Titel: | Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als Maschinenbauer; von Dr. Ernst Alban in Plau. |
Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] |
Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. LIII., S. 242 |
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LIII.
Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als
Maschinenbauer; von Dr. Ernst
Alban in Plau.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Alban's Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als
Maschinenbauer.
L. Einiges über meine
Wasserförderungs-Dampfmaschinen von höherem Druck.
(Beschluß von S. 181 des vorhergehenden Heftes.)
Es bleibt mir nun noch übrig, eine Vorrichtung und ihren Zweck zu besprechen, welche
für eine so kleine Maschine wie die Schweriner Schloßmaschine ist, kaum einige
wichtige und bedeutende Vortheile verspricht, ich meine den
Condensator derselben. Er war allerdings eine complicirte und kostspielige
Zugabe zu dieser Maschine, und legte mir insoferne ein nicht unbedeutendes Opfer
auf, als seiner im Contracte durchaus nicht erwähnt, und er bei dem von mir
berechneten Kostenanschlage nicht berücksichtigt war, aber dennoch wählte ich ihn,
und zwar aus folgenden mir sehr wichtig scheinenden und oben schon leicht berührten
Gründen:
1. Es stellten sich nach Abschluß des Contractes und bei schon ziemlich fortgerücktem
Bau der Maschine einige Zweifel bei mir ein, ob die dem Dampfcylinder gegebenen
Dimensionen auch völlig groß genug für die beabsichtigte Wirkung der Maschine seyn
würden. Ich war ein wenig ängstlich bei der bedeutenden Förderungshöhe des Wassers,
die in den spätem Angaben der Herren Schloßbaumeister eher zu- als abnahm,
indem die Pläne für die Stellung des Reservoirs und der zum Wasserförderungswerke
bestimmten Localitäten hie und da beim wirklichen Bau Abänderungen erleiden mußten,
und wurde besorgt, ob der nöthige Kraftaufwand zur Inbewegungsetzung der Maschine
nach ihren Ruhepunkten in der Praxis nicht größer als in der Theorie ausfallen möchte.
Ein Condensator gab zwar nur einen kleinen, aber unter diesen Umständen nicht zu
verachtenden Zuwachs in der Wirkung der Maschine, und mir als Erbauer derselben,
mehr Sicherheit des Gelingens meiner Pläne. Ich durfte doch wenigstens eine
Vermehrung der Kraft auf den Kolben des Dampfcylinders von 10 Pfund per Quadratzoll dadurch erwarten, was auf die ganze
Kolbenfläche 635 Pfd. ausmachte. Etwa nicht günstig sich ausweisende Erscheinungen
bei der ersten Aufstellung und Ingangsetzung der Maschine konnten hierdurch schon
ziemlich paralysirt werden. Später zeigte sich zwar, daß alle diese
Sicherheitsmaßregeln in hohem Grade übertrieben waren, indessen dürften sie in der
Lage, worin ich mich vor der Aufstellung der Maschine befand, und bei der
Unsicherheit und Unvollkommenheit aller Erfahrungen für den vorliegenden speciellen
Fall und die hier angewandte neue Maschine, gewiß ein sehr zu entschuldigendes
Zeichen seyn, daß ich meine Erfindung recht sicher auftreten zu lassen, und dadurch
den Beweis der Richtigkeit meiner Pläne und Berechnungen zu geben bemüht war.
2. Ich wollte die Wirksamkeit des Kondensators auch noch vortheilhaft für eine höhere
Expansion der Dämpfe im Cylinder benutzen, indem durch ihn die Wirkung des
Dampfkolbens gerade am Ende des Laufs desselben einen Zuwachs erhält, welcher der
durch die eingetretene Expansion veranlaßten Verminderung des Effects ein nutzbares
Gegengewicht hielt, so daß ich unter solchen Umständen hoffen durfte nun, selbst bei
höherer Expandirung des Dampfes, immer den Kolben auf den nothwendigen Gränzen
seines Laufs ankommen zu sehen. Ich hatte hier zugleich ein Mittel in Händen, durch
Verminderung der Einspritzung, also durch unvollkommnere Bildung des Vacuums im
Dampfcylinder, das Aufstoßen des Kolbens auf die Buffer wohlthätig zu vermindern,
wenn es zuweilen eintreten sollte. Da diese Zwecke bei der Maschine alle als
vollkommen erreicht erscheinen, so wird die Anwendung eines Condensators um so mehr
entschuldigt, als es an dem nöthigen Einspritzungswasser und allen fernem Umständen
und Erfordernissen für einen regelmäßigen und vortheilhaften Betrieb desselben
durchaus nicht fehlt.
3. Ich war begierig, einen meiner Condensatoren mit Einspritzung von neuem einer
Prüfung zu unterziehen, und mir neue Erfahrungen über seinen Werth zu verschaffen.
