Titel: | Die von C. Joachim in Chemnitz abgeänderte schlesische Waschmaschine; beschrieben von Fr. Kohl. |
Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. CXVIII., S. 410 |
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CXVIII.
Die von C. Joachim in Chemnitz abgeänderte schlesische
Waschmaschine; beschrieben von Fr.
Kohl.
Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
1859 S. 354.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Joachim's abgeänderte schlesische Waschmaschine.
In der Werkstatt für den Erbau landwirthschaftlicher Maschinen von C. Joachim und Comp. in Chemnitz
werden auch Waschmaschinen für den häuslichen Gebrauch ausgeführt, welche ihrer
wirklich vorzüglichen Leistungen halber in kurzer Zeit vielfache Anwendung gefunden
haben. Dieselben weichen von der sogenannten schlesischen, die bereits als
zweckmäßig anerkannt worden ist, zwar nur in wenigen Einzelheiten ab, doch geben
solche genügende Veranlassung, diese Waschmaschine zu beschreiben und hierdurch
einer noch allgemeineren Beachtung zu empfehlen.
Von der großen Zahl bekannt gewordener Waschmaschinen sind in Deutschland nur wenige
zu einiger Verbreitung gelangt. Es ist dieß ein Beweis daß man nicht geringe
Ansprüche daran macht und dabei häufig die Vortheile vernachlässigt, die gerade beim
Gebrauche von einfachen Werkzeugen und Maschinen von Bedeutung sind.
Die verschiedenen Hülfsmittel zur Erleichterung des Waschens gehen von den
einfachsten Vorrichtungen, z.B. dem geriefelten Waschbrete, zu den eigentlichen
Maschinen über, womit das Waschen mittelbar durch Quetschen, Stampfen, Schlagen mit
Kugeln, Schaukeln u.s.w. geschieht. Das letztere ist nun auch bei der hier zu
beschreibenden und bei der schlesischen Maschine der Fall, welche vielfach geprüft
und das Resultat darüber im polytechn. Journal Bd.
CXLI S. 401 mitgetheilt worden ist.
Fig. 3 zeigt
die Hauptansicht, Fig. 4 die Seitenansicht und Fig. 5Fig. 6 den Grundriß der von Joachim und Comp. zu beziehenden Waschmaschine.
Der die Wäsche aufnehmende Behälter A ist nahe
halbcylindrisch. Die Seitenwände sind von Holz und werden von einem doppelten Boden
umschlossen, wovon der innere aus Zinkblech besteht, welches von einem
dichtanschließenden Holzmantel überdeckt und mit diesem zugleich durch Bandeisen auf
den Rändern der Seitenwände befestigt ist. Zum dichten Verschluß der oberhalb
befindlichen Oeffnung besitzt der Deckel a Falzränder
und wird damit durch den keilförmigen Riegel b fest
angedrückt. Die an die Seitenwände geschraubten Zapfen c
sind durch die Lager auf den Säulen des Gestelles B drehbar unterstützt, so daß
der Waschbehälter durch die Handhaben d bequem in
schaukelnde Bewegung versetzt werden kann. Innerhalb befinden sich auf dem
Zinkblechboden 7 Holzleisten e (Fig. 6 im Detail) im
gleichen Abstande und zu dem Zwecke angebracht, das Umspülen der Wäsche mit dem
Seifenwasser zu erleichtern, weßhalb sie auf der unteren Seite mit Ausschnitten
versehen sind. Drei dergleichen Leisten sind auf der Innenfläche der Seitenwände
vorhanden. Während des Einlegens der Wäsche wird der Behälter durch den Haken f festgestellt. Der die Gestellsäulen verbindende
Querriegel g ist bauchig ausgearbeitet, um beim Ablassen
des Waschwassers aus der Oeffnung h das Gefäß bequemer
unterstellen zu können.
Im Vergleich mit der schlesischen Waschmaschine sind daher an der beschriebenen
folgende Abweichungen zu bemerken:
1) der wegen größerer Haltbarkeit zugefügte äußere
Holzmantel;
2) die Anbringung von Handhaben auf den schmalen Seitenkanten,
um die Oeffnung in der Mitte und größer ausführen und so die Wäsche bequemer
einlegen zu können, und
3) die der Dauer und des leichten Ganges halber überhaupt
gewählte angemessene Bauart.
Je nach dem Umfange des häuslichen Bedürfnisses werden drei verschiedene Größen
dieser Waschmaschine zu 9, 10 und 11 Rthlr. geliefert. Die Größenunterschiede dieser
drei Sorten, ausgedrückt durch das Verhältniß der Längen, Breiten und Tiefen, sind
folgende:
kleine:
mittlere:
große Maschine:
Länge:
3' 8 1/2''
sächs.
4' 2''
sächs.
4' 5''
sächs.
Breite:
1' 10 „
„
1' 11 1/2''
„
2' 1''
„
Tiefe:
1' 8 „
„
1' 10''
„
2' 1''
„
Die kleine Maschine ist für gewöhnliche Wirthschaften ausreichend und bietet den
Vortheil, daß eine Person das Wiegen sehr gut allein verrichten kann, was bei der
großen Maschine für etwas längeren Gebrauch schon anstrengend seyn würde.
Zur Empfehlung dieser Maschine kann schon die Bemerkung genügen, daß die oben
genannte Werkstatt seit Verlauf von 1 1/2 Jahren über 250 Stück derartige
Waschmaschinen gebaut und nach allen Gegenden Sachsens und selbst in das Ausland
geliefert hat. Ein längerer Gebrauch dieser Waschmaschine in meiner eigenen
Wirthschaft veranlaßt mich, dieselbe ihrer Zweckmäßigkeit, der Zeit- und
Kostenersparung und der Schonung der Wäsche halber mit aller Ueberzeugung zu
empfehlen und das dabei befolgte einfache Waschverfahren zuzufügen.
Die Wäsche wird wie gewöhnlich Tags vorher in einer Wanne mit warmem Wasser und Lauge
unter gleichzeitigem Einseifen eingeweicht und davon so viel ausgerungen und in der
Maschine breit ausgelegt, daß dieselbe bis etwas über die Hälfte damit angefüllt
ist. Es ist zweckmäßig, die Wäsche soweit zu sortiren, daß nicht kleinere Stücke mit
sehr großen zusammenkommen, da letztere die kleinen Stücke Wäsche umschlingen und
deren Waschen hindern können. Nun wird dieselbe mit kochend heißem Seifenwasser, in
welchem etwas Soda aufgelöst ist, übergossen, bis dasselbe darüber zusammenfließt.
Darauf wird die Maschine sorgfältig zugemacht und eine halbe Stunde langsam
auf- und niederbewegt, doch möglichst hoch und tief, damit sich die Wäsche
gehörig umwenden kann. Nach einer halben Stunde läßt man das Wasser in ein
untergestelltes Gefäß abfließen, weil dasselbe von neuem erwärmt, noch weiter zum
Waschen benutzt werden kann, und bringt wieder kochendes Wasser auf die Wäsche. Das
Schwingen dauert, aber jetzt nur 15 Minuten, worauf das Wasser abermals unten
abgelassen wird. Der größte Theil der so behandelten Wäsche wird hiernach zur
Bleiche oder zum Spülen fertig seyn. Nur bei sehr schmutziger und besonders
schweißiger Wäsche, als Hemden und Strümpfe, ist ein nochmaliges Durchsehen nach dem
ersten oder zweiten Wiegen erforderlich.