PenceEin Shilling 10 Sgr.; 1 Penny 10 Pf. preuß. der Bushel, geben ein vortreffliches Viehfutter. II. Das Röstverfahren. Der Flachs wird nach den vorstehenden Operationen in trockenem Zustande, ohne einer weiteren eigenthümlichen Vorbereitung als Vorbleiche, Lüftung oder Thaurotte unterbreitet worden zu seyn, der Warmwasser-Röste unterworfen. Es geschieht dieß in hölzernen, ovalen Fässern, welche Form der Erfahrung gemäß dem Zweck am besten entspricht, und war zu Crieve jedes 12 Fuß lang, 8 Fuß breit und, bis auf eins von doppelter Höhe, 4 1/2 Fuß hoch. Solcher Fässer waren, wie Fig. 46 zeigt, 18 in zwei Reihen gestellt, und lag zwischen diesen, der Länge nach, ein 3 Zoll starkes gußeisernes Rohr a, welches durch das 4 Zoll starke Dampfrohr b mit dem Dampfkessel in Verbindung stand. Jedes dieser Fässer hatte einen doppelten Boden, und ist der obere von dem unteren 3 1/2 Zoll entfernt und mit Löchern versehen. Von dem Dampfrohr a geht nun in jedes dieser Fässer ein 1 3/4 Zoll starkes Rohr c, welches zwischen den beiden Böden in einer Entfernung von 15 Zoll rings der Wandung liegt, und in ein 1/2 Zoll starkes Röhrchen d endigt, durch welches außerhalb des Fasses das condensirte Wasser abfließt. Das Rohr c hat, vor dem Eintritt in das Faß, einen Hahn, durch welchen der Zutritt des Dampfes regulirt werden kann. Zwischen den beiden Reihen von Fässern lag noch ein 4zölliges gußeisernes Wasserrohr e, von welchem sich ebenfalls nach jedem Fasse ein Rohr f abzweigte, das in einem Ständer endigte, der über dem Faß ein Ausgußrohr hatte. Die Fässer selbst ruhten auf gemauerten Unterlagen und waren, zur Ableitung des benutzten Rottwassers, Canäle gezogen. Die Röstgefäße befanden sich in einem besonderen Gebäude, welches, wie die Figur zeigt, auf der einen Seite offen war, um dasselbe, der Dämpfe und Feuchtigkeit wegen, vor schneller Fäulniß zu schützen. An dasselbe stieß ein Raum A (spreading-room), in dem die Flachsbündel nach der Röste, behufs des Trocknens, aufgebunden und zwischen hölzernen Stäben befestiget werden, worauf ich später zurückkomme. Es wird nun der Flachs, nachdem er auch hier zuvor gewogen, um den späteren Gewichtsverlust ersehen zu können, in die Fässer, und zwar mit den Wurzelenden auf den Boden, senkrecht eingesetzt, hierauf mit einer Decke beschwert, welche durch Klammern befestiget wird, um ein Aufsteigen des Flachses in Folge der Gährung zu verhindern. Man füllt nun das Faß mit kaltem Wasser, so daß dieses einige Zoll über dem Flachse steht, vermeidet aber den Flachs hierin längere Zeit zu lassen, da dieß die eintretende Gährung verzögert, und läßt daher bald nachdem das Faß zur Genüge mit Wasser gefüllt, indem man den Hahn im Dampfrohr c aufmacht, in das im Faß liegende Rohr allmählich so viel Dampf eintreten, daß das Wasser nach 8 Stunden eine Temperatur von 90° F. (25, 78° R) hat, welche Temperatur von nun an während des ganzen Processes, bei Tag und bei Nacht, unterhalten werden muß; die geringste Differenz hierin läßt sich leicht durch den Hahn reguliren. In durchschnittlich 66 Stunden von dem Einlaß des Dampfes an gerechnet, ist die Röste des Flachses vollendet, doch hängt die Dauer sowohl von der Qualität des Wassers, als auch hauptsächlich der des Flachses ab, und man überzeugt sich davon, ob der Flachs genug geröstet, am besten dadurch, daß man einige Flachsstengel von mittelmäßiger Stärke aus einem der Rottfässer nimmt und dieselben knickt; wenn sich die Strohtheile nun leicht und vollständig von den