Hatte ich mir auch schon früher solche erworben, und waren alle auch in hohem Grade
zu seinen Gunsten ausgefallen, so glaubte ich doch keine Gelegenheit versäumen zu
dürfen, diese früheren günstigen Resultate erneuert und mich dadurch in meiner
Ueberzeugung immer
vollkommener gesichert zu sehen. Und dieser Zweck ist wiederum in einer Weise
erreicht worden, die mich mit wahrer Genugthuung, und darum mit großer und inniger
Freude erfüllt hat. Die Maschine gewinnt durch diesen Condensator einen so
bedeutenden Zuschuß an Kraft, daß sie schon bei einem Dampfdrucke von 5 1/4
Atmosphären die 175 Fuß hohe Wassersäule im Steigrohre mit gesetzlicher
Geschwindigkeit bewegt, ja schon bei einem solchen von 4 1/2 Atmosphären noch in
regelmäßiger Thätigkeit, wenn auch mit verminderter Geschwindigkeit, gehalten wird
– ein Resultat, welches ohne Mitwirkung einer gewissen Leere durchaus
unerreichbar wäre, und wohl auffordern dürfte, bei solchen
Wasserförderungs-Dampfmaschinen wie diese, die Kosten und Umstände, die der
Bau eines Condensators verursacht, nicht zu scheuen, ja ihn selbst bei kleinern
Maschinen anzuwenden, zumal er noch weit einfacher und mit geringern Kosten als bei
der vorliegenden Maschine eingerichtet werden könnte, wenn man darauf verzichtet,
ihn in allen seinen Theilen, einem Schulinstrumente gemäß, vor Augen zu behalten, um
die nöthigen Beobachtungen freier und ungehinderter anstellen zu können. Konnten
diese Beobachtungen hier auch mancherlei Umstände wegen, und vorzüglich aus dem
Grunde, daß die Maschine leider in einem allezeit dunkeln Keller stehtDiese ungünstige Stellung der Maschine ist sehr zu beklagen, liegt aber
gänzlich außer meiner Schuld. Nicht allein daß ihr in diesem Local fast
jedes natürliche Licht beinahe ganz entzogen ist, so schließt diese Stellung
auch noch den großen Uebelstand in sich, daß in der feuchten Kellerluft die
edlern Theile derselben immer leicht von Rost ergriffen werden, und eine
viel aufmerksamere Behandlung verlangen, als an einem andern günstigern
Platze., nur unvollkommener gemacht werden, als es in meiner Absicht lag, so haben
sie doch meine Ueberzeugung immer mehr gehoben, daß solche Condensatoren als eine
meiner ersten Erfindungen im Felde der Dampfmaschinen (s. mein Werk über
Hochdruckmaschinen, S. 485 unten) auch eine der bessern und wichtigern und der
Beachtung meiner Collegen sehr würdig sey, zumal bei ihrer Anwendung auf größere
meiner für den Zweck der Wasserförderung bestimmten Maschinen und auf
Dampfschiffmaschinen. Zugleich schließt dieser Kondensator eine Reihe meiner
Erfindungen an dieser Schloßmaschine, die dem intelligenten und eingeweihten Meister
im Maschinenbaufache einen vollgültigen Beweis meines guten Willens und meiner
Fähigkeit, in meinem Fache mich nützlich zu machen, geben, und so mir eine kleine
Anerkennung verschaffen werden. Und wie freudig muß mich von Neuem bei dieser
Maschine die Erfahrung überrascht haben, daß von allen kleinen Hindernissen, die ich
bei der Ingangsetzung derselben vorfand, nicht eine einzige in der Sphäre meiner Erfindungen sich
geltend machte, sondern daß alle meine neuen Einrichtungen vielmehr durchweg von dem
günstigsten Erfolge begleitet wurden, und zwar einem so vollkommen günstigen, daß
auch nicht die geringste Nachhülfe nöthig war.
Nach diesen vorausgeschickten Bemerkungen komme ich nun endlich zur nähern
Beschreibung der Einrichtung dieses Condensators. Sieht
derselbe, wie man gleich aus der Abbildung wahrnehmen wird, auch complicirter aus,
als diejenigen Apparate seiner Art, die ich früher in diesem Journale Bd. CXX S. 167 beschrieben habe, so ist er
seinem Principe nach doch völlig derselbe, und sein buntes und complicirtes Ansehen
gewinnt er nur durch die vielen Röhren, die seine hier genommene Stellung zu seiner
Verbindung mit der Maschine nothwendig machte. Hätte er einen andern Stand bekommen,
so würde ein großer Theil dieses Röhrencomplexes haben wegfallen können, für diesen
Stand hatte ich indessen, wie ich vorhin schon dargethan habe, meine guten und
wichtigen Gründe.
Er ist, wie die Figur zeigt, hinter der Maschine an der Wand des Maschinenlocals
aufgestellt, und steht auf einer Art Consol von Gußeisen, welches mit der besagten
Wand durch Bolzen fest verbunden ist. Ich bitte den Leser jetzt, Fig. 2 vorzugsweise zu
benutzen, die einen verticalen Durchschnitt des Condensators und der Speisepumpe
vorstellt, während man beide Theile in Fig. 1 nur in der
seitlichen äußern Ansicht sieht.
Er besteht aus der äußern gußeisernen Cisterne 78, in der das eigentliche kupferne
Verdichtungsgefäß 79 aufgestellt ist. Die Cisterne wird immer mit kaltem Wasser, und
zwar mit dem aus der Vorsteuerung durch das Rohr 80 abfließenden gespeiset, um die
Wände des eigentlichen Verdichters 79 auch von außen immer kühl zu erhalten. Das das
kalte Wasser zutragende Rohr führt es in den untern Theil. der Cisterne, während das
Rohr 81 es vom obern Theile derselben erwärmt in den Speisepumpenkasten bringt.
In das obere Ende des Verdichtungsgefäßes 79 mündet das Exhaustionsrohr 22 der
Dampfmaschine. Es ist mit demselben durch einen Schraubenkranz 82 verbunden. Das
untere Ende ist durch einen gleichen Schraubenkranz 83 mit einem gußeisernen
Behälter 84 vereinigt, der die durch den Kondensator geblasenen Dämpfe und das von
denselben herausgeworfene Condensirwasser aufnimmt, und beide Theile durch das Rohr
85 in den Brunnen abführt. Die Schraubenkränze der Cisterne, des Verdichtungsgefäßes
und des untern Sammlungsbehälters 85 fassen diejenige messingene Scheibe 86 zwischen
sich, die das Ausblaseventil 87, dessen Construction aus der Zeichnung genügend
erklärt erscheint, enthält und sind alle durch in Leinölfirniß getränkte Pappscheiben dicht mit und
unter einander vereinigt. Die das Ventil 87 schließende Spiralfeder 88 muß nur so
stark seyn, daß sie dasselbe mit geringem Drucke (vielleicht mit 1/4 Pfd. für jeden
Quadratzoll der Ventilfläche) geschlossen erhält. 89 ist der den Stiel des Ventils
leitende Bügel.
Das Einspritzungswasser wird durch das Einspritzrohr 90 in das Verdichtungsgefäß 79
gebracht. Es kommt vom Steigrohre der großen Pumpe, und mündet bei 91 in 79, und
zwar 5 bis 6 Zoll über dem Ventile ein, damit das eingespritzte und vor dem
Durchblasen der Dämpfe in 79 sich anhäufende Condensationswasser Raum genug in
demselben gewinne, um nicht über das Einspritzrohr 90 zu treten, und die freie
Einspritzung zu hindern gezwungen zu seyn. Das Einspritzrohr 90 biegt sich innerhalb
des Verdichtungsgefäßes nach oben und ist hier mit einem kleinen Brausekopf 92
versehen, um das eindringende Einspritzwasser in Form eines Regens in dasselbe
überzuführen, und darin möglichst zu vertheilen. Damit man den nach oben umgebogenen
Theil des Rohres mit dem Brausekopfe 92 gut in das Verdichtungsgefäß einbringen und
daran befestigen könne, ist die Oeffnung, wodurch es eingesetzt wird, von gehörig
großem Durchmesser. Sie wird von zwei Theilen gebildet, und zwar vor der Wand des
eigentlichen Verdichtungsgefäßes und der der Cisterne, und damit beim Anschrauben
des Einspritzrohres beide Theile in der gehörigen Entfernung von einander gehalten
werden, ist bei 93 auf die äußere Wand des Verdichtungsgefäßes ein Messingstück von
solcher Stärke angelöthet, daß der Zwischenraum zwischen beiden Gefäßen genau
ausgefüllt erscheint. Die Dichtung geschieht auch hier durch in Leinölfirniß
getränkte Pappscheiben, und bedarf es deren zwei, von denen die eine zwischen das an
das Verdichtungsgefäß angelöthete Stück 93 und die Cisternenwand, die andere
zwischen diese und den Schraubenkranz des Einspritzrohres gelegt wird. Die
Anziehbolzen durchdringen alle drei Theile zugleich, oder haben in dem Messingstück
93 ihr Gewinde, welches so weit in dasselbe eingeschnitten ist, daß die Bolzen nicht
in das Verdichtungsgefäß eindringen können.
