Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. , S. 313 |
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Miscellen.
Miscellen.
Der Brückenbau bei Kehl.
Das Journal des Chemins de fer vom 25. December v. J.
enthält über dieses interessante Bauwerk folgende Mittheilung. Bekanntlich ist am
16. September 1857 zwischen Baden und Frankreich ein internationaler Vertrag
abgeschlossen worden, welcher die Errichtung einer stehenden Brücke über den Rhein
zwischen Kehl und Straßburg zur Verbindung der beiderseitigen Eisenbahnen bezweckt.
In Folge dieses Vertrags und des in Uebereinstimmung damit am 2. Juni 1858
festgestellten Projects sind die französischen Ingenieure der Ostbahn mit der
Fundation der 4 Strompfeiler und 2 Widerlager für eine Flußöffnung von 235 Meter
beauftragt, während der Oberbau der Brücke von badischen Ingenieuren auszuführen
ist. Die bis auf eine Tiefe von 80 Meter ausgeführten Sondirungen des Flußbettes
haben herausgestellt, daß es sich hier um eine seit Jahrhunderten gebildete Kieslage
handelt, welche, da die Geschwindigkeit der Strömung an manchen Stellen 4–5
Meter in der Secunde beträgt, steten Veränderungen unterliegt. Es muß daher die
Fundirung der Pfeiler zur Erlangung einer soliden Basis in großer Tiefe stattfinden,
wozu man sich der Methode der Gründung durch Anwendung comprimirter Luft bedient, welche mittelst starker Maschinen in
wasserdichte Behälter mit starken widerstehenden Wänden gepumpt wird, in welchen die
Arbeiter sich aufhalten können.
Vor Allem handelte es sich um Herstellung einer Nothbrücke zum Transport der
Gründungsmaterialien etc. Diese ruht auf 40 Centimet. starken Pfählen, welche
mittelst Dampframmen 10–12 Meter tief im Flußbette eingetrieben wurden. Diese
Nothbrücke ist auf der französischen Seite bis zur Stelle des ersten definitiven
Strompfeilers vorgerückt. Die Pfeilergründung wird nun wie folgt vorgenommen. 2
Pfahlreihen, beil. 3 Meter von einander abstehend, umgeben den für den Pfeiler
bestimmten Raum und bilden einen Schutzdamm für denselben. Ein zweietagiges Gerüst
ist rundherum errichtet, dessen oberste Fläche in einem Niveau mit der Fahrbahn der
Nothbrücke sich befindet und rechts und links zwei Bahngeleise enthält, auf welchen
sich mächtige Hebekrahnen bewegen. Nachdem die nöthigen Baggerungen stattgefunden
haben, um die vier Blechbehälter (Caissons), welche die
Basis des Pfeilers zu bilden bestimmt sind, placiren zu können, wird man an das
Versenken dieser Behälter selbst schreiten. Jeder derselben von rechteckiger Form
und nach Unten offen, hat eine Blechstärke von 8 Millimeter, eine Länge von 7 Meter,
eine Breite von 5,80 Meter und eine Höhe von 3,40 M. Ihr Gewicht beträgt 33,000
Kilogr., also für alle vier beil. 133,000 Kilogr. Jeder Kasten ist mit drei Kaminen
versehen, wovon die beiden Seitenkamine 1 Meter Durchmesser haben und zur Passage
der Arbeiter so wie zur Einbringung der Luft von den Gebläsemaschinen dienen. Der
dritte Raum befindet sich in der Mitte des Kastens, hat 1,5 Meter Durchmesser und
ist nach Unten bis zum Kies des Flußbettes verlängert; in demselben wirkt ein von
Dampf betriebener Baggerapparat. Wenn die 4 Behälter versenkt sind, werden die Gebläsemaschinen in
Wirkung treten um Luft in jeden Behälter zu führen, welche mit einem Druck, der
größer als derjenige des Wassers, 8 Arbeitern gestatten wird, in dieser Art
Citadelle unter Wasser zu arbeiten um den von dem Baggerapparat im mittleren Schacht
aufgebrachten Kies wegzuschaffen. Auf diese Art werden die Behälter sich allmählich
in dem Flußbett tiefer und tiefer einsenken, und mit zunehmendem Luftdruck will man
dieselben bis auf 20 Meter Tiefe hinunter treiben. Auf die 4 Caissons kommt ein starkes Zimmerwerk von Holz und auf dieses das
Mauerwerk, welches mit den Behältern sich hinunter senkt. Auf die Tiefe von 20 Meter
unter dem Flußbett angelangt, werden die 12 Kamine abgenommen um für den nächsten
Pfeiler verwendet zu werden; es wird Beton in die Blechkasten und in alle
Zwischenräume des Holzwerks eingebracht und man erhält so eine Masse von Mauerwerk
und Beton von 7 Meter Breite, 23 Meter Länge und 20 Meter Höhe. Auf diesen Block
wird das Mauerwerk des Pfeilers aus Granit von den Vogesen und vom Schwarzwald
aufgeführt. Diese nur oberflächlich skizzirten Details mögen hinreichen einen
Begriff zu geben von den Schwierigkeiten und dem hohen Interesse, welche sich an
dieses kolossale Unternehmen knüpfen, bei welchem die Wissenschaft des Ingenieurs
eine Vereinigung von Hindernissen zu bekämpfen hat, von welchen ein einziges unsere
Vorfahren zurückgeschreckt haben würde.
