Titel: | Ueber die Wirkung des Schwefelchlorürs auf die Oele; von Z. Roussin. |
Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. XXXV., S. 136 |
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XXXV.
Ueber die Wirkung des Schwefelchlorürs auf die
Oele; von Z.
Roussin.
Aus den Comptes rendus, Novbr. 1858, Nr.
22.
Roussin, über die Wirkung des Schwefelchlorürs auf die
Oele.
Wenn man einem Pflanzenöl beiläufig den dreißigsten Theil seines Volums
Schwefelchlorür (gelben Chlorschwefel, Halb-Chlorschwefel) beimischt, so löst
sich letzterer Körper darin vollkommen auf; bald hernach erhitzt sich das Gemisch
und bekommt eine so klebrige Consistenz, daß man oft das Gefäß umkehren kann, ohne
daß dessen Inhalt auslauft.
Beträgt das zugesetzte Schwefelchlorür nur ein Zehntel vom Volum des Oels, so stellen
sich die erwähnten Erscheinungen in höherem Grade ein. Das Gemisch erlangt bald eine
Temperatur von 50 bis 60° C.; es entwickeln sich einige Blasen von salzsaurem
Gas, die ganze Masse erstarrt plötzlich ohne ihre Durchsichtigkeit zu verlieren und
bekommt eine dem Kautschuk ähnliche Consistenz. Dieses Product besitzt eine gewisse
Elasticität und zieht sich nach seinem Erstarren ein wenig zusammen. Läßt man es in
destillirtem Wasser weichen, so verliert es seine Durchsichtigkeit vollkommen und
wird undurchsichtig weiß. Nach einigen Tagen ist es ganz in eine weiße, leicht
zerreibliche, elastische Masse umgewandelt, welche dem anfänglichen Product nicht
mehr ähnlich ist und eher für ein organisirtes Product gehalten werden könnte.
Wenn man ein Gemisch von 1 Theil Schwefelchlorür und 9 Theilen Oel nimmt und
dasselbe, anstatt ein freiwilliges Erstarren abzuwarten, erhitzt, so stellt sich bei
einer Temperatur von nahezu 60° C. eine ziemlich starke Reaction ein: es
entbindet sich salzsaures Gas und die ganze Masse wird in ein elastisches,
schwammichtes Product verwandelt, welches gewissen kryptogamischen Vegetationen
täuschend ähnlich sieht. Läßt man es in Wasser weichen, so wird es weißer ohne seine
Gestalt zu verändern.
Alle diese Producte widerstehen der Einwirkung der kochenden Alkalien, sowohl der
verdünnten als der concentrirten. Das Ammoniak und die verdünnten Säuren haben keine
Wirkung auf sie. Wasser, Alkohol, Aether, Schwefelkohlenstoff und die Oele scheinen
sie weder zu verändern noch aufzulösen.
Bei der Temperatur von 150° C. bleiben sie fest und unverändert; bei einigen
Graden darüber fangen sie an zu einer braunen Flüssigkeit zu schmelzen und geben
weißliche saure Dämpfe aus. Ich hatte nicht Zeit die Zusammensetzung dieser Producte
zu bestimmen. Nach langem Kochen in alkalischen Lösungen, wiederholtem Waschen mit
verdünnten Säuren und siebendem Wasser, enthalten sie noch Schwefel und Chlor in
beträchtlichem Verhältniß. In diesem Zustande ertheilt ihnen die geringste
Erschütterung eine eigenthümliche wurmförmige Bewegung, welche einige Zeit
andauert.Rochleder hat schon die sonderbare Reaction
beobachtet, welche der Chlorschwefel auf die fetten Oele ausübt. Derselbe
fand nämlich, daß wenn man tropfenweise Chlorschwefel in Provenceröl gießt,
dieses bei fortgesetzter Behandlung zu einer gelben durchschimmernden
Gallerte erstarrt, welche sich weder in Aether, noch in Alkohol und Wasser
zu verändern scheint, nur etwas durchsichtiger wird und dabei so elastisch
ist, wie Kautschuk in gewöhnlicher Temperatur (polytechn. Journal Bd. CXI S. 159).A. d. Red.