An dem Einspritzrohre befinden sich zwei Hähne 94 und 95. Der eine 94 ist ein bloßer
Abschlußhahn, vermittelst dessen man die Einspritzung beim Gange der Maschine
reguliren, und beim Stillstande derselben ganz hemmen kann. Der andere, und zwar der
obere, ist zwar auch, wie dieser, einfach durchbohrt, die Oeffnung in demselben ist
jedoch lang und schmal, wie aus Fig. 10, wo er besonders,
und zwar im Durchschnitte dargestellt ist, deutlich wird. Dieser Hahn wird während
der Arbeit der Maschine auf eine eigenthümliche Weise in Bewegung gesetzt, von der
ich hier einige erklärende Worte geben will.
Derjenige meiner Leser, der meine frühere Abhandlung über meine für
Hochdruckmaschinen bestimmten Condensatoren (s. Bd. CXX S. 162 dieses Journals) mit
und ohne Einspritzung mit Aufmerksamkeit gelesen hat, wird sich erinnern, daß bei
denen mit Einspritzung, und ein solcher ist der der Schweriner Schloßmaschine,
während jedes Hubes der Maschine gewisse Vorgänge, und zwar in einer bestimmten
Reihenfolge stattfinden müssen, um die Luftpumpe bei ihnen zu ersetzen. Zuerst ist
es nöthig, daß die Dämpfe noch mit einem ziemlichen Drucke durch den Condensator,
und zwar mit möglichster Geschwindigkeit strömen, um ihn von Luft und
Einspritzwasser zu befreien. Dieß geschieht hier dadurch, daß sie das
Durchblaseventil 87 im Boden des Verdichtungsgefäßes öffnen. Ueber demselben lagert
sich nach jeder erfolgten Einspritzung das Condensationswasser, und das Durchströmen
der Dämpfe durch das Verdichtungsgefäß kann, strenge genommen, nicht eher erfolgen,
ehe sie das Wasser aus dem Ventile in das Gefäß 84 geworfen habenDer in der oben angeführten Stelle dieses Journals Bd. CXX. S. 167 angegebene
Condensator mit Einspritzung hat am obern Theile des Verdichtungsgefäßes ein
Ausblaseventil für die Dämpfe und im Boden desselben eine Klappe für das
Austreiben des Wassers aus demselben, und die Dämpfe strömen unten seitwärts
in dasselbe ein. Ich bin bei dem Condensator der Schloßmaschine wieder mehr
auf Seite derjenigen Condensatoren übergetreten, die ich in meinem Werke
über Hochdruckmaschinen S. 482 beschrieben habe, weil ich es bei der
Kleinheit der Schloßmaschine für sicherer hielt, das Einspritzwasser auch
beim Bodenventil des Verdichtungsgefäßes von den Dämpfen austreiben zu
lassen. Ich gab deßhalb aber auch diesem Ventile einen gehörig großen
Durchmesser. Die Erfahrung hat übrigens ergeben, daß das Austreiben des
Einspritzwassers aus diesem Ventile mit gehöriger Geschwindigkeit vor sich
gehe. Bei einer solchen Einrichtung ist auch noch der Vortheil, daß das
Einspritzwasser den in das Verdichtungsgefäß eintretenden Dämpfen
entgegenströmt, während es bei der andern umgekehrt ist., wobei zugleich die etwa in das Verdichtungsgefäß eingedrungene Luft mit
herausgetrieben wird. Ist dieses Durchströmen der Dämpfe durch das
Verdichtungsgefäß, welches übrigens nur das Werk eines Augenblickes ist, erfolgt, so
haben sich diese Dämpfe mit der atmosphärischen Luft außerhalb des
Verdichtungsgefäßes ins Gleichgewicht gestellt, und das Ventil 87 schließt sich
durch den Druck seiner Feder wieder. In diesem Augenblicke muß nun die Einspritzung
von kaltem Wasser in dasselbe beginnen, um schnell die im Condensator und im
Dampfcylinder noch zurückgebliebenen Dämpfe (von höchstens atmosphärischem Drucke)
zu verdichten, und so in beiden Theilen eine Leere zu bilden. Das eingespritzte
Condensationswasser sammelt sich dabei wieder im untern Theile des
Verdichtungsgefäßes an, und wird beim nächsten Durchblasen der Dämpfe aus demselben
zweckmäßig und schnell entfernt.Ich habe schon früher in meinem Werke über Hochdruckdampfmaschinen, und in
diesem Journale Bd. CXX S. 176 in
der Note gezeigt, daß bei diesem Durchblasungsprocesse durch den
Condensator, strenge genommen, keine Zeit für die Condensation der Dämpfe
verloren geht, indem die jetzt durchblasenden Dämpfe sonst auch verdichtet
werden müßten – ein Proceß, wobei mehr Zeit absorbirt werden dürfte,
als durch das Durchblasen verloren geht, und der Uebelstand herbeigeführt
wird, daß viel mehr Condensationswasser als bei meiner Einrichtung
verbraucht wird.
Da das Durchblasen der Dämpfe durch das Verdichtungsgefäß immer unmittelbar nach der
Eröffnung der Verbindung zwischen den Räumen des Cylinders über und unter dem Kolben
und dem Exhaustionsrohre erfolgen muß, so wurde bei dieser Maschine weiter keine
besondere Vorkehrung für den ersten zur Formirung des Vacuums dienenden Act nöthig,
anders war es aber mit der Einspritzung. Diese durfte nicht mit dem Abströmen der
Dämpfe aus dem Cylinder in das Exhaustionsrohr und Verdichtungsgefäß gleichzeitig
erfolgen, sondern mußte erst eine kleine Weile nach diesem Momente eintreten, um dem
Durchblasen der Dämpfe durch den Condensator so viel Zeit zu geben, daß die dadurch
beabsichtigten Resultate zuverlässig und in der gehörigen Ausdehnung bewirkt
würden.
