Titel: | Ueber die Braunkohlenpresse auf der Grube v. d. Heydt bei Ammendorf; vom Ingenieur Ed. Friedrich. |
Autor: | Ed. Friedrich |
Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. XCI., S. 355 |
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XCI.
Ueber die Braunkohlenpresse auf der Grube v. d.
Heydt bei Ammendorf; vom Ingenieur Ed.
Friedrich.
Friedrich, über die Braunkohlenpresse auf der Grube v. d. Heydt bei
Ammendorf.
Das polytechnische Journal enthält in diesem Bande S. 5
eine Mittheilung des Civilingenieurs C. Zincken über die
neueren Resultate des Betriebes der nach der Art der
Exter'schen Torfpressen ausgeführten
Braunkohlenpresse auf der Grube v. d. Heydt – sonst Theodor – bei
Ammendorf.
Da diese Mittheilung fast durchgängig auf unrichtige Angaben und Voraussetzungen sich
stützt und deßhalb ein falsches Licht über dieses neue und anscheinend überaus
wichtige Unternehmen zu verbreiten geeignet ist, so sieht der Verfasser, welcher den
Betrieb fraglicher Presse in neuester Zeit einige Monate geleitet hat, sich
veranlaßt, einige thatsächliche Berichtigungen jener Mittheilung hier folgen zu
lassen.
Erst seit Anfang März d. J. war es durch versuchsweise Abänderung der
Feuerungs-Anlage möglich geworden, auf der Presse continuirlich gute Steine
zu erzielen und ward darauf ein den Verhältnissen angemessener, regelmäßiger Betrieb
ungeachtet der unzweifelhaft mangelhaften Einrichtung des Trockenofens eingeleitet,
indem die grubenfeuchte, zu dieser Jahreszeit im Freien nicht im Mindesten
vorzutrocknende Kohle Nachts vorgewärmt und getrocknet und am Tage nochmals durch
den Ofen geleitet und verpreßt wurde. Bei genügenden Vorräthen trockener Kohle
wurden täglich bis 60 Tonnen à 7 1/9 Kubikfuß
verpreßt und lieferten dieselben 21000 Kohlensteine incl.
circa 850 Bruchstücke.
Zur Heizung der Kessel der beiden Dampfmaschinen für den Betrieb des Quetschwerks,
des Elevators, der Rührwerke in dem Trockenofen und der Presse selbst wurden per Tag 25 Tonnen Braunkohlen und zur Heizung des
Trockenofens 3 1/2 Tonnen Bruchstücke der Preßsteine verbraucht, wobei das zu
verpressende Kohlenmehl auf 50–56° Reaumur erhitzt wurde.
Aus diesen Angaben ergibt sich den Zincken'schen
Mittheilungen gegenüber:
ad 1) daß 1 Tonne Braunkohle nicht 321,19, sondern 350
Stücke Preßsteine liefert von 1,08 bis 1,12'' Stärke und
einem Kubikinhalt von 18,53 bis 19,22, im Mittel von 18,88 Kubikzoll, d.h. bei einer
größeren Ausbeute an Steinen fast 1 1/2 Mal so stark als nach den Zincken'schen Angaben; das Volumen der aus 1 Tonne
erfolgenden 350 Steine beträgt darnach 6608 Kubikzoll und wird das ursprüngliche Volumen
der Tonne Braunkohle von 12288 somit auf etwa die Hälfte reducirt; in neuester Zeit
werden die Steine noch etwas stärker gefertigt, um sie für weiteren Transport noch
geeigneter zu machen, wo sich denn die Ausbeute der Stückzahl nach verhältnißmäßig
geringer stellt.
ad 2). Beim Betriebe der Presse konnte bisher nie auf 10
wirkliche Arbeitsstunden gerechnet werden, einerseits weil der durchdringende, feine
und trockene Braunkohlenstaub bei der bestehenden, die Preßmaschine nicht
isolirenden Einrichtung eine häufige Reinigung der letztern bedingte und die
mangelhafte Construction des Trockenofens eine häufige Ausräumung der Asche
erforderte, und andererseits, weil an jedem Morgen absichtlich für den Trockenofen
noch Stein-Bruchstücke aus grubenfeuchter Kohle fabricirt wurden, auf welcher
noch keine weiteren Kosten für Vorwärmen der Kohle lasteten; es geschah dieß, weil
bei der Preßstein-Fabrication nur 4 Proc. an Abfall gewonnen wurde, während
der Trockenofen circa. 6 Proc. erforderte. Diese
Leistung der Presse ist weder in den 60 Tonnen aufgegebener trockener Kohle, noch in
der Ausbeute von 21000 Steinen mitberücksichtigt.
Die Production beläuft sich, per Stunde auf 2500 Steine,
woraus hervorgeht, daß die Maschine, welche bei jeder Umdrehung einen Stein fertigt,
41–42 Umgänge in der Minute macht; bei der geringen
Umdrehungs-Geschwindigkeit von 32 Wechseln per
Minute waren gute und feste Steine nicht zu erzielen.
ad 3). Das Gewicht von 1 Tonne grubenfeuchter Kohle
beträgt 347 Zollpfund, das Gewicht von 13 in neuerer Zeit fabricirten Steinen 10
Pfd. (bei Eisenbahnsendungen wogen 1000 Stück gegen 8 Centner); es beträgt demnach
das Gewicht eines Steines 23 Zollloth, und das der aus 1 Tonne Kohle erhaltenen
Steine incl. Bruch 8050 Zollloth = 268,3 Zollpfund, und
nicht, wie von Zincken angegeben, 171 Pfd. 9,04 Loth. Das
Gewicht eines dieser Steine im Verhältniß zu dem eines von Zincken beschriebenen Steines entspricht dem Stärkeverhältniß der Steine
fast vollkommen, und wenn bei früheren Versuchen dergleichen kleine Steine
hervorgegangen, so ist doch die Zusammenpressung der Kohle dabei nur dieselbe
gewesen wie gegenwärtig und nicht so bedeutend wie von Zincken behauptet wird.
ad 4). Bei Anfertigung von 21000 Steinen fallen circa 850 Stück zerbrochene ab – namentlich beim
Beginn des Pressens – und entspricht die letztere Summe 4 Proc. der
Production.
ad 5) der Zincken'schen
Mittheilung erscheint es überflüssig, die aus falschen Prämissen berechneten
Resultate zu berichtigen, und bleibt nur noch zu bemerken, daß die zerbröckelten Steine dem
Preßproceß niemals von Neuem unterworfen sind, noch unterworfen werden können; der
geringe Abfall ist nur zur Heizung des Trockenofens verwendet.
ad 6), 7) und 8) lassen sich die betreffenden
Betriebsresultate, die in der Zinsen'schen Mittheilung
auf ungenauen Voraussetzungen beruhen, erst nach längerem Betriebe mit Bestimmtheit
feststellen und wird einem späteren Berichte die Veröffentlichung derselben
vorbehalten. Auf der Hand liegt, daß, da bei dieser ersten derartigen Anlage alle
Erfahrungen erst im Verlaufe der Arbeit gemacht werden mußten, die dadurch
hervorgerufenen vielfachen Abänderungen das Anlagecapital bedeutend erhöht und daß
die vielfachen Betriebsunterbrechungen einen erheblichen Kohlenaufwand bei der
Kesselfeuerung (25 Tonnen) im Verhältniß zur gelieferten Arbeit hervorgerufen haben.
Deßhalb ist außer Zweifel, daß eine zweite Anlage der fraglichen Art bedeutend
billiger und zweckmäßiger hergestellt und durch eine solche von Hause aus ein
günstigeres Resultat erzielt werden könnte.
Die Verwaltung der Actiengesellschaft, welcher die Grube v. d. Heydt gehört, hat
bisher und solange als das Problem der Herstellung von Braunkohlenpreßsteinen nach
Exter'scher Methode noch nicht für gelöst erachtet
werden konnte. Bedenken getragen Tag- und Nachtbetrieb bei der Presse
einzurichten und zu dem Ende einen Umbau des Trockenofens vorzunehmen.
Da inzwischen die bisherigen Resultate trotz der Unvollkommenheit des Trockenapparats
doch jeden Zweifel darüber beseitigt haben, daß die Fertigung solcher Preßsteine im
Großen ohne Schwierigkeiten ausführbar und daß dabei ein finanziell sehr
vortheilhaftes Geschäft zu erzielen sey, so ist bereits mit dem Umbau des
Trockenofens nach Eintritt günstigerer Witterung vorgegangen und wird in den
nächsten Wochen der ununterbrochene Betrieb der Presse beginnen.
Zur Beurtheilung der bisherigen Leistungen sey hier noch besonders erwähnt, daß bei
dem früheren Ofen von vier Röhrenfätzen nur zwei in dauernder Thätigkeit erhalten
werden konnten und daß in Folge dessen es unmöglich wurde, die feuchte Kohle bei
einmaligem Durchgange durch den Ofen in dem Maaße zu erhitzen, wie die Fertigung
fester Steine dieß nöthig macht.
Ob die zeitige Verwaltung der Gesellschaft es an Intelligenz und Ausdauer hat fehlen
lassen, um die Exter'sche Methode der Torfpressung auf
Braunkohlen zur Anwendung zu bringen, darüber enthält der Verfasser sich billig
eines Urtheils. Die nächste Zeit wird nach Einrichtung des Tag- und
Nachtbetriebes darüber am besten Zeugniß ablegen und keinem einsichtigen
Sachverständigen werden die überaus großen Schwierig leiten entgehen, die hier zu
überwinden waren. Ob es Hrn. Zincken gelingen werde, die
hier zur Anwendung gebrachte Trockenvorrichtung durch eine einfachere und weniger
Brennmaterial erfordernde zu ersetzen, muß erwartet, vorläufig aber bezweifelt
werden.
Die Nothwendigkeit, den Wassergehalt der Braunkohle, der auch bei lufttrockener Kohle
bekanntlich noch immer sehr bedeutend ist, in möglichst kurzer Zeit zu verflüchtigen
und das trockene, die Wärme so schlecht leitende Kohlenmehl dabei auf einen
bestimmten Grad zu erhitzen, ohne die beim Zutritt der atmosphärischen Luft
unzulässige und gefahrvolle Bildung von Destillationsproducten eintreten zu sehen,
wird anscheinend im Wesentlichen immer wieder zu einer Trockenvorrichtung wie solche
bei der fraglichen Presse besteht, zurückführen.