Flachsfasern, und ohne letztere zu zerreißen, trennen lassen, so ist die Rotte als genügend zu erachten. Man sperrt zunächst den Dampf ab, wenn letzterer noch nothwendig gewesen, um die Temperatur auf 90° F. zu erhalten, läßt dann das Rottwasser ab, und um den gerotteten Flachs bestmöglich von Schmutztheilen, aufgelösten organischen Substanzen zu befreien, für einige Stunden frisches Wasser auflaufen, worauf dann der Flachs aus den Fässern genommen wird. Der günstige Erfolg und die Dauer der Röste ist abhängig von dem Wasser welches man hierzu benutzt. Je reiner und weicher dasselbe ist, desto günstiger für Fermentation und Röste; die Anwendung von hartem Wasser muß für Röstzwecke vermieden werden. Ebenso bedingt, wie ich früher schon erwähnt, ein verschiedener Flachs eine verschieden lange Röste, und zwar erfordert feinerer Flachs eine längere Dauer derselben als stärkerer, wofür die Ursache wohl in der dichteren Textur des ersteren zu suchen seyn dürfte. Es rechtfertiget sich hierdurch die früher angeführte, mit bedeutenden Unkosten verbundene Operation des Sortirens des Flachsstrohes, um Partien Flachs von möglichst gleicher Qualität für den jedesmaligen Röstproceß zu erhalten. So einfach nun auch das Verfahren an sich erscheint, so erfordert doch dasselbe, zur Erlangung günstiger Resultate, sowohl Erfahrung in der Beurtheilung der für jeden Flachs erforderlichen Röste, als auch stete Vorsicht und größte Aufmerksamkeit. Es wurden zu Crieve in der günstigen Jahreszeit, während 8 Monaten, täglich 6 Faß gefüllt und entleert, was wöchentlich 36 Faß, zu 6 Ctr. trockenes Flachsstroh, 216 Ctr. ergibt; während der vier Wintermonate dagegen nur täglich 4 Faß, also in der Woche 24 Faß = 144 Ctr. Das Einsetzen und Herausnehmen des Flachses, überhaupt die Bedienung der Rottfässer, wurde von einem Manne und einem Knaben besorgt. Die Dampfzulassung, die Regulirung der Hähne war unter Aufsicht des Dampfkesselheizers; dieser hatte von Zeit zu Zeit mit dem Thermometer die Temperaturen in den Fässern zu untersuchen und, zur Controle für den Director der Anstalt, alle 3 Stunden die jedesmaligen Wärmegrade des Wassers in den verschiedenen in der Arbeit befindlichen Fässern in ein hierzu eingerichtetes Buch einzutragen. Da sich hieraus der Gang des Verfahrens bei mehreren Fässern und in verschiedenen Stadien des Röstprocesses ersehen läßt, so füge ich zur Uebersicht einen dreitägigen Auszug bei. Textabbildung Bd. 123, S. 68 Faß. Nr.; Stunde; Bemerkungen; Februar; Uhr Morgens; Nachmit.; Abends; v. bedeutet voll; r. Wasser auflaufend; l. bedeutet leer; 37° F. natürliche Wärme des Wassers; 38° F. Temperatur des Wassers; 40° F. Wärme des Wassers Das Faß Nr. 10, von doppelter Höhe um eine doppelte Quantität Flachs in 2 Schichten über einander zu rösten, stellte sich als unzweckmäßig heraus, indem die Röste ungleich ausfiel, und wurde nach einigen mißlungenen Versuchen nicht mehr angewendet. Zur Erzeugung von Dampf für obige 18 Fässer war zu Crieve ein Dampfkessel von 12 Pferdekräften, welcher jedoch für 27 Fässer von der angegebenen Größe genügend Dampf liefern würde. Unmittelbar nachdem der gerottete Flachs aus den Fässern genommen worden ist, kommt er in den oben erwähnten Raum A (spreading-room), in dem von Mädchen die Bündel aufgebunden und ausgebreitet zwischen zwei 5 3/4 Fuß lange hölzerne Stäbe gebracht werden, welche letztere mittelst Ringen an den Enden zusammengehalten werden, so wie durch eine Drahtöhse in der Mitte des einen Stabes, welche