Vergleicht man nun die hier an der Maschine bei 94 stattfindende Verbindung des
Einspritzhahnes mit dem großen Hebel 2, so dürfte man leicht die zweckmäßige
Durchführung der eben ausgesprochenen Aufgabe durchschauen und begreifen. Aus den
vorhergehenden Seiten weiß man schon, daß während eines Zuges der Maschine, sey es
nun auf- oder abwärts, durch die eigenthümliche Bewegung des Hebels 2 ein
Schwingen der Welle 6 hin und her erfolgt. Diese Bewegung der Welle 6 wurde nun von
mir durch den kleinen daran befestigten Hebel 96 und durch die Stange 97 auf den
Hahn 95 so übertragen, daß beim Beginn derselben zuerst der Hahn geöffnet, gegen
Ende derselben aber wieder geschlossen und so die Einspritzung gehemmt wird. Die
Oeffnung des Hahnes tritt also erst dann ein, wenn die Maschine bereits ihren
Kolbenlauf begonnen hat, und der große Hebel in Bewegung getreten ist, doch wenn der
Moment des Durchblasens der Dämpfe durch den Kondensator schon beendet ist. Sind die
Dämpfe durch die so rechtzeitig eingetretene Verdichtung wirklich aus dem
Condensator und Cylinder entfernt, so wird durch jene schwingende Bewegung der Hahn
gegen Ende des Hubes wieder geschlossen, es wird also bei nächst erfolgender
Exhaustion der Dämpfe in den Condensator diesen durch fortgesetzte Einspritzung kein
Abbruch an Volumen und an Intensität des zum künftigen Durchblasen nöthigen Druckes
geschehen. Der für den folgenden Hub der Maschine nöthige Verdichtungsproceß kann
daher wieder mit allen nöthigen Vorgängen und in den gesetzlichen Zeitmomenten
stattfinden.
Die Bewegung des HahnesDieser Hahn könnte auch füglich durch ein Ventil ersetzt werden. Ein solches
hätte den großen Vortheil, daß es weniger vergänglich und leicht und ohne
Mühe und Zeitverlust in einem wirksamen sichern Zustande erhalten werden
könnte, wogegen ein Hahn sich leicht ausreibt und undicht arbeitet,
vorzüglich dann, wenn das Einspritzwasser viel erdige Concremente absetzt
und saure Bestandtheile enthält, die sein Metall angreifen. von der Schwingwelle 6 aus geschieht, wie schon erwähnt wurde, durch den
kleinen Hebelarm 96, der durch die Verbindungsstange 97 mit dem Bewegungshebel 98
des Hahnes in beweglicher Verbindung steht. Diese Verbindungsstange kann durch eine
gewöhnliche Stellvorrichtung 99 beliebig verlängert und verkürzt werden, je nachdem
es die gesetzliche Größe und Richtung in der Bewegung des Hahnes erheischt.
Analysirt man genau die Construction und Wirkung dieses Condensators, so wird man
meine frühere Aeußerung, als sey er viel einfacher, als ihn seine äußere Ansicht
darstellt, vollkommen bestätigt finden. Alle denselben zusammensetzenden Theile und
Apparate sind kunstlos und zweckmäßig verbunden. Er umfaßt sehr wenige bewegliche
Theile, und deren Bewegung ist so geregelt, daß keine Unordnungen in ihrer Wirkung
vorkommen können, auch entzieht die Bewegung derselben der Maschine nur eine so
unerhebliche Kraft, daß diese gar nicht in Anspruch kommt. Welche Last für die
Maschine ist dagegen die gewöhnliche Luftpumpe für die an den
Niederdruckdampfmaschinen üblichen Kondensatoren. Ich schweige hier ganz davon,
indem ich in meinem früheren Hauptwerke und in meinen spätern in diesem Journale
gelieferten Abhandlungen genügend darauf hingewiesen zu haben glaube.
Wird man auch bei dieser Darstellung meines Condensators gewahr geworden seyn, daß
eine genaue Anordnung seiner eigenthümlichen Construction und Wirkungsweise und eine
richtige Berechnung der Zeit und Reihenfolge der an ihm statthabenden Vorgänge und
Bewegungen nöthig war, um ihn seinen Zweck genau und ohne die weitläufigen und
kraftraubenden Apparate der gewöhnlichen Condensationsapparate erfüllen zu lassen,
und zu dem Geständnisse sich gezwungen fühlen, daß ich diese schwierige Aufgabe hier
in einer Weise gelöst haben dürfte, die meinem Nachdenken und meinen Berechnungen
einiges Verdienstliche gibt, so bin ich doch weit entfernt, meinen Egoismus dadurch
geschmeichelt zu finden, man darf vielmehr alle Freude und alles Glück, welches mir
eine solche Anerkennung bereiten würde, nur auf die Erfüllung meines innigen
Wunsches schieben, der Welt durch mein unermüdliches Streben in einem immer weitern
Felde zu nützen.
Die Wirkung dieses Condensators an der vorliegenden Maschine hat meine kühnsten
Erwartungen noch fast übertroffen. Beim Einströmen der Dämpfe in denselben hört man,
wenn die Einspritzung richtig regulirt wird und in dem gesetzlichen Momente
eintritt, nur ein einziges Klappen des Bodenventils im Verdichtungsgefäße. Das
Wiederschließen desselben folgt gleich nach eingetretener Exhaustion, und in diesem
Augenblicke hört man auch die Einspritzung beginnen. Die Condensation der Dämpfe ist
aber nach diesen Vorgängen so vollkommen, daß ich die ganze Wirkung des Condensators
nicht immer ganz benutzen darf, indem sonst der durch die Leere dem Kolben
verliehene Zufluß an Kraft leicht ein starkes Aufschlagen desselben auf die Buffer
zur Folge hat. Durch einen frühern Abschluß der Dämpfe vom Dampfcylinder, also durch
eine erhöhte Expansion hier einige Hülfe zu bringen, wollte mir insofern immer nicht
vollkommen gelingen, als das Verhältniß der Expansion zur Wirkung des Condensators
bei den verschiedenen Druckgraden der Dämpfe im Kessel sehr schwer zu treffen war,
und während des Ganges der Maschine nicht genau genug regulirt werden konnte. Auch
durfte ich nicht annehmen, daß gewöhnliche Maschinenmeister sich eines solchen
Mittels immer gehörig kunstgerecht und allen Anforderungen genügend bedienen würden.
