Titel: | Verbessertes Verfahren zur Darstellung silberner Copien auf galvanoplastischem Wege, von Hrn. Friedrich in Stettin. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. LXXIX., S. 282 |
Download: | XML |
LXXIX.
Verbessertes Verfahren zur Darstellung silberner
Copien auf galvanoplastischem Wege, von Hrn. Friedrich in Stettin.
Aus
Armengaud'sGénie
industriel, Juli 1869, S. 15.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Friedrich's verbessertes Verfahren zur Darstellung silberner Copien
auf galvanoplastischem Wege.
Die Erfindung des Hrn. Friedrich zu Stettin in Preußen
(patentirt in Frankreich am 20. Januar
1859) betrifft ein Verfahren, welches das Silber auf galvanoplastischem Wege
in cohärentem Zustande zu erhalten gestattet. Die hiermit verbundenen
Schwierigkeiten beseitigt er durch Verbesserungen 1) in der Anordnung des
galvanoplastischen Apparats, 2) in der Herstellung der hohlen Formen, und 3) in der
Methode die letzteren zu Leitern des galvanischen Stroms zu machen.
Apparat. – Die Elektricität liefert ein Smee'sches Element, welches in der aus Fig. 44 und 45
ersichtlichen Weise angeordnet ist. Fig. 45 ist der
senkrechte Durchschnitt eines galvanoplastischen Apparats nach dem neuen System, und
Fig. 44
ein entsprechender Grundriß.
Das Element besteht aus einem Gutta-percha-Pfropf A, in welchem kurze viereckige Messingstäbe a, b und c eingefügt sind;
jeder derselben hat ein auf seine Länge senkrechtes und mit Schraubenmutter
versehenes Loch, welches durch die ganze Gutta-percha hindurchgeht, um mit
Gewinde versehene Metalldrähte einführen und in das Loch schrauben zu können.
Jedes der Stücke a, b und c
ist überdieß mit einem horizontalen Loch versehen, in welches ebenfalls eine
Schraubenmutter geschnitten ist; dasselbe hat die Bestimmung eine Schraube d aufzunehmen.
Die Zinkpole sind mit den Stücken a und c durch Kupferdrähte e und
f verbunden; der Platinpol wird mit dem Stück b durch einen Silberdraht g
verbunden. Die Enden der Kupferdrähte sind zu Haken h
umgebogen, welche zum Aufhängen des Elements dienen.
Die horizontalen Löcher der Stücke a und c dienen um mittelst der Schrauben d die Metallstreifen i und
j zu befestigen, welche den galvanischen Strom der
Silberlösung zuleiten.
Durch diese Construction des Smee'schen Elements vermeidet
man jede Reinigung, was bei der Galvanoplastik sehr wichtig ist, und kann also
continuirlich fortarbeiten.
Das Gefäß K des Apparates ist mit verdünnter
Schwefelsäure von 13° Baums gefüllt, in welche die Zinkplatten l und die verplatinirte Silberplatte m tauchen.
Der Metallstreifen i wird einerseits mit den
Messingstücken a und c durch
die Schrauben d verbunden, andererseits mit der Stange
n (Fig. 45), an welcher die
hohlen Formen O in dem die Silberlösung enthaltenden
Behälter P aufgehängt sind.
Den anderen Streifen j verbindet man durch die Schraube
d¹ mit dem Messingstück b des Elements, und sein anderes Ende wird mit der
Stange q (Fig. 44) verbunden, an
welcher die Silberplatten R in der Silberlösung
aufgehängt sind.
Anfertigung der vertieften Formen. – Für die
hohlen Formen oder Abdrücke benutzt man Gutta-percha, welche mit Olivenöl
gemischt ist, im Verhältniß von 6 Th. Gutta-percha auf 1 Th. Olivenöl.
Um die hohle Form oder den Abdruck eines Modelles in Guttapercha zu machen, verfährt
man auf folgende Weise:
Man stellt das Modell, welches auf eine Zinkplatte gelöthet wurde, in einen eisernen
Kasten; man überzieht das Modell mit Thonbrei, um ihm eine glatte Oberfläche zu
ertheilen; zu beiden Seiten der Platte stellt man hölzerne Blöcke auf, welche ein
wenig höher als das Modell sind, und drückt dann erwärmte Gutta-percha in den
Kasten. Nachdem dieselbe erkaltet ist, wird der Thon vom Modell beseitigt und
dasselbe gut gereinigt; alsdann bedient man sich des so erhaltenen
Gutta-percha-Blocks als Gehäuse für die darzustellende eigentliche
Hohlform, welche den genauen Abdruck des Modelles gibt.
Um letztere zu erhalten, bringt man das Modell wieder in den Kasten, legt auf
dasselbe eine seiner Größe angemessene Gutta-percha-Platte, die man
vorher erwärmt hat, und bringt dann das Ganze in die Presse; worin es bis zur
vollständigen Erkaltung bleibt. Man erhält so einen Abdruck, welcher eine Copie des
Modelles mit den feinsten Details darstellt; diesen benutzt man als hohle Form,
worin das Silber durch den galvanischen Strom abgelagert wird.
Verfahren die vertiefte Form leitend zu machen. –
Die hohle Form von Gutta-percha muß sehr sorgfältig auf allen ihren Theilen
mit sehr fein gepulvertem und trockenem Graphit überzogen werden; dann befestigt man
auf ihr einen Draht von reinem Kupfer, welcher zugleich als Haken zum Aufhängen des
Gegenstandes dient; hernach befeuchtet man die hohle Form mit einer Flüssigkeit,
welche aus 1 Th. Silberauflösung und 11 Th. Weingeist besteht, worauf man
Schwefelwasserstoff hineinbläst.
Die so leitend gemachte hohle Form wird, bevor man sie in der Silberlösung aufhängt,
in eine Kupferlösung getaucht, um auf ihr einen vollständigen galvanoplastischen
Kupferüberzug zu bilden. Hernach wird die Form in die Silberlösung getaucht und
bleibt darin aufgehängt, bis die Operation beendigt ist.
Um nun die Gutta-percha von dem Silber zu trennen, erwärmt man sie ein wenig.
Die Kupferschicht wird auf galvanoplastischem Wege beseitigt.
Das nach diesem Verfahren erhaltene Silber kann auf jede Weise bearbeitet,
ausgeglüht, gehämmert etc. werden.
Verfahren, Gypsformen leitend zu machen. – Das
beschriebene Verfahren um die Form leitend zu machen, läßt sich mit wenigen
Abänderungen auf Gegenstände von Gyps anwenden. Man tränkt die ganz trockene
Gypsform mit erhitztem reinem Stearin; dann befeuchtet man sie mit einer
Flüssigkeit, welche aus 1 Th. Silberlösung und 10 Th.
Weingeist nebst ein wenig aufgelöstem Gummilack besteht; hernach bläst man
Schwefelwasserstoff darauf. Die Gypsform ist alsdann allenthalben ein Leiter des
galvanischen Stromes.