Die bei den Arbeiten beschäftigten Ingenieure der Ostbahn sind: Vuignier, Ingenieuren Chef, Fleur
Saint-Denis, erster Ingenieur, de Sapel,
Ingenieur, Joyent und de
France, Sectionsvorstände. Den Dienst der Dampfmaschinen von 170
Pferdekraft leitet der Inspector des Betriebsmaterials der Ostbahngesellschaft, Marechal. Die Arbeiten werden Tag und Nacht betrieben
unter Benützung des elektrischen Lichts; sie führen an die Ufer des Rheins eine
Bevölkerung von 1500 Personen. (Eisenbahnzeitung, 1859, Nr. 1.)
Das Armstrong'sche Geschütz.
Galignani's
Messenger bringt in seiner Nummer vom 17. bis 18 Januar
d. J. einen längern Artikel über das in öffentlichen Blättern schon einigemal
erwähnte Armstrong'sche Geschütz, den wir, da diese
Erfindung Aufsehen erregt, unsern Lesern mittheilen wollen. Die Einleitung spricht
sich sehr weitschweifig über die Verbesserung der Feuerwaffen überhaupt aus; wir
erfahren jedoch dadurch nichts Neues und können sie also im Ganzen übergehen. Wie
gewöhnlich, geht es über die englische Militär-Verwaltung her und wird ihr
die Schuld aufgebürdet, die Ehre der Erfindung der verlängerten Geschosse Englands
verscherzt zu haben, indem ein gewisser Greener bereits
1836 ganz die nachher nach Minié benannten
Geschosse und Gewehre construirt habe. Minié habe
sich dieser Idee bemächtigt und sie mit Erfolg weiter entwickelt. Erst von ihm habe
sie dann die Regierung angenommen, obwohl die Versuche mit der Greener'schen Waffe vollkommen gelungen gewesen wären. Die Uebertragung
des Systems der Expansivgeschosse auf die Geschütze habe sowohl in Bezug auf
Herstellung der Züge im Geschütze, als auch auf Darstellung des Geschosses ihre
bedeutenden Schwierigkeiten, und das Lancaster-Geschütz mit seiner ovalen
Bohrung und seinem schmiedeeisernen Geschosse habe einen sehr kostspieligen
Bankerott gemacht. Dieß der wesentliche unerquickliche Inhalt der Einleitung. Der
Berichterstatter fährt nun fort:
„W. J. Armstrong, ein Civilingenieur, kein
gelernter Artillerist, scheint nun das Problem gelöst zu haben und hat der
Artillerie wieder zu ihrem Uebergewicht über das kleine Feuergewehr
verholfen.
Armstrong's Geschütz ist von Stahl und wird von einem
aus spiralförmig gewundenem Schmiedeeisen gebildeten Mantel umhüllt. Die Stärke
und Festigkeit dieser Verbindung im Vergleich zu Bronze oder Gußeisen befähigt
das Geschütz, ein 18 Pfd. schweres Geschoß aus einem Rohre zu schießen, das
nicht mehr als der gewöhnliche 9pfünder wiegt. Die Seele ist mit etwa 40
schwachen Zügen, welche auf die ganze Länge der Bohrung eine Umdrehung machen,
versehen. Das Geschoß ist von Schmiedeeisen, cylindrisch und mit abgerundetem
Kopfe. Der größere Theil der Oberfläche desselben ist mit einer solid
befestigten Bleihülle überzogen. Das Geschütz wird von Hinten geladen, und
da das Geschoß durch die Bleihülle einen etwas stärkern Durchmesser hat als die
Bohrung, so wird es durch die Gewalt des Pulvers fest in die Züge getrieben und
außerdem umschließt die Bleihülle sodann das Geschoß selbst noch um so dichter,
so daß ein Abstreifen weniger zu befürchten steht, und das Geschoß die
vorgeschriebene rotirende Bewegung erhält. Die Betrachtung der Versuche beweist
die Vortheile dieser Verbesserung.
