Titel: | Anwendung des französischen Purpurs in der Färberei und Druckerei. |
Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. LXXXII., S. 312 |
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LXXXII.
Anwendung des französischen Purpurs in der
Färberei und Druckerei.
Aus der deutschen Musterzeitung, 1860, Nr.
5.
Anwendung des französischen Purpurs in der Färberei und
Druckerei.
Der französische Purpur (Pourpe français) kommt im
Handel als Kalklack oder Thonerdelack vorMan s. Persoz's Abhandlung über den französischen
Purpur im polytechn Journal Bd. CLII S.
301., und wird bei seiner Verwendung in der Färberei folgendermaßen
behandelt.
Der Purpur wird fein gestoßen, gesiebt und mit kochendem Wasser digerirt, wobei eine
gewisse Quantität Oxalsäure zugesetzt wird, um den Kalk zu binden. Man koche etwa 15
Minuten, colire und kann dann die Lösung zum Färben benutzen. Wenn ein erstes Kochen
nicht die Farbe gänzlich erschöpft, so kann man ein zweites und drittes Ausziehen
vornehmen.
Zur ersten Abkochung nehme man auf
100
Gramme
französischen Purpur
100
„
Oxalsäure,
10
Liter
Wasser.
Zur zweiten Abkochung wird der Rückstand auf dem Filter von der ersten Abkochung noch
mit
50
Grammen Oxalsäure und
10
Liter Wasser gekocht.
Die dritte Abkochung geschieht mit noch weniger Oxalsäure.
Jede Abkochung wird colirt (durch ein Leinenzeug in ein irdenes oder hölzernes
Gefäß), indem wegen der sauren Beschaffenheit die Lösung so wenig als möglich mit
Kupfer und Eisen in Berührung kommen darf.
Je nach der Tiefe der Farbe die man erzeugen will, wird beim Beizen der Zeuge eine
stärkere oder schwächere Albuminlösung aufgedruckt.
Um den violetten Ton der Farbe beizubringen, verwendet man gewöhnlich Ultramarin, welches mit dem
Albumin auf einmal aufgedruckt wird. (Je mehr Ultramarin, desto blauvioletter wird
natürlich der Farbeton.)
Nachdem das Albumin entweder allein, oder mit Tafelschwarz oder anderen Dampffarben
aufgedruckt wurde, wird circa 1/4 Stunde im Kasten
gedämpft, wenn nicht die anderen Dampffarben ein längeres Dämpfen verlangen.
Weil man die Albuminlösung behufs des Drückens mit Traganthgummiwasser oder mit
gewöhnlichem Gummiwasser stellen muß, so werden die Zeuge nach dem Dämpfen durch
kochendes Wasser genommen, um eben das Gummi wieder zu entfernen.
Ansatzpurpur zum Färben.
Für 4 Stück Kattun (à 62 Ellen lang und 6/4 breit)
werden 10 Loth französischer Purpur (Kalklack und Thonerdelack),
10
Loth
Oxalsäure und
15
„
Wasser
1/4 Stunde lang gekocht und colirt. Sonach erwärme man 250
Maaß Wasser auf 75° C., gebe von obiger sauren Ansatzpurpurflüssigkeit 15
Maaß und 15 Loth Ammoniak zu.
Das Ammoniak, so wie die Ansatzflüssigkeit des französischen Purpurs, werden
portionenweise der Flotte zugesetzt, da sonst die Stücke zu stark einfärben würden.
Es wird bei 60° C. 1/2 – 3/4 Stunden gefärbt. Ist die Flotte nach dem
Färben nicht ganz ausgezogen, so kann man sie von Neuem benutzen.
Wenn man mit dem französischen Purpur sehr reine Nüancen
erhalten will, so muß man die Wolle und Seide vorher mit schwefliger Säure bleichen.
Wenn nach der Färberei die Nüance nicht genug violett ist, kann man eine schwache
Lösung von Indigocarmin verwenden, muß aber sehr sorgfältig damit umgehen, da der
Indigocarmin leicht die Weißböden verdirbt.
Topischer Aufdruck des französischen
Purpurs auf Kattun.
Der Purpur wird in ein ganz feines Pulver verwandelt, und im Wasserbade mit
Essigsäure und Alkohol behandelt. Hierbei beobachtet man folgende Verhältnisse:
25
Gramme
französischen Purpur,
50
„
Essigsäure,
80
„
Alkohol,
1
Liter
Albuminlösung.
Indigocarmin wird je nach dem Ton, den man erzeugen will,
zugegeben.
Nach dem Drucke wird gedämpft und das Stück durch kochendes Wasser genommen.
Anwendung in der Druckerei auf
Schafwolle und Seide als Dampffarbe.
Der Purpur in seiner größten Feinheit wird im Wasserbade in Essigsäure gelöst, die
Lösung mit kohlensaurer Magnesia abgestumpft, Alkohol zugesetzt und mit Gummiwasser
verdickt.
Man beobachtet hierbei folgendes Verhältniß:
24
Gramme
französischen Purpur,
50
„
Essigsäure,
mit kohlensaurer
Magnesia abgestumpft, und
80
Gramme
Alkohol zugesetzt,
dann mit Gummiwasser verdickt. Nach dem Bedrucken werden die
Stücke gedämpft.
Ein schnelleres Verfahren besteht darin, die Stücke einfach mit einem Gemisch von Eiweiß und Farbstoff zu bedrucken, und dann vollständig
zu trocknen; oder sie bloß mit Eiweiß zu bedrucken, und hernach den Zeug durch ein
Färbebad von französischem Purpur zu nehmen, welches auf oben angegebene Weise
angesetzt ist. Im letzteren Falle färben sich nur die mit Eiweiß imprägnirten
Stellen.
Der in dem französischen Purpur enthaltene Farbstoff ist ziemlich ächt gegen Luft und
Säuren; er charakterisirt sich durch reine Malven- oder Dahliafarbe, welche
er beim Zusatz einer schwachen Säure auf Seide (ohne Beizmittel) gibt, ferner durch
das reine Violett, welches er in Verbindung mit Ultramarin oder Indigocarmin
liefert.
Um das Rose des Alpes zu erhalten, färbt man zuerst nach
angegebener Weise mit französischem Purpur und passirt nachher durch ein Bad von
Safflor. Zu dem Ende macerirt man den Safflor mit kohlensaurem Kali und bildet so
eine Lösung von Carthamin, die man durch Zusatz von Citronensäure ins Rothe
überführt.