Titel: Ueber die Getreide-Reinigungsmaschine des Hrn. Vachon zu Lyon.
Fundstelle: Band 123, Jahrgang 1852, Nr. LXXX., S. 427
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LXXX. Ueber die Getreide-Reinigungsmaschine des Hrn. Vachon zu Lyon. Aus dem Bulletin du musée de l'industrie, Nov. 1851, S. 277. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Vachon's Getreide-Reinigungsmaschine. Wir haben über diese wichtige Maschine bereits im polyt. Journal Bd. CII S. 358 und Bd. CIII S. 92 berichtet; im Folgenden soll die neue vervollkommnete Einrichtung derselben beschrieben werden. Der Sortirer von Vachon ist in der Absicht erfunden worden, um ein sowohl für das Mühlenwesen als auch für die Landwirthschaft sehr wichtiges Problem zu lösen, nämlich die Getreidearten, Roggen, Hafer, Gerste, Feldkümmel, Wicken, kurz alle Körner welche gemahlen oder verfüttert werden, durch ein mechanisches Verfahren eben so gut als wie mit der Hand zu reinigen. Nach dem jetzigen Zustande der vollkommensten Mühlen ist dieß noch nicht möglich, und unsere Landwirthe reinigen das Korn noch fortwährend von Hand, durch Werfen und Schwingen, was aber nicht allein eine langsame und mühsame, sondern auch eine ungesunde Arbeit ist. Es hat daher die Korn-Reinigungsmaschine von Vachon ganz besonders die Aufmerksamkeit der Landwirthe und Müller auf sich gezogen. Das Princip der Maschine beruht auf der neuen Idee, daß durch Blech von 3 Millimeter Stärke geschlagene Löcher von geeignetem Durchmesser, welche unten verschlossen sind, runde Körner und Sand aufnehmen, ohne die zu reinigenden Körner zurückzuhalten. Die Vachon'sche Reinigungsmaschine gewährt den Vortheil, daß sie weder runde Körner, noch Sand, noch Erde in dem Getreide zurückläßt, während in den Unreinigkeiten aber auch keine Getreidekörner zurückbleiben. Dieß sind sehr wichtige Resultate, man mag nun den Apparat beim Vermahlen des Getreides oder zur Reinigung des Samenkorns anwenden. Die Maschine zeichnet sich auch noch durch geringe Kosten aus, denn Hr. Vachon liefert sie zu dem Preise von 150–250 Fr. (40 bis 66 Rthlr.). Diese Maschinen können daher auch in den kleineren Landwirthschaften Eingang finden, zumal sie von einer Frau oder einem Knaben ohne Schwierigkeiten bewegt werden können und man täglich 5–10 Hektoliter Getreide zu reinigen im Stande ist. Die ganze Vorrichtung ist transportabel, und kann daher auf gemeinschaftliche Kosten mehrerer Landwirthe angeschafft werden. Die zeitherigen Erfahrungen haben ihre praktische Tüchtigkeit vollkommen bewiesen, und die Vorzüge reinen Saatkornes kennt jeder Landwirth, wenn er auch noch an alten Vorurtheilen klebt, wie sie leider bei denselben noch gar zu häufig sind. Der Nutzen dieses Apparates für die Landwirthschaft, sey es nun daß die Getreidearten in den Handel gebracht oder zur Saat aufbewahrt werden, scheint um so wichtiger zu seyn, da es erwiesen ist, daß recht reines Saatkorn die Ernten um ein Zehntel erhöht; denn wenn die Saat nicht mit Unkrautsamen vermengt ist, so wachsen die vielen Schmarotzerpflanzen nicht, welche einerseits viel Platz einnehmen und andererseits dem Boden auf Kosten der Entwickelung des Getreides Nahrungssäfte entziehen. Deßwegen wird in guten Landwirthschaften die Reinigung des Getreides mit großer Sorgfalt bewerkstelligt und man spart dabei keine Kosten, daher auch das Saatkorn immer theurer ist als das gewöhnliche zu Markte gebrachte Korn. – Man begreift daher, wie höchst zweckmäßig und wichtig es ist, sich der Vachon'schen Getreidereinigungsmaschine zu bedienen. Offenbar können dadurch niedrigere Getreidepreise und zugleich ein größerer Gewinn für die Landwirthe erzielt werden. Wir wollen dieß mit einigen Zahlen zu beweisen suchen: Gesetzt die vorliegende Maschine wäre allgemein in Frankreich eingeführt, welches jährlich etwa 107 Millionen Hektoliter Getreide erzeugt, von denen etwa 17 Millionen zur Saat bleiben, während etwa 90 Millionen entweder roh oder vermahlen zur Nahrung der Bevölkerung dienen. Nehmen wir nun an, daß bloß die 17 Millionen Saatkorn recht sorgfältig gereinigt würden, und daß man durch Reinigung mittelst der Maschine an jedem Hektoliter 2 Franken erspare, so folgt daraus der sehr bedeutende Gewinn von 34 Millionen Franken! In Frankreich haben seit