Bei den Versuchen in Shoeburyniß wurde zur Prüfung der Tragweite und
Trefffähigkeit eine 6 hohe Scheibe auf eine Entfernung von 3500 Yards (nur 20
Yards weniger als eine englische Meile) wiederholt und mit größter Sicherheit
getroffen. Das Geschoß war ein 18pfündiges. Ein cylindrisches Geschoß mit
abgerundetem Kopfe leidet bei richtiger Rotation weit weniger von dem
Luftwiderstande, als ein kugelförmiges von demselben Gewichte.
Armstrong's Geschoß kann sehr leicht in ein
Hohlgeschoß und zwar in ein solches, welches mit seinem Eindringen explodirt,
verwandelt werden. Es geschieht dieß durch Füllen der kleinen innern Höhlung mit
Sprengladung und durch Aufsetzen eines Percussionszünders auf dem vordern Ende
des Geschosses. Dadurch, daß das Geschoß nach dem Aufschlage erst noch einen Weg
von 4–5 Fuß zurückzulegen vermag, ehe es explodirt, wird es ihm z.B.
möglich, die Seitenwand eines Schiffes zu durchschlagen, und dann mitten unter
die Menschenmenge auf dem Decke seine Sprengstücke zu schleudern. Soll das
Geschoß keine Sprengwirkung äußern, so wird an der Stelle des Zünders ein
eiserner oder stählerner Verschluß aufgeschraubt. – Zum Beweise der
Eindringungsfähigkeit diene Folgendes: Ein 5pfündiges Geschoß schlug auf 1500
Yards eine 3' dicke, von 6 Lagen Ulmenholz solid zu einem Block verbundene
Scheibe durch. Ein 12pfündiges Geschoß durchdrang auf 800 Yards zu Shoeburyniß
einen 9' dicken eichenen Klotz. Auf 400 Yards schlug das 32pfündige Armstrong'sche Geschoß, mit Stahl verschraubt, einen
Theil von einer der eisernen Platten der schwimmenden Batterie
„Trusty“ ein, drang durch die Seitenwand, riß einen der
Balken weg und fuhr über das dritte Deck wieder hinaus. – Man braucht
also mit Armstrong's Geschütz keine schwimmenden
eisernen Widder und keine geharnischten Schiffe zu fürchten.“ (Neue
Militär-Zeitung vom 12. Februar 1859.)
Wir verweisen auf die Notiz über Armstrong's Kanone im
vorhergehenden Heft S. 237 und auf die vorstehend S. 265 mitgetheilte Beschreibung
seiner Zünder. – Wie die Allgemeine Zeitung vom
27. Februar d. J. aus London berichtet, wurde Hr. Armstrong bei dem Lever der Königin am 23. d. M in den Ritterstand erhoben
und heißt nun Sir William Armstrong. Zwei große Anstalten zur Herstellung des von
ihm erfundenen Geschützes werden errichtet, die eine zu Woolwich, die andere zu
Newcastle, und 200 Stücke sollen in aller Schnelligkeit fertig gemacht werden.
Die Redaction.
Die Pferdekraft nach dem neuen preußischen
Landesgewicht.
Durch Circular-Verfügung des kgl. preußischen Handels-Ministeriums vom
6. Januar d. J. ist bestimmt, daß fortan in allen Berechnungen von Maschinen die Pferdekraft zu 480 Pfund des
mit dem 1. Juli v. J. eingeführten neuen LandesgewichtesDas durch die Zollvereins-Verträge für den Zollverkehr eingeführte Pfund von 500 französischen Grammen bildet
künftig die Einheit des Landesgewichts. 100
Pfunde machen einen Centner. Für den gewöhnlichen Verkehr wird das Pfund in 32 Lothe, das Loth in 4 Quentchen, das
Quentchen in 4 Richtpfennige getheilt; das Pfund kann aber auch in 500
Gramme eingetheilt werden, wobei der Gramm in Zehntheile (Decigramme), in
Hunderttheile (Centigramme) und Tausendtheile (Milligramme) getheilt
wird.A. d. Red., welche in der Secunde 1 Fuß hoch zu heben,
angenommen werden soll. Eine Vorschrift hat hierüber früher nicht bestanden,
meistens wurden als eine
Pferdekraft per Secunde 500 Fußpfund gerechnet. Da nun 500 alte Pfund = 467.72 neue
Pfund, so ist die jetzt vorgeschriebene Pferdekraft um 12,28 Pfund größer. –
Zur Verwandlung der alten Pferdekraft in die neue hat man hiernach das Verhältniß von 0,9744, und im
umgekehrten Falle von 1,0263 anzuwenden.
