Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. , S. 73 |
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Miscellen.
Miscellen.
Dampfmaschine mit einem einzigen Cylinder, mit variabler
Expansion und Condensation, von den HHrn. Thomas und Laurens, Ingenieuren zu Paris.
Wir theilen hier einen Brief der beiden genannten ausgezeichneten Ingenieure an den
Secretär der Société d'Encouragement zu
Paris mit, welcher die Resultate der Versuche enthält, die mit einer Dampfmaschine
angestellt wurden, welche Hr. Farcot, Maschinenbauer zu
St. Ouen, nach ihrer Angabe construirt und in der Fabrik des Hrn. Darblay aufgestellt hat.
Dieser Brief enthält sehr interessante Notizen über die horizontalen Maschinen mit einem einzigen Cylinder und mit einer großen
variablen Expansion.
„Paris, den 19. Mai 1852.
Herr Secretär! „Wir bitten Sie, der Société d'Encouragement die ökonomischen Resultate
mitzutheilen, die mit einer Dampfmaschine mit einem einzigen Cylinder bei zwei
Versuchen mit dem dynamometrischen Zaum erhalten wurden. Diese Maschine, welche
das vorhergehende Jahr in der großen Oelfabrik des Hrn. Darblay zu Corbeil aufgestellt worden ist, wurde von uns combinirt.
Der Dampfcylinder liegt horizontal, und dieselbe Lage hat die doppeltwirkende
Luftpumpe. Die ganze Maschine ruht auf einem einzigen gußeisernen Gerüst,
wodurch sie eine ganz besondere Festigkeit erhält. Die Maschine wurde nach
unserer Angabe in der Werkstatt des Hrn. Farcot
erbaut. Wir dürfen sagen, daß ihre Ausführung nichts zu wünschen übrig läßt.
Die Versuche mit dem dynamometrischen Zaum oder dem Dynamometer wurden am 2 Mai
nach einem ununterbrochenen Gange der Maschine seit dem November 1851
angestellt. Die Maschine war daher weder ganz neu, noch war sie zu einem Versuch
vorbereitet, denn es wurden bei den Versuchen dieselben Kohlen angewendet wie
bei dem gewöhnlichen Betrieb, d.h. gemischte Kohlen mittlerer Qualität von
Charleroy.
Bei dem ersten Versuch, der mit dem Dynamometer angestellt wurde, welcher eine
Belastung von 35 Pferdekräften hatte, überstieg der Verbrauch nicht 1,43 Kilogr.
Steinkohlen per Pferdekraft in der Stunde; der Dampf
hatte eine Pressung von 4 3/4 bis 5 Atmosphären und wurde in den Cylinder
während 1/17 Theil des Kolbenlaufes zugelassen.
Der zweite Versuch wurde mit einer Belastung des Dynamometers von 50
Pferdekräften angestellt, und gab ein noch weit vortheilhafteres Resultat. Der
Verbrauch verminderte sich auf 1,30 Kilogr. per
Pferdekraft. Man hatte denselben Dampfdruck beibehalten, allein wegen der
größern Kraftentwicklung mußte die Expansion von 1/17 auf 1/13 reducirt werden.
Man begreift, daß dadurch ein Vortheil veranlaßt wurde, indem die passiven
Widerstände der Maschine mit der Kraft nicht zunehmen; wenn man daher einen
gewissen Grad der Expansion übersteigt, so kann eine Ersparung daraus nicht
hervorgehen.
Wir müssen bemerken, daß während beider Versuche, wegen der Bedienung und
Beaufsichtigung des Dynamometers, die Thüren des Maschinen- und des
Kesselhauses stets offen stehen mußten, wodurch, da die äußere Temperatur
ziemlich gering war, jedenfalls ein Wärmeverlust veranlaßt wurde. Ein anderer
ausnahmsweiser Umstand verhinderte ebenfalls die Realisirung einer bedeutenden
Brennmaterialersparung während der Versuche; gewöhnlich liefert der Kessel der
Maschine zu gleicher Zeit auch Dampf zu andern Benutzungen; so daß bei den
Versuchen der Rost eine übermäßige Oberfläche hatte, und es daher für die Heizer
schwierig war, ihn immer bedeckt zu erhalten.
