Titel: | Mahlmühle mit Mahlflächen welche nach der Reibungscurve geformt sind; von C. Schiele, Maschinenbauer in Oldham bei Manchester. |
Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. XXVIII., S. 177 |
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XXVIII.
Mahlmühle mit Mahlflächen welche nach der
Reibungscurve geformt sind; von C. Schiele, Maschinenbauer in Oldham bei
Manchester.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Schiele's Mahlmühle.
Die im Folgenden beschriebene Mahlmühle, welche ich auf die Londoner Industrie-Ausstellung lieferte, ist eine selbstständige
Maschine, welche gleich in Arbeit gesetzt werden kann, sobald sie an Ort und Stelle
angelangt ist. Vier dieser Mühlen können leicht in einem Raum von zehn Kubikfuß
aufgestellt und von einer Welle im Mittelpunkt in Bewegung gesetzt werden. Fig. 1 ist ein
senkrechter Durchschnitt der vollständigen Mühle, und Fig. 2 die entsprechende
Horizontalprojection.
Die Mahlflächen des Läufers A und des Bodensteins B sind genau nach meiner Anti-FrictionscurveBeschrieben im polytechn. Journal Bd. CXII.
S. 331 und Bd. CXIII. S.
8. geformt, welche eine gleichförmige Reibung erzeugt und das bei flachen
Mühlsteinen nothwendige Zurichten entbehrlich macht. Die Mühle wird mittelst zwei
Mitnehmern C, C, die auf dem Läufer befestigt sind und
gegen welche die Speichen einer Rolle D drücken, in
Bewegung gesetzt. Jeder der Mitnehmer hat ein Ohr, um den Haken der Kette daran
einzuhängen, womit der Läufer aus seinem Sitz gehoben werden kann. Die Zapfen der
Mühlspindel E, E sind ebenfalls nach meiner Curve
geformt. Sie laufen in messingenen Pfannen, welche in Lagern F, F ruhen und mit diesen in den Botten des obern und untern Rahmens sich
auf- und niederschieben lassen: diese Rahmen sind mit Bolzen an den
Bodenstein befestigt. Das Justiren der Mahlflächen wird bewirkt durch Drehen der
Justirschrauben mittelst eines Schlüssels G, wodurch der
Läufer nach Verlangen gehoben oder heruntergelassen wird; und um das Wegspringen des
Mahlguts zu verhüten, umgibt den Läufer ein gußeiserner Ring H. Der Speiseapparat besteht aus einem Mühlrumpf, der an eine Röhre auf
dem Ring H festgeschraubt ist. Ein conischer Block I wird durch die Schraube K gestellt, und
mittelst der Feder L, auf welche die Unebenheiten des
Riemens wirken, geschüttelt.
Die ganze Maschine wird von einem starken hölzernen Gestell M getragen, welches ringsum verschlossen ist, um den Mehlstaub
zusammenzuhalten. Man thut dieß auf einer Seite theilweise mit einem Tuch oder einer
andern biegsamen Substanz N, welche um den Schlüssel G gebunden ist, so daß man ihn drehen kann. Die vordere
Wand ist lose und kann mittelst einer Handhabe O
abgenommen werden. In diesem abgeschlossenen Raum kann man durch einen Ventilator
oder den Zug eines Rauchfangs eine Luftverdünnung, und deßhalb einen Zug den
Mahlflächen entlang erzeugen. Diese Vorrichtung hat auf feines Mehl dieselbe Wirkung
als die große ventilirende Geschwindigkeit der gewöhnlichen Mühlsteine.
Fig. 3 stellt
einen Verticaldurchschnitt einer Art Ventilator vor, welche ich zum Auspumpen der
Luft in einigen meiner Mühlen anwende. Er wird von Mühlriemen getrieben. Die Zahl
der Flügel ist sechs, wovon aber drei um die Hälfte kleiner sind, als Compensation
für die Vergrößerung des Raums zwischen den Flügeln nach der Peripherie hin. Die
Flügel sind an eine runde Platte befestigt, woran ein cylindrischer Theil die
Dienste der Rolle versieht, und die Spindel des Ventilators läuft in Lagern nach der
Antifrictions-Curve. Die gekrümmte Gestalt der Flügel und der Röhrenmündung
besitzt die Eigenschaft, die Luft leicht beim Entweichen zu führen, und compensirt
die größere Geschwindigkeit und den größern Raum am Umkreis; die Luft welche
senkrecht zum Flügel entweicht, wird auf eine convexe Fläche geworfen, welche die
Rückkehr der Luft verhindert. Die Einfassung der Flügel nach der Innenseite dient
dazu, der Luft allmählich die drehende Bewegung mitzutheilen.