Manche nahmen bisher die Pferdekraft zu 550 Fußpfunden per Secunde an. Da 530 alte Pfd. = 514,48 neue Pfd., so finden hier
folgende Verhältnisse statt:
514,48/480 = 1,0718, und 480/514,48 = 0,9330.
Bei dieser Annahme hatte man für die
Minute 33000 Fußpfund, oder, da 1 Kubikfuß Wasser 66 alte Pfd. wiegt, 500
Kubikf. Wasser 1 Fuß hoch gehoben. Für die jetzt festgestellte Pferdekraft berechnen
sich nur 466,49 Kubikf.; eine ungleiche und darum unbequeme Zahl. Dagegen hat man
für 1 Lachter Höhe in der Minute 466,49/6⅔ = 69,97
Kubikf., was man auf 70 Kubikf. runden kann. Man hat dann für die Pferdekraft per Minute im reinen Nutzeffekte bei der Wasserhebung
den einfachen Ausdruck:
70 Lachter-Kubikfuß, oder 1
Kubikf. 70 Lachter hoch, oder 7 Kubikf. 10 Lachter hoch.
In Frankreich wird die Pferdekraft zu 75 Kilogrammmeter
(75 Kilogramm 1 Meter hoch) per Secunde angenommen. Dieß
gibt nach unserem neuen Gewichte 477,92 Fußpfund, ist also von dem obigen Satze nur
um 2,08 Fußpfd. verschieden. Für Verwandlung der französischen Pferdekraft in die
preußische, und umgekehrt hat man die Verhältnißzahlen: 0,9957 und 1,0043.
In England findet man für die Pferdekraft verschiedene
Annahmen, am gewöhnlichsten aber 500 Fußpfd. per
Secunde, dieß macht 440,17 neue preuß. Fußpfd., und berechnet sich darnach das
Verhältniß von 0,9172 und von 1,0902.
Druck der Atmosphäre. Dieser soll nach demselben
Ministerial-Erlaß auf den Quadratzoll zu 14 Pfd. des neuen Gewichtes
angenommen werden. Nach dem alten Gewichte rechnete man 15 Pfd., was = 14,0313 neue
Pfd., wogegen 14 neue Pfd. = 14,9665 alte Pfd. Das letztere Gewicht entspricht einer
Quecksilbersäule von 28 Zoll 11 1/4 Linien Länge,
welche man in 14 gleiche Theile zu theilen hat, um daran die Pfunde abzulesen.
(Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1859, Nr.
6.)
Mennons' galvanische Batterie.
M. A. Mennons in Paris ließ sich am 14. April 1858 für
England die Anwendung von Blei statt des Zinks oder
sonstigen oxydirbaren Metalls bei der Construction galvanischer Batterien
patentiren.
So wird z.B. bei der Bunsen'schen Batterie das Zinkelement
durch einen Bleicylinder ersetzt, der die Kohle umgibt, welche in ein poröses, mit
reiner oder verdünnter Säure beschicktes Gefäß gestellt wird. Das äußere Gefäß,
welches das Blei enthält, wird mit reinem oder angesäuertem Wasser beschickt, und
die Verbindungen werden in gewöhnlicher Weise durch Klemmschrauben hergestellt. Die
Bleilösung, welche im äußern Gefäß während der Thätigkeit der Batterie erzeugt
wurde, zieht man ab, nachdem sie hinreichend gesättigt ist, um sie dann auf
kohlensaures oder salpetersaures, chromsaures etc. Bleioxyd zu verarbeiten. Die
erregenden Flüssigkeiten werden je nach der erforderlichen Stromstärke gewählt. Die
günstigsten Resultate liefert reine oder verdünnte Salpetersäure in Berührung mit
der Kohle, und reines oder angesäuertes Wasser in Berührung mit dem Blei. Die
beschriebene Anordnung liefert einen sehr kräftigen constanten Strom, dessen
Erzeugungskosten durch den Handelswerth des entstandenen Products großentheils
gedeckt werden. (Repertory of Patent-Inventions,
Januar 1859, S. 40.)