Wir haben die gewisse Ueberzeugung, daß, wenn bei den Versuchen diese beiden
Umstände nicht einen nachtheiligen Einfluß ausgeübt hätten, sowie, wenn die
Luftleere wegen der Gase, die sich aus dem zum Einspritzen angewendeten unreinen
Wasser entwickelten, nicht etwas gering gewesen wäre, der Brennmaterialverbrauch
1,25 Kilogr. nicht überstiegen und sich selbst auf 1,15 oder 1,20 vermindert
haben würde, wenn man, statt der sehr mittelmäßigen Steinkohlen, ausgesuchte
hätte benutzen können, wie es gewöhnlich bei derartigen Versuchen geschieht.
Der folgende Versuch, welcher mit Unterstützung des Hrn. Darblay Sohn angestellt wurde, bestätigt diese Ueberzeugung. Die
Expansion, der Dampfdruck und der Gang der Maschine wurden so regulirt und auf
dem Punkt erhalten, wie es gewöhnlich der Fall beim Betriebe der Oelfabrik ist;
der Dynamometer wurde alsdann mit 60 Pferdekräften belastet. Indem man den
wirklichen Steinkohlenverbrauch während eines Betriebstages der Fabrik auf diese
Kraft vertheilte, ergab sich nach den Berechnungen des Hrn. Darblay, daß dieser Verbrauch von 1,25 Kilogr. per Pferdekraft in der Stunde, welcher bei den
Versuchen erlangt wurde, gegen den gewöhnlichen Verbrauch beim Betriebe der
Fabrik eher zu hoch als zu niedrig sey.
Die vorhergehenden Verbrauchsziffern sind eben so klein als die günstigsten von
denen, welche bei den dynamometrischen Versuchen mit den kostspieligen und
complicirten zwei-cylindrigen Maschinen erlangt wurden. Bekanntlich gaben
die Versuche, welche
von Seite der Société d'Encouragement
mit den zwei-cylindrigen Maschinen von Farcot
und von Le Gavrian und Farinaux im Jahre 1847 angestellt wurden (polytechn. Journal Bd. CXIII S. 1), einen Verbrauch von
1,326 bis 1,257 Kilogr. per Pferdekraft in der
Stunde.
Die Versuche mit der neuen Maschine beweisen, daß es möglich ist, Maschinen mit
einem einzigen Cylinder zu construiren, welche die größte Brennmaterialersparung
veranlassen, die bis jetzt nur mittelst der besten zwei-cylindrigen
Maschinen erlangt wurde. Obgleich nun diese Versuche nach einem fünfmonatlichen
ununterbrochenen Betriebe angestellt wurden, so könnten doch Zweifel entstehen,
ob die horizontale Lage des Cylinders dieser Maschine nicht Veranlassung zu
Dampfverlust gibt, weil bei den liegenden Cylindern eine Abnutzung erwartet
werden muß. Die meisten Maschinen, welche wir seit 15 Jahren construirt haben,
hatten solche liegende Cylinder, und wir können daher sehr bestimmte
Mittheilungen in dieser Beziehung machen. Außer einigen von den zuerst gebauten
Maschinen, bei denen noch nicht alle Vorsichtsmaßregeln angewendet worden waren,
deren Nutzen und Nothwendigkeit uns die Praxis seitdem gelehrt hat, zeigten die
übrigen, deren Anzahl sich auf mehr als 70 belief, keine wesentliche Abnutzung,
nachdem sie fünf bis sechs Jahre betrieben worden waren. Unter den letzteren
sind aber einige von 70 bis 100 Pferdekräften, welche Eisen-Walzwerke
direct bewegen, und daher dieselbe Geschwindigkeit haben wie diese. Außerdem
unterstützen die an den Locomotiven seit langer Zeit gemachten Erfahrungen die
unsrigen. Nur nach einer sehr großen Anzahl von Umdrehungen, welche sich auf 60
Millionen belaufen, erfordern die Locomotiv-Cylinder ein Nachbohren.