Wenn in diesen Mühlen der Läufer sich drei Zoll tief abgerieben hat, so sind die
Schrauben der Pfannen am Ende ihrer dreizölligen Länge. Der Läufer wird alsdann
mittelst der Mitnehmer aus seinem Sitz gehoben, die Spindel herausgezogen und der
Läufer am untern Ende um drei Zoll abgehauen. Die gußeiserne Zwinge P, welche auf diese Art frei wird, steckt man auf die
Spindel unter die Boß der Rolle, um dieselbe auf der frühern Höhe zu erhalten. Die
hölzernen Verpackungen der Mitnehmer c, c werden alsdann
verlängert, worauf der Läufer wieder auf den Ansatz der Spindel, und die Schrauben
oder Lager auf ihre ursprüngliche Höhe gesetzt werden. Diese Art Erneuerung kann zweimal wiederholt
werden, und erlaubt so eine Abreibung von zwölf Zoll an einem Läufer von
sechsundzwanzig Zoll Durchmesser. Alsdann wird der Nahmen auf ein paar neue Steine
gesetzt, und die alten zur Verfertigung von Mühlen anderer Dimensionen benützt.
Die eigenthümliche Tragbarkeit dieser Mühlen ist an und für sich eine schätzenswerthe
Verbesserung. Befestigungen für dieselben sind unnöthig, da ihr eigenes Gewicht
ihnen die zur Arbeit nöthige Stabilität gibt. Durch diese gekrümmten Flächen erzielt
man eine vollkommene Gleichheit der Ausreibung, und das kostspielige Zurichten der
Flächen Steine kann man hier ganz entbehren, da gelegentliches Mahlen harter Stoffe
die Flächen hinlänglich rauh macht, um alle weichern Substanzen, welche nach und
nach die Steine glätten, zu mahlen.
Alle Materialien, welche in den gewöhnlichen Mühlen gemahlen werden, und viele
andere, welche in diesen nicht gehörig behandelt werden können, können in der
beschriebenen Mühle verkleinert werden. Für Mehl und andere feingemahlene Stoffe
werden einige Luftcanäle auf der Fläche des Läufers angebracht. Die vortheilhafteste
Geschwindigkeit ist bloß halb so groß als die gebräuchliche, und des Erfinders
Versuche beweisen, daß ein zweifußiger Mahlgang dieses Systems mit einem Minimum von
Kraft dieselbe Quantität liefert als ein gewöhnlicher Stein von vier Fuß
Durchmesser. Wenn die Steine leer laufen, so kann keine Berührung und daher keine
Erwärmung stattfinden; auch hat eine Veränderung im Zufluß oder in der
Geschwindigkeit keinen Einfluß auf die relative Lage der Steine, wegen der festen
und steten Umdrehung zwischen den krummlinigen Zapfen. Die Verminderung der Reibung
auf diesen Zapfen ersieht man aus der geringen Oelmenge, deren sie bedürfen; ein
halbes Gilt reicht jährlich für die Zapfen der Mühle und des Ventilators hin.
Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß die alten Systeme der Mühlenbewegungen und
selbst die veränderlichen Kräfte der Wind- und Fluthmühlen bei dieser
Construction angewendet werden können. Eine dieser Mühlen wird gegenwärtig mit einer
kleinen Dampfmaschine, welche an den Bodenstein befestigt ist, angefertigt.
Die Resultate, welche sich aus dem Gebrauch des Ventilators ergeben, sind
befriedigend genug, um ihn zum Ventiliren der Bergwerke, Fabriken etc. zu empfehlen.
Er kann auch mit Vortheil als Gebläse angewendet werden, wo er alsdann in
senkrechter Stellung mit ungefähr sechs Zoll Spielraum ringsum eingeschlossen wird; die
Röhre wäre von irgend einem gelegenen Punkte des Gehäuses abzuleiten.Die Patentträger Platt und Schiele in Oldham liefern solche (geräuschlose) Ventilatoren (und
Exhaustoren) für Schmiedefeuer, Mahlmühlen, zum Ventiliren von Bergwerken,
Gebäuden, Schiffen etc. zu folgenden Preisen: 5Zoll 1Pfd. Sterl.10Shill.40 – 2 –15 –15 – 4 –– –20 – 7 –– –25 –10 –– –90 –35 –– –