Ueber Bessemer's Eisen- und
Stahlfabrication.
W. Fairbairn hielt als Vorsitzender der Abtheilung für
Mechanik in der British Association im September v. J.
einen Vortrag „über die Fortschritte der mechanischen Technik“
, worin er sich über Bessemer's Verfahren folgendermaßen
aussprach:
„Seitdem Bessemer's neues Verfahren –
das aus dem Hohofen abgestochene Roheisen mit Umgehung des Puddelprocesses
unmittelbar mittelst Durchpressens von atmosphärischer Luft zu feinen –
bekannt geworden ist (August 1856), sind in diesem Verfahren solche
Verbesserungen gemacht worden, daß jetzt der Uebergangszustand von dem alten
Verfahren des Ausschmelzens, Feinens und Puddelns zu einer directeren und
continuirlichen Fabricationsart eingetreten ist.“
„Stahlplatten und Stahlstangen werden jetzt ohne Beihülfe eines
langwierigen Zwischenprocesses hergestellt, daher mit Grund anzunehmen ist, daß
das Gußeisen für den Maschinenbau etc. durch einen ganz neuen Artikel ersetzt
werden wird, welcher den Vortheil eines bedeutend größern Widerstandes gewährt.
Es gelang zwar Hrn. Bessemer bis jetzt nicht, durch
sein Verfahren hämmerbares Eisen darzustellen, aber er hat sehr gutes Feineisen
(beautiful refined iron) dargestellt, und Andere
zu Versuchen und Verbesserungen in derselben Richtung aufgemuntert. Bessemer's Entdeckungen haben sich bereits als sehr
werthvoll für die Industrie erwiesen und es läßt sich zuversichtlich die
Einführung noch größerer Verbesserungen erwarten, wodurch Stahl in Platten und
Stäben fast zu demselben Preise wird erzeugt werden können, zu welchem wir jetzt
das beste Stabeisen herzustellen vermögen.“ (Mechanics' Magazine, 1858, Nr. 1834.)
Vorschrift zum Emailliren.
Eine einfache Methode zur Emaillirung von Eisen ist noch immer ein Bedürfniß, doch
soll folgende billige und einfache Methode, welche der Scientific American, vol. XIV, No. 12 bringt,
sehr gute Resultate geben.
Wenn die zu emaillirenden Artikel gehörig mit Sand und verdünnter Säure gescheuert,
dann gewaschen und getrocknet sind, so werden sie mittelst eines groben Pinsels mit
einem dünnen Ueberzug von arabischem Gummi versehen und hierauf mit einem sogleich
näher anzugebenden Pulver gleichförmig so dick bestreut, als man wünscht. Das Pulver
zu weißem Email besteht aus 130 Thln. pulverisirtem Flintglas, 20 Thln. calcinirter
Soda und 12 Thln. Borax, welche Substanzen in einem Tiegel zusammengeschmolzen und
dann pulverisirt werden.
Die mit diesem Pulver bestreuten Artikel werden nun in einen auf 80° Reaumur
geheizten Ofen gebracht, um sie vollkommen abzutrocknen und sodann in einen Ofen
gestellt, welcher bis zur Rothglühhitze gefeuert wird, damit das Pulver schmilzt und
einen glasartigen Ueberzug erzeugt; endlich läßt man sie in einem geschlossenen
Raume allmählich auskühlen und glüht sie dann aus.
Dieser Ueberzug hat auch das Gute, daß er gänzlich ungefährlich ist und nicht, wie so
viele Glasuren, Blei enthält. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1859, Nr.
6.)
Darstellung des Aluminiums aus Schwefelaluminium.
Das Schwefelaluminium, welches man erhält, indem man über Thonerde, welche in einem
geeigneten Apparat zum starken Glühen erhitzt ist, Schwefelkohlenstoffdampf leitet,
wurde zuerst von Petitgand zur Darstellung des Aluminiums
in Vorschlag gebracht; er reducirte dasselbe mittelst Kohlenwasserstoff (polytechn.
Journal Bd. CXLVIII S. 371).