Diese Anzahl von Radumläufen und daher doppelten Kolbenzügen entspricht dem
zehnjährigen Betriebe einer Fabrikmaschine, unter den gewöhnlich vorkommenden
Bedingungen. Es ist ganz offenbar, daß eine feststehende Maschine nicht solchen
Einflüssen der Abnutzung unterworfen ist, wie eine Locomotive, und daß folglich
die Geschwindigkeit der Fabrikmaschinen viel höher gesteigert werden kann.
Das, was uns unter den meisten Umständen bestimmt hat, vorzugsweise Maschinen
ohne Balancier anzuwenden, war die Möglichkeit sie ohne Zwischenkunft eines
Räderwerkes auf die Werkzeug- oder Arbeitsmaschinen wirken zu lassen,
welche sie in Betrieb setzen sollen. So bewegt die Maschine zu Corbeil die
Hauptwelle der Oelfabrik unmittelbar mittelst einer Kurbel und einer
Kurbelstange, welche letztere mittelst eines Gelenkes mit der Kolbenstange
verbunden ist. Hätte der Fabricant eine Maschine mit zwei Cylindern und mit
Balancier angewendet, wie ihm gerathen wurde, um einen gewissen
Brennmaterialverbrauch nicht zu übersteigen, so würden ein Räderwerk und mehrere
andere Theile zur Bewegungsmittheilung unvermeidlich gewesen seyn.
Aus den mitgetheilten Thatsachen und Beobachtungen läßt sich folgern, daß die
Bedingung der größten Brennmaterialersparung sehr füglich mit den geringsten
Anlage- und Unterhaltungskosten zusammenfallen kann. Wir haben dieß schon
wiederholt bewiesen.
Thomas und Laurens,
Ingenieure.“
Hr. Jobard fügt bei, daß nach den Berichten, die ihm aus
der Fabrik selbst zukamen, diese Maschine eine tägliche Leistung von 70
Pferdekräften hat, und daß ihr gewöhnlicher Brennmaterialverbrauch 1,25 Kilogr.
Steinkohlen von mittelmäßiger Beschaffenheit nicht übersteigt. Es ist
bemerkenswerth, daß sich das Minimum des Verbrauchs nur bei der geringeren und nicht
bei der höchsten Expansion von 1/17 gezeigt hat. – Die HHrn. Thomas und Laurens nehmen an,
daß bei ihren Maschinen die geringste normale Expansion 1/10 nicht übersteigen
dürfe. (Aus Jobard's
Bulletin du Musée de l'Industrie, Juli 1852, S.
39.)
Straßenpflaster von schmelzbarer Lava.
Es sind in Paris häufige Versuche gemacht worden, das Pflastern der Straßen mit
Sandsteinblöcken und Granitplatten durch ein vortheilhafteres System zu ersetzen.
Unter die Zahl der natürlichen oder künstlichen Erzeugnisse, mit denen man Proben anstellte, gehört
eines, das die öffentliche Aufmerksamkeit in hohem Grade verdient. Es ist die
schmelzbare Lava. Dieses in manchen äußern Beziehungen dem Asphalt und den Bitumen,
welche Materialien in neuester Zeit sehr allgemeine Verwendung fanden, ähnliche
Product scheint alle die Eigenschaften zu besitzen, die man von jenen erwartet hat.
In einem der schönsten Landhäuser der Umgegend von Paris wurde ein herrliches
Trottoir und ein geräumiger und vollkommen ebener Hof mit schmelzbarer Lava
hergestellt; und in derselben Besitzung erhebt sich ein Fontainenbassin mit
zierlichen Umrissen von demselben Material, und eben so erblickt man dort
geschlängelte Gartenwege, die wie ein getäfelter Fußboden ebenfalls aus dieser Lava
zusammengesetzt sind. Die außerordentliche Dehnbarkeit der schmelzbaren Lava macht
sie für Architekten und Bauunternehmer in hohem Grade brauchbar, denn sie kann in
sehr vielen Fällen von der Pflasterung der Straßen und Chausséen an bis zu
den zartesten architektonischen Ornamenten und Kunstwerken verwendet werden. Auch
haben sich die hierin competentesten Männer, die ausgezeichnetsten Architekten, für
dieses Material sofort interessirt und sich zu Gunsten desselben ausgesprochen, da
es bereits die besten Resultate geliefert hat. Die von schmelzbarer Lava errichteten
Trottoirs besitzen eine Festigkeit und eine Dauer, welche Eigenschaften mit Asphalt
und Bitumen niemals zu erreichen sind: denn es üben die atmosphärischen
Veränderungen ihren zerstörenden Einfluß auf die letzteren aus. Was aber dieses neue
Material besonders geeignet macht, ist die wasserdichte Eigenschaft, die es in hohem
Grade besitzt, und es wird in dieser Beziehung die unermeßlichsten Dienste leisten.