mehreren Jahren verschiedene Commissionen der Regierung, sowie von den Gewerbs- und landwirthschaftlichen Vereinen, die große Brauchbarkeit der Vachon'schen Maschine nachgewiesen, so daß durchaus kein Zweifel darüber bleibt. Auf der Londoner Industrie-Ausstellung war eine Vachon'sche Reinigungs-Maschine im Betriebe, und die auf ihre landwirthschaftlichen Werkzeuge mit Recht stolzen Engländer konnten nicht läugnen, daß sie keine so vollkommene Maschine dieser Art besitzen. Der Erfinder erhielt daher auch eine Preismedaille als gerechte Belohnung für eine so nützliche Vorrichtung. Wir wollen nun mit Hülfe von Fig. 1 eine Vachon'sche Korn-Reinigungsmaschine nach ihrer neuesten Einrichtung, und von tragbarer Beschaffenheit beschreiben. Das Gestell H, H, I, G besteht aus einem hölzernen Fuß I und den Säulen H, H, welche in jenen eingezapft und durch den Riegel P und die eisernen Streben R, R befestigt sind. Zwischen den beiden Säulen H, H ist ein Rumpf L mit einem Ventilator X befestigt. Z ist ein Schieber, den man öffnet, um das Getreide auf den Aufschütter fallen zu lassen. O ist ein kleines blechernes Sieb mit dreieckigen Löchern, welches als Schwinge wirkt. Q ist der doppelte blecherne Boden (ohne Löcher) dieser Schwinge, der das geschwungene Getreide nach dem Siebcylinder mit länglich viereckigen Löchern B führt, aus welchem es in den Sortirer A gelangt. V ist der Punkt, wo die schwarzen Körner, Sand, Erde u.s.w. hervorkommen. Y ist der Ausgangspunkt für das gereinigte Getreide. M ist die Kurbel, mittelst deren man zuvörderst das Zahnrad 2 bewegt, welches auf derselben Welle sitzt. Dieses Rad theilt die Bewegung einem Getriebe mit, welches auf der gekröpften Welle K befindlich ist und auch das Schwungrad mit der Rolle 3 trägt, welche letztere den Ventilator in Bewegung setzt. Die gekröpfte Welle K ist mit einer Lenkstange J versehen, welche gabelförmig über die Welle D, E greift und mittelst eines Bolzens mit derselben verbunden ist. A ist ein blecherner Cylinder, der auf seiner inneren Seite eine große Menge von Vertiefungen hat, gleich den in Fig. 2 abgebildeten. Dieser Cylinder, welcher in Fig. 1 dargestellt ist, hat an seinem Kopfende ein blechernes Sieb mit länglichen Oeffnungen B. Diese beiden Cylinder, welche auf diese Weise nur einen einzigen bilden, sind an eisernen Kränzen a, a befestigt, die an ihren Enden mit zwei gußeisernen Querstäben C', C' versehen sind, und in ihrer Mitte eine ausgebohrte Oeffnung zur Aufnahme der Welle D, E haben. Diese Welle, welche sich nicht dreht, um welche aber der Cylinder eine rotirende Bewegung macht, liegt an ihrem Ende E in einer Gabel mit Bolzen F, während das andere Ende D auf einer Rolle liegt, die sich zwischen zwei Führern bewegt, welche auf den Riegel P fest aufgeschraubt sind. In dem Sortircylinder A, der in Fig. 1 im Durchschnitt dargestellt ist, befindet sich ein Blech T, U, mittelst der Supports b, b mit der Welle D, E verbunden. Wenn man nun die Kurbel M mit einer Geschwindigkeit von 25 bis 30 Umgängen in der Minute dreht, so theilt das Rad 2 diese Bewegung dem Getriebe und folglich auch der gekröpften Welle K mit, und zwar in dem Verhältniß der Zähne mit einer siebenmal größeren Geschwindigkeit, d.h. mit 180–210 Umgängen in der Minute. Die gekröpfte Welle K ertheilt durch ihre Drehung der Welle D, E, mit welcher sie durch eine Lenkstange J verbunden ist, und folglich auch dem Sortircylinder eben so viele hin- und hergehende Bewegungen mit, als sie selbst Umgänge macht. Tiefe hin- und hergehende oder vibrirende Bewegung wird durch die hölzerne Feder G dem ganzen Apparat mitgetheilt. Außer dieser hin- und hergehenden Bewegung macht der Cylinder a, a um die sich nicht drehende Welle D, E eine rotirende Bewegung von 5–7 Umgängen in der Minute. Diese Bewegung wird ihm mittelst der Schnur N, welche über die Rolle 4 läuft, mitgetheilt, und dieselbe erhält ihre Bewegung wiederum durch die Rolle 5, welche mittelst einer Schnur mit der Rolle 6 in Verbindung steht, die ihrerseits auf der Kurbelwelle befestigt ist. Hr. Vachon theilt den Käufern seines Apparates gedruckte Instructionen über die Behandlung und den Betrieb desselben mit, welche sich durch eine große Deutlichkeit auszeichnen.

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