Titel: | Beschreibung einer locomobilen Dampf-Feuerspritze. |
Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. II., S. 3 |
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II.
Beschreibung einer locomobilen
Dampf-Feuerspritze.
Aus Armengaud's Génie industriel, Februar 1860, S.
65.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Ueber eine locomobile Dampf-Feuerspritze.
Der rühmlich bekannte Luftschiffer E. Godard in Paris sah
bei seiner Anwesenheit in Amerika eine Dampf-Feuerspritze in Thätigkeit,
welche ihm in mehrfacher Beziehung zweckmäßige Einrichtungen zu enthalten schien,
weßhalb er die Zeichnung ausführte, welche er uns zur Veröffentlichung mitgetheilt
hat.
Diese Feuerspritze ist eine auf gewöhnlichem Wege fahrbare Locomobile mit einem
stehenden Dampfkessel, welcher Saug- und Druckpumpen von bedeutender Wirkung
treibt. Ihre Construction ist von der Art, daß sie entweder von Pferden gezogen
werden kann, oder sich selbst schnell nach einem beliebigen Orte zu bringen im
Stande ist, wobei noch die Zeit des Transportes benutzt werden kann, um den
Dampfkessel zu heizen oder dessen Feuerung zu unterhalten, so daß die Spritze, am
Orte ihrer Bestimmung angelangt, sofort in Thätigkeit gesetzt werden kann.
Fig. 22 zeigt
die allgemeine Einrichtung dieser Dampfspritze.
Der Dampferzeuger ist ein stehender Dampfkessel A,
welcher eine innen liegende Feuerung hat und an der Vorderseite geheizt wird.
Kessel und Feuerherd werden von einem Rahmengestelle H
getragen, an dessen Wangen die hauptsächlichen Theile der Maschine befestigt
sind.
Diese Theile bestehen zuvörderst aus zwei rechts und links liegenden Dampfcylindern
B, deren Kolben die Kolbenstangen b in Bewegung setzen, welche durch die Coulissen j geleitet werden und mittelst der Bleuelstange K der Krummzapfen k der
Welle T eine rotirende Bewegung ertheilen.
Die Schieber liegen an den Seiten der Cylinder; sie werden vermittelst der Hähne m und n geschmiert und
bewegt durch kleine Bleuel c, die Sectoren i und die Stangen e, welche
letztere wieder durch die auf der Welle T aufgekeilten
Excentrics ihre Bewegung erhalten.
Durch zwei an der Seite befindliche Röhren a werden die
Schiebergehäuse mit Dampf gespeist. Das Speisewasser des Dampfkessels wird durch die
Röhre O zugeführt, welche mit einem Hahne x versehen ist. Auch an den Dampfcylindern befinden sich
Hähne t und t' zum Ablassen
des condensirten Wassers.
Der Dampfkessel ist, wie die gewöhnlichen Dampfkessel, mit einem Wasserstandsglase
r und mit einem, eine Lärmpfeife bildenden
Sicherheitsventile versehen.
Gewöhnlich wird die Maschine durch zwei Pferde transportirt und zwar mittelst einer
an die Arme h befestigten Deichsel, und sobald sie an
ihrem Bestimmungsorte angekommen ist, wird sie durch die Bremse I festgestellt, welche mittelst der durch einen
Schlüssel etc. bewegten Schraube i angezogen wird. Es
versteht sich übrigens, daß die Räder J auf ihren Achsen
müssen drehbar gemacht werden können, wenn es sich um den Transport handelt, und daß
sie auf denselben müssen befestigt werden können, wenn sie, sobald die Maschine in
Thätigkeit tritt, die Stelle des Schwungrades versehen sollen.
Das Rad J' sitzt an einer Gabel, an welcher eine
cylindrische Stange befestigt ist, die wieder in einer feststehenden hohlen Säule
x mit Schmierhahn y sich
bewegt. Es ist mit einem halbkugelförmigen Schirm bedeckt, welcher es gegen die
Pumpen abschließt. In Folge dieser Einrichtung kann das Rad sich drehen, wie an den
Vordergestellen der gewöhnlichen Wagen, und gestattet, daß der Maschine beim
Transporte jede beliebige Richtung gegeben werden kann.
Die Kolbenstangen sind auf den Hinterseiten der Cylinder so weit verlängert, daß an
sie die Kolben der beiden Saug- und Druckpumpen befestigt werden können,
deren Ventilgehäuse mit D bezeichnet ist. Ueber
demselben befindet sich der Windkessel E, dessen Zweck
bekanntlich die Erreichung eines ununterbrochenen Wasserstrahls ist.
Jeder dieser Windkessel ist mit zwei Rohransätzen versehen, an welche die
Spritzenschläuche mit den Mundstücken angeschraubt werden. Diese Rohransätze können
jeder für sich durch Schütze geschlossen werden, welche durch auf dem Deckel des
Ventilgehäuses angebrachte Hebelvorrichtungen u bewegt
werden.
An die Ventilgehäuse sind Saugröhren F von Leder oder
Kautschuk angesetzt, welche in die Speisebehälter der Pumpen getaucht werden. Diese
Röhren endigen mit Saugkörben und werden, wenn die Spritze nicht in Thätigkeit ist,
von den Haken f getragen. Um ihnen eine größere Länge
geben zu können, werden die beiden Rohre am Hintertheile kreuzweis gelegt, so daß
nämlich dasjenige der linken Pumpe auf die rechte Seite zu liegen kommt und das Rohr
der rechten Pumpe seinen Platz auf der linken Seite erhält.
Obschon die Maschine im Allgemeinen wie die Locomobilen transportirt und von zwei
Pferden gezogen wird, so sind doch die Räder so eingerichtet, daß sie so benutzt
werden können, wie diejenigen der Locomotiven, und ist dieselbe zu dem Ende mit
einer Vorrichtung G zum Umsteuern versehen, deren Hebel
G' dem Maschinenwärter zur Hand liegt.