Ich begnügte mich daher damit, durch den Regulirhahn am Einspritzrohre dieses
Anprallen der Maschine an die Buffer zu mäßigen, wenn gleich ich mir selbst
eingestehen mußte, daß dieses Mittel in Absicht auf Dampfverbrauch und
Brennmaterialersparung nicht das vortheilhafteste sey, und eine Regulirung an der
Dampfklappe des Dampfrohres gewiß ökonomischer erschienen wäre. Diese Klappe lag
indessen zu entfernt von der Maschine, um immer gehörig zur Hand zu seyn, indem der
Kessel der Localität wegen in einer unvortheilhaften Verbindung mit der Maschine
stand. Auch war die Regulirklappe nicht fein genug für diesen Zweck zu stellen,
indem das Sperrventil derselben aus Versehen bei der Anfertigung einen zu großen
Durchmesser erhalten hatte. In Zukunft werde ich indessen diesem Organe in Absicht
auf die Schweriner Schloßmaschine mehr Aufmerksamkeit zuwenden, und ein zweites
feineres Regulirventil am Dampfrohre derselben, und zwar gleich vor der
Steuerungsbüchse des Dampfcylinders anbringen, damit es immer möglichst leicht zur
Hand des Maschinenmeisters liege.Gerne hätte ich gleich beim Bau der Maschine das Sperr- und
Regulirventil, welches jetzt am Kessel befindlich ist, der Steuerungsbüchse
der Maschine ganz nahe gerückt, ich drang aber aus dem Grunde nicht sehr
darauf, weil das Dampfrohr bei dieser Maschine eine bedeutende Strecke
abwärts steigen muß, um die Steuerungsbüchse zu erreichen. In diesem
absteigenden Theile des Rohres hätte sich dann aber beim Stillstande der
Maschine und beim Erkalten derselben eine große Menge Dampf
condensirt, die beim Wiederangehen der Maschine durch diese erst hätte
getrieben werden müssen. Wären indessen die durch die jetzige Einrichtung
entstandenen Uebelstände von mir näher gewürdigt worden, so würden andere
Maßregeln getroffen worden seyn. Der Mecklenburger hat ein Sprichwort,
welches sagt: daß die Herren immer klüger vom Rathhause zurückkehren als sie
hingehen. Ich kann mich einer hier sehr zutreffenden Anwendung desselben auf
mich nicht entziehen.In diesem Augenblicke ist ein solches Regulirventil angebracht und ganz nach
dem gehofften günstigen Erfolge.
Schon oft habe ich darüber nachgedacht, ob es nicht möglich wäre an diesen Maschinen
einen selbstthätigen Regulator für die Drosselklappe einzurichten, habe auch manche
Pläne in dieser Beziehung verfolgt, bin aber immer noch nicht zu einem so bestimmten
Resultate gekommen, daß ich wagen darf, einen solchen. Regulator an einer wirklich
zu erbauenden Wasserförderungsdampfmaschine anzubringen. Da meine neuern Kessel, so
wie alle ältern und neuern Röhrenkessel nur wenig Wasser im Verhältnisse zu ihrer
Feuerberührungsfläche enthalten, so ist eine vollkommen gleiche Dampfspannung in
ihnen bei der Unmöglichkeit, das Feuer immer ganz gleichmäßig zu erhalten, mit
manchen Schwierigkeiten verbunden; Wasserförderungsmaschinen verlangen eine solche
aber um so mehrDaß indessen eine Heizung möglich sey, die in meinen neuen Kesseln die
Dampfspannung immer genau gleichförmig zu erhalten vermag, davon habe ich
mich in Schwerin bei der Schloßmaschine überzeugt. Der dort adhibirte
Heizer, ein junger Taglöhner, läßt als Heizer wirklich nichts zu wünschen
übrig. Er hat wieder meine Ansicht von Neuem bestätigt, daß man bei meinen
Kesseln, wie überhaupt bei allen Dampfkesseln, die Maschinen in Bewegung
setzen, nicht schlechter berathen sey, als wenn man bei andern Apparaten,
z.B. Brennapparaten, früher verwandte Heizer nimmt, und nun von solchen
gewöhnlich superklugen Leuten mehr Heil als von unerfahrnen Subjecten
erwartet. Mir ist zum Heizer ein Mann der letztern Sorte immer am
willkommensten, wenn er nur ruhig, wachsam, aufmerksam und kein Säufer ist.
Ein solcher nimmt beim Belehren alles an, und befolgt die gegebenen Lehren
weit eher, als ein Halbwisser, eine Sorte Menschen, die sich immer
überschätzen und keiner Belehrung recht zugänglich sind., insofern die gewöhnlichen Centrifugalmoderatoren bei ihnen unzulässig sind.
Zwar haben die Engländer, wie man aus Adcock's und Birbeck's oben angeführtem Werke ersieht, etwas dergleichen an ihren
Wasserförderungsmaschinen, aber ich sehe diese Vorrichtung nur an wenigen Maschinen
ausgeführt und im wirklichen Gebrauch, und ist dieselbe überdieß so complicirt und
kostbar, daß ich dieserwegen schon durchaus davon absehe. Eine gewiß sehr
zweckmäßige Vorrichtung würde die seyn, welche die Regulirung der Drosselklappe von
dem mehreren oder mindern Auftreffen des Kolbens der Pumpe auf die Buffer abhängig
machte. Ich zweifle nicht, daß ich bei Verfolgung dieser Idee auf neue Mittel kommen
werde, einen solchen Zweck in möglichster Vollkommenheit zu erreichen. Die
Einrichtung müßte auf jeden Fall so getroffen seyn, daß jedes auch noch so geringe
Ueberschreiten der
Gränzen für die Kolbenbewegung der Maschine einen Einfluß auf die Regulirklappe
übte, so daß diese sich augenblicklich mehr schlösse, wenn nur eine leichte
Berührung der Buffer stattfände. Der folgende Hub würde dann schon nicht mehr
anprallen. Freilich müßte bei dieser gewiß sehr zweckmäßigen Einrichtung dann aber
auch die nothwendige Bedingung gestellt seyn, daß bei Verminderung der Gefahr des
Aufprallens sich die Klappe in dem Grade wieder öffnete, als die Gefahr wieder mehr
in den Hintergrund tritt. Daß eine solche Anordnung einige große Schwierigkeiten bei
der Ausführung involviren würde, und darum einen Meister bei derselben fordere,
liegt am Tage, aber gerade aus diesem Grunde bin ich bisher wohl noch zu keinem
glücklichen Resultat gekommen. Möge sich bald ein Meister in solcher Größe zeigen,
er aber auch die Aufgabe auf eine einfache und möglichst wenig kostspielige Weise
lösen. Ihm lege ich diesen Plan vertrauensvoll und mit froher Hoffnung in die Hände
und aus Herz, wenn ich bald abgerufen würde, und will mich dann gerne mit der
Ueberzeugung beruhigen, daß oft nicht weniger Verdienstliches in der richtigen
Stellung der Aufgabe als in der Lösung derselben liege.
