Titel: | Positive Lichtbilder auf sogenanntem Pergamentpapier. |
Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. LXXXVIII., S. 357 |
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LXXXVIII.
Positive Lichtbilder auf sogenanntem
Pergamentpapier.
Aus dem Cosmos, Revue encyclopédique, t. X p.
462.
Ueber positive Lichtbilder auf sogenanntem
Pergamentpapier.
Hr. John Barlow bemerkte in dem Vortrage, welchen er in
der Royal Society über das Verfahren hielt, wodurch es
Hrn. E. Gaine
gelang, gewöhnlichem
Papier dem Pergament ähnliche Eigenschaften zu ertheilen (S. 154 in diesem Bande des
polytechn. Journals), daß das Pergamentpapier in der Photographie wahrscheinlich
sehr gute Dienste leisten wird, und er zeigte sogar Lichtbilder vor, welche auf
jodirtem Pergamentpapier erzeugt worden waren. Damals dachte man aber nicht daran
das Papier, auf welchem die positiven Lichtbilder dargestellt worden sind, durch
Behandlung mit der Mischung von 2 Raumtheilen concentrirter Schwefelsäure und 1
Raumtheil Wasser, in Pergamentpapier zu verwandeln. Dieser Versuch wurde zuerst von
Hrn. Crookes gemacht, welcher darüber folgendermaßen
berichtet:
„Als ich die wahrhaft bewunderungswürdige Veränderung sah, welche durch
die Behandlung mit Schwefelsäure bei einem Kupferstich hervorgebracht wird, kam
mir sogleich der Gedanke, die Wirkung dieser Operation auf ein ganz fertiges
Lichtbild zu ermitteln. Aus einer Anzahl ausgewählter Lichtbilder schnitt ich
Streifen, so daß dieselben die verschiedenen gebräuchlichen Papiersorten und die
verschiedenen Töne der fertigen Lichtbilder repräsentirten, und behandelte sie
mit der Mischung von Schwefelsäure und Wasser. Das Resultat übertraf meine
Erwartung. Die Farbe und der Ton der positiven Bilder blieben selbst in den
zartesten Halbtönen vollkommen unversehrt, während die energische und dabei
gleichförmige Zusammenziehung des Papiers die Schärfe der Zeichnung bedeutend
erhöhte. Das Papier hatte überdieß eine solche Stärke oder Festigkeit erlangt,
daß es nicht nur während des Waschens die unvorsichtigste Behandlung ertrug,
sondern auch das fertige und getrocknete Lichtbild mit in Seifenwasser
getränktem Linnen oder mit einem feuchten Wollentuch gerieben werden konnte,
ohne daß es Flecken oder selbst nur Ritzen auf seiner Oberfläche bekam; man
würde es daher beliebig reinigen können, wenn es schmutzig geworden wäre. Dazu
kommt noch, daß die Oberfläche des (nicht mit Eiweiß überzogenen) Papiers, auf
welcher das Bild copirt worden ist, bei dieser Behandlung einen ganz
eigenthümlichen Glanz bekommt, der dem Bild eine sehr reiche und ganz
merkwürdige Ausrüstung ertheilt, ohne jenen Glanz und Reflex, welche man den auf
albuminirtem Papier dargestellten Lichtbildern vorwirft. – Von einem
Lichtbild welches rasch verblich, behandelte ich die Hälfte auf angegebene
Weise; während der Behandlung gab es einen starken
Schwefelwasserstoff-Geruch von sich, aber entschieden hörte es nun auf zu
verbleichen und zu erlöschen; natürlich muß eine längere Zeit verstreichen, ehe
man dieses Resultat als sicher und verläßlich betrachten kann.“