Titel: | Versuche, welche die englische Admiralität über die Anwendbarkeit des Wasserglases als Schutzmittel gegen die Verbrennung des Holzes anstellen ließ. |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. LVIII., S. 194 |
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LVIII.
Versuche, welche die englische Admiralität über
die Anwendbarkeit des Wasserglases als Schutzmittel gegen die Verbrennung des Holzes
anstellen ließ.
Versuche über die Anwendbarkeit des Wasserglases als Schutzmittel
gegen die Verbrennung des Holzes.
Auf dem Schiffswerft von Portsmouth wurde im vorigen Jahre auf Anregung des Hrn. Abel, Chemiker des Kriegsdepartements, und des Hrn. Hay, Chemiker der Admiralität, eine Reihe von Versuchen
in Gegenwart einer Kommission der Admiralität angestellt, um die Wirksamkeit des
Wasserglases als Schutzmittel gegen die Verbrennung des Holzes zu erproben. Wir
entnehmen dem Mechanics'
Magazine vom 19. Dec. 1857, Nr. 1793, folgenden Auszug des
darüber erstatteten amtlichen Berichts.
„Verschiedene Proben trockenen Holzes wurden mit Natron-Wasserglas
dadurch präparirt, daß man sie einige Stunden lang in eine schwache Auflösung
desselben einlegte. Bei Untersuchung dieser Proben, nachdem sie aus dem Bade
genommen und dann getrocknet worden waren, ergab sich, daß das Silicat beiläufig
einen Viertelszoll tief auf allen Seiten eingedrungen war.
Als man solches Holz, gleichzeitig mit Stücken von nicht präparirtem, über einem
Feuer aufschichtete, überzeugte man sich, daß das Wasserglas ein sehr wirksames
Schutzmittel ist.
Einige Holzproben wurden dann mit einer mäßig starken Auflösung von
Natron-Wasserglas bloß angestrichen und hernach, zugleich mit nicht
präparirtem Holz, in Steinkohlentheeröl gelegt, von welchem auch etwas über die
Oberflächen des Holzes geschüttet wurde. Nach dem Anzünden des Theeröls war das
Holz sofort von Flammen umgeben, welche die unpräparirten Stücke bald
entzündeten, während die mit dem Wasserglase überzogenen erst nach einiger Zeit
am Rande sich entzündeten und durch die Hitze gedörrt oder geröstet wurden, aber
nicht verbrannten.
Um einen Versuch in größerem Maaßstabe anzustellen, wurde ein Theil einer Hütte
innen und außen dreimal mit einer Auflösung von Natron-Wasserglas
angestrichen; dieß konnte aber, da die Hütte eine doppelte Breterwand hatte, nur
auf einer Seite der Breter geschehen.
Dennoch stellte sich der Werth dieses Mittels über allen Zweifel heraus. Ein
großer Haufen Hobelspäne wurde im Innern der Hütte zunächst der angestrichenen
Seite der Wand angezündet. Die Flammen spielten mehrere Minuten lang heftig auf letztere,
entzündeten aber nur einen Rand eines Bretes, welcher Theil aber auch nicht in
Flamme ausbrach, sondern nur furze Zeit rauchte. Durch die Hitze des Feuers
wurde das Salz auf die Oberfläche des Holzes gezogen und schmolz daselbst zu
einer Glasur auf demselben. Späterhin, wo das ganze Gebäude vom Feuer zerstört
wurde (nachdem man dasselbe durch den Phillips'schen
„Annihilator“ vergebens zu löschen versucht hatte),
waren die Flammen so heftig, daß wenige Materialien ihnen hätten widerstehen
können; dennoch blieben von dem äußern bestrichenen Theil des Holzes mehrere
Breter übrig. Bei näherer Untersuchung dieser letzteren fand man die
unbeschützten Oberflächen, welche dem Feuer unmittelbar ausgesetzt gewesen
waren, ganz verkohlt; diese Verkohlung erstreckte sich aber nur bis an den
Punkt, wohin das Wasserglas von der andern Seite des Bretes gedrungen war.
Dieser Versuch bewies offenbar, daß das Wasserglas ein sehr schätzbares
Schutzmittel ist, und daß schon ein bloßer Anstrich damit das Holz beträchtliche
Zeit gegen das Feuer schützt und die Verbreitung eines Brandes sehr
verzögert.
Bald nach diesen Versuchen kam man auf den Gedanken, daß der
Wasserglas-Ueberzug, in Verbindung mit einem gewöhnlichen Kalkanstrich
angewandt, nicht nur der Feuchtigkeit besser widerstehen, sondern auch ein noch
wirksameres Schutzmittel abgeben und überdieß dadurch wohlfeiler zu stehen
kommen dürfte.
Es wurden einige Breter in folgender Weise präparirt: zuerst wurde eine verdünnte
Auflösung von Natron-Wasserglas mittelst eines Pinsels aufgetragen;
nachdem dieselbe ganz in das Holz eingedrungen und getrocknet war, wurde eine
dicke Kalktünche (bereitet durch Löschen von Kalk und Anrühren desselben mit
Wasser zur Consistenz des dicken Rahms) aufgetragen; zuletzt, nachdem die Breter
2–3 Stunden der Luft ausgesetzt gewesen waren, wurden sie mit einer
zweiten Auflösung von Wasserglas, welche etwas stärker als die erste war,
angestrichen.