Es bleibt mir nun noch übrig, das Hervorstechende an der an dieser Maschine
bestehenden Speisevorrichtung bemerklich zu machen. Der Art der Bewegung der
Speisepumpe durch den großen Hebel 2 habe ich früher schon gedacht, auch die daran
später vorgenommene Veränderung in der Note angegeben. Die Zeichnung macht diese
übrigens auch hinreichend deutlich. Da ihre Wirkung bei dem Niedergange des Hebels 2
und der Kolben in der Maschine statthat, so wird dadurch ein Theil des Gewichts der
Kolben, des Hebels 2 selbst etc. balancirt. Das Wasser, welches der Cisterne der
Speisepumpe zugeführt wird, kommt aus der des Condensators, führt ihr also erwärmtes
Wasser zu. Ihr Kolben ist daher mit Filz in solcher Weise gedichtet, daß eine Anzahl
Scheiben davon an demselben zwischen Messingscheiben zusammengeschoben, und dann
abgedreht und genau in den Cylinder der Pumpe eingepaßt sind. Die Vorrichtung zur
Außerthätigkeitsetzung der Pumpe ist die von mir immer angewandteSie ist in meinem bekannten Hauptwerke über Hochdruckdampfmaschinen S. 200
beschrieben und auf Tab. I in Fig. 23 desselben abgebildet., und sich immer mehr bewährt habende.
Es ist bei dieser Speisepumpe um so mehr nöthig, daß sie in ihrer Wassercisterne ganz
untergetaucht stehe, insofern bei einer Speisung mit warmem Wasser unter dem Kolben
der Pumpe eingedrungene Luft um so schädlicher durch ihre Ausdehnung vermittelst der Wärme
wirkt, als bei kalter Speisung. In meinem größern Werke l.
c. über Hochdruckmaschinen ist dieser Forderung schon genügend gedacht
worden.
Ich muß hier noch einer neuen Einrichtung erwähnen, die ich an meinen neuesten
Dampfmaschinen anwende, und die sich als sehr einfach, bequem und zuverlässig
erwiesen hat. Statt des bisherigen Abschlußhahnes am Speiserohr wende ich jetzt ein
Ventil von der in Fig. 5 bezeichneten Form und Einrichtung an, das sich nach dem Kessel hin
öffnet. Dasselbe ist hier im perpendiculären Durchschnitte dargestellt, und verhütet
ganz von selbst jedes Zurücktreten des Wassers vom Kessel in die Speisepumpe, wenn
diese einmal während des Ganges der Maschine ihren Dienst versagt und untersucht
werden muß, während ein Hahn vor der Untersuchung der Pumpe erst immer geschlossen
und nach geschehener Nachhülfe wieder geöffnet werden muß, wenn die Speisepumpe und
ihr Bewegungsmechanismus nicht großen Nachtheil leiden, oder das Speiserohr
unterhalb des Hahnes gesprengt werden soll. Ein solches Oeffnen des Hahnes wird aber
leicht vergessen, wie ich aus vielfältigen Erfahrungen weiß. Dieses Ventil hat auch
noch den großen Vortheil, daß es zugleich ein Druckventil mehr darstellt, und von
selbst Hülfe leistet, wenn das Druckventil der Pumpe einmal wegen Eindringens von
fremden Körpern zwischen seine Dichtungsflächen seinen Dienst versagen sollte. Vor
Anwendung dieser Einrichtung versah ich zur Verhütung aller derjenigen Unfälle, die
durch das Geschlossenbleiben des Speiserohrhahnes nach vorheriger Nachhülfe bei der
Pumpe entstehen können, die Pumpe mit einem kleinen Sicherheitsventil, welches mehr
belastet wurde, als der gewöhnliche Druck des Wassers in der Pumpe erfordert. Wenn
ich auch gleich gestehen muß, daß es den vorliegenden Zweck sehr gut erfüllte, so
erscheint das Mittel, welches ich jetzt in dem obengenannten kunstlosen Ventile
anwende, doch viel einfacher, bequemer und sicherer. In Fig. 5 bezeichnet a einen gußeisernen vollen Cylinder vom Durchmesser der
Verbindungsscheiben b und c
des Speiserohres d. a und b
und c sind durch Bolzen e
mit einander dampf- und wasserdicht vereinigt. a
enthält einen Canal f, worin das Ventil g so aufgestellt ist, daß es sich nach dem Kessel hin
öffnet. d ist der untere nach der Speisepumpe führende
Theil des Speiserohres, d' der obere mit dem Kessel in
Verbindung stehende.
Der Kessel der Schloßmaschine ist nach meiner neuesten als für die beste erkannten
Construction, und bewährt sich, so wie alle diese Kessel, in einem sehr hohen Grade.
Er hat 54 eiserne Siedröhren (Locomotivröhren) von 2 Zoll lichtem Durchmesser, und
6'2'' Länge, zwei Herzen, ein vorderes und ein hinteres, und einen Recipienten von 9 Fuß
Länge und 22 Zoll Durchmesser. Bei demselben ist auch ein Manometer von meiner
neuesten Einrichtung angebracht, mit allen in jüngster Zeit daran vorgenommenen
Verbesserungen, die sich hier außerordentlich bewähren, indem dieser Manometer sehr
viel mehr Empfindlichkeit zeigt, als die früheren in diesem Journale Bd. CXII S. 249 beschriebenen. Die ganze
vorzugsweise wirksame Feuerberührungsfläche des Kessels beträgt 135 Quadratfuß, und
erzeugt für die Dampfmaschine bei der Heizung mit sehr leichtem Torfe (Stechtorfe)
mit großer Bequemlichkeit Dampf von 7 und mehr Atmosphären Druck, indessen gebraucht
die Maschine nur einen Dampf von 5 1/2 bis 6 1/2 Atmosphären Druck. Bei solchem
Drucke arbeitet sie kräftig genug und am ruhigsten. Bei höherer Dampfkraft stößt sie
auf die Buffer auf und geht unruhiger, ohne mehr als 24 bis 25 Doppelhube zu machen,
die sie auch bei dem angegebenen geringeren Drucke mit Leichtigkeit und großer
Regelmäßigkeit vollführt. Die Maschine hat, wie ich oben schon bemerkt habe, einen
Dampfcylinder von 9 Zoll lichtem Durchmesser, und einen Pumpencylinder von 7 1/2
Zoll. Beide haben einen Hub von 2 Fuß. Ueber die übrigen Maaße der Maschine und
ihrer einzelnen Theile erhält man in den dieser Abhandlung beigegebenen Figuren
genügenden Aufschluß, weßhalb ich davon schweige. Ich schätze die wirkliche Kraft
der Maschine auf die von beinahe 11 Pferden.In neuester Zeit und mit den Buffern von Kautschuk macht sie häufig 29
oppelhube in der Minute – ein Effect, der den von 12 Pferden noch
übertrifft.