Bei Feuchtigkeit in Gebäuden, die man durch die verschiedenartigsten Mittel nur zu
oft vergeblich zu entfernen gesucht hat, ist es von dem außerordentlichsten Nutzen.
Mit der schmelzbaren Lava werden die Wände überzogen, und es werden dadurch die
Wohnungen in gesunden Stand versetzt, welche mit solchem Uebel behaftet waren und an
denen der Salpeter seine zerstörenden Wirkungen begann. – Unter Anderem wird
die schmelzbare Lava in diesem Augenblicke bei den unterirdischen Arbeiten an dem
Grabe Napoleon's in der Kirche der Invaliden verwendet. (Allg. Bauzeitung.)
Ueber Reinigung des Graphits zu Schreibstiften; von Prof. Runge.
Um Graphit zu Schreibstiften zu verarbeiten, wird er bekanntlich sehr fein gerieben,
mit irgend einem Bindemittel zu einer steifen Masse zusammengeknetet, in eine Form
gedrückt, getrocknet, zersägt und dann in Holz gefaßt. Nach einer neueren Art
schmelzt man ihn in verschiedenen Verhältnissen mit Schellack zusammen, pulvert die
Mischung und schmelzt sie noch einmal. Die Masse wird dann geformt, gesägt und in
Holz gefaßt. Sie scheint mir zu hart zu seyn.
Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht umhin, meine Verwunderung darüber auszudrücken,
daß noch niemand auf den Gedanken gekommen ist, diese Schreibstifte dahin zu
verbessern, daß sie einen schwärzern Strich geben. Oft kann man nach einigen Tagen
das damit Geschriebene nicht mehr lesen. Ein kleiner Zusatz von einer sehr
schwarzen, weichen Kohle, z.B. Kienruß, oder auch vom schwarzen Manganoxyd
(Braunstein), würde hier wahrscheinlich sehr gute Dienste leisten.
Der englische Graphit ist sehr rein und kommt in so großen Stücken vor, daß man diese
ohne weiteres zersägt und in Holz faßt. Die Schreibstifte aus den Graphitarten
anderer Länder, die weniger Zusammenhang haben, werden, wie gesagt, aus
Graphitpulver mittelst eines Bindemittels bereitet. Sie werden allgemein für
schlechter gehalten und sind es auch, da dieser Graphit oft sehr unrein ist.
Es wäre also wichtig, den Graphit zu reinigen. Ich habe in dieser Hinsicht zahlreiche
Versuche angestellt, und zwar mit dem glücklichsten Erfolge. Das beste Mittel ist
starke Schwefelsäure, worin man soviel feines Graphitpulver einrührt, daß ein dünner
Brei entsteht. Das Gemenge erhitzt sich und wird nach 36 Stunden mit Wasser
ausgewaschen. Man erhält dann einen Graphit, der sehr schöne Schreibstifte gibt und
zwar zu einem äußerst wohlfeilen Preise. Das Pfund englischen Graphits kostet in Berlin 3 Thaler, das Pfund spanischen nur 4 Sgr., und mit 4 Pfund Schwefelsäure (à 1 Sgr.) behandelt, gab er 3/4 Pfund Graphit,
der eben so rein war wie
der englische. Wer im Großen diese Reinigungsweise vornehmen will, der thut wohl,
gleichzeitig Eisenvitriol zu fabriciren, wodurch die Ausgabe für Schwefelsäure so
ziemlich gedeckt wird. (Runge's Grundriß der Chemie, I
Theil S. 69.)
