Titel: | Hydraulischer Widder mit doppelter Klappe und Wasserkissen; vom Ingenieur Foex zu Marseille. |
Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. XCVI., S. 406 |
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XCVI.
Hydraulischer Widder mit doppelter Klappe und
Wasserkissen; vom Ingenieur Foex zu Marseille.
Aus dem Bulletin de la Société de l'Industrie
minérale, 1856, t. II p. 324.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Foex's hydraulischer Widder.
Der von Montgolfier erfundene hydraulische Widder ist eine
eben so einfache als sinnreiche Wasserhebungsmaschine. Man würde dieselbe in der
Landwirthschaft und in den Gewerben gewiß weit mehr benutzt haben, wenn nicht
Beschädigungen ihrer Haupttheile so häufig vorkämen und ihren Gang unterbrechen
würden.
Anfänglich bestand die Sperrklappe des Widders aus Metall; sie schlug 50,000 bis
80,000 Mal täglich gegen den gußeisernen Widderkörper. Maschinen, welche so häufig
wiederholten Stößen unterworfen sind, können natürlich keine lange Dauer haben; die
Mangelhaftigkeit des wichtigsten Organs dieses Apparats mußte daher seine Benutzung
beschränken, obgleich er unbestreitbare Vortheile darbietet.
Hr. Foex, welcher im Jahre 1852 zu Marseille einen
riesenmäßigen Widder zu erbauen hatte, veränderte die Haupteinrichtungen dieses
Apparates und wendete dabei eine Klappe von eigenthümlicher Form an.
Statt gegen einen metallenen Körper zu schlagen, bewegt sich die Klappe in einem
Cylinder und trifft bei ihrem Stoß nur ein Wasserkissen. Diese Verbesserung
beseitigt die Nachtheile der anfänglichen Klappen vollständig und gestattet den Bau
sehr starker Widder.
Diese, durch ihre Einfachheit sich empfehlende Maschine wird, da ihre
Unterhaltungskosten fast Null und die Anlagekosten verhältnißmäßig gering sind, in
der Folge, nachdem sie allgemeiner bekannt geworden, sehr häufig angewendet
werden.
Die Stadt Marseille hat mehrere große Widder erbaut; einige derselben entwickeln eine
Kraft von fünf bis sechs Pferden und heben bedeutende Wassermengen 30 und 40 Meter
über den Canal empor, welcher die Gewässer der Durance ihrem Gebiete zuführt.
Der neue Widder besteht, wie der alte, aus zwei wesentlich verschiedenen Theilen: der
eine, aus dem Körper und dem Kopf bestehend, bildet den Motor; der andere, aus dem
Windbehälter und der Steigröhre bestehend, erfüllt die Functionen der Hubpumpe.
Fig. 10 ist
ein senkrechter und Fig. 11 ein horizontaler Durchschnitt des Apparates; in Fig. 12 ist die doppelte
Klappe besonders, nach vergrößertem Maaßstabe dargestellt.
Der Widderkörper T, T (Fig. 11) ist eine
gußeiserne Röhre von bestimmter Länge und bestimmtem Durchmesser, die jedoch nach
den gegebenen Umständen veränderlich sind.
Der Widderkopf A, B, C, D, ebenfalls von Gußeisen,
besteht aus einem senkrechten Cylinder von etwas weiterm Durchmesser als der des
Körpers; er ist im Innern ausgebohrt, an den Enden verschlossen und zur Seite mit
vier Oeffnungen E, E, E, E und mit einer Klappe oder
einem Kolben von Metall (Fig. 12) versehen. Dieser
Kolben besteht aus zwei Scheiben N, N, welche durch eine
Röhre P mit einander verbunden sind.
Das Ende des Widderkörpers tritt in den Luftbehälter O
und endigt in einem Ventile V, welches sich von Außen
nach Innen schließt.
Der Luftbehälter besteht aus dem Kasten O, von dessen
unterm Theile die Steigröhre S, S ausgeht und sich bis
zu dem obern Reservoir erhebt, wohin man das Wasser gelangen lassen will.
Die Einführung der Luft in dieses Reservoir erfolgt durch eine kleine bronzene Röhre
Z, welche das Einströmen jedesmal dann gestattet,
wenn sich unter dem Ventil V, in dem ersten Augenblick
welcher auf den Schluß folgt, eine Luftleere bildet. Ein außerhalb an der Röhre Z angebrachtes Ventil, welches sich von Innen nach Außen
schließt, verhindert das Ausströmen der Luft, wenn sie von der Wassersäule, im
Augenblick des Eintrittes in den Luftbehälter, zusammengedrückt wird.
Das Spiel der doppelten Klappe mit Wasserkissen, während des Betriebes, ist
folgendes: – Angenommen der Widderkörper sey mit Wasser angefüllt und seine
Haltklappe verschlossen, und man überläßt letztere der Einwirkung ihrer Schwere, so
fällt sie auf ihren Sitz Q und läßt im Fallen Wasser
hindurchströmen; dieses strömt alsdann durch die vier Oeffnungen E mit steigender Geschwindigkeit, welche nach Verlauf
von einigen Secunden hinreichend wird, um die doppelte Klappe oder den Kolben mit
sich zu nehmen. Indem derselbe in die Höhe geht, schließt er mittelst seiner untern
Scheibe N den Eintritt des Wassers in den Cylinder R, R, C, D ab; die vier Abflußöffnungen sind alsdann
plötzlich verschlossen, und da das Wasser keinen andern Ausgang findet, so strömt es
durch die Röhre P in den obern Raum C, D des Widderkopfes, welchen es rasch ausfüllt,
wodurch auf beide Scheiben zu gleicher Zeit gleich starke Stöße ausgeübt werden,
welche die Klappe plötzlich aufhalten. In diesem Augenblick hebt das Wasser das
Ventil V und tritt in den Luftbehälter O, bis der Druck der Säule in der Steigröhre S, S ihm das Gleichgewicht hält, wo dann das Ventil V, durch sein eigenes Gewicht, unterstützt durch die in
dem Raum X zusammengedrückte Luft, sich wieder
schließt.
Tabelle über die Dimensionen und den Nutzeffect der erbauten
Widder.
Textabbildung Bd. 144, S. 408
Benennung der Widder; Verhältniß
der Hebung zum Gefälle; Nutzeffect; Widderkörper; Höhe; des Gefälles; der
Hebung; Wasser; durch die Oeffnungen abgelaufen; gehoben; Länge; Durchmesser;
Met.; Lit.; Becken von Longchamp (1); Giraudy; La Viste (2);
Saint-Barthélemy (3)
(1) Als Beispiel der Anlagekosten eines solchen Apparates erwähnen wir den zu
Longchamp hergestellten, welcher nur etwa 400 Francs gekostet hat.
(2) Die Leitung, durch welche sich das Wasser erhebt, ist 100 Meter lang. Der
Luftbehälter ist nicht groß genug.
(3) Der Widder arbeitet wie eine Hubpumpe; da die Leitungen welche er speist, ihr
Wasser erst in 1200 Met. Entfernung von dem Hebeapparat in die freie Luft abgeben,
so entstehen dadurch sehr bedeutende Reibungen, welche den Nutzeffect beträchtlich
vermindern.