Ich nehme hier schließlich noch Gelegenheit, einige Einwürfe anderer Mechaniker gegen
diese Maschine, die mir zu Ohren kamen, näher zu beleuchten und zu widerlegen. Der
eingeweihte Leser wird zwar die Grundlosigkeit derselben beim ersten Blick erkennen,
aber dennoch will ich ihnen einige Zeilen widmen, um zu zeigen, was der alte
Schlendrian oft für Mittel heranzuziehen sich bemüht, um die Schritte Fortstrebender
zu verdächtigen und zu hemmen, wenigstens ihren Sieg möglichst zu verzögern; will
dem Leser vor Augen stellen, wie befangen oft die Welt in verjährten Irrthümern ist,
und wie schwer sie sich bequemt, das Neuere, Bessere in sich aufzunehmen, der
Scheelsucht und Cabale nicht zu gedenken, die den Tadel so vieler dictirt, so wie
der Dummheit und Unwissenheit, die durch den dichten Nebel, der die Augen des
Geistes umlagert, nicht das Licht sehen kann, und dann, anstatt sich zu bescheiden,
lärmt und poltert, und alles im Gefühle roher Kraft niederzurennen und zu treten
nicht ansteht. Warum gehen nun vollends diese Leute nicht an das Licht hervor, warum
urtheilen sie nur so hinter meinem Rücken, wo ich mich nicht vertheidigen kann, und
gegen Laien, die ihr Urtheil nicht verstehen, von denen sie blinden Glauben aber am
ersten hoffen dürfen? Doch zur Sache.
1. Der erste Einwurf, der gegen die Schloßmaschine von einem Mechaniker hinter meinem
Rücken erhoben wurde, war der, daß die Maschine zu complicirt sey, und vielen
Reparaturen unterliegen werde, und darum nicht dauerhaft seyn könne. Also eine
Maschine mit einem Balancier und seinen Parallelogrammen und einem festen
Stützpunkte für den erstern ist einfacher, dauerhafter. Ich will mir das Vergnügen
machen, denn ich weiß, daß dieser Mechaniker meine Maschine gegen eine solche mit
Balancier wirklich stellte, hier bloß die Stücke zu zählen, die in den gewöhnlichen
Wasserförderungs-Dampfmaschinen mit Balancier zwischen die Kolbenstange des
Dampfcylinders und die der Pumpe treten, so wird man bald einsehen, wo größere
Einfachheit ausgeprägt erscheint, an einer Balanciermaschine oder meiner
Schloßmaschine. Nehme ich den Balancier, seine Lager und deren Stützpunkte, beide
Parallelogramme, von denen jedes wenigstens 24 Stücke enthält, die alle sehr
fleißig, genau und sauber gearbeitet, polirt, und geometrisch richtig gestellt seyn
müssen, so frage ich: sollte eine solche Einrichtung einfacher seyn, als das bei
meiner Maschine die beiden Kolbenstangen verbindende Mittelstück e, welches, abgesehen von dem kleinen daran befindlichen
Hebedaumen, nirgends eine ungünstige Einwirkung durch andere Theile der Maschine,
also gar keine Reibung erfährt, folglich auch keinen öftern Reparaturen unterliegen
kann, und daher vollkommen dauerhaft seyn muß. Zähle ich weiter diejenigen Theile
der neuern und neuesten Balancier-Maschinen, der so hoch gepriesenen
Cornwalliser nicht ausgenommen, welche die Steuerung zusammensetzen, und deren, den
Katarakt dazu gerechnet, gewiß über 100 seyn dürften, so muß man doch wieder
eingestehen, daß die Zahl meiner Steuerungsorgane wahrhaft dagegen verschwinde. Gehe
ich auf die Pumpe über, so ist die meiner Maschine zwar etwas complicirter, als die
an den einfachen Balancier-Maschinen üblichen, dafür ist sie aber auch
doppeltwirkend, braucht bei gleicher Leistung mit der Balanciermaschine einen
geringem Cylinder-, Röhren- und Ventildurchmesser. Dasselbe gilt auch
vom Dampfcylinder und den ihm beigesellten Organen, die übrigens auch keine ganz
ungewöhnlich construirten Theile enthalten. Der Condensator hält endlich auch noch
reichlich den Vergleich mit dem einer Balanciermaschine aus, sey sie nun von höherm
oder niederm Drucke, und würde bei einer andern Aufstellung, als die meines
Condensators im Schlosse ist, noch viel einfacher auftreten.
Schon dadurch, daß er der Luftpumpe ganz entbehrt, fällt eine große Menge von
schwierig und genau anzufertigenden Organen weg, zu denen die noch kommen, die zur
Bewegung dieser Pumpe vom Balancier aus dienen. Mein Condensator enthält von allen
Condensationsapparaten gewöhnlicher Maschinen nur das eigentliche Verdichtungsgefäß
mit seinem Bodenventil und das Einspritzrohr mit seinem Hahn, zu dessen Bewegung der
die Speisepumpe in Betrieb setzende Hebel zugleich auf eine höchst einfache und
kunstlose Weise verwandt ist. Menge und Länge der Röhren am Condensator erscheinen
an der Schloßmaschine, wie ich oben schon dargethan habe, als eine Zugabe, die durch
eine eigenthümliche, in andern Fällen aber leicht zu ändernde, daher durchaus nicht
nothwendige Stellung desselben ihm aufgedrungen ist. An demselben befinden sich
außer dem kleinen Einspritzhahne und dem Bodenventile gar keine sich bewegenden
Theile, daher auch höchst unbedeutende Reibungen, und die fortbleibende Bewegung
einer Luftpumpe von der Maschine aus erspart ihm die bei den Balanciermaschinen
gewöhnlich sehr zerstörende Wirkung auf ihn, es bedarf also bei ihm keiner so festen
Stellung.Man vergleiche hier, was ich in meinem größern Werke über
Hochdruckdampfmaschinen S. 487 über diesen Gegenstand gesagt habe.