J. H. Johnson ließ sich am 6. März 1858 folgende zwei neue
Methoden zur Reduction des Schwefelaluminiums in England als Mittheilung
patentiren:
Erste Methode. Man vermischt das Schwefelaluminium mit
wasserfreier schwefelsaurer Thonerde in solchem Verhältnis daß der in derselben
enthaltene Sauerstoff gerade ausreicht, mit dem ganzen vorhandenen Schwefel
schweflige Säure zu bilden. Die Mischung wird dann in einer nichtoxydirend wirkenden
Atmosphäre zum starken Glühen erhitzt, wobei Sauerstoff und Schwefel in Form von
schwefliger Säure entweichen und Aluminium zurückbleibt. Durch Umrühren der Masse
wird diese Wirkung befördert. Das erhaltene Aluminium kann in ähnlicher Weise wie es
beim Puddeln des Eisens üblich ist, behandelt und dann entweder gewalzt oder
gehämmert werden.
Zweite Methode. Das Schwefelaluminium wird in einer
sauerstofffreien Atmosphäre zum Rothglühen erhitzt und dann trockenes Wasserstoffgas
(oder das durch Einwirkung von Wasserdampf auf glühende Kohle erzeugte Gemenge von
Wasserstoffgas und Kohlenoxydgas) darüber geleitet. Sollte hierbei eine niedrigere
Schwefelungsstufe entstehen, so sucht man das Aluminium durch eine Art Saigerung
daraus abzuscheiden. (London Journal of arts, December
1858, S. 358.)
Verfahren zur Darstellung des Aluminiums, nach L. F. Corbelli in Florenz.
Der Genannte ließ sich am 26. Januar 1858 in England folgendes Verfahren zur
Darstellung von Aluminium patentiren:
100 Grm. Thon, welcher durch Schlämmen von fremdartigen Theilen befreit und sodann
gut getrocknet wurde, werden mit etwa dem sechsfachen Gewicht englischer
Schwefelsäure oder ganz concentrirter Salzsäure behandelt, indem man die Mischung
zuletzt in einem Tiegel auf 450 bis 500° C. erhitzt. Die so erhaltene Masse
wird mit 200 Grm. entwässertem pulverisirten Blutlaugensalz und 150 Grm. Kochsalz
vermischt und diese Mischung in einem Tiegel zum Weißglühen erhitzt. Nach dem
Erkalten findet man das reducirte Aluminium am Boden des Tiegels angesammelt. (Repertory of Patent-Inventions, October 1858, S.
300.)
Es ist kaum zu bezweifeln, daß bei Anwendung dieses Verfahrens eine Legirung von Aluminium und Eisen erzeugt wird, deren
Professor Calvert mehrere in stöchiometrischem Verhältniß
darstellte; man s. polytechn. Journal Bd. CXXXVIII
S. 285. Die Redaction.
Sicheres Mittel, das Stoßen beim Kochen von Flüssigkeiten in
Retorten und anderen Glasgefäßen zu verhüten; von Dr.
Wittstein.
Beim Erhitzen klarer Flüssigkeiten in Gefäßen mit glatten Wänden tritt bekanntlich
nicht selten der Fall ein, daß dieselben ungeachtet fortwährenden Feuerns nicht
recht ins Kochen kommen wollen, sondern höchstens ein schwaches Schwanken zeigen,
aber dann zeitweilig in Folge einer schwachen Erschütterung von Außen oder auch ohne
alle äußere Veranlassung, plötzlich so stark stoßen, sieden und schäumen, daß dabei
gewöhnlich ein Uebersteigen stattfindet. Dieser Fall ereignet sich weniger bei
wässerigen, als bei geistigen und ätherischen Flüssigkeiten, und hat wohl in nichts
Anderem seinen Grund, als in einer Ueberhitzung derselben, welche wiederum Folge
einer gleichmäßigen Vertheilung und Anhäufung der von
Unten zugeführten Wärme in der Flüssigkeit ist.
Es kommt also, zur Verhütung dieses Uebelstandes, alles darauf an, der gleichmäßigen
Vertheilung der zugeführten Wärme in der Flüssigkeit möglichst entgegenzuwirken,
eine raschere Strömung der Wärme nach der Oberfläche der Flüssigkeit zu veranlassen.