durch einen Schlitz im zweiten geht, und wodurch zur Befestigung ein hölzerner Keil gesteckt wird. Es wird diese Arbeit auf Tischen verrichtet, und waren zu Crieve damit, so wie mit dem Zu- und Wegtragen, 13 Mädchen beschäftiget. In dieser Weise wird der Flachs in der freien Luft, unter hölzernen offenen Schuppen (drying-sheds), wie Fig. 47 darstellt, getrocknet. Die durch die Stäbe festgehaltenen Flachsbündel werden in diesen Schuppen parallel aufgehängt, und zwar in der Weise daß man die beiden Enden der Stäbe in die Einschnitte der Querleisten legt; die Zeichnung veranschaulicht zur Genüge das Nähere. Ein solcher Schuppen ist 90–100 Fuß lang, 12 Fuß breit und bis zum Dach 10 Fuß hoch, und ist durch mit Einschnitten versehene Querleisten in der Mitte getheilt. Zu Crieve waren 4 solcher Schuppen, welche den Inhalt von 12 Faß aufnehmen konnten, und auf einem freien luftigen Platze nahe dem Rottgebäude standen. Bei günstiger trockener Witterung ist der Flachs in 1 bis 2 Tagen trocken und wird dann wieder in Bündel gebunden. In feuchter Witterung und während der Wintermonate wird jedoch der Flachs im Freien nie ganz trocken, und muß daher in Trockenräumen vollends getrocknet werden. Es ward in Crieve der Raum über dem Dampfkessel hierzu benutzt, indem Latten gelegt waren, auf welche die Bündel gestellt wurden. Es reichte jedoch während des Winters dieser Raum nicht aus, daher wurde noch ein besonderer Trockenraum (desiccating-room) mit einer patentirten Luftheizung von Richard Robinson in Belfast eingerichtet. Da sich jedoch diese Einrichtung als unzweckmäßig und unvortheilhaft herausstellte und nach einigen Versuchen nicht mehr angewendet wurde, so halte ich eine genaue Detaillirung für überflüssig, und will nur das Princip oberflächlich anführen. Der Apparat bestand aus 24 halbkreisförmigen, runden gußeisernen Röhren, unter denen Feuer angemacht wurde, und die zu beiden Enden in Canäle mündeten; in den einen dieser Canäle wurde nun durch einen Ventilator, welcher mit sehr bedeutender Geschwindigkeit bewegt wurde, kalte Luft eingetrieben; letztere trat dann in die halbkreisförmigen Röhren, wurde hier erwärmt und ging nun in den zweiten Canal über, der sich mit dem Trockenraume in Verbindung befand und sich in letzterem in einige Canäle verzweigte, durch welche die erwärmte Luft ausströmte. Ueber diesen Canälen, in einer Höhe von 15 Zoll, wurde nun der Flachs ebenfalls auf einem Lattenboden der Einwirkung der heißen Luft ausgesetzt. Um aber im Raume eine Wärme von 80 bis 100° F. (21 bis 30° R.) zu erzeugen, mußte die einströmende Luft eine Temperatur von wenigstens 180 bis 200° F. (65 bis 74° R.) haben, wobei jedoch jedesmal in kurzer Zeit der auf den Canälen aufliegende und nicht zu vermeidende Abfall, als Schäben etc., sich entzündete und hierdurch auch im Augenblick der Flachs ein Raub der Flammen wurde. Es war dieß, während meiner Anwesenheit, trotz aller Vorsicht zum zweitenmal der Fall, und ich überzeugte mich selbst davon, daß ein Bündel Flachs in der Nähe der Mündung und der Einwirkung eines heißen Luftstromes von 199° F. ausgesetzt, in 1 1/2 Stunde sich selbst entzündete. Abgesehen von dieser Gefahr, welche durch Veränderungen zum Theil zu beseitigen gewesen wäre, war der Verbrauch an Brennmaterial zu bedeutend, und das Trocknen in Folge desselben mit zu großen Kosten verbunden. Ueberhaupt dürfte dieser, sowohl in der Anschaffung (100 Pfd. St.) als auch Unterhaltung so kostspielige Apparat zu Crieve ganz entbehrlich