Die mit dem so präparirten Holz angestellten Versuche ergaben, daß sein Ueberzug
der Einwirkung der Hitze ganz vorzüglichen Widerstand leistet, daß die stark
erhitzte Oberfläche des Holzes sich gar nicht abschält und in hohem Grade gegen
den Einfluß der auf sie spielenden Flamme geschützt bleibt. Die Dauerhaftigkeit
dieses Ueberzuges wurde dadurch geprüft, daß präparirte Holzoberflächen einem
continuirlichen Wasserstrom und starken Regengüssen lange Zeit ausgesetzt
wurden. Der Regen hatte keine Wirkung auf den Ueberzug; bei der andern,
strengern Probe wurde erst nach einiger Zeit das Material in gewissem Grade
weggespült, da wo der Wasserstrahl zuerst auf das Holz auffiel.
Die Festigkeit dieses Ueberzuges prüfte man dadurch, daß starke Schläge auf die
Oberfläche des Holzes geführt wurden. Der Ueberzug wurde aber nur an einer oder
zwei Stellen beschädigt, wo der Kalk etwas zu dick aufgetragen worden
war.“
Versuche, welche in Chatham angestellt wurden.
Auf Veranlassung des Kriegsministers Lord Panmure wurden
noch Versuche in Chatham unter Leitung des Obersten Sandham mit diesem Verfahren angestellt, um insbesondere seinen Werth zum
Schütze der Feldhütten (Baraken) zu erproben.
„Es ist natürlich unmöglich, heißt es in dem darüber erstatteten Bericht,
das Holz durch irgend welche Substanzen, selbst wenn es ganz von denselben
durchdrungen wird, unverbrennlich zu machen. Durch solche Schutzmittel kann nur
erreicht werden:
1) daß die Holzsubstanz in hohem Grade gegen die Wirkung des nahen Feuers oder
der aus dem stark erhitzten Holz austretenden und an dessen Oberfläche
verbrennenden Dämpfe geschützt wird, und
2) daß das Holz in hohem Grade der Eigenschaft beraubt wird, das Feuer
fortzupflanzen, so daß eine andauernde Einwirkung von
Wärme oder Feuer aus einer andern Quelle (z.B. ein stark erhitzter Ofen oder
unbeschütztes Holz) erforderlich ist, um es vollkommen zum Brennen zu
bringen.
Das Natron-Wasserglas, welches sich zu diesem Zwecke sehr gut eignet, ist
zu sehr billigem Preise anzuschaffen und die Anwendung desselben so einfach, daß
sie von gewöhnlichen Arbeitern bewerkstelligt werden kann.
Bei Herstellung neuer Baraken ist es am besten, das dazu bestimmte Holz vorher
ganz mit Wasserglas zu Präpariren, damit sie dem Feuer, von welcher Seite es an
sie gelangen mag, starten Widerstand leisten.
Aber auch in schon errichteten Feldhütten ist es sehr rathsam, die der Hitze oder
dem Feuer ausgesetzten Stellen (in der Nähe der Oefen) durch diesen Ueberzug zu
schützen, nachdem man vorher jede andere Bedeckung des Holzes (Anstrich oder
Papier) beseitigt hat. Mit 1 Pfund Natron-Wasserglas, welches in Wasser
vollkommen auflöslich ist, kann man eine Holzoberfläche von 10 Quadratfuß
präpariren.“
Anleitung zum Ueberziehen des Bauholzes mit
Natron-Wasserglas und Kalk.
Das Natron-Wasserglas wird als dicker Syrup vorräthig gehalten. Der
Kalkanstrich wird bereitet, indem man guten fetten Kalk mit Wasser gehörig löscht und ihn dann mit
Wasser zur Consistenz eines dicken Rahms verdünnt.
Das Holz wird zuerst mit einer verdünnten Auflösung des Wasserglases, sodann mit der
Kalktünche und zuletzt mit einer etwas stärkern Wasserglas-Auflösung
angestrichen. Das Holz soll ziemlich glatt seyn und jeder Ueberzug desselben (wie
Papier, ein Anstrich oder sonst eine Substanz) muß vorher durch Hobeln etc. gänzlich
entfernt werden.
Die Auflösung des Silicats wird durch Auflösen von 1 Maaßtheil des Syrups in 3
Maaßtheilen Wasser mittelst bloßen Umrührens bis zur vollkommenen Vermischung
bereitet. Das Holz wird mit dieser Lösung vermittelst eines gewöhnlichen
Tünchpinsels durch zwei- bis dreimaliges Ueberfahren angestrichen, so daß es
möglichst viel von der Flüssigkeit in sich aufnimmt. Wenn dieser erste Anstrich
nahezu trocken ist, so wird das Holz mit der Kalktünche wie gewöhnlich angestrichen.
Hierauf wird eine Auflösung von 2 Maaßtheilen syrupartigen Wasserglases in 3
Maaßtheilen Wasser bereitet, und auf den ziemlich aufgetrockneten Kalkanstrich
aufgetragen, womit die Präparation des Holzes fertig ist. Sollte der Kalkanstrich
etwas zu dick aufgetragen worden seyn, so wird die Holzoberfläche nach dem dritten
Anstrich, wenn er ganz trocken ist, beim Reiben mit der Hand etwas Kalk abgeben; in
diesem Falle muß noch ein Anstrich mit Wasserglaslösung von der zweiten Stärke
gegeben werden.