Eine solche Strömung entsteht sofort, wenn sich in der Flüssigkeit am Boden des
Gefäßes ein hervorragender fester Körper befindet; schon ein Sandkorn bewirkt
dieselbe, daher auch das Destilliren in Retorten, welche ein solches in ihrer Masse steckend
enthalten, weit leichter und ruhiger erfolgt, als in ganz makellosen Retorten. Da
jedoch Retorten mit eingeschmolzenen Sandkörnern gerade an diesen Stellen weit eher
zum Springen geneigt sind, so wählt man lieber Retorten von ganz reinem Glase zum
Destilliren, und ersetzt das Sandkorn durch ein in die Flüssigkeit geworfenes Stück
Glas, Quarz, Platindraht u. dgl.
Allein der beabsichtigte Zweck wird dadurch nur zum Theil erreicht. Die Strömung,
welche von dem untersten Punkte des festen Körpers ausgeht, setzt sich nur bis zu
dem obersten Punkte desselben fort und verliert sich dann in den zunächst darüber
befindlichen Flüssigkeitsschichten. Steht nun darüber noch eine hohe
Flüssigkeitssäule, so wird wenigstens diese in den Zustand der Ueberhitzung versetzt
und veranlaßt ein Stoßen und Schäumen, wenn auch meistens nicht so heftig und
gefährlich als bei gänzlicher Abwesenheit eines festen Körpers.
Man ist indessen aller Unannehmlichkeiten vollständig enthoben, wenn man die Strömung
der Wärme unmittelbar bis zur Oberfläche der Flüssigkeit führt, und erreicht dieß
einfach dadurch, daß man den festen Körper von solcher Beschaffenheit wählt, daß er
vom Boden des Destillationsgefäßes bis etwa zur Oberfläche der Flüssigkeit
hinaufreicht. In fast allen Fällen eignet sich dazu ein Glasstab von etwa 1 Linie
Dicke; nur bei sehr schwer kochenden Flüssigkeiten, z.B. Schwefelsäure, nimmt man
zweckmäßig einen besseren Wärmeleiter, nämlich einen Platindraht, der aber
wenigstens die Dicke eines mittleren Strickstocks haben muß.
Seitdem ich ätherische, geistige, wässerige Flüssigkeiten u.s.w. mit eingesenktem bis
zur Oberfläche reichenden Glasstabe destillire, ist alle Gefahr des Stoßens und
Schäumens beseitigt; der Inhalt der Retorte kommt rasch ins Kochen und siedet ruhig
fort. (Wittstein's Vierteljahresschrift für Pharmacie, Bd. VIII S. 104.)
Ueber ein Surrogat für die Goldschlägerhäutchen; von Reinsch.
Bekanntlich sind die Goldschlägerhäutchen von Jahr zu Jahr im Preise gestiegen, und
man war schon lange bemüht, einen anderen Stoff, jedoch ohne Erfolg, dafür in
Anwendung zu bringen. Vor einiger Zeit wurde mir nun von Hrn. Dr. Heller ein papierartiger Stoff mitgetheilt,
welcher mit Vortheil zum Goldschlagen benutzt wird und weit billiger als die
Darmhäutchen zu stehen kommt; dieser Stoff gleicht einem mit Oel oder Wachs
getränkten Papier und kommt auch im Format des Papiers vor; der Bogen kostet, je
nach der Stärke 7 bis 9 kr. Auf den ersten Anblick hielt ich es auch für ein mit
Leim oder Oel stark getränktes Papier, die mikroskopische und chemische Untersuchung
dieses Stoffes belehrte mich jedoch eines anderen. Wenn man einen Streifen davon
über eine Lichtflamme hält, so rollt er sich schnell zusammen, schmilzt gleichsam
und bläht sich auf; er läßt sich entzünden und verbrennt unter Entwickelung des
Geruches nach verbranntem Horn mit heller, nicht rußender Flamme, eine geschmolzene,
schwer verbrennbare Kohle zurücklassend. Wenn man diese längere Zeit glüht, so
bleibt eine grauliche Asche zurück, die zum großen Theil aus phosphorsaurem Kalk
besteht. Beim Erhitzen in einer Glasröhre schmilzt der Stoff und bläht sich auf; es
entwickeln sich zuerst Wasserdämpfe, dann kohlensaures Ammoniak und thierisches
brenzliches Oel; daraus ergibt sich hinlänglich, daß dieses Papier aus thierischer