gewesen seyn, da überflüssiger Dampf vorhanden, welcher, in Röhren einigemal durch den Trockenraum geführt, die Luft soweit erwärmt haben würde, um die Vollendung des Trocknens des Flachses zu bewerkstelligen. Jedes künstliche Trocknen des Flachses muß mit der größten Vorsicht geschehen, und nie eine höhere Temperatur als 100° F. angewendet werden, da sonst die Güte des Flachses leiden würde. Meiner Ansicht nach ist die Arbeit des Röstens während der Wintermonate überhaupt zu unterlassen, da bei einer Zufügung von einigen Fässern und wenigen Arbeitskräften das während des Winters zu rottende Quantum Flachs in der günstigeren Jahreszeit in kürzerer Zeit und mit bedeutender Kostenersparniß geröstet werden kann, wogegen diese Arbeit im Winter zu verrichten nur mit kleineren Quantitäten möglich, verhältnißmäßig mehr Arbeitskräfte und künstliches, mit Kosten verknüpftes Trocknen erfordert, welches letztere in der günstigeren Jahreszeit fast ganz erspart wird, indem der Raum über dem Dampfkessel dafür ausreicht. In jedem Falle dürfte in günstiger Jahreszeit die Röste selbst besser ausfallen und günstigere Resultate liefern. In Preußen würde, wegen der Strenge des Winters, ein Rösten in dieser Jahreszeit unmöglich seyn. Der in Vorstehendem angegebene Weg, den Flachs nach der Röste unter Schuppen zu trocknen, ist der in allen nach Schenck's Verfahren errichteten Anstalten durchgehends gebräuchliche. Dem Flachse nach der Rotte eine Bleiche zu geben, indem man ihn auf Gras ausbreitet und der Einwirkung der Atmosphäre aussetzt, hat sich ebenfalls als nicht in diesem Maaßstabe anwendbar herausgestellt, da, um so bedeutende Quantitäten Flachs täglich auf Gras auslegen und während mehrerer Tage wenden zu lassen, zu große Wiesen und bedeutende Arbeitskräfte erforderlich sind, welchen Kosten im allgemeinen die Verbesserung des Flachses nicht entspricht. Bei voraussichtlich gutem Wetter im Sommer versuchte man die Arbeit der Befestigung der Bündel zwischen den hölzernen Stäben zu ersparen, und überhaupt das Trocknen dadurch zu beschleunigen, daß man den Flachs unmittelbar aus den Rottfässern auf Wiesenpläne brachte und hier die Bündel, ähnlich den Kapellen bei dem Raufen, aufstellte. Dieses Aufstellen geschah in der Weise, daß man das Band, welches die Flachsbündel in der Mitte zusammenhält, nach dem schwächeren Ende schob, und den Bündeln, die Wurzelenden ausspreitzend, eine größere Basis gab. Dieses Verfahren war jedoch bei dem so trüglichen und schnell veränderlichen Wetter in Irland zu unsicher, und oft der Fall, daß man bei eintretender feuchter Witterung die vermeintlich ersparte Arbeit noch nachholen und den Flachs unter den Schuppen trocknen mußte. Da nun aber ein regelmäßiger Betrieb des Röstens nach diesem ein Trocknen in möglichst gewisser Zeit bedingt, so hat sich das oben erwähnte Verfahren unter Schuppen als das sicherste und zweckmäßigste für Irland herausgestellt. Jede zu gleicher Zeit gerottete und getrocknete Partie Flachs wird allein in einen runden kegelförmigen Haufen gesetzt, der ebenfalls mit einem Strohdache versehen wird, um den Flachs vor Nässe zu schützen. Zum Schutz gegen Ungeziefer, als Ratten, Mäuse etc., wird die Unterlage von Dornenreisig gemacht. Der Gewichtsverlust nach dem Rösten und Trocknen betrug zu Crieve durchschnittlich 15 Proc. von dem Gewichte des trockenen Flachsstrohes vor der Röste. (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)

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