Ueber die Reinigung der Kupferbleche durch das sogenannte
Pickeln.
Ein bei uns nicht hinreichend bekannter Proceß ist das auf den englischen
Kupferwalzwerken angewandte Pickeln, wodurch die
ausgewalzten Kupferbleche vom Glühspan gereinigt werden, und dadurch eine reine
Kupferfarbe bekommen. Zu dem Ende werden die ausgewalzten Bleche in ein mit Urin
gefülltes Bassin getaucht und gleich wieder auf kurze Zeit in nahe lothrechter Lage
auf die Seite gestellt, damit die übrige Flüssigkeit zurücklaufen kann. Noch nicht
ganz trocken, kommen die Bleche in einen mäßig geheizten Flammofen, wo ihnen schnell
eine schwache Glühhitze ertheilt wird, mit der sie sofort in einen flachen, mit
Wasser gefüllten Behälter geworfen werden. Beim Erkalten im Wasser schütten die
Bleche den Glühspan rein ab, können daher gleich wieder herausgenommen und zum
Trocknen bei Seite gelegt werden.
In der Regel werden die so gereinigten Bleche hiernach nur noch auf einer ebenen
Eisenplatte als Unterlage mit flachen hölzernen Hämmern ausgeklopft, beschnitten,
ausgewogen und dabei sortirt, worauf sie zur Verpackung bereit sind. In besonderen
Fällen jedoch werden die gereinigten Bleche im kalten Zustande, ähnlich den Blechen
für die Darstellung der Weißbleche, einzeln einmal zwischen Glanzwalzen
durchgezogen.
Dieser einfache, nicht kostspielige Proceß, welcher seine Erklärung durch den
Ammoniakgehalt des Urins findet, soll jedoch nicht bei allen Kupfersorten gleich gut
vor sich gehen. So soll namentlich bei sonst reinem Kupfer das Abschütten des
Glühspans nicht vollkommen seyn, wenn unter den verschmolzenen Erzen viel Malachit
enthalten war. (Aus Tunner's Jahrbuch, durch Berg-
und hüttenmän. Zeitung 1852, Nro. 32.)
Feuerfeste braune Bronzefarbe auf Kupfer und Messing; von Dienst in Wien.
Man nehme 1/8 Loth feinen krystallisirten Grünspan, ebensoviel feingestoßenen
Salmiak, löse das Ganze in 5/6 Schoppen Regenwasser auf, lasse die Lösung bedeckt
durch 3–4 Stunden ruhig stehen und gieße dann noch 1 1/2 Schoppen Wasser
daran. Nun halte man das Kupfergefäß, welches rein seyn muß, über ein Kohlenfeuer,
so daß es überall gleiche Hitze bekommt und gleichförmig anläuft. Jetzt bestreiche
man das Kupfer mit jener Mischung, und trockne es behutsam wieder ab.
Bei verzinntem Kupfer darf jedoch das Zinn nicht fließend werden. Nach einer solchen
fünf- bis sechsmaligen Behandlung erhält das Kupfer eine Messingfarbe, nach
einer sechs- bis zehnmaligen ein schönes Gelb. Wenn nun das Kupfer vom Gelben
in das Braune übergehen soll, so muß man es nicht mehr heiß bestreichen; will man es
jedoch sehr hellbraun haben, so muß man dieses Verfahren zwanzig- auch
fünfundzwanzigmal wiederholen. Ist die gewünschte Farbe erreicht, so legt man das
Kupfer in reines Wasser, hütet sich aber, es gleich nach dem Herausnehmen zu putzen
oder schnell abzutrocknen. Dieses muß behutsam geschehen; dann hält man das Kupfer
über ein schwaches Kohlenfeuer, worauf die Bronzefarbe haltbar und feuerfest
wird.
Um Messing mit einer feuerfesten braunen Bronzefarbe zu belegen, verfährt man auf
folgende Art:
Man nehme 5/16 Loth feinen krystallisirten Grünspan, ebensoviel Salmiak, stoße das
Ganze fein, gieße 5/6 Schoppen Regenwasser daran, lasse die Masse durch 2–3
Stunden stehen, und bestreiche dann das Messing 2–3 Minuten lang, worauf es
grün wird. Nun setzt man der Lösung noch 1 1/4 Schoppen Regenwasser zu. Das grüngewordene Metall wird
über ein nicht zu starkes Kohlenfeuer gehalten, bis es mit der Kupferfarbe anläuft.
Nun bestreicht man es wieder, läßt es abdunsten und trocknen. Ist es vier-
bis fünfmal auf solche Art behandelt, so wird es olivenfarbig. Jetzt darf man die
Hitze etwas verstärken, aber man muß genau Acht geben, daß das Metall nicht zu heiß
wird. Ist das Metall neun- bis zehnmal auf solche Art behandelt, so wird es
braun. Solange sich aber noch gräuliche Stellen sehen lassen, fahre man mit der
erwähnten Behandlung fort, bei manchen Gefäßen zwanzig- bis
fünfundzwanzigmal, bis es die gewünschte braune Farbe erhält. Ist das Metall aber
stark, so lasse man die Masse mit heißgemachtem Regenwasser auflösen, und gleich
damit bestreichen, so daß das Messing einen schönen dunkelgrünen Anlauf erhält; dann
hält man das Metall über starkes Kohlenfeuer, worauf es nach zehn- bis
zwölfmaliger Behandlung eine schöne braune Farbe erlangt. Dabei muß man aufmerksam
seyn, daß das Metall eine gleiche Hitze erfährt. Zeigen sich aber Flecken, so müssen
diese während der Arbeit abgebeizt und mit Ziegelmehl abgerieben werden. (Leuch's polytechn. Zeitung.)
Wasserdichte Zündholzmasse; nach Krutzler in Wien.
Einerseits schmilzt man in einem geeigneten Gefäß 6 Gran Kolophonium mit 4 Gran
Terpenthinöl zusammen und erhitzt es bis zum Kochen; anderseits erwärmt man in einem
Kolben 8 Unzen Wasser und 12 Gran Mennige, Zinkweiß u. dgl. und 1 Gran Phosphor bis
zu 40 oder 50° R., und schüttelt das Ganze bis zum Erkalten tüchtig um,
worauf man das Wasser abfiltrirt und die zurückbleibende feste Masse mit der
obenerwähnten erkalteten Harzmasse innig vermengt. Das Ganze ist hinreichend um
damit 500 Hölzchen, Wachskerzen oder Papierfidibus zu tunken. Soll diese Zündmasse
noch mit einem Wohlgeruch versehen werden, so tauche man zuletzt noch die Hölzchen
etc. in eine Auflösung irgend eines wohlriechenden Harzes – Benzoëharz
etc., wovon 2 Unzen zur Lösung in 4 Unzen Weingeist von 40 Grad zu nehmen sind. (A.
a. O.)
Firniß mit kopalähnlichem Glanz; von Reinhard in Wien.
1/4 Pfd. Asphalt, 1/4 Pfd. Kesselbraun und 4 Loth weiß gebrannter Vitriol werden
– in einen leinenen Lappen eingebunden – eine Stunde lang in 25 Pfd.
siedendem Leinöl gelassen; hierauf setzt man eine Lauge aus 3 Maaß siedendem Wasser
und 1/4 Pfd. Potasche hinzu und läßt es noch 1/2 Stunde lang sieden.
Die Läuterung des auf die erwähnte Art bereiteten Firnisses besteht darin, daß man zu
jenen 25 Pfd. gekochten Leinöls 5 Pfd. gut geriebenes Schieferweiß setzt und das
Ganze wieder 1/4 Stunde lang sieden läßt, wodurch die Farbe ohne Bleiglätte
empfehlende Eigenschaften erhält. (A. a. O.)
Ueber sogenanntes Ungarweinöl; von Dr. H. Schwarz in
Breslau.
Die ziemlich ausgebreitete Fabrication von feineren Liqueuren in Breslau verschaffte
einem herumziehenden Händler mit sogenanntem Ungarweinöl einen ziemlich bedeutenden
Absatz seiner Waare, obgleich er dieselbe sehr hoch im Preise hielt, nämlich 69
Thlr. das Pfund.
Seinen Angaben nach sollte es in Ungarn aus Weintrestern destillirt werden. Da
dasselbe sich, in sehr geringer Menge, sehr geeignet zeigte zur Fabrication von
künstlichem Cognak, so daß man denselben kaum vom ächten unterscheiden konnte, wurde
ich aufgefordert, dasselbe zu analysiren.
Die mir übergebene kleine Probe stellte ein ziemlich dünnflüssiges Oel dar, dessen in
concentrirtem Zustande nicht gerade angenehmer Geruch tagelang an den Fingern
haftete.
Es trübte sich nicht beim Vermischen mit Wasser, enthielt daher keinen Alkohol
beigemengt.
Als ich aber dasselbe mit einer schwachen Kalilauge kochte, löste es sich klar auf,
und Alkohol gieng über, der nach Zufügen von trockenem kohlensaurem Kali sich als
wasserklare Schicht abschied. Dieß bewies, daß eine Aetherart vorhanden war. Bei der
Sättigung des Kali durch Säure schied sich eine ölartige Schicht an der Oberfläche
ab; bei der Destillation derselben mit Wasser gieng eine flüchtige, ölartige Säure
mit über, während in der Retorte eine krystallinisch erstarrende Fettsäure
zurückblieb, die ich ihrem Ansehen nach für Margarinsäure zu halten geneigt bin.
Das Destillat wurde mit kohlensaurem Natron übersättigt, wobei einige schwach nach
Citronenöl riechende Tropfen auf der Flüssigkeit zurückblieben, zur Trockne
verdampft, und wieder mit absolutem Alkohol aufgenommen, welcher beim abermaligen
Verdampfen eine gelbliche, amorphe Masse zurückließ. Diese, in wenig Wasser gelöst,
gab mit salpetersaurem Silberoxyd einen käsigen Niederschlag, der sich beim Kochen
mit Wasser nur theilweise wieder löste. Aus der heißen Lösung setzten sich beim
Erkalten kleine, weiße Körnchen ab. 0,360 Grm. derselben, im Vacum getrocknet, gaben
0,170 Gr. Ag = 47,22 Proc.
Oenanthsaures Silber verlangt 47,30 Proc. Ag.
Dieser Analyse nach könnte das fragliche Oel wohl den angegebenen Ursprung haben.
Jedenfalls könnte es aber auch ebensogut auf künstlichem Wege erzeugt seyn. Das
Fuselöl des Kornbranntweins enthält nach Mulder neben
Kartoffelfuselöl, Oenanthsäure, Margarinsäure und sogenanntes Kornöl. Würde man
dasselbe mit Kali destilliren, so würden die Säuren, daran gebunden, zurückbleiben,
während der Amyl-Alkohol entfernt würde. Wenn man nunmehr die Kalisalze mit
überschüssiger Schwefelsäure und Alkohol destillirte, so würde man ein Product
erhalten, das bis auf das citronenartig riechende Oel in seiner Zusammensetzung dem
vorliegenden Präparat ganz gleich käme.
Leider habe ich mir noch kein Kornfuselöl verschaffen können, um durch die Synthese
die Analyse zu bestätigen. (Annalen der Chemie und Pharmacie, October 1852, S.
82.)
Ueber die Säure in unreifen Weintrauben; von Demselben.
Im vorigen Jahre gelangten nur sehr wenige Trauben zur Reife. Ich preßte eine größere
Menge davon aus, und nachdem ich durch Aufkochen das Eiweiß entfernt hatte,
versetzte ich das Filtrat mit Kalkmilch im Ueberschuß. Es entwickelte sich ein
stechend urinöser Geruch (nicht ein rein ammoniakalischer), und aus dem kochenden
Filtrat von dem zu Boden gefallenen überschüssigen Kalk setzte sich eine große Menge
harter, schwach gelblich gefärbter Körner ab.
Diese waren nichts anderes als äpfelsaurer Kalk, wie die Bildung des sauren
Kalksalzes beim Auflösen in Salpetersäure, das Bleisalz und endlich die Analyse
bewies. 0,500 Grm. gaben nach dem Glühen 0,231 Grm. CaO + CO² = 0,1293 Grm.
CaO = 25,86 Proc. CaO.
Die Formel 2 (CaO + a) + 5 Aq verlangt 25,80 Proc. CaO.
Vielleicht daß in den unreifen Trauben Asparagin enthalten ist, welches die Bildung
von Aepfelsäure und Ammoniak beim Kochen mit Kalk bewirkt. (Annalen der Chemie und
Pharmacie, October 1852, S. 83.)
Ersatzmittel des Weinsteins beim Beizen und Färben der
Wollenstoffe; von Hrn. Huilard.
Man läßt in 150 Pfd. Wasser 50 Pfd. Kochsalz zergehen, dann setzt man der Auflösung
10 Pfd. Salpetersäure zu. Diese Mischung ersetzt den Weinstein vollkommen in
denjenigen Fällen, wo er ohne Zusatz von Alaun angewandt wird (wie z.B. für
Schwarz). In den Fällen, wo man mit Weinstein und Alaun zu beizen pflegt, setzt man
dieser Mischung in kleinen Portionen nach und nach 30 Pfd. schwefelsaure Thonerde
zu.
Bei Anwendung dieses Mordant ist es nöthig, gewisse Vorsichtsmaßregeln zu beobachten,
damit er sich nicht zersetzt oder einen Theil seiner Eigenschaften verliert.
Man muß nämlich das Bad für das erste zu färbende Stück mit Weinstein und Alaun
ansetzen, oder zugleich mit dem neuen Mordant ein wenig Weinstein in das Färbebad
werfen. Ebenso muß man für die Beizbäder oder das Ansieden verfahren, indem man
jedesmal den Weinstein zuerst hineinwirft. – Man wendet von dem neuen Mordant
dasselbe Gewicht an, wie sonst von Weinstein und Alaun.
Wenn man in Kästen färbt, welche mit Dampf erhitzt werden, fällt diese
Vorsichtsmaßregel weg, weil man dabei das Sieden sogleich unterbrechen kann, während
beim directen Heizen der Färbekessel durch das fortdauernde Sieden des Bades, worin
sich keine Wolle mehr befindet, ein Theil des Mordant abgedampft wird, wenn man die
Arbeit verläßt. (Description des brevets d'invention,
1844, t. II, p. 170.)
Verfahren beim Färben mit Krapp; von John Brazil in Manchester.
Die Verbesserungen im Färben mit Krapp, welche sich John Brazil am 24. Juni 1851 für England patentiren ließ, bestehen in drei
Verfahrungsarten:
I. Die erste betrifft die Anwendung einer Seifenlösung als Zusatz zum Krapp beim
Färben, damit der Farbstoff besser ausgezogen wird.
Auf je zehn Pfund Krapp wendet man ein halbes Pfund Palmölseife an, und setzt der
Mischung die gebräuchliche Menge Kreidepulver zu. Der Krapp muß der Seifenlösung
zugesetzt werden, ehe man die Zeuge in das Färbebad einhaspelt; am besten führt man
die Stücke ein, wenn das Färbebad eine Temperatur von 17 bis 21° Reaumur hat,
und steigert die Temperatur in beiläufig 1 1/4 Stunde auf 66° Reaumur.
II. Bei demselben Verfahren kann man in Verbindung mit Seife Borax anwenden. Die
Verhältnisse sind: zwölf Pfund Krapp, ein halbes Pfund Seife und ein Viertelpfund
Borax, mit der gebräuchlichen Menge Kreidepulver.
III. Man kann auch die zu färbenden Stücke mit einer warmen Auflösung von 1 Pfd.
Seife in 120 Pfd. Wasser tränken, hierauf trocknen und dann auf der Klotzmaschine
mit dem Mordant imprägniren. – Auch eine Auflösung von 1 Pfd. Borax in 60
Pfd. Wasser, der man dann soviel Harz zusetzte als sie auflösen kann, wird zum
Imprägniren der Stücke vor dem Beizen derselben empfohlen. (London Journal of arts, Novbr. 1852, S. 346.)