Substanz bestehe, jedoch war es immerhin noch möglich, daß es auch Pflanzenfaser
enthalte. Ich brachte deßhalb einige Streifen dieses Papiers in Wasser und erhitzte
sie darauf zum Kochen; dabei entwickelte sich ein widriger fischthranartiger Geruch,
die Streifen quollen auf, wurden aber dabei elastisch zähe, und in dem Wasser selbst
waren nur Spuren von aufgelöstem thierischem Stoff zu bemerken. Als ich hierauf die
aufgequollenen Streifen unter dem Mikroskop mit Beihülfe des Polarisationsapparates
untersuchte, konnte ich weder Fasern von Baumwolle noch von Flachs erkennen, welches
nach meiner Methode bekanntlich sehr leicht auf diese Weise beobachtet werden kann;
ich verglich hierauf die Fasern mit der Faser von Gedärmen und fand, daß sie ganz
damit übereinstimmten. Ich bin deßhalb überzeugt, daß diesem Papiere thierischer
Faserstoff zu Grunde liegt, und daß es wahrscheinlich in der Art erhalten wird, daß
man Gedärme, Blasen,
Sehnen, vielleicht auch Abfälle von Häuten der anfangenden Verwesung überläßt,
hierauf in einem Papier-Apparat (Holländer) zu einem feinen Faserbrei
zermalmt und ähnlich wie das gewöhnliche Papier behandelt. Da dieser Stoff bis jetzt
nur in Paris angefertigt wird, und seine Fabrication noch ein Geheimniß seyn soll,
so verlohnte es sich gewiß der Mühe, Versuche zu seiner Herstellung zu machen, da
seine allgemeinere Anwendung für die Goldschlägerei von Bedeutung ist. (Fürther
Gewerbezeitung.)
Werthsteigerung der Rohmaterialien durch die
Fabrication.
Der Artizan gibt im Septemberhefte von 1858 einige
interessante Notizen über diesen Gegenstand, welche zeigen, welche ungeheure
Werthsteigerung namentlich die billigen Rohmaterialien durch die Fabrication
erfahren. Setzt man z.B. den Preis von 1 Pfd. des Rohmaterials gleich 1, so beträgt
bei Blei der Werth des Fabricates in der Form von Blech 1,32 und in der Form von
kleinen Typen 30, und ebenso findet statt bei
Kupfer für Hausgeräthschaften eine Steigerung auf das
4,92 fache
„ „
feine
Siebe
„
„
„
„
53,00 „
Gußeisen für Kunstsachen eine Steigerung auf das 48
bis
148 „
Schmiedeeisen für gezogene Flintenrohre eine Steigerung auf
das
240 „
„
„ Messerklingen eine
Steigerung
„ „
650 „
„
„ polirte Stahlschnallen eine Steigerung auf
das
900 „
„
„ Nadeln eine
Steigerung
„ „
70 „
„
„ feine Scheren eine
Steigerung
„ „
450 „
„
„ polirte stählerne Schwertgriffe eine Steigerung auf
das
980 „
Hanf für Seile und Taue eine
Steigerung
„ „
4 „
Flachs-Leinwand „
„
„ „
5 „
Die stärkste Steigerung ist beim Stahl wahrzunehmen, welcher allerdings unter allen
Materialien dadurch ausgezeichnet ist, daß er vermöge seiner Fähigkeit, die
verschiedensten Härtegrade anzunehmen, zu unendlich vielen Artikeln verwendet werden
kann. Am interessantesten zeigt sich dieß bei Uhrfedern, bei welchen allerdings fast
nur die Arbeit bezahlt wird. Von den Unruhfedern zu kleinen goldenen Damenuhren
wiegen z.B. 17 einen Gran und kosten à Stück 4
Pence, so daß 1 Gran 5 Sh. 8 P. kostet. Der Yard wird mit 1 Sh. verkauft und wiegt
36/100 Grain, und aus 1 Unze Eisen, welche etwa 1/8 Penny werth ist, sind 1320 Yards
solcher Federn mit einem Werthe von 66 Pfd. Sterl. herzustellen. Die kleinsten
Uhrenfedern Nr. 70 kosten 20 Sh. pro Yard, und aus 1
Unze Stahl werden 3320 Yards Federdraht mit einem Verkaufswerthe von 3320 Pfd.
Sterl. gewonnen, so daß der Stahl durch diese Fabrication einen 830mal so hohen
Werth als feines Gold und einen 13280mal so hohen Werth als feines Silber erhalten
hat. Die Preissteigerung ist hier ungefähr eine 6 Millionenfache. (Notizblatt des
Civilingenieur, 1858, Nr. 2.)