Titel: Rowan's patentirte Verbesserungen an Flachsspinnmaschinen.
Fundstelle: Band 156, Jahrgang 1860, Nr. CV., S. 418
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CV. Rowan's patentirte Verbesserungen an Flachsspinnmaschinen. Aus dem Mechanics' Magazine, Januar 1860, S. 56. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Rowan's Verbesserungen an Flachsspinnmaschinen. Die HHrn. Rowan zu Belfast haben eine sehr einfache aber höchst nützliche Verbesserung an den Flachsspinnmaschinen angebracht, welche in Fig. 24 im Querschnitt und in Fig. 25 im Grundrisse dargestellt ist. A und B sind die Hechelstangen mit den an sie befestigten Hecheln a, a, welche durch die rechts und links gewundenen Schrauben C, C und D, D in fortschreitende Bewegung gesetzt werden. Die oberen Hechelstangen werden, sobald sie an den Enden der Schrauben C, C ankommen, durch die Daumen E, E in die Lage B hinabgedrückt, und da die Schrauben D, D in einer den oberen Schrauben C, C entgegengesetzten Richtung rotiren, so führen sie die Hechelstäbe zurück, bis diese, an den Enden der Schrauben anlangend, durch die Daumen F, F wieder mit den oberen Schrauben in Eingriff gebracht werden und nun ihre erste Bewegung wieder beginnen. So weit ist die Anordnung von der gebräuchlichen nicht verschieden. Die Verbesserung besteht in der eigenthümlichen Gestalt der oberen Schrauben C, C. Diese hatten nach der seitherigen Construction von einem Ende bis zum andern eine gleichmäßige Weite der Schraubengänge und führten daher die Hechelstangen mit gleichmäßiger Geschwindigkeit vorwärts. Der vorliegenden Erfindung gemäß haben jedoch die Schrauben C, C eine allmählich zunehmende Weite der Schraubengänge, wodurch den Hechelstangen nothwendig eine beschleunigte Bewegung ertheilt wird. Der Hauptzweck der Erfindung ist ein gleichmäßiger Zug auf die Flachsfasern zwischen den Speisewalzen und den Abgebewalzen bei denjenigen Vorbereitungsmaschinen, in welchen derartige Hechelvorrichtungen mit Schraubenbewegung vorkommen. Bei den gegenwärtig gebräuchlichen Maschinen hat die streckende oder verlängernde Wirkung auf die Flachsfasern, welche durch die größere relative Geschwindigkeit der Abgebe- und Speisewalzen hervorgebracht wird, eine starke Neigung, sich an den Stellen wo daß Vließ am schwächsten ist, noch mehr geltend zu machen, und es ist nur die zurückhaltende Kraft der Hecheln, welche verhütet daß die Verlängerung an diesen schwächsten Stellen vollständig stattfinde. Aus diesem Grunde ist das System der Duplirung so wichtig, indem es die schwachen Stellen dadurch zu beseitigen strebt, daß es dieselben mit andern Theilen bedeckt, welche wahrscheinlich stärker sind. Indessen gewährt diese Ausgleichungsmethode keine absolute Sicherheit, indem einmal auch zwei oder mehrere schwache Stellen zusammen kommen können; und wenn dieses der Fall ist, so wird eine stärkere Streckung an dieser Stelle bei der nächstfolgenden Procedur die Dicke der Faserschicht noch mehr vermindern. Da, wie oben bemerkt, bei der fraglichen Verbesserung die Hechelstangen mit beschleunigter Geschwindigkeit fortschreiten, so ist der durch die Hecheln auf das Flachsband ausgeübte Zug von den Streckwalzen unabhängig, jedoch geringer als der durch die letzteren hervorgebrachte. Man wird einsehen, daß die durch die Hecheln auf solche Weise erzeugte Streckung dem Einflusse irgend einer Ungleichheit im Vließ gar nicht ausgesetzt ist, und daß das letztere, indem es mit den Hecheln irgend eine Strecke entlang fortschreitet, sich gerade nur um so viel verlängert, als die Schraubengänge innerhalb dieser Strecke sich erweitert haben. In dem Maaße als das Vließ den Einziehwalzen sich nähert, erfährt es durch die letzteren die übliche Streckung. Da jedoch mindestens die Hälfte der erforderlichen Streckung bereits vorher durch die Hecheln stattgefunden hat, so erscheinen dadurch die Mängel in der Wirkung der Walzen in gleichem Verhältnisse verringert. Die Anwendung obiger Art Schrauben gewährt nach Rowan's Angabe außerdem noch folgende Vortheile: 1) Vermöge der veränderlichen Anordnung der Hecheln wird die Reinigung des Flachses von fremdartigen Stoffen auf eine wirksamere Weise erzielt. Eine Reihe vergleichender Versuche hat herausgestellt, daß die Quantität der entfernten fremdartigen Substanzen aus dem nämlichen Flachs bei Anwendung der gewöhnlichen Schrauben nur halb so groß ist, als bei dem verbesserten System. 2) Die Fasern des Vließes werden bei Anwendung des neuen Systems der Schrauben mehr parallel gelegt, und enthalten weniger doppelte Enden. Bei dem gewöhnlichen sowie bei dem verbesserten System, erfassen die Einziehwalzen, da sie schneller als die Hechelstangen sich bewegen, derartige in dem hintersten Ende der Fasern sich befindenden Doppelenden oder Schleifen, aber das erstere System übt auf die an den vorderen Enden befindlichen keine Wirkung aus. Bei dem neuen Apparate dagegen greifen die schneller fortschreitenden vorderen Hecheln, während die Fasern durch die hinteren langsamer sich bewegenden aufgehalten werden, in die Schleifen an den vorderen Enden der Fasern und lösen sie allmählich auf. 3) Es hat sich herausgestellt, daß die durch diesen Schraubenapparat mit ungleichen Windungen gehechelten Flachsbüschel in Vergleich mit dem gewöhnlichen System eine weit größere Weichheit, Gleichmäßigkeit und eine um 19 Procent größere Festigkeit zeigen, daß also aus einem und demselben Material ein weit besseres Garn gesponnen werden kann. Auch hat es sich gezeigt, daß die Abnützung der hölzernen Streckwalzen bei Anwendung der veränderlichen Schrauben bedeutend verringert wird, theils, weil für die Preßwalzen keine so starken Gewichte nöthig sind, theils in Folge der Abwesenheit von duplirten Enden und verschlungenen Fasern.

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