Und kann nach solchen Betrachtungen viel Erhebliches an dem Einwurfe der
Undauerhaftigkeit der Maschine im Schlosse bleiben? Wo die Anzahl der arbeitenden
Theile auf eine so kleine Zahl reducirt ist, als an meiner Schloßmaschine, wie muß
da eine große Anzahl von schädlichen Reibungen wegfallen. Wo aber schnelle Abnutzung
sich geltend machen soll, da muß viel Reibung gegeben seyn, da müssen Stöße und
Erschütterungen wirken, um den Bau der Maschine zu gefährden, zu untergraben und
wankend zu machen. Meine Maschine wirkt ganz in sich selbst, sie stemmt sich bei
ihren Bewegungen gegen keinen einzigen Theil der Umgebung, und ihr Fundament trägt
eigentlich nur ihre Last, ihr Gewicht.
Leute, die solche Einwürfe machen können, müssen sonderbare Begriffe von Einfachheit
und von Zerstörbarkeit einer Maschine und ihren möglichen Ursachen haben. Weil meine
Maschine in ein so kleines Format zusammengedrängt ist, so haben sich alle ihre
Organe und Theile mehr genähert. In einem bestimmten Raume stehen und arbeiten hier
vielleicht mehr Theile zusammen, als bei den Balanciermaschinen, aber darum ist sie,
genau zergliedert, viel weniger mit diesen ausgerüstet, als jene; trotz dem kann man
zu den meisten leichter und bequemer kommen und sind die Theile bei etwanigen Reparaturen leichter aus
einander genommen und wieder zusammengesetzt, als an jenen. Summire man doch die
Zahl der die Maschine zusammensetzenden Theile, und ihre mehrere oder mindere
Größenverhältnisse, so wie die größere oder geringere Künstlichkeit in ihrer
Construction, um ein entscheidendes Resultat zu gewinnen, vergleiche man doch die
Zahl der reibenden Stellen und Organe und die verschiedene Größe ihrer Reibungen, um
vernünftig zu urtheilen, sich vor Kennern nicht lächerlich zu machen, und den Schein
zu meiden, als wolle man nur grundlos tadeln, um dem Erfinder zu schaden, und sich
einen Anstrich von Wichtigkeit bei denen zu geben, die es nicht verstehen. Man werfe
den alten Schlendrian auf die Seite, und betrachte den alten überflüssigen Plunder
nicht als von der Zeit geweihte Heiligthümer; man dringe durch die Nebel der
Alltagswelt, daß man den erkenne und richtig würdige, der in wohlwollendem Drange
für die Welt Tag und Nacht sich abmüht, um weiter zum Lichte vorzudringen. Man prüfe
mit offenen Sinnen und offenem Herzen und behalte das Bessere ohne Dünkel und
Eigennutz, ohne Scheelsucht und sonstige kleinliche Regungen des menschlichen
Herzens. O es betrübt den Fortstrebenden so innig, mit solchen unwürdigen Mitteln
gegen sich ankämpfen zu sehen! Es lähmt so sehr seinen Eifer, seinen Muth, seine
Freudigkeit und seine Hoffnung.
2. Ein zweiter Vorwurf ist der, daß ich besser gethan hätte, wenn ich eine
Dampfmaschine mit Kreisbewegung angewendet, und die Bewegung dieser durch Kurbeln,
Räder, Wellen, Bleuelstangen etc. auf die Wasserpumpe übertragen hätte. Es ist
freilich wahr, daß man auf diese Weise eine Maschine gewonnen hätte, die die Hübe
der Pumpe genauer begränzt und durch sanften Uebergang der Kurbeln über die todten
Punkte und dadurch bewirkte allmählich geminderte und wieder gesteigerte
Geschwindigkeit des Pumpenkolbens vor und nach seiner Umkehr einen sanftem Schluß
der Klappen von selbst erzielt, daß man vielleicht eine ausgedehntere Anwendung des
Expansionsprincips vermittelt hätte; aber welche Vortheile der directen Wirkung, der
einfachern Construction, der Verminderten Kraftzerlegung und Zerstörung durch
Reibungen und unvortheilhafte Transmissionen von Bewegungen gäbe man dafür auf!
– O was könnte ich hier noch Nützliches und Ueberzeugendes dem hinzufügen,
was ich schon so oft und vielfältig, und an so vielen Orten umständlich
auseinandergesetzt und dargethan habe. Kann überhaupt noch ein wissenschaftlicher
Streit über solche Dinge erhoben werden? – Verlohnt es sich noch der Mühe,
darüber zu zanken und zu hadern? – Würde man so allgemein die mehr direct
wirkenden Wasserförderungs-Dampfmaschinen denen vorziehen, die ihren Zweck
erst durch eine Menge schädlicher Zwischentheile und ihre der Kraft Abbruch thuende
Bewegung erfüllen, wenn man nicht längst die Nachtheile solcher Umwege erkannt und
durch Theorie und Erfahrung bestätigt gefunden hätte? – Krame mir einer noch
so vielen gelehrten Unsinn, noch so viel unverdaute Bücherweisheit aus, so lange er
mir nicht beweisen kann, daß der Weg von Plau nach Berlin über Paris näher sey, als
der directe, gebe ich auf alle seine noch so sophistischen Raisonnements nichts,
selbst wenn er auch darthäte, daß ich über Paris den Vortheil hätte stets auf der
Eisenbahn zu fahren, während ich von hier nach Berlin direct neun Meilen auf der
gewöhnlichen Post reifen müßte. Sind auch oft Vortheile eines Umweges nicht
abzuläugnen, so müssen sie doch den Gewinn des directen Weges übertreffen, und um
Geld zu gewinnen, darf man nicht mit zwei Händen wegwerfen was eine Hand
einnimmt.
Doch genug davon. Was hilft längerer Streit über Sachen, worüber gar nicht zu
streiten ist. Ich will meine mir so theure Zeit nicht mit Beweisen verlieren, die
bei dem wissenschaftlichen, ruhigen, unbefangenen und wissenschaftlich gebildeten
Mechaniker Weise nur Ueberdruß und Ekel erregen können. Möge das, was ich hier
nothgedrungen zur Vertheidigung meiner Maschine gesagt habe, zugleich zur nähern
Würdigung derselben dienen.
Ueber den Brennmaterialverbrauch der Schloßmaschine werde ich später in diesem
Journale noch meine Bemerkungen mittheilen. Der Umstand, daß die Maschine sich noch
nicht in ununterbrochenem Gange befindet, da das Schloß noch nicht fertig und
bewohnt ist, erschwert hier eine richtige Angabe darüber, indem ich nur ein Resultat
für richtig anerkennen kann, welches das Ergebniß einer längern Zeit ist. Auch hält
es im vorliegenden Falle schwer, die Brennkraft desjeniges Torfes, womit geheizt
wird, gehörig zu taxiren, und könnten darüber nur calorimetrische Versuche
entscheiden, deren Anstellung hier etwas schwierig seyn dürfte.