Titel: | Beschreibung der von Hrn. E. Dittmar in Heilbronn ausgeführten Setz- und Wasserwaagen. |
Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. LXVI., S. 257 |
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LXVI.
Beschreibung der von Hrn. E. Dittmar in Heilbronn ausgeführten Setz- und
Wasserwaagen.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Dittmar's Setz- und Wasserwaagen.
Die gewöhnliche Setzwaage mit Bleiloth hat den Uebelstand, daß dieselbe auf ein
Richtscheit aufgesetzt werden muß, daß also die Richtigkeit beim Einstellen einer
horizontalen Fläche von zwei Gegenständen abhängig ist, nämlich von der Setzwaage
selbst und dann von dem Richtscheite. Außerdem übt auf die gewöhnliche Setzwaage,
trotz ihrer mangelhaften Empfindlichkeit, doch jeder Luftzug einen merklichen
Einfluß aus, und es dauert überdieß ziemlich lange bis das an der Setzwaage
angebrachte Loth zur Ruhe kommt. Muß die Setzwaage viel gebraucht werden, so ist
auch die durch dieselbe verursachte Zeitversäumniß nicht unbedeutend.
Allen diesen Uebelständen half Hr. E. Dittmar in Heilbronn
(Württemberg) durch seine neue Setzwaage mit Libelle ab. Sie ist in Fig. 8 im Durchschnitte,
in Fig. 9 im
Grundrisse abgebildet, und besteht aus einem starken Richtscheite A von ausgekochtem Eichenholz, welches dem Werfen und
Schwinden sehr wenig ausgesetzt ist. Dieses Richtscheit hat mitten auf seiner obern
Fläche eine kastenförmige Vertiefung B, welche groß
genug ist, um die in Gußeisen gefaßte Libelle C
aufzunehmen. Die Libellenfassung hat an beiden Enden einen Lappen D, welcher durchbohrt ist, so daß die Libelle sehr
leicht durch zwei Holzschrauben in der kastenförmigen Vertiefung befestigt werden
kann. Die Libelle ist in die gußeiserne Fassung eingekittet, und kann deßhalb ihre
Lage in derselben nie verändern. Sie ist gegen eine Beschädigung nicht nur durch den
eisernen, in der Mitte durchbrochenen Deckel E
geschützt, sondern auch während des Trausportes durch einen hölzernen Deckel F, welcher sich um ein Scharnier dreht, vorne dreieckig
zugespitzt ist und in eine eben solche Vertiefung paßt. Durch diese Form ist der
geschlossene Deckel gegen jede Seitenverschiebung geschützt. Um den Deckel
geschlossen zu erhalten, wird der kleine messingene Reiber G über den Deckel gedreht.
Beim Gebrauche der Setzwaage wird dieselbe einfach auf die zu untersuchende Fläche
direct gestellt; stellt sich die Luftblase in der Libelle gerade zwischen die in das
Glas eingeritzten Linien, so ist dieß ein Zeichen, daß die untere Fläche der
Setzwaage horizontal steht. Diese Setzwaage kann selbst dem ungeübtesten Arbeiter
ohne Gefahr einer Beschädigung in die Hand gegeben werden, sie ist überall auch bei Wind
und Wetter im Freien zu gebrauchen, das Messen mit derselben ist richtiger als bei
irgend einer anderen Setzwaage, und die Zeit, welche es erfordert, ist viel kürzer
als sonst.
Außer diesen auf Holz aufgeschraubten, oder in Holz eingelassenen Setzwaagen liefert
Hr. Dittmar noch äußerst zweckmäßig construirte, in
Gußeisen gefaßte Libellen, welche ebensowohl zum Einstellen horizontaler Flächen
dienen, als sie auch statt des Lothes zum Einstellen verticaler Flächen benutzt
werden können. Solche Libellen, die in verschiedenen Größen von 5 bis 8 1/2 Zoll
Länge, und zu äußerst billigen Preisen, von 1 fl. 40 kr. an bis bis 2 fl. 48 kr.,
stets vorräthig bei ihm zu finden sind, haben den Vorzug, daß sie, da sie ohne
Correctur sind, sich nicht falsch stellen lassen. Sie sind, einmal richtig
hergestellt, fast unverwüstlich, und können so sorglos wie jedes gewöhnliche Stück
Werkzeug jedem Arbeiter anvertraut werden. Der Grad ihrer Empfindlichkeit ist zum
gewöhnlichen Gebrauche gut getroffen, und ihre Genauigkeit übertrifft jedenfalls die
einer gewöhnlichen Setzwaage.
Fig. 10 zeigt
eine solche Libelle im Grundrisse, Fig. 11 in der
Seitenansicht und Fig. 12 in einer Endansicht. Das gußeiserne Gehäuse A, in welches die Röhrenlibelle B eingekittet ist, ist mit einem aufgeschraubten Deckel C versehen, welcher nur in der Mitte, zum Beobachten der
Luftblase eine längliche Oeffnung hat. Das Libellengehäuse ist unten eben gefeilt,
und die untere Fläche ist vollkommen parallel zur oberen, inneren Glasfläche. Ein
paar Fußlappen D dienen dazu, die Libelle auf ein
Richtscheit aufzuschrauben. An der Seite des Gehäuses sind zwei kleine Meißelleisten
E angegossen, welche rechtwinkelig zur Fußfläche
bearbeitet sind. Diese Meißelleisten sind durch ein paar Vorsprünge F überragt, deren untere Flächen vollkommen parallel zur
Fußfläche sind, so daß, wenn diese Vorsprünge auf eine horizontale Fläche aufgesetzt
werden, es dasselbe ist, als ob die Libelle mit ihrer Fußplatte aufgesetzt wäre. Es
haben diese Vorsprünge, so wie auch die Meißelleisten den Zweck, die Libelle auf den
einen Schenkel eines Winkelmaaßes aufsetzen zu können, so daß man sich hiedurch
überzeugen kann, ob der zweite Schenkel des Winkels im Loth steht. Die Stellschraube
G dient zum Befestigen der Libelle an dem einen
Schenkel des Winkelmaaßes. Das so einfache Instrument wird jedem Geschäftsmanns der
es mit horizontalen und verticalen Flächen zu thun hat